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- Ingenieur - 10.11.2006

@Turin
Was ich sagen wollte, ist dass es Saddam nicht verdient hat, dass sich irgendjemand um ihn kümmert, ob man jetzt für oder gegen die Todesstrafe ist. Die Europäer hätten ja auch einfach die Klappe halten können.

Prinzipiell ist Saddam eher ein gutes Argument für die Todesstrafe, denn wenn man ihn einsperrt und in einigen Jahren eine andere Regierung an die Macht kommt und keine US-Truppen im Lande sind, könnte das Urteil aufgehoben und Saddam freigelassen werden. Wenn er jetzt hängt, dann ist er für immer verurteilt.


- Lara - 10.11.2006

Zitat:hunter1 postete
Tiger postete:
Zitat:Was wäre das, wenn der Gewaltherrscher Saddam Hussein, der wollte, das man sich noch in x-hundert Jahren mit Schaudern an ihn erinnert, erleben muss, wie er noch zu Lebzeiten ignoriert oder lächerlich gemacht wird.
Ich gebe Dir insofern recht, dass diese Strafe für einen Atheisten effektiv ist. Ich glaube aber nicht, dass Saddam atheistisch ist. Zudem: wie willst Du ihn lächerlich machen? Peinliche Geschichten über ihn verbreiten? Damit würde er fertig, ebenso mit öffentlichen Demütigungen (z.B. eine Art Pranger, wo man ihn mit faulem Gemüse bewerfen kann). Denn es gäbe immer Leute, die für ihn Partei ergreifen würden.
Ne ich hab was besseres, Saddam kommt in den Knast in so einen wie "Hannibal Lektor". Und jeder der einen Angehörigen durch ihn, oder eine Anweisung von ihm, verloren hat darf in "besuchen" und im alles erzählen.
Das IST Strafe. Jeden Tag mit seinen Taten konfrontiert werden.


- Schneemann - 10.11.2006

Mir wäre es, auch wenn ich mich hier spät einklinke, lieber gewesen, wenn man Saddam zu einer lebenslangen Haft verurteilt hätte, eben und auch weil ich persönlich ein erbitterter Gegner der Todesstrafe bin. Gleichwohl allerdings war mir klar, dass man ihn wohl zu nichts anderem verurteilen wird. Meiner Ansicht nach ist die Todesstrafe ein Relikt einer finsteren Epoche der Nicht-Zivilisation, sie sollte als archaisch, unmenschlich und undemokratisch eingestuft werden. Übrigens kritisiere ich die USA hierfür sehr. Als größte Demokratie der Welt* sollte sie nun wirklich etwas mehr Sensibilität, Verantwortungsbewußtsein und Vorbildcharakter an den Tag legen. Von irgendwelchen unkultivierten und entweder ideologisch oder religiös verbohrten Regimen wie China, Saudi-Arabien oder Iran erwarte ich nicht viele Fortschritte in dieser Richtung, aber die USA sollten hier ihre Politik wahrlich mal überdenken - auch im eigenen Interesse.

Was die Urteile von Nürnberg angeht: Sicher hat es die Bande verdient, hingerichtet zu werden, aber genaugenommen waren diese Urteile, die die BRD übrigens nie anerkannt hat, Siegerjustiz. "Vae victis", könnte man sagen.

*Solange in Indien das Kastenwesen noch immer besteht, ist das für mich keine richtige Demokratie, deshalb bezeichne ich hier die USA als "größte Demokratie" der Welt.

Schneemann.


- IarnGreiper - 10.11.2006

Zitat:Schneemann postete

*Solange in Indien das Kastenwesen noch immer besteht, ist das für mich keine richtige Demokratie, deshalb bezeichne ich hier die USA als "größte Demokratie" der Welt.

Schneemann.
Solange in den USA die im Washington herrschende Partei die Wahlkreise recht wahrlos selbst neu ziehen kann und damit dank des antiquierten Auszählungssystems durchaus die Sitzverteilung im Representantenhaus ein Stück weit manipulieren kann, votiere ich für Brasilien als größte Demokratie der Welt.


- bastian - 10.11.2006

Lasst uns zum Irak zurückkommen, gerne mit weiterer Diskussion über die Todesstrafe für Saddam.

Die Frage, welches Land die größte Demokratie der Welt ist, ist hier aber fehl am Platz.


- Shahab3 - 11.11.2006

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Zitat:Tariq Ali: US-Abzug aus Irak "so schnell wie möglich"

Britischer Publizist: Rückzug würde Zusammenhalt des Landes stärken
Wien - Ein rascher Abzug der US-Truppen aus dem Irak könnte den Zusammenhalt des vom Zerfall bedrohten Landes stärken, meint der prominente britische Intellektuelle Tariq Ali. Der Verbleib des US-Militärs und seiner Verbündeten wirke destabilisierend, da er Kämpfe von rivalisierenden Gruppen untereinander provoziere, sagte er am Mittwochabend bei einem Vortrag im Bruno-Kreisky-Forum in Wien.
...



- Ingenieur - 11.11.2006

@Artikel

Wie kommt der denn darauf?

Was hindert nach Abzug der Koalitionstruppen die Schiiten und Sunniten endgültig in den offenen Bürgerkrieg überzugehen?
Den "Zusammenhalt stärken" bei dem Hass der zwischen Ethnieen herrscht? Die Schiiten wollen doch unabhängig werden...


- Lara - 13.11.2006

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Zitat:London - Syrien und der Iran sollten nach Ansicht des britischen Premiers Tony Blair in die Bemühungen eingebunden werden, die Gewalt im Irak zu stoppen.



- Wolf - 13.11.2006

Zitat:Ingenieur postete
Was hindert nach Abzug der Koalitionstruppen die Schiiten und Sunniten endgültig in den offenen Bürgerkrieg überzugehen?
Den "Zusammenhalt stärken" bei dem Hass der zwischen Ethnieen herrscht? Die Schiiten wollen doch unabhängig werden...
Er glaubt wohl dass der Wegfall der US Infrastruktur die Bürger zwingt sich mehr mit dem Alltag und ihrer Zukunft zu befassen und sie dann keine Zeit und Energie mehr haben sich mit Anschlägen zu beschäftigen. Ist wohl so eine Emotionstheorie die sich im Mittleren Osten oft anwenden lässt - man verlässt das Haus auf der Suche nach Arbeit, sieht einen amerikanischen Soldaten, gerät sofort in unbändige Wut (Schande, Ehre und Ähnliches) die einen vergessen lässt was man eigentlich vorhatte, und man geht los um irgendwas in die Luft zu sprengen.

Es würden nach dieser Überlegung zumindest die Zustände auf ein Niveau gebracht auf dem die Zahl der Anschläge geringer wäre und sich die verschiedenen Gruppierungen auf allen Seiten mehr auf sich selbst konzentrieren würden.


- Ingenieur - 13.11.2006

Zitat:Wolf postete
Er glaubt wohl dass der Wegfall der US Infrastruktur die Bürger zwingt sich mehr mit dem Alltag und ihrer Zukunft zu befassen und sie dann keine Zeit und Energie mehr haben sich mit Anschlägen zu beschäftigen. Ist wohl so eine Emotionstheorie die sich im Mittleren Osten oft anwenden lässt - man verlässt das Haus auf der Suche nach Arbeit, sieht einen amerikanischen Soldaten, gerät sofort in unbändige Wut (Schande, Ehre und Ähnliches) die einen vergessen lässt was man eigentlich vorhatte, und man geht los um irgendwas in die Luft zu sprengen.
Komisch, dass dann im Spiegel erwähnt wird, dass die Bezirke in Bagdhad, in denen Koalitionstruppen für die öffentliche Sicherheit verantwortlich sind, weit aus sicherer sind, als diejenigen, in denen irakische Poizei/Armee dies tut.
Im übrigen kämpfen doch eher Sunniten gegen Schiiiten als Iraker gegen GIs. Dann würde kein Gegner oder Konfliktpotential abgezogen werden sondern eine Ordnungsmacht. Der otto-Normal sunnitische Todesschwardron sagt sich doch nicht, "Ich hasse die Amis, deswegen bringe ich jetzt ein paar Schiiten um". Rolleyes
Die wollen doch die jeweils andere Ethnie aus ihrem Viertel raushaben!

Zitat:Es würden nach dieser Überlegung zumindest die Zustände auf ein Niveau gebracht auf dem die Zahl der Anschläge geringer wäre und sich die verschiedenen Gruppierungen auf allen Seiten mehr auf sich selbst konzentrieren würden.
Der Erfinder dieser Überlegung hat wohl noch nie was von Somalia gehört.


- Turin - 13.11.2006

Die wahrscheinlichste Option wäre wohl, dass es nach dem Abzug zu religiös motivierten Säuberungen in bestimmten Gebieten kommen würde. Inwieweit darüber hinaus ein allumfassender Bürgerkrieg droht, weiß ich nicht. Aber zu glauben, alles würde sich von selbst richten, nachdem die Amerikaner abgezogen sind, setzt schon ein gehöriges Maß an Naivität voraus.


- Shahab3 - 13.11.2006

DAS Patentrezept gibt es wohl nicht. Das ist ja das Phänomen solcher Sackgassen.
Zum einen ist es tatsächlich fraglich, ob sich die Situation nach einem Abzug der US-Truppen so bald stabilisiert. Zum anderen wird sich die Situation auch nicht bessern, so lange US-Truppen im Land sind. Ähnlich wie in Afghanistan unter sowjetischer Besatzung, ziehen die Amerikaner aus der ganzen Welt Terroristen in den Irak an. So gibt es heute mehrere hundert Anschläge auf US-Truppen pro Woche! Dieses gewaltige Ausmaß ist eine direkte Folge eines Jihad-Tourismus und der Besatzung. Was den Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten betrifft, so sind die US-Truppen da ohnehin schon längst zum Zuschauer verdammt und sind nicht in der Lage auf eine Art einzuwirken. Insofern liegt Tariq, dem ich mit Nichten Naivität attestieren würde, nicht so daneben.


- Wolf - 13.11.2006

Zitat:Ingenieur posteteDer otto-Normal sunnitische Todesschwardron sagt sich doch nicht, "Ich hasse die Amis, deswegen bringe ich jetzt ein paar Schiiten um". Rolleyes
Die wollen doch die jeweils andere Ethnie aus ihrem Viertel raushaben!
Naja - natürlich hasst er die Amis - aber er hat immer noch keine Arbeit - und er bekommt auch keine, wenn er die Amis angreift. Deshalb greift er den Schiiten um die Ecke an. Damit mehr Arbeitsplätze, Wohnungen und sonst. Ressourcen für seine Bevölkerungsgruppe zur Verfügung stehen. Die Begründung ist dann leicht: Der Feind kooperiert natürlich mit den Amerikanern.


- hunter1 - 14.11.2006

Zitat:Massen-Entführung in Bagdad
Bewaffnete stürmen Bildungsministerium

Eine spektakuläre Terror-Aktion hält die irakische Regierung in Atem. Aus dem Bildungsministerium in Bagdad wurde eine grosse Zahl von Angestellten abtransportiert. Verschiedene Augenzeugen sprechen von mehr als 100 Entführten. Die uniformierten Täter hätten nur Sunniten mitgenommen.
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/2006/11/14/al/newzzEUI308F6-12.html">http://www.nzz.ch/2006/11/14/al/newzzEUI308F6-12.html</a><!-- m -->

Gibts denn sowas? :oah:


- Shahab3 - 14.11.2006

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,448359,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 59,00.html</a><!-- m -->
Zitat:US-Soldaten töten Dutzende Zivilisten

Bei einem Angriff auf die Sunniten-Hochburg Ramadi haben US-Soldaten irakischen Angaben zufolge mindestens 30 Zivilisten getötet. Mehrere Häuser seien zerstört worden.
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