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(Zweiter Weltkrieg) Imperiale Japanische Armee - Druckversion

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Re: Imperiale Japanische Armee - Quintus Fabius - 16.03.2014

Omura

Nach der Eroberung Osakas schuf Omura im Laufe der nächsten Monate aus den bunt zusammen gewürfelten Truppen der Aufständischen und den nun dazu tretenden Wehrpflichtigen aus den Lehen die IJA und wurde damit zu ihrem Begründer. Anfangs stand die neue Regierungsarmee dabei in Konkurrenz zu den Lehnsherrn um die Rekruten, die weiter eigene Truppen aufstellten und eher die ungeeigneten für die IJA abgaben. Diesem Umstand begegnete Omura, indem er die Zahl der per 10 000 Koku Reis zu stellenden Truppen stückweise erhöhte, von Anfangs 10 bis auf 60 und schließlich 1868 bereits den Lehen mit einem Erlass des Kaisers verbot, weitere eigene Truppen aufzustellen. Eine Entscheidung, die Omura im nächsten Jahr bereits das Leben kosten sollte.

Während dessen tobte der Boshin-Krieg weiter. Auf die Details will ich dabei gar nicht groß eingehen, sondern eher auf Nebenaspekte welche die spätere Geschichte der IJA prägten. Insbesondere die Truppen der Mori und Tosa zeichneten sich bei ihrem weiteren Vormarsch durch eine immense Brutalität aus. Beim Vorstoß nach Ost- und Nordjapan ging ungefähr ein drittel des gesamten dort verfügbaren Wohnraums in Flammen auf. Die Truppen der Mori schlachteten auch systematisch die Zivilbevölkerung ab und sammelten in immer größerem Umfang die Köpfe ihrer Gegner. Den Überlebenen wurde bei Folter und Tod verboten, die verstümmelten Leichen zu beerdigen, zu verbrennen oder auch nur anzurühren. Diese sollten nach dem Willen der Mori an Ort und Stelle verwesen. Diese Terror-Taktik hatte zwei Konsequenzen: Erstens wandte sich die Zivilbevölkerung rasant vom Shogunat ab und ersuchte in Schreiben und Bittschriften an den Kaiserhof um Unterwerfung und Schutz. Zweitens wandten sich gerade die reichen Kaufleute, die ersten Industriellen und Manufaktur-Besitzer entsetzt den Shimazu zu und zahlten diesen erhebliche Bestechungssummen dafür, dass deren Landtruppen ihre Besitzungen und Familien vor Übergriffen der Mori schützten. Dies führte zu einer engen Kooperation der Shimazu und der Kaufleute/Frühindustriellen und drängte die Shimazu noch stärker in ihre Rolle als Träger der zukünftigen Marine Japans, was technologisch anspruchsvoller und aufwendiger war als die Landkriegsführung. Einige der Landeinheiten der Shimazu waren allerdings mit diesem Vorgehen unzufrieden, da sie nicht im gleichen Maße wie ihre Verbündeten plündern und Ruhm bei harten Kämpfen erlangen konnten.

Seinen Höhepunkt fand dieses Vorgehen der Shimazu, als es Saigo Takamori in einem diplomatischen Meisterstreich gelang, Edo, die Hauptstadt des Shogunats (das heutige Tokyo) ohne Kampf einzunehmen. Die Shimazu hatten inzwischen etliche Angehörige der Regierung des Shogunats für sich gewonnen und damit eine Spaltung der Anhänger der Tokugawa erreicht. Im Mai 1868 besetzten daher Truppen unter dem Befehl von Saigo Takamori die Stadt. Saigo hatte dafür auch persönliche Gründe, da er früher etliche Jahre in Edo gelebt hatte und der Überzeugung war, dass die größte und am meisten entwickelte Stadt Japans auf keinen Fall zerstört werden dürfe. Zudem fürchtete er einen Orts- und Häuserkampf in der flächemmäßig ausgedehnten Stadt.

Er erlaubte daher den Truppen der Tokugawa, aus Edo abzuziehen, worauf hin sich viele dieser Krieger als Zivilisten getarnt in der Stadt oder in deren Umland verbargen und dann begannen, einen Partisanenkrieg gegen Saigos Truppen zu führen. Als erfolgreichste dieser Partisanengruppen stellte sich eine Einheit namens Shogutai heraus, welche den Regierungstruppen hart zusetzte. Edo versank in Straßengewalt, Mordanschlägen und allgemeiner Kriminalität. Die Shogutai setzten auch im Umland von Edo den Regierungstruppen hart zu, und legten sogar im Ueno-Park mitten in Edo eine Feldbefestigung an. Die Stadt drohte Saigo wieder zu entgleiten. Darauf hin entsandte die Zentralregierung, die inzwischen von Omura und Kido Koin (Mori), Okuba Tshimichi (Shimazu) und Iwakura Tomomi (Hofadel) dominiert wurde Omura mit Truppen der Mori nach Edo, um die Lage dort zu klären. Nach Eintreffen machte Omura Saigo erbitterte Vorwürfe und entschloss sich zum sofortigen Angriff auf die zu diesem Zeitpunkt gerade im Ueno-Park versammelten Shogutai. Die Warnungen von Saigo über die Stärke des Gegners schlug er in den Wind. Am 04 Juli griff daher Omura mit Eliteeinheiten der Mori an, diese blieben jedoch an der Feldbefestigung der Shogutai hängen und erlitten horrende Verluste. Omura setzte darauf hin seine Artillerie auf kürzeste Distanz gegen die Barrikaden und Verhaue ein, aber es gelang ihm trotzdem nicht, den Gegner zu werfen. Im Gegenteil begann sich der Kampf zu seinen Ungunsten zu entwickeln. Das Geschehen und die Chance dem Feind eine vernichtende Niederlage zu bereiten lockten aus der ganzen Stadt die Shogun-Treuen Kräfte herbei. Darauf hin entschied sich Saigo zum Einschreiten und fiel mit seinen Truppen den Shogutai in die Flanke und schlug diese vollständig.

Trotz dieser Umstände galt im weiteren Omura in ganz Japan als Kriegs-Held und bedeutendster und bester Feldherr Japans, während Saigo allgemein als Zauderer verachtet wurde. Saigo verlor über dem Geschehen sein Gesicht und wurde dadurch zu einem erbitterten Feind von Omura, was später ebenfalls verheerende Folgen haben sollte. Auf Betreiben von Omura wurde dann im September die Hauptstadt von Kyoto nach Edo verlegt, die Stadt am 03 September in Tokyo umbenannt und der Kaiser nahm angesichts dessen einen neuen Namen an: Meiji.

Derweilen führte Yamagata Aritomo die Truppen der Mori weiter nach Norden gegen die Aizu. Diese waren schon über Jahrhunderte hinweg Todfeinde gewesen, und so wurde hier der Kampf mit extremer Härte geführt. Yamagata erlange dabei den Ruf, der geschickteste Taktiker Japans zu sein und es gelang ihm, viele persönliche Kontakte und Freundschaften zu den Anführern und Soldaten anderer Lehen und Adelsfamilien zu knüpfen. Insbesondere schaffte Yamagata es trotz seiner Mori Herkunft, bei allen anderen Adelsfamilien als gemäßigt zu gelten und er knüpfte sehr gute Kontakte zu den Shimazu. Bei der Eroberung Nord-Japans wurde Yamagata daher sehr weitgehend durch Saigo Takamori unterstützt, welcher mit seinen Verbänden den Feind flankieren und strategisch wichtige Stellungen einnehmen konnte. Bis Dezember 1868 fiel dann ganz Nordjapan in die Hände der neuen Regierung. Die Tokugawa hielten im weiteren dann nur noch die Insel Hokkaido, wohin sich ihre Truppen bereits im Oktober 1868 zurück gezogen hatten. Zu dieser Zeit wechselten auch die französischen Militärberater die Seiten und traten fast alle (mit Ausnahmen) auf die Seite der neuen Regierung über. Sie wurden dort aber zunächst mit Misstrauen und Verachtung betrachtet und gerade die Mori trainierten ihre Truppen weiter nach holländischen Schriften über die Kriegsführung.

Im Frühling 1869 setzten die Truppen des Kaisers dann nach Hokkaido über und begannen die letzte starke Festung der Tokugawa dort zu belagern. Am 25 Mai mussten die letzten Anhägner des Shogunats dann aufgeben und kapitulieren. Die Insel kam im weiteren unter den Befehl des Generalleutnant Kuroda, der dort ehemalige Samurai und Angehörige der Kiheitai als Wehrbauern ansiedeln sollte. Nach dem Willen Omuras sollten diese dort Land erhalten, dass nach 3 Jahren Bebauung mit Feldfrüchten in Folge in den Besitz der Wehrbauern übergehen sollte. Dieses Tondenhei genannte System sollte eine möglichst kostengünstige und versorgungsextensive Verteidigung Hokkaidos gegen die Russen ermöglichen und zugleich eine Art Militärkolonie als Rekrutierungspotential für die Armee schaffen. In den ersten Jahren war das Programm allerdings nicht sehr erfolgreich.

Nach dem Sieg über die Tokugawa gab es im weiteren erhebliche Differenzen über die weitere Entwicklung der IJA zwischen Saigo Takamori, Omura und Okubo Toshimichi. Saigo forderte eine Stärkung der Stellung der Landtruppen der Shimazu und eine größere Beteiligung dieser an der neuen Armee. Zudem war er der Ansicht, dass die neue Armee primär aus Samurai rekrutiert werden sollte. Okuba konzentrierte sich hingegen auf Fragen der Marine und mischte sich nur wenig in Fragen der Landkriegsführung ein. Er machte sich allerdings große Sorgen über Unruhen, Aufstände und Widerstand, sollten die Samurai im weiteren ihre primäre Aufgabe als Krieger verlieren. Omura hingegen wollte die Samurai als Kaste abschaffen, die Armee primär aus Bauern rekrutieren und so schnell wie möglich die Samurai entwaffnen. Wie Okuba auch war er entschiedener Befürworter einer Stärkung der Zentralmacht auf Kosten der Provinzfürsten und beide hatten große Sorgen bezüglich der Überlebensfähigkeit des von ihnen neu geschaffenen Staates.

Für die Ausbildung junger Offiziere schuf Omura daher im Frühjahr 1869 eine Schule für Militärwissenschaft in Kyoto auf dem Gelände eines früheren französischen Truppenübungsplatzes. Aufgrund einer Intervention von Okuba war die Aufnahme in den ersten Jahren jedoch nur für die Söhne von Adeligen möglich. Im darauf folgenden Jahr wandelte Omura daher die Schule für Fremdsprachen in Yokohama (dem Heimatort Takasugis) in eine Militärakademie um, wobei er sich dafür der Hilfe französischer Militärberater bediente. Im Juli 1869 wurde dann das Direktorat für die Kriegsführung in ein konventionelles Ministerium umgewandelt. Die Frage, wer in diesem Ministerium welche Stelle erhalten sollte, führte umgehend zu erheblichem Streit zwischen den Mori und den Shimazu. Schließlich gelang es sich darauf zu einigen, dass der erste Minister Prinz Ninnaji werden sollte, der bei der Schlacht um Fushimi südlich von Tokyo den Aufständischen das kaiserliche Banner gebracht hatte. Omura erhielt die Stellung eines stellvertretenden Ministers und erhielt die Verantwortung für die Modernisierung und Ausbildung der Streitkräfte.

Eine der ersten Handlungen Omuras nach Errichtung des Ministeriums war es, den Sitz desselben sowie einen Großteil der Regierungstruppen von Kyoto nach Osaka zu verlegen. Das hatte den Zweck, von dort aus per Schiff schnell alle Gebiete Japans erreichen zu können, um auf Aufstände und Unruhen möglichst schnell zu reagieren. In Osaka ließ Omura dann die erste Kaserne der neuen Armee errichten und legte einen größeren Truppenübungsplatz nach französischem Vorbild an. Die nächste Zeit war er dann stark mit der Standardisierung der Ausrüstung wie der Ausbildung beschäftigt.

Im September 1869 reiste Omura dann nach Kyoto um den Kaiserhof direkt zu berichten und wurde in einem Gasthof von einigen Samurai aus dem Hinterhalt angegriffen. Der Mordanschlag war eine direkte Folge des Verbots von Omura für die Lehen, eigene Truppen neben der IJA aufzustellen. In einem kurzen aber heftigen Schwertkampf gelang es den Angreifern die Leibwächter Omuras zu töten und ihn schwer zu verletzen. Da sie davon ausgingen, dass er tot sei, ließen sie ihn liegen. Omura überlebte jedoch zunächst und erlag erst im November 1869 in Osaka dann seinen Verletzungen.

Der Tod von Omura führte sofort wieder zu Zwistigkeiten über die Frage seiner Nachfolge. Die Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Parteien, insbesondere zwischen den Mori und den Shimazu führten dazu, dass ein möglicher Kandidat nach dem anderen verworfen werden musste.


Re: Imperiale Japanische Armee - Quintus Fabius - 16.03.2014

Yamagata

Fast ein ganzes Jahr lang konnte sich die neue Regierung nicht auf einen neuen Minister einigen, da auch Prinz Ninnaji von seinem Amt zurück trat. Im Sommer 1870 gelang es jedoch dann Yamagata Aritomo, sich wegen seiner im Bürgerkrieg zu allen Seiten geknüpften persönlichen Kontakte als neuer Minister durchzusetzen. Nach der Übernahme flutete Yamagata die Armee mit ihm gegenüber blind gehorsamen Offizieren aus den Reihen der Mori. Fast die Hälfte der Generalsränge entstammte nach kurzer Zeit bereits den Reihen dieser Adelsfamilie bzw deren Gefolgsleute. Konkurrenten aus anderen Familien wurden entweder auf Reisen ins Ausland geschickt um die moderne Kriegsführung zu studieren oder solange unter Druck gesetzt, bis sie resignierten und die Regierung verließen. Obwohl viele in der neuen Regierung befürchteten, Yamagata würde selbst nach der Macht greifen und wolle eine Art neuer Shogun werden, verkannten sie dabei jedoch den besonderen Charakter Yamagatas.

Die Entscheidung für Yamagata stellte aber erneut die Weichen für die weitere Entwicklung der IJA: Yamagata war wie Omura ein entschiedener Befürworter einer Wehrpflichtarmee und einer Kultur der allgemeinen Wehrpflicht in der Gesellschaft. Er wandte sich daher entschieden gegen die primär von den Landtruppen der Shimazu und Saigo Takamori getragene Ansicht, die zukünftige Armee Japans müsse eine professionelle Berufsarmee sein, die primär aus Samurai rekrutiert würde.

Im März 1871 stellten Yamagata und Kido zusammen dann eine neue Einheit als Kern- und Eliteverband der neuen Armee und als neue kaiserliche Leibwache zusammen. Die bisherige Leibwache des Kaisers ging dabei in der neuen Einheit auf. So entstand die Kaiserliche Garde, welche anfänglich aus 6200 Mann bestand und zugleich die Garnison von Tokyo bildete. Am 29 August 1871 wurden dann die bisherigen Lehen aufgelöst und die privaten Armeen der Adeligen verboten. Yamagata teilte darauf hin dass Land in 4 Militärbezirke ein, wobei jeder dieser Bezirke eine Garnison mit einer stehenden Truppe von zumindest 8000 Mann zu stellen hatte. Ab Dezember 1871 begann Yamagata ein großangelegtes Programm für Küstenbefestigungen und Küstenbatterien dass große Teile des Staatshaushaltes verbrauchte.

Aufgrund der in ganz Japan zu dieser Zeit ausbrechenden Unruhen, lokalen Aufstände und Konflikte führte Yamagata innerhalb der Armee eine eiserne Disziplin nach dem Vorbild seines Mentor und großen Vorbild Takasugi ein. 1873 gründete Yamagata die Toyama Infanterie Schule und nahm für die Ausbildung dort französische Militärberater in Dienst. Im Januar 1874 ging der Titel des Ministers wieder an einen Spross der Kaiserfamilie, während Yamagata als Stellvertretender Minister und Befehlshaber der Kaiserlichen Garde die Armee weiter beherrschte. Yamgata ließ für jeden Militärbezirk im weiteren Truppenübungsplätze und Schießanlagen auf den früheren Besitzungen des Shogun anlegen.

In Tokyo eröffnete Yamagata 1875 dann eine Schule für Technische Fragen in der eine umfangreiche Pionierausbildung entwickelt und in die Armee implementiert wurde. Zudem wurde massiv in den Ausbau eines möglichst hochwertigen Unteroffizierskorps investiert und die Militärakademie aus Yokohama ebenfalls nach Osaka verlegt. Die in Osaka noch von Omura gegründete Schule für militärische Wissenschaften wurde wiederum zur gleichen Zeit nach Tokyo umgesiedelt. Obwohl Yamagata selbst die Laufbahnen der Offiziere für Bauern und Kaufleute öffnen wollte, führte der Widerstand insbesondere Okubas dazu, dass von den ersten Jahrgängen nur ein Bruchteil nicht-adeliger Abstammung war.

Ein interessanter Aspekt dieser Zeit ist, dass noch 1875 die IJA ausschließlich sich auf französische Militärberater verließ und sehr weitgehend durch diese geprägt wurde. In vielen Texten steht nämlich fälschlicherweise, dass der Sieg des Deutschen Reiches über Frankreich in Japan dazu führte, dass sich die Japaner den Deutschen zuwandten und die Franzosen entließen. Dem war aber nicht so. Die frühe IJA übernahm stattdessen fast ausschließlich französische Taktiken und gab dafür die früher vor allem von den Mori verwendeten holländischen Taktiken auf. Ein Grund dafür war die Verbreitung der französischen Sprache gerade unter den Samurai und Offizieren welche noch zu Zeiten des Shogunats ja bereits durch französische Militärberater trainiert worden waren. Noch bis 1883 wurde daher in allen Militärschulen und Militärakademien in Japan als einzige Fremdsprache Französisch gesprochen und verwendet.

Noch bevor sich der Deutsche Einfluss in Japan durchzusetzen begann, wurden englische und insbesondere US-Amerikanischen Schriften in Japan verbreitet, welche aufgrund des US-Bürgerkrieges als besonders wertvoll galten.

Eine weitere interessante Person dieser Zeit ist Major Murata Tsuneyoshi, ein genialer Autoditakt, der auf Geheiß von Yamagata nach Europa gereist war, um dort moderne Schützenwaffen zu studieren. Nach seiner Rückkehr 1876 entwickelte er dann ein eigenes Gewehr, dass sogenannte Murata Gewehr, welches dann 1880 an alle japanischen Soldaten als erste eigene Standard Ordonnanz-Waffe ausgegeben wurde. Dieses ursprünglich Typ 13 Murata genannte Gewehr wurde im laufenden ständig verbessert und kampfwertgesteigert. Die ersten Versionen waren noch einschüssig, ab 1889 wurde jedoch bereits der erste eigene Repetierer mit dem Typ 22 Murata eingeführt.

Ab 1879 begannen die Japaner zudem in Osaka erst eigene moderne Artillerie herzustellen, mit italienischen Beratern und italienischer Technologie. Erst ab 1885 begann man dann die selbst hergestellten Kopien italienischer Geschütze langsam durch deutsche Importe zu ersetzen.

Ab Januar 1873 setzte Yamagata in ganz Japan ein neues Wehrpflicht-System nach französischem Vorbild durch. Der Wehrdienst wurde mit 7 Jahren festgelegt. 3 davon im aktiven Dienst und 4 weitere Jahre in der Reserve. Die Wehrpflichtigen setzten sich zu dieser Zeit primär aus den zweit- usw geborenen Söhnen zusammen, da erstgeborene Söhne meist vom Wehrdienst ausgenommen waren. Zudem konnte man sich vom Wehrdienst frei kaufen, ein Privileg dass auf Einfluss der Shimazu in die Wehrpflichtgesetze aufgenommen wurde. In der Kaiserlichen Garde dominierten dagegen ehemalige Samurai, und dort wurde nur ein Teil der Soldaten durch Wehrpflichtige gestellt.

Die neue Armee, insbesondere die Garnisonen wurden sehr rasch mit den im ganzen Land tobenden Aufständen und Unruhen konfrontiert. Beispielsweise führte die Aufhebung des Verbotes der christlichen Religion in dieser Zeit zu massiven Ausschreitungen, Massendemonstrationen und allgemeine Straßengewalt. Regelmäßig reichten die Wehrpflichtigen der IJA nicht im Ansatz aus, um der allgemeinen Gewalt Herr zu werden und so heuerte die Regierung dann oft ehemalige Samurai als Verstärkung an, um sie nach Niederschlagung der Unruhen sofort wieder zu entlassen.

Saigo Takamori zog sich zu dieser Zeit aus der Regierung zurück, und begann diese Veteranen des Bürgerkrieges um sich zu sammeln. Da die Armee mit den extremen und ständigen Reformen und den allgegenwärtigen Unruhen ohnehin schon über alle Maßen überfordert war, merkte niemand, wie zunehmend militärische Macht sich in den Händen des ehemaligen Generals und Führer der Landtruppen der Shimazu versammelte.


Re: Imperiale Japanische Armee - Quintus Fabius - 01.04.2014

Die Satsuma Rebellion

Das Geschehen um diesen Aufstand und andere ähnliche Unruhen bildete die Grundlage für den Film The Last Samurai. Und selbst bei Wiki wird hier ein Bild transportiert, dass mit der Realität des damaligen Geschehens nur noch am Rande zu tun hat, nämlich das Bild des edlen Samurai der in Rüstung mit Lanze und Schwert gegen die modern mit Gewehren ausgerüstete Imperiale Japanische Armee in den Tod zieht weil er die Veränderung der Gesellschaft ablehnt. Die Wahrheit unterschied sich davon erheblich.

Die Aufstände gegen die neue Regierung zerfallen im Endeffekt in zwei Gruppen: 1 Aufstände von Samurai die aus dem Staatsdienst entlassen wurden, und damit mittellos wurden. Diese wandten sich nicht gegen die Verwestlichung, nicht gegen die moderne Kriegsführung, sondern waren eine zwingende Konsequenz daraus, dass die neue Regierung 1873 bereits die Zahlungen an die Samurai drastisch reduzierte und 1876 diese Zahlungen vollständig strich.

Damit entzog die Regierung um die 400 000 Samurai ihre bisherige Lebensgrundlage, und die meisten davon waren nicht in der Lage, durch andere Arbeit irgendwie zu Geld zu kommen. Die Folge waren Aufstände und massenweise Straßenkriminalität. Ein Teil der Samurai wurde dann aber aufgrund der Satsuma Rebellion erneut von der IJA rekrutiert, als Söldner. Diese Ex-Samurai sollten dann die Satsuma Rebellion zugunsten der neuen Regierung entscheiden, obwohl sie im Schnitt tatsächlich traditioneller kämpften als die Rebellen.

2 die größte und wichtigste der Rebellionen aber - die in Satsuma - wurde von oben gesteuert, Sie war eine reinrassige Revolution von oben ohne echte Basis und war eine Folge der internen Machtkämpfe in der neuen Regierung, in denen Saigo Takamori gegen Yamagata politisch unterlag - weshalb er aus der Regierung ausscheiden musste.

Am 24 Oktober 1873 verließ Saigo Takamori die Regierung. Zu diesem Zeitpunkt war er Minister und zugleich Befehlshaber der Kaiserlichen Garde, der Elite- und Kadereinheit der Imperialen Japanischen Armee, die zu einem beachtlichen Teil aus Samurai aus dem Lehen der Shimazu im Süden Japans bestand.

Am 25 Oktober richtete Saigo ein Schreiben an die in der Kaiserlichen Garde dienenden Samurai der Shimazu, die Garde zu verlassen und ihm nach Kyushu ins Exil zu folgen. Darauf hin verließen die meisten Samurai der Shimazu die Garde, und dies trotz einer Aufforderung der Shimazu in der Garde zu bleiben und sogar trotz eines Schreiben des Kaisers selbst mit der Bitte weiter in der Imperialen Japanischen Armee zu dienen.

Diese Soldaten (sic) bildeten den Kern des späteren Aufstands. Es handelte sich also gar nicht um Samurai wie wir sie uns vorstellen (Rüstung, Schwert), sondern um modern ausgebildete und modern bewaffnete Soldaten der Kaiserlichen Garde.

Während andere traditionellere Samurai diverse Aufstände und Unruhen vom Zaun brachen, beispielsweise der Aufstand des Eto Anfang 1874, nutzte Saigo Takamori die Ablenkung, um sich heimlich eine vergleichsweise modern ausgebildete und gut ausgerüstete Hausstreitmacht zu schaffen.

Zu dieser Zeit kam es auch zu einer ersten Militärexpedition der Imperialen Japanischen Armee außerhalb Japans, nämlich einem Angriff auf Taiwan. Damit versuchte Yamagata möglichst viele ehemalige Samurai die ihre Pfründe verloren hatten in einem Auslandseinsatz zu binden. Aufgrund innenpolitischer Intrigen erhielt jedoch der jüngere Bruder von Saigo Takamori dass Kommando über diese Expedition. Die harten Kämpfe auf Taiwan, die hohen Verluste und schwierigen Umstände und der Umstand, dass dafür primär Samurai aus dem Lehen der Shimazu mit ihrem Leben bezahlen mussten, trieben die Überlebenden des Feldzuges in die Arme von Saigo.

Nachdem die Regierung im März 1876 den Aufstand von Eto niedergeschlagen hatte, strich sie als Folge davon wie oben schon erwähnt alle Einkünfte der Samurai und verbot das Tragen von Schwertern in der Öffentlichkeit. Hintergrund für letztgenanntes waren diverse Mordanschläge auf Angehörige der neuen Regierung auf offener Straße mittels Schwertern. Die Folge war umgehend einer neuer Aufstand, diesmal unter Maebara, ebenfalls einem ehemaligen Mitglieder der Regierung.

Während des Krieges gegen das Shogunat hatte Maebara für die neue Regierung gekämpft, und wie andere Aufständische dieser Zeit verstand er sich als wahrer Anhänger des Kaisers, und seinen Aufstand als einen Kampf gegen die bösen neuen Berater desselben. Die Überlebenden der Aufstände wurden nach deren Niederschlagung dann oft durch Saigo Takamori nach Kyushu gelockt und dort für seine Armee rekrutiert.

Saigo trainierte dann seine Truppen in moderner Infanterietaktik, und schuf schon 1876 eine Reihe von privaten Militärakademien und Kadettenanstalten. Im September 1876 gründete er eine private Schule für Artilleriewissenschaften. Die Ausbilder kamen aus den Reihen der Kaiserlichen Gardeoffiziere, welche zusammen mit Saigo ihren Dienst quittiert hatten. Wie man also sieht, ist das Bild von schwertschwingenden Samurai extrem falsch.

Ende 1876 registrierten dann Yamagata und die neue Regierung, was da in Kyushu vor sich ging, und begannen einen Mordanschlag auf Saigo zu planen. Dieser Plot wurde an Saigo verraten und zwang diesen, frühzeitig loszuschlagen, früher als er es selbst geplant hatte. Seiner Ansicht nach waren seine Truppen zu diesem Zeitpunkt numerisch noch nicht ausreichend für einen sicheren Sieg, zudem fehlte es massiv an Munition und Nachschubgütern, so dass ein länger andauernder Abnutzungskrieg gegen die Imperiale Japanische Armee unmöglich war.

Am 15 Februar 1877 schlug Sagio mit etwas über 30 000 Mann zu. Diese waren ohne Ausnahme ehemalige Samurai, aber modern ausgebildet und durchgehend mit Feuerwaffen ausgestattet. Weitere 12 000 Mann blieben in Reserve. Ein interessanter Aspekt ist immer, dass die aufständischen als zahlenmäßig weit unterlegen dargestellt werden.

Selbst bei Wikipedia finden sich dazu völlig falsche Zahlen, und die Stärke der Imperialen Japanischen Armee wird umgekehrt weit übertrieben, indem hier diverse Träger und Handlanger welche die Truppen begleiteten einfach dazu gezählt werden. So wird in vielen Büchern und im Internet behauptet, die Imperiale Japanische Armee seit mit um die 100 000 Mann gegen nur wenige Samurai angetreten und diese hätten mit Schwertern gekämpft.

Tatsächlich aber betrug die Stärke der Imperialen Japanischen Armee bei Ausbruch der Kämpfe gerade mal um die 25 000 Mann! Aufgrund dieser numerischen Schwäche heuerte Yamagata massenweise die soeben erst aus dem Staatsdienst entlassenen Samurai an, in einer ersten Ad hoc Maßnahme Anfang 1877 bereits 13 000 Ex-Samurai. Diese hatten allerdings in großen Teilen keine ausreichende moderne Ausrüstung. Große Teile der Imperialen Japanischen Armee kämpften also mit veralteten Waffen gegen die moderner ausgerüsteten aber numerisch unterlegenen Truppen Saigos. Ein völlig anderers Bild als das, welches üblicherweise transportiert wird.

Aufgrund der sehr langen Anmarschwege, überdehnten Versorgungslinien und den daraus resultierenden Versorgungsschwierigkeiten heuerte die IJA zudem im Laufe des Konfliktes bis zu 90 000 Zivilisten als Träger und Arbeitskräfte an. Dadurch entstehen bis heute die falschen Zahlenverhältnisse was die Kombattanten angeht.

Der größte Teil der Kämpfe wurde von ungefähr 50 000 Mann der IJA gegen ungefähr 30 000 Mann von Saigo geführt, wobei die Ausrüstung der IJA in Teilen schlecht war. Umgekehrt hatte Saigo erhebliche Probleme mit dem Munitionsnachschub, da er über so gut wie keine eigenen Fertigungskapazitäten verfügte und keine ausreichenden Arsenale oder Lager hatte. Dieser Umstand sollte den Krieg entscheiden.

Saigos erstes Ziel war daher folgerichtig eine Festung in Kumamoto in der Hand der Regierungstruppen auf Kyushu, welche eines der größten Lager für Munition und Nachschubgüter aller Art diente. Diese wurde von 3800 Mann der IJA verteidigt, die allerdings über 2 Artilleriebatterien und massenweise Munition verfügen konnten. Kurz vor der Einschließung des Arsenal gelang es zudem noch um die 400 regierungstreuen Samurai aus den Reihen der Choshu, sich in die Festung durchzuschlagen und sich den Verteidigern anzuschließen.

Zur Ablenkung zündeten die Samurai die Stadt an, wobei das Feuer fast den gesamten Wohnraum vernichtete und damit den Truppen Saigos die Unterkünfte entzog. In der gleichen Nacht fing es an zu schneien. Das Feuer geriet dermaßen außer Kontrolle, dass es auf Teile des Arsenal übergriff und dort Lagerhäuser für Lebensmittel verbrannte. Zum Glück für die Verteidiger blieb die Munition von den Flammen verschont, aber sie hatten nun nichts mehr zu Essen.

Yamgata plante derweilen gleichzeitig eine amphibische Landung des Gros der IJA im Rücken von Saigos Truppen direkt in dessen Machtbasis in Kagoshima. Der Verlust der Lebensmittel und die strategische Bedeutung des Arsenal führten jedoch zu erbittertem Widerstand anderer Militärführer wie Angehöriger des kaiserlichen Hofes.

Der Oberbefehl von Yamagata wurde in Frage gestellt und als Kompromiss und zur Befriedung der Inneren Konflikte vom Kaiser der Prinz Arisugawa als nomineller Oberbefehlshaber eingesetzt. Die Shimazu selbst wandten sich gegen Saigo und die zum größten Teil aus ihrem Lehen stammenden Aufständischen und stellten der IJA ihre Artillerie und Schiffe zur Verfügung. Auf Druck der Shimazu wurde Generalleutnant Kuroda Kiyotaka mit dem Befehl über ungefähr die Hälfte der IJA betraut, während Yamagata selbst nach Kumamoto eilte um dort die Festung zu entsetzen.

Trotz des strategisch durchdachten Plans von Yamagata verliefen die weiteren Operationen chaotisch. Prinz Arisugawa hatte keinerlei militärische Erfahrung, trotzdem stieg ihm sein lediglich nominell gedachter Oberbefehl rasch zu Kopf und er mischte sich immer weiter gehend in das Geschehen ein.

Der erst wenige Monate zuvor gegründete Generalstab in Tokyo war nicht funktionsfähig und erteilte unsinnige Befehle, weshalb Yamagata gezwungen war, ein eignes unabhängiges Feldhauptquartier in Kyushu einzurichten. Der Munitionsverbrauch überstieg alle Erwartungen und das Arsenal in Osaka war rasch mit dem notwendigen Nachschub überfordert.

Als größtes Problem aber erwies sich die von der IJA zu diesem Zeitpunkt (1877!) praktizierte französische Ausbildung. Die französische Militärmission hatte sich primär auf taktische Fragen und die Ebene des Bataillon und darunter konzentriert. Es fehlte daher weitgehend an der Befähigung, größere Truppeneinheiten zu führen. Ohne gemeinsamen Stab und auf der Animositäten zwischen den Choshu und Shimazu operierten daher nach kürzester Zeit sowohl Yamagata als auch Kuroda ohne jede Koordination und völlig unabhängig voneinander.

Auf der operativen Ebene versagen die französischen Konzepte vollständig und Yamagata griff daher auf seine persönlichen Erfahrungen während des Boshin Krieges und davor zurück. Diese Erfahrung Yamagatas während der Satsuma Rebellion sollte dann erneut weitreichende Folgen für die IJA und Japan haben. Aufgrund des Versagens der Methoden der franzöischen Militärausbilder im Krieg, wandte sich der Gros der Offiziere der IJA von den Franzosen ab und suchte nach einem neuen Vorbild, dass nach der Satsuma Rebellion dann in Preußen gefunden wurde (nicht im Deutschen Reich, man beachte den Unterschied!)

Den genauen Verlauf der weiteren Kämpfe um Kyushu spare ich mir, und gehe daher nur noch auf ein kleines, Jahre später aber wesentliches Detail ein: ein gewisser Major Nogi Maresuke verlor in den Kämpfen um die Festung Kumamoto während eines chaotischen Gemetzels mitten in der Nacht und während strömenden Regens die Standarte seines Regimentes, die ihm vom Kaiser persönlich überreicht worden war. Dieser Verlust prägte im weiteren Nogis Charakter nachhaltig und ließ ihn trotz seines späteren Aufstiegs in der Militärhierarchie nie mehr los. Aufgrund dieses einen Ereignis sollen viele Jahre später tausende japanische Soldaten sinnlos sterben müssen.

Während der Kämpfe stellte Yamagata zudem fest, dass sich die ad hoc angeheuerten Samurai bei vielen Gelegenheiten trotz ihrer schlechten Ausrüstung besser schlugen als die eigentlichen Verbände der IJA. Zugleich erlitten diese Söldner auch die höchsten Verluste und trugen ganz allgemein einen Gros der Kämpfe. Das ganze führte bei Yamagata zu der Überzeugung, dass psychologische Faktoren im Krieg wichtiger seien, als materielle Faktoren und dass die traditionelle japanische Kriegerkultur solche Faktoren beinhalten würde.

Er kam daher zur Schlussfolgerung, dass man diese Faktoren aus dem bisherigen kulturellen Kontext heraus lösen müsste um sie dann in der IJA zu implementieren um dadurch die Kampfkraft der Wehrpflichtigen zu verstärken. Es ging Yamagata dabei ausdrücklich nicht um eine Übernahme der tatsächlichen Samurai Kultur, sondern nur bestimmter Werte dieser Kultur. Dafür schuf Yamagata nach der Rebellion ein bestimmtes Bild der Samurai in der IJA, dass mit der Realität nichts zu tun hatte und noch heute unser Bild verfälscht.

Diese Schlussfolgerungen Yamagatas waren jedoch in Wahrheit zweifelhaft. Den Ausschlag bei den Kämpfen gab nicht die Kampfmoral der ohne Rücksicht auf Verluste kämpfenden kaisertreuen Samurai, sondern die überlegene Versorgung der Truppen der IJA, der drastische Munitionsmangel der Truppen Saigos und vor allem die weit überlegene Artillerie der IJA Verbände. Insbesondere italienische Gebirgsartillerie erwies sich als besonders wirksam, da sie per Träger und Packpferden durch das gebirgige Hinterland Kyushus transportiert werden konnte.

Trotzdem nahm hier die Überhöhung bestimmter Werte der Samurai Kultur in der IJA ihren Anfang, wobei diese Werte in eine völlig neue Militärkultur eingebettet wurden, die mit der ursprünglichen Samurai Kultur gerade eben rein gar nichts mehr zu tun hatte.

Schließlich gelang es der IJA, Kumamoto zu befreien, die Truppen Saigos zu umgehen und unter hohen Verlusten zum Rückzug zu bringen. Während der energischen Verfolgung brach dessen Armee dann auseinander und schließlich beging Saigo Anfang Juni des gleichen Jahres Selbstmord. Einige seiner Anhänger setzten den Kampf jedoch noch bis September fort, und leisteten der IJA erbitterten Widerstand.

Interessantenerweise wurde Saigo im Jahr 1889 dann auf Betreiben von Yamagata rehabilitiert und als Held der Kämpfe gegen das Shogunat geehrt um im Dezember 1898 sogar eine Statue im Ueno Park aufgestellt. Während der Feierlichkeiten anlässlich der Aufstellung dieser Statue kam Yamagata persönlich, um Sagio seine Anerkennung auszusprechen.

Am Ende blieb als Erbe der Satsuma Rebellion die Überzeugung der Führer der IJA, dass die Kampfkraft ihrer Armee mehr von psychologischen Faktoren als materiellen Faktoren abhänge und dass man daher durch eine von oben implementierte neue Militärkultur diese psychologischen Faktoren verbessern müsse. Der erste (gedankliche) Schritt zu dem was die IJA dann im besonderen ausmachen sollte war damit getan.


Re: Imperiale Japanische Armee - Quintus Fabius - 11.04.2014

Der Aufwuchs

Im Mai 1878 wurde der aus den Reihen der Shimazu stammende Innenminister Okuba, zu diesem Zeitpunkt der mächtigste Mann Japans, auf offener Straße in Tokyo ermordet. Er war ein entschiedener Gegner einer sofortigen Ausweitung der Streitkräfte gewesen, da er der Überzeugung war, dass dafür die wirtschaftliche und finanzielle Kraft Japans noch unzureichend war. Stattdessen war es Okubas Plan gewesen, zuerst die Wirtschaftskraft Japans zu entwickeln. Die Mörder hatten jedoch gänzlich andere Motive - sie wollten sich nur für Saigos Tod rächen. Die Satsuma Rebellion hatte den Staat jedoch so viel Geld gekostet, dass eine Vergrößerung der Armee de facto tatsächlich nicht möglich war. Eine Kürzung des Sold um 5% noch im gleichen Jahr zur Refinanzierung weiterer Waffenkäufe führte dann auch umgehend zu Unruhen innerhalb der Armee und der verarmten Landbevölkerung. Schließlich musste sogar der Wehretat vorübergehend gekürzt werden, was ebenfalls zu Gewalttaten und Empörungen durch Angehörige der IJA gegen ihre Offiziere oder Regierungsbeamte führte.

Diese Ereignisse beunruhigten Yamagata zutiefst. Er kam noch mehr zu der Überzeugung, dass dringend eine neue eigene Militärkultur erforderlich war, um die Soldaten auf den Staat einzuschwören und Aufstände und Gewalttaten von Soldaten gegen die neue Regierung nachhaltig zu unterbinden. Er verfasste daher eine eigene und komplett neue Militärkultur, deren primärer Inhalt absoluter Gehorsam der Mannschaften gegenüber den Offizieren, und der Offiziere gegenüber der Armeeführung war. Zu diesem Zweck wurde eine neue Ideologie in der Armee eingeführt, welche die traditionellen japanischen Familienstrukturen auf den Staat übertrug, mit dem Kaiser als Vater und Oberhaupt der "Familie", also der Armee.

Zum ersten Mal verwendete Yamagata das Wort Bushido, dass früher in Japan gerade eben keine so große Bedeutung gehabt hatte im Vergleich zu der Bedeutung, welche der Begriff für die IJA erlangen sollte. Yamagata bediente sich bei seiner Doktrin bestimmter Schriften der Meiji Zeit, die zur Zeit der Samurai keine große Verbreitung oder Bedeutung hatten, die aber sinnentstellt oder verfälscht durch Yamagata für die Formulierung seiner neuen Doktrin verwendet wurden.

Die nächste Maßnahme Yamagatas zielte auf die Entschärfung des Samurai Problems. Zum einen setzte er alle Mittel dafür ein, dass die Armee trotz der massiven Finanzprobleme des Landes drastisch vergrößert wurde. Mit der erheblichen Vergrößerung der Armee, wurden mehr und mehr Ex-Samurai als Unteroffiziere und Offiziere in die Reihen der Armee übernommen. Diese Vergrößerung war aber eigentlich nicht finanzierbar. Der Wehretat stieg in der Folge von 15% des Staatshaushaltes auf nicht weniger als 31% an, was zu erheblichen Problemen in allen anderen Bereichen der Staatsführung führte. Yamagato gelang es allerdings, dies durchzusetzen, weil innerhalb der japanischen Oberschicht die Modernisierung der chinesischen Streitkräfte und das Vordringen Russlands im Osten erhebliche Sorgen ausgelöst hatte und die japanische Führung zu der Auffassung gelangte, dass andere Staaten Armeen völlig unabhängig von der Finanz- und Wirtschaftskraft der jeweiligen Länder aufstellen würden. Aufgrund der massiven Finanzierungsprobleme kam es im ganzen Land zu privaten Spendenaktionen, die mit einer erheblichen Spende des Kaisers an die Armee begonnen wurden. Die japanischen Eliten stellten aus ihrem Privatvermögen für mehrere Jahre erhebliche Summen für den Ausbau der Armee bereit.

Desweiteren förderte Yamagata die Besiedelung Hokkaidos, indem er erhebliche Mengen an Ex-Samurai dorthin als Wehrbauern umsiedeln ließ. Gleichzeitig gelang es ihm damit, einen seinen letzten Konkurrenten innerhalb der Armee, den Kriegshelden Kuroda nach Hokkaido abzuschieben. Jeder Ex-Samurai der sich dazu bereit erklärte Kuroda zu folgen erhielt in Hokkaido Land reichlich Land, dass nach 3 Jahren Bewirtschaftung in sein Eigentum überging.

Der nächste Schritt Yamagatas zielte dann auf die Umstrukturierung der rasant wachsenden Armee mit dem Zweck, diese mobiler zu machen. Bis 1882 war die Armee in 4 Garnisonen eingeteilt, zuzüglich der Kaiserlichen Garde. Die großen Garnisionsverbände waren jedoch zu immobil und deckten daher nicht die gesamte Landesfläche ab. Viele japanische Offiziere gingen daher davon aus, dass eine Landung fremder Mächte in den Lücken zwischen den Garnisonen erfolgen könnte. Daher fasste die Armeeführung 1882 den Plan, die Armee in westliche Divisionen umzustrukurieren. Dazu sollten die bisherigen Garnisonen jeweils zu einer Division werden, und freiwerdende Kräfte die Kader für neue Divisionen bilden. Insgesamt sollten so bald wie möglich 7 aktive Divisionen geschaffen werden. Durch eine Veränderung der Wehrpflicht und einen längeren Verbleib in der Reserve sollte zudem diese erheblich vergrößert werden. Die Armee sollte insgesamt von ungefähr 46 000 Mann auf über 200 000 Mann vergrößert werden. Bei der Umsetzung dieser extrem ehrgeizigen Probleme kam es jedoch zu massiven Schwierigkeiten.

Zunächst einmal widersetzten sich erhebliche Teile der Regierung einem derart drastischen Ausbau, mit dem Argument, dass dieser der Marine zu viele Mittel entziehen würde. Insbesondere die Präsenz der russischen Flotte in Vladivostok und die Modernisierung der chinesischen Flotte führte dazu, dass sich unter Führung des Außenministers Inoue Kaoru eine starke Pro-Marine Fraktion gegen die Armeepläne einsetzte. Die Streitigkeiten zwischen Armee und Marine verhinderten die rasche Umsetzung der Pläne. Aber auch innerhalb der Armee kam es zu erheblichen Verwerfungen. Aufgrund seine Erfahrungen während der Satsuma Rebellion kam Yamagata zu der Schlußfolgerung, dass die bisher verwendete französische Doktrin untauglich sei. Er wollte daher preußische (nicht deutsche (sic)) Militärberater ins Land holen und die Armee nach preußischem Vorbild gestalten. Dem wiedersetzten sich die pro-französischen Kreise innerhalb der Armee, welche unter dem Einfluss der französischen Militärmission für einen Ausbau der Armee nach französischem Vorbild kämpften. Um 1884 herum kam es jedoch im ganzen Land zunehmend zu einer Abkehr vom französischen Vorbild.

Das reichte viel weiter als nur zu den Streitkräften. Beispielsweise wurde das bereits eingeführte französische Schulsystem in dieser Zeit ebenso durch das deutsche ersetzt, der Code Civil durch eine Abschrift des BGB, französische Verwaltungsstrukturen und Wissenschaftler durch deutsche usw. Erst als diese Wende in der gesamten Gesellschaft vorherrschend wurde, gelang es Yamagata auch in der Armee den französischen Einfluss zurück zu drängen und die Armee nach preußischem Vorbild neu zu organisieren.

Yamagata schuf als erstes einen neuen Generalstab der Armee (ohne jede Beteiligung der Marine), der den Aufwuchs der Streitkräfte organisieren sollte. Dieser Generalstab bestand aus zwei Abteilungen, einer sogenannten westlichen- und einer sogenannten östlichen Abteilung, welche jeweils für eine Hälfte Japans und ein bestimmtes angrenzendes Gebiet zuständig waren. Der westlichen Abteilung wurden Korea und China sowie die im Westen Japans geplanten 4 Divisionen zugeteilt. Der östlichen Abteilung Russland, die Mandschurei und 3 Divisionen sowie die Kaiserliche Garde. Yamagata ernannte sich selbst sogleich zum Generalstabschef und unterstellte diesen direkt dem Kaiser. Damit war der Generalstab nicht mehr dem Kriegsministerium unterworfen, sondern nur noch direkt dem Kaiser verantwortlich. In Kriegszeiten hatte dieser offiziell den Oberbefehl, und der Stab sollte dann nur als beratendes Gremium agieren. Tatsächlich erlangte aber Yamagata auf diese Weise den uneingeschränkten Befehl über die Armee, am Kriegsminister vorbei und alleim dem Kaiser verantwortlich.

1886 setzte Yamagata dann endlich die Umwandlung der Garnisionen in Divisionen fort. Dabei schuf er konventionelle westliche Infanteriedivisionen mit je zwei Brigaden zu je 2 Regimentern zu insgesamt 18 500 Mann Kampftruppen. Ein erhebliches Problem stellte der Mangel an Stabsoffizieren dar, dem Yamagata mit der Schaffung einer eigenen Stabsausbildung sowie einer Hochschule für Stabsoffiziere entgegen zu treten suchte. An dieser Hochschule wurde neben Französisch ab 1887 auch Deutsch unterrichtet und die ersten Absolventen wurden nach Deutschland entsandt, um dort den deutschen Generalstab zu studieren. Auch hier versuchte Yamagata gemäß der von ihm geschaffenen Doktrin eine möglichst enge Bindung der Stabsoffiziere an die Person des Kaisers zu gewährleisten. Der Kaiser beschenkte beispielsweise erfolgreiche Absolventen auf Betreiben Yamagatas persönlich und die Top-Absolventen erhielten aus den Händen des Kaisers selbst ein antikes kostbares Schwert.

Desweiteren griff Yamagata die Ideen Omuras auf, die gefallenen Soldaten Japans in einem besonderen Schrein zu ehren und baute daher den Shokonsha Schrein den Omura für die Helden des Boshin Krieges gebaut hatte aus und ließ diesen durch den Kaiser als höchsten Shinto Priester selbst weihen. Der Schrein wurde darauf hin als Yasukuni Schrein bezeichnet und galt im weiteren als zweithöchster Schrein der Shinto Religion in ganz Japan. Das Ereigniss wurde von der Armee in allen Zeitungen über Wochen hinweg ausgebreitet, um die Verbundenheit der Armee mit dem Kaiser darzustellen.

Bis 1891 gelang es Yamagata, die Armee weitgehend aus der Politik Japans heraus zu lösen. Seine Idee einer apolitischen, nur dem Kaiser verpflichteten Armee und seine Ideen von Bushido als neuer Militärkultur dieser Armee setzten sich im Laufe der Jahre durch. Die Reserve stieg innerhalb weniger Jahre auf 240 000 Mann an, und trotz massiver Unruhen im Volk und politischer Verwerfungen erschien die Armee im Gegensatz zur gesamten Gesellschaft extrem geschlossen und als der Ruhepol Japans schlechthin. Damit begann die Armee zugleich eine immer wichtiger werdende stabilisierende Funktion innerhalb der Gesellschaft einzunehmen. Bei einem örtlichen Aufstand von Bauern reichte es beispielsweise schon, dass ein Offizier der IJA vor die Bauern trat und diese im Namen des Kaisers bat, in ihre Höfe zurück zu kehren. Da die Armee sich primär aus der Landbevölkerung rekrutierte, wurde sie zugleich auch zu deren Fürsprecher gegenüber den anderen Machtgruppierungen in Japan und galt im Gegensatz zu allen anderen Gruppen als nicht korrupt und sozial veranlagt.

Trotz der brutalen Disziplin und extrem harten Ausbildung wurde der Wehrdienst zu dieser Zeit von den meisten Rekruten als angenehm und als wunderbare Zeit empfunden. Die absolute Mehrheit der Mannschaften stammte vom Land und die Fron-Arbeit auf den Reisfeldern galt als deutlich härter. Insbesondere die Söhne von Pächtern und Landarbeitern versuchten unter allen Umständen in der Armee längerfristig unterzukommen. Viele Rekruten lernten in der Armee das erste Mal ihren Namen schreiben, und dass moderne Essen und die medizinische Versorgung galten als Wunderwerke. Ein westlicher Ofen der eine der Barracken der Seidan Garnison beheizte, wurde von den ersten Rekruten welche in die Barracke einzogen als beseelter Gegenstand angebetet und vor ihm ein Schrein errichtet. Da die Armeeführung überzeugt war, dass die traditionelle japanische Ernährung der westlichen unterlegen sei, wurden neue Speisen eingeführt was zum Erstaunen aller zu einem drastischen Rückgang der Beriberi Krankheit in den Reihen der Armee führte (eine in Japan damals extrem verbreitete Vitaminmangelkrankheit). Gerade in den Reihen der Unteroffiziere und der unteren Offiziersränge begann sich daher ein Bild der Armee als einzige dem Volk verpflichtete und wirklich soziale Organisation zu bilden, dass sich mit der Zeit dann zu einem Sozialimperialismus weiter entwickeln sollte.

Das Ansehen der Armee in der Landbevölkerung stieg im Laufe dieser Jahre ins grenzenlose. Und die Landbevölkerung stellte immer noch mehr als 50% der Einwohner Japans. Die Armee wurde aufgrund ihres drastischen Aufwuchs zu einem der wichtigsten Arbeitgeber. Die Massen von Arbeitslosen Landarbeitern und verarmten Samurai fanden in ihr eine neue Lebensaufgabe und die technische Modernität der Streitkräfte war ebenso anziehend für die Japaner wie ihre der modernen Technik völlig konträr entgegen gesetzte ultrakonservative Militärkultur. Durch die strikte Übernahme der traditionellen Familienstrukturen auf allen Ebenen der Armee konnten sich die neuen Soldaten besonders leicht in die Hierarchie der Armee einfügen. Viele Wehrpflichtige wollten zum Ende ihrer Dienstzeit die Armee gar nicht mehr verlassen, die Moral der Truppen überstieg jedes bis dahin gekannte Maß.


Re: Imperiale Japanische Armee - Quintus Fabius - 11.04.2014

Klemens Wilhelm Jakob Meckel

Noch 1885 verwendte die IJA bei ihrer Ausbildung die Übersetzung französischer Dienstvorschriften und die gesamte Militärorganisation folgte dem französischen Vorbild. Bereits 1884 aber bereiste eine japanische Militärdelegation ganz Europa und verfasste einen langen Bericht zu den Vorzügen und Nachteilen der jeweiligen europäischen Armeen. Die Delegation umfasste sowohl den Kriegsminister Oyama, als auch den Direktor der Militärakademie Miura, den Befehlshaber des 1 Regiments der Kaiserlichen Garde Soroku und den Leiter der östlichen Abteilung des Generalstab Katsura. Miura favorisierte auch nach dieser Inspektionsreise weiter das französiche Modelle, alle anderen drei Mitglieder der Delegation kamen aber zu der Schlußfolgerung, dass das preußische Modell in Europa in Bezug auf die Landstreitkräfte das modernste und beste wäre.

Der Kriegsminister Oyuma forderte daher beim deutschen Kriegsminister Paul von Schellendorf eine deutsche Militärmission an, um die japanischen Streitkräfte nach preußischem Vorbild auszubilden. Von Schellendorf bestimmt zunächst Colmar von der Goltz als neuen Militärberater für Japan, aber der Generalstabschef von Moltke wollte diesen zum Aufbau der osmanischen Armeen verwenden und andere hochrangige und fähige Offiziere weigerten sich schlichtweg, nach Japan zu gehen. Schließlich bestimmte von Moltke den bis heute in Deutschland so gut wie unbekannten Major Meckel als neuen japanischen Militärberater und entsandte diesen nach Japan. Dabei war Meckel im Endeffekt nur die vierte Wahl, es war am Ende einfach niemand sonst übrig geblieben. In Deutschland war Meckel bis dahin völlig unauffällig gewesen, er galt als sehr guter Taktiker, aber nicht als Ausbilder und es fehlte ihm jede pädagogische Befähigung. Außerdem war er extrem pedantisch, aufbrausend, ein von Grund auf unangenehmer Mensch der auch umgekehrt andere Menschen nicht ausstehen konnte.

Im Gegensatz zur numerisch starken französischen Militärmission umfasste Meckels Beraterstab anfangs gerade mal 7 weitere deutsche Offiziere, die wie Meckel auch alle aus den Reihen der Infanterie stammten. Zeitgleich mit Meckel kamen zudem etliche italienische Militärberater nach Japan, welche sich aber nur um den Aufbau einer modernen Artillerie kümmerten. Es bestand dabei so gut wie kein Kontakt der Italiener zu Meckel. Für Meckel selbst erwies sich die Militärmission als der Glücksfall seines Lebens. Nach seiner Ankunft in Tokyo wurde er von den japanischen Offizieren regelrecht verehrt. Kein noch so unangebrachtes Verhalten Meckels tat dieser Verehrung einen Abbruch. Jede Pedanterie und Kleinlichkeit wurde von den Japanern mit äußerster Anstrengung umgesetzt, jeder Gedanke Meckels mit größtmöglicher Gründlichkeit umgesetzt.

Auch umgekehrt verliebte sich Meckel nach kürzester Zeit regelrecht in "seine" japanischen Truppen. Während er im Deutschen Reich nur auf Widerstand und Ablehnung gestoßen war, erschien im die IJA nun als das leuchtende Musterbeispiel einer Armee schlechthin. In einer Denkschrift schrieb er gar von den neuen Spartiaten. Meckel stürzte sich mehr und mehr in die Arbeit. Der Umstand, dass er eine ganze Armee nach seinen Vorstellungen nach Belieben gestalten konnte, führte dazu, dass er sich mit immer größerer Begeisterung ans Werk machte um seine Japaner voran zu bringen.

Die IJA wurde auf diese Weise innerhalb kürzester Zeit vollständig vom franzöischen Einfluss befreit und nach preußischem Vorbild umgestaltet. Dabei kopierte Meckel aber das preußische Militär nicht einfach, er schuf diverse Eigenheiten aufgrund der Lage in Japan. Aufgrund des gebirgigen Terrains Japans und der schlechten Infrastruktur gestaltete Meckel die japanischen Divisionen um und formte diese nach dem Vorbild von Gebirgsdivisionen, um sie beweglicher, leichter und schneller zu machen. De facto die gesamte Armee bestand daher anfangs aus Gebirgsdivisionen, auch wenn diese nicht so bezeichnet wurden. Außerdem verringerte Meckel den Anteil der Artillerie bzw setzte auf kleinere Feldkanonen, da diese beweglicher und schneller waren. 1889 waren bereits alle wichtigen preußischen Dienstvorschriften und sämtliche verfügbaren deutschen Schriften zur Kriegsführung ins japanische übersetzt. Die Wehrpflicht wurde innerhalb eines Jahres auf das preußische Modell umgestellt, die gesamte Ausbildung über den Haufen geworfen und vollkommen neu gestaltet. Desweiteren zog von Meckel mit den Japanern von einem Manöver ins andere, um sie auf deutsche Taktiken umzustelle und er machte all seinen Einfluss geltend, dass japanische Offiziere nur noch nach Deutschland entsandt wurden und nicht wie bis dahin üblich nach Frankreich und Deutschland.

Meckel führte mit Hochdruck eine moderne Pionierausbildung in der IJA ein und schuf ein Unzahl an vorher nicht existenten Kampfunterstützungstruppen. Auch der gesamte Generalstab wurde umgestaltet. 1890 wurde dann die gesamte Ausbildung der Offiziere umgestaltet und nach preußischem Vorbild ein Reserveoffizierkorps geschaffen, einschließlich der Option eines Einjährig-Freiwilligen, der für seinen Militärdienst selbst bezahlte, dafür aber nach Abschluß der Dienstzeit in die Reihen der Reserveoffiziere überging. 1896 schuf Meckel Kadettenanstalten nach preußischem Vorbild, in welche japanische Knaben im Alter von 13 Jahren aufgenommen wurden. Dabei wurde besonders darauf geachtet, dass die Söhne ehemaliger Unteroffiziere eine Chance erhielten, diese Kadettenanstalten zu besuchen, wodurch die Armee zum ersten Mal eine Aufstiegschance für die einfache Landbevölkerung bot.

Da die Umstellung der Armee von Garnisonen zu Divisionen bei der Ankunft Meckels gerade begonnen hatte, beeinflusste er auch diese Umstrukturierung entscheidend. Meckel brachte Yamagata davon ab, eine Ebene des Korps über den Divisionen zu schaffen, weil die Armee mit 7 Divisionen dafür noch zu klein sei und Japan selbst zu unwegsam, um dort größere Verbände als eine Division sinnvoll bewegen zu können. Daher wurden die Korpstruppen gemäß den Ideen Meckels auf die Divisionen verteilt und so wurde die Division zum primären Manöverelement der japanischen Armee.

Meckel schuf zusammen mit den Japanern zudem ein Armeeinspektion mit einem Armeeinspektor an der Spitze, welche insbesondere die Ausbildung der Armee überwachen und weiterentwickeln sollte. Der Generalinspekteur wurde im Rang dem Generalstabschef und dem Kriegsminister gleichgestellt. Dies führte jedoch wieder zu internen Verwerfungen und daher wurden die Funktionen des Generalinspektors ins Kriegsministerium übernommen. Trotzdem gelang es zusammen mit Meckel, die Ausbildung der japanischen Truppen die bis dahin je nach Region unterschiedlich war, fürs ganze Land zu standardisieren.

Meckel ging wie die japanischen Eliten davon aus, dass ein Angriff fremder Mächte auf Japan innerhalb der nächsten Jahre wahrscheinlich sei und drückte daher ebenso wie Yamagata derart aufs Tempo, dass die immensen Reformen und Umstrukturierungen innerhalb weniger Jahre abgeschlossen werden konnten. Schon kurz darauf zahlte sich die immense Mühe im ersten großen modernen Krieg Japans aus und die IJA erschien als neue militärische Großmacht auf dem Parkett.


Re: Imperiale Japanische Armee - Quintus Fabius - 24.04.2014

Der erste chinesisch-japanische Krieg

Das Vorfeld

1885 schlossen Japan und Qing-China einen Vertrag, gemäß dem beide Seiten keine Truppen im zu diesem Zeitpunkt unabhängigen Korea stationieren würden. Ab 1885 begann China dann, seine Armeen im Norden des Landes in erheblichem Umfang zu vergrößern und zu modernisieren. Die chinesische Flotte wurde erheblich ausgebaut und erreichte nach kurzem Aufwuchs nach wenigen Jahren bereits die Stärke der japanischen Seestreitkräfte. Trotzdem wurde China zu dieser Zeit in Japan nicht als Gefahr verstanden, aller Augenmerk war auf die europäischen Großmächte gerichtet.

Im Januar 1888 stellte Yamagata, zu diesem Zeitpunkt Generalinspekteur der IJA, eine Studie vor, gemäß der die Fertigstellung des Panama-Kanals und der Transsibirischen Eisenbahn die militärischen Möglichkeiten der Europäer in Ostasien erheblich stärken würden. Die größte Gefahr lag gemäß dieser Studie in einer Besetzung Koreas durch Russland, die laut Yamagata noch vor 1895 zu erwarten sei. Aufgrund der kurzen Distanz von Korea nach Japan bestünde dann aufgrund der immens langen Küstenlinien Japans die Möglichkeit einer überraschenden Landung russischer Truppen und eines folgenden Krieges auf japanischem Boden. Diese Studie führte in Japan zu erheblicher Unruhe und zu Zwistigkeiten über die weitere Aufrüstung und Struktur der Streitkräfte. Die einflussreichen Generäle Soga, Miura und Tani plädierten für eine Milizarmee nach Schweizer Vorbild als Ergänzung der IJA. Sie waren der Auffassung, dass nur so eine Verteidigung Japans gegen eine überraschende Landung russischer Truppen möglich sei, da Divisionen nach europäischem Vorbild in dem schwierigen Gelände Japans nicht beweglich und nicht schnell genug wären, auf eine Landung in ausreichender Stärke reagieren zu können. Yamagata hingegen sprach sich für einen deutlichen Ausbau des Heeres mit weiteren Divisionen aus. Die Kritik aus den eigenen Reihen sowie die zunehmende Opposition in der IJA löste Yamagata durch eine Entlassung von Soga und Miura und eine Versetzung Tanis in die Reserve.

Des weiteren wurden durch das Kriegsministerium die diversen Studiengruppen und privaten Vereinigungen von Offizieren verboten und aufgelöst, da diese in den Jahren zuvor mit zunehmender Kritik an der autoritären Führung Yamagatas aufgefallen waren. Tani ging darauf hin in die Politik und begann dort massiv gegen eine Erhöhung des Wehretats und eine Vergrößerung der IJA zu wirken. Dabei berief er sich auf eine Studie Meckels, in der dieser 1889 darauf hingewiesen hatte, dass das japanische Eisenbahnnetz zu sehr an der Küste entlang konzentriert worden sei und dass daher ein Angriff europäischer Seemächte die Eisenbahnverbindungen unterbrechen könne, womit eine ausreichend schnelle Reaktion auf eine amphibische Landung verunmöglicht werden könnte. Tani trat daher dafür ein, dass Eisenbahnnetz auszubauen und im Landesinneren neue Eisenbahnlinien zu schaffen und ganz allgemein die Infrastruktur in Japan deutlich zu verbessern. Dies würde zugleich die Wirtschaft stärken und die höheren Einnahmen aus weiterem Wirtschaftswachstum würden dann einige Jahre später die Vergrößerung der Armee finanzieren. Yamagata hingegen war zu diesem Zeitpunkt noch der Überzeugung, dass auch ohne einen solchen Ausbau die Einheiten der IJA schnell genug sein würden. Darüber hinaus ging er davon aus, dass die Zeit für die Strategie Tanis zu knapp sein würde. Zwischen 1890 und 1893 geriet Japan zudem in wirtschaftliche Probleme und die Aktienkurse der japanischen Eisenbahngesellschaften brachen aufgrund der andauernden Diskussion zusammen und zogen dann auch die Aktien anderer japanischer Unternehmen mit nach unten. Eine Vergrößerung der Armee war damit nur noch über Kredite und unter äußerster Anstrengung möglich, weshalb Tani zu diesem Zeitpunkt erneut für den Umbau der IJA in eine Milizarmee eintrat.

Im März 1890 unternahm die IJA dann in der Nähe von Nagoya ihr bis dahin größtes Manöver, dass den Einsatz fast aller Truppen der IJA beinhaltete. Inhalt der gigantischen Militärübung war die Abwehr eines amphibischen Angriffs. Unter persönlicher Anwesenheit des Kaisers, der zu diesem Zweck eine Uniform der IJA trug und der Präsenz aller höherrangigen Militärs wurde alles, was bis dahin anhand der Ratschläge Meckels geschaffen wurde im praktischen Einsatz aller Einheiten erprobt. Das Manöver ergab, dass eine Abwehr eines amphibischen Angriffs durch eine europäische Großmacht durch die neuen Divisionen möglich war. Vorausgesetzt, diese zerstörten vorher nicht das Eisenbahnnetz. Die Studie Meckels vom Vorjahr und die Befürchtungen Tanis wurden damit voll bestätigt. Aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten war aber an einen sofortigen Ausbau der Infrastruktur gar nicht zu denken.

Um die Zahl der Divisionen trotzdem zu erhöhen und den Befürwortern einer Milizarmee weiter Boden zu entziehen, ordnete Yamagata die Umwandlung der Tondenhei-Milizen auf Hokkaido in eine konventionelle Division um, welche dann die 7 Division der IJA wurde. Diese Einheit sollte nach ihrer Schaffung sich in jedem Krieg als absoluter Eliteverband erweisen und als kampfstärkster japanischer Großverband neben der Kaiserlichen Garde. Der Anteil ehemaliger Samurai bzw der Nachkommen von Samurai war bei dieser Einheit besonders groß. Desweiteren arbeitete Yamagata weiter daran, die IJA und IJN unter einem gemeinsamen Oberkommando und nur einem gemeinsamen Generalstab zu vereinen, was ihm jedoch aufgrund des massiven Widerstandes anderer Offiziere, diverser Politiker und der IJN nicht gelang. So blieb die Befehlsstruktur an der Spitze weiter gespalten und eigentümlich unorganisiert. Seit 1890 verschlechterte sich dann die Lage in Korea zusehends. Es kam zu immer massiveren Unruhen in der Bevölkerung und zu gewalttätigen Übergriffen gegen japanische Kaufleute und Emigranten. Seit 1892 plante darauf hin der Generalstab der IJA, unter Führung des stellvertretenden Generalstabschef Kawakami an einem Plan für die Besetzung Koreas. Dazu entsandte Kawakami eine große Anzahl von Spionen, und nutzte diverse japanische Geheimgesellschaften, deren Angehörige auch im Ausland verdeckt aktiv waren, um sich einen Überblick über die Lage in Korea zu verschaffen. Diese Agenten berichteten Kawakami schon bald von der immens gewachsenen Stärke der chinesischen Armee an der Nordgrenze Koreas und dem rasanten Aufwuchs und der zunehmenden Modernisierung der chinesischen Streitkräfte. In Japan begann sich daher die Ansicht zu verbreiten, dass hinter den Unruhen in Korea die chinesische Regierung stehen würde.

Im Frühling 1894 kam es dann in Korea zur sogenannten Tonghak Rebellion, in der sich koreanische Bauern gegen ihre eigene Regierung und gegen die im Lande lebenden Japaner wandten, denen sie die Schuld an ihren extrem schlechten Lebensbedingungen und den ständigen Preissteigerungen bei Lebensmitteln gaben. Die koreanische Regierung wandte sich darauf hin an Qing-China und die chinesische Regierung entsandte ihre Armee nach Korea um die Unruhen niederzuschlagen. Damit war der Vertrag mit Japan von 1885 gebrochen worden.

Die Armee von 1894

Aufgrund der Reformen in den Jahren vor dem Krieg (siehe das Kapitel über von Meckel) hatte die Armee mit dem großen Manöver von Nagoya im März 1890 den Status einer vollständigen modernen Streitkraft erlangt. Aufgrund der Schulreformen und des immensen Anstiegs von jungen japanischen Männern die lesen und schreiben konnten, sank der Anteil der Analphabeten zwischen 1890 und 1894 in der Armee drastisch ab. Die Gesundheit der Rekruten verbesserte sich in diesen 4 Jahren ebenfalls erheblich und die Beriberi Krankheit die vor 1890 in der IJA weit verbreitet war, wurde massiv zurück gedrängt. Trotz des massiven Einfluss Meckels auf die Struktur und Ausrichtung, war die Armee keine Kopie der preußischen, sondern hatte einen ganz eigenen Charakter, eine eigene Militärdoktrin und war insgesamt stark Infanterielastig. Es gab im Vergleich der Zeit nur sehr wenig Kavallerie und die zahlenmäßig starke Artillerie setzte sich fast nur aus Feldgeschützen und Gebirgskanonen zusammen - die zerlegt von Pferden und Männern transportiert werden konnten. Alle Geschütze mit einem Kaliber größer als 100mm waren der Marine bzw. den Küstenbatterien zugeteilt.

Als Uniform wurde bis 1890 ein weißes Gewand in europäischem Schnitt mit einer schwarzen Jacke durchgesetzt, wozu eine schwarze weiche Schirmmütze getragen wurde. Als Ausnahme hiervon trug die kaiserliche Garde rote Schirmmützen. Die IJA hatte bis 1894 das Typ 22 Murata als Standardwaffe in der ganzen Armee eingeführt, dass bereits eine im Vergleich der Zeit hochmoderne Repetierwaffe mit einem kleineren Kaliber war. Es verfügte über ein 8 Schuß Magazin (in der Karabinerversion für die Kavallerie über 5 Schuß) und wies sich durch eine besonders hohe Robustheit und absolute Zuverlässgkeit aus. 1889 wurde zudem das tragen von traditionellen japanischen Schwertern in der IJA verboten und bis 1893 leichte französische Säbel eingeführt. Die Armee verfügte im Jahr 1893 über etwas mehr als 6000 Offiziere, und mehr als 12 000 Unteroffiziere. Bei Kriegsausbruch befanden sich etwas über 60 000 Wehrpflichtige gerade am Ende ihrer Ausbildung.

Die IJA wies jedoch immer noch drei massive Schwächen auf, welche Meckel in seinen Schriften klar heraus stellte: 1 fehlte noch immer ein gemeinsamer, straff organisierter Oberbefehl über die japanischen Streitkräfte, gerade die höheren Befehlsstrukturen waren gelinde gesagt planlos. 2 hatte die IJA so gut wie keine moderne Militärmedizin - auch die Prävention von Seuchen und Krankheiten war noch sehr unterentwickelt, 3 war die IJA für eine Verteidigung Japans auf das an der Küste gelegene Eisenbahnnetz anwiesen und dieses war anfällig für Unterbrechungen durch jede größere Seemacht - ein Ausbau der Eisenbahnen im Landesinneren war aber aus finanziellen Gründen nicht so rasch möglich.

Der Krieg

Der Einmarsch der chinesischen Truppen nach Korea war für die japanischen Eliten ein Schock, nur Yamagata und der stellvertretende Generalstabschef Kawakami zeigten sich nicht überrascht. Auf eine Anfrage der Regierung an den Generalstab der IJA, ob ein Krieg gegen China überhaupt führbar sei, legte Kawakami präzise Daten über die chinesischen Truppen vor, welche die Angst und die Unruhe noch weiter schürten. Am 20 Mai setzte Yamagata dann noch nach und präsentierte weit übertriebene Zahlen was die chinesischen Truppen in Korea anging. Sollte Korea nun an China fallen, so sein Argument, würde dies Qing-China wirtschaftlich erheblich stärken und ein weiterer Aufbau der chinesischen Streitkräfte würde schneller erfolgen, als Japan seine Verteidigung und seine Eisenbahnlinien in Japan selbst ausbauen könnte. Damit bestehe die Gefahr einer in Kürze erfolgenden Invasion Japans durch Qing-China. Bei einer Unterbrechung der Küsteneisenbahnen wäre dann ein Krieg gegen China auf japanischem Boden unvermeidlich.

Zugleich versicherte Yamagata aber, dass die IJA hier und jetzt China in Korea noch schlagen könne. Dazu sei ein nationaler Opfergang notwendig, nachdem aber China als Gefahr für Japan ausfallen würde. Nach der Vernichtung der modernen Anteile der chinesischen Streitkräfte würde China vielleicht sogar nachhaltig militärisch hinter Japan zurück fallen. Zudem sah Yamagata voraus, dass die Europäer eine chinesischen Niederlage als Schwäche Chinas interpretieren und daraufhin umgehend den Druck auf China drastisch erhöhen würden. Dadurch würden sich die Europäer auf China konzentrieren, sich somit von Japan abwenden und Japan würde dadurch Zeit gewinnen, seine Militärkraft weiter zu stärken. Yamagata erklärte, dass der Krieg lange dauern würde, und die IJA hohe Verluste erleiden würde. Er ging von zumindest 2 Jahren Kriegsdauer aus, und dass der Krieg gegen China Japan die äußersten Anstrengungen abverlangen würde, dann aber in einem Sieg enden würde. Sollte es aber wieder erwarten nicht gelingen, die chinesischen Streitkräfte entscheidend zu schlagen, würden zudem die Chinesen aus Angst vor einem weiteren Vordringen der Europäer in China sehr wahrscheinlich auch einem Verhandlungsfrieden zustimmen, da dann Japan wie China bei einer Fortführung des Krieges zu sehr geschwächt und damit Opfer der europäischen Mächte werden würden.

Am 2 Juni traf sich darauf hin das Kabinett, um auf diese Informationen hin Maßnahmen zu beschließen. Es gelang bei dieser Sitzung Kawakami und dem Außenminister Mutsu Munemitsu, die Regierung und den Premiermiinister Ito von der Notwendigkeit eines militärischen Eingreifens in Korea und eines Präventivkrieges gegen China zu überzeugen. Yamagata selbst enthielt sich der Debatte und argumentierte, die IJA hätte keine politische Position und würde nur die Befehle der Politik ausführen. Noch am selben Tag beschloss die Regierung die Entsendung der IJA nach Korea. Am 4 Juni trafen sich zu diesem Zweck die höheren Offiziere der IJA und verständigten sich aufgrund der mangelnden Organisation an der Spitze über diverse Führungsfragen. Wieder gelang Yamagata nicht, sich mit seinen Vorstellungen durchzusetzen und als Kompromiss zwischen IJA und IJN wurde Prinz Arisugawa als nomineller Oberbefehlshaber des gemeinsamen temporären Führungsstabes eingesetzt. Bereits am 5 Juni verlegten die ersten Einheiten der 5 Division nach Korea, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal ein Plan für die Führung des Krieges bestand. Begründung für die Verlegung der 5 Division war .

Der von Yamagata und Kawakami innerhalb kürzester Zeit (5 Juni bis Mitte Juli) ausgearbeitete Kriegsplan beinhaltete verschiedene Strategien um auf alle möglichen Entwicklungen nach den ersten Schlachten reagieren zu können. Die 5 Division sollte in Korea noch vor einer Kriegserklärung so rasch wie möglich nach Norden vorstoßen bis sie auf die nach Süden vordrängenden chinesischen Truppen stieß. Dann sollte die 5 Division so langsam wie möglich rückwärts gehend den Vormarsch der chinesischen Truppen verzögern. Zeitgleich sollte die IJN eine frühestmögliche Entscheidungsschlacht gegen die chinesische Flotte führen. Sollte diese Schlacht siegreich sein, würden dann die anderen Divisionen der IJA durch die Flotte nach Korea übergesetzt werden um die 5 Division zu entsetzen. Dann sollten die Divisionen der IJA in Korea die Entscheidungsschlacht gegen die chinesische Armee führen. Sollte die chinesische Flotte ausweichen, sollte diese Entsetzung langsamer, in vielen kleineren Operationen stattfinden. Vor einer Entscheidungsschlacht sollten die japanischen Truppen dann in dem gebirgigen Terrain Koreas auf einen Zermürbungskrieg setzen, bis ausreichend Truppen aus Japan nachgeschoben würden. Sollte die Marine die Entscheidungsschlacht gleich zu Beginn verlieren, sollte die 5 Division in Korea so lange wie möglich und bis zum letzten Mann kämpfend untergehen, um der IJA ausreichend Zeit für eine Verteidigung Japans zu schaffen.

Der Plan verrät den erheblichen preußischen Einfluss Meckels (insbesondere, was die Besessenheit von der Idee einer Entscheidungsschlacht angeht), zeigte aber auch genuin japanische Einflüsse und damit den eindeutig japanischen Charakter, den die IJA durch die Doktrin Yamagatas inzwischen erlangt hatte. Aus der Verbindung preußischer Strategie des kurzen Krieges durch eine Entscheidungsschlacht und japanischer Doktrin der maximal aggressiven Offensive auch bei erheblichem Risiko erhob sich im chinesisch-japanischen Krieg zum ersten Mal nun die IJA in der Form, welche bis 1945 ihr Wesen ausmachen sollte.

Am 1 August erfolgte dann die förmliche Kriegserklärung Japans an China. Die 5 Division war in dieser Zeit bereits nach Norden vorgestoßen und hatte dort allerdings keine chinesischen Truppen vorgefunden. Die chinesischen Streitkräfte waren Angesichts des Vordringens der 5 Division nach Norden ausgewichen und verweigerten zur völligen Überraschung der Japaner den Kampf. Nach der Kriegserklärung übernahm nominell der Kaiser Meiji selbst den Oberbefehl und begab sich nach Hiroshima, von wo aus die japanischen Truppen in Richtung Korea operierten. Der Kaiser wie auch die Eliten der Japaner waren mehr als nervös. Der Krieg gegen China war nun der erste Waffengang der neuen Armee Japans gegen eine ausländische Macht. Zudem hatte Japan in der frühen Neuzeit bereits einmal einen Krieg gegen China in Korea verloren. Im Gegensatz zu Yamagata, der sich bis zur völligen Erschöpfung aufarbeitete, waren die zivilen Minister, und insbesondere der Kaiser voller Angst vor einer Niederlage und einer Schwächung Japans durch den Krieg. Der Kaiser versuchte daher durch sein Verhalten die Moral der japanischen Truppen persönlich zu stärken. Er aß die gleichen Rationen, welche die japanischen Soldaten in Korea erhielten, und schlief im Hauptquartier der IJA in Hiroshima in den Büroräumen auf dem Boden gleich hinter dem Schreibtisch, auf dem Tag und Nacht die Planungen stattfanden.

Nachdem China die japanischen Forderungen die über britische Diplomaten den Qing zugestellt worden waren abgelehnt hatte, war es das Ziel des Kriegstabes, die koreanische Hauptstadt noch vor Beginn des Winters zu besetzen. Im Frühling 1895 sollte dann die Offensive zur Entscheidungsschlacht gegen die als sehr stark eingeschätzten chinesischen Streitkräfte stattfinden. Im Juli und August 1894 mobilisierte die IJA mehr als 220 000 Soldaten, von denen 100 000 in Japan zur Verteidigung wichtiger Küstenstädte abgestellt wurden, während 120 000 Mann sich auf die Verlegung nach Korea vorbereiteten. Innerhalb von nur 3 Wochen gelang es über 100 000 Mann der Reserven einsatzfähig in den jeweiligen Standorten der Divisionen zu sammeln. Die Leistung der IJA bei der Mobilisierung übertraf die kühnsten Hoffnungen Yamagatas und Meckels.

Die Ereignisse in Korea überschlugen sich jedoch noch schneller. Da kein chinesischer Widerstand den Vormarsch der 5 Division ausbremste, besetzte diese bereits am 12 Juli den Hafen von Seoul. Die chinesischen Truppen in der Hauptstadt Koreas zogen sich darauf hin nach Pyongyang zurück. Somit fiel die Hauptstadt, die gemäß dem Kriegsplan zumindest vor Winterbeginn genommen werden sollte bereits vor der offiziellen Kriegserklärung in japanische Hände. Am 25 Juli stießen die ersten japanischen Seestreitkräfte auf den Feind und der japanische Kreuzer Naniwa unter dem Befehl von Kapitän Togo Heihachiro versenkte einen chinesischen Truppentransporter an der Nordwestküste Koreas, ebenfalls vor dem offiziellen Kriegsbeginn und obwohl der chinesische Transporter unter britischer Flagge fuhr.

Um den 1 August, dass Datum der Kriegserklärung herum kam es dann im Raum von Kushan die ersten umfangreichen Kämpfe zwischen der IJA und der chinesischen Armee. Dabei stellten die Japaner zu ihrer großen Verwunderung fest, dass selbst zahlenmäßig weit unterlegene japanische Verbände den Feind mit relativer Leichtigkeit aus dem Feld schlagen konnten. Die chinesischen Truppen konnten trotz ihrer modernen Ausrüstung der japanischen Kriegsmaschine nichts entgegen setzen. Die japanische Generalität beschloss daher, auf dem Landweg so rasch wie möglich über den Yalu nach Westen vorzustoßen um in der Zhili-Ebene die Entscheidungsschlacht gegen die Chinesen zu führen. Darüber hinaus sollten japanische Truppen die Liaodong Halbinsel besetzen, die bis dahin in den Kriegsplanungen als Fernziel gegolten hatte. Zu diesem Zweck wurde am 1 September die Struktur der im Krieg befindlichen Truppenteile umgestellt. Für den Vorstoß nach Norden in Korea wurde die sogenannte 1 japanische Armee aus den zwei bereits in Korea befindlichen Divisonen geschaffen, die dann direkt unter dem Befehl Yamagatas agierte. Bereits Mitte September stürmte die 1 Armee dann Pyongyang und die chinesischen Truppen zogen sich weiter nach Norden zurück. Dieser militärische Sieg überraschte selbst den optimistischen Yamagata. Die Leichtigkeit mit der die japanischen Soldaten die Chinesen aus dem Felde schlugen, übertraf die kühnsten Hoffnungen die Yamagata in Bezug auf seine Armee gehabt hatte. Am 17 September gelang es dann zudem der IJN, die chinesische Flotte in der Schlacht am Yalu vernichtend zu schlagen. Auch der Seesieg übertraf bei weitem die Erwartungen und so konnte unmittelbar danach die neugebildete 2 japanische Armee die aus 3 weiteren Divisionen und einer Brigade der kaiserlichen Garde zusammen gesetzt war - unter dem Befehl von Oyama nach Korea übersetzen. Die Truppentransporter folgten dann der koreanischen Westküste nach Norden bis zur Liaodong Halbinsel wo die Japaner ungefähr 100 Kilometer nördlich von Lüshun (dem späteren Port Arthur) eine gewaltige amphibische Landung durchführten. Ziel dieses kühnen amphibischen Vorstoß war die Festung von Lüshun, welche den Bohai Golf kontrollierte.

Während dieser Operation stellte sich heraus, dass der Schiffstransportraum der IJN völlig unzureichend war. Obwohl die japanischen Heeressoldaten unter widrigsten Umständen mit extrem wenig Raum pro Mann transportiert werden konnten, fehlten überall Schiffe obwohl die IJN große Teile der japanischen zivilen Handelsflotte requirierte. Um die Operation so schnell wie möglich durchführen zu können, wurden daher europäische Schiffe angemietet, was allerdings erhebliche Kosten verursachte.

Derweilen verfolgte die 1 Armee Yamagatas die auf breiter Front fliehenden Chinesen im Oktober über den Yalu Fluss nach Nordwesten, während die 2 Armee am 8 November die Stellungen der Chinesen bei Lüda (dem späteren Dairen) überrannte. Bereits am 25 November fiel dann Lüshun in die Hände der Japaner. Bei der Eroberung der Festung kam es zu einer massenweisen Ermordung der chinesischen Kriegsgefangenen sowie einem Massaker an den Zivilisten in der Stadt. Die Führung der IJA war über den vorüber gehenden Zusammenbruch der Disziplin der Truppen derart besorgt, dass sie mit härtesten Strafmaßnahmen reagierte und zugleich alles daran setzte, das Morden unter den Teppich zu kehren. In der Folge dessen ist dieses erste große Kriegsverbrechen der IJA bis heute so gut wie unbekannt und eine Schätzung der Verlustzahlen schwierig. Vermutlich fielen um die 60 000 Zivilisten den japanischen Soldaten in der Stadt zum Opfer. Stattdessen wurde der Fall der Festung als Heldentat allgemein gerühmt, da nur 300 japanische Soldaten beim Sturm gefallen waren und Yamagata vorher viel höhere Verluste als notwendiges Opfer vorhergesagt hatte.

Im Norden erlahmte derweilen die Offensive Yamagatas. Abgesehen von den Problemen die der Winter den Truppen bereitete, waren die Nachschublinien zusammen gebrochen. Zudem standen der 1 Armee inzwischen an die 200 000 Mann chinesische Truppen gegenüber, was ein weiteres Vordringen extrem riskant gemacht hättte. Die IJA heuerte darauf hin in Korea und Japan massenweise Träger und zivile Hilfskräfte an, ein Konzept, dass Yamagata schon im Boshin-Krieg erfolgreich angewandt hatte. Ein Gros der Logistik lag damit im Endeffekt in zivilen Händen und bereits im Winter 1895 betrug die Zahl der Zivilisten die im Bereich der Logistik tätig waren 135 000 Mann. Obwohl diese Arbeiter der Armee unterstellt waren, trugen sie zivile Kleidung und wurden selbst wiederum nicht versorgt (sie sollten sich stattdessen selbst versorgen). Dies führte dazu, dass die Vertragsarbeiter massenweise Versorgungsgüter stahlen und sich aus den Vorräten der Armee bedienten. Noch darüber hinaus war Yamagata schwer erkrankt. Um seine Truppen zum Waschen und zur Hygiene auch unter schwierigsten Bedingungen anzuhalten, hatte er selbst auch im Winter regelmäßig in Flüssen und Bächen gebadet und sich dort vor den Truppen gewaschen. Dabei hatte er sich eine Lungenentzündung zugezogen. Trotzdem blieb er an vorderster Front und gab den Oberbefehl nicht ab, obwohl er wegen hohen Fieber diesen nicht mit der notwendigen Konzentration ausüben konnte.

Ganz allgemein begannen Krankheiten die japanischen Truppen zu dieser Zeit massiv zu schwächen. Die Zahl der Feldhospitale und die medizinische Versorgung lagen weiter hinter der moderner westlicher Armeen dieser Zeit zurück, obwohl die Offiziere der IJA einen besonderen Augenmerk auf die Hygiene ihrer Soldaten verwandten. Trotzdem kam es zu Ausbrüchen von Cholera und Amöbenruhr breitete sich aus. Für die Wundversorgung fehlte es an allem, bei Operationen insbesondere an jedweden Betäubungsmitteln, da Opiate extrem knapp waren. Deshalb wurden die verletzten Soldaten entsprechend festgebunden und gehalten und ohne jede Betäubung operiert.

Trotz seiner Erkrankung und des sich rasch verschlechternden Zustandes seiner Truppen wollte Yamagata noch im Winter erneut in die Offensive gehen und die chinesischen Armeen nordwestlich seiner Stellungen einkesseln und vernichten, obwohl diese zahlenmäßig weit überlegen waren und der IJA Informationen vorlagen, dass die Chinesen selbst nun in die Offensive gehen wollten. Die 1 Armee sollte noch vor Winterende Mukden stürmen, und dann im Frühjahr 1895 zusammen mit der 2 Armee nach Peking vorstoßen. Yamagata hielt diese Offensive gerade deshalb für möglich, weil die Chinesen sich ihrerseits auf eine Großoffensive vorbereiteten und daher unzureichende Verteidigungsmaßnahmen ergriffen hatten.

Derweilen sprach sich in Japan der schlechte Gesundheitszustand Yamagatas herum und man befüchtete, dass dieser an seiner Erkrankung sterben würde. Auf der anderen Seite konnte man ihn auch nicht einfach nach Hause befehlen, da dann die Wahrscheinlichkeit für einen Selbstmord Yamagatas sehr hoch wahr. Premierminister Ito bat daher den Kaiser, ein Schreiben an Yamagata zu richten, in dem er diesen bat nach Hiroshima zu kommen, um dem Kaiser persönlich Ratschläge für die weitere Kriegsführung zu erteilen. Am 17 Dezember machte sich daher Yamagata auf den Weg zurück nach Japan, wodurch die Offensive gegen Mukden ausfiel. Während Yamagata sich in der Heimat auskurierte und langsam wieder gesundete, änderte die IJA ihre Strategie auf dem Kriegsschauplatz und definierte neue, weniger ehrgeizige Ziele. Nachdem chinesische Gegenoffensiven abgeschlagen worden waren, griff die IJA als nächstes die chinesische Marinefestung Weiheiwei an, um damit den letzten Einheiten der chinesischen Flotte einen möglichen Ausgangspunkt für Überfälle auf japanische Transporter im Bohai Golf zu nehmen. Am 2 Februar gelang es Generalmajor Yasuzumi dann, die Festung mit Teilen der 2 Armee zu stürmen. Die wenigen verbliebenen chinesischen Flotteneinheiten kapitulierten darauf hin und übergaben ihre Schiffe an die IJN. Ab Februar 1895 kam es dann in der Mandschurei zu mehreren Schlachten zwischen der 1 Armee und den chinesischen Armeen in diesem Gebiet, in denen die Chinesen vernichtende Verluste erlitten. Aufgrund dieser Verluste beschloss die chinesische Regierung, mit Japan in Verhandlungen einzutreten, was schließlich am 17 April zum Friedensvertrag von Shimonoseki führte.

Gemäß diesem Vertrag erhielt Japan die gesamte Liaodong Halbinsel und die Festung Lüshun, Taiwan und die Penghu-Inseln, Korea wurde wiederum als „unabhängiger“ Staat von China anerkannt und wurde damit zu einem japanischen Marionettenstaat. Darüber hinaus erhielt Japan umfangreiche Eisenbahnkonzessionen in der Mandschurei. Darüber hinaus musste die Qing-Dynastie eine immense Summe zahlen undd ihre Häfen für japanische Importe öffnen. Nur 6 Tage später zwangen jedoch Russland, Deutschland und Frankreich die japanische Regierung unter Androhung von militärischer Gewalt, die Liaodong Halbinsel aufzugeben und nominell an China zurück zu geben. Diese fiel im weiteren an Russland, welches die Festung Lüshun sofort massiv ausbaute und begann in der in Port Arthur umbenannten Stellung Marineeinheiten zu stationieren. Die Marinefestung Weiheiwei fiel hingegen an Großbritannien. Dieses Ereignis erbitterte die Japaner zutiefst und bestärkte die japanische Führung in ihrer Auffassung, dass die Europäer immer noch eine massive Gefährdung Japans darstellten, der man nur mit weiterer Aufrüstung und einer Stärkung der IJA entgegen treten könnte. Zudem kam Yamagata zu der Schlußfolgerung, dass ein Krieg mit Russland innerhalb der nächsten Jahre unvermeidlich sein würde, was durch das sofortige Ausgreifen der Russen in Korea bestätigt wurde. Beispielsweise wurde der koreanische Herrscher von den Russen in die russische Botschaft in Seoul entführt und verschiedene Rechte welche Japan in Korea aufgrund seines Sieges geltend gemacht hatte unilateral durch Russland aufgehoben.

Die japanische Führung hatte jedoch ebenso richtig vorhergesehen, dass sich die Europäer aufgrund des japanischen Sieges auf China stürzen würden und so wurde die gesamte Aufmerksamkeit der Westmächte auf China gelenkt, während Japan die Gewinne des Krieges ohne Ausnahme in weitere Aufrüstung steckte. Noch darüber hinaus verstellten rassistische Vorurteile den Westmächten den Blick auf die realen Ereignisse. Der japanische Sieg wurde als eine Folge extremer Schwäche der Chinesen verstanden und nicht als japanische Stärke. Japan und die IJA wurden daher weiter als zweitklassige Regionalmächte angesehen, mit denen man jederzeit umspringen könne, wie es einem beliebe. Auch in China selbst wurde die Niederlage nicht als Zeichen der immensen militärischen Stärke der IJA verstanden, sondern als Folge der Schwäche der Qing-Dynastie, weshalb der Untergang von Qing-China eine der Folgen dieses Krieges war. Während die Quing auseinander brachen, konzentrierte Japan all seine Ressourcen für die weitere Aufrüstung der IJA und den nach japanischer Auffassung unvermeidlichen Krieg gegen Russland.


Re: Imperiale Japanische Armee - Nelson - 25.04.2014

Wenn du die Einwürfe verzeihst:

1. Ich finde
Zitat:Klemens Wilhelm Jakob von Meckel
immer nur ohne den Titel, allerdings habe ich auch keine genaue Vorstellung davon, ob a) eine japanische Nobilitierung (die er sich wohl zweifelsohne verdient hätte) zu einer entsprechenden Aufnahme in den Deutschen Namen geführt hätte (türkische Titel etwa wurden ja Angehängt und nicht in deutsche Adelstitel verwandelt) oder ob er b) einen entsprechenden deutschen Ordensrang erreicht hat, um durch die Verleihung nobilitiert zu werden - seine Auszeichnungen auf dem Wiki-Bild kann ich leider nicht alle erkennen und zuordnen.
Das in diesen Dingen durchaus zuverlässige Institut für deutsche Adelsforschung führt ihn jedenfalls ohne das "von", siehe: <!-- m --><a class="postlink" href="http://home.foni.net/~adelsforschung1/fahnen.htm">http://home.foni.net/~adelsforschung1/fahnen.htm</a><!-- m -->

2. Das Gewehr
Zitat:Murata Typ 38
ist mir nicht bekannt, ich kenne nur das Arisaka Typ 38 aus späterer Zeit - hier ein Link dazu:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://milpas.cc/rifles/ZFiles/Bolt%20Action%20Rifles/Japanese%20Rifles/Kokura%20Arsenal%20Type%2038/Kokura%20Arsenal%20Type%2038.htm">http://milpas.cc/rifles/ZFiles/Bolt%20A ... e%2038.htm</a><!-- m -->
Meinst du vielleicht das Murata Typ 20, welches hier beschrieben wird? <!-- m --><a class="postlink" href="http://milpas.cc/rifles/ZFiles/Bolt%20Action%20Rifles/Japanese%20Rifles/Japanese%20Murata%20Type%2020/Japanese%20Murata%20Type%2020.html">http://milpas.cc/rifles/ZFiles/Bolt%20A ... %2020.html</a><!-- m -->


Und 3.) Zwei Fragen: Bestand die Chinesische Armee zum Zeitpunkt des Krieges noch vorwiegend aus Mandschu-Gefolge des Quing-Kaiserhauses oder rekrutierte sie sich bereits vorwiegend aus (dem Kaiserhaus nicht unbedingt wohlgesonnenen) Han-Chinesen?
Sowie: Warum dienten nochmal so viele Samurai-Abkömmlinge in der 7. Division, theoretisch müssten sich die (ehemaligen) Samurai doch ziemlich flächendeckend auf ganz Japan verteilt und evtl. am ehesten eine Karriere als Offizier oder "zumindest" Gardesoldat angestrebt haben.


Re: Imperiale Japanische Armee - Quintus Fabius - 25.04.2014

Nelson:

Vielen Dank für deine hervorragenden Einwendungen! Ich habe die Texte bereits bearbeitet.

Zu 1: Es heißt natürlich richtig einfach nur Meckel und nicht von. Dieser erhielt keine japannische Nobilitierung und ich habe einfach aus dem Schreibfluss heraus dass von hingehängt - vermutlich weil es einfach so ins Bild eines preußischen Offiziers dieser Zeit hinein passte.

Zu 2:
Zitat:Meinst du vielleicht das Murata Typ 20,


Ich meinte das Murata Typ 22, welches das erste Repetiergewehr war und ein kleineres Kaliber als die vorherigen Murata Gewehre aufwies (8x53mmR Murata). Diese Waffe wurde 1889 eingeführt und hier ein paar Infos dazu:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://members.shaw.ca/ursacki/muratat22pix.htm">http://members.shaw.ca/ursacki/muratat22pix.htm</a><!-- m -->

Auch hier habe ich mich im Eifer des Gefechtes leider einfach verschrieben.

Zu 3:

Frage 1: Die Armee der Qing bestand aus den sogenannten 8 Bannern und der Grünen Standarte. Die 8 Banner waren de jure Sklaven des Kaisers und wurden von ihm besoldet - durften im Gegenzug jedoch de facto nicht arbeiten, außer als Soldaten. Sie hatten aber zu dieser Zeit ihre militärische Rolle die sie früher inne gehabt hatten weitgehend eingebüßt. Die Banner-Leute lebten in eigenen befestigten Städten innerhalb bzw am Rand der chinesischen Städte.

Auch in den 8 Bannern befanden sich von Beginn an viele Han-Chinesen und es gab daher genau genommen die sogenannten 8 Mandschurischen Banner, die 8 Mongolischen und die 8 Chinesischen Banner. Die Grüne Standarte bestand wiederum nur aus Han und stellte von der Eroberung an den Gros der Streitkräfte.

Mit der Modernisierung der Qing Armeen am Ende des 19 Jahrhhundert gingen dann überproportional viele Banner-Leute als Soldaten zu den neu aufgestellten Streitkräften. Der Hintergrund war die zunehmende Verarmung der Banner-Leute und dass die Zahlungen an sie völlig unzureichend waren und auch noch unterschlagen wurden. Aufgrund langer Vermischung gab es aber ethnisch und sprachlich keinen Unterschied mehr zwischen den Han und den Han in den Bannern. Nur die Mongolen blieben da außen vor und hatten noch ihre ethnische Identität, lebten aber ja auch räumlich von den Chinesen getrennt.

Mandschu war zu dieser Zeit dann einfach, wer ein Mitglied der 8 Banner war, obwohl er ethnisch und sprachlich ebenfalls ein Han war.

Anstelle der früheren Armeen die direkt aus den 8 Bannern rekrutiert wurden, wurden Ende des 19 Jahrhundert ganz neue gemischte Verbände aufgestellt, in denen aber Han aus den 8 Chinesischen Bannern die Mehrheit stellten. Die traditionellen Armeen der Qing gingen im Endeffekt schon in der Taiping Rebellion unter.

Im Chinesisch-Französischen Krieg 1884 bis 1885 kämpften die neuen Qing-Armeen die nun völlig losgelöst von den 8 Bannern bestanden erfolgreich gegen Frankreich. Die Banner-Leute waren damit nicht mehr das Militär der Qing und wurden in der Folge des sich ausbreitenden Nationalismus immer mehr von den Han die nicht Teil der Banner waren als Mandschu gesehen und eingestuft. Zugleich stieg ab 1885 dann mit der Vergrößerung der chinesischen Streitkräfte der Anteil von Nicht-Banner Han in den Armeen ständig an, wobei die genaue Zusammensetzung der Armeen je nach Befehlshaber und Region stark schwankte. Der erste Schritt auf dem Weg zur Zeit der Warlords war damit beschritten.

Die meisten Soldaten die gegen Japan kämpften waren Teil der Huai Armee, die in der Taiping Rebellion entstanden war und von Beginn an primär Han aus der Grünen Standarte gesammelt hatte. Gerade diese Armee wies daher nur einen sehr geringen Anteil von Banner-Leuten ("Mandschu") auf.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://en.wikipedia.org/wiki/Huai_Army">http://en.wikipedia.org/wiki/Huai_Army</a><!-- m -->

Aufgrund der horrenden Verluste gegen die Japaner wurde die Huai Armee jedoch unmittelbar nach der Niederlage aufgelöst und ihre Reste in andere der neuen Armeen übernommen.

Frage 2: Das liegt an der Kolonisierung Hokkaidos (des primären Rekrutierungsgebietes dieser Divison) und dem sogenannten Tondenhai System. Die neue japanische Regierung siedelte verarmte Samurai bzw niedrigrangige Samurai nach Hokkaido um und dort erhielten diese Land dass sie steuerfrei landwirtschaftlich bewirtschaften durften. Im Gegenzug mussten sie eine Miliz stellen (die Tondenhai). Diese bildeten den Kern der neuen Division.

Deshalb hatte die 7 Division eben hier eine Sonderstellung, ansonsten hast du natürlich völlig recht und die meisten ehemaligen Samurai aus ganz Japan dienten je nach Rang, Vermögen und Möglichkeien entweder als Offiziere, Unteroffiziere oder zumindest bei der Garde. Die Kaiserliche Garde bestand in der Anfangszeit selbst bei den einfachen Soldaten fast nur aus ehemaligen Samurai.


Re: Imperiale Japanische Armee - Nelson - 26.04.2014

Interessant, dann war also die chinesische Armee noch ebenso mit Angehörigen einer verarmten (ehemaligen) Kriegerschicht "durchsetzt" wie die japanische. Nur das die chinesischen Soldaten nur höchst selten auch nur annähernd das Ansehen der Samurai genossen haben.
Die Idee einer Samurai-Wehrbauern-Miliz wurde auch in einem Lehen des feudalen Japans umgesetzt, ich meine, das müsste irgendwo auf oder in der Nähe von Shikoku gewesen sein... Das die Bauern-Samurai auf Hokkaido dann allerdings auch nach der Umwandlung ihrer Miliz noch dort geblieben sind verwundert mich, immerhin gibt es in Japan doch noch etwas wärmere und fruchtbarere Regionen als diese Insel. Oder wurde die 7. Division dann später in ganz Japan rekrutiert?

Das Murata 22 sieht in der Tat schon ziemlich modern aus, es dürfte so ziemlich das modernste Gewehr gewesen sein, was damals außerhalb Europas und der USA produziert wurde.

Hatte die IJN eigentlich schon damals eine eigene Marineinfanterie für Landungsoperationen, oder war das Sache des Heeres?


Re: Imperiale Japanische Armee - Quintus Fabius - 28.04.2014

Die Banner-Leute wurden am Ende des 19 Jahrhundert in China sogar zunehmend zum Symbol für alles rückständige und falsche und immer kritischer gesehen. Sie waren auch innerhalb der chinesischen Armee kein Vorbild, sondern ein Anti-Bild, und galten als genau das was man nicht sein wollte.

Demgegenüber wurde die reale Kultur der Samurai von der IJA völlig überhöht dargestellt zum Rollenvorbild genommen. Die IJA berief sich daher gezielt und bewusst auf eine romantisierte, übertriebene Darstellung der Samuraikultur, während die chinesischen Armeen versuchten ihre militärischen Wurzeln zu kappen und die Banner-Kultur gedanklich für immer loszuwerden.

Das hat auch mit der Herkunft der 8 Banner zu tun, da diese ja im Ursprung die Kriegerkaste eines ethnisch fremden Volkes waren dass China erobert hatte, während die Samurai genuin japanisch waren.

Zitat:Das die Bauern-Samurai auf Hokkaido dann allerdings auch nach der Umwandlung ihrer Miliz noch dort geblieben sind verwundert mich, immerhin gibt es in Japan doch noch etwas wärmere und fruchtbarere Regionen als diese Insel. Oder wurde die 7. Division dann später in ganz Japan rekrutiert?

Die 7 Division wurde durchgehend nur in Nordjapan (Hokkaido, später auch Süd-Sakhalin und Teile von Nord-Honshu) rekrutiert. Die blieben allein schon deshalb in Hokkaido, weil sie dort im Vergleich zu Restjapan in bescheidenem Wohlstand leben konnten. Im süden wären sie hingegen mittellose arme Schlucker gewesen. Viele gingen nach kurzer zeit zur Fischerei über und die Fischgründe an Hokkaidos Küsten waren damals immens reich. Der Fisch wurde dann nach ganz japan exportiert. Dadurch und durch eigenen Landbesitz, steuerliche Vorteile usw und die viel geringere Besiedelungsdichte war das Leben in Hokkaido deutlich besser als in Rest-Japan. Beispielsweise gab es in japan in dieser Zeit regelmäßig Unruhen wegen der Lebensmittelpreise und unzureichender Lebensmittelversorgung, bis auf Hokkaido, wo immerhin alle gut zu essen hatten.

Zitat:Hatte die IJN eigentlich schon damals eine eigene Marineinfanterie für Landungsoperationen, oder war das Sache des Heeres?

Zur Zeit des chinesische-japanischen Krieges hatte die IJN bereits eigene Marineinfanterie, deren Aufgabe aber nicht Landungsoperationen waren, sondern der Kampf auf Schiffen, dass Entern und Durchsuchen von Prisen, die Disziplin aufrecht erhalten usw Für Landungsoperationen wurden stattdessen normale Seeleute hergenommen die dann ad hoc zu "Marineinfanterie" Bataillonen zusammmen gefasst wurden.

Primär waren Landungsoperationen eine Sache des Heeres (später hatte das Heer dafür sogar eigene Schiffe, und eigene Marineeinheiten) die "Marineinfanterie" der IJN unterstütze hierbei die Heeressoldaten (manchmal) als Spezialisten. Das Heer hatte aber von Anfang an durchgehend eigene amphibische Fähigkeiten und war daher nicht auf die IJN in diesem Bereich angewiesen. Später hatte das Heer zu diesem Zweck sogar immer mehr Schiffe und eigene Seeleute die dann aber eben Heeressoldaten waren. Es entstand so eine Art: Heeres"marine".


Re: Imperiale Japanische Armee - Nelson - 28.04.2014

Steuerliche Vorteile und Fischfang sind natürlich gute Gründe, um die Winter da oben auszuhalten. Allerdings wäre ein fischender Samurai-Abkömmling bei der Marine auf den ersten Blick irgendwie besser aufgehoben gewesen.
Die Ablehnung der Quing-Banner hängt neben ihrer Herkunft und militärischen Unzulänglichkeit sicherlich auch damit zusammen, das sich gerade die konfuzianische Oberschicht (wie ja auch der eigentliche japanische Hof-Adel) mit dem Kriegerhandwerk traditionell nicht verbinden konnte, ohne die eigene Stellung im konfuzianistischen System zu gefährden.

Die Doppelte Marineinfanterie bedeutet dann ja de facto, das in Japan tatsächlich zwei eigenständige Streitkräfte existierten. Das man einander offenbar so wenig vertraute, würde ich wenigstens zu einem kleinen Teil darauf zurückführen, das man von Seiten des Heeres deutsch, von Seiten der Marine aber eher britisch geprägt wurde.


Re: Imperiale Japanische Armee - Quintus Fabius - 28.04.2014

Diese grundlegende Feindschaft führte sich nicht so sehr auf die jeweiligen Vorbilder in Europa zurück, sondern auf die viel ältere Feindschaft und Konkurrenz der beiden Han, welche die jeweilige Streitkraft nachhaltig und entscheidend prägten.

Die Armee wurde in den ersten Jahrzehnten sehr weitgehend von Adeligen aus der Han Choshu, insbesondere aus dem Mori Klan geprägt, die Marine hingegen vom Shimazu Klan aus Satsuma.

Noch im chinesisch-japanischen Krieg war die Mehrheit aller Offiziere der IJA aus Choshu, während die ganzen Admiräle fast alle aus dem Shimazu-Klan stammten. Selbst noch im russisch-japanischen Krieg war zumindest die Mehrheit der höheren Offiziere allesamt aus Choshu.

Zitat:Die Ablehnung der Quing-Banner hängt neben ihrer Herkunft und militärischen Unzulänglichkeit

Tatsächlich waren die militärisch gar nicht so unzulänglich wie es erscheinen mag. Das Problem war vielmehr, dass der Qing Hof sich selbst immer mehr von den Banner-Leuten abwandte und diese verarmten und schließlich verelendeten und somit auch die Loyalität die sie früher gegenüber den Qing gehabt hatten weg fiel. Ursprünglich trainierten die Banner-Leute die ja offiziell keinen Beruf ausüben durften sehr intensiv das Kriegshandwerk. Wie aber im Laufe der Zeit ihre Einkünfte immer weniger ausreichten um auch nur ausreichend Lebensmittel zu kaufen, zugleich der Hof ihnen keine Waffen stellte sondern erwartete, dass sie diese selbst mitbrachten und das Leben immer schwieriger und schwieriger wurde, sank jede Motivation, die Kriegerischen Fähigkeiten noch weiter aufrecht zu erhalten. Es gab sogar im 19 Jahrhhundert eine ständig zunehmende Zahl von Personen, die aus den Bannern austraten um sich von dieser Lebensweise zu befreien (was schwierig und zeitaufwendig war) und die Banner schrumpften daher zum Ende der Qing Zeit extrem zusammen.

Statt dem Waffenhandwerk nachzugehen spielte man Fußball oder gammelte sonstwie herum, da der Qing Hof im Laufe des 19 Jahrhunderts auch immer weniger Banner-Leute zum Waffendienst einzog, selbst wo dies noch möglich gewesen wäre (wo also noch bewaffnete Banner-Kräfte vorhanden gewesen wären). Somit fiel auch die Möglichkeit Kriegsbeute zu machen weg, was die Verarmung nocht weiter befördete.

Die wenigen Bannereinheiten die noch im 19 Jahrhundert eigene Waffen hatten und zum Kriegsdienst gezogen wurden, schlugen sich auch noch in dieser Zeit hervorragend und hatten eine sehr viel höhere Kampfkraft als die chinesischen Truppen.

Im Endeffekt hat der Qing Hof sich selbst die Banner-Armee systematisch kaputt gemacht, vor allem durch eine vernichtende Fiskalpolitik gegenüber den Banner-Leuten, und durch den Versuch, der Banner-Armee so wenig Geld wie nur möglich zukommen zu lassen.

Kurz und einfach: Die 8 Banner wurden vom Qing Hof kaputt gespart, bis sie militärisch nicht mehr einsatzfähig waren.

Zitat:Die Doppelte Marineinfanterie

Die IJA ging davon aus, dass eine spezielle Marineinfanterie unnötig sei, weil jede Infanterieeinheit der IJA die Aufgaben von Marineinfanterie voll und ganz erledigen konnte. Daher gab es beim Heer keine Marineinfanterie, sondern die Landungsschiffe des Heeres und Heeresseeleute setzten am Strand ganz normale Infanterie ab.

Nur die IJN hatte richtige Marineinfanterie, die Rikusentai genannt wurde. Aber auch diese Verbände wurden erst nach dem Ersten Weltkrieg aufgestellt. Davor war es so, dass jeder Angehörige der IJN eine Ausbildung in der Landkriegsführung erhielt. Die ganzen Matrosen, Seeleute, Heizer usw wurden also allesamt zuerst durch eine ganz normale Infanteriegrundausbildung gejagt, ebenso die Unteroffiziere und Teile der Offiziere der IJN. Und die einfachen Seeleute wurden dann neben ihrer Seeausbildung auch weiter in Landkriegsführung geschult. Diese merkwürdie Praxis resultierte daraus, dass Seeleute der Marine regelmäßig ohne Heeresunterstützung an Land kämpfen mussten und man so ad hoc große Marine"infanterie"verbände für Landungen bzw Operationen an Land aufstellen konnte.

Zudem wollte die Marine eine möglichst große Landstreitmacht aus ihren Kräften stellen können, was vermutlich primär auf die rein persönlichen fixen Ideen bestimmter Admiräle aus den Reihen der Shimazu zurück ging und nicht unbedingt logische Gründe hatte. Deshalb war es vor dem Ersten Weltkrieg nicht unüblich, dass Seeleute eine Ausbildung als Maschinengewehr-Schütze oder eine intensive Ausbildung in Infanterietaktiken erhielten, obwohl sie ansonsten als Heizer, Bootsmann, Maat etc eingeteilt waren etc Zudem war für alle Seeleute eine intensive Bajonettkampfausbildung üblich. Die Sinnhaftigkeit sei mal dahin gestellt.


Re: Imperiale Japanische Armee - Quintus Fabius - 29.04.2014

Um mal ein praktisches Beispiel für diese merkwürdige amphibische Doktrin der Japaner vor 1920 zu geben:

Bei der Landung auf der Liaodong Halbinsel wurde die zweite japanische Armee in einer gewaltigen amphibischen Operation angelandet. Dazu wurden neben den Landungsbooten des Heeres und der Marine viele von zivilen Firmen und Fischern beschlagnahmte Boote eingesetzt. Die größten Landunsboote hatte das Heer, welche in einem Boot siebzig Soldaten oder zehn Pferde oder drei leichte Feldgeschütze laden konnten. Die Landungsboote der Marine fassten vierzig Mann oder sechs Pferde oder zwei leichte Feldgeschütze.

Für die Annäherung an die Küste gab es noch als eine Art Zwischenstation kleine Truppentransporter Marine, die 500 Mann oder 104 Pferde fassen konnten und die bei geeigneten Verhälnnissen ebenfalls an der Küste anlegen konnten (aufgrund geringen Tiefgangs). Alle diese Typen wurden von anderen Booten aus mittels Tauen geschleppt und hatten keinen eigenen Antrieb außer ein paar Hilfsrudern für die Navigation.

Zur Durchführung der Landung am frühen Morgen hatte die IJN zwei Bataillone aus ausgesuchten Seeleuten zusammmen gesammelt und als "Marineinfanterie" für diese Operation bestimmt. Die Angehörigen dieser zwei Bataillone hatten allesamt eine intensive Ausbildung in Infanterietaktik erhalten. Diese beiden Bataillone wurden zusammen mit zwei Feldgeschützen als erstes am Strand abgesetzt und drangen sofort ins Hinterland vor wo sie einige Hügel besetzten. Als nächstes wurde ein Heeres-Pionier-Bataillon zur Küste verbracht dass begann die Landungszone für die folgende Großlandung vorzubereiten.

Das Heer hatte wiederum die siebzehnte Brigade der 5 Division als "Marineinfanterie" für diese Operation bestimmt und setzte diese als erstes unmittelbar nach den Pionieren an der Küste ab. Zu diesem Zweck war die siebzehnte Infanteriebrigade um 450 Mann Kavallerie verstärkt worden - damit diese gleich nach Landung weitgreifende Aufklärung betreiben konnten. Innerhalb nur einer Stunde wurde die komplettte siebzehnte Brigade, immerhin 6000 Mann an die Küste verbracht. Von dort aus stießen diese umgehend zu den Stellungen der zwei "Marineinfanterie" Bataillone der IJN vor und verstärkten deren Flanken bzw schlossen die Lücken zwischen den Hügeln um die Landung abzuschirmen.

Keine der eingesetzten Einheiten hatte vorher irgendein Training in amphibischen Operationen erhalten, auch die Seeleute der IJN nicht, diese waren vorher nur intensiv in Landkriegsführung und Infanterietaktiken geschult worden.

Nach der Errichtung des Brückenkopfes wurde dann innerhalb von 10 Tagen die komplette zweite Armee abgesetzt (drei verstärkte Infanteriedivisionen zuzüglich diverser sonstiger Einheiten).

So oder so ähnlich liefen dann eigentlich alle japanischen amphibischen Operationen vor 1920 ab.

Ein interessanter Fakt noch am Rande: die IJA betrachtete vor allem die 5, die 11 und die 17 Infanterie-Division als Einheiten für amphibische Operationen und zog diese Einheiten für solche Einsätze anderen Verbänden vor. Das hatte folgende Gründe: die drei Divisionen waren schon ab 1894 in Ujina in der Bucht von Hiroshima stationiert, und dieser Ort war die primäre Basis für die Verladung von Truppen nach Übersee. Und zweitens waren diese drei Divisionen vom Generalstab einem bestimmten Gebiet "zugeteilt" worden (ein Konzept auf das ich später noch eingehen werde) und waren daher den Phillipinen, Taiwan und der chinesischen Küste zugeordnet. Daher wurden sich auch als sogenannte westliche Divisionen bezeichnet. Und Drittens hatte insbesondere die 5 Division mehr praktische Erfahrung mit amphibischen Operationen als andere Heereseinheiten.


Re: Imperiale Japanische Armee - Nelson - 30.04.2014

So eine Großlandung kann natürlich nur funktionieren, wenn die gegnerische Marine schon weitgehend ausgeschaltet ist. Dennoch erscheint es unlogisch, als erste Sicherungswelle ausgerechnet die Truppe zu verwenden die a) für die Flotte (sprich den Rückmarsch) am wichtigsten und b) trotz aller Übungen für den Landkampf vergleichsweise am wenigsten qualifiziert ist. Es sei denn natürlich, das die Landungs-Seeleute nicht aus den Besatzungen der Sicherungs-und Transportflotte stammten und man (von Seiten des Heeres aus) der Meinung war, sie ihren Verlust im Notfall am ehesten riskieren zu können.

Noch eine Rückfrage zur Kavallerie: Waren die Reiter den einzelnen Heeresdivisionen zugeordnet, oder bildeten sie eigene Großverbände?


Re: Imperiale Japanische Armee - Quintus Fabius - 30.04.2014

Deshalb war es ja durchgehend das japanische Bestreben, die feindliche Flotte so schnell wie möglich gleich zu Beginn des Krieges auszuschalten.

Die für die Landung zusammen gestellten Seeleute welche dann die "Marineinfanterie" Bataillone stellten waren eben nicht Besatzungen der Schiffe welche den Transport bewerkstelligten und absicherten sondernn wurden von anderen Schiffen die nicht an der Operation beteiligt waren gestellt. Und ja, die Sache macht wenig Sinn. Der Verlust von Angehörigen der IJN hat im weiteren die IJA noch nie interessiert, von daher könnte an deinem Gedanken durchaus etwas dran sein. Später wurden die Rikusentai der IJN auch öfter von der IJA als Kanonenfutter missbraucht. Aber der primäre Grund dürfte wirklich die seemännische Erfahrung gewesen sein, weil diese es ermöglichte, sehr schnell an Land zu gehen und dies auch bei widrigen Verhältnissen. Die Japaner legten allgemein bei Landungen ein mörderisches Tempo vor, auch die IJA Einheiten. Unfälle und Chaos wurden dabei in Kauf genommen, Hauptsache so schnell wie möglich.

Zur Kavallerie: jede Heeresdivision hatte anfangs ein Kavallerie-Regiment. Aus diesem wurde dann später ein sogenanntes verstärktes Aufklärungs-Regiment, dass nur noch zu einem Teil aus Kavallerie bestand. Dazu kam in jeder Division eine relativ starke Veterinär-Abteilung (was erstaunt wenn man bedenkt dass die medizinische Versorgung der Soldaten selbst anfangs unterentwickelt war).

Dazu gab es einige wenige völlig eigenständige Kavallerie-Brigaden in einer Stärke von um die 5000 Mann. Diese wurden dann später abgebaut bzw verkleinert. Diese Brigaden galten Anfangs als Divisions-Äquivalente und wurden später dann zu gemischten selbstständigen Brigaden umgebaut (die gemischte selbstständige Brigade war eine japanische Spezialität die jeweils für eine bestimmte Mission gesondert zusammen gestellt wurde, im Endeffekt eine Art Task Force). Vollständige Kavalleriebrigaden bestanden ursprünglich aus zwei Kavallerie-Regimentern, einem berittenen Artilerieregiment mit 8 Kanonen und den entsprechenden Unterstützungseinheiten.

Dazu gab es noch jede Menge sogenannte selbstständige Kavallerie-Regimenter die aber typischerweise relativ schwach waren und meist unter Bataillonsstärke lagen. Sie bestanden neben dem HQ, einem Train und einer Meldereeitereinheit aus 4 Kavalleriekompanien (mit gesamt 785 Mann). Je mehr die größeren Kavallerie-Brigaden aufgelöst wurden, desto mehr solcher unabhängiger, kleinerer selbstständiger Einheiten entstanden, die eigentlich die Regimenter der Kavalleriebrigaden darstellten. Diese Einheiten wurden dann oft als Kavallerie-Regimenter neu aufgestellter Divisionen weiter geführt oder in entsprechende Aufklärungs-Regimenter neuer Divisionen umgerüstet.

Ganz allgemein hatte die IJA im Vergleich ihrer Zeit (und selbst im Vergleich zu heute noch) extrem viele sogenante selbstständige Einheiten mit denen dann entweder Kampfgruppen maßgeschneidert wurden oder entsprechend Divisionen verstärkt wurden. Die Japaner hielten nicht viel von organischen Großverbänden, darüber hinaus war das eine Folge des ständigen Mangels und der ständigen Überforderung aufgrund des zu extremen und zu schnellen Aufwuchs der IJA.

Nach Einführung von Kampfpanzern in die IJA gab es zudem sogenannte selbstständige Kavallerie-Panzer Einheiten (mit 350 Mann und insgesamt 26 leichten Kampfpanzern) die mit besonders leichten und besonders schnellen Panzern ausgerüstet waren und die aus Kavallerie-Einheiten rekrutiert wurden bzw der Kavallerie oder den Aufklärungs-Regimentern zugeordnet wurden.

Im weiteren wurden auch sogenannte selbstständige Kavallerie-Panzerabwehr Einheiten aufgestellt (mit 140 Mann und sechs leichten PaK).