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RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - Quintus Fabius - 18.06.2025 Auch wenn ich deine Ansicht grundsätzlich teile, und deshalb ein Krieg mit der NATO vollkommen anders verlaufen würde als aktuell in der Ukraine - sollte man vielleicht ergänzend noch zwischen dem offensiven Einsatz der Luftwaffe und der Luftraumverteidigung differenzieren. Zum einen umfasst die Luftraumverteidigung wesentlich mehr als die Flugzeuge, zum anderen sind die Russen hier was die reine Defensive in der Luft angeht aufgrund bogengestützter Systeme deutlich stärker als der Iran. Der Leistungsabstand zwischen den NATO Luftwaffen und der russischen Luftraumverteidigung ist daher meiner rein privaten Meinung nach nicht so groß wie der zwischen der israelischen Luftwaffe und der iranischen Luftraumverteidigung. Du hast meiner Meinung nach trotzdem recht, weil der Leistungsabstand immer noch ausreichend wäre. Der Konflikt hätte eine komplett andere Dynamik und die NATO Luftwaffen würden sich durchsetzen. In diesem Kontext sollte man noch auf die Schere-Stein-Papier Konzeption des Krieges an sich verweisen. Im Krieg ist es querschnittlich immer nachteilig, das gleiche gegen das gleiche zu setzen. Der Ukrainekrieg wird dominiert von Drohen und Artillerie. Die Russen sind darin sehr leistungstark, allen Unkenrufen im Westen zum Trotz. Es wäre aber gerade eben wegen dieses Konzeptes ein Fehler nun selbst massiv auf (die gleichen) Drohnen und Artillerie zu setzen - sondern man sollte immer bewusst das nehmen, worin der Feind offenkundig schwächer ist, und das heißt natürlich insbsondere die Luftwaffe. Feuerkraft kann man per Artillerie herstellen, oder eben gleichermaßen aus der Luft. Also stellen wir sie intentional aus der Luft her. Dessen ungeachtet halte ich trotzdem Drohnen in Zukunft für absolut wesentlich. Aber auch hier müsste man diese auf eine andere Primärzielsetzung, einen anderen Schwerpunkt hin ausrichten, nämlich auf die Zerstörung der russischen Luftraumverteidigung. Wir benötigen also eher "operative" Drohnen als "taktische" Drohnen. In diesem Kontext sollte man betonen, dass die Israelis im Iran eine große Menge an Drohnen eingesetzt haben, und diese wesentlich für die schnelle Zerschlagung der iranischen Luftraumverteidigung waren. Das heißt unsere Drohnen benötigen zum einen anderen Schwerpunkt - hier dürfte in Bezug auf Russland insbesondere die Elektronische Kriegsführung mittels Drohnen bzw. der Kampf gegen EloKa Systeme der Russen per Drohne relevant sein, sowie wie geschrieben die Bekämpfung der Luftraumverteidigung per Drohne und zuletzt aber nicht als Letztes die Auflkärung für die Luftwaffe. Das alles lässt sich nicht mit einfachen Billig-Drohnen erledigen. Ist aber günstiger, als dies komplett von Kampfflugzeugen aus erledigen zu wollen. Und umgekehrt brauchen alle eigenen Streitkräfte eine starke Defensivfähigkeit gegen Drohnen, da die Russen diese Systeme in der Defensive natürlich extrem massiv nutzen werden. Drohnen in der Art und Weise wie man sie jetzt in der Ukraine sieht sind mehr Defensivsysteme. Da wir den Krieg offensiv führen müssen, verschieben sich damit natürlich die Anforderungen an die Drohnen / verwendeten Systeme weil Defensivdrohnen in der Offensive weniger Leistung generieren. RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - Pmichael - 18.06.2025 Ich denke mal der größte Unterschied zwischen NATO und Russland dürfte die grundsätzlich Lernfähigkeit sein, man denke da an den Kosovo Krieg, wo die Serben zwar die Übermacht der NATO Luftstreitkräfte nicht stoppen konnten aber durch den legendären Abschuss einer F-117 und durch geschicktes Nutzen ihrer Luftabwehr einige signifikante Kräfte durchgehend für SEAD binden konnten. Aber man hat sofort richtige Schlüsse gezogen, so wurde HARM mit GPS entwickelt um auch Radarsysteme erfolgreich bekämpfen zu können, die während des Anfluges sich abgeschaltet, und Einsatzgrundsätze für Stealthbomber geändert. Das russische Militär ist kulturell schlicht reaktionär eingestellt und notwendige Veränderungen finden wenn überhaupt viel später und langsamer statt. Und das größte Problem der heutigen Drohnen ist doch, dass diese Form der Waffen nur dafür eingesetzt werden kann die Dynamik und Initiative des Gegners zunichte zu machen, jedoch selbst keinen Beitrag leisten kann einen eigenen Angriff vorzubereiten, dafür sind die Drohnen von denen man im Krieg in der Ukraine spricht doch viel zu statisch und operativ zu träge. Kampfflugzeuge können bei entsprechender Luftüberlegenheit fast beliebig tief operieren und durch ihre Geschwindigkeit, ihre Wucht und flexible Waffenladung den oft notwendigen Beitrag leisten. RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - Quintus Fabius - 18.06.2025 Ich stimme dir zu, dass die Lernfähigkeit und die Lerngeschwindigkeit mancher NATO Länder / respektive der NATO insggesamt größer ist als die Russlands. (ich würde das aber nicht auf alle NATO Länder gleichermaßen gelten lassen, aber querschnittlich ja). Und eine größere Lerngeschwindigkeit und -fähigkeit sind im Krieg immense Vorteile. Die Anpassungsfähigkeit ist ganz allgemein eine der wesentlichsten Fähigkeiten, man sieht das gerade eben im Ukrainekrieg einmal wieder sehr deutlich. Aber ist die Bundeswehr ausreichend anpasungsfähig? Ist die Lernfähigkeit und Lerngeschwindigkeit der Bundeswehr so hoch wie sie es für den modernen Krieg sein müsste? Und selbst wenn Deutsche Soldaten heute diese Befähigung theoretisch hätten, erhalten sie überhaupt die Möglichkeit diese auch real einzusetzen?! Spezifisch in Bezug auf diese Bundesrepublik und ihren habe ich da einige Zweifel. Die Bundeswehr wird ja auch sonst schon so viel wie nur irgendwie denkbar gehemmt, gelähmt, eingeschränkt. Wir keine sonderlich gute Fehlerkultur, wie haben kein sonderlich gute Innovationskultur, dafür haben wir geistige Erstarrung im Überfluss. Wird man im Krieg in der Lage sein diese zu überwinden ? Wird man sie vor dem Krieg überwinden können ?! Russland hat klar aufgezeigt, wohin reaktionäres erstarrtes Denken führt, wohin eine solche versteinerte Militärkultur führt und was für immense militärische Probleme sich daraus ergeben. Meine Befürchtung ist, dass spezifisch die Bundeswehr in wesentlichen Punkten den Russen näher ist als den Ukrainern. ________________________________________________________________________ Deine Einschätzung, dass Drohnen nur disruptiv wirken, dynamik und initiative zunichte machen, aber nicht einen eigenen Angriff vorbereiten können, teile ich jedoch so nicht. Nur weil dies in der Ukraine nicht gelingt, respektive die dort verwendeten Drohnentypen defensiver Natur sind, bedeutet dies nicht, dass man nicht mi anderen Drohnen und anderen Einsatzkonzepten für diese sehr wohl hochgradig mobil und offensiv wirken könnte. Zur Frage des Einsatzes in der Tiefe kann ich an dieser Stelle nur einmal mehr auf die vielen israelischen Drohnen im Iran verweisen, welche dort gegen die iranische Luftraumverteidigung immens effektiv waren ! Gerade für den Einsatz in der Tiefe und insbesondere für das Erlangen der Luftüberlegenheit sind Drohnen heute absolut wesentlich. Sie sind damit kein Widerspruch zu Kampfflugzeugen, sondern gerade eben deren zwingend notwendige Ergänzung. Das sind aber dann natürlich keine selbstgebastelten FPV Drohnen wie in der Ukraine welche Infanteristen in den Büschen jagen, da sprechen wir dann von ganz anderen Systemen. Und das ist vermutlich das eigentliche Problem: der Begriff Drohne umfasst eine immense Vielzahl extrem verschiedener Systeme, die unterschiedlich nicht sein könnten. Die Unterschiede sind teilweise so groß wie zwischen Kampfpanzer und Kampfflugzeug. Wenn man nun in Bezug auf letztgenannte immer nur von Waffensystemen sprechen würde, dann wäre dies auch ein Sprachgebrauch der nur Unklarheit befördert. Das Problem ist daher der Begriff Drohne und was darunter jeweils gemeint wird. RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - Kos - 18.06.2025 Richtig interessant werden kleinere Drohnen erst wenn diese sich mit KI selber steuern. Die FPV-Drohnen brauchen Personal, dass man auch erst einmal haben und ausbilden muss. KI-Drohnen, wo man nur die Kisten auf den Boden stellt, den Deckel abmacht und diese losfliegen wohin man will und dort alles angreifen was da ist wären viel wirkungsvoller. Die Menge an Drohnen die eingesetzt wird ist mMn ein schlechter Witz. 10.000 am Tag wären immer noch nicht sehr viel, da es dann 3,65 Mio im Jahr wären. Das sollte dir BRD spielend herstellen können. Eine der wichtigsten Lehren ist mMn, dass wir günstige, einfach herzustellende Waffensysteme und vor allem Munition brauchen. Luxuslenkwaffen im Millionenbereich sind gegen teure Kampfflugzeuge absolut zu rechtfertigen und auch auf Schiffen mit ihrem beschränkten Platz machen Hochleistungswaffen durchaus Sinn. Allerdings wird die Leistungsfähigkeit, was das Treffen von Zielen angeht mit fortschreitender Technik (inkl. KI) immer günstiger. Hier brauchen wir grossindustrielle Herstellungsverfahren um grosse Mengen günstig herzustellen. RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - muck - 18.06.2025 (18.06.2025, 21:12)Quintus Fabius schrieb: Deine Einschätzung, dass Drohnen nur disruptiv wirken, dynamik und initiative zunichte machen, aber nicht einen eigenen Angriff vorbereiten können, teile ich jedoch so nicht. Nur weil dies in der Ukraine nicht gelingt, respektive die dort verwendeten Drohnentypen defensiver Natur sind, bedeutet dies nicht, dass man nicht mi anderen Drohnen und anderen Einsatzkonzepten für diese sehr wohl hochgradig mobil und offensiv wirken könnte.In den ersten zwei Tagen der Kursk-Offensive wurden Drohnen von den Ukrainern auf diese Weise verwendet, offensiv und in Masse. Eine Riegelstellung vor Sudscha wurde mit 90 FPV binnen einer Stunde regelrecht beschmissen. Der Effekt war verheerend. Die Bilder eines ganzen Zuges gefangener Russen, die unter Bewachung auf einer Straße sitzen, stammen von diesem Gefecht. RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - Quintus Fabius - 19.06.2025 Ein erstaunlicher Umstand ist, dass die Ukrainer klassische ultraleichte zerlegbare Gebirgsgeschütze oft Mörsern vorziehen. Gerade im frontnäheren Bereich gelten insbesondere die alten Melara Geschütze als hervorragend und besser als konventionelle 120mm Mörser. Hier gibt es mal einen Film zum Einsatz dieser Gebirgsgeschütze durch die Ukrainer: https://www.youtube.com/watch?v=hQ-mOHraLF0 Mit moderner Materialforschung und den heutigen technischen Möglichkeiten wären da noch wesentlich leichtere Haubitzen mit noch mehr Leistungsfähigkeit möglich. Andererseits stellt sich die Frage, ob dies angesichts der Möglichkeiten heutiger Drohnen überhaupt noch irgendeinen Sinn macht, und inwieweit man solche Leichtgeschütze und Mörser nicht einfach durch Drohnen ersetzt, oder durch eine leichte Raketenartillerie, was das für das Abfeuern notwendige System nochmals deutlich leichter und mobiler macht. Insbesondere könnte eine ultra-leichte Raketenartillerie die Aufgaben übernehmen, welche Drohnen nicht so gut leisten können. Trotzdem eine interessante Nische in der Ukraine, wo solche Gebirgsgeschütze trotz (und teilweise sogar gerade eben wegen) der Drohnen immer noch im Einsatz sind. RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - Aegrotare - 27.06.2025 I Fought in Ukraine and Here’s Why FPV Drones Kind of Suck Der Artikel wurde von einem ehemaligen slowakischen Militäroffizier verfasst, der zuvor in mehreren Eliteeinheiten gedient hatte, sich der Internationalen Legion der TDF in der Ukraine angeschlossen hatte und sechs Monate lang im Drohnenteam tätig war. Ich werde einige Punkte auflisten, die er angesprochen hat und die ich interessant fand. Einige beziehen sich speziell auf seine Einheit, während andere allgemeiner und systematischer Natur sind:
Die Zussamenfassung is frech geklaut und maschinell Übersetzt, weil ich zu faul war es selber zu tun. Zitat:In 2024 and 2025, I served for six months as an international volunteer on a first-person view attack drone team in the Armed Forces of Ukraine. My team was deployed in the Donbas region, in one of the hottest sectors of the front. When I joined the team, I was excited to work with a cutting-edge tool. By the end of my deployment, I was a bit disillusioned. Let me tell you why. RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - KheibarShekan - 27.06.2025 (19.06.2025, 12:59)Quintus Fabius schrieb: Ein erstaunlicher Umstand ist, dass die Ukrainer klassische ultraleichte zerlegbare Gebirgsgeschütze oft Mörsern vorziehen. Gerade im frontnäheren Bereich gelten insbesondere die alten Melara Geschütze als hervorragend und besser als konventionelle 120mm Mörser. Zombie-Mörser oder Hosentaschen-Artillerie... da erscheinen mir die Grenzen in einigen Aspekten des praktischen Nutzens tatsächlich auch fießend. Beide ziehen durch ihre geringere Signatur und Kosten bei höherer Verteilung im Raum weniger Angriffe auf sich, vermeintlich, jedenfalls im Verhältnis zu der Liga darüber. Das Melara Geschütz ist ja relativ robust und günstig. Gewicht sparen ist immer gut, aber nicht wenn man damit einen Kompromiss in Bezug auf Einfachheit und Robustheit eingeht. Man braucht sowieso eigentlich 2 hinreichend motorisierte 4 x 4 / 6 x 6 LKW mit Munition sowie 6-8 Mann. Die 100kg mehr oder weniger am Hänger machen das Kraut nicht mehr so fett glaube ich. Vielleicht muss in Breite sowieso sogar manches wieder schwerer, einfacher, solider werden, damit es in einem V-Fall auch längere Zeit zuverlässig funktioniert. Am unteren Ende braucht es einen sehr verlässlichen Standard. Warum nicht Melaras... 1000+ Stk. alleine für die Verteidigung des Kantons Bayern zu einem entsprechend guten Stückpreis. Vorhandenes und zukünftiges Potential hat sicherlich die betreffende Munition. Zitat:Andererseits stellt sich die Frage, ob dies angesichts der Möglichkeiten heutiger Drohnen überhaupt noch irgendeinen Sinn macht, und inwieweit man solche Leichtgeschütze und Mörser nicht einfach durch Drohnen ersetzt, oder durch eine leichte Raketenartillerie, was das für das Abfeuern notwendige System nochmals deutlich leichter und mobiler macht. Insbesondere könnte eine ultra-leichte Raketenartillerie die Aufgaben übernehmen, welche Drohnen nicht so gut leisten können. Dann können wir alle ja einpacken, weil Drohnen können potentiell jedem aufs Dach fallen. Der Luftnahbereich ist keine weitere Dimension, aber in der Dichte halt neu, was natürlich signifikante Implikationen auf alles hat, was sich am Boden naturgemäß langsamer oder sogar gar nicht bewegt und daher verstecken muss oder groß genug ist. Letztendlich waren es aber weder die Flugsaurier, noch die Vögel und Bienchen, welche die Welt beherrschen und ausbeuten sollten, sondern bodenständiges, vernetztes Leben. Und der hohe Einsatz von Drohnen kompensiert aus meiner Sicht in aktuellen Konflikten auch an vielen Stellen einen Mangel an mobiler, kompakter Feuerkraft aus anderen Quellen. Wären diese anderen Quellen in ausreichender Zahl verfügbar, ein paar tausend Melaras z.B., würden die Statistiken entsprechende Erfolge dieser Systeme bestimmt auch ausweisen. Aber sicher. Mal den disruptiven Ansatz weitergesponnen. Wenn wir denn annehmen, dass Drohnen der ultimative Gamechanger sind, warum richten wir dann nicht die Kriegsführung genau danach aus? In einer Umbruchphase hat man mehr denn je die Gelegenheit zu radikalen Änderungen der Doktrin insgesamt. Man könnte auf kostspielige Panzer stattdessen komplett verzichten und damit solche Ziele aus dem Rennen nehmen und auf andere Weise Raumgewinn und Feuerkraft herstellen, wenn dies das Ziel ist. (19.06.2025, 12:59)Quintus Fabius schrieb: Ein erstaunlicher Umstand ist, dass die Ukrainer klassische ultraleichte zerlegbare Gebirgsgeschütze oft Mörsern vorziehen. Gerade im frontnäheren Bereich gelten insbesondere die alten Melara Geschütze als hervorragend und besser als konventionelle 120mm Mörser. Zombie-Mörser oder Hosentaschen-Artillerie... da erscheinen mir die Grenzen in einigen Aspekten des praktischen Nutzens tatsächlich auch fießend. Beide ziehen durch ihre geringere Signatur und Kosten bei höherer Verteilung im Raum weniger Angriffe auf sich, vermeintlich, jedenfalls im Verhältnis zu der Liga darüber. Das Melara Geschütz ist ja relativ robust und günstig. Gewicht sparen ist immer gut, aber nicht wenn man damit einen Kompromiss in Bezug auf Einfachheit und Robustheit eingeht. Man braucht sowieso einen hinreichend motorisierten 4 x 4 / 6 x 6 LKW mit Munition sowie 6-8 Mann. Die 100kg mehr oder weniger am Hänger machen das Kraut nicht mehr so fett glaube ich. Vielleicht muss in Breite sowieso sogar manches wieder schwerer, einfacher, solider werden, damit es in einem V-Fall auch längere Zeit zuverlässig funktioniert. Am unteren Ende braucht es einen sehr verlässlichen Standard. Warum nicht Melaras... 1000+ Stk. alleine für die Verteidigung des Kantons Bayern zu einem entsprechend guten Stückpreis. Vorhandenes und zukünftiges Potential hat sicherlich die betreffende Munition. Zitat:Andererseits stellt sich die Frage, ob dies angesichts der Möglichkeiten heutiger Drohnen überhaupt noch irgendeinen Sinn macht, und inwieweit man solche Leichtgeschütze und Mörser nicht einfach durch Drohnen ersetzt, oder durch eine leichte Raketenartillerie, was das für das Abfeuern notwendige System nochmals deutlich leichter und mobiler macht. Insbesondere könnte eine ultra-leichte Raketenartillerie die Aufgaben übernehmen, welche Drohnen nicht so gut leisten können. Dann können wir alle ja einpacken, weil Drohnen können potentiell jedem aufs Dach fallen. Der Luftnahbereich ist keine weitere Dimension, aber in der Dichte halt neu, was natürlich signifikante Implikationen auf alles hat, was sich am Boden naturgemäß langsamer oder sogar gar nicht bewegt und daher verstecken muss oder groß genug ist. Letztendlich waren es aber weder die Flugsaurier, noch die Vögel und Bienchen, welche die Welt beherrschen und ausbeuten sollten, sondern bodenständiges, vernetztes Leben. Und der hohe Einsatz von Drohnen kompensiert aus meiner Sicht in aktuellen Konflikten auch an vielen Stellen einen Mangel an mobiler, kompakter Feuerkraft aus anderen Quellen. Wären diese anderen Quellen in ausreichender Zahl verfügbar, ein paar tausend Melaras z.B., würden die Statistiken entsprechende Erfolge dieser Systeme bestimmt auch ausweisen. Aber sicher. Mal den disruptiven Ansatz weitergesponnen. Wenn wir denn annehmen, dass Drohnen der ultimative Gamechanger sind, warum richten wir dann nicht die Kriegsführung genau danach aus? In einer Umbruchphase hat man mehr denn je die Gelegenheit zu radikalen Änderungen der Doktrin insgesamt. Man könnte auf kostspielige Panzer stattdessen komplett verzichten und damit solche Ziele aus dem Rennen nehmen und auf andere Weise Raumgewinn und Feuerkraft herstellen, wenn dies das Ziel ist. Ansonsten plant jedes 3. schwere Fahrzeug mit einem modularen, leichten Nahbereichsschutz den man immer mitführt. Spricht aber insgesamt auch alles nichts gegen leichte, mobile Geschütze (vertikal+horizontal). RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - PKr - 27.06.2025 (19.06.2025, 12:59)Quintus Fabius schrieb: Ein erstaunlicher Umstand ist, dass die Ukrainer klassische ultraleichte zerlegbare Gebirgsgeschütze oft Mörsern vorziehen. Gerade im frontnäheren Bereich gelten insbesondere die alten Melara Geschütze als hervorragend und besser als konventionelle 120mm Mörser.Vermutlich haben die Melaras auf größere Distanz bessere Zielgenauigkeit als ein Mörser? Auf jeden Fall ist auch der geringe logistische Footprint einer 105mm sehr angenehm für den Betreiber, und die Wirkung im Ziel ist wohl auch nicht zu unterschätzen. Wesentliche Faktoren für die Beliebtheit bei den ukrainischen Artilleristen scheinen Robustheit und kleine Abmessungen zu sein - sowie die erfolgreiche Unterdrückung von Mündungsfeuerblitzen, was ihnen für den Nachteinsatz extrem wichtig ist. PS: Ich hatte mich vor einer Weile mal mit Artillerie unterhalb 155mm beschäftigt und war dabei auf die südafrikanische Denel M7 gestoßen, die mit 105mm/52 und Denel-Standardmunition eine Reichweite von 24km und einen letalen Radius von 1.900m2 im Ziel erreichen soll. Das ist zwar wohl das obere Ende der 105mm-Geräte, zeigt m.E. aber auch, daß bei Artillerie unterhalb 155mm noch Musik drin ist. RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - Falli75 - 27.06.2025 Ich finde das Konzept der Amis da ganz interessant. Der HMMV mit der 10,5 hinten drauf. Quasi Radhaubitze wie Caesar, bloß in klein und 10,5, komme bloß nicht auf den Namen. Falli Artillerie 😃 RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - Broensen - 27.06.2025 (27.06.2025, 17:09)Falli75 schrieb: Der HMMV mit der 10,5 hinten drauf. Quasi Radhaubitze wie Caesar, bloß in klein und 10,5, komme bloß nicht auf den Namen.Hawkeye RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - alphall31 - 27.06.2025 Die Belgier haben auch noch aus AMF Zeiten leichte 105mm Artgeschütze im Bestand (Feldkanone LG 1 105mm). Die konnte man glaub ich sogar mit UH-1 transportieren. RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - muck - 27.06.2025 (27.06.2025, 10:45)Aegrotare schrieb: I Fought in Ukraine and Here’s Why FPV Drones Kind of SuckDanke für den Link und die Übersetzung. Man mag von anekdotischer Evidenz sprechen, aber diese Erfahrungen bestätigen jedenfalls eine Hypothese, die ich schon länger vertrete: Dass die Bedeutung von sUAS (noch) überschätzt wird. Wer sich hin und wieder die Telegram-Kanäle von Drohnen-Teams wie Kurt & Company, Charon und Aerobomber antut, die Monat für Monat Video-Kompilationen ihrer "Arbeit" hochladen, konnte sich denken, dass die Sache mit den 80% kaum stimmen kann. Die Propaganda beider Seiten hat aufgrund der verheerenden psychologischen Wirkung dieser Waffen ein Interesse daran, ihre Relevanz zu übertreiben. Und in den westlichen Medien ist "Drohne" ein Buzzword, das Unbehagen und Aufmerksamkeit garantiert. Außerdem werden regelmäßig die ukrainischen Produktionszahlen missverstanden. Wenn soundsoviele "Drohnen" hergestellt werden, heißt das noch lange nicht, dass ebensoviele Einsätze als Waffen dahinterstehen. Nach wie vor werden in großer Zahl unbewaffnete sUAS eingesetzt, und gerade bei den per Funk gelenkten, die (noch) die große Mehrheit ausmachen, ist halt auch die Ausfallquote extrem hoch. (27.06.2025, 17:09)Falli75 schrieb: Ich finde das Konzept der Amis da ganz interessant. Der HMMV mit der 10,5 hinten drauf. Quasi Radhaubitze wie Caesar, bloß in klein und 10,5, komme bloß nicht auf den Namen. Falli Artillerie 😃Gab es da nicht ein Vergleichsschießen für das BAAIN in Südafrika? Kurz vor der Pandemie, wenn ich es richtig in Erinnerung habe? Damals wurde von deutscher Seite die Wiedereinführung eines zweiten Rohrartillerie-Kalibers verworfen, weil ein 120 mm-Mörser die gleiche Wirkung ins Ziel bringt. RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - Tiger - 27.06.2025 Ich denke, dass die Drohnen im Ukrainekrieg sich zwar als neue Komponente in der Kriegsführung etabliert haben, aber ihre Bedeutung könnte rasch wieder abnehmen. Schon jetzt gibt es recht effektive Abwehrmaßnahmen gegen Drohnen, angefangen von trainierten Greifvögeln über die gute alte Schrotflinte bis hin zu Abwehr-Drohnen, wohl bald mit KI ausgestattet. Wenn man ein paar Dutzend davon auf einem Kampfpanzer packen würde, oder als Begleitung Infanterietrupps mitgeben würde, ähnlich dem Loyal Wingman-Konzept... Erinnert sich noch jemand an das "Slaughterbots"-Video, mit dem vor dem Missbrauch von Drohnen gewarnt werden sollte? Damals las ich da einen Kommentar, dass es dazu auch Gegenmaßnahmen geben würde, wie etwa EMP-Felder. Ähnliches machen die russischen Streitkräfte ja bereits, indem sie Drohnen mittels elektromagnetischem Spektrum stören. Was die Lernfähigkeit der russischen Streitkräfte angeht: Einerseits gibt es in der russischen - und ukrainischen Mentalität - eine Neigung, ranghöheren Institutionen zu täuschen und Fehler zu beschönigen. Dies hat seine Ursache in der feudalistischen Tradition, in der ein Fürst eine Gefolgschaft um sich versammelt und an ihre Mitglieder dann Lob oder Tadel verteilt. So haben wohl auch zu Kriegsbeginn zahlreiche russische Militäreinheiten ihre Einsatzbereitschaft falsch angegeben oder beschönigt - einfach um der Führung zu gefallen und womöglich Sanktionen zu vermeiden. Andererseits gab es schon einmal eine Phase, wo das - nicht russische, sondern sowjetische Militär - innerlich erstarrte, und zwar in den 20-30er Jahren, unter Marschall Kulik. Dieser behinderte jegliche Modernisierung, verlangte etwa statt Geschützen "schöne Kanonen" und hielt MPs und Landminen nur für "Polizeieinsätze" geeignet. RE: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg - Wittgenstein - 28.06.2025 Gut das die Soldaten vor Ort absolut keine Ahnung haben. Nur Reddit Experten wissen, das der ganzen Drohnenquatsch völlig überschätzt wird. Das Spielzeug kann einfach neutralisiert werden. Deutsche Landser wissen, das die Zukunft den schweren Panzern gehört. Je größer desto besser. Der BOXER ist das Symbol moderner Kriegsführung....., sowas hätte ich früher geschrieben. Heute bin ich reifer. Zum Artikel, den hatte ich schon verlinkt und kommentiert. Kurz: da hat sich jemand die Sache zu einfach vorgestellt. FPV Drohnen steuern sich nicht wie Videospiele. Stand heute kann man den Einsatz von Drohnen maximal erschweren, verhindert kann man ihn nicht. Dennoch sind FPV Drohnen keine Wunderwaffen. Sie haben Schwächen, die Stärken überwiegen jedoch. sUAV muss mal als Munition betrachten: FPV´s sind eine Option. Loitering Systems, wie Switchblade eine andere. Im "Air Littoral" werden unterschiedlichste Drohnen eingesetzt werden. Das ist schon heute Realität. Wer sich der Entwicklung verweigert, wird zwangsläufig abgehängt werden. Drohnen werden an Bedeutung gewinnen. Der zukünftige Infanterie Kampf wird meist indirekt ausgetragen werden. Ein deutlich besserer Artikel: https://warontherocks.com/2025/06/the-meaning-of-drone-enabled-infantry-striking-beyond-line-of-sight/ Allgemein: Ein kritischer Artikel, welche mehr Kommentar als Studie ist, negiert die überwältigende Zahl an positiven Artikel und Erfahrungen mit und über Drohnen nicht. |