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Sechster Nahostkrieg - Druckversion +- Forum-Sicherheitspolitik (https://www.forum-sicherheitspolitik.org) +-- Forum: Hintergründe (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=97) +--- Forum: Krisen, Konflikte und Kriege (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=99) +--- Thema: Sechster Nahostkrieg (/showthread.php?tid=6962) Seiten:
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RE: Nahostkrieg 2023 - alphall31 - 19.10.2023 Bundeswehr gibt wohl 2 der geleasten Drohnen zurück (welche eh in Israel stationiert sind zur Ausbildung der Drohnenpiloten) . Außerdem verhandelt man wohl über Lieferung von Munition und Sanitätsmaterial . https://www.german-foreign-policy.com RE: Nahostkrieg 2023 - Nightwatch - 19.10.2023 Der Krieg schwappt zusehens auf US Assets in der weitere Region über: Zitat:BREAKING: Drones and rockets target Ain al-Asad airbase in Iraq housing US troops, multiple blasts heard inside the base, security sources tell Reutershttps://twitter.com/Faytuks/status/1715076507901612325 Zitat:https://twitter.com/Apex_WW/status/1715075664208962037Zitat:A US Navy warship operating in the Middle East intercepted multiple projectiles near the coast of Yemen, two US officials tell CNN.CNN: One of the officials said the missiles were fired by Iranian-backed Houthi militants, who are engaged in an ongoing conflict in Yemen. Approximately 2-3 missiles were intercepted, according to the second official. RE: Nahostkrieg 2023 - Quintus Fabius - 19.10.2023 Ich hoffe die Israelis kommen jetzt endlich in die Gänge ! Zumindest das Militär scharrt schon ordentlich: https://www.timesofisrael.com/top-officials-say-gaza-ground-offensive-soon-warn-it-will-be-long-and-intense/ Zitat:Top officials say Gaza ground offensive ‘soon,’ warn it will be ‘long and intense’ Hauptsache die greifen sobald wie möglich an, alles andere wird zunehmend nebensächlich. RE: Nahostkrieg 2023 - Quintus Fabius - 19.10.2023 PERUN über die IDF: https://www.youtube.com/watch?v=8xbkakrwmFo Zitat:Israeli Defence Force is arguably one of the more unique militaries around the world, combining a rapid mass mobilisation system with a strategy that prioritises a unique mix of offensive, defensive and industrial capabilities. Beschließend für heute habe ich noch ein altes Zitat von Moshe Dajan wiedergefunden: Zitat:Our strength arose from one principle: we shall never take shelter behind barbed wire or man-made fortifications. Instead we shall charge the enemy. RE: Nahostkrieg 2023 - Schneemann - 20.10.2023 Ja, Moshe Dayan, eine ikonenhafte Legende. Wobei man hier aber dazu sagen muss, dass er ambivalent war und seiner Aussage selbst nicht zwingend immer folgte - auf der einen Seite war er der risikobereite Anführer, der 1967 den Golan im Sturmangriff nahm (übrigens ohne Stabschef Rabin und Ministerpräsident Eshkol vorher über seine Aktion zu informieren), d. h. er war durchaus bereit zu gewissen Eigenmächtigkeiten, was vermutlich für einen guten Kommandeur unerlässlich ist. Allerdings war er es dann, der den Golan festungsartig hat ausbauen lassen. Also er hat durchaus später seine Jungs dann sich in Bunkern und hinter Stacheldraht verschanzen lassen (entgegen seiner Aussage). Und er war es dann, der später Golda Meir versicherte, dass die Linien des Golan felsenfest und sicher seien - die Syrer haben diese Annahme dann 1973 bei Yom Kippur auf dramatische Weise widerlegt. D. h. er war einerseits einer der klassischen Vorstürmer, hat dann aber die von Nightwatch hier weiter oben (von letztem Jahr) genannte Aussage von Patton leider vernachlässigt. Weiterhin: Es ist schon bezeichnend. Zunächst ein großes Theater, große Headlines und quasi den Leser anspringende Bilder in allen Nachrichtenkanälen wegen der angeblichen Bombardierung des al-Ahli-Krankenhauses in Gaza. Und nun? Nachdem immer mehr ersichtlich wurde, dass es nicht die Israelis waren - was weltweit die Sender auch mittlerweile fast alle erkannt haben -, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit eben doch eine Rakete des Islamischen Dschihad, ist beschämendes Schweigen im Walde eingetreten. Anstatt dass man nun Kritik an der versuchten Propagandaaktion, an dieser Instrumentalisierung dieses Dramas und der Verfälschung des Ereignisses durch die Palästinenser äußert, ist die Geschichte beinahe völlig aus den Medien verschwunden. Sogar die Sender aus dem arabischen Raum sind in Deckung gegangen, selbst iranische Propagandaflöten wie PressTV haben die Story weitgehend verbannt. Zu offensichtlich ist wohl der Hintergrund... Und vom anfangs großen Gejammere und theatralischen Gefluche muslimischer Staatschefs, angefangen in Ankara und weitergemacht in Amman und Kairo, ist nur noch ein ohrenbetäubendes Schweigen geblieben. Ähnlich verhält es sich mit manchen UN-Kreisen und den Russen. Es ist genauso bezeichnend wie beschämend. No further comment. Schneemann RE: Nahostkrieg 2023 - Nightwatch - 20.10.2023 Yoav Gallant hat sich etwas ausführlicher zu den israelischen Kriegsplänen bezüglich Gaza geäußert. Zitat: Defense Minister Yoav Gallant lays out Israel’s war plans and objectives in the Gaza Strip, speaking at a Knesset Foreign Affairs and Defense Committee meeting in Tel Aviv.https://www.timesofisrael.com/liveblog-october-20-2023/ RE: Nahostkrieg 2023 - Nightwatch - 20.10.2023 And there it is (12.10.2023, 10:18)Nightwatch schrieb: [...] wenn die Hamasführung nicht völlig bekloppt ist, entlässt sie die Tage tatsächlich mal einige Geiseln und dann haben wir den Salat. Zitat:Israeli officials: Hamas released 2 hostages with US citizenship, will likely be transferred to Egypt (via @ynetalerts)https://twitter.com/IsraelRadar_com/status/1715416222290837868Zitat:Release of US hostages linked to deal on humanitarian aid for Gaza, @N12News Zitat: EXCLUSIVE: The US and allies are pressing Israel to delay a Gaza ground invasion to buy time to secure the release of Hamas-held hostageshttps://twitter.com/business/status/1715417764985524720 Das Ding geht völlig schief. RE: Nahostkrieg 2023 - Schneemann - 20.10.2023 Es geht hier eigentlich nicht mehr um ein "schief gehen". Das ist ein grundsätzliches Problem. Auf der einen Seite ist es rein menschlich durchaus verständlich - und das wiederum spricht für den humanistischen Geist der Israelis -, wenn sich Zahal noch zurückhält, um so die Rettung von Geiseln auf dem (wie auch immer gearteten) Verhandlungsweg möglich zu machen. Das, was mich so irritiert, ist, dass ich das Gefühl habe, dass es zu diesen Verhandlungen bislang keinen (zumindest keinen klar ersichtlichen) fundierten Plan B gibt. Und dieser, meiner Warte nach, müsste zwingend die militärische Ausschaltung des Machtkonstruktes Hamas beinhalten. Aber davon - abgesehen von Galants Formulierungen - sehe ich bislang so gut wie nichts. Und selbst die Luftangriffe scheinen in Intensität abzunehmen... Also entweder hat die derzeitige Führung in Jerusalem einen so genialen Plan, dass wir diesen nicht erkennen können und dass sie uns alle noch damit überraschen wird, oder aber ich sehe hier massivste, umwälzende Probleme für Eretz Israel. Details führe ich nicht aus, meine Meinung ist bekannt. Schneemann RE: Nahostkrieg 2023 - Kos - 20.10.2023 Mein Post bezieht sich auf das von Nightwatch aber Schneeman war schneller ![]() Absolut. Die werden immer mal wieder Geiseln freilassen und bei 200 können die das lange machen. Bei 2 Geiseln pro Woche, was schon viel wäre, dauert es 2 Jahre und wenn es weniger Geiseln werden wird der Zeitraum sicher grösser. Da die USA wohl der einzige Staat sind der einen gewissen Einfluss auf Israel hat sind es jetzt zuerst US-Geiseln. Darauf darf Israel sich auf keinen Fall einlassen, das würde einen Sieg für die Hamas bedeuten. So bitter das ist aber die meisten Geiseln werden nicht gerettet werden können. Die Israelis können auch nicht ihre Land monatelang im Kriegszustand halten und nichts machen und wenn man mit Erpressern verhandelt dann hat man die quasi 100% Garantie das es so weitergeht. Ich hoffe aber, dass die Israelis von dem Debakel gelernt haben und nie wieder so einen Blödsinn machen wie einen Soldaten gg. 1000 Terroristen auszutauschen. RE: Nahostkrieg 2023 - Quintus Fabius - 21.10.2023 Allgemein: Zitat:Und vom anfangs großen Gejammere und theatralischen Gefluche muslimischer Staatschefs, angefangen in Ankara und weitergemacht in Amman und Kairo, ist nur noch ein ohrenbetäubendes Schweigen geblieben. Ähnlich verhält es sich mit manchen UN-Kreisen und den Russen. Es ist genauso bezeichnend wie beschämend. Aber die entsprechenden Völker toben weiter auf der Straße und kriegen sich vor Hass nicht mehr ein, und darauf kam und kommt es an. Und genau deshalb wird auch weiter seitens der muslimischen Regierungen in diese Richtung gearbeitet: https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/proteste-israel-152.html Zitat:In Ägypten protestierten Tausende gegen das Vorgehen Israels. Die Regierung half bei der Organisation von 27 Kundgebungen, was sie nur selten tut. RE: Nahostkrieg 2023 - Schneemann - 22.10.2023 Iranische Unterstützung für die Hamas bzw. von dieser beim Überfall am 7. Oktober: Zitat:Al Quds Brigade Deploys from Gaza Iranian-made RAAD-T Anti-Tank Missile in Attack on Israeli Targethttps://www.armyrecognition.com/defense_news_october_2023_global_security_army_industry/al_quds_brigade_deploys_from_gaza_iranian-made_raad-t_missile_in_attack_on_israeli_target.html Schneemann RE: Nahostkrieg 2023 - Schneemann - 22.10.2023 Nachtrag - die Lage an der Grenze zum Libanon bleibt äußerst angespannt, auch sollen die Schusswechsel dort seit einiger Zeit zunehmen. Zitat:Israel to evacuate 14 more communities on Lebanon border amid Hezbollah attackshttps://www.timesofisrael.com/israel-to-evacuate-14-more-communities-on-lebanon-border-amid-hezbollah-attacks/ Ferner: Zitat:Armeesprecher warnt vor Krieghttps://www.zdf.de/nachrichten/politik/libanon-hisbollah-angriffe-israel-armee-100.html Schneemann RE: Nahostkrieg 2023 - Nightwatch - 22.10.2023 Grund Nummer dreihundertdrölf warum es einfach eine schlechte Idee ist, Terrorstrukturen über lange Jahre vor sich hinköcheln zu lassen: Evidence of chemical weapon production found on body of Hamas terrorist It is yet unclear if Hamas has begun or even intends to mass produce chemical weapons. https://www.jpost.com/israel-news/defense-news/article-769576#769576 RE: Nahostkrieg 2023 - Quintus Fabius - 22.10.2023 Ein meiner Ansicht nach wesentlicher Artikel zur Regierung Netanjahus und der Verantwortung dieses Politikers für das aktuelle Desaster, nicht nur weil er direkt für die mangelnde Sicherheit im Süden verantwortlich war, sondern schon über Jahre hinweg zuvor durch seine Politik mit welcher er die Hamas dafür einsetzte seine Pläne im Westjordanland voran zu treiben: https://www.timesofisrael.com/for-years-netanyahu-propped-up-hamas-now-its-blown-up-in-our-faces/ Netanyahu ist für den Terrorangriff gegen Israel hochgradig mitverantwortlich. Sowohl direkt wie auch indirekt, die Toten gehen daher vor allem auch auf sein persönliches Versagen und seine von Grund auf falsche Politik zurück. Zitat:For years, the various governments led by Benjamin Netanyahu took an approach that divided power between the Gaza Strip and the West Bank — bringing Palestinian Authority President Mahmoud Abbas to his knees while making moves that propped up the Hamas terror group. Zitat:Additionally, since 2014, Netanyahu-led governments have practically turned a blind eye to the incendiary balloons and rocket fire from Gaza. Besonders relevant: Zitat:Most of the time, Israeli policy was to treat the Palestinian Authority as a burden and Hamas as an asset. Far-right MK Bezalel Smotrich, now the finance minister in the hardline government and leader of the Religious Zionism party, said so himself in 2015. Die aktuelle israelische Regierung - welche so nur besteht um Netanyahus Macht zu erhalten und ihn dadurch vor strafrechtlicher Verfolgung zu schützen und ihm die Möglichkeit zu geben sich und die seinen noch weiter zu berreichern - will den Palästienensern keinen Staat zubilligen, bewusst und ganz gezielt jede Friedensinitiative sabotieren und schlussendlich das Westjordanland vollständig besiedeln, ethnisch säubern und dauerhaft annektieren. Und Netanyahu verfolgt diese Politik aufgrund seiner Koalitionspartner damit er an der Macht bleibt. Dies ist für Israel ein äußerst schwerwiegender strategisch-politischer Fehler - dessen Folgen in dem bestialischen Terrorangriff sich mehr als eindeutig gezeigt haben sollten. Schlussendlich kam dieser Terrorangriff der aktuellen israelischen Regierung gelegen, weil sie damit ihre selbst nach israelischen Recht vollkommen illegale Siedlungspolitik (die Rechtswidrigkeit wurde sogar durch das höchste israelische Gericht mehrfach so festgstellt) weiter betreiben kann und die Israelis nun geschlossen hinter dieser falschen Politik stehen. Zweifelsohne muss man nun die Hamas vollständig auslöschen, den Gaza Streifen erobern und komplett durchkämpfen, aber dass reicht eben nicht. Die Israelische Regierung wird ihren schwerwiegenden politisch-strategischen Fehler fortführen, keinen palästinensischen Staat anerkennen und das Westjordanland weiter mit illegalen (nach israelischem Recht illegalen!) Siedlungen zersetzen um es zu annektieren und die Palästinenser dort Stück für Stück zu vertreiben. Dieser schwerwiegende strategische Fehler wird einen Krieg nach dem anderen nach sich ziehen, schlussendlich die Unterstützung Israels reduzieren und die ganze Region immer weiter destabilisieren, mit Fernwirkungen weit darüber hinaus. Würde Israel auch nur irgendwie intelligent handeln (was aber nicht tun wird und wozu die Bevölkerung nach diesen Terrorangriffen auch nicht mehr bereit ist - was von dieser verbrechischen Regierung Netanyahu explizit so gewolllt war), würde es jetzt: 1. Unilateral einen Staat Palästina im Westjordanland ausrufen und anerkennen. Inklusive aller israelische besiedelten Gebiete im Westjordanland mit der Ausnahme Ostjerusalems welches umgekehrt Teil Israels wird. 2. Die Siedler dort vor die Wahl stellen als Bürger in einem neuen Staat Palästina zu verbleiben - also als Palästinenser dort weiter zu leben - oder nach Israel zurück zu kehren 3. Die Palästinenser aus dem Gaza Streifen größtenteils ins Westjordanland überführen, und zwar aus dem einfachen Grund dass die Besiedlungsdichte in Gaza zu hoch ist. 4. Der Fatah die Kontrolle über das von der Bevölkerung deutlich reduzierte Gebiet Gaza übertragen und schließlich dies ebenfalls dem neuen Staat Palästina zuerkennen (als Seezugang). 5. Eine vollständig gesicherte Eisenbahnverbindung vom Westjordanland nach Gaza schaffen für den Waren- und Personentransport. 6. Die internationale Gesellschaft aufrufen den neuen Staat Palästina ohne wenn und aber anzuerkennen. 7. Die Fatah bei der Vernichtung / Bekämpfung der Hamas unterstützen statt umgekehrt und selbst die verbliebenen Hamas Anhänger weltweit jagen und ermorden. Dies würde meiner Ansicht nach funktionieren und könnte insgesamt tatsächlich dort einen Frieden herbei führen, wobei man sich gegenseitig natürlich weiter hassen würde, aber es würde eine Hass ohne größere Waffengewalt sein. Und genau dies wollte Netanyahu von Anfang an - durchgehend verhindern- und hat es nun vermutlich dauerhaft verhindert. Durch seine katastrophale Politik gegenüber den Palästinensern, welche nur darauf abzielt die Besiedelung des Westjordanlandes weiter voran zu treiben und dies allein mit dem Zweck und Ziel selbst an der Macht zu bleiben. Also aus rein egostischen Gründen. Da es keinerlei Einigkeit in der sogenannten internationalen Gemeinschaft gibt, den von mir skizzierten Plan mit Zwang umzusetzen, wird das Erbe Netanyahus deshalb ein Krieg nach dem anderen sein, ein Flächenbrand auf den nächsten und schlussendlich dem folgend ein para-faschistisches Israel dass im permanenten Kriegszustand gegen alle anderen lebt, bis hin zum Einsatz von israelischen Nuklearwaffen und dem offenen Krieg mit dem Iran. Der Schaden den Netanyahu aus rein persönlichen egoistischen Motiven Israel langfristig zugefügt hat, ist meiner Meinung nach daher der größte und folgenreichste in der gesamten Geschichte Israels. RE: Nahostkrieg 2023 - Nightwatch - 23.10.2023 Es ist wohlfeil hier alles Netanyahu in die Schuhe schieben zu wollen. Zweifellos trägt er er die politische Verantwortung für das Versagen der Sicherheitskräfte und zweifellos war sein Umgang mit der Hamas hätte ein anderer Umgang mit der Hamas die Situation heute verhindert. Allerdings; zum Artikel: Der Ansatz Hamas und Abbas gegeneinander zum eigenen Nutzen auszuspielen war aus israelischer Sicht weder falsch, noch die singuläre Idee von Netanyahu. Faktisch wurde diese Strategie bis weit in die israelische Mitte hin geteilt / gutgeheißen und auch unter der Bennett / Lapid nicht anders gehandhabt. Und das auch mit gutem Grund. Israel hat seit der Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen das Mögliche getan um einen Sturz der Fatah im Westjordanland zu verhindern. Dass es überhaupt noch einen Palästinenserpräsidenten Abbas gibt ist im Wesentlichen der Verdienst der israelischen Sicherheitsbehörden (und damit auch der Politik Netanyahus). Sicherlich mag die Rhetorik von Rechts nicht sonderlich palästinenserfreundlich sein, wie so oft in der Region ist aber auch hier weniger entscheidend was gesagt sondern was gemacht wird. Und was gemacht wird ist, dass Israel die Fatah-Kräfte im Westjordanland massiv mit Geld und Wehrmaterial unterstützt und das bestmögliche tut, die Hamas-Strukturen im Westjordanland kleinzuhalten. Ohne diese Maßnahmen wäre Abbas schon lange tot und die Hamas würde sich im Westjordanland austoben. Insofern verdreht der Artikel massiv die Verhältnisse. Die Hamas existiert nicht weil Netanyahu sich die irgendwie herangezüchtet hat um einen palästinensischen Staat zu verhindern, diese ganze Farce um die gemäßigten Kräfte im Westjordanland lässt sich nur aufrecht erhalten weil eben der böse Netanyahu eine Ausweitung des Terrorregimes der Hamas ins Westjordanland mit allen Mitteln verhindert. Natürlich mag das alles für die reine Palästinensische Idee suboptimal sein, es stellt sich jedoch die Frage was Israel hier hätte tun sollen / realistischerweise hätte tun können. Man konnte die Hamas schließlich schlecht wegzaubern. Es dabei nun singulär Netanyahu vorzuwerfen, dass er mit der Hamas verhandelt, sie "großgemacht habe", Finanzmittel nach Gaza gelassen und Arbeitsvisa erteilt hätte, ist an politischer Verlogenheit nicht zu überbieten. Natürlich kann man das kritisieren. Ich bin der letzte, der Appeasement gegenüber Terrororganisationen das Wort redet und habe mich in der Vergangenheit immer für ein robusteres Vorgehen gegen die Hamas ausgesprochen. Nur stand man mit dieser Haltung sehr lange Zeit auf weiter Flur. Tatsächlich konnte es jedem politisch irgendwie links vom ach so bösen Kriegstreiber Netanyahu verortete Akteur gar nicht weit genug gehen mit Rapprochement gegenüber den Hamas. Wenn es da vor dem 7. Oktober einen Vorwurf gegeben hat, dann sicherlich nicht, dass Netanyahu mit der Hamas verhandelt, oder Palästinenser aus Gaza zur Arbeit nach Israel gelassen hat. Im Gegenteil, seit der Machtübernahme der Hamas im Gaza musste sich Israel (und größtenteils Netanyahu in politischer Verantwortung) anhören, dass jede Maßnahme die sich gegen die Hamas richtet nur der Bevölkerung im Gazastreifen schadet und den Terror weiter fördert. Sicherlich: Es hätte nach 2007 durchaus günstige Gelegenheiten gegeben sich der Hamas zu entledigen. Und das wäre zweifellos die richtige Strategie gewesen. Allerdings hatte Israel für solch ein Vorgehen niemals auch nur den Hauch einer Unterstützung aus der internationalen Gemeinschaft. Im Gegenteil. Noch jeder Waffengang wurde mit allen Mitteln möglichst rasch wieder eingefangen, hochheiliges Ziel war (und ist es!) die Lage bloß nicht weiter eskalieren zu lassen. Der fortgesetzte Raketenterror der Hamas wurde über zwanzig Jahre (!) konsequent ignoriert und Israel zu mehr und mehr Zugeständnissen gennötigt. Und nun ist Netanyahu schuld. Weil es ja er war der die Hamas gefördert hat. Weil er mit ihnen verhandelt hat. Weil er Arbeiter aus Gaza nach Israel gelassen hat. Weil er Finanzmittel reingelassen hat. Weil er nicht nach dem ersten Luftballon einmarschiert ist. Weil er verdammt nochmal genau die Politik gemacht hat die die Kritiker seinen bösen Kriegskurses gewollt hatten. Und politisch in Grund und Boden verdammt wurde weil er damit nicht weit genug gegangen ist. Das ist einfach nur furchtbar billig. Ein jeder wusste es besser als Netanyahu. Wusste, dass ein Sturz der Hamas absolut ausgeschlossen ist. Wusste, dass sich jede Maßnahme gegen die Hamas nur gegen die Bevölkerung in Gaza richtet. Wusste, dass man den Menschen in Gaza nur weit genug entgegenkommen müsste damit die Hamas verschwindet. Wusste, dass die dort so sind weil sie halt schlecht behandelt wurden und ausschließlich Israel an der Situation schuld ist. Und nach dem 7. Oktober will man von der eigenen politischen Bankrotterklärung nichts wissen und wirft lieber Netanyahu vor, aus einer beschissenen Situation mit extrem geringen politischen Handlungsspielraum noch das augenscheinlich Beste herausgeholt und nicht noch weiter gegen die einhellige Überzeugung der internationalen Gemeinschaft Politik gemacht zu haben. Einfach nur furchtbar billig. Zu deinen weiteren Ausführungen: Zitat: Die aktuelle israelische Regierung - welche so nur besteht um Netanyahus Macht zu erhalten und ihn dadurch vor strafrechtlicher Verfolgung zu schützen und ihm die Möglichkeit zu geben sich und die seinen noch weiter zu berreichern - will den Palästienensern keinen Staat zubilligen, bewusst und ganz gezielt jede Friedensinitiative sabotieren und schlussendlich das Westjordanland vollständig besiedeln, ethnisch säubern und dauerhaft annektieren. Und Netanyahu verfolgt diese Politik aufgrund seiner Koalitionspartner damit er an der Macht bleibt. - Der Umstand das Netanyahu gegenwärtig Ministerpräsident ist schützt ihn nicht vor Strafverfolgung, die Verfahren laufen weiter. Sein Streben nach Machterhalt hilft ihm in der Beziehung genau nichts. - Korruption existiert, die Regierungen Netanyahus sind nicht mit besonderer Raffgier in Erscheinung getreten. Die Privilegien der Ultraorthodoxen sind ein Problem, haben aber nichts mit dem Siedlungsbau oder dem Palästinenserstaat gemein. Die Ultraorthodoxen sind nicht ansatzweise deckungsgleich mit der Siedlerbewegung oder Rechtsnationalen Kreisen! - Die letzten Friedensinitiativen wurden schon allein durch die palästinensische Seite sabotiert, da musste die politische Rechte in Israel garnicht in Erscheinung treten. -Der Vorwurf die aktuelle Israelische Regierung würde beabsichtigen, dass „Westjordanland vollständig besiedeln, ethnisch säubern und dauerhaft annektieren“ ist grober Unfug. Es gibt keine ehtnischen Säuberungen, es gibt seit vielen Jahren keinen relevanten Siedlungsneubau mehr und es ist seit Jahrzehnten politischer Konsens in Israel, dass die großen Siedlungsblöcke bei Israel verbleiben, mithin irgendwann einmal annektiert werden. - Die Idee einer Einstaatenlösung mit einer kompletten Annektion des Wesjordanlands und einer Eingliederung der Palästinenser in die Israelische Gesellschaft wird von einer Minderheit der politischen Rechten vertreten die in der Regierung Netanyahus mitnichten der Kurs angibt. - Die Politische Strategie der Regierung Netanyahu im Hinblick auf das Westjordanland beschränkt sich auf fahren auf Sicht und Erhalt des Status Quo. Realistisch betrachtet ist das auch der einzig gangbare Weg. Die Politische Situation ist festgefahren, Bewegung kann es wenn überhaupt nur nach dem Tod von Abbas geben. Zitat:Dies ist für Israel ein äußerst schwerwiegender strategisch-politischer Fehler - dessen Folgen in dem bestialischen Terrorangriff sich mehr als eindeutig gezeigt haben sollten. Schlussendlich kam dieser Terrorangriff der aktuellen israelischen Regierung gelegen, weil sie damit ihre selbst nach israelischen Recht vollkommen illegale Siedlungspolitik (die Rechtswidrigkeit wurde sogar durch das höchste israelische Gericht mehrfach so festgstellt) weiter betreiben kann und die Israelis nun geschlossen hinter dieser falschen Politik stehen.- Siedlungen sind nach israelischer Sichweise nicht gleich Siedlungen. Es gibt legale Siedlungen und illegale Außenposten. Es gibt dahingehende Rechtstreitigkeiten, über die Siedlungspolitik als solches oder die offiziellen großen Siedlungsblöcke hat der israelische Supreme Court nie geurteilt. - Die Siedlungspolitik der israelischen Regierung beschränkt sich seit Jahren darauf die bestehenden großen ‚Siedlungen‘ / Satellitenstädte von Jerusalem weiter wachsen zu lassen. Neue Siedlungen gibt es nicht, maximal politisches Theater inwieweit man die ein oder andere Ortschaft in einen legalen Status überführt. Groß relevant ist das nicht. - Daneben findet viel an nichtstaatlicher Aktivität der „echten“ Siedlerbewegung statt. Das sind die Gestalten die es für sinnvoll halten irgendwelche Container auf irgendwelchen kargen Hügeln im Nirgendwo zu bewohnen und sich mit den Bewohnern Palästinensischer Ortschaften kappeln. Das mögen viele in der aktuellen Regierung gutheißen, ist aber nicht offizielle Regierungspolitik und auch gesamtgesellschaftlich nicht in Ansätzen mehrheitsfähig. Auch jetzt nicht. Zitat:Zweifelsohne muss man nun die Hamas vollständig auslöschen, den Gaza Streifen erobern und komplett durchkämpfen, aber dass reicht eben nicht. Die Israelische Regierung wird ihren schwerwiegenden politisch-strategischen Fehler fortführen, keinen palästinensischen Staat anerkennen und das Westjordanland weiter mit illegalen (nach israelischem Recht illegalen!) Siedlungen zersetzen um es zu annektieren und die Palästinenser dort Stück für Stück zu vertreiben.- Keine Israelische Regierung hat nach dem Krieg 1967 irgendjemanden irgendwohin vertrieben. Mit Ausnahme der Israelis die man 2005 aus Gaza vertrieben hat. Es gibt einfach keine ethnischen Säuberungen des Westjordanlands, nicht im Ansatz. - Es wird sicherlich weiterhin keinen Palästinenserstaat geben. Aus vielen guten und aus vielen schlechten Gründen und auch weil Akteure beider Seiten dies nicht wollen. Man mag sich je nach politischem Gusto etwas anderes wünschen, es liegt aber sicher nicht in der Macht der israelischen Regierung daran etwas zu ändern. Zitat: Würde Israel auch nur irgendwie intelligent handeln (was aber nicht tun wird und wozu die Bevölkerung nach diesen Terrorangriffen auch nicht mehr bereit ist - was von dieser verbrechischen Regierung Netanyahu explizit so gewolllt war), würde es jetzt: [1-7] Zu Punkt 1: Entspricht nicht der Palästinensischen Maximalforderung. Palästina ohne Ostjerusalem ist nicht. Entsprechend wird der Befreiungskampf weitergehen. Was er sowieso gehen wird, weil das eigentliche Ziel kein Palästinenserstaat sondern die Vernichtung Israels ist. Ostjerusalem wird nur das vorgeschobene Argument sein. Das absolute Rückkehrrecht der Palästinenser nach Israel ist wäre nächste Punkt. Und nein, keine israelische Regierung wird hunderttausende Israelis aus den großen Siedlungsblöcken vertreiben. Das ist einfach keine realistische Forderung. Zu Punkt 2: Verbleibende Israelis im neuen Palästina würde gemordert werden. Hast du eigentlich irgendeine Vorstellung was da im Westjordanland los ist? Israelische Zivilisten können sich nicht in arabischen Ortschaften bewegen ohne sofort angegriffen zu werden. Übergriffe sind an der Tagesordnung, Morde keine Seltenheit. Trotz der massiven Präsenz israelischer Sicherheitskräfte. Ohne diesen Schutz würde es dort zu ganz ähnlichen Szenen kommen wir am 7. Oktober. Zu Punkt 3: Es gibt auch keinen freien Wohnraum im Westjordanland. Freilich kannst du davon träumen, dass man die Palästinenser aus Gaza in den Häusern ansiedelt aus denen man die Israelis vertrieben hat. Realistisch ist das nicht. Eine Umsiedlung der Bewohner Gazas hieße zudem die Terrorstrukturen direkt ins Westjordanland zu übertragen, ein sicheres Todesurteil für die Fatah, denn ein islamistischer Umsturz (sei es gewaltsam oder über Wahlen) wäre nur eine Frage der Zeit. Zu Punkt 4: Die Fatah hält mit Müh und Not und reichlich Unterstützung durch Israel das Westjordanland. Was nach Abbas passieren wird weiß kein Mensch und wenn sich Israel aus dem Westjordanland zurückzieht ist erst mal wahrscheinlich, dass die Hamas / der Islamische Jihad die Fatah stürzen (haben schließlich Jerusalem aufgegeben !!!11elf!!). Notfalls durch die massive Einflussnahme ausländischer Akteure (primär Iran), die selbstverständlich nicht am Frieden mit Israel interessiert sind. Die Idee die Fatah könnte auch noch Gaza administrieren ist völlig aus der Luft gegriffen. Zu Punkt 5: Ein freier Seezugang mit Bahnlinie ins Westjordanland hieße das ungehindert und unkontrolliert Wehrmaterial aus dem Iran ins Westjordanland fließen kann. Wie soll das gut gehen? Es wird immer Akteure von außen geben die die Situation anstacheln und es gibt genug Fanatiker unter den Palästinensern die sich der Vernichtung Israels verschrieben haben. Selbst wenn diese wahnwitzigen Ideen durchführbar und die resultierende Situation einigermaßen stabil wäre ist es nur eine Frage der Zeit bis es wieder losgeht. Und die Folgen wären absolut verheerend. Zu Punkt 6: Und das ändert dann genau was? Zu Punkt 7: Die Fatah wird bei der Bekämpfung der Hamas bereits jetzt massiv unterstützt. Du scheinst der irrigen Vorstellung zu unterliegen, dass es im Nahostkonflikt singulär um einen Staat für die Palästinenser gehe und Israel nur genügend Zugeständnisse machen müsste um die Situation zu befrieden. Tatsächlich zeigt der Bedingungslose und vollständige Abzug Israels aus Gaza, dass dieser Weg ein einziger Irrtum ist. Das hat ein Großteil der Israelischen Gesellschaft mittlerweile verstanden, nicht nur Netanyahu. Und entsprechend wird sich unter einem neuen Regierungschef Gantz auch keine groß andere Politik geben. |