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RE: Admiral Vandier verteidigt die Relevanz von Flugzeugträgern - Nightwatch - 27.08.2022

Mir erschließt sich jetzt auch nicht vollständig warum hier so sehr der Falklandkrieg bemüht wird. Das war ein Krieg vor vierzig Jahren, seither Entwicklungen in der Waffentechnik die dem Beginn des Jetzeitalters in nichts nachstehen.
Allenfalls erlaubt dieses singuläre Ereignis aus fernen Zeiten die Ableitung von Axiomen, die sich seit dem sich die ägyptischen Pharaonen auf dem Nil mit den Seevölkern gekloppt haben einer beständigen Allgemeingültigkeit erfreuen.

Quintus Fabius schrieb:Das ist ja auch einer der wesentlichsten Punkt die gegen Träger sprechen: dass es mit dem Träger allein ja nicht ansatzweise getan ist. Man benötigt entsprechende Eskorten, Absicherung, die Flugzeuge müssen bedacht werden, alles zusammen ergibt einen Moloch von Systemen die allesamt eigentlich perfekt ineinander übergreifen und sich ergänzen müssen.

Natürlich hat so etwas Vorteile, aber sie werden meiner Ansicht nach aufgrund der notwendigen immensen Gesamtkomplexität zu teuer erkauft, kurz und einfach: ich halte Träger für kriegswirtschaftlich gesehen ineffizient, auch in Kriegen in denen sie noch wirken können.
Da nur Zustimmung. Ich bin seit jeher ein großer Verfechter des Ansatzes Trägerverbände durch Strategische Bomberplattformen zu ersetzen. Die Herausforderungen im Westpazifischen Raum haben mich darin nur bestärkt. Es gibt wenig bis keinen Grund einen ganzen Flottenverband aufzubieten (zu unterhalten, zu riskieren) um dann am Ende der Wirkungskette pro Sortie vielleicht zwei Dutzend 500kg JDAM Equivalente 500 Seemeilen down range ins Ziel zu befördern.
Diese Schlagkraft ließe sich ohne weiteres mit einer Handvoll Langstreckenbomber und im Extremfall weniger als einem Hundertstel der operativen Kosten abbilden.


RE: Admiral Vandier verteidigt die Relevanz von Flugzeugträgern - Nelson - 27.08.2022

Die Relevanz von Flugzeugträgern liegt nicht in ihrer Fähigkeit zum (nahezu) global projizierbaren Landzielangriff (auch wenn sie nützlich ist). Auch ihre Mobilität, die sie gegen Erstschläge wesentlich unverwundbarer macht als jeden Fliegerhorst ist bloßes Beiwerk. Beides wird durch die Nachteile (Kosten, Eskorten, Versenkbarkeit) mehr oder weniger ausgeglichen. Die eigentliche Rolle von Flugzeugträgern ist und bleibt die Projektion von Luftmacht auf hoher See. Brauchen wir Luftmacht auf hoher See?
Ja, denn ohne Luftmacht sind unsere Aufklärungsmöglichkeiten, unsere U-Jagdfähigkeiten und unsere Luftverteidigung (ganz zu schweigen von unserer Angriffsfähigkei) extrem im Nachteil. Natürlich kann man z.B. Seezielangriffe auch mit Langstreckenbombern fliegen - aber man kann sich nicht mit ihnen gegen derartige Angriffe verteidigen. Dafür braucht es Jagdflugzeuge usw. Kann irgendeine andere Plattform derartig viele, vielseitige und verschiedene Flugzeugtypen auf hoher See zur Wirkung bringen? Nein. Also brauchen wir Flugzeugträger. Der Rest ist nur ein Bonus.


RE: Admiral Vandier verteidigt die Relevanz von Flugzeugträgern - Nightwatch - 27.08.2022

Man kann mit Langstreckenbombern ganz hervoragend CAP, OCA und dergleichen betreiben. Die Idee, dass es hierfür zwingend Jagdflugzeuge bräuchte hat sich mit dem Aufkommen von Stealth und immer weitergehender Vernetzung verschiedener Plattformen und Sensoren überholt.
Genau genommen ist ein Langstreckenbomber im hochintensiven Konflikt aus zwei Gründen die wesentlich geeignetere Plattform: Die erheblich größeren Magazinkapazitäten und die wesentlich längere Verweildauer im Einsatzgebiet generieren ein wesentlich größeres AtA Potential als jedes Jagdflugzeug.
Hinzu käme dann noch die Möglichkeit leichter wesentlich größere AtA Flugkörper mit größeren bis extremen Reichweiten mitzuführen sowie größere und damit leistungsfähigere Radargeräte an Bord zu haben.

Oder Praktisch gesagt: ein Flight B-21 mit eventuell je 32 JATM und mit vielleicht noch einem vorgeschobenen RQ-180 als Sensorplattform würde jede poblige VFA Trägerschwadron in die Tasche stecken.


RE: Admiral Vandier verteidigt die Relevanz von Flugzeugträgern - Nelson - 27.08.2022

@ Nigthwatch

Klares Jein Smile

Ja, schwere Bomber könn(t)en jede Menge Luft-Luft-Flugkörper und entsprechende Radargeräte mitführen. Ob sie das jemals effektiv machen werden ist eine andere Frage. Theoretisch kann man auch zig Luft-Luft-Flugkörperhalterungen an den Rumpf eines A-380 löten und kann dann den schweren Bomber entlasten.

Das Kernproblem in Deiner Rechnung ist aber schlichtweg die Distanz zwischen Einsatzort und Standort der schweren Bomber. Nehmen wir als Stationierungsort einen Fliegerhorst in Nevada und als Einsatzort einen Konvoi viertausend Kilometer westlich von Punta Arenas, Anmarschstrecke: 8000 Kilometer, absolviert in 10 Stunden. Verweildauer über dem Konvoi: 4 Stunden. Rückmarsch 10 Stunden. Bei jeweils vier B-21 pro Schicht (2 Luft-Luft, 2 Luft-See) braucht es dann schon einmal vierundzwanzig schwere Bomber, die einfach nur wegen der theoretischen Möglichkeit eines Angriffs im Südpazifik abhängen müssen - und zwar für die ganze Woche, die der Konvoi durch dieses Seegebiet fährt. Effektiv bräuchte es vermutlich sogar so um die 30 Bomber und 60 Besatzungen, um alleine die Luft-Luft-Rolle des Trägergeschwaders abzudecken. Jetzt braucht der Konvoi aber auch noch U-Jagd-Unterstützung aus der Luft, also müssen Poseidons aus San Diego ran. Zwei Luftbetankungen bis in den Einsatzraum, zwei Luftbetankungen auf dem Rückweg und vier Stunden über dem Verband, bei zwei Flugzeugen pro Schicht: Zwölf Poseidons und zwischen Acht und Zwölf Tankflugzeuge, und schiefgehen sollte da besser nichts. Insgesamt braucht es im Zweifel also so um die fünfzig der größten, modernsten, seltensten und teuersten Flugzeuge der US-Airforce um eine äquivalente oder schlechtere Luft-Luft, Luft-See und eine deutlich schlechtere Luft-U-See Abdeckung zu projizieren als sie ein mittelgroßer Träger wie die Conte di Cavour jetzt bereits leisten kann.


RE: Admiral Vandier verteidigt die Relevanz von Flugzeugträgern - Nightwatch - 27.08.2022

In einem Krieg im Westpazifik würden die Bomber natürlich aus vorgeschobenen Basen operieren. Sprich Second Island Chain und direkt aus Japan.
Diese Ultralangstreckeneinsätze aus vergangenen Kriegen sind wie die eingesetzte Hardware ein Relikt des Kalten Krieges und werden so nicht den Einsatzverfahren mit neueren Plattformen entsprechen.

Eine Nutzung von Operationsbasen in CONUS macht bei zeitkritischewn Einsätzen nur mit Verbringungsplattformen Sinn, die mal unter Ansätzen wie Conventional Prompt Global Strike und Global strike / Global Persistent Attack angepeilt wurden, aber gegenwärtig nicht verfolgt werden. Zumindest nicht offiziell.


RE: Admiral Vandier verteidigt die Relevanz von Flugzeugträgern - Nelson - 27.08.2022

@ Nigthwatch

Vorgeschobene Einsatzbasen in der Second Island Chain nützen für Einsätze im Südpazifik aber leider nichts und kommen sowieso nur dann in Frage, wenn die fragliche Nation über geeignete Basen verfügen kann - was im Südpazifik schon rein geographisch echt kompliziert werden dürfte. Ähnliches gilt z.B. auch für den Südatlantik und den südlichen indischen Ozean. Selbst im Nordatlantik dürfte es schwierig werden, die Leistungsfähigkeit eines Trägergeschwaders durch landgestützte Flugzeuge abzubilden - vorrausgesetzt natürlich, man ist derjenige, der Schiffsraum schützen muss. Wenn es ums reine versenken von Schiffsraum geht, dann geht nichts über (Atom-) U-Boote.


RE: Admiral Vandier verteidigt die Relevanz von Flugzeugträgern - Nightwatch - 28.08.2022

Mal abgesehen davon, dass sdie Bedrohungslage an den südlichsten Breitengraden der Erde eher übersichtlich ist - natürlich bedingt dieser Ansatz den Fokus global mehr auf Luftwaffenbasen in befreundeten Ländern zu legen.

Genau genommen spricht aber auch dieses Argument eher gegen Trägerverbände: Eine Trägergruppe kann in geographisch derart ausgedehnten Kriegsschauplätzen in nur einem einzigen sehr beschränkten Wirkungsbereich von vielleicht 500 Seemeilen operieren. Landgestützte Plattformen mit mehr als der zehnfachen Reichweite sind hier trotz weiterer Anmarschwege operativ deutlich flexibler.


RE: Admiral Vandier verteidigt die Relevanz von Flugzeugträgern - ede144 - 28.08.2022

(27.08.2022, 21:32)Nightwatch schrieb: In einem Krieg im Westpazifik würden die Bomber natürlich aus vorgeschobenen Basen operieren. Sprich Second Island Chain und direkt aus Japan.
Diese Ultralangstreckeneinsätze aus vergangenen Kriegen sind wie die eingesetzte Hardware ein Relikt des Kalten Krieges und werden so nicht den Einsatzverfahren mit neueren Plattformen entsprechen.

Eine Nutzung von Operationsbasen in CONUS macht bei zeitkritischewn Einsätzen nur mit Verbringungsplattformen Sinn, die mal unter Ansätzen wie Conventional Prompt Global Strike und Global strike / Global Persistent Attack angepeilt wurden, aber gegenwärtig nicht verfolgt werden. Zumindest nicht offiziell.
Du verlegst also das Wertvollste der USAF aus den geschützten Basen von Conus auf kleine Inselchen im südchinesischen Meer, wo jeder Stein auf der Rollbahn aufgeklärt ist, und du battalionsweise Schutz gegen Raids, Airraids usw. Sicherstellen musst. Das wäre Guadalcanal mit umgedrehten Vorzeichen.
Genauso wirfst du dem USMC seine Inselkampfgruppen vor. Ich sehe das im Moment eher so, das jemand die Kämpfe am Beginn des Pazifikkriegs auswertet undaunted die heutige Zeit überträgt.
Alles was du brauchst um die Bomber auf eine Insel im Pazifik zu betreiben, hat die CVNBG schon dabei. Zusätzlich ist sie ständig in Bewegung und schwer aufklärbar.


RE: Admiral Vandier verteidigt die Relevanz von Flugzeugträgern - Nightwatch - 28.08.2022

Das Südchinesische Meer wäre in einem Konflikt zwischen den USA und China ein Nebenkriegsschauplatz. Aber davon abgesehen, selbstverständlich wäre es völlig absurd im Südchinesischen Meer Langstreckenplattformen zu stationieren. Ganz abgesehen davon, dass dort überhaupt keine geeignete Infrastruktur exisitiert, zumindest auf Anglo-amerikanischer Seite.
In das Südchinesische Meer hinein würde man von deutlich weiter draußen wirken. Je nach politischer Lage wären das diverese Luftwaffenbasen auf den Philippinen, RAAF Base Darwin, die Flugplätze auf Christmas Island und den Cocos Islands, wmgl. Singapore, Flughäfen auf Palau und in Micronesien bishin zu Andersden und den primären Ausweichplätzen, Won Pat, Rota, Tinian, Saipan und Pagan.
Dazu kämen noch mehr als ein Dutzend japanische Luftwaffenbasen und Flughäfen im südlichen Kyushu, aber wie gesagt, das Südchinesische Meer spielt eh eine Nebenrolle.


RE: Admiral Vandier verteidigt die Relevanz von Flugzeugträgern - ede144 - 28.08.2022

(28.08.2022, 17:25)Nightwatch schrieb: Das Südchinesische Meer wäre in einem Konflikt zwischen den USA und China ein Nebenkriegsschauplatz. Aber davon abgesehen, selbstverständlich wäre es völlig absurd im Südchinesischen Meer Langstreckenplattformen zu stationieren. Ganz abgesehen davon, dass dort überhaupt keine geeignete Infrastruktur exisitiert, zumindest auf Anglo-amerikanischer Seite.
In das Südchinesische Meer hinein würde man von deutlich weiter draußen wirken. Je nach politischer Lage wären das diverese Luftwaffenbasen auf den Philippinen, RAAF Base Darwin, die Flugplätze auf Christmas Island und den Cocos Islands, wmgl. Singapore, Flughäfen auf Palau und in Micronesien bishin zu Andersden und den primären Ausweichplätzen, Won Pat, Rota, Tinian, Saipan und Pagan.
Dazu kämen noch mehr als ein Dutzend japanische Luftwaffenbasen und Flughäfen im südlichen Kyushu, aber wie gesagt, das Südchinesische Meer spielt eh eine Nebenrolle.

Du hast von der Second Island Chain geredet. Du bringst also deine schweren Bomber in die Reichweite von Kurzstreckenraketen.


RE: Admiral Vandier verteidigt die Relevanz von Flugzeugträgern - Schneemann - 29.08.2022

@Helios
Zitat:Ich kann ehrlich gesagt gerade nicht nachvollziehen, in welche Richtung deine Argumentation führen soll. So habe ich beispielsweise nicht in Abrede gestellt, dass die britischen Träger letztlich wirksam agierten und einen entscheidenden Anteil an der Rückeroberung der Falklandinseln hatten.
Okay, das war dann ein Missverständnis, weil so hatte ich es verstanden, als dass die Wirksamkeit generell nicht gewährleistet gewesen wäre.
Zitat:Der argentinische Träger hatte es aber umgekehrt nicht, er war (natürlich auch durch die generellen technischen Defizite der Argentinier, vor allem aber aufgrund operationellen Erwägungen) nicht in der Lage, seine primäre Aufgabe zu erfüllen. Und wenn es um eine Ableitung der Einsatzmöglichkeiten von Flugzeugträgern geht, dann darf dieser Punkt nicht einfach unter den Tisch fallen, denn er ist tatsächlich in diesem Kontext höchst relevant. Insbesondere, weil die gleiche Gefahr, die die Argentinier zum Zurückhalten ihres Trägers bewogen hat, auch auf die beiden britischen Träger wirkte und dort ähnliche Folgen gehabt hätte.
Das denke ich nicht. Nur weil ein Träger nicht einsatzbereit war und er in keiner Weise auf das sich entwickelnde Szenario vorbereitet war, weswegen man ihn dann auch zurückhielt, so kann das ja nicht als Erklärung dahingehend herhalten, dass der Einsatz eines Trägers Sinn macht oder nicht. Genau genommen war die Entscheidung der Argentinier richtig, sie haben ihren quasi nicht einsatzbereiten Träger im Hafen gelassen, während umgekehrt die Briten eben ihre einsatzbereiten Träger eingesetzt haben, auch wenn es bestimmte Risiken gab, und das hat einen erheblichen Einfluss gehabt. Aber mir erschließt sich das Argument nicht: Man kann ja die argentinische Lage nicht übertragen auf die britische - Träger hin oder her -, zumal die Argentinier ihr eigenes Land im Hintergrund hatten, während die Briten fernab der Heimat operierten.
Zitat:Gerade im Nachgang des Krieges war die britische Admiralität schockiert, wie groß die Gefahr für die Invincible tatsächlich gewesen ist, und man hat auch ebenso klar eingestanden, dass ein Verlust des Schiffes mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Verlust der Inseln bedeutet hätte, weil weitere Operationen in ausreichender Nähe nicht mehr möglich gewesen wären. Auch diese Erkenntnis sollte bei der Bewertung der Situation nicht ignoriert werden.
Risiken bestanden natürlich für die Träger, grundsätzlich kann ich Risiken auch nicht ausblenden. Ob allerdings der Verlust eines Trägers den Verlust der Inseln bedeutet hätte, halte ich für eine etwas fragwürdige These. Der Krieg hätte vermutlich länger gedauert, aber gefallen wären die Inseln so oder so - dazu waren die Argentinier zu schlecht organisiert und versorgt.
Zitat:Für mich ergeben sich daraus zwei Erkenntnisse hinsichtlich der Falklandinseln:
- der Einsatz der britischen Träger war rückblickend betrachtet ein hochriskantes Spiel, dass sich nicht aufgrund eigener Überlegenheit auszahlte, sondern aufgrund von eklatanten Ausrüstungs- und Ausbildungsmängeln seitens des Gegners. Der argentinische Träger konnte aus den gleichen Gründen gar nicht eingesetzt werden. Für mich ist das keine grundsätzlich positive Bewertung des Systems "Flugzeugträger".
- die besondere geographische Situation, die Ausbildungs- und Ausrüstungsstände sowie die strategischen und taktischen Fähigkeiten auf beiden Seiten und die technische Entwicklung erlauben nur schwerlich eine Übertragung auf heutige Verhältnisse. Schon damals waren diese Punkte keineswegs repräsentativ für Flugzeugträgereinsätze in zwischenstaatlichen Konflikten.
Zu 1.) Das hatten wir oben schon indirekt angesprochen und ich teile deine Meinung immer noch nicht. Nur weil die Argentinier eben ihr Schiff nicht kampfbereit kriegen konnten und es angesichts der Unzulänglichkeiten bzgl. Ausbildung und Technik nicht einsetzten, heißt dies doch nicht, dass die Briten - die teils recht improvisiert-pfadfindermäßig loszogen - mit ihren Trägern ebenso wenig erfolgreich gewesen wären. Im Gegenteil: Dafür, dass man durchaus mit einer gewissen Risikobereitschaft und Improvisationstalent in den Krieg zog, tausende Meilen von der nächsten eigenen Basis entfernt, haben sich die britischen Träger hervorragend geschlagen.

Zu 2.) Das ist schwierig. Natürlich ist ein 1:1-Übertrag nicht machbar, zumal es auch deutliche Weiterentwicklungen in den letzten 40 Jahren gab (vllt. nicht so drastisch, wie es Nightwatch teils formuliert, aber in der Tendenz in jedem Fall), v. a. in der Luftabwehr der Schiffe sowie in der Weiterentwicklung der Seeziel-FK haben wir es mit Quantensprüngen zu tun. Und genau genommen ist der Flaklandkrieg tatsächlich ein sehr spezifischer Krieg am Ende der Welt, der so nicht direkt auf den Indischen Ozean oder den Pazifik übertragen werden kann, wo quasi auf jeder Insel irgendwo ein Luftstützpunkt besteht. Genau genommen haben natürlich heutige Träger auch andere Fähigkeiten als die Sky-Jumper der frühen 1980er, aber so "dicht" wie damals könnten die Träger nicht mehr an eine Inselgruppe herangehen, so sie denn halbwegs energisch verteidigt werden würde. Bedeutet aber nicht, dass die Träger, wenn sie auf Distanz bleiben, nicht erst Insel für Insel niederkämpfen könnten.

Schneemann


RE: Admiral Vandier verteidigt die Relevanz von Flugzeugträgern - Helios - 29.08.2022

@Schneemann:

Der argentinische Träger kam bis zur Versenkung der Belgrano zum Einsatz, zunächst zum Transport von Truppen auf die Falklandinseln, später dann in der eigentlichen Aufgabe zur Abriegelung der Inseln. Tatsächlich wurde auch ein Angriff auf den britischen Flottenverband vorbereitet, der dann aber aufgrund mangelhafter Aufklärung nicht durchgeführt wurde. Erst mit der Versenkung der Belgrano hat man den Träger aufgrund der Gefahr durch britische Unterseeboote abgezogen. Ich kann deine wiederholte Aussage, der Träger wäre nicht einsatzfähig gewesen, daher nicht nachvollziehen. Er befand sich zweifelsohne in einem schlechten Zustand, war aber in der Lage, die grundsätzliche Aufgabe eines Flugzeugträgers zu erfüllen.

Desweiteren wurde der letztlich ja durch menschliches Versagen/glückliche Umstände (wie man das sehen mag) erfolglose argentinische U-Boot-Angriff auf den britischen Trägerverband im Anschluss an den Falklandkrieg von Seiten der Royal Navy ausgiebig aufgearbeitet und kommentiert, was ich hier an Schlussfolgerungen widergegeben habe entspricht dem Fazit der britischen Streitkräfte.

Auf beiden Seiten hat man die Gefahr durch Unterseeboote unterschätzt bzw. glaubte mit dieser umgehen zu können, der große Unterschied war lediglich die Versenkung der Belgrano auf der einen und die gescheiterte Versenkung der Invincible auf der anderen Seite. Eine Umkehrung der Verhältnisse hätte zu umgekehrten Reaktionen geführt, das ist zwar Spekulation, basiert aber auf den verfügbaren Informationen, die im Zuge der gerade auf britischer Seite sehr ausführlichen Nachbereitung des Einsatzes erfolgte. Es steht dir natürlich frei, das anders zu sehen, mir fehlt dafür aber eine entsprechende Grundlage.


RE: Admiral Vandier verteidigt die Relevanz von Flugzeugträgern - Nightwatch - 29.08.2022

(28.08.2022, 21:39)ede144 schrieb: Du hast von der Second Island Chain geredet. Du bringst also deine schweren Bomber in die Reichweite von Kurzstreckenraketen.

Die Second Island Chain umfasst die Northern Mariana Islands, die Bonin Islands, Guam und Palau, alles Inseln mehrere tausend Kilometer vom chinesischen Festland und nur durch IRBMs erreichbar.

Die First Island Chain, sprich die japanischen Inseln der Präfektur Kyushu liegen dagegen in Reichweite chinesischer Mittelstreckenraketen. Und tatsächlich halte ich Einrichtungen wie Kadena in einem Krieg mit China für nicht überlebensfähig. Rein militärisch betrachtet sollten sie bereits jetzt aufgegeben werden (und weiter entfernte Basen dagegen ausgebaut werden).


RE: Admiral Vandier verteidigt die Relevanz von Flugzeugträgern - Quintus Fabius - 29.08.2022

Rein persönlich bezweifel ich gar nicht, dass Flugzeugträger-Verbände durchaus in ihrem Aufgabenbereich einen immensen Nutzen haben, also einfachst gesagt: Hoch Effektiv sind. Aber diese hohe Effektivität wird durch immense Kosten erkauft. Darin liegt das Problem.

Wir haben also eine "Kampfkraft" in Höhe X und dafür Kosten in Höhe Y. Wenn wir nun für die gleichen Kosten Y ein vielfaches von X beschaffen und vorhalten können, verbleibt nur die Frage, welche Nightwatch hier ja schon angerissen hat, ob die Kampfkraft in ausreichend ähnlicher Form angeboten werden kann. Also ob die Kampfkraft der Flugzeugträger durch andere Systeme vollumfänglich oder zumindest ausreichend ersetzt werden kann und wieviel das exakt kostet.

Oder noch einfacher ausgedrückt: Flugzeugträger mögen noch effektiv sein, aber sie sind hier und heute hochgradig ineffizient geworden. Und da die Technik auch in anderen Bereichen voran schreitet, sind sie meiner Überzeugung nach den Aufwand nicht mehr wert, und überschreitet hier die Ineffizienz dieser Systeme den Wert (die Effektivität also) bei weitem.

Gerade weil sie aber "Luxus"-Systeme sind, gerade deshalb sind sie heute ein Ausdruck von überquellendem Reichtum und immenser Macht. Wer sich solch eine Verschwendung leisten kann, demonstriert damit seine immense Überlegenheit und gerade deshalb gibt es sie so noch, als politisch-militärisches Symbol. Der praktisch-reale und rein militärische Wert ist demgegenüber inzwischen gering geworden.

Gerade deshalb streben Staaten wie die VR China nach Trägern, nicht weil sie militärisch sinnvoll sind, sondern weil sie eine politische Waffe sind, wie Atombomben in weiten Teilen auch.


RE: Admiral Vandier verteidigt die Relevanz von Flugzeugträgern - Nelson - 29.08.2022

@ Quintus

Flugzeugträger an sich sind nicht übermäßig teuer. QE und PoW haben zusammen etwa 8 Milliarden Euro gekostet. Die Trieste wird sogar auf nur 1,2 Milliarden Euro kommen. Damit ist eine QE günstiger als eine Zumwalt, und die Trieste liegt etwa bei den halben Kosten eines U-Bootes der Virginia- Klasse. Ein Flugzeugträger muss also mit Nichten das teuerste Schiff im Verband sein - und es ist auch keineswegs notwendig, dass er zwangsläufig die Hauptwaffe einer Flotte bildet. Der Hauptvorteil der schweren amerikanischen Träger liegt in ihrer Flexibilität: Sie sind groß genug, um eine riesige Bandbreite bereits existierender und zukünftiger Flugzeuge einszusetzen und dabei gleich mehrere Missionen gleichzeitig abzuwickeln. Man könnte aber natürlich auch sagen: So what, für 12 Milliarden bekomme ich zwei, drei Triestes (U-Abwehr, Jagdschutz, Landungen), zwei Virginias und einen Stall voll schwerer Bomber. Ich würde es dann eben nur für einen großen Fehler halten, auch noch die Triestes zu streichen...