![]() |
Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian - Druckversion +- Forum-Sicherheitspolitik (https://www.forum-sicherheitspolitik.org) +-- Forum: Hintergründe (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=97) +--- Forum: Krisen, Konflikte und Kriege (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=99) +--- Thema: Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian (/showthread.php?tid=7163) |
RE: Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian - Schneemann - 17.04.2025 @KheibarShekan Zitat:Die Folgekosten für den Welthandel halten sich in Grenzen. Die Kosten tragen derzeit vor allem Israel als Sanktionsziel der Houthis, die USA als israelische Proxy bzw. Söldner-Marine und der Jemen selbst.Das sind grobe Falschbehauptungen. Die Folgekosten für den Welthandel halten sich keineswegs in Grenzen - grob gingen 2023/24 eine Billion Euro durch das Rote Meer, davon rund 30% des gesamten Weltcontainerverkehrs. Und dieser Wert ist deutlich zurückgegangen, im ersten Halbjahr 2024 um ca. 30% bis 40% je nach Quelle; Öltransporte gingen auf der Südroute um fast 50% zurück. Zugleich sind die Kosten für Versicherungen etc. gestiegen. Es ist also ein schlechter Witz, wenn man nun behauptet, dass "Israel vor allem die Kosten tragen würde" (womit man suggeriert, dass dieses Theater gezielt Erfolg habe). Nein, die Kosten tragen die Exportnationen, d. h. v. a. auch die Europäer bzw. wir, sogar noch mehr als die USA, die du als zweites Hauptziel benennst. Und neben der "Söldner-Marine" tummeln sich genau deswegen noch ca. (ich müsste jetzt nochmals genau nachschauen) zwei Dutzend "Söldner-Marinen" dort unten herum. Alle, weil sie die Israelis unterstützen? Nein, sie wollen ihren Handel schützen... Aber in einem Punkt hast du wohl recht: Auch der Jemen trägt die Hauptkosten. Aber vermutlich anders als du annimmst (Luftschläge?). Denn dadurch, dass Schiffe um Afrika herumdampfen müssen, verbrauchen sie mehr Treibstoff und generieren etwa 40% mehr Treibhausemissionen. Das ist bzgl. des Klimawandels nicht eben gut, und der trifft zwar dann irgendwo alle, aber den Jemen im speziellen als ödes Wüstennest nochmals besonders - und er gilt als einer der weltweit anfälligsten Staaten dahingehend, zugleich aber als einer der am wenigsten vorbereiteten. Schneemann RE: Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian - KheibarShekan - 17.04.2025 Wir sprechen vom Roten Meer. Durch das Rote Meer gehen im Normalbetrieb ja nur 6-9% des weltweiten Ölhandels durch. Wenn dies nun auf die Hälfte also 3-4 % geschrumpft ist, dann lässt sich dies über andere Kapazitäten spielend kompensieren. Das merkt der Endverbraucher nicht einmal. Tatsächlich ist Öl seit Monaten nicht sehr teuer, weil andere Effekte da viel relevanter sind. Ergo ist ein spürbarer Effekt auf den internationalen Ölhandel und die Energiepreise durch den Konflikt im Roten Meer/Israel nicht zu beobachten und auch nicht auf der Basis von Fakten herleitbar. Es ist Gewäsch. Spannend finde ich auch die von Dir beleuchteten Auswirkungen auf den Klimawandel. Die Schifffahrt auf der gesamten Erdkugel ist für ca. 3-4% aller Treibhausgase verantwortlich. Die Houthi haben tatsächlich den Verbrauch indirekt erhöht bzw. sehr unmittelbar für diejenigen Reedereien, die sich nicht aus dem Israel Geschäft zurückziehen wollen. Das könnte zu einem Anstieg des Verbrauchs von Schiffen global gesehen von vielleicht 5% verursacht haben. Also 5% von den 3-4%, wenn Du mir folgen kannst. Das ist ebenfalls nicht erheblich für das globale Klima. Aber und da der Jemen selbst von der Verbrennung fossiler Energien ja zwangsabgenabelt wurde, ist er gleichzeitig Vorreiter in Sachen regenerativer Energien für die gesamte Dritte Welt. An denen liegt es sicher nicht, wenn die Temperaturen auf der Erde steigen. Ansonsten hast Du aber natürlich voll und ganz Recht: Alleine mit der Energie die verschleudert wird, in dem US Kriegsschiffe im Roten Meer und auf der ganzen Welt kreuzen,. könnte man so viele wichtigere Dinge tun. Auch und insbesondere für das Klima., anstatt das Abschlachten der Palästinenser zu unterstützen. Das ist nicht gut. Falsch für das Klima, falsch für politische und wirtschaftliche Stabilität, falsch um Menschenleben zu schützen. Es ist vollumfänglich falsch. RE: Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian - Schneemann - 17.04.2025 @KheibarShekan Zitat:Wir sprechen vom Roten Meer. Durch das Rote Meer gehen im Normalbetrieb ja nur 6-9% des weltweiten Ölhandels durch.Nein, es sind ca. 77,5 Mio. Barrel pro Tag, die weltweit per Schiff bewegt werden. Davon gingen (2023) ca. 8,6 Mio. Barrel/Tag durch das Bab al Mandeb, also ca. 11 Prozent. Dazu kamen etwa 8 Prozent des weltweit transportierten LNG (https://www.eia.gov/international/analysis/special-topics/World_Oil_Transit_Chokepoints). Zitat:Das merkt der Endverbraucher nicht einmal. Tatsächlich ist Öl seit Monaten nicht sehr teuer, weil andere Effekte da viel relevanter sind.Ja, weil künstlich gegenreguliert wird, was aber auch finanziert werden muss. Auch wenn man den Ölpreis deckeln konnte, so sind insgesamt die Preise für den Güterverkehr deutlich angestiegen (https://time.com/6553141/red-sea-houthi-attacks-consumer-prices-cost/). Zitat:Die Houthi haben tatsächlich den Verbrauch indirekt erhöht bzw. sehr unmittelbar für diejenigen Reedereien, die sich nicht aus dem Israel Geschäft zurückziehen wollen.Man sollte es anders formulieren: Es trifft nicht die Reedereien, die sich nicht aus dem Israel-Geschäft zurückziehen wollen, sondern alle, die irgendwie durchs Rote Meer fahren. Und man solle nicht so tun, als wenn man gezielt israelische Schiffe oder solche mit irgendwelchen israelischen Beteiligungen angreift. Man führt faktisch einen uneingeschränkten Handelskrieg - man beschießt unangekündigt alles und willkürlich, was gerade in Reichweite ist. Und deshalb fahren dort auch Kriegsschiffe aus aller Herren Länder herum. Zitat:Aber und da der Jemen selbst von der Verbrennung fossiler Energien ja zwangsabgenabelt wurde, ist er gleichzeitig Vorreiter in Sachen regenerativer Energien für die gesamte Dritte Welt. An denen liegt es sicher nicht, wenn die Temperaturen auf der Erde steigen.Ich warte nur darauf, dass mir das als die jemenitische Variante der Klimadividende verkauft wird. Man kann indirekt den Ausstoß erhöhen, indem man direkt selbst Verzicht übt. Zitat:Alleine mit der Energie die verschleudert wird, in dem US Kriegsschiffe im Roten Meer und auf der ganzen Welt kreuzen,. könnte man so viele wichtigere Dinge tun.Die Freiheit hat ihren Preis. Zitat:Auch und insbesondere für das Klima., anstatt das Abschlachten der Palästinenser zu unterstützen.Die Palästinenser werden nicht abgeschlachtet. Ja, es gab zehntausende Opfer auf palästinensischer Seite während eines Krieges. Aber diesen hat die Hamas gezielt und willentlich begonnen mit einem äußerst grausamen Überfall; dieser Krieg ist jedoch aktuell bis auf ein paar marginale Auskehr- und Kommandounternehmen vorbei. (Alles andere, wie es in Gaza weitergeht, wer wie falsch und unzureichend reagiert (hat), wer welche Pläne mit wem hat etc., brauchen wir hier aber bitte nicht besprechen, da gibt es bekanntlich einen anderen Strang.) Schneemann RE: Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian - Schneemann - 19.04.2025 Offenbar wurden schwere Angriffe gegen den Hafen von Ras Isa im Westen des Jemen geflogen. Der Hafen gilt als wichtiger Umschlagplatz für den Nachschub. Zitat:US strikes on Yemen oil terminal kill at least 74, Houthis sayhttps://www.bbc.com/news/articles/clywg335680o Dazu auch: Zitat:U.S. Destroys Houthi Fuel Terminals at Ras Isa [...]https://maritime-executive.com/article/centcom-encourages-yemenis-to-throw-off-yoke-of-houthi-subjugation Schneemann RE: Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian - Kongo Erich - 19.04.2025 hier Meldungen auf deutsch: FR: Trumps Schlag gegen die Huthi: Hafen im Jemen verwüstet – Öl läuft ins Rote Meer Welt: Bisher schwerster Angriff – USA zerstören Ölhafen der Huthis im Jemen (Kopie hier) RE: Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian - KheibarShekan - 21.04.2025 Es gibt Berichte wonach gestern die MQ-9 Nr. 21 im Raum Yemen abgeschossen wurde (Stückpreis ca. 30 Mio. USD). Ich glaube im Bereich Medium/High Altitude Long Endurance UAVs belegt sie damit nun mehr in verschiedenen Bereichen eine Spitzenposition. Das trifft möglicherweise auch auf das betreffende Abwehrsystem zu, welches sich als low-cost-low-footprint Technologiekiller in diesem Bereich erweisen könnte. RE: Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian - Kongo Erich - 21.04.2025 nach Einschätzung von RP-Online stärkt das ganze nur den Widerstand der Huthis: Zitat:Washington. Analyse Fast täglich bombardieren die USA die vom Iran unterstützten Huthis. Die Rebellen im Jemen haben zwar hochrangige Funktionäre verloren. Doch sie schaffen es, weiter Raketen auf Israel und US-Kriegsschiffe zu feuern.am Jemen haben sich schon vor Jahrzehnten (ab 1962 über mehrere Jahre hin) ägyptische Bodentruppen unter Nasser und zuletzt die Saudis die Zähne ausgebissen. RE: Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian - Schneemann - 23.04.2025 @Kongo Erich Der Vergleich mit dem Bürgerkrieg in den 1960ern hinkt, in mehrfacher Hinsicht. Es gab einen Kampf zwischen Royalisten (Zaiditen, also Schiiten) und putschenden Militärs (faktisch eine nasseristisch-säkulare Junta), wobei erstere von Saudis, Jordanien und sogar Briten und Israelis unterstützt wurden. Und Nasser griff eben seitens der sich republikanisch bzw. panarabisch-nasseristisch gebenden Putschisten unter al-Sallal ein. Das ganze Theater versumpfte in einem jahrelangen Stellungskrieg bis die Saudis schließlich 1970 den Status Quo anerkannten, somit also faktisch die Putschisten ihr Gebiet sichern konnten. Insofern haben sich die von den Ägyptern unterstützten Militärs durchaus siegreich durchsetzen können, trotz aller Verluste und aller Unfähigkeit der Truppen des Pharaos, während die von den Saudis unterstützten royalistischen Zaiditen das Nachsehen hatten. Schneemann RE: Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian - Kongo Erich - 23.04.2025 @Schneemann die Verbündeten der seinerzeitigen Akteure haben sich geändert - damals waren etwa die Saudis und die Ägypter auf unterschiedlichen Seiten involviert, das stimmt. Aber die Grundbedingungen stimmen immer noch: = es gibt eine einheimische (von der Bevölkerung unterstützte) Miliz die sich gegen eine überlegene Luftwaffe behauptet, und nur im Bodenkrieg nieder gerungen werden kann. aber jeden Schleichpfad in den Bergen kennt, und = eine hochtechnisiert agierende fremde Militärmacht, die sich bisher in (teuren) Luftschlägen und Bombardements erschöpft, und ihre Wirkmittel in den Sand setzt, ohne entscheidende Treffer zu erzielen. RE: Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian - Schneemann - 23.04.2025 @Kongo Erich Zitat:= es gibt eine einheimische (von der Bevölkerung unterstützte) Miliz die sich gegen eine überlegene Luftwaffe behauptet, und nur im Bodenkrieg nieder gerungen werden kann. aber jeden Schleichpfad in den Bergen kennt...Die Houthi repräsentieren indessen nicht die Bevölkerung des Jemen, grob stellen sie (geschätzt) ein starkes Drittel der Bevölkerung, wobei es da keine sicheren demographischen Angaben gibt angesichts des Durcheinanders. Und sie beherrschen auch nicht das ganze Land, sondern ca. 27% des Landes. Sie stellen insofern eine zwar gewichtige Bürgerkriegspartei dar, mehr aber auch nicht. Zitat:= eine hochtechnisiert agierende fremde Militärmacht, die sich bisher in (teuren) Luftschlägen und Bombardements erschöpft, und ihre Wirkmittel in den Sand setzt, ohne entscheidende Treffer zu erzielen.Verstehe ich nun nicht ganz. Also ja, bezogen auf die Saudis und deren erstaunliche Unfähigkeit ihre hochgezüchtete, moderne Luftwaffe einzusetzen, kann ich dir zustimmen. Bezogen auf das, was wir aktuell seitens der US Navy sehen, kann ich dir jedoch nicht zustimmen. Schneemann RE: Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian - KheibarShekan - 23.04.2025 Schneemann schrieb:Und sie beherrschen auch nicht das ganze Land, sondern ca. 27% des Landes. Sie stellen insofern eine zwar gewichtige Bürgerkriegspartei dar, mehr aber auch nicht. Territoriale Kontrolle != Kontrolle über die Mehrheit der Bevölkerung. In diesen 27% Fläche des Landes leben über 70% der Bevölkerung des Jemen. Die Machtübernahme ging mit einem Zusammenbruch der Zentralregierung einher. Die Kontrolle über die Bevölkerung konnten sie sich sichern, weil ein Großteil von Armee und Bevölkerung zu ihnen übergelaufen sind. So gesehen, also wenn man nur das Gelände aber nicht die Bevölkerung betrachtet, dann steht der Jemen -also die Landesfläche- zu >50% unter Kontrolle von "Al-Kaida im Jemen". Eine Gruppierung, die von den Amerikanern zumindest offiziell als der gefährlichste Al-Kaida Zweig gesehen wird. Den geringsten Teil kontrolliert die vom Westen&Saudis anerkannte "Regierung", die faktisch keine Regierungsgewalt über den Jemen ausübt. Weder politisch, noch wirtschaftlich oder militärisch. Das ist daher eine Art Scheinbetrieb. Sie hat effektiv die geringste Kontrolle, hält sich vorrangig mit Hilfe von Söldnern und dem Ausland am Leben und ist lose mit der Al-Kaida in einer Art Bündnis, ohne aber Kontrolle über die Al-Kaida Gebiete zu haben. Auch die Al-Kaida dort lebt nicht von der Hand in den Mund. Redet nur keiner drüber. RE: Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian - Quintus Fabius - 23.04.2025 Zitat:So gesehen, also wenn man nur das Gelände aber nicht die Bevölkerung betrachtet, dann steht der Jemen -also die Landesfläche- zu >50% unter Kontrolle von "Al-Kaida im Jemen". Ich wollte es grad schreiben. Wenn man nur nach Gebiet geht, gehört der Jemen wohl der Al Quaida. Im übrigen stehen auch etliche sogenannte Regierungsgebiete in Wahrheit unter Kontrolle von Islamisten. Die Regierung hat nur scheinbar die Kontrolle bzw. es wird seitens ihrer Verbündeten so getan als ob. Zitat:Den geringsten Teil kontrolliert die vom Westen&Saudis anerkannte "Regierung", die faktisch keine Regierungsgewalt über den Jemen ausübt. Weder politisch, noch wirtschaftlich oder militärisch. Das ist daher eine Art Scheinbetrieb. In diesem Kontext könnte man allerdings darauf verweisen, dass es irrelevant ist, ob eine Regierung regiert, sondern nur ob mächtigere Staaten sie anerkennen oder nicht. Die Roten Khmer saßen auf betreiben der USA noch lange nach ihrem Fall in Kambodscha offiziell als Vertreter des Landes in der UN, nur mal so als Beispiel für eine besonders gelungene werteorientierte westliche Wertepolitik. RE: Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian - Kongo Erich - 24.04.2025 Was ich als Hintergrund für meinen Diskussionsbeitrag "im Kopf" hatte wird jetzt vom FOCUS berichtet: Zitat:Operation Rough Rider : USA kämpfen mit hohen Kosten und wenig Erfolgberichtet der FOCUS (Kopie hier) Zitat:...... RE: Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian - Kongo Erich - 26.04.2025 Huthi schießen reihenweise teure US-Drohnen ab Zitat:Die USA haben im Kampf gegen die Huthi-Terroristen im Jemen Verluste hinnehmen müssen. Dabei gingen mehrere teure Aufklärungsdrohnen verloren. RE: Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian - voyageur - 27.04.2025 Steht eine Bodenoffensive gegen die Houthis bevor? OLJ (französisch) Die regierungstreuen Kräfte benötigen Unterstützung von außen, aber Washington lehnt eine Beteiligung an einem langwierigen Konflikt ab und die Golfstaaten befürchten um ihre Sicherheit. L'OLJ / Von Laure-Maïssa FARJALLAH, 26. April 2025 um 22:39 Uhr [Bild: https://s.lorientlejour.com/storage/attachments/1458/2025-04-25T152104Z_697065501_RC215EAYX28N_RTRMADP_5_ISRAEL-PALESTINIANS-PROTESTS-YEMEN-1745594503_808253.jpg/r/1200/2025-04-25T152104Z_697065501_RC215EAYX28N_RTRMADP_5_ISRAEL-PALESTINIANS-PROTESTS-YEMEN-1745594503_808253.jpg] Anhänger der Houthis schwingen ihre Waffen bei einer Demonstration zur Unterstützung der Palästinenser in Sanaa am 25. April 2025. Khaled Abdallah/Reuters Eine Militäroperation könnte den Jemen in Kürze erneut erschüttern. Mehreren Medienberichten zufolge soll eine Bodenoffensive gegen die Houthis vorbereitet werden, um die fast täglichen US-Luftangriffe gegen die Rebellen zu nutzen, die bereits in den zweiten Monat gehen. Washington hatte am 15. März die Operation „Rough Rider“ gestartet, mit dem erklärten Ziel, die vom Iran unterstützte Gruppe daran zu hindern, erneut Handelsschiffe im Roten Meer anzugreifen, die Gaza unterstützen. Während die Verhandlungen zwischen Teheran und Washington über das iranische Atomprogramm laufen, die bislang die Frage der regionalen Aktivitäten des Iran ausschließen, halten Israel und die USA den Druck auf das Netzwerk der Stellvertreter aufrecht. Diese Situation ermutigt die international anerkannte jemenitische Regierung und bewaffnete Anti-Houthi-Gruppierungen, zu versuchen, das seit Beginn des Bürgerkriegs 2014 verlorene Terrain zurückzugewinnen. Unzureichende Luftangriffe Laut einer jemenitischen Militärquelle, die vom saudischen Magazin al-Majalla zitiert wird, wurden die Pläne für eine Bodenoffensive von der Regierung und anderen „Widerstandskräften“ für einen Angriff an mehreren Fronten fertiggestellt. Dieser soll laut einem von der Publikation zitierten Analysten zwischen Mitte und Ende Mai stattfinden, sobald die US-Luftangriffe die Verteidigungsanlagen der Houthis zerstört haben. Trotz mehr als 350 Luftangriffen seit dem 15. März und über 150 Opfern, darunter auch Zivilisten, hat das Pentagon noch keine Bewertung seiner Operationen veröffentlicht. „Die Gruppe ist noch lange nicht unter Kontrolle“, sagt Eleonora Ardemagni, Forscherin am Italian Institute for International Political Studies (ISPI). Die Angriffe scheinen vor allem die internen Kommunikationswege und die Hafeninfrastruktur (Hodeida und Ras Issa) beschädigt zu haben, was sich auf ihre Einnahmen auswirkt, aber die Houthis sind weiterhin in der Lage, Raketen auf Israel abzufeuern und US-Drohnen abzuschießen.“ Verantwortliche gaben gegenüber der Associated Press zu, dass sieben US-Drohnen vom Typ Reaper im Wert von insgesamt über 200 Millionen Dollar innerhalb von sechs Wochen abgeschossen worden seien, während CNN Anfang April berichtete, dass die Operation bereits drei Wochen nach ihrem Start fast eine Milliarde Dollar gekostet habe. Lesen Sie auch „In diesem asymmetrischen Konflikt wird es für Washington nicht einfach sein, die Houthis zu besiegen“. Außerdem sollen private US-Sicherheitsfirmen lokale Fraktionen für eine mögliche Bodenoffensive beraten haben, wie aus Quellen hervorgeht, die Mitte April vom Wall Street Journal (WSJ) zitiert wurden, das sich auf US-Beamte beruft, die behaupten, die USA seien offen für die Unterstützung einer solchen Operation, ohne dass eine endgültige Entscheidung getroffen worden sei. Laut jemenitischen Beamten, die von der Tageszeitung befragt wurden, besteht der diskutierte Plan darin, den regierungstreuen Kräften die Wiedererlangung der Kontrolle über die Sicherheit des Landes zu ermöglichen, beginnend mit dem Hafen von Hodeida am Roten Meer, dem Tor für humanitäre Hilfe und Waffenlieferungen, der über zahlreiche Öllager verfügt. „Die US-Luftangriffe trafen mehrere Frontlinien. So war im letzten Monat ein spektakulärer Rückgang der sporadischen Zusammenstöße in diesen Gebieten zu beobachten“, betont Nicholas Brumfield, unabhängiger Forscher und Experte für Jemen und maritime Angelegenheiten. Laut Abdelaziz Sager, Gründer des Gulf Research Centre, der von The National zitiert wird, sollen derzeit fast 80.000 Kämpfer mobilisiert werden. Die Rückeroberung der 2021 an die Houthis gefallenen Hafenstadt soll mit einer Offensive auf die westlichen Regionen und Taiz im Süden einhergehen, während das Ziel die Rückeroberung der seit 2014 besetzten Hauptstadt Sanaa ist. Keine direkte Beteiligung der USA Auch wenn das Pentagon in diesem Zusammenhang seine Luftangriffe gegen die Houthis ausweiten könnte, plant Washington laut Bloomberg keine Bodentruppen für die Kämpfe. „Ohne externe Unterstützung würde es der in Aden ansässigen Regierung schwerfallen, die Houthis aus ihren Stellungen zu vertreiben“, betont Gregory Brew, Forscher bei der Eurasia Group. „Die USA könnten logistische Unterstützung und Informationen liefern, da sie im Rahmen des Kampfes gegen den Islamischen Staat im Osten präsent sind. Und auch wenn es keine Koordination der Luftunterstützung am Boden geben sollte, würde ein Angriff der Regierungstruppen ausreichen, um die Houthis aus der Deckung zu locken und sie so für US-Angriffe verwundbarer zu machen“, betont Nicholas Brumfield und fügt hinzu, dass die Trump-Regierung nicht zu einem langfristigen Engagement bereit zu sein scheint, das die Unterstützung der Saudis und der Emiratis erfordern würde. An der Spitze der 2015 gegründeten Koalition zur Unterstützung der jemenitischen Regierung gegen die Rebellen sollen beide Länder an den laufenden Gesprächen über eine Bodenoffensive beteiligt sein. Lesen Sie auch In seiner multipolaren Diplomatie nähert sich Abu Dhabi der Achse Israel-Trump Laut dem WSJ haben die Vereinigten Arabischen Emirate den Plan der Regierung und der von ihnen unterstützten Anti-Houthi-Fraktionen, insbesondere im Süden, gegenüber den Amerikanern erwähnt, die versichern, nicht an der Spitze dieser Bemühungen zu stehen. Der Sprecher der Joint Forces of the West Coast, einer Gruppe von etwa 40.000 regierungsnahen Kämpfern unter der Führung von Tarek Saleh, die von den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt wird, erklärte gegenüber der Tageszeitung, dass die Entscheidung über einen Angriff bei der Exekutive in Aden und der saudisch-emiratischen Militärkoalition liege. „Für die Emirate ist es politisch opportun, eine solche Offensive zu versuchen, da die von ihnen unterstützten Akteure durch das Ergebnis des 2022 beschlossenen Waffenstillstands negativ beeinflusst wurden“, analysiert Eleonora Ardemagni. “Die Föderation ist im Kampf gegen die Houthis traditionell risikofreudiger als Saudi-Arabien.“ Fehlende Garantien seitens der USA? Das Gebiet der Emirate ist klein, und Abu Dhabi verfügt über eine wirksame Luftabwehr, zumal es eine strategische Partnerschaft mit den Vereinigten Staaten unterhält (Washington hat es 2024 zum wichtigen strategischen Verbündeten außerhalb der NATO ernannt, Anm. d. Red.). Für Saudi-Arabien sieht das jedoch anders aus“, ergänzt Abdelghani Aliryani, Forscher am Sana'a Center for Strategic Studies. Der Kommandeur des Centcom, Michael Kurilla, war jedoch Anfang des Monats in Saudi-Arabien, um sich mit den saudischen und jemenitischen Generalstabschefs zu treffen, wo laut Bloomberg die Frage einer Bodenoffensive angesprochen wurde. Nachdem Abu Dhabi und Riad 2023 ihre Beziehungen zu Teheran normalisiert hatten, um sich unter anderem vor wiederholten Angriffen der Houthis zu schützen, dementierten beide Länder, dass solche Gespräche stattgefunden hätten. Laut dem WSJ haben saudische Verantwortliche ihren amerikanischen und jemenitischen Amtskollegen mitgeteilt, dass sie aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen nicht an einer Bodenoffensive teilnehmen würden. „Der Start einer Bodenoperation ist derzeit ausgesetzt, da die USA keine Garantien für die Luftunterstützung der jemenitischen Akteure und der Verbündeten am Golf gegeben haben“, meint Eleonora Ardemagni. Dennoch haben die USA in den letzten Wochen eine THAAD-Luftabwehrbatterie in der Region stationiert und ihre militärische Präsenz verstärkt. Lesen Sie auch: Atomdeal zwischen Washington und Riad auf gutem Weg Abgesehen von den Risiken für die regionale Stabilität könnte eine Bodenoffensive das Land auch in einen groß angelegten Krieg zurückstürzen. „Die Houthis zu vernichten wird nicht möglich sein. Wenn die regierungsnahen Kräfte das militärische Gleichgewicht verändern wollen, um künftige Verhandlungen wahrscheinlicher und günstiger zu machen, müssen sie an mehreren Fronten angreifen, meint Abdelghani Aliryani. Allerdings herrscht Uneinigkeit, nicht nur zwischen den Fraktionen, sondern auch zwischen den Koalitionspartnern.“ Sollte die Regierungsseite jedoch Einigkeit finden, könnte der Druck auf die Houthis sie zu einem Friedensabkommen zwingen. „In der Vergangenheit hat die Gefahr, die Küste am Roten Meer zu verlieren, die Houthis 2018 dazu veranlasst, eine UN-Vermittlung zu akzeptieren, als die von den Emiraten unterstützten Kräfte bereit waren, eine Bodenoffensive zu starten“, erinnert Eleonora Ardemagni. Während die Saudis seit Jahren versuchen, sich aus dem Jemen zurückzuziehen, vor allem von den Amerikanern zurückgehalten, um ein solides Abkommen zu erzielen, könnte sich dies unter der Präsidentschaft Trump 2.0 ändern. |