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- Marc79 - 25.10.2006

Hier mal meine Sicht wie ich das sehe mit den USA:

Wir haben 2003, seit 12 Jahren müssen wir massive Truppen im Golf halten was ziemlich viel kostet und nur den radikalen vor allem in Saudi Arabien nutzt. Das Öl wird auf den Weltmärkten immer knapper, nur der Irak könnte da er nicht viel exportiert das, wenn er wieder dürfte asugleichen. Also brechen wir das ganze doch mal auf. Quasi lieber ein schreckliches Ende als ein schrecken ohne Ende, vor allem weil so schlimm wird das nicht.

Plan wir maschiern schnell ein, besetzen das Land, verwalten es 1 oder 2 Jahre, dann übernehmen die Iraker die dank Demokratie unsere Freunde sind und sich alle doll lieb haben. Wir ziehen wieder ab und haben vielleicht noch ein 2 Basen im Irak und Kuwait. Und wenn die Schiiten im Iran erstmal sehen wie doll es wollen sie die ollen Mullahs auch nicht mehr. Dann haben wir den Iran und Irak auf unserer Seite und wir können die Saudis härter anpacken, da wir ihr Öl nicht mehr so doll brauchen fürs erste. Und die Suniten könnten dann den gleichen Effekt auf Syrien auslösen, und ein demokratischer Irak wäre gut für die Kurden, die wollen nicht weg und die Probleme mit der Türkei wären auch nicht mehr so wild.

Alles Traumtänzerei und Selbstbetrug.


- Physiker - 25.10.2006

Schön aufgegliedert, Marc, gefällt mir :daumen:

Hast aber noch eines vergessen:
Und dann bauen wir noch eine Synagoge neben jede Mosche als Zeichen der Völkerverständigung und weil wir uns alle ganz ganz lieb haben Big Grin


- Lara - 26.10.2006

Zitat:Jacks postete
Sagt wer? Das dies eine wage These ist,ist dir aber auch klar,oder?
Saddam war zwar relativ zahnlos,aber das einzig gute am Irakkrieg ist das dieser Despot weg ist. Das alleine ist schon ein Riesenschritt vorwärts für den Irak.
Was heißt vage? Er hat alle "Massenvernichtungswaffen" vernichtet, die Frage nach dem Nachweis, naja. Weiß doch mal nach das du nix hast, geht nicht.
Er hat, hörensagen da kein Link da, den USA angeboten das sie das Öl haben könnten, er würde mit ihnen Geschäfte machen. Was hätte ihn denn erwartet? Es war ihm doch klar das er "tot" ist, wenn sie erst mal anfangen.


Zitat:]Sicher haben die USA aus machtpolitischem Kalkül unterstützt,weil sie eben den Iran für das schlimmere Übel hielten.Diese Haltung schlug aber relativ fix um ..
Klar weil sie ahnten was passiert wenn er den Iran einnehmen würde. Er hat "ihren" Krieg (es war auch "seiner", aber eben nicht nur) geführt und die Kosten durfte der Irak alleine tragen.

Zitat:Der werte Herr Scholl-Latour hat schon sehr viel vorhergesagt,was nicht im entferntesten eingetroffen ist. Laut ihm müsste der Nahen Osten garnicht mehr existieren,so oft sollte er schon in Flammen auf gehen. Wink
Sagen wir mal so, es hätte längst eintreten müssen, dass das nicht der Fall ist gibt mir die Hoffnung das die Extremisten noch nicht so weit sind wie oft dargestellt wird. Und das mit etwas mehr diplomatischem Geschick und echtem Interesse die "Sache" noch zu einem "glücklichen Ende" geführt werden könnte.

Zitat:.... Was vielleicht gegangen wäre, wäre eine Lösung aller Gadaffi, innenpolitisch alles egal und Außenpoltisisch Schmussekurs, z.B. Absage an ABC Waffen und Anerkennung Israels. Dazu noch gute Deals mit den US Öl Unternehmen und hepp hätte (theoretisch) einen guten Freund auf der anderen Seite des Teiches. Vielleicht auch wieder als Gegengewicht zum Iran.
Langt doch. Bisschen Wahlen noch, kommunal, bisschen Selbstverwaltung, bisschen mehr Freiheit, bisschen mehr Menschenrechte. Wäre bestimmt noch besser als das was jetzt passiert.


@ Erich
Wir machen bei Al-kaida einen "Denkfehler". Die brauchen keine Djhaddisten importieren, im Irak gibt es wohl genügend Menschen mit Hass. Dienstleister eben, man braucht "nur" Ansprechpartner für die Leute, die kommen von selbst.
Noch was, im Irak geht es nicht nur um Öl, die "Lex Monsanto" ist ein Gesetz das vorsieht das keine Saaten mehr ausgesät werden dürfen die NICHT von Monsanto sind. Monsanto ist einer der größten, wenn nicht der größte, Hersteller und Lieferant von Gentechnisch verändertem Saatgut. Das hieße im Falle einer Ratifizierung, das kein Bauer mehr sein eigenes Saatgut herstellen oder aussäen dürfte. Zahle oder geh kaputt.
Hinzu käme noch eine Patentierung auf das Vieh. Ähnlich wie zur Zeit in der EU. Bestimmte Gene werden unter Patentschutz gestellt, was zur Folge hat das kein Vieh (im Fall EU, Schweine) mehr gezüchtet werden darf ohne dafür z.B.Monsanto ein "Entgeld" zu bezahlen. Denn alle Tiere haben diese Gene.


- Schneemann - 26.10.2006

Bei Gefechten im Irak sterben in der Anbar-Provinz fünf US-Soldaten. Damit steigt die Zahl der im Irak getöteten GIs im Oktober auf 96.
Zitat:Five U.S. troops killed in Iraq

POSTED: 5:52 a.m. EDT, October 26, 2006

From Arwa Damon and Mohammed Tawfeeq

BAGHDAD, Iraq (CNN) -- Five U.S. troops have died during military operations in Anbar province, west of Baghdad, a U.S. military statement said Thursday. The deaths bring the U.S. military death toll in October to 96, the highest monthly toll since October a year ago.

"One Sailor assigned to 3rd Naval Construction Regiment, two Marines assigned to Regimental Combat Team 5 and two Marines assigned to Regimental Combat Team 7 died Wednesday from injuries sustained due to enemy action while operating in Al Anbar Province," the statement said.
Hier der Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.cnn.com/2006/WORLD/meast/10/26/iraq.main/index.html">http://www.cnn.com/2006/WORLD/meast/10/ ... index.html</a><!-- m -->

Schneemann.


- Tarkan - 27.10.2006

Was mich persönlich wundert ist, wie es sein kann, daß die Analytiker einer solchen Supermacht, bezogen auf die Entscheidung, den 2. Irak-Feldzug zu führen, zu solcher Fehleinschätzung gekommen sind. Wenn sogar Deutschland damals wußte, daß dies ein erfolgloses Unterfangen sein wird.

Entweder muß der dortige Analytiker-Stab ersetzt (entlassen) werden oder die Bush-Regierung hat auf ihre eigenen Analysten ebenfalls nicht gehört.


Wie verworren die Lage ist, guter Artikel:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID5748428_NAV_REF1,00.html">http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... F1,00.html</a><!-- m -->

Zitat:"Wir haben es mit einem klassischen Bürgerkrieg im Irak zu tun", so Gergen im Nachrichtensender CNN. Während Bush und al Maliki genau das trotzig bestreiten. Für sie kann nicht sein, was nicht sein darf. Wer offen vom Bürgerkrieg spricht, der müsste ja auch zugeben, dass der Irak von Freiheit, Frieden und Demokratie meilenweit entfernt ist. Das wäre die Bankrotterklärung der amerikanischen Politik, so Gergen.
.


- ThomasWach - 27.10.2006

Vorurteilsbedingte selektierte Weiterleitung von Informationen in der Bürokratie und in den Sicherheitsbehörden, so möchte ich das mal bezeichnen. Es gab inzwischen einige Berichte in den amerik. Medien und ich war schon über einige Zeitungsartikel gestoßen, in denen viele ehemalige Spezialisten und Fachleute aus den Sicherheitsbehörden, aus dem State Department und den Geheimdiensten sich böse darüber beschwerten, dass die obere Entscheidungsspitze die kritischen Berichte einfach ignorierten und letztlich "positive Berichte und Lageentscheide fast anforderten". Nachdem das so eion bißchen ging, gab es auch entsprechende Selbstbeschränkungen der Beamte: Wenn man eben merkt, dass kritische Einschätzungen beim Vorgesetzten nicht ankommen, weil dieser auf seine politische Karriere schielt und daher den politischen Entscheidungsträgern gefallen will, dann liefert man eben irgendwann auch selbst positivere Einschätzungen als eigentlich realiter adequat. Man darf eben nicht vergessen, wie stark doch die Ministerialbehörden in den USA politisch durchdrungen sind. Da werden eben eigene Aufstiegsregeln etc. wichtiger als die Sachlage. Es ist halt ein Fall überzogener Selbstreferenz wie der Theoretiker sagen würde...


- Tarkan - 27.10.2006

Kleine freie Übersetzung aus dem Türkischen:



Zitat:"Divide et Impera

Die von Bush eingesetzte Irak-Kommission, unter der Leitung des früheren Außenministers James Baker, hat ihre Arbeit nahezu gänzlich abgeschlossen und die Ergebnisse werden nach den Senatswahlen in November bekanntgegeben. Einige Positionen sind der amerikanischen Presse durchgesickert.

Danach soll nicht mehr weiterhin ein einheitliches Irak unterstützt werden, sondern der Irak in 3 Gebiete (Kurden, Schiiten, Suniten) aufgeteilt werden - divide et impera. Es soll nicht die Absicht sein, den Irak aufzuteilen, vielmehr eine förderale Struktur zu errichten. Die Zentralregierung (Also der Bund sozusagen) soll zuständig für die Außenpolitik, Grenzsicherung und Verwaltung des Erdöls zuständig sein. Zu diesem Zweck sollte eine Verfassungskommission einberufen und die Unterstützung dieses Plans durch Iran und Syrien eingeholt werden.

Dieser "Baker-Plan" wird allerdings von Bush nicht unterstützt. Bush ist bislang gegen eine förderale Struktur Iraks, weil eine solche Struktur Syrien und Türkei Schaden würde. Dennoch zeigt der "Baker-Plan", daß die Entscheidungsträger in Washington teilweise anders denken. Ähnliche Vorstellungen wie Baker verkündete bereits der demokratische Senator Joseph Biden.

Es wird spekuliert, ob die Bekanntmachung des Baker-Plans im Zusammenhang mit den Novemberwahlen zu sehen sei.
Unterdessen erfuhr der Baker-Plan erhebliche Kritik aus den Staaten des Nahen-Ostens. Eine Aufteilung Iraks würde die Probleme im Nahen Osten nicht lösen, sondern verschärfen."
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.asam.org.tr/tr/yazigoster.asp?ID=1194&kat2=1">http://www.asam.org.tr/tr/yazigoster.asp?ID=1194&kat2=1</a><!-- m -->



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- Venturus - 27.10.2006

Zitat:die Unterstützung dieses Plans durch Iran und Syrien eingeholt werden.
Tja, da müssten die Amis sich aber um 180 Grad in ihrer Außenpolitik drehen. Denn hier kann man keine europäischen Stellvertreter vorschicken. Ich hab so meine Zweifel, ob das mit der aktuellen Regierungsmannschaft umsetzbar ist.

Zumal so eine Konföderation (denn mehr wäre es nicht), sicherlich nicht gerade ein Stabilitätsgarant wäre. Der schiitische Süden würde zu einer Filiale des Iran mutieren, im kurdischen Norden würde sich ohne die Amis der Konflikt mit der Türkei aller Wahrscheinlichkeit nach verschärfen und der sunnitisch Teil würde als freies Radikal rumgeistert.

Aber vermutlich immer noch die bessere Lösung als solange zu warten, bis die Besatzungstruppen kollabieren und man planlos und ohne jede Nachkriegsordnung aus dem Irak flüchtet.


- Shahab3 - 27.10.2006

Ich bin durchaus der Überzeugung, dass man schon lange die Teilung des Irak als Alternative ins Auge gefasst hat. Also langfristig, da braucht man sich wohl nichts vorzumachen, würde eine solche föderalstaatliche Lösung zu einer effektiven Teilung führen. Nur traut sich zu diesem Zeitpunkt offenbar niemand irgendwelche Grenzen zu ziehen. Und die Vorzeichen für diese Idee waren auch schonmal besser.
Die einzige Fraktion die diese Idee wirklich mitttragen dürfte wären die Kurden.
Die Kurden hätten dann ihren Staat, der Westen sein nordirakische Öl und die Amis einen weiteren Verbündeten und "Dauerbrenner" a la Israel. Et voila..

Ein weiterer Teilungskandidat für das divide-and-conquer-Prinzip (oder besser: conquer and divide) wäre Syrien. Ein Teil könnte dem kurdischen Irak angeschlossen werden, ein Teil dem sunnitischen Irak und ein weiter Teil zu Eretz Israel.

"2 mal 3 macht 4 widdewiddewitt und Drei macht Neune.
Ich mache mir die Welt widdewidde wie sie mir gefällt ....


Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminza Efraimstochter Langstrumpf


- Venturus - 27.10.2006

Zitat:Shahab3 postete
Die Kurden hätten dann ihren Staat, der Westen sein nordirakische Öl und die Amis einen weiteren Verbündeten und "Dauerbrenner" a la Israel. Et voila.
Wird die Türken unter Garantie freuen. Wink


- Shahab3 - 27.10.2006

Ne, vermutlich nicht Wink

Aber die TR hat sich ja auch für die US-Nahostpläne als unbrauchbar erwiesen. Die haben nicht ganz so mitgespielt, wie man das in Washington gerne gesehen hätte. So gab es auch kaum eine Nordfront gegen den Irak.

Aber die Kurden sind doch ein netter Fauspfand gegenüber Sunniten, Schiiten, Syrern, Iranern und Türken. Mit denen and der Hand kann man ne Menge Spökes veranstalten. Geradezu perfekt für das Zuckerbrot und Peitsche Spiel.


- Tarkan - 27.10.2006

Der Türkei kann es in ihrer Doktrin doch nur darum gehen, ein stabiles demoratisches Irak als Nachbarn zu haben.

Wenn nun die US-Regierung eine Kehrtwende machen würde und von ihrem usprünglichem Ziel abrückt, nämlich Einfühung einer Demoratie und nicht Zerschlagung und Aufteilung des Irak, dann wäre der Irak durch den Baker-Plan noch instabiler und würde auch dazu führen, daß alle Staaten im Nahen Osten und die Bevölkerung kein Vertrauen mehr in die USA hätten.



.


- Shahab3 - 27.10.2006

Nun, ohne jetzt näher auf auf den türkischen Rechtsstaat und die Chancen auf einen EU-Beitritt der TR näher einzugehen, was wohl auch schwer offtopic wäre und in den letzten Tagen zur Genüge diskutiert wurde:

Alle Nachbarländer des Irak wollen letztendlich einen stabilen Irak von dem keine Bedrohung ausgeht und den man als Markt und Einflussgebiet für sich gewinnen kann. Soweit sind sich dort alle einig. Die interessantere Frage ist somit vielmehr, welche politische Rolle der Irak einnehmen wird, bzw welche Rolle die einzelnen "Staats-Brocken" in einem geteilten oder föderalen Irak wahrnehmen. Und da stellt der kurdische Norden für alle Anrainer (insb. die TR, die noch das schlechtestes Verhältnis zu den Kurden pfelgt) ein ziemlich relevanter Streitpunkt dar.


- Tarkan - 27.10.2006

Der entscheidende Unterschied der Türkei, ist doch der, daß der Wille der Staatsbürger mehr zur Geltung kommt, als in allen anderen arabischen Staaten. Dort ist das Verhältnis oftmals umgekehrt - einzig Ägypten schickt sich an, sich ebenfalls abzukapseln. Diese Entwicklung empfinden einige Staaten dort als Bedrohung.


Demokratie ist nunmal die beste Staatsform, die in der Lage ist, den einzelnen Menschen im Staat die großmögliche Freiheit zu gewähren. Und die Türkei ist ein demokratischer Rechtsstaat. Und wenn ich sage, daß die Türkei ein demokratischer Rechtsstaat ist, dann bedeutet das nicht, daß in der Türkei alles rosig ausschaut. Natürlich gab es und gibt es Zustände, die Kritik verdienen und auch Verbesserungswürdig sind. Man muß aber bei der Kritik berücksichtigen, daß die Türkei in einer instabilen Region eingebettet ist, wo gewaltätige Geistesströmungen aus dem Nahen Osten und dem Kaukasus ungefiltert hereinströmen, was andere Problemlagen und Zustände verursacht, als andere EU-Mitglieder mit relativ friedlicher Umgebung. Dennoch: Vergleicht man die Zustände in der Türkei mit den Zuständen im Irak, Iran und Syrien, erscheint die Türkei ein Paradies - und genau das ist die türkische Erfolgsgeschichte :juhu:



Aber ok, das schweift hier sonst ab.



.Big Grin


- Shahab3 - 27.10.2006

Wie ich bereits sagte. Du solltest diese Diskussion lieber mit Erieye und Erich im passenden Thread führen und nicht mit mir hier.
Mir gehts es hier thematisch ganz konkret um den möglichen Zerfall des Irak und den folgenden Konsequenzen...und da (um die Kurve noch irgendwie zu kriegen) kann ich mir beleibe kein freundschaftliches Verhältnis der TR mit dem kurdischen Teil Iraks vorstellen. Bzw braucht man sich da nichts vorzustellen, sondern nur die Presseberichte über Anschläge auf der einen und Militäroperationen auf der anderen Seite zu lesen. Und nein, ich gehe nicht davon aus, dass es sich dabei um eine "arabische Erfindung" handelt :tard: