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- Schneemann - 31.05.2006

Ich möchte hier eigentlich fieserfettsack zustimmen.

Sicherlich ist die Ermordung von 24 Zivilisten durch US-Marines in Haditha ein Verbrechen, das gesühnt werden muss. Nur denke ich nicht, dass man die Vorgehensweise von US-Truppen und Terroristen in irgendeiner Weise gleichsetzen kann. Die US-Truppen mögen die Irak-Invasion begonnen haben, weil es vielleicht ums Öl ging. Okay. Und ja, bei den sogenannten "Kollateralschäden" gibt es auch Tote und Verstümmelte und unschuldige Opfer. Und ja, ich finde sowas schlimm. Und mal ehrlich: Wer hat denn die Geschichte mit den Massenvernichtungswaffen geglaubt? Ich kenne fast niemanden...

ABER: Es soll mir bitte keiner erzählen, dass die Marines mit dem Auftrag in den Irak gegangen sind, möglichst viele unschuldige Zivilisten auf brutale Art und Weise abzuschlachten, so wie dies manche Terrorgruppen tun. Gingen die US-Soldaten etwa in den Irak, um gezielt Frauen, Kinder, Greise und unbewaffneten Zivilisten zu massakrieren und abzuschlachten, so wie es z. B. die islamistischen Fanatiker der algerischen FIS (der sogenannten "Islamischen Heilsfront"), die ganze Familien mit Küchenmessern abschlachteten, Anfang und Mitte der 90er Jahre taten? Sägen US-Soldaten die Köpfe von anderen vor laufender Kamera ab, so wie Herr Sarkawi es gerne tut? Nehmen US-Soldaten gezielt Kinder als Geiseln und ermorden sie, wie z. B. in Beslan? Hängen US-Marines Leichen an Brücken auf und schleifen verbrannte Körper johlend durch die Straßen? Bilden die USA Selbstmord-Attentäter aus, die gezielt junge Leute vor Imbissen oder Discos mit Nagelbomben zerfetzen sollen?

Nein.

Insofern: So schlimm die Vorfälle in Haditha oder Abu Ghoreib auch sind und waren, sie können nicht als Erklärungsbeispiele für eine vermeintlich allgemein und offiziell vorherrschende Befehlslogik und Zielsetzung innerhalb des Feldzuges im Irak bei den US-Truppen herhalten. Entschuldigung, aber wer sowas behauptet, der versucht Propaganda auszuüben, Rufmord zu begehen und verharmlost Terrorakte, die eben gezielt die Tötung von Zivilisten vorsehen.

Ich erachte sowas als Heuchelei und Tatsachenverdrehung. Entschuldigung wegen der harten Tonwahl, aber ich empfinde das als ärgerlich...

Schneemann.


- Timur - 31.05.2006

du hast im irak keine front keine eine gruppe die was will da sind 1000 gruppierungen der eine jagt sich selbst in die luft der andere stellt fallen auf der andere schneidet leuten den kopf ab der andere foltert seine gefangenen und andere sind keine terroristen sondern banditen und versuchen so geld zu machen und andere laufen mit verbrannten leichen durch die gegend, zumal letzteres keine gruppierung war sondern leute die durchgedreht sind

andere sind einzeltäter die durch verlust von familie oder verwandten etwas unternehmen zu behaupten es wären die "terroristen" ist falsch es sind viele gruppierungen bis hin zu einzeltaten so wie man deren taten aufwiegt sollte man sich nicht wundern wie die taten anderer aufgewogen werden zumal es keine bedrohung gab und keinen grund ausser eigene gier und umformungswünsche bis hin zu hass und vernichtungsfeldzügen - und wenn man nun aufstellt das es insgesamt um eine million tote im irak vom embargo bis zur heutigen situation finde ich lächerlich und winzig die kleinen ausschreitungen mit dem großen zu vergleichen.. vor allem man ist da selber reingegangen das man so erwartet wird und nicht anders ist normal und etwas anderes zu verlangen ist hirnrissig

ich persöhnlich habe nichts dagegen das man ordnungskräfte (polizei - sicherheitsfirmen, soldaten, poliutiker) angreift aber zivilisten reinzuziehen und todesschwadrohnen sind wiederlich


- ThomasWach - 31.05.2006

Ich empfinde solch eine Haltung zwar als an sich korrrekt, aber als - für mich zumindest - zu undifferenziert, weil hier - um mal systemtheoretisch zu reden - die Systemreferenzen nicht beachtet werden.

Was bedeutet das, dass hier Schneemann, Hawkeye oder Fieserfettsack nicht die Systemreferenzen beachten?
Die amerikanische Armee, die Okkupation als solche bildet ein soziales System, eine Einrichtung, und die Terroristen ebenso. Beide haben aber völlig andere Zwecksetzungen und damit verbunden auch Handlungsbestimmende Normen, Ziele und Rücksichten.

Es ist nur zu richtig, dass die US-Armee nicht mit der festen Intention verfährt Zivilisten wahllos zu morden und sich damit brüstet. Diese Aussage ist nur zu wahr und da kann ich Schneemann oder Fieserfettsack nur zustimmen. Aber, was wäre denn die US-Army für eine Armee, wenn das ihr Ziel wäre? Könnte man dann von einer modernen staatlich eingehegten und kontrollierten Gewaltausübung überhaupt sprechen? Wird diese Aussage implizit nicht zu einer Tautologie? Eine moderne Armee dient der Sicherung, der Beherrschung eines bestimmten Territoriums und nicht dem Abschlachten von Zivilisten. Aber sind das denn tatsächlich die Zwecke dieser beiden völlig unterschiedlichen Organisationen?

Hier fängt die fehlerhafte Zurechnung an.
Auch Terroristen morden nicht als Erfüllung eines Selbstzweckes. Diese bestialische Vorgehensweise dient nur bestimmten Zwecken. Ebenso dient das oftmals brutale Vorgehen der US-Armee bestimmten Zwecken, ist also auch nur Mittel. Aber, und hier komme ich eben zu den grundsätzlich unterschiedlichen Zulassungskriterien:
Die Armee der weltweiten Hegemonialmacht, die angeblich für Menschenrechte und Demokratie einsteht, muss ihre Mittel ganz anders wählen als eine informale Terrororganisation, die in assymetrischer Kriegsführung streiten muss, um ihre Zwecke zu erfüllen.

Der direkte Vergleich ist daher völlig naiv, da man so gleiche Bewertungsmaßstäbe anlegen würde, obwohl doch völlig andere Kriterien, Indikatoren notwendig wären, um die jeweiligen Vorgehensweisen zu bewerten.
Terroristen töten Unschuldige, da dies ihre Vorgehensweise ist aus der Knappheit ihrer Mittel. Sie legitimieren diese grausamen Mittel mit ihren vermeintlich hohen Zielen und ihren geringen Mitteln.
Die USA und ihre Armee dagegen kann man nicht so einfach wegkommen lassen. Militärische Logik hin oder her, Militär dient der Politik, ist letztlich Mittel und muss sich mit den dysfunktionalen Folgen seines Handelns auseinandersetzen. Die normativen Erwartungen sind bei der US_Armee daher apriori ganz andere, viel höhere als bei den Terroristen.
Gibt es solche grausamen Vorgänge, wird die USA also ganz zu Recht angegriffen, wie auch die Armeeführung. Als Okkupationsmacht in einem kulturell fremden land und dazu noch nicht willkommen muss die USA bei jedem kleinen Aussetzer ganz zu Recht mit heftiger Kritik rechnen.
Der Vergleich mit Russland und Indien ist dahingehend nicht argumentativ bedeutend, da beide Armeen a) auf ihrem eigenen Terrotorium agieren und daher auch normativ-rechtlich andere Bewertungskriterien unterliegen als die US-Armee , die als von der UN legitimierte Okkupationsmacht dort agiert im Irak und b) da sowohl Russland als auch Indien nicht als Verbreiterin von Demokratie und Menschenrechten agiert. Schon gar nicht in fremden Ländern, in die man mit zu wenig und mit zu schlecht ausgebildeten Truppen reingeht.

Was die Terroristen, die Milizen machen ist also ein ganz anderer Punkt. Das Versagen der internen Kontrollen innerhalb der US-Armee, das zu brutale Vorgehen der USA in einer fremden Umwelt, die man hätte gewinnen müssen für sich, all dies sind die entscheidenden Punkten und in all ihrer Dysfunktionalität sprechen sie deutlich gegen die US-Armee.


- hawkeye87 - 31.05.2006

Zitat:Thomas Wach postete
Das Versagen der internen Kontrollen innerhalb der US-Armee, das zu brutale Vorgehen der USA in einer fremden Umwelt, die man hätte gewinnen müssen für sich, all dies sind die entscheidenden Punkten und in all ihrer Dysfunktionalität sprechen sie deutlich gegen die US-Armee.
ich wiederhole mich ja nur ungern, aber: angesichts der vorgehensweise des gegners, der machtlosigkeit gegenüber selbstmordattentätern etc halten sich die amerikanischen streitkräfte extrem zurück und es spricht wohl eher für ihre disziplin, ausbildung und kontrolle durch die unmittelbaren vorgesetzten, dass es nicht schon viel öfters zu ähnlichen vorfällen gekommen ist. im vergleich zu anderen armeen, die sich ebenfalls einem asymmetrisch agierenden gegner gegenüber sahen, halten sich die amerikanischen streitkräfte extrem zurück. in vietnam waren ganz andere vorgehensweisen an der tagesordnung. über afghanistan, tschetschenien, weißrussland und der balkan im 2 weltkrieg wollen wir erst gar anfangen zu reden.

der vergleich haditha - my lai hingt im übrigen so gewaltig wie der vergleich zwischen der israelischen vorgehensweise im westjordanland und dem holocoast.

edit: hier und auf den folgenden seiten hatten wir schon einmal eine ähnliche diskussion und ich will mich nicht ständig wieder holen ...


- Schneemann - 31.05.2006

Ich würde auch sagen, dass die Disziplin der US-Truppen zumindest nicht schlecht ist. Wenn man sieht, wie tagtäglich Autobomben, "roadside bombs" und Minen hochgehen, Leute entführt und ermordet werden und Sniper gezielt nach einem schießen (u. a. hat ein Beitrag aus SPIEGEL TV von vor einigen Monaten über Scharfschützen berichtet, die gezielt US-Soldaten jagen; einer soll sogar mehr als 100 Soldaten abgeschossen haben), so muss man sich wundern, dass nicht noch mehr passiert. Dies soll keine Entschuldigung sein, aber ich denke, andere Armeen (Indien, China, Russland) würden wesentlich rücksichtsloser vorgehen. Auch kann man sich an die zahlreichen Opfer des französischen Algerienkriegs und die zahllosen Folterungen während der "Schlacht um Algier" erinnern. Dabei hat die französische Armee, die Armee eines demokratischen, westlichen Landes, übel gewütet (übrigens auch im Heimatland: 1961 wurden in Paris in einer Nacht mehr als 200 Menschen bei einer Demonstration von der Polizei erschossen und rund 15.000 inhaftiert; einige Leichen warf man in die Seine. Sowas passierte zumindest bislang in den USA nicht). Dagegen sind die Ausschreitungen bei den US-Truppen im Irak geradezu als geringfügig einzustufen.

Was ich aber eingestehe, ist, dass nicht jede Armee einem Land dient, dass sich selbst die hohen Vorgaben gesetzt hat, Demokratie und Freiheit verbreiten zu wollen. Und wenn man die Latte prahlerisch so hoch legt, sollte man möglichst auch drüberkommen.

Schneemann.


- Wolf - 01.06.2006

waren eigentlich alle Augenzeugen Kinder? :misstrauisch:


- IarnGreiper - 01.06.2006

Was nicht vergessen werden sollte, ist das die Messlatte für Gräuel sich über die Jahre verändert hat. Was 1945 noch normal war und was 1961 verrufen war, ist 2006 absolut untragbar.


- CommanderR. - 01.06.2006

Akzeptabel die Einwände und Anmerkungen zum Teil, nur wird zu gerne vergessen das der Irak GRUNDLOS, UNPROVOZIERT und ILLEGAL invasiert wurde und die absolute Masse der heute auf geschätzte rd. 100.000 Toten, hauptsächlich Zivilisten, ist nun mal auf diesen unprovozierten und verbrecherischen Offensivkrieg zurückzuführen, dafür müssen sich somit vor allem die USA rechtfertigen und dafür geradestehen.

@fiserfettersack & havkeye87

DAnke für die herzlichen Wilkommensgrüße, ich habe euch auch vermisst.

Wieder ein mal differenziert Ihr nicht zwischen dem legitimen und in meinen Augen tapferen und ehrenhaften Wiederstand eines qualitativ und quantitativ hoffnungslos unterlegenen Kampfes der Iraker gegen die Besatzung, und den Terroristen, die in erster Linie unschuldige in die Luft jagen um Terror zu verbreiten, die Regierung zu destabilisieren und im bestenfall einen Bürgerkrieg anzuzetteln.

Im Irak agieren unzählige Gruppen und Strömungen mit unterschiedlichsten Zielen und Motiven, nicht selten gegeneinander. Einzig legitim ist der Kampf und Angrife gegen die Besatzer und deren Logistik und Struktur, jegliche Angriffe gegen unschuldige und Wehrlose, vor allem Zivilisten ist ein Verbrechen und nichts anderes und hat wenig mit dem bewaffneten Wiederstand zu tun.

Das Gefasel von Einzelfällen ist lächerlich, denn es ist nicht das erste Mal und es wird wohl leider auch nicht das letzte Mal gewesen sein das unschuldige sterben oder das Kriegsverbrechen begangen werden, eher im Gegenteil, dies dürfte weiter zunehmen, da der Wiederstand ungebrochen anhält und jeden Tag Bessatzungstruppen sterben und die Anspannung und Unzufriedenheit unter den Besatzungs-Soldaten wächst, von denen selbst viele eingesehen haben das sie in einem sinnlosen und mörderischen Krieg geschickt wurden dessen Legitimität und "Begründung" selbst viele Soldaten immer stärker anzweifeln, was mit der wachsenden Zahl von Desertationen, Selbstmorden und Befehlsverweigerungen untermauert wird.

Viele US Familien fragen sich heute: Wofür eigentlich ist mein Sohn oder meine Tochter gefallen???, auf diese Frage habe ich bis heute auch noch nicht annähernd eine plausible und glaubwürdige Antwort gehört.

Man wird sie auch nicht hören, denn wie soll ein Präsident seinem Volk sagen das er und seine Administration, unterstützt durch die Öl- und Waffenlobby, es lange geplant und gewollt, mit gefälschten "Beweisen" und "Motiven" in einen sinnlosen Krieg geschickt hat, mit dem einzigen Ziel, der Kontrolle der Golfregion und der dortigen Bodenschätze (Öl) koste es was es wolle.

Wie will er seinem Volk das erklären und somit zugeben das alles davor nur Lügen, Täuschung, Märchen und Propaganda war weswegen man ja in den Irak musste?.

Und wie will er erklären das die Rechnung der Neocons nicht aufging, die Toten und verwundeten GI´s weit mehr sind als erwartet, der Wiederstand unerwartet hart und blutig und die Kriegskosten bei weitem die Einnahmen aus dem irakischen Ölförderunge übersteigen, somit ein völliges und desaströses "Minusgeschäft" in jeder Hinsicht, ganz abgesehen vom ruinierten Ansehen und Vertrauen weltweit und heute noch vor Israel die meistgehasste und verachtetste Nation und Regierung weltweit.

Dr Irakkrieg ist und bleibt ein Verbrechen, geplant und durchgeführt von Verbrechern, das wie es aussieht nur zwei Möglichkeiten offen lässt, ein Ende mit Schrecken, oder ein Schrecken ohne Ende.

Das Märchen das die Besatzung notwendig ist um die Aufstände im Griff zu behalten ist ebenso lächerlich, denn die Hauptursache dafür ist die Besatzung selbst und die Mehrheit der Aufständler hätte nach einem Abzug kein Feindbild und keine Motivation mehr zum Kampf.

Mag sein das der Irak in einen Bürgerkrieg fallen würde ohne Besatzung, und?, bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen bereits heute zum Teil und früher oder später gäbe es eine Einigung, solange aber die Besatzung andauert endet der Krieg nie und wie es scheint haben viele ein Interesse daran, vor allem die Öl- und Waffenlobby, das das auch so bleibt, dami auch weiterhin Rekordeinnahmen sprudeln, bezahlt mit Blut, vor allem Unschuldiger.

Welch menschlicher Abschaum muss das sein der dies alles von langer Hand geplant, gewollt, insziniert und weiter am Laufen hällt???.


- Schneemann - 01.06.2006

Naja,

ich denke, jetzt betreibst du aber auch etwas Schwarzweißmalerei. Schließlich leugnet wohl niemand, dass die Geschichte der Massenvernichtungswaffen, die ja mit als Hauptkriegsgrund herhalten musste, herbeigelogen war. Auch ist bekannt, dass die USA im Irak knallharte Rohstoffinteressen haben und es hat mich auch geärgert, dass sie eher die Ölförderanlagen bewacht haben als die Kunstmuseen, die dann vom Mob teils ziellos und teils wohl auch durchdacht geplündert worden sind.

Aber mich stört immer dieses Verweisen auf die Rohstoffinteressen der USA. Natürlich gibt es diese. Und ja, diese stehen auch teils knallhart im Vordergrund. Nur: Sind wir denn besser? Wir schließen doch auch Lieferverträge mit zwielichtigen Staaten wie Libyen ab oder planen Pipelines durch die Ostsee gemeinsam mit den Russen und lassen die gefrusteten Polen und die düpierten Balten knallhart im Regen stehen (was ich auch gut finde). Und wehe, wenn der deutsche Autofahrer mal an der Zapfsäule zwei oder drei Euro für den Liter zahlen muss. Ich würde dann mal gerne eine Umfrage an den Tankstellen machen: "Wären sie auch dafür, dieses furchtbare Regime XYZ zu stürzen, damit die Preise an den Zapfsäulen sinken und die armen Menschen 'da unten' befreit werden?". Ich glaube, ca. 60% würden dem zustimmen. Insofern sollten wir uns nicht immer gleich über die Amis ereifern. Und wenn wir 2002 nicht zufällig Wahlkampf gehabt hätten, so hätten die Franzosen ohne deutsche Schützenhilfe halbherzig bei der Invasion mitgemacht, die Russen hätten wieder mal "die Flammen eines großen Krieges am Horizont gesehen", aber die Klappe gehalten, und die Deutschen würden im Hintergrund den Amerikanern fleißig helfen...

Noch ein Wort zu den Widerstansgruppen:

Ich sehe hier nicht wirklich wirkliche Widerstandskämpfer, die das Land von den bösen Besatzern befreien wollen. Da gibt es vielleicht eine Handvoll, aber die Masse der "Widerständler" dürfte sich aus ehemaligen Saddam-Anhängern, fanatisierten Islamisten, eingesickerten El-Qaida-Leuten, die eh nur und hauptsächlich Amerikaner töten wollen, und irgendwelchen Banditen und Milizen, die nur auf Lösegelder aus sind...

Abgesehen davon sollte man den Einfluß des Iran im Südirak nicht unterschätzen. Im Raum Basra sind viele Gebiete bereits von iranischen Geheimdiensten unterwandert. Dem kommt zugute, dass der Südirak schiitisch geprägt ist. Bloß: Richtige Widerstandskämpfer wären auch dies nicht. Es wären von Iran gesteuerte Aufrührer...

Schneemann.


- flex - 01.06.2006

@thomas
Was spricht hier für ein Versagen der US Armee?
Die ziehen ihren Auftrag durch, versuchen dabei so wenig wie möglich zu töten und trotzdem wohlbehalten nach hause zu kommen - so wie das alle anständigen Soldaten machen würden.
Kollateralschaden ist genau das Wort was bei dem dauernden Krieg im Irak zum tragen kommt.
Ganz normal, ganz üblich, total uninteressant - außer vielleicht für Menschen die davon ausgehen, daß in einem Konflikt wo mindestens 140 000 Soldaten + X Rebellen im Spiel sind keine Zivilisten umkommen.

Ich sehe nichts was gegen die US Armee spricht, ich sehe nur das etwas gegen den Irak Krieg spricht.

@iarngreiper
rechtgeb zur Messlatte der Greueltaten. Wir geben uns immer mehr der Illusion der gerechten, sauberen und moralischen Kriege hin. Kein Wunder, wo doch schon unsere Bomben so "Smart" sind Wink
Wenn 44 wär, dann sähe die Sachlage schon ganz anders aus.....


- Wolf - 01.06.2006

Zitat:flex posteteWas spricht hier für ein Versagen der US Armee?
Die ziehen ihren Auftrag durch, versuchen dabei so wenig wie möglich zu töten und trotzdem wohlbehalten nach hause zu kommen - so wie das alle anständigen Soldaten machen würden.
Kinder, Alte und Behinderte in ihren Häusern aufzustöbern und mit mehreren gezielten Kopfschüssen auf kurze Distanz hinzurichten hat es in dieser Art und Weise nicht mal im zweiten Weltkrieg häufig gegeben. Aussnahme Stellen ethnische Säuberungen von Russen, Deutschen und ihren Verbündeten da. Aber die passierten in einer vollkommen anderen Gesamtlage und einem anderen taktischen Zusammenhang.

Sorry das hat nichts mit mit "vortschreitender Sensibilisierung" der verweichlichten Gesellschaft von heute zu tun. Es ist eine Aktion dummer, undisziplinierter Soldaten, deren Bildung und Charakterstärke nicht ausgereicht haben mit dem psychologischen Druck des modernen Gefechtsfeldes und der Gruppendynamik ihrer eigenen Einheit fertig zu werden. Semper fi - was will man auch erwarten, wenn die schon 17 Jährige ins Militär aufnehmen die einen Scheiss von der Welt wissen bevor sie zu den Marines gehen.

Alles unter dem Vorbehalt ob die Geschichte überhaupt stimmt.


- Schneemann - 01.06.2006

Wolf schrieb:

Zitat:Semper fi - was will man auch erwarten, wenn die schon 17 Jährige ins Militär aufnehmen die einen Scheiss von der Welt wissen bevor sie zu den Marines gehen.
Das ist leider auch ein Punkt. Waren die Marines im 2. Weltkrieg oder in Korea 1950-53 noch durchschnittlich 26 bis 28 Jahre alt, so sind es heute teils echt noch halbe Kinder, die eben aus der Unterschicht stammen, keine Ahnung vom Rest der weiten Welt haben und nur aus Perspektivlosigkeit zum Militär gehen/gegangen sind.

Schneemann.


- Erich - 01.06.2006

Zitat:Wolf postete
..... - was will man auch erwarten, wenn die schon 17 Jährige ins Militär aufnehmen die einen Scheiss von der Welt wissen bevor sie zu den Marines gehen.

Alles unter dem Vorbehalt ob die Geschichte überhaupt stimmt.
genau da setzt doch meine Kritik am Oberbefehlshaber an:

1. unter Vorwänden, Lug und Betrug einen Krieg vom Zaun brechen

2. die eigenen Truppen dann nicht ausreichend auf die Folgen vorzubereiten
- die eigenen Truppen also in eine psychische Ausnahmesituation zu schicken, in der sie nur falsch reagieren können (allein die kulturellen Unterschiede bringen schon gegenseitiges Unverständnis mit sich - und dann kommt der Stress durch Attentate und andere "asymetrische Kriegsführung")
<!-- m --><a class="postlink" href="http://focus.msn.de/politik/ausland/irak_nid_29807.html?DDI=3303">http://focus.msn.de/politik/ausland/ira ... l?DDI=3303</a><!-- m -->
Zitat:US-Soldaten erschießen Schwangere

Die Lage im Irak gerät zunehmend außer Kontrolle

| 01.06.06, 13:40 Uhr |
Bei zwei neuen Zwischenfällen im Irak haben amerikanische Soldaten eine schwangere Frau sowie eine junge Mutter mit ihrem Baby getötet....
3. eine unzulässige und verbrecherische Struktur in den "Gefangenenlagern" (Guantanamo, Abu Ghirab) offenbar zumindest fördern - sag mir niemand, das seien unzusammenhängende Einzelfälle, dazu sind trotz unterschiedlicher handelnder Personen die Ähnlichkeiten zu verblüffend und die bekannt gewordenen Rechtfertigungsversuche für "hartes Durchgreifen" zu durchsichtig

4.... ach was, warum muss ich mich hier ständig wiederholen - die Entschuldigungs- und Rechtfertigungsversuche auch hier im Forum sind nicht nur mehr als ärgerlich;
Mord ist Mord, Diebstahl ist Diebstahl, Raub ist Raub
und Kriegsverbrechen sind nun mal Kriegsverbrechen, die ich aber nicht den unter absolutem Ausnahmestress stehenden 17jährigen anlaste, sondern vor allem der Verantwortung der Führungsetagen, die diese ganze Situation von Grund auf zu verantworten und zu vertreten haben - bis in die oberste Spitze:
"Mission vollendet"


- Wolf - 01.06.2006

Zitat:Erich postete4.... ach was, warum muss ich mich hier ständig wiederholen - die Entschuldigungs- und Rechtfertigungsversuche auch hier im Forum sind nicht nur mehr als ärgerlich"
Wir kennen die genauen Umstände bei der Erschiessung der Frauen nicht. Der traurige Klassiker wäre: Stark verschleiert und ziemlich dick - Checkpoint voller wartender Leute - die Person hält sich nicht an Anweisungen, Anrufe und Warnung - der Soldat hält die Frau für einen Selbstmordattentäter mit TNT vor dem Bauch - das wars. Hatten die Israelis leider auch schon. Da gibts nicht viel was man tun könnte. Ausser vielleicht allen Schwangeren in der Öffentlichkeit bauchfreie Tops aufzwingen - oder die Kontrollen ganz einstellen.


- Turin - 01.06.2006

Zitat:Waren die Marines im 2. Weltkrieg oder in Korea 1950-53 noch durchschnittlich 26 bis 28 Jahre alt,
Der 2.WK und bedingt auch noch Korea sind als Vergleich kaum sinnvoll, weil bedingt durch die uneingeschränkte Wehrpflicht in Kriegszeiten das Alter nach oben ging. Daher gab es in diesen Kriegen viele G.I.s, die unter normalen Bedingungen nicht mehr als Soldaten genommen worden wären, siehe das heutige Höchstalter zum Dienstbeginn bei der US-Armee (wie auch bei anderen Nationalarmeen), das IIRC irgendwo knapp über Dreißig liegt.
Das Durchschnittsalter bei den getöteten Marines im Irak bisher liegt übrigens bei 22 (siehe zb. <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.latimes.com/news/nationworld/iraq/complete/la-me-coffins21nov21,1,4969605.story?coll=la-iraq-complete&ctrack=1&cset=true">http://www.latimes.com/news/nationworld ... &cset=true</a><!-- m --> ). Das ist für eine Armee zu Friedenszeiten (ja ja, bitte den Sarkasmus jetzt zurückhalten) zwar nicht unbedingt der Durchschnitt, aber noch im Rahmen, jedenfalls kaum außergewöhnlich. Auch der Familienstatus (ledig/unverheiratet, keine Kinder) ist typisch für eine Berufs-/Freiwilligenarmee, etwas, worauf nebenbei bemerkt auch die BW zusteuert.