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Re: Irak - Erich - 09.08.2014

Schneemann schrieb:.... unternehmen die USA auch humanitäre Aktionen und werfen offenbar Versorgungsgüter für die bedrängten Yeziden, Kurden und Christen ab. ...
Schneemann.
intressant, wie auch hier ethnische und religiöse Minderheiten vermischt werden.
Die Yeziden sind Kurden - die Christen sind ebenfalls großenteils Kurden und teilweise Araber. Die meisten Kurden sind aber Sunniten.
Und der ISIS hatten sich vor allem lokale sunnitisch-arabische Stämme angeschlossen, die aufgrund dieser religiösen Orientierung von der schiitischen Regierung in Bagdad diskriminiert worden waren.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/vormarsch-der-is-terrormiliz-obama-will-kalifat-im-irak-verhindern-1.2083592">http://www.sueddeutsche.de/politik/vorm ... -1.2083592</a><!-- m -->
Zitat:9. August 2014 13:17

Vormarsch der IS-Terrormiliz
Obama will Kalifat im Irak verhindern


Die USA verstärken ihre Angriffe auf die Dschihadisten im Irak, mehrere Extremisten werden getötet. Präsident Obama ist zu einer Ausweitung der Luftschläge bereit - stellt aber auch Bedingungen. Das US-Militär wirft erneut Lebensmittel und Wasser für die Flüchtlinge ab, auch ein britisches Hilfsflugzeug soll unterwegs sein.
...

Aus meiner Sicht bietet "Kurdistan" noch am ehesten die Gewähr, dass auch die religiösen Minderheiten nicht benachteiligt werden. Insofern sollte eine werteorientiere Unterstützung den kurdischen Autonomie (nicht Unabhängigkeits-) Kräften gegeben werden.


Re: Irak - Schneemann - 09.08.2014

@Erich
Zitat:Die Yeziden sind Kurden - die Christen sind ebenfalls großenteils Kurden und teilweise Araber. Die meisten Kurden sind aber Sunniten.
Jein, erstere und letztere Feststellung sind durchaus richtig, aber der meinerseits im Rahmen des Zitierens unterstrichene Satz stimmt so nicht ganz. Vermutlich sind etwa 15%, bestenfalls 20% der Christen des Irak Kurden (von rund [noch verbliebenen] 400.000 etwa 50.000 bis 80.000), zumindest soweit man es erfassen kann. Wobei der größte Anteil - wahrscheinlich - bei den Nestorianern bzw. der Ostkirche zu finden ist (30%?), ansonsten sind die Zahlen aber zugegebenermaßen sehr vage und oftmals nur Schätzwerte.

Schneemann.


Re: Irak - Shahab3 - 09.08.2014

Su-25 in Action:
Zitat:Sat Aug 09, 2014 6:33
Iraq: ISIL Convoy Hit in Anbar

TEHRAN (FNA)- The Iraqi air force on Saturday destroyed a convoy of 18 vehicles belonging to the Islamic State of Iraq and the Levant (ISIL) terrorist group in the province of Anbar, and killed all the terrorists who were inside.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://english.farsnews.com/newstext.aspx?nn=13930518001423">http://english.farsnews.com/newstext.as ... 0518001423</a><!-- m -->

Zentralregierung liefert nun offenbar Waffen und vor allem Munition an die in Schwierigkeiten geratenen Peshmerga:

Zitat:Sat Aug 09, 2014 1:8
Iraqi Government Delivers Planeload of Arms to Kurds

TEHRAN (FNA)- The Iraqi government delivered a planeload of ammunition to Kurdish Pishmarga fighters battling ISIL Takfiris in the North.

A US official says the shipment, which was sent to the Kurdistan Regional Government by a C-130 cargo plane, included mostly small-arms ammunition, press tv reported.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://english.farsnews.com/newstext.aspx?nn=13930518000765">http://english.farsnews.com/newstext.as ... 0518000765</a><!-- m -->


Re: Irak - Erich - 09.08.2014

während angeblich der ISIS ein entsprechender Verlust verursacht wurde
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.gmx.net/themen/nachrichten/ausland/70bfiva-barack-obama-waffen-ausruestung-is-milizen-zerstoert#.hero.Angriff%20auf%20IS-Miliz%20erfolgreich.370.323">http://www.gmx.net/themen/nachrichten/a ... ch.370.323</a><!-- m -->
Zitat:09.08.2014, 18:36 Uhr

Barack Obama: Waffen und Ausrüstung der IS-Milizen zerstört

Washington (dpa) - Das US-Militär hat bei seinen bisherigen Luftangriffen Ausrüstung und Waffen der IS-Terrormiliz im Irak erfolgreich zerstört. Das sagte US-Präsident Barack Obama in Washington.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/kaempfe-im-irak-us-luftwaffe-zerstoert-transporter-der-is-terrormiliz-1.2083592">http://www.sueddeutsche.de/politik/kaem ... -1.2083592</a><!-- m -->
Zitat:10. August 2014 07:26

Kämpfe im Irak
US-Luftwaffe zerstört Transporter der IS-Terrormiliz

Angriffe auf die Dschihadisten, Versorgung der Zivilbevölkerung mit Wasser und Nahrung: US-Militärflugzeuge setzen ihren Einsatz im Nordirakt fort. US-Präsident Obama spricht von einem "Langzeitprojekt".
...



Re: Irak - Schneemann - 10.08.2014

Zitat:Luftwaffeneinsatz im Nordirak

USA fliegen dritte Angriffsserie

Die US-Luftwaffe hat vier weitere Luftangriffe gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Irak geflogen. Dabei seien Schützenpanzer und ein Lastwagen ausgeschaltet worden, teilte das US-Militär mit. Von dem Lkw aus hätten IS-Kämpfer zuvor wahllos auf Zivilisten der religiösen Minderheit der Jesiden geschossen, die Schutz im Sindschar-Gebirge gesucht hätten. Es gebe zudem Anzeichen, dass gepanzerte Fahrzeuge zerstört worden seien. Es war die dritte Angriffsserie gegen die IS, seit US-Präsident Barack Obama sie genehmigt hatte. [...]

Eine rein militärische Lösung für das Problem gebe es nicht, betonte Obama. Auch Großbritannien beteiligt sich an der Luftversorgung. Frankreich und Australien kündigten an, ebenfalls Hilfsgüter zu schicken. [...] Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Norbert Röttgen, forderte eine aktivere Haltung der Bundesregierung in dem Konflikt.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/irak-377.html">http://www.tagesschau.de/ausland/irak-377.html</a><!-- m -->

Schneemann.


Re: Irak - Shahab3 - 10.08.2014

Hey, hey...jetzt kommt der große Cowboy und räumt auf!

Der Umfang der Berichterstattung über die Sorties der US Navy F-18 steht in einem deutlichen Unverhältnis zu dem tatsächlichen Umfang und Effekt der -so wörtlich- "Angriffsserien". Die in den letzten drei Tagen insgesamt rund ein Dutzend Sorties sind sehr punktuell auf die Region begrenzt, in der sich die Jesiden befinden. Glaubt man den Medienberichten bezüglich der Opfer (was ich selten tue), dann wurde bei allen "drei Angriffsserien" zusammen wohl 20-30 ISIS Kämpfer getötet. Das wäre dann rechnerisch ca. 1 toter ISIS Kämpfer pro 500lb Bombe.

Obama kann sich mit diesem künstlich aufgebauschten Aktionismus zumindest etwas aus der öffentlichen Schusslinie befördern, in die er aufgrund seiner Inaktivität geraten war, ohne wirklich effektiv in den Konflikt eingreifen zu müssen. Was Obama nicht gebrauchen kann, ist ein Völkermord im Irak bei dem er tatenlos zugesehen hat. Insofern in meinen Augen reines Kalkül und kein "Krieg/Kampf gegen IS".


Re: Irak - Schneemann - 10.08.2014

Bislang sind die Ergebnisse der doch recht halbherzig wirkenden Luftangriffe i. d. T. mutmaßlich eher bescheiden. Es wirkt - vor allem ob der Möglichkeiten, die die US Air Force/USN ja hätte - ein wenig wie ein Eingreifen mit angezogener Handbremse. Egal ob dieses zurückhaltend wirkende Bombardieren nun Kalkül, US-Innenpolitik oder Nichtwollen (Obama hatte ja großartig die Beendigung des Irak-Kriegs als Leitlinie vorgegeben und nun muss er selbst wieder in den Irak hineingehen, was in den USA selbst keine große Begeisterung verursacht) geschuldet sein mag, so muss ich sagen, dass mir die ganze Berichterstattung auch irritierend auffiel. Über Monate hinweg explodierten Bomben in irakischen Städten rund starben wohl tausende Zivilisten (vornehmlich Schiiten, teils auch Sunniten), darüber wurde zwar durchaus berichtet, aber ein mögliches militärisches Eingreifen wurde quasi nicht groß bis gar nicht thematisiert.

Nun scheinen die Kurden, orientalischen Christen und Yeziden von ISIS und Co. betroffen zu sein, und mit recht großer Aufmachung wird plötzlich nicht nur das Bombardieren mit großen F-18-Bildern thematisiert, sondern zugleich dies noch gelobt und beklatscht und mit Spekulationen über eine Ausdehnung der Kampagne bedacht. Nicht, dass ich nicht gutheißen würde, wenn diese Islamistengruppen "in die Steinzeit geschickt werden" (wobei sie da ideologisch-religiös schon sind), so fiel mir doch etwas negativ auf, wie offenkundig selektiv (oder desinteressiert?) man über die Schicksale von religiösen und Volksgruppen in Irak doch zu berichten bereit ist.

Schneemann.


Re: Irak - Erich - 10.08.2014

gegenüber den Aktionen von ISIS sind die vollmundig erklärten Pseudoaktivitäten der US-Luftwaffe wirklich nur Show
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/terrormiliz-is-berichte-ueber-massaker-an-yeziden-13090124.html">http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 90124.html</a><!-- m -->
Zitat:Terrormiliz IS
Berichte über Massaker an Yeziden

Die islamistische Terrortruppe IS soll bei ihrem Vormarsch im Nord-Irak mindestens 500 Yeziden umgebracht haben - darunter auch Frauen und Kinder. Tausende Yeziden konnten sich vor IS-Milizen aus dem Sindschargebirge in Nord-Irak in Sicherheit bringen.
10.08.2014 ...
ein effektiver Schutz könnte nur gelingen, wenn man den lokalen Kräften entsprechende "Hilfe zur Selbsthilfe" gibt, also den Kurden gleichwertige Waffen zur Verfügung stellt, wie sie auch die ISIS Gruppen haben.
Und auch dann würden die Kurden sich lediglich auf kurdisches Siedlungsgebiet beschränken können.

Die andere Alternative - die westlichen Luftwaffen (wie in Libyen) als verlängerter Arm der kurdischen Landstreitmacht würde weiter gehen, wäre aber sicher nicht gewollt.


Re: Irak - Mitleser - 10.08.2014

Schneemann schrieb:...
Über Monate hinweg explodierten Bomben in irakischen Städten rund starben wohl tausende Zivilisten (vornehmlich Schiiten, teils auch Sunniten), darüber wurde zwar durchaus berichtet, aber ein mögliches militärisches Eingreifen wurde quasi nicht groß bis gar nicht thematisiert.

Nun scheinen die Kurden, orientalischen Christen und Yeziden von ISIS und Co. betroffen zu sein, und mit recht großer Aufmachung wird plötzlich nicht nur das Bombardieren mit großen F-18-Bildern thematisiert, sondern zugleich dies noch gelobt und beklatscht und mit Spekulationen über eine Ausdehnung der Kampagne bedacht. Nicht, dass ich nicht gutheißen würde, wenn diese Islamistengruppen "in die Steinzeit geschickt werden" (wobei sie da ideologisch-religiös schon sind), so fiel mir doch etwas negativ auf, wie offenkundig selektiv (oder desinteressiert?) man über die Schicksale von religiösen und Volksgruppen in Irak doch zu berichten bereit ist.

Schneemann.
Zum einen gibt es jetzt wenigstens klare Ziele, die man zumindest symbolisch bombardieren kann. Bei Selbstmordattentätern geht das nicht.
Zum anderen:
Was die Spinner in Syrien getrieben hatten, störte ja auch sehr lange niemanden (außer den Opfern).
Von daher scheint die relative Untätigkeit der USA irgendwelche Gründe zu haben.


Re: Irak - Erich - 10.08.2014

Mitleser schrieb:... gibt es jetzt wenigstens klare Ziele, die man zumindest symbolisch bombardieren kann. ...
das Bombardement alleine hilft nichts. Warum das so ist, kommentiert die WELT heute <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.welt.de/debatte/kommentare/article131058426/Nur-Narren-oder-Zyniker-werfen-Bomben.html">http://www.welt.de/debatte/kommentare/a ... omben.html</a><!-- m --> wie folgt:
Zitat: 10.08.14

Nur Narren oder Zyniker werfen Bomben

Die Strategie Obamas, IS mit Luftschlägen zu besiegen, wird nicht aufgehen.
Israel erlebt das gleiche mit Hamas. Die eigene Moral mag gestärkt werden, doch die Angriffe schweißen den Gegner zusammen.
....
tatsächlich - ohne Bodeneinsatz sind das allenfalls Nadelstiche gegen die ISIS-Milizen. nur der kombinierte Einsatz von Erdkampfflugzeugen (und Kampfhubschraubern) mit entsprechenden Bodenverbänden kann dazu führen, die ziemlich gut ausgestattete IS-Milizen zu vertreiben.
Und die möglichen Bodentruppen sind auf das Gebiet der Kurden und Schiiten begrenzt.
Btw: Von den Su-25 hört und sieht man zumindest hier nichts mehr.
Auf irakscher Regierungsseite sind nach aktuellen Bildern nur Mil Mi-28 im Einsatz.
Mitleser schrieb:...
Von daher scheint die relative Untätigkeit der USA irgendwelche Gründe zu haben.

Mit dem "Einsatz mit angezogener Handbremse" beschäftigt sich auch die Süddeutsche:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/us-intervention-im-irak-obamas-einsatz-mit-beschraenkter-feuerkraft-1.2083775">http://www.sueddeutsche.de/politik/us-i ... -1.2083775</a><!-- m -->
Zitat:10. August 2014 17:25

US-Intervention im Irak
Obamas Einsatz mit beschränkter Feuerkraft


Der US-Präsident spielt Golf, er demonstriert Gelassenheit. Vorher hat Obama längere US-Angriffe im Irak befohlen. Die Widersprüche sind offensichtlich. Welche Strategie verfolgt er? Was, wenn sich die IS-Extremisten nicht stoppen lassen?
...
Obama erklärt die neue Intervention zuallererst damit, dass er US-Bürger im Irak schützen müsse, auch das Konsulat in Erbil und die Botschaft in Bagdad - dies sei seine "Pflicht". Diese leicht verständliche Begründung dürfte vor allem auf das US-Publikum zugeschnitten sein, das sich eher wenig für Kurden oder Jesiden interessiert. Was aber folgt daraus? Hat Obama den Irak aufgegeben, mit Ausnahme von Erbil und Bagdad? Um welchen Preis wird er seine diplomatischen Stützpunkte halten? Was geschieht, wenn sich die IS-Extremisten durch Luftangriffe nicht aufhalten lassen oder Bagdad das Wasser abdrehen?
...

Obama sagt, er wolle weder die Luftwaffe der Kurden spielen, noch die der Iraker allgemein. Er sei ein Partner der Iraker, werde aber nicht deren Arbeit erledigen.

Diese Argumentation ist insoweit schlüssig, als Obama seine Militärhilfe nur zum Preis politischer Fortschritte verkauft. Doch folgt daraus wohl auch ein anderes Ergebnis: Sollten sich die Iraker weiterhin nicht einig werden, regieren eben die IS-Terroristen weite Teile des Landes.

Obama hat dieser Tage von einer Lektion aus dem Libyen-Krieg erzählt: Nach dem Militäreingriff habe man zu wenig für den Wiederaufbau getan, dies räche sich jetzt. Nun frage er sich immer, wenn er über eine Intervention entscheide: "Haben wir eine Antwort für den Tag danach?"
...
man könnte tatsächlich vermuten, das läuft auf eine Neuordnung des Nahen Ostens hinaus - eine ethnische (Kurden - Araber) und eine religiöse Trennung (Sunniten - Schiiten und Alawiten).
Das ist allerdings rein spekulativ und daher etwas für einen anderen Strang
hier <!-- l --><a class="postlink-local" href="http://www.forum-sicherheitspolitik.org/viewtopic.php?f=40&t=5615">viewtopic.php?f=40&t=5615</a><!-- l --> (Groß-Syrien)
oder hier <!-- l --><a class="postlink-local" href="http://www.forum-sicherheitspolitik.org/viewtopic.php?f=40&t=4114">viewtopic.php?f=40&t=4114</a><!-- l --> (Irak)


Re: Irak - phantom - 10.08.2014

Erich schrieb:Nur Narren oder Zyniker werfen Bomben

Die Strategie Obamas, IS mit Luftschlägen zu besiegen, wird nicht aufgehen.
Israel erlebt das gleiche mit Hamas. Die eigene Moral mag gestärkt werden, doch die Angriffe schweißen den Gegner zusammen.
....
Ein Narr ist doch dieser Journalist. Soll er doch selbst den Kopf hinhalten und in einem Infanterieeinsatz sich von diesen Verrückten massakrieren lassen. Ich frag mich manchmal, welch selbstherrliche Art hinter diesen Schreibtischtätern steckt. Die sollte man allesamt mal mit einem Gewehr ausrüsten und dort in ein Dorf schmeissen, welches von diesen Gotteskriegern besucht wird.

Und der Vergleich zu Israel ist ja auch sehr seltsam, die im Irak wollen ja mehrheitlich nichts mit ISIS zu tun haben und fürchten sich vor ihnen. Wo da die Parallele zu Israel respektive USA, dem intervenierende Teil ist, ist mir schleierhaft. Die Israelis sind in einem Masse verhasst, dass hier nichts mehr Gescheites entstehen kann. Die USA werden zwar auch nicht geliebt, werden aber toleriert wenn es gegen die ISIS-Kämpfer geht. Da wird auch ein gewisses Mass an Kollateralschaden toleriert. Ich seh da keine sinnvolle Parallel, selbstverständlich nützen Luftangriffe, solang man die Zivilbevölkerung auf seiner Seite hat. Wenn nicht, gilt die Logik die der Schreiberling vertritt, aber so wie sich jetzt die Situation darstellt, ist doch dieser Artikel gröbster Schwachsinn.

Zitat: tatsächlich - ohne Bodeneinsatz sind das allenfalls Nadelstiche gegen die ISIS-Milizen. nur der kombinierte Einsatz von Erdkampfflugzeugen (und Kampfhubschraubern) mit entsprechenden Bodenverbänden kann dazu führen, die ziemlich gut ausgestattete IS-Milizen zu vertreiben.
Erdkampfflugzeuge? Die können doch nicht mehr als ein Strike-Fighter wie die SH. An dem liegt es sicher nicht. Es fehlt die detaillierte Aufklärung und der unmittelbare Waffeneinsatz (Drohne), wenn sie sich von Stadt zu Stadt fortbewegen. Sind sie mal im Inneren drin, ist es nahezu unmöglich Kollateralschaden zu vermeiden und zwar sowohl vom Boden als auch aus der Luft.


Re: Irak - Erich - 10.08.2014

@Phantom:
Du übersiehst, dass sich auch ISIS nur weiter ausdehnen kann, weil die sunnitische Bevölkerung im Irak wie in Syrien entsprechende Unterstützung leistet.
Erst diese Unterstützung und die Hilfe von ehemaligen Berufssoldaten der Truppe Saddams (wo sind eigentlich die Mitglieder seiner Eliteeinheiten gelandet), verbunden mit bester Ausrüstung, hat ISIS die entsprechende Durchschlagskraft gegeben.
Und dementsprechend übersiehst Du auch meine Ausführungen zur Meinung dieses Professors.
Deine Meinung gibt dann auch konsequent nur die Sicht der ISIS-Gegner bei Kurden und Schiiten wieder. Aber wir müssen uns den "Blick über den Tellerrand" erlauben, wenn wir mehr als nur parteiisch sein wollen.
Zitat:... Erdkampfflugzeuge? Die können doch nicht mehr als ein Strike-Fighter wie die SH. An dem liegt es sicher nicht. Es fehlt die detaillierte Aufklärung und der unmittelbare Waffeneinsatz (Drohne), wenn sie sich von Stadt zu Stadt fortbewegen.
...
wo willst Du diese Erdkampfflugzeuge sonst einsetzen? Doch nicht im Häuserkampf!


Re: Irak - Schneemann - 10.08.2014

@phantom
Zitat:Und der Vergleich zu Israel ist ja auch sehr seltsam, die im Irak wollen ja mehrheitlich nichts mit ISIS zu tun haben und fürchten sich vor ihnen.
Kommt darauf an, die mehrheitlich im Land vertretenen Schiiten, Christen etc. sicher nicht, aber viele Sunniten in den ländlicheren Bereichen (obgleich nicht unmittelbar in den Städten) haben die IS beim Vormarsch direkt oder indirekt durchaus auch unterstützt, und sei es nur durch Wasser oder Nahrung. Deswegen - und auch wegen des desolaten Zustandes der Regierungstruppen - gelang den Radikalislamisten ja auch dieser überraschend schnelle Vormarsch. Es gibt irakische Regierungsformationen, die vom Ist-Bestand 50% oder gar mehr als desertiert melden. Mischt man alle diese Aspekte - unterschwellige Unterstützung für IS durch einen Teil der Bevölkerung (vor allem in den Gebieten, die man bislang unter Kontrolle gebracht hat), hohe Zahlen an Desertierenden auf Seiten der Regierungsarmee - mit dem Faktor einer teils schlechten bzw. veralteten Bewaffnung (etwa bei den Peschmerga oder mancher Miliz), so ist es kein Wunder, dass diese islamistischen Gruppen in Rekordtempo die ihnen eher genehmen Regionen einnehmen konnten. Ich würde aber glauben, dass sie in ihnen weniger genehmen Gebieten (etwa teils in den kurdischen und vor allem den schiitischen) auf Dauer - trotz möglicher Anfangserfolge - sich nicht halten werden können.

Schneemann.


Re: Irak - phantom - 11.08.2014

Erich schrieb:Du übersiehst, dass sich auch ISIS nur weiter ausdehnen kann, weil die sunnitische Bevölkerung im Irak wie in Syrien entsprechende Unterstützung leistet.
Ich seh einfach nicht ein, wieso man die anderen abmurxen muss. Ich seh auch nicht ein, wenn das Volk vor dir flieht, wieso man sich dann selbst nicht hinterfragt, was man falsch machen könnte. Es gibt einfach keine Rechtfertigung für die ISIS in diesen Gebieten (Verhalten).

Zitat:Aber wir müssen uns den "Blick über den Tellerrand" erlauben, wenn wir mehr als nur parteiisch sein wollen.
Find ich nicht, du musst doch nicht neutral bleiben, wenn die anderen einen Gottesstaat mit all den verrückten Regeln einführen wollen. Das Volk mit Gewalt bekehren wollen. Ich komm ja aus einem Land, dass sich fast schon neurotisch in die Mitte stellt (neutral). Ich steh der Neutralität sehr skeptisch gegenüber, du machst dich doch nicht gerechter wenn du dich zwingend neutral verhältst. In klaren Fällen, darf man nicht neutral sein. Und hier ist so ein Fall, wo das Volk vor einem Aggressor davon läuft, hier gibt es nichts zu entschuldigen.

Zitat:wo willst Du diese Erdkampfflugzeuge sonst einsetzen? Doch nicht im Häuserkampf!
Ich weiss nicht was du meinst.


@Schneemann
Zitat:Kommt darauf an, die mehrheitlich im Land vertretenen Schiiten, Christen etc. sicher nicht, aber viele Sunniten in den ländlicheren Bereichen (obgleich nicht unmittelbar in den Städten) haben die IS beim Vormarsch direkt oder indirekt durchaus auch unterstützt, und sei es nur durch Wasser oder Nahrung.
Die Amerikaner haben auch Wasser und Brot von den Irakern erhalten, wischt das die gefälschten Beweise beim letzten Golfkrieg weg, nein. Man muss die jeweilige Situation betrachten. Das Wichtigste ist immer die Zivilbevölkerung, wenn es klar ist, dass sie vor einer Partei flüchten, fehlen doch die Argumente. Wie kann ich da noch für den verfolgenden Part Partei ergreifen?


Re: Irak - Schneemann - 11.08.2014

@phantom
Zitat:Die Amerikaner haben auch Wasser und Brot von den Irakern erhalten, wischt das die gefälschten Beweise beim letzten Golfkrieg weg, nein.
Nein, natürlich wischt es diese nicht weg, aber der Zusammenhang erschließt sich mir jetzt nun auch nicht ganz. Es ging ja um die von dir gemutmaßte allgemeine Furcht vor ISIS in der Bevölkerung, welche ich dann im teilweisen Widerspruch aufgesplittert habe in die Untergruppen in Irak (Schiiten, Sunniten, Kurden, Christen etc.) und deren doch differenziertere Haltungen, die zwischen Sympathie, Hass oder Furcht sich bewegen.
Zitat:Man muss die jeweilige Situation betrachten. Das Wichtigste ist immer die Zivilbevölkerung, wenn es klar ist, dass sie vor einer Partei flüchten, fehlen doch die Argumente.
Wieso fehlen diese denn? Sie sind doch recht klar umrissen - egal ob man sie gutheißt oder nicht. Inwieweit dann was umgesetzt werden kann, steht natürlich auf einem anderen Blatt.

Hierzu:
Zitat:Obamas hastiger Strategiewechsel

Was ist das Ziel im Irak?

Präsident Obama hat entschieden – nun bleibt nur noch die Frage, was er wirklich vorhat. [...] Zu Beginn beeilten sich amerikanische Regierungsmitglieder, die enge Zielsetzung der Militäroperation zu betonen. Es gehe nur um Zweierlei: Hilfe für die vom Tod bedrohten Jesiden in den Sinjar-Bergen und Schutz für amerikanische Bürger in der kurdischen Stadt Erbil. [...] Aufhorchen lässt daher, dass Obama nachträglich ambitiösere Absichten formulierte: Er werde nicht zulassen, dass der IS ein Kalifat errichte und im Nordirak ein Refugium für Terroristen entstehe. [...] Nun drängt sich eine enge Allianz mit den Kurden auf. Das Überleben ihres Teilstaates liegt im Interesse der USA...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/meinung/kommentare/was-ist-das-ziel-im-irak-1.18360019">http://www.nzz.ch/meinung/kommentare/wa ... 1.18360019</a><!-- m -->

Schneemann.