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Re: Kenia - Quintus Fabius - 26.09.2013 Feige ist es meiner Meinung nach vor allem deshalb, weil sich ein Teil der Angreifer dann ernsthaft gefangen nehmen ließ (vorausgesetzt diese Information stimmt). Ein solcher Angriff ist nur dann legitim, wenn der Terrorist dabei grundsätzlich im Kampf fallen will und/oder sich bei der Gefangennahme zwingend der Folter aussetzt. Indem er gefoltert wird, sollte er dem folgend dann aber auch einen regulären Kombattanten-Status erlangen. Diese Idee wird aber natürlich in allen westlichen Gesellschaften massiv abgelehnt, auch wenn sie ursprünglich aus Frankreich stammt und eventuell sinnvoll wäre. Re: Kenia - Sapere Aude - 26.09.2013 Solch ein Angriff ist niemals legitim. Wenn sie für ihre Sache kämpfen wollen, sollen sie gegen die kenianischen Soldaten die in Somalia stationiert sind kämpfen oder sie sollen doch nach Afgh. oder Irak ziehen. Dort stehten doch die Armeen der Ungläubigen. EIn Angriff der sich gezielt gegen die Zivilbevölkerung richtet, ist niemals legitim. NIEMALS. Manche argumentieren, es ist feige, sich in den Tod zu werfen, da man sich nach solch einer Attacke seiner Veranwortung entzieht. Also einer Anklage durch ein Gericht. Andere sagen, es ist feige nicht zu sterben, da man die "Sache" nicht ganz "durchgezogen" hat und sich nicht für die "Sache" voll aufgeopfert hat. Es ist völlig egal ob sie sterben oder nicht. Der Schaden ist schon entstanden und es wurden viele Leben zerstört. Re: Kenia - hunter1 - 26.09.2013 @Quintus Falls es Festnahmen gab, wissen wir nicht, wie diese abgelaufen sind. Ich würde es eher als Versagen der Terroristen darstellen, dass einige festgenommen wurden. Jetzt kann man sie bestrafen für ihre Tat, ihnen die Hölle auf Erden bereiten (NICHT mit Folter, sondern sie solange wie möglich in Isolation am Leben erhalten und ggf. "umdrehen"). Allerdings können die Festgenommenen durch ihr Weiterleben den Angriff weiterhin propagandistisch für sich nutzen: erstens erhält ihre Tat ein Gesicht, welches in den Medien verbreitet wird und ins globale Bewusstsein einsickert (man denke etwa an die "Weisse Witwe") und evtl. sogar zu Nachahmern führt. Zweitens wird es vermutlich einen Prozess geben, bei dem die Angeklagten ihre Sicht der Dinge schildern können. Onto schrieb:EIn Angriff der sich gezielt gegen die Zivilbevölkerung richtet, ist niemals legitim. NIEMALS.Wenn es mir recht ist, ist ein solcher Angriff die reine Definition von Terrorismus. Aus deren Sicht also durchaus legitim. Und Völkerrecht wird halt nicht überall als zwingend angesehen. Versteh mich nicht falsch, ich breche hier keine Lanze für den Terrorismus. Aber Deine Sichtweise ist sehr eurozentrisch und "westlich". Die Al-Shabaab funktioniert nach anderen Kriterien. Überdies wurde der Angriff zu Beginn als Rache deklariert, Rache für durch die kenianische Armee getötete somalische Zivilisten. Auge um Auge, der Krieg wird schmutziger, bis eine Seite aufgibt oder untergeht. Persönlich hoffe ich, dass der Verlierer die Al-Shabaab sein wird. Und ein letzter Punkt zur Legitimation: strategisch gesehen ist ein solcher Angriff für die Al-Shabaab viel mehr wert, als das Bekämpfen der AU-Truppen in Somalia. Es wurden gezielt die Kronjuwelen Kenias attackiert (eine Luxus-Mall für die Oberschicht und Expats). Kenias Elite soll das Fürchten gelehrt werden. Und ich denke, dieses Ziel hat die Al-Shabaab erreicht. Es wird ein bisschen reisserisch von "Kenias 11. September" gesprochen; wenn sich das Land ähnlich verändert wie die USA nach 9/11, dann hat der Terrorismus beinahe gewonnen. Re: Kenia - Sapere Aude - 26.09.2013 Mir sind gewisse Wechselwirkungen in bewaffneten bzw. kriegerischen Auseinandersetzungen durchaus bekannt. Nur weil etwas nachvollziehbar ist bzw. aus Sicht gewisser Menschen einen Grund hat, macht es die Sache nicht besser/anders. Wer weis, wie jetzt die Kenianer reagieren. Dann gehts in die andere Richtung genau so weiter und es schauckelt sich noch weiter hoch. Mir ist auch klar, dass Völkerrecht bzw. Menschenrechte eine "Erfindung" des Westens sind bzw. sehr von dieser Seite beeinflusst wurden/werden. Deshalb ist es manchmal etwas naiv diese Theorien und niedergeschriebenen Normen auf andere Kulturen bzw. Länder anzuwenden. Man könnte an dieser Stelle natürlich in Frage stellen, ob der "Westen" sich selber daran hält. In nicht wenigen Fällen aus reinem Opportunismus und zum Eigennutzen. Aber hier würde ich wohl zu weit vom Thema abdriften. Und ob der Angriff strategisch sinnvoll ist oder nicht, wird sich noch heraußstellen. Die Folgen bleiben noch abzuwarten. Man kann sich auch sehr schnell selber ins eigene Fleisch schneiden. Zu viel Aufmerksamkeit kann sich schnell rächen. Vorallem wenn unter Umständen jetzt Organisationen bzw. Mächte auf gewisse Leute aufmerksam geworden sind, die vorher nicht sonderlich relevant waren. Mal abwarten, ob es wirklich klug war und ob sie nicht eher in ein Hornissennest gestochen haben. Ich sehe das eher noch etwas skeptisch und würde mich nicht zu früh freuen. Wenn sie mit solchen Angriffen nicht mal den Weg ebnen für ausländische Mächte... Re: Kenia - hunter1 - 26.09.2013 Zitat:Und ob der Angriff strategisch sinnvoll ist oder nicht, wird sich noch heraußstellen. Die Folgen bleiben noch abzuwarten.Die Amerikaner sind schon seit geraumer Zeit in (oder über) Somalia aktiv, um Kaida-Leute zu verfolgen. Kann sein, dass sie ihr Engagement ein bisschen verstärken, da ebenfalls US-Bürger bei dem Angriff in Nairobi ums Leben kamen. Mehr als verdeckte Operationen sind wohl nicht drin, da der Fokus momentan sehr auf dem Nahen Osten liegt. Die Kenianer könnten ihre Operationen gegen Al-Shabaab verstärken, jedoch sind sie sich durch den Angriff eben bewusst geworden, was das für sie an Konsequenzen bedeutet. Am besten wäre es, wenn man im Rahmen der AMISOM mit grösserer internationaler Hilfe (v.a. Geld und Logistik) eine Offensive gegen die Al-Shabaab ausführen würde, um die Gruppe nachhaltig zurückzudrängen bzw. im Idealfall zu vernichten. Die Operation der Kenianer ab 2011 hat einige Erfolge gebracht, worauf man aufbauen könnte. Insofern könnte sich der Angriff in Nairobi tatsächlich negativ für die Al-Shabaab auswirken. Aber: Kenia stemmt das nicht allein und die AMISOM ist momentan zu schwach. Ohne verstärkte internationale Hilfe wird dieses Problem militärisch nicht gelöst. So kann sich die Shabaab, die keinen Zeitdruck hat, wieder erholen. Ein anderer Aspekt ist zudem, dass die Al-Shabaab ihre momentanen Territorien gar nicht benötigt, um in Kenia oder anderen AMISOM-Ländern Anschläge durchzuführen. Terrorzellen sollten in den Zielländern Anschläge A-Z planen und durchführen. Ergo muss Kenia zum Überwachungsstaat werden, um sich gegen solche Anschläge zu schützen. Und darin besteht der eigentliche Erfolg der Terroristen. Re: Kenia - Schneemann - 26.09.2013 Ineressant dürfte auch sein, inwieweit (oder ob überhaupt?) Bürger westlicher Staaten in den Terrorakt involviert waren. Hierzu: Zitat:Terrorattacke in Nairobi: Interpol jagt die "Weiße Witwe"<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/interpol-jagt-die-weisse-witwe-samantha-lewthwaite-a-924738.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/i ... 24738.html</a><!-- m --> ...außerdem: Zitat:Nairobi attack: UK woman and Americans 'among militants'<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.bbc.co.uk/news/uk-24217252">http://www.bbc.co.uk/news/uk-24217252</a><!-- m --> Irgendwas klingelt da bei mir: Haben nicht auch mal tschetschenische Terroristen in Moskau einen Anschlag ebenso bzw. in Frauenkleidern ausgeführt? Irgendwie wirkt dies alles eher al Shabaab-untypisch... Schneemann. Re: Kenia - Sapere Aude - 26.09.2013 @ hunter1: Volle Zustimmung. Ich gehe davon aus, dass die kenianische Regierung diesen Anschlag für sich nutzen wird, um international für den Kampf gegen Al-Shabaab mehr Unterstützung zu gewinnen. Auch zwei Polizisten wurden bei einem Angriff getötet. Zitat:NAIROBI (Reuters) - Somali Islamist militants, who said they were behind a weekend assault on a Nairobi shopping mall, claimed responsibility on Thursday for an attack on a police post in Kenya's northeast region in which two officers were killed and another injured. <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.newsdaily.com/article/04a7a3c3d925ea053294d5740a42a494/kenyan-police-widen-search-for-mall-attackers">http://www.newsdaily.com/article/04a7a3 ... -attackers</a><!-- m --> Re: Kenia - Schneemann - 26.09.2013 Zu dem von Onto genannten Sachverhalt: Zitat:Neue Anschläge im nordöstlichen Grenzgebiet Kenias<!-- m --><a class="postlink" href="http://derstandard.at/1379292139506/Neue-Anschlaege-im-nordoestlichen-Grenzgebiet-Kenias">http://derstandard.at/1379292139506/Neu ... iet-Kenias</a><!-- m --> Im schlimmsten Fall ist der Mall-Anschlag nur der Beginn einer lange andauernden Terror-Kampagne. Da bei diesen neuerlichen Angriffen vor allem Grenzregionen im Norden, d. h. zu Somalia, betroffen sind, ließe dies den Rückschluss auf ein zunehmendes Einsickern von Terrorgruppen aus Somalia zu. Vor allem ist die rund 700 km lange Grenze zwischen Kenia und Somalia nicht nur eines der am dünnsten besiedelten und infrastrukturell am wenigsten ausgeprägten Gebiete in Kenia, sondern zugleich mit zahlreichen Flüchtlingen aus den Somalia-Kriegen bevölkert. Und diese wiederum sind oftmals immer noch in ihren somalischen Clanstrukturen gefangen. Genau genommen ist die Grenzregion Kenia-Somalia fast schon ein "ostafrikanisches Waziristan". Schneemann. Re: Kenia - Schneemann - 29.09.2013 Zur Situation in Kenia nach dem Mall-Anschlag: Einerseits gab es offenbar mehrere Festnahmen, andererseits kam es zu Demonstrationen von Muslimen im Lande, die gegen den Terror protestierten. Zitat:Terrorangriff von Nairobi: Polizei meldet neue Festnahme<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/terrorangriff-von-nairobi-polizei-meldet-neue-festnahme-a-925197.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/t ... 25197.html</a><!-- m --> Schneemann. Re: Kenia - ThomasWach - 30.09.2013 Was die direkte oder auch indirekte Einflussnahme und Unterstützung der AMISOM durch die Amerikaner angeht: Es ist sicher schon geraume Zeit her, vielleicht gut ein Jahr, aber ich erinnere mich noch gut daran, einen Artikel dazu in der IHT (International Herald Tribune/ globale Ausgabe der New York Times) gelesen zu haben. Darin wurde dargestellt, dass über eine amerikanische Non-Profit Sicherheitsorganisation die AMISOM sowohl Training als auch Ausrüstung erhielt. Das ganze spielte sich finanziell gesehen, etwa bei 50 Millionen Dollar in etwa pro Jahr ab. Und der Hauptinvestor in diese Organisation war bzw. ist die US-Regierung. Ich denke, dass auch neben solchen eher indirekten Unterstützungen Informationen bzw. Geheimdienstunterstützung erfolgt. Re: Kenia - Sapere Aude - 06.10.2013 Zitat: Anti-Terror-Einsätze in Libyen und Somalia: Attacke aus dem Meer <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/somalia-und-libyen-us-militaer-greift-mutmassliche-terrorchefs-an-a-926308.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/s ... 26308.html</a><!-- m --> Re: Kenia - Schneemann - 11.12.2013 Das Thema von wegen der Unkontrollierbarkeit der dünn besiedelten Grenzregion zwischen Kenia und Somalia und die Möglichkeit, dass über diese "grüne Grenze" möglicherweise Islamisten und/oder kriminelle Gruppierungen nach Kenia einsickern könnten, war schon nach dem Mall-Anschlag einmal ein Thema. Ich mutmaßte auch schon mal, dass es der Beginn eines größer werden Terrorproblems sein könnte. Zitat:Kenya police in deadly ambush near Somalia border <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.bbc.co.uk/news/world-africa-25324340">http://www.bbc.co.uk/news/world-africa-25324340</a><!-- m --> Schneemann. Re: Kenia - Erich - 19.01.2014 <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/sendung/wdr/weltspiegel-19012014-100.html">http://www.daserste.de/information/poli ... 4-100.html</a><!-- m --> Zitat:Kenia: Wie fair ist der faire Kaffee-Handel?ein Argument mehr, warum die Verarbeitungskette auch in den Erzeugerländern angesiedelt werden müsste Re: Kenia - Schneemann - 11.05.2014 Zur wachsenden Einflussnahme Chinas auf dem afrikanischen Kontinent (das Thema war ja schon einmal im Kontext von Landkäufen zur Nahrungsmittelproduktion im Forum im Gespräch): In Kenia hat sich China einen Milliardenauftrag für den Bau einer Bahnlinie gesichert... Zitat:Kenia<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zeit.de/news/2014-05/11/kenia-china-erhaelt-milliardenauftrag-fuer-bau-von-bahnstrecke-in-kenia-11173604">http://www.zeit.de/news/2014-05/11/keni ... a-11173604</a><!-- m --> Schneemann. Re: Kenia - Schneemann - 16.06.2014 Bei einem schweren Terroranschlag in Kenia - man erinnere sich an den Mall-Anschlag vom vergangenen September - kamen offenbar bis zu 48 (möglicherweise auch mehr) Menschen ums Leben. Die Zahl der Opfer könnte indessen noch ansteigen, da die Lage wohl noch nicht überschaubar ist. Obgleich es bislang kein Bekennerschreiben gibt, vermuten die Behörden die radikalislamische Schabab-Miliz hinter dem Anschlag... Zitat:Kenia: Dutzende Tote bei Anschlag nahe Urlauberinsel Lamu<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/kenia-anschlag-kostet-dutzende-menschen-das-leben-a-975380.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/k ... 75380.html</a><!-- m --> Schneemann. |