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- ThomasWach - 29.08.2007

Irak als waffenstarrendes Wespennest: Auch die Amerikaner haben dazu beigetragen:

Zitat:US-KORRUPTIONSVERDACHT IM IRAK
Waffen verschollen, Dokumente gefälscht, Papiere verschlampt
Erst verschwanden Hunderttausende Waffen. Jetzt haben US-Ermittler neue Unregelmäßigkeiten bei Materiallieferungen in den Irak entdeckt. In insgesamt 73 Verfahren geht es um Korruption, Schmiergelder, gefälschte Dokumente - auch gegen US-Armeeangehörige wird ermittelt.
...
Das volle Ausmaß des Problems wurde am 6. August bekannt, als die "Washington Post" berichtete, dass 110.000 AK-47-Sturmgewehre und 80.000 Pistolen zu Geisterwaffen geworden waren, weil sie bei ihrer Ausgabe an die Iraker nicht regelgerecht erfasst wurden.
...

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,502488,00.html

Und hier mal ne Meldung, die die zersplitterte innerirakische Konfliktlage näher beschreibt. Denn man kann eben -wie so oft schon gesagt - die Konfliktlinie nicht nur zwischen Islam und Westen, zwischen Irakern und Besatzern zeichnen. Nein, die Konflikte sind so zahlreich und so mehrdimensional, dass nicht mal mehr die folgende Subdifferenzierung nach Sunniten, Schiiten und Kurden ausreicht! Auch innerhalb dieser Unterteilungen gibt es zahlreiche Konflikte um Macht, Ansehen und die richtige Richtung:

Zitat:KERBELA
Schiiten greifen sich gegenseitig an - mehr als 50 Tote
Diesmal waren es keine Sunniten: Bei einem neuen Blutbad sind in der irakischen Pilgerstadt Kerbela mehr als 50 Menschen bei Kämpfen zwischen rivalisierenden Schiiten umgekommen. Unter den Wallfahrern brach Panik aus.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,502559,00.html

Hierbei muss man sagen, dass Al-Sadr derzeit sich sehr deutlich gegen die schiitischen Mainstreamparteien Da´wa und den Sciri von al-Hakim zu positionieren versucht. Auch scheint al-Sadr zu versuchen, von seinem großen Namen profitierend, die schiitische Geistlichkeit, die Hawaz von Nadschaf in gewisser Weise weiterhin herauszufordern und seine Position auf ihre Kosten zu verstärken. Es kann durchaus sein, dass die Kämpfe hier in Kerbala zu diesem Konflikt zwischen dem schiitischen religiösen Establishment im Irak und dem jungen radikalen Mullah gehören, der in den religiösen Zirkeln um al-Sistani wenig bis gar keine Sympathie oder Zuspruch besitzt. Man kann sogar vermuten, dass dies vielleicht erst der Auftakt für weitere blutige Kämpfe im südlichen Irak zwischen den schiitischen Gruppen ist!

Dazu folgendes Zitat aus der FT Europe:
Zitat:The intra-Shia rivalry partly explains the chaos now envelopping the shrinking British force in south Iraq, where the Hakims´Badr militia, Moqtada´s Mahdi Army, and Fadhila (Virtue), a Basra-based offshoot, are fighting it out. The Hakims want power in Baghdad consolidated by an oil-rich, Shia mini-state in the south. Mr Sadr wants to be the Shia leader of a united Iraq.

Aus: Iraq´s would-be champion - The rising Shia leader is positioning for power but is he ready for resposibility?
Financial Times Weekend Europa print, 25./26.8.2007


- Quintus Fabius - 29.08.2007

Zitat:Man kann sogar vermuten, dass dies vielleicht erst der Auftakt für weitere blutige Kämpfe im südlichen Irak zwischen den schiitischen Gruppen ist!

Was heißt hier Auftakt, der Innerschiitische Kampf läuft mit Waffengewalt und Morden schon seit einiger Zeit. Das schöne daran ist, auch hier sind Stammesfeindschaften Motor einiger der Kämpfe, zwei Schiitische Stämme sind seit jeher verfeindet, weil der Urururgroßvater von dem einen Stamm dem Urururugroßvater vom Nachbarstamm einen Esel gestohlen hat, in dem Umfeld jetzt ist die Feindschaft eskaliert, beide Stämmen schließen sich unterschiedlichen Schiitischen Parteien an und binnem kurzen geht die Schießerei und Morderei zwischen den besagten beiden Parteien loß.

Dann wird das ganze noch verkompliziert: einige der arabischen Schiiten nehmen Iranische Hife an, die anderen arabischen Schiiten sind zugleich Irakische Nationalisten und mögen keine Perser. Es passiert was passieren muß, es geht ein weiterer Riß auf und innerhalb ein und derselben ePartei beginnt ein blutiger Kampf von Iranfeinden und Iranbefürwortern los. Dabei wird der Sohn eines bedeutenden Clanführers erschossen, der Clan und Stamm muß natürlich Blutrache ausüben. Rache ist überhaupt gut. Sehr vieles was da an Gewalt gerade läuft hat einen solchen Hintergrund. Auch der Wiederstand gegen die US Truppen erfolgt in etlichen Fällen aus Blutrache weil die US Truppen wiederum Stammesmitglieder getötet haben.

Aber das reicht auch noch nicht. Dann verbündet sich die eine Splittergruppe der Partei mit einre Gruppe der Organisierten Kriminalität, weil sie muß, weil sie Waffen braucht. Das gefällt aber einigen Leuten in dieser Splittergruppe nicht, daher passiert was passieren muß, und alles zerfällt noch einmal in die Leute, die für eine Zusammenarbeit mit den Kriminellen sind, und diejenigen die gegen diese Kriminellen sind.

Am Ende schießt jeder auf jeden. Selbst Iraker die Insider sind haben inzwischen völlig den Überblick verloren. Selbst Einheimische wissen nicht mehr wer eigentlich alles da warum gegen wen kämpft. Man kennt vielleicht noch ein paar der Gruppen, aber niemand hat mehr einen Gesamtüberblick.

Und regelrecht daneben stehen die US Truppen und staunen. Ein US Offizier hat letztes Jahr gesagt: wenn die Iraker alle Energie die sie ins Gegenseitig abschlachten stecken gegen die US Truppen wenden würden, könnten die USA sich vermutlich nicht auf Dauer halten.

Am Ende werden also zur höchsten Wahrscheinlichkeit die USA abziehen und alle Gruppen dort werden sich untereinander völkermorden.


- Erich - 01.09.2007

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/,tt2m2/ausland/artikel/28/130798/">http://www.sueddeutsche.de/,tt2m2/ausla ... 28/130798/</a><!-- m -->
Zitat:01.09.2007 13:05 Uhr

Irak
Britischer General geißelt US-Strategie als "intellektuell bankrott"


Der Oberkommandierende der britischen Armee während der Irak-Invasion, General Sir Mike Jackson, hat vernichtende Kritik an der Irak-Politik der Amerikaner geübt. In seiner Autobiografie hat es Jackson vor allem auf den ehemaligen US-Verteidigungsminister abgesehen.
...

General Jackson, der bis 2006 Oberbefehlshaber der Armee war, erhebt den Vorwurf in seiner Autobiografie "Soldier", aus der die Zeitung vorab Auszüge veröffentlicht.

Insbesondere weist Jackson dem früheren US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und dessen neokonservativen Verbündeten Schuld an dem heutigen Chaos im Irak zu.
...



- Nightwatch - 01.09.2007

Zitat:Rumsfeld und seine neokonservativen Verbündeten gehörten zu den Hauptverantwortlichen für das derzeitige Chaos im Irak.

Rumsfeld habe sich geweigert, die Notwendigkeit des Einsatzes von viel mehr Soldaten zur Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung nach dem Sturz Saddam Husseins zu akzeptieren. Falsch sei auch die Entscheidung von US-Präsident Bush gewesen, dem Außenministerium die Nachkriegsplanung für den Irak zu entziehen und diese unter die Kontrolle des Pentagon zu stellen.

Die Art und Weise, wie die US-Regierung den Antiterrorkampf international führe, bezeichnet Jackson als "unangemessen". Sie sei zu stark auf die Militärmacht konzentriert statt auf die Schaffung einer nationalen Identität im Irak und Diplomatie. Die Irak-Politik der USA sei "intellektuell bankrott".
Da freut es einem doch, das ein Insider so ziemlich mit der eigenen Problemanalyse konfrom geht :wink:
Es gab zu wenig Truppen, die politisch-gesellschaftliche Seite des Irakproblems wurde zu lange ignoriert. Und Rumsfeld war so mit das größte Problem.
Hätte es nicht anders geschrieben...


- Erich - 01.09.2007

Nightwatch schrieb:..... Da freut es einem doch, das ein Insider so ziemlich mit der eigenen Problemanalyse konfrom geht :wink:
Es gab zu wenig Truppen, die politisch-gesellschaftliche Seite des Irakproblems wurde zu lange ignoriert. Und Rumsfeld war so mit das größte Problem.
Hätte es nicht anders geschrieben...
und damit geht er sogar mit mir konform:
Zitat:....Der General macht in seinem Buch zudem deutlich, dass er und andere hohe Offiziere Großbritanniens Zweifel an der Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak hatten, die von den Regierungen in Washington und London als Grund für die Invasion angegeben worden waren.....
also wieviele Tote für ein Hirngespinst?


- Nightwatch - 01.09.2007

Erich schrieb:also wieviele Tote für ein Hirngespinst?
Ach erich, warum auf einem der vorgeschobenen Gründe rumreiten. Ging doch um viel mehr.
Wir sollten hier fähig sein mehr zu sehen als das was dem gemeinen Volk erzählt wird.


- Erich - 03.09.2007

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID7402050,00.html">http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... 50,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Übergabe an irakische Armee
Britische Truppen ziehen aus Basra ab

Die britische Armee hat sich nach rund vierjähriger Präsenz weitgehend aus der südirakischen Stadt Basra zurückgezogen.
..

Damit ist die britische Armee in keiner irakischen Stadt mehr präsent.
...

Plant Brown einen Kurswechsel?

Der Einsatz im Irak findet in der britischen Bevölkerung immer weniger Rückhalt. Es wird deshalb darüber spekuliert, dass der neue Premierminister Gordon Brown mit der Politik seines Vorgängers Tony Blair brechen und im Herbst den Rückzug aus dem Land einleiten könnte.
...

Stand: 03.09.2007 12:22 Uhr
und <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID7404664_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html">http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... AB,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Londons Truppen verlassen Basra-Stadt
"Organisierter Rückzug" oder "Flucht"?

Die Bewertungen des britischen Rückzugs aus Basra-Stadt fallen geteilt aus: Ist es eine Kapitulation vor der nicht abreißenden Gewalt? Schleichen sich die Briten in der Dunkelheit davon, weil auch sie mit ihrer Irak-Strategie am Ende sind? Oder handelt es sich um eine von langer Hand geplante, wohl überlegte Aktion - wie die Regierung in London betont - damit nun die Iraker beweisen können, dass sie alleine für die Sicherheit im Süden des Landes verantwortlich sind.
...

In den letzten Wochen hatten ranghohe britische Militärs mehrfach die Irak-Politik der Amerikaner scharf kritisiert. Zuletzt General Mike Jackson. In Medieninterviews sprach er von einer "intellektuellen Bankrotterklärung". Planloses Reagieren statt Nation-Buildung - so der Tenor der Kritiker.
...

Stand: 03.09.2007 18:04 Uhr



- Erich - 04.09.2007

aus dem Strang <!-- l --><a class="postlink-local" href="http://forum-sicherheitspolitik.org/viewtopic.php?t=395&start=675">viewtopic.php?t=395&start=675</a><!-- l -->
Nightwatch schrieb:
Erich schrieb:es geht nicht um Schuldzuweisung sondern um Fehleranalyse, um weitere Fehler zu vermeiden,
"Er hätte einfach nie dort einmarschieren dürfen" hat reichlich wenig mit Fehleranalyse zu tun. Das ist einfach nur platt.

Erich schrieb:und da scheint Bush jr. - im Gegensatz zu vielen sogar von der republikanischen Seite - nicht lernfähig oder nicht lernwillig zu sein;
Würde ich so nicht behaupten wollen. Das Problem liegt mE nicht bei Bush sondern eher bei seinen Beratern. Und jetzt kann er sowieso nur noch falsch Schritte unternehmen.

Erich schrieb:womit wir wieder beim Thema wären:
das Debakel und die Erkenntnis, welche Unfähigkeit bei der US-Regierung vorliegt, wird auch in den USA immer offensichtlicher

* einen Fehler zu machen ist nicht das Problem
* denselben Fehler immer wieder zu machen und auf der Fehlleistung zu beharren, ist Dummheit
Womit wir vielleicht mal diskutieren sollten welche Fehler im Nachkriegsirak "immer wieder" gemacht wurden. So wie ich das sehe wurden auf vielen Gebieten unterschiedlichste Fehler begangen. Die Truppe war lernfähig, das Kind war aber schon längst in den Brunnen gefallen.

auf Anweisung eines Moderators
Cluster schrieb:das sollte besser im Irak-Thread diskutiert werden.
hierher importiert;
also:
Zitat: .... Womit wir vielleicht mal diskutieren sollten welche Fehler im Nachkriegsirak "immer wieder" gemacht wurden. So wie ich das sehe wurden auf vielen Gebieten unterschiedlichste Fehler begangen. Die Truppe war lernfähig, das Kind war aber schon längst in den Brunnen gefallen.
das hier zum Beispiel ist so ein "Dauerfehler":
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/,tt4m2/ausland/artikel/574/131341/">http://www.sueddeutsche.de/,tt4m2/ausla ... 74/131341/</a><!-- m -->
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID7413086_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html">http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... AB,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Debatte um Irak-Entscheidung
Bremer schließt Bushs Gedächtnislücke

"Die irakische Armee wird aufgelöst"
- diesen Entschluss fasste der Ex-US-Zivilverwalter im Irak, Bremer, im Mai 2003. Kurz darauf eskalierte überall im Land die Gewalt. US-Präsident Bush behauptet, er sei von Bremers Entscheidung damals überrascht worden. Doch dagegen setzt dieser sich jetzt zur Wehr - mit ungewöhnlichen Mitteln....

Stand: 04.09.2007 21:10 Uhr
anstatt diesen Beschluss zu revidieren und die irakische Armee wieder einzuberufen - möglicherweise mit einer Personalprüfung, aber sicher mit der vorhandenen Struktur und Bewaffnung, und vor allem unter anderem Oberkommando - hat man diesen Fehler aufrecht erhalten und baut eine völlig neue Truppe auf.
Man nimmt also für die gesamte Aufbauzeit ein "Machtvakuum" hin, das nur durch die ausländischen Truppen gefüllt werden kann.

Das Ergebnis ist eindeutig:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/,tt4l1/ausland/artikel/626/131393/">http://www.sueddeutsche.de/,tt4l1/ausla ... 26/131393/</a><!-- m -->
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID7413526_REF1_NAV_BAB,00.html">http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... AB,00.html</a><!-- m -->
Zitat:....
Nur drei von 18 Irak-Zielen erreicht

...
Die Gewalt "ist bis zum Juli 2007 auf hohem Niveau geblieben", .....
Stand: 04.09.2007 21:11 Uhr



- Nightwatch - 04.09.2007

Erich schrieb:das hier zum Beispiel ist so ein "Dauerfehler":
Ich schrieb nichts von Dauerfehlern. Sondern von Fehlern, die immer wieder gemacht worden.
Die Auflösung der irakischen Armee war ein Fehler. Man löst eine Armee nur einmal auf und nicht immer wieder.
Ein Fehler war es aber ohne Zweifel. Der noch tiefer geht als die Armee. Die Verwaltung wurde ja auch entbaathfiziert.

Erich schrieb:anstatt diesen Beschluss zu revidieren und die irakische Armee wieder einzuberufen - möglicherweise mit einer Personalprüfung, aber sicher mit der vorhandenen Struktur und Bewaffnung, und vor allem unter anderem Oberkommando - hat man diesen Fehler aufrecht erhalten und baut eine völlig neue Truppe auf.
Ach komm. Das ist doch vollkommener Quark. Eine Armee die man mal aufgelöst hat beruft man nicht einfach wieder ein. Das kannst du vielleicht in den ersten zwei Monaten bringen. Aber nicht nach Jahren. Und bis man mal merkte, dass das alles ein großer Fehler gewesen war gingen eben Jahre ins Land. Da ist das Kind doch schon längst in den Brunnen gefallen.


- Erich - 04.09.2007

ich behaupte, dass es nicht mal jetzt zu spät wäre, die ehem. irakische Armee zu reaktivieren ... viele Ex-Soldaten sind nach wie vor arbeitslos und warten auf so eine Chance


- Nightwatch - 05.09.2007

Quatsch.
Warum sollen sich diese Soldaten nicht für die neue Armee gemeldet haben??
Es ist doch nicht so, das man jeden kleinen Gefreiten vom Dienst ausschließt nur weil er 2003 gegen die Koalitionstruppen im Feld stand.
Das man höhere Offiziere nicht mitmachen lässt macht auch Sinn.
Des Weiteren zweifle ich stark an, das "viele Ex-Soldaten" AK bei Fuß zu Hause auf den Einberufungsbefehl warten. Vielleicht ein Bruchteil, 10-20% mehr auf keinem Fall.
Ein großer Teil wird sich stattdessen irgendwelchen irregulären Verbänden oder den neuen Streitkräften angeschlossen haben.


- Quintus Fabius - 05.09.2007

Die Reaktivierung frührer irakischer Truppen wurde versucht. Es wurden dabei auch höhere Offiziere wieder in Dienst gestellt. Die Resultate waren eine Katastrophe.

Die aus solchen Rekruten aufgestellten Einheiten waren besonders unzuverlässig, in ihren Reihen verschwanden besonders viele Waffen und man konnte mit der Zeit feststellen, daß gerade solche Einheiten in viel größerem Umfang vom Feind infiltriert waren als andere, neu aufgestellte Verbände.

Eine Reaktivierung größerer Teile der frühren irakischen Armee ist zudem für viele Schiitische Gruppierungen in der Neuen Irakischen Armee und in den schiitischen Milizen untragbar, und würde vom Irakischen Staat selbst sabotiert werden.


- Erich - 05.09.2007

und das hier
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID7413526_REF3,00.html">http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... F3,00.html</a><!-- m -->
Zitat:General deutet Truppenreduzierung an
US-Armee stößt im Irak an ihre Grenzen

Der US-Oberbefehlshaber im Irak, General David Petraeus, hat angedeutet, dass er eine Reduzierung der US-Truppen ab März kommenden Jahres empfehlen will. In einem Interview des US-Fernsehsenders ABC sagte der General auf die Frage der Reporterin, ob eine Reduzierung der Truppen ab März erfolgen sollte, um eine weitere Belastung der US-Streitkräfte zu verhindern: "Ihre Berechnungen sind ungefähr richtig." Es gebe Grenzen für die Belastbarkeit der Truppe, sagte Petraeus. "Das muss ein Hauptgesichtspunkt für meine Empfehlung sein."
...

Stand: 05.09.2007 08:51 Uhr
ist dann nach den vielen Toten die bessere Alternative?

Oder hätte man nicht von vorneherein der sunnitischen Bevölkerung mehr Mitwirkungsrechte geben müssen, insbesondere auch im Sicherheitsbereich?
Ich zitiere nochmals diesen Bericht der Tagesschau:
Zitat:...Walker bemängelte dabei vor allem fehlende Fortschritte bei der Reform der Gesetze, die Mitglieder der vom früheren Diktator Saddam Hussein geführten Baath-Partei weitgehend vom politischen Leben ausschließen. Eine größere Beteiligung der mehrheitlich sunnitischen Vertreter gilt als Voraussetzung für eine Befriedung.....



- Turin - 05.09.2007

Zitat:Oder hätte man nicht von vorneherein der sunnitischen Bevölkerung mehr Mitwirkungsrechte geben müssen, insbesondere auch im Sicherheitsbereich?

Hätte man m.E. nicht. Das Problem ist, kaum bestreitbar, fundamentaler Natur. Sunniten und Schiiten haben nicht einige formale Differenzen, sondern wollen sich gegenseitig an den Kragen. Nichts hat das besser gezeigt als die Zusammensetzung der irakischen Regierung und des Parlamentes. Da funktioniert inzwischen so gut wie gar nichts mehr. Deswegen finde ich Walkers Bemerkungen zum "Schlüssel für die Befriedung" umso bemerkenswerter, wenn er nur Zeilen zuvor (im zitierenden Artikel) die Problematik der notwendigen (und scheinbar nicht realisierten) Sicherheitsmaßnahmen hervorhebt, weil die Gewalt zwischen beiden Fraktionen weiter um sich greift.

Entwicklungsvarianten:

1. Man schafft einen hegemonial schiitischen Irak und findet sich damit ab, dass die Sunniten "unter Kontrolle" gehalten werden. Angesichts der Machtverteilung in den bisherigen Jahrzehnten mal eine hübsche Abwechslung...

2. Man zerschlägt den Irak in die schon oftmals diskutierten drei Zonen, de fakto drei verschiedene Staaten, wobei die Schiiten im Süden ihr Ding machen und sich die (dann besser reduzierbaren) US-Truppen nur um die Mitte kümmern. Dass das mit erhöhter iranischer Einflussnahme im Süden sowie absehbar religiös motivierten Säuberungen einhergehen könnte, macht diese Variante natürlich nicht schöner (für die US-Interessen resp. die generelle Außenwirkung auf die politische Kultur im Westen).

Einen weiter vereinten Irak mit stabiler und anteilig ausgewogener Regierung dürfte sich stattdessen als Ziel immer mehr zu einem echten Jahrhundertprojekt auswachsen.


- Quintus Fabius - 05.09.2007

Zitat:Man schafft einen hegemonial schiitischen Irak und findet sich damit ab, dass die Sunniten "unter Kontrolle" gehalten werden. Angesichts der Machtverteilung in den bisherigen Jahrzehnten mal eine hübsche Abwechslung...

Noch ein kleiner Einwurf: dieses Szenario akzeptieren die umliegenden Sunnitischen Staaten nicht. Für den Fall einer solchen Entwicklung haben sie schon vorsorglich den Einmarsch ihrer Streitkräfte angekündigt.

Zitat:Man zerschlägt den Irak in die schon oftmals diskutierten drei Zonen, de fakto drei verschiedene Staaten, wobei die Schiiten im Süden ihr Ding machen und sich die (dann besser reduzierbaren) US-Truppen nur um die Mitte kümmern. Dass das mit erhöhter iranischer Einflussnahme im Süden sowie absehbar religiös motivierten Säuberungen einhergehen könnte, macht diese Variante natürlich nicht schöner (für die US-Interessen resp. die generelle Außenwirkung auf die politische Kultur im Westen).

Da geht sogleich wieder das Problem mit Kurden, Türken und Iranern im Norden los und es ist gar nicht möglich Schiiten und Sunniten in den Übergangsgebieten zwischen dem Süden und dem Norden einfach auseinander zu trennen. Die zu ziehende Grenze würde noch deutlich wirrer als das Zick Zack das man in Bosnien gezogen hat. Desweiteren akzeptieren auch die Sunniten diese Lösung nicht, da dann alle Erdölquellen in Kurdisches oder Schiitisches Terrain fallen, ein mittlerer Sunnitischer Staat wäre nicht lebensfähig für sich allein. Noch darüber hinaus bedeutet eine rein formaljuristische Trennung in verschiedene Länder nicht, dass diese Länder dann nicht Krieg gegeneinander führen können.

Die Sunniten würde die Ölproduktion mit Terroranschlägen und Sabotage angreifen wie jetzt auch und binnem kurzen würde die Lage ohne US Truppen in einen Krieg zwischen diesen neu geschaffenen „Ländern“ enden. Dann wäre es halt kein Bürgerkrieg sondern ein normaler Krieg.