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RE: Großbritannien - lime - 25.10.2022 (25.10.2022, 12:23)Schneemann schrieb: https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/rishi-sunak-wird-premierminister-grossbritanniens-und-tory-anfuehrer-18410570.html Nicht wenn der man sich als Brite fühlt und nicht als Inder. Und davon gehe ich einfach mal aus. RE: Großbritannien - Schneemann - 22.12.2022 Großbritannien wird derzeit von einer massiven Streikwelle heimgesucht, auch im Gesundheitswesen. Und es kommt eigentlich alles zusammen: Brexit, Corona-Nachwirkungen, Inflation (über 10%), steigende Mieten und Energiekosten - so wie überall -, ein recht jämmerliches Sozialsystem und ein chronisch unterversorgter und kaputtgesparter NHS (dieser wird über eine jährlich festgelegte Verfügungssumme bedient und nicht über Beiträge wie in Deutschland). Und in der Folge streiken nun die total überlasteten Gesundheitsdienste - übrigens hat erstmals seit seiner Gründung vor 106 Jahren sich auch der RCN (Royal College of Nursing - quasi die Gewerkschaft des Pflegepersonals) an den Streiks beteiligt. Mit entsprechenden Folgen. Es ist eine prekäre Mischung, die hier zusammenkommt - und man hätte es sehen können, aber gerade die Tories, die seit 2010 regiert hatten, haben die Augen verschlossen... Zitat:Ambulance strike: Warning of very challenging days aheadhttps://www.bbc.com/news/health-64053080 Schneemann RE: Großbritannien - Schneemann - 04.01.2023 Zitat:Arbeitskampf im Königreichhttps://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/grossbritannien-streiks-1.5726263 Schneemann RE: Großbritannien - Schneemann - 15.04.2023 Das Vereinigte Königreich wird weiterhin von einer schweren, mehrschichtigen Krise beeinträchtigt und es ist gegenwärtig auch noch nicht abzusehen, wann diese enden wird. Ich will nun nicht alles auf den Brexit schieben (deswegen habe ich es auch nicht in den betr. Brexit-Strang gepostet), auch wenn dieser sicherlich vieles massiv mit beeinflusst hat und seine Hauptproponenten derzeit wohlweislich im Splitterschutz sind, denn es fallen hier mehrere Faktoren zusammen, so u. a.: Brexit, Regierungskrisen, Covid-19, Ukrainekrieg, Inflation, explodierende Lebenshaltungskosten, Erosion des NHS, Personalmangel, Streiks und Versorgungsengpässe - ja selbst der Mangel an Halbleitern spielt mit hinein. Besser wird dadurch, dass man verschiedene Ursachen benennen kann, allerdings nichts. Zur Versorgungslage: Zitat:Supermarket foods that have more than doubled in price over last year - see full list [...]https://www.mirror.co.uk/money/supermarket-foods-more-doubled-price-29514559 Zur Krise beim NHS: Zitat:A growing backlog of care in England [...]https://www.bma.org.uk/advice-and-support/nhs-delivery-and-workforce/pressures/nhs-backlog-data-analysis Ähnlich wie in Deutschland, gibt/gab es auch in Großbritannien einen Energiepreisdeckel. Und dort wird er noch mehr benötigt als bei uns, denn auf der Insel sind die Preissteigerungen eminent hoch (obwohl man selbst in der Nordsee mitfördert)... Zitat:Cost of living insights: Energy [...]https://www.ons.gov.uk/economy/inflationandpriceindices/articles/costoflivinginsights/energy#:~:text=Electricity%20prices%20in%20the%20UK,of%20the%20annual%20inflation%20rate. Ferner (Meldung von Februar): Zitat:Heizen oder essen? Die britische Mittelklasse leidet unter explodierenden Energie- und Lebensmittelkostenhttps://www.nzz.ch/podcast/krise-in-england-heizen-oder-essen-nzz-akzent-ld.1725222 Anm.: Die NZZ redet sich hier etwas heraus: Dem britischen Staat fehlen die Mittel nicht unbedingt, man bzw. die konservative Regierung um Truss hat sich schließlich erst im Herbst letzten Jahres massive Steuererleichterungen für Spitzenverdiener (über 150.000 Pfund im Jahr) und Banken "gegönnt" - was dann allerdings das Ende von Truss' Regierung einläutete. Und nebenbei will man aktuell die Verteidigungsausgaben verdoppeln. Nun, knapp ist das Geld also offenbar doch nicht, selbst wenn das BIP (wie vermutet) in diesem Jahr um 1% schrumpfen sollte. Eine Ende der Krise ist also, wie gesagt, noch nicht abzusehen. Und es muss damit gerechnet werden, dass sich die soziale Schere in Großbritannien weiterhin öffnet, mit allen Konsequenzen. Und wenn es stimmt, was die Financial Times im Januar vermeldete, dann wird diese Krise, die mit dem Brexit losgetreten wurde, aber sich jetzt eben durch andere Einflüsse multipliziert, das Vereinigte Königreich noch lange beschäftigen... Schneemann RE: Großbritannien - lime - 15.04.2023 (15.04.2023, 09:00)Schneemann schrieb: Eine Ende der Krise ist also, wie gesagt, noch nicht abzusehen. Und es muss damit gerechnet werden, dass sich die soziale Schere in Großbritannien weiterhin öffnet, mit allen Konsequenzen. Und wenn es stimmt, was die Financial Times im Januar vermeldete, dann wird diese Krise, die mit dem Brexit losgetreten wurde, aber sich jetzt eben durch andere Einflüsse multipliziert, das Vereinigte Königreich noch lange beschäftigen... Für mich stellt sich die Frage ob man dem Brexit daran überhaupt eine Teilschuld zuordnen kann. Für das ärmste Viertel der Gesellschaft sehe ich da keine großen Unterschiede zwischen der Situation in GB, F und D. RE: Großbritannien - Ottone - 15.04.2023 Ja kann man, weil die Inflation die unteren Schichten am härtesten trifft und die Preissteigerungen zu erheblichem Masse mit den Zollbestimmungen verknüpft sind. RE: Großbritannien - lime - 15.04.2023 (15.04.2023, 15:19)Ottone schrieb: Ja kann man, weil die Inflation die unteren Schichten am härtesten trifft und die Preissteigerungen zu erheblichem Masse mit den Zollbestimmungen verknüpft sind.Und Preissteigerungen in ähnlicher Höhe in Deutschland und Frankreich??? RE: Großbritannien - Schneemann - 15.04.2023 Bei uns sind diese Preissteigerungen lange noch nicht so gravierend hoch, wie mittlerweile in England. England bzw. Großbritannien hat Inflationsraten - glaubt man Westminster - von derzeit ca. 10,4%. Deutschland liegt aktuell bei 7,8%, für 2022 pendelt man sich im Schnitt auf 7,9% sein. Irritierend finde ich ja, dass in englischen Medien bzw. Kommentarspalten schon darüber spekuliert wird, dass das Leben in Deutschland anscheinend günstiger sei als in Großbritannien (Großstädte ausgenommen). Da frage ich mich schon: Geht es denen auf der Insel wirklich derart schlecht oder sind wir nur verwöhnt und lautstark am herumjammern? Das Problem hierbei ist aber auch, dass die "wellfare" und das Gesundheitssystem in Großbritannien schon vor den ganzen Krisen ziemlich erodiert und unterfinanziert waren, der Neo-Manchesterliberalismus hat hier in den letzten Jahren schon arg gewütet. Wenn die Wirtschaft boomt, kann man dies durchaus dahingehend umsetzen, denn die meisten Menschen sind i. d. R. dann relativ gut versorgt, wenn ich mich aber von Krise zu Krise hangele und die Inflation durch die Decke schießt, dann schlägt das jetzt natürlich doppelt vehement durch und lässt die Bedürftigenzahlen explodieren. Und mit Verlaub: Die absurde Annahme der Konservativen um Truss & Co., dass es der Gesellschaft allgemein zugute käme, wenn man die Reichen steuerlich entlastet - so geschehen im letzten Jahr -, ist schon so oft in verschiedenen Ländern widerlegt worden, dass man sich m. M. n. berechtigt fragen kann, ob sie wirklich so naiv-gutgläubig waren oder wider besseren Wissens einfach nur mit dieser Ausrede ihre Klientel bedienen wollten? Schneemann RE: Großbritannien - Ottone - 15.04.2023 (15.04.2023, 16:20)lime schrieb: Und Preissteigerungen in ähnlicher Höhe in Deutschland und Frankreich???Mit Verlaub, wer glaubt der Brexit habe für den UK nur Gutes bewirkt, der hat den Knall nicht gehört. RE: Großbritannien - lime - 15.04.2023 (15.04.2023, 16:53)Schneemann schrieb: Bei uns sind diese Preissteigerungen lange noch nicht so gravierend hoch, wie mittlerweile in England. England bzw. Großbritannien hat Inflationsraten - glaubt man Westminster - von derzeit ca. 10,4%. Deutschland liegt aktuell bei 7,8%, für 2022 pendelt man sich im Schnitt auf 7,9% sein. Irritierend finde ich ja, dass in englischen Medien bzw. Kommentarspalten schon darüber spekuliert wird, dass das Leben in Deutschland anscheinend günstiger sei als in Großbritannien (Großstädte ausgenommen). Da frage ich mich schon: Geht es denen auf der Insel wirklich derart schlecht oder sind wir nur verwöhnt und lautstark am herumjammern? Die Berechnung der Inflationsraten über Warenkörbe hat doch mit der realen Belastung für die ärmeren Schichten so gut wie nichts zu tun. Laut meiner Frau haben sich viele Preise im Supermarkt über das vergangene Jahr mehr als verdoppelt, darunter viele Dinge des alltäglichen Bedarfs. Mir persönlich fällt das fast überhaupt nicht auf, was auch daran liegt dass ich fast nie bei solchen Einkäufen dabei bin. (15.04.2023, 17:28)Ottone schrieb: Mit Verlaub, wer glaubt der Brexit habe für den UK nur Gutes bewirkt, der hat den Knall nicht gehört. Darum geht es nicht. Aber man kann nicht alles dem Brexit in die Schuhe schieben, nur weil es einem gerade in den Kram passt. RE: Großbritannien - Ottone - 15.04.2023 Zur Klarstellung, ich bezog mich auf die Formulierung oben "überhaupt eine Teilschuld", nicht auf "alles". RE: Großbritannien - Schneemann - 16.04.2023 Zitat:Aber man kann nicht alles dem Brexit in die Schuhe schieben, nur weil es einem gerade in den Kram passt.Ehrlich gesagt schiebe ich es dem Brexit nicht in die Schuhe, weil es mir "gerade" in den Kram passt. Genau genommen schiebe ich es ihm seit sechs Jahren in die Schuhe, nicht nur weil ich es quasi von Jahr zu Jahr beobachtet hatte, sondern weil es von Beginn an auch klar war, dass die schillernden Heilsversprechungen nach der albion'schen "splendid isolation", die die Befürworter des Brexit den Menschen so leichtfertig gaben, ähnlich klangen wie die "blühenden Landschaften" Helmut Kohls von 1990. Und dies obgleich quasi unisono alle Wirtschaftsfachleute, übrigens heute wie damals, davor warnten, dass die Rechnung eben nicht aufgeht. Aber im patriotischen Taumel verlieren eben Menschen manchmal das Bewusstsein für die Risiken. Dass die Krise derzeit so massiv ist, hat aber sicherlich nicht nur alleine mit dem Brexit zu tun (das muss man fairerweise sagen), allerdings hat eben der Brexit den Rattenschwanz der Probleme verlängert bzw. die Auswirkungen multipliziert. Heißt: Ohne den Brexit wäre die Krise auch da, wenngleich indessen vermutlich nicht so drastisch, aber dass sie so vehement einschlägt wie aktuell, ist eben dem Brexit (mit-)geschuldet. Schneemann RE: Großbritannien - lime - 16.04.2023 (16.04.2023, 08:40)Schneemann schrieb: Ehrlich gesagt schiebe ich es dem Brexit nicht in die Schuhe, weil es mir "gerade" in den Kram passt. Genau genommen schiebe ich es ihm seit sechs Jahren in die Schuhe, nicht nur weil ich es quasi von Jahr zu Jahr beobachtet hatte, sondern weil es von Beginn an auch klar war, dass die schillernden Heilsversprechungen nach der albion'schen "splendid isolation", die die Befürworter des Brexit den Menschen so leichtfertig gaben, ähnlich klangen wie die "blühenden Landschaften" Helmut Kohls von 1990. Und dies obgleich quasi unisono alle Wirtschaftsfachleute, übrigens heute wie damals, davor warnten, dass die Rechnung eben nicht aufgeht. Aber im patriotischen Taumel verlieren eben Menschen manchmal das Bewusstsein für die Risiken. Wo genau besteht denn nun der signifikante Unterschied zwischen zum Beispiel Deutschland und Großbritannien bei den Wirtschaftsdaten? https://de.statista.com/statistik/daten/studie/14557/umfrage/wachstum-des-bruttoinlandsprodukts-in-grossbritannien/ https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2112/umfrage/veraenderung-des-bruttoinlandprodukts-im-vergleich-zum-vorjahr/ https://de.statista.com/statistik/daten/studie/14536/umfrage/wachstum-des-bruttoinlandsprodukts-in-frankreich/ In dem statistischen Vergleich fehlt übrigens noch der Faktor Bevölkerungsentwicklung. Würde man in Deutschland die Entwicklung des Wirtschaftswachstums mit dem Wachstum der Gesamtbevölkerung ins Verhältnis setzen dann würde es noch wesentlich geringer ausfallen. Dass es Großbritannien durch den Brexit nun wirtschaftlich besonders erwischt haben soll ist einfach an Hand der Fakten nicht nachzuvollziehen, sondern eine reine Wunschvorstellung der Remainer/Pro-EU-Fraktion. Eher ist es so dass sich GB ähnlich (schlecht) entwickelt hat wie D und F, die beide noch EU-Mitglieder sind. RE: Großbritannien - Ottone - 16.04.2023 (16.04.2023, 12:57)lime schrieb: Wo genau besteht denn nun der signifikante Unterschied zwischen zum Beispiel Deutschland und Großbritannien bei den Wirtschaftsdaten?Die Statistik selbst gelesen und verstanden? Erscheint mir nicht so. 2020: D - 3,7% und UK -9,2%, das ist ein Faktor 2,5! Im Nachfolgejahr 2021 konnte D den Einbruch zudem deutlich besser kompensieren als UK, auch 2022 hatte D mehr Wachstum. Die Grafiken zeigen Prozentwerte der Veränderung, aber nicht die Basis. Mit anderen Worten, die Ausgangslage sind unterschiedlich. RE: Großbritannien - lime - 16.04.2023 (16.04.2023, 14:04)Ottone schrieb: Die Statistik selbst gelesen und verstanden? Erscheint mir nicht so. 2020: D - 3,7% und UK -9,2%, das ist ein Faktor 2,5! Im Nachfolgejahr 2021 konnte D den Einbruch zudem deutlich besser kompensieren als UK, auch 2022 hatte D mehr Wachstum. Die Grafiken zeigen Prozentwerte der Veränderung, aber nicht die Basis. Mit anderen Worten, die Ausgangslage sind unterschiedlich. Das gleicht sich aber durch die Entwicklung von 2021 wieder aus, wo GB ein um etwa 2,5 fach höheres Wachstum hat. Insgesamt gesehen über die Jahre seit dem Brexit kann man keinen großen Unterschied zwischen den Entwicklungen in GB und D erkennen, gegenüber F liegt GB sogar weiter vorne. Woran man hier den angeblich negativen Effekt des Brexit festmachen will ist mir schleierhaft. Im Gegenteil ist dieser Effekt langfristig gesehen eben überhaupt nicht eingetreten. |