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- hunter1 - 09.06.2006

Thomas Wach postete:
Zitat:Letztlich sollte man also seinen Tod also nicht überbewerten. Al-Quaida hat sich dadurch sogar um immenses inneres Spannungspotential gebracht und potzentiell den Kurs frei gemacht für eine besser verkäufliche Politik und Strategie.
Dem kann man zustimmen, einige sunnitische Führer in Anbar sollen Sarkawi sogar den Krieg erklärt haben, als einer seiner Selbstmordattentäter v.a. sunnitische Polizeirekruten in die Luft gejagt hat. Wer weiss, vielleicht wurde Sarkawi ja von den eigenen Leuten als Sicherheitsrisiko eingestuft und "verkauft".
Es fragt sich aber natürlich, ob sich nun die "Nr.2", bzw. der nächste Mann hinter Sarkawi, in Szene setzen kann/will. Gut möglich, dass Sarkawi für den Fall seines Ablebens Vorkehrungen getroffen und dementsprechend jemanden als Nachfolger bestimmt hat. Falls ja, geht der *Sarkawi-Terror" unter Umständen weiter.

Zitat:Der Kampf gegen die Amerikaner geht also weiter, nun aber vielleicht konzentrierter und stärker. Weniger gegen die Zivilisten und untereinander. Denn mit Sarkawi ist eine Triebfeder eines iraknischen Bürgerkireges verschwunden. Nun könnte eine schiitische sunnitische Zusammenarbeit wieder stärkere Formen annehmen, um die USA aus dem land zu bekommen, zumindest bei den Radikalen.
Es werden zwar immer wieder Stimmen laut, die die Gefahr des Bürgerkrieges herunterspielen, aber gleichzeitig sind die Zeitungen voll von Berichten, wieviele Menschen wieder dem sunnitisch-schiitischen Konflikt im Irak zum Opfer gefallen seien. Ich bin daher eher skeptisch, dass sich Sunniten und Schiiten, nur aufgrund von Sarkawis Tod, zu einer geschlossenen Widerstandsbewegung zusammenschliessen. Die Gewaltspirale dreht sich ungeheuer schnell (ca. 6000 Opfer seit dem Anschlag in Samarra), da ist wohl kurzfristig keine Versöhnung in Sicht.


- bastian - 09.06.2006

Ich finde es gut, dass Sarawi tot ist, Widerstand hin oder her, der Mann war ein grausamer Schlächter.
Sein Tot könnte einen Strategiewechsel mit sich bringen, habe gestern Fernsehbericht gesehen in denen Experten davon sprachen, dass Sarkawi die Schiiten noch mehr gehasst hätte, als die Amerikaner.
Die Gefahr eines Bürgerkrieges ist durch den Tod des Schiitenhassers mE schon gesunken, was aber bei weitem nicht das Ende des Aufstandes bedeuten wird.
Sunniten und Schiiten könnten sich im Widerstand gegen die USA wieder zusammenfinden, mit Sarkawi war das nicht möglich.

Vielleicht stärkt der Erfolg aber auch die irakische Regierung, die jetzt (endlich) komplett ist und die den Tod einer Symbolfigur als Erfolg ihrer Bemühungen verkaufen kann, was vielleicht die nationale Einheit stärkt.

@Schneemann
Guter Punkt!:daumen:


- ThomasWach - 09.06.2006

@Hunter

Sicher hast du Recht, dass von heute auf morgen keine sunnitisch-schiitische Allianz sich bilden wird. Angesichts der fragmentierten politischen Szene auf beiden Seiten der konfessionellen Trennlinie ist dies auch mehr als unwahrscheinlich und gar unmöglich. Trotzdem würde ich den Punkt weiter betonen wie Bastian auch, dass zumindest die unmittelbare gefahr eines Bürgerkrieges abnehmen könnte. Sarkawi war eine Triebfeder des sunnitisch-schiitischen Bürgerkrieges und es waren doch letztlich die auch von dir erwähnten Anschläge auf die Moschee in Samara, die wohl auf seine Kappe gingen, die das Fass zum überlaufen brachten.
Mit dieser Strategie hatte er letztlich wohl fast jeden gegen sich aufgebracht:
Seine Al-Quaida Freunde aus Afghanistan wegen der Spaltung der Moslems, die einheimischen Aufständischen wegen des von ihnen nicht gewollten Bürgerkrieges und die Schiiten, weil sie den Kampf mit voller Härte aufnahmen gegen die Sunniten. Da er weg ist, dürften die bestehenden Reste der Al-Quaida Gruppen im Irak einerseits unter starken Druck der lokalen Clanchefs kommen, andererseits dürften wohl Osama Bin Laden und Zawahiri ihre Chance gekommen sehen, die Al-Quaida Abteilung im Irak zumindest etwas wieder mehr auf Linie bzw. unter Kontrolle zu bringen (soweit man bei einer solch dezentralisierten Organisationstruktur von Kontrolle reden kann, hier ist aber eher gemeint, dass der Kurs nun gerade in Sachen Schiiten moderater gestaltet werden sollte). Beide Einflußfaktoren müssen nicht zum Erfolg und zu einer Neutralisierung der antischiitischen Strategie führen. Aber da auch die Amerikaner wohl den Druck verstärken werden, könnte Al-Quaida durchaus im Irak sich wieder in die Front der Aufständischen einreihen. Gelingt ihnen das nicht, werden sie wohl weiter Unterstützung und Bedeutung verlieren. Immerhin stand hinter diesen Entwicklungen auch das große Ego von Sarkawi. Nun da er tot ist, könnte sich die Lage schrittweise verbessern.

Und man sollte nicht vergessen, dass zeitweise auch schiitisch-sunnitische Allianzen bestanden. Al-Sadr und seine Mahdi-Milizen sollen ganz gute Kontakte zu einheimischen Clanchefs haben und hier könnte der Nucleus liegen für weitergehende Zusammenarbeit. Denn auch innerhalb der Schiiten bestehen erhebliche Rivalitäten. Daher ist die wahrscheinlichkeit für überkonfessionelle Bündnisse zumindest gestiegen.

Ruhiger wird das sicher demnach nicht. Zivlisten könnten mittelfristig vielleicht sicherer leben, aber da nun die Möglichkeit offen ist, eine stärkere und einheitlichere Front gegen die Amerikaner zu formen, wird der Irak kaum ruhiger werden. Aber ich glaube eher nicht, dass viele neue Al-Sarkawis nachkommen werden. Die Zeit für ausländische Dhihadisten, die sich nur profilieren wollen und Privatkriege führen wollen, dürfte wohl nun langsam vorbei sein.

Zitat:auf der anderen seite wohl eher eine armee mit erfahrung in der aufstands- und partisanenbekämpfung aus den kolonien und nordirland. wieviele der soldaten haben denn in nordirland gedient? wahrscheinlich eine minderheit ... und ich bezweifle auch, dass das durchschnittsalter der briten so viel höher liegt als das der amerikanischen streitkräfte.
Es ist das eine, wenn du beispielsweise als gut ausgebildeter Britte in deinen Mittzwanzigern und mit "Welterfahrung" plötzlich in ein fremdes, unbekanntes und feindliches Land kommst oder als knapp 20 Jähriger mit der Reife einer Wüstenmaus. Ich habe jetzt kein Datenmaterial, kann ergo das jetzt nicht belegen, aber rein intuitiv:
Die Amerikaner rekrutieren primär sehr sehr junge Menschen aus den sozioökonomischen Randlagen, die oft ansonsten gesellschaftlich starker Exklusion ausgesetzt wären, was auf deutsch heißt, sie holen sich blutjunge Landeier aus dem Nichts oder arme perspektivlose Minderheiten aus den Ghettos um williges Menschenmaterial zu habnen. Wolf hatte da auf der letzten Seite eine nur zu treffende Polemik dazu verfaßt, auch und gerade über die Reife dieser Leute, die in der Armee sicher alles tun müssen, nur nicht selbstständig denken. Alles ist reguliert usw.
Dann sollte man mal bedenken, aus welchen Randlagen diese Leute geholt werden. In Großbritannien ist das alles um eine deutliche Nummer entschärfter. Und - mag man als Argument bezweifeln - auf allen Fernsehbildern waren die Altersunterschiede zwischen Briten (Europäern allgemein) und Amerikanern mehr als augenscheinlich. Des weiteren; es ist ein großer Unterschied, wenn du schon mal in einer feindlichen Umgebung deinen Dienst abgeleitet hast, andere Mentalitäten besser kennen gelernt hast, als wenn du aus deinem Stützpunkt ohne Vorbereitung dann plötzlich ins kalte Wasser geworfen wirst. Das sidn sehr elementare sozialpsychologische Fragen.

Zitat:insiderinfo? es wäre mir neu, dass die reservisten mehr als 50% der truppen stellen ...
Zunächst waren das Fragen meiner Person primär nach der geringen Truppenzahl. Des weiteren kann man sich aber fragen, warum so viele Reservisten (und 50% sind für mich nicht wenige.. gerade wenn noch vor enigen Jahren behauptet wurde seitens der Amerikaner man könnte ja mind. 2,5 mittlere Konflikte gelichzeitig behandeln)da bei sind und warum die Alterstruktur so ausssieht, wie sie aussieht.

Zur Ausbildung hat Wolf sich schon geäußert...

Zitat:Und ich verweise darauf, dass es bei den Briten ebenso zu Mißhandlungen, Fehlentscheidungen etc. kam.
Im übrigen ist Nordirland auch nicht mehr das, was es mal war, zynisch gesprochen.
Vor zehn oder zwanzig Jahren wäre das in der Tat eine andere Qualität gewesen
Zunächst, Dinge wie Hadith sind mir da nicht zu Ohren gekommen. Und Mißhandlungen usw. waren weder so systematisch durchgeführt gewesen,. noch derart von oben instruiert und sanktioniert. Das gebe ich zu Bedenken. Das die Umgebung der Briten eine andere ist, macht den Vergelich wiederum aber schwieriger..
Nordirland mag heute kaum mehr in den Schlagzeilen sein, aber Frieden gibt es dort nicht. Unruhen und kleinere Eskalationen sind da auch an der Tagesordnung. Und wie gesagt, psychologisch sind solche Konflikterfahrungen als prägende und horizonterweiternde Erfahrungen enorm wichtig. Da sehen die Amerikaner oft total alt aus, zumal sie meistens kaum die elementaren kulturellen und sozialen Hintergründe erkennen und verstehen können. Bei den Briten bzw. Europäern ist dieses Verständnis eher ausgeprägt und wer in Nordirland weiß, was konfessioneller Fanatismus bedeuten kann...


- Marc79 - 09.06.2006

@ Thomas Wach Ich stimme dir da schon zu, aber einen Punkt muss man wohl diferenzieren. US Truppen rekrutieren sich aus weiteren Teilen der Gesellschaft, nur die jenigen, die rumkommen, höhere Bildung und höheren Soziealstatus haben gibt es auch. Nur gehen die zur Air Force oder zur Navy und nicht zur Infanterie. Sprich trifft was du sagst auf die zu, die vor Ort sind.

Man sollte auch bedenken, das Briten viel enger und bewusster mit Muslimen (zB. Pakistanis) zusammenleben als ein Landei aus Idaho. Ich stell mir einfach einen Arbeiterjungen aus Birmingham vor, der 4 Pakistanis und einen Paästninenser in der Klasse hatte, somit kennst du einfach eher die befindlichkeiten.

Außerdem besteht in dem selbstverständnis ein Unterschied, der weniger bedacht wird. Die US Army sieht sich als reine Kampftruppe und so geht sie auch im Irak vor. Während dessen die Briten druch die hier erwähnten Kolonien und Nordirland da glaube ich schon einfach ein anderes Verständins haben. Sie michen sich zum Beispiel viel weniger in Lokale angelegenheiten ein, weil sie kein misionarischen "Demokratie Eifer" haben. Das ersparrt ihnen viel Ärger mit den Lokalen Gruppen.

Was die Erfahrungen angeht, sehe ich schon das die Briten da im Vorteil sind. Einfach weil das Heer viel kleiner ist und die Briten bis Irak fast die gleichen Belastungen hatte wie die US Army !!!

Wieso :frag:

Die Briten haben sich an mehr Einsätzen beteiligt und prozentual am Gesamtumfang gesehen mit mhr Truppen, daher sind diese öfter im Einsatz.

Ein Biepsiel, der Einsatz bis zum 911 war Kosovo. Im Kosovo haben Amis mit ca. 8000 Mann in Spitzenzeiten genauso viel Truppen wie die Britten gehabt (nie mehr). Das aber bei 500 000 Mann US Army + XXX NAtional Garde und 150 000 Man USMC. Die Briten 110 000 Man Royal Army + 40 000 Mann Teritoral Army (gehen die Überhaupt in den Einsatz) + 8000 Royal Marines. Somit wie gesagt muss der Einzelne öfter in den Einsatz gehen, daher mehr Erfahrung. Hinzu kommt das man eine andere Rekrutierungspraxis hat, während die Amis eher auf Kurze Zeit Rekrutieren (kleiner 8 - 10 Jahre) haben die Birten wie es aussieht eher Langzeitdiener die dann später wieder gehen, was auch zu mehr Efahrung führt.


- Erich - 09.06.2006

Zitat:Marc79 postete
.....

Die Briten haben sich an mehr Einsätzen beteiligt und prozentual am Gesamtumfang gesehen mit mhr Truppen, daher sind diese öfter im Einsatz.

Ein Biepsiel, der Einsatz bis zum 911 war Kosovo. Im Kosovo haben Amis mit ca. 8000 Mann in Spitzenzeiten genauso viel Truppen wie die Britten gehabt (nie mehr). Das aber bei 500 000 Mann US Army + XXX NAtional Garde und 150 000 Man USMC. Die Briten 110 000 Man Royal Army + 40 000 Mann Teritoral Army (gehen die Überhaupt in den Einsatz) + 8000 Royal Marines. Somit wie gesagt muss der Einzelne öfter in den Einsatz gehen, daher mehr Erfahrung. Hinzu kommt das man eine andere Rekrutierungspraxis hat, während die Amis eher auf Kurze Zeit Rekrutieren (kleiner 8 - 10 Jahre) haben die Birten wie es aussieht eher Langzeitdiener die dann später wieder gehen, was auch zu mehr Efahrung führt.
so ganz stimmt das wohl nicht - von den amerikanischen Soldaten (insgesamt 600.000) sind im Schnitt mehr als 2/3 (450.000) im Ausland eingesetzt;
bei den Europäern sind von insgesamt 1,2 Mio. Soldaten nur 85.000 im nichteuropäischen Ausland - das sind aber sowohl bei den Briten (Berufsarmee) wie auch bei den Franzosen (Fremdenlegion) wohl überwiegend Truppeneinheiten, die eine jahrelange Erfahrung mit "out of aerea" Einsätzen haben.

Der Unterschied zwischen Amerikanern und Europäern ist auch und vor allem mentalitätsbedingt:
nimm Dir mal einen beliebigen Ort in den USA - sagen wir Denver, Colorado, und fahr dann 500 km - nach Norden in den Yellowstone-Park, nach NW nach Salt Lake City, nach Süden (Santa Fe) oder nach Osten (Kansas City) - überall wird eine "amerikanische Stadt" sein, mit den typischen Straßen, Motels, Steakhouses, Mac Dings, Einkaufszentren und und und
und mach das mal in Europa - von München aus (Eröffnungsspiel Big Grin) - nach Süden bist Du in Italien, nach Osten erreichst Du Budapest, im Westen PAris und im Norden HAmburg; meistens ist die Sprache anders, das Essen anders, die landschaftstypische Bauweise anders .....
will sagen: Europäer erleben kulturelle Unterschiede auf kürzesten Distanzen, und werden mit dem Zusammenwachsen der europäischen Staaten immer auch toleranter gegenüber anderen.
Europa ist geprägt durch kulturelle Vielfalt, unterschiedliche Traditionen, die sich aber immer wieder gegenseitig befruchtet und durchdrungen haben
- der missionarische Eifer, der Amerikanern eigen ist ("die Freiheit bis in den letzten Winkel der Welt tragen"), ist den Europäern seit der Zeit der Kolonialisierung abhanden gekommen,
wobei die Briten durch die enormen Bevölkerungsanteile aus Commnwealth-Ländern sozusagen selbst "multi-kulti" sind (dazu kommen "auf dem Kontinent" noch die vielen "EU-Ausländer" im eigenen Staat; Franzosen und Italiener, Dänen und Spanier wohnen und arbeiten ganz selbstverständlich in Deutschland, Deutsche in Brüssel, Paris oder Londen .... (nur zur Ergänzung: München, Stuttgart und Frankfurt haben inzwischen einen "Ausländeranteil" von 1/5 bis 1/4 der Bewohner, und den größten "Blockanteil" bilden EU-Ausländer, die inzwischen wie Inländer behandelt werden).
Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell und leicht die "jungen Schnösel" zwischen Deutsch, Englisch und Französisch wechseln und mehrsprachig leben.
Nimm dazu die USA - ausser der Fremdsprache, die von den Eltern mitgegeben wurde ist da nicht viel drinn ....
es gibt mehr Europäer (ohne IRland und GB), die englisch sprechen als Amerikaner, die Deutsch, Französisch oder Spanisch können.

Europäer denken letztendlich mehr in Kooperation als in Konfrontation. Daher z.B. der hohe Wert der Mitbestimmungsmodelle in Europa, der den Amerikanern (hire and fire) fremd ist.

Und das wirkt sich auch in der Handlung der einzelnen Personen aus. Wo Europäer (auch nach den leidvollen ERfahrungen von zwei erlittenen Weltkriegen - der "Hurra-Patriotismus" der Vergangenheit wirkt auf uns heute befremdlich) eher defensiv reagieren ist Amerika durch den Pionier geprägt, der den Westen erobert hat und heute noch als Held in diversen Western erscheint. Vom einsamen Sheriff über Rambo bis .... es sind immer einzelne Helden, die "die Welt retten", und die Vorbild für die Landeier sind, die irgendwo in der Wüste plötzlich auf sich alleine gestellt Kontrollposten unterhalten sollen....

lange Rede kurzer Sinn:
ich denke es gibt sehr viele Punkte, warum die Briten in Basra wesentlich besser "ankommen" als die Amerikaner in Bagdad - wobei man nicht unterschätzen darf, dass die Briten im schiitischen Süden tatsächlich als Befreier empfangen wurden, während die Amerikaner sich im Bereich der sunnitischen Araber gerade die "Verlierer-Ethnie" ausgesucht haben.


- hawkeye87 - 09.06.2006

@Thomas Wach & Marc79: ich wüsste nicht, was dafür sprechen sollte, dass a) die britische armee so unglaublich jünger und die einzelnen soldaten erfahrener sind und b) dass die amerikanischen streitkräfte aus der unterschicht rekrutieren und die britischen nicht - zumindest solange niemand datenmaterial vorlegen kann.

außerdem waren viele der beschuldigten marines schon auf ihrer zweiten oder dritten tour im irak, was bedeutet, dass sie sowohl erfahrung hatten als auch schon mehrere jahre dem marine corps angehörten - nach einer großzügigen schätzung mindestens 22.
Zitat:Die US Army sieht sich als reine Kampftruppe und so geht sie auch im Irak vor. Während dessen die Briten druch die hier erwähnten Kolonien und Nordirland da glaube ich schon einfach ein anderes Verständins haben.
das ist ein viel wichtigerer unterschied. die briten führen seit jahrezehnten stabilisierungsoperationen durch während die amerikaner darin nur wenig erfahrung vorweisen können. diese erfahrung hat aber bei den briten nicht der einzelne soldat, sondern sie schlagen sich in der ausbildung nieder. dass die britischen soldaten so ungleich mehr erfahrener sind als die amerikaner halte ich für übertrieben - das betrifft vor allem altgediente unteroffiziere, feldwebel und offiziere (sowohl in führungs- als auch in stabspositionen).
Zitat:Zunächst waren das Fragen meiner Person primär nach der geringen Truppenzahl. Des weiteren kann man sich aber fragen, warum so viele Reservisten (und 50% sind für mich nicht wenige.. gerade wenn noch vor enigen Jahren behauptet wurde seitens der Amerikaner man könnte ja mind. 2,5 mittlere Konflikte gelichzeitig behandeln) da bei sind und warum die Alterstruktur so ausssieht, wie sie aussieht.
also ... zunächst einmal waren die amerikanischen streitkräfte darauf ausgerichtet, gleichzeitig zwei "major regional wars" zu kämpfen und zu gewinnen (!!). und auch dass unter einbeziehung der reserven (verbände der reserve und der nationalgarde waren eingeplant). beide sollten mit der vollständigung vernichtung der gegnerischen streitkräfte und der besetzung des feindlichen territoriums enden.
allerdings hatte man in beiden fällen (als gegner wurde mit nordkorea und dem irak gerechnet) keine langen stabilisierungsoperationen eingeplant sondern lediglich einen konventionellen krieg mit einer anschließenden kurzen besatzungsphase - wobei im falle nordkoreas zusätzlich die starke südkoreanische armee hätte eingesetzt werden können, die die amerikanischen streitkräfte stark entlastet hätten.

nach ende der offiziellen kampfhandlungen im irak 2003 zeigten sich aber die schwächen dieses konzept, dass man entgegen den erwartungen mit einer langen besatzungsphase rechnen musste. dementsprechend wurde das konzept meines wissens nach angepasst: statt zwei "major regional wars" siegreich zu ende führen können zu müssen, sollte nur noch einer mit der besetzung des feindlichen territoriums enden, im falle des anderen lediglich der feindlichen angriff zurüclgeowrfen werden.
allerdings sind selbst diese schätzungen extrem optimistisch, denn die derzeitige zahl an bodentruppen im irak reicht beim weitem nicht aus, um das land erfolgreich zu stabilisieren - hierfür wäre eine flächendeckende präsenz notwendig und zwar deutlich mehr als 150.000 soldaten (wohl eher 300.000). um den mangel an bodentruppen auszugleichen werden einheiten der nationalgarde und der army reserve eingesetzt, die aber noch nicht einmal 50% der im irak eingesetzten kräfte ausmachen.

edit: die territorial army wird auch im ausland eingesetzt, meines wissens aber nicht einem so starken ausmaß wie die nationalgarde.


- ThomasWach - 10.06.2006

@ Marc

Stimme dir in deinen Erweiterungen/Ergänzungen natürlich zu. Dass die Amerikaner eben zu Hause ganz andere Bedingungen haben, ganz andere soziale Umfelder, darauf wollte ich kurz und bündig heraus. Dazu gehört natürlich auch, dass gerade moslemische Mitbürger viel häufiger sind und man damit auch deren Verhalten besser kennt, andererseits hatte man gerade als Soldat in Nordirland mitbekommen, was Fanatismus heißt.

Zitat:b) dass die amerikanischen streitkräfte aus der unterschicht rekrutieren und die britischen nicht - zumindest solange niemand datenmaterial vorlegen kann.
Zu dem Alter müßte man sich mal wirklich Statistiken besorgen, wäre sicher interessant. Andererseits sind die über die Fernsehbilder gemachten Beobachtungen zwar nicht gerade stichhaltig, aber falsifizier sie doch mal selbst mit Daten...

Und zu der Rekrutierung: es ist wohl eine Binsenweisheit, dass Armee sich gerade in den Mannschaftskreisen und gerade bei der Armee/Infanterie sich primär aus der Unterschicht rekrutieren. Nur darum ging es weder mir noch Marc, sondern es ging vielmehr um die Beschaffenheit der amerikanischen Unterschichtenmilieus (mal als Argument für Soziologie als Nebenfach zu Politikwissenschaft *gg*). Die USA sind um eniges mehr sozial polarisiert, du hast sehr viel stärkere Exklusionsmechanismen und gerade das staatliche Bildungswesen ist ziemlich mies, wenn du nicht gerade als in einer feinen Vorstadtgegend zur Schule gehst. Es ist schon ein Unterschied, ob du aus nem Arbeiterviertel aus Birmingham oder mitten aus dem Nirgendwo aus Iowa oder aus nem wilden Schwarzenghetto kommst. Das ist der Unterschied.


Zitat:das ist ein viel wichtigerer unterschied. die briten führen seit jahrezehnten stabilisierungsoperationen durch während die amerikaner darin nur wenig erfahrung vorweisen können. diese erfahrung hat aber bei den briten nicht der einzelne soldat, sondern sie schlagen sich in der ausbildung nieder. dass die britischen soldaten so ungleich mehr erfahrener sind als die amerikaner halte ich für übertrieben - das betrifft vor allem altgediente unteroffiziere, feldwebel und offiziere (sowohl in führungs- als auch in stabspositionen).
...
Diese Trennung halte ich eher weniger für stichhaltig. So viele "Echte Kriege" hat die US-Armee auch nicht ausgefochten in den letzten Jahren. Sehr häufig waren dies robuste friedensschaffende Maßnahmen und gerade in den letzten 20 Jahren dominierten solche Einsätze. Bei den beiden Golfkriegen als Ausnahme waren die Briten jeweils auch dabei.

Das Problem ist vieleher, dass die Amerikaner einfach konzeptionell schlecht sind. Sie bauen die gemachten Erfahrungen nicht in ihre Ausbildung aus und passen sich den neuen Bedrohungsszenarien und den aktuellen Aufgabenstellungen nicht an. Ihr habt natürlich recht, dass die Mentalität der Kampftruppe weiterhin sehr stark ist und dies ein Gegensatz ist zu den Briten/Europäern. Aber man muss diesen Mentalitätsunterschied wohl gerade als das Defizit ansehen, der die schlechte Rekrutierung wohl noch verstärkt.

Hier haben wir mal wieder die Lücke zwischen Realität und Anspruch. Ich schrieb ja, dass die Amerikaner behaupteten, dass sie zweieinhalb größere regionale Konflikte dachten beherrschen zu können. Nur, leider sind diese Konzeptionen viel zu optimistisch und zu eng gedacht gewesen, wie du ja selbst sagst.

Da wirkt es eben verheerend, wenn nicht genügend geld in die manpower des Heeres gesteckt wird und nur in teure High-Techspielzeuge investiert wird.

Allerdings weichen wir jetzt sehr vom Thema ab. ich denke, diese Diskussion sollten wir in dem Thread zur amerikanischen Armee fortsetzen...

daher back to the topic:

Zitat:CNN

Sarkawis Handy half seinen Peinigern

Der tödliche Schlag gegen Abu Musab al-Sarkawi - ausgerechnet das Handy des irakischen Terrorchefs hat nach Informationen des US-Fernsehsenders CNN zum Erfolg geführt.
...
Quelle:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,420601,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 01,00.html</a><!-- m -->

und
Zitat:TOD VON TERROR-CHEF SARKAWI

Von den eigenen Männern verraten

Von Philipp Wittrock

Am Ende einer dreijährigen Jagd haben ihn die eigenen Leute ans Messer geliefert: Auch wenn seine Anhänger Abu Mussab al-Sarkawi als Held feiern - die entscheidenden Hinweise auf den Aufenthaltsort des getöteten irakischen Terror-Chefs kamen aus seinem engsten Umfeld.
...
Quelle:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,420533,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 33,00.html</a><!-- m -->


- Turin - 12.06.2006

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.defensetech.org/">http://www.defensetech.org/</a><!-- m -->

Zitat:The Tech That Took Out Zarqawi

Ten years ago, taking out Abu Musab Al-Zarqawi with F-16s would have been an impossible task. Air strikes were planned days or even weeks in advance. Pilots weren't trained to change missions mid-stream. Sensors and weapons weren't accurate and flexible enough to spot and hit fleeting targets.

lampinen_wing.jpgBut during the 2003 invasion of Iraq, the Air Force pioneered the prosecution of what it calls Time Sensitive Targets, or TSTs. Since then, the Navy and Marine Corps have gotten in on the game too, and these days, over Iraq, it's typical for jets to launch with only the vaguest idea of what's out there. New sensors and weapons, high-tech surveillance drones and better training have resulted in a minor revolution of which the Zarqawi attack is just one result. ...



- Erich - 22.06.2006

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.gmx.net/de/themen/nachrichten/ausland/amerika/2485520,cc=000000160300024855201Ma5Z0.html">http://www.gmx.net/de/themen/nachrichte ... Ma5Z0.html</a><!-- m -->
Zitat:Weitere US-Soldaten wegen Ermordung von Irakern angeklagt

22,06,2006

Washington (dpa) - Zum zweiten Mal innerhalb von drei Tagen sind US-Soldaten wegen Mordes im Irak angeklagt worden. Sieben Marineinfanteristen und ein Marine-Soldat werden beschuldigt, am 26. April in Hamdaniya einen behinderten 54-jährigen Zivilisten erschossen zu haben.

...



- Erich - 25.06.2006

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID5652890_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html">http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... AB,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Ministerpräsident will Papier gegen Gewalt vorlegen

Versöhnungsplan soll Irak mehr Stabilität bringen

...Stammesführer und Vertreter aus der westlichen Provinz Anbar lehnten den Versöhnungsplan ab. Ein Sprecher der Stammesführer nannte nach einem Treffen mit dem stellvertretende Ministerpräsidenten Salam al-Subai in Jordanien keine Gründe für die Ablehnung. Jedoch sei man zu weiteren Verhandlungen mit der Regierung bereit. Die sunnitische Provinz Anbar ist eine Hochburg der Aufständischen.

Stand: 25.06.2006 10:06 Uhr
mit Link zu
.US-Truppenrückzug schon im Herbst?


- fieserfettsack - 25.06.2006

Zitat:USA: Massiver Truppenabbau im Irak geplant
Erste Kontingente der 130.000 US-Soldaten sollen laut Medienberichten bereits im September abgezogen werden - mehrere Wochen vor den im November anstehenden Kongreßwahlen.
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.welt.de/data/2006/06/25/932030.html">http://www.welt.de/data/2006/06/25/932030.html</a><!-- m -->


Was glaubt ihr, ist die irakische Armee in der lage das Ruder selbst zu übernehmen?
Ich weiß wohl das die USA Fortschritte bei der Ausbildung von Polizei und Armee gemacht haben.
Aber können Soldaten, die im Schnellverfahren ausgebildet wurden und mit Pick Ups durch die Gegend fahren, die US-Soldaten ersetzen?

Wie werden die Terror und die Widerstandsgruppen reagieren? Ich könnte mir vorsteleln das den Terroristen aus dem Ausland mit einem Abzug der US-Truppen die Ziele ausgehen und sie "nach Hause gehen".
Ich fürchte aber das die sunitischen Gruppen weiter machen und ob der Irak damit fertig wird wage ich zu bezweifeln.


- hawkeye87 - 25.06.2006

die dann folgende entwicklung ist meines erachtens noch nicht absehbar. zumindest eine option kann man bereits ausschließen: nämlich die, dass sich alle iraker nach abzug der ausländischen truppen verbrüdern, sich an den händen fassen und "heal the world" singen Rolleyes :rofl:

ob die irakischen truppen in der lage sein werden, selbstständig und ohne amerikanische truppen und berater offensiv gegen die aufständischen vorzugehen, bezweifle ich. sie werden immer noch auf amerikanische lufttransportkapazitäten und luftunterstützung angewiesen sein, denn die irakische luftwaffe befindet sich gerade erst im aufbau.
sollten die irakischen sicherheitskräfte nicht in der lage sein, die lage unter kontrolle zu bekommen, wird das sehr schnell zum aufbau von regionalen / lokalen milizen und sicherheitskräften führen und die macht der zentralregieung extrem schwächen.

viel wichtiger als der aufbau der irakischen streitkräfte und polizei ist der aufbau paramilitärischer verbände, da diese - abgesehen von einsätzen in völlig beruhigten gebieten und militärischen einsätzen gegen aufständische - im irak am meisten gebraucht werden, da eine größere eskalationsfähigkeit als die normale polizei besitzen, gleichzeitig aber auch eine polizeiliche ausbildung haben, die wiederum den streitkräften fehlt.
und ein weiterer wichtiger punkt, an dem in der zeit vor dem truppenabzug und der übernahme einer größeren verantwortung durch die irakischen sicherheitskräfte gearbeitet werden muss, ist deren loyalität ...

eines der größten probleme des truppenabzugs wird sein, truppen aller truppengattungen und teilstreitkräfte gleichmäßig abzuziehen. in vietnam befanden sich beispielsweise zu beginn der frühjahrsoffensive 1972 noch mehr als 70.000 amerikanische soldaten in vietnam, darunter aber nur knapp 8.000 in kampfverbänden.


- BigLinus - 27.06.2006

Das gesamte Repräsentantenhaus und ein Drittel des Senats werden im November neu gewählt. Präsident George W. Bush und die Republikaner werden versuchen von den Abzugsplänen zu profitieren.
Nach Berichten der 'New York Times' und des Fernsehsenders 'NBC', soll der Truppenabbau noch im September beginnen, also noch vor den Wahlen.


- Cluster - 28.06.2006

Putin orders secret services to "destroy" killers of Russian diplomats in Iraq

<!-- m --><a class="postlink" href="http://news.xinhuanet.com/english/2006-06/28/content_4763660.htm">http://news.xinhuanet.com/english/2006- ... 763660.htm</a><!-- m -->

Zitat:MOSCOW, June 28 (Xinhua) -- Russian President Vladimir Putin on Wednesday ordered Russian special services to take all measures to "locate and destroy" those responsible for the deaths of four Russian diplomats in Iraq, the Kremlin said.
"Russia will be grateful to all of our friends for any information about the criminals who killed our citizens in Iraq," Putin said here during a meeting with visiting Saudi Arabian Prince Salman bin Abdul-Aziz Al Saud, according to the Kremlin. (...)



- BigLinus - 28.06.2006

Zitat:Irakische Rebellen bieten Einstellung von Angriffen an

Elf sunnitische Rebellengruppen haben eine Einstellung ihrer Angriffe auf die US-Streitkräfte angeboten, wenn alle ausländischen Truppen das Land innerhalb von zwei Jahren verlassen. Aus Kreisen der Regierung und der aufständischen Gruppen verlautete am Mittwoch, die irakische Regierung und US-Präsident George W. Bush sollten einen Zeitplan für den Abzug der Besatzungstruppen vorlegen. Die elf Organisationen stammen aus den Provinzen Salahuddin und Dijala nördlich von Bagdad.

(...)
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.baz.ch/news/index.cfm?keyID=D9D08A04-1208-4059-9E63E3737491F484&startpage=1&ObjectID=1BEC8A72-1422-0CEF-70F28068CD349EDB">http://www.baz.ch/news/index.cfm?keyID= ... 68CD349EDB</a><!-- m -->