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Russland vs. Ukraine - Druckversion +- Forum-Sicherheitspolitik (https://www.forum-sicherheitspolitik.org) +-- Forum: Hintergründe (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=97) +--- Forum: Krisen, Konflikte und Kriege (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=99) +--- Thema: Russland vs. Ukraine (/showthread.php?tid=5210) Seiten:
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RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 14.07.2022 @Nightwatch Zitat:Und wenn sie zwischenzeitlich *über den Sommer* eingestellt hätten – wie schon zu Schneemann geschrieben ist das nicht vordringlich entscheidend. Ausschlaggebend ist nicht der Füllstand der Gasspeicher – wir sind in den Winter 2021/2022 mit 70% gegangen btw – sondern das über die kalten Monate beständig Gas aus Russland geliefert wird. Mit einer Niederlage der Russen vor dem Winter hätte man das über eine gegenzügige Aufhebung der Sanktionen schon regeln können.Jein. Also es natürlich stimmt es schon, dass sehr von Gewicht ist, dass die Russen über den Winter hinweg weiterhin geliefert haben, und diesen Faktor muss man mit einbeziehen. Gleichwohl allerdings sind unsere Füllstände derzeit deutlich höher als im Winter 2021/22, und nimmt man hinzu, dass sehr wahrscheinlich der Verbrauch zumindest der privaten Nutzer sinken wird - nicht unbedingt wegen der Verfügbarkeit, sondern weil man die hohen Kosten fürchtet - so kämen wir im Grunde halbwegs gut durch den Winter, wenn auch sehr knapp. Genau genommen ist es also nur zweitrangig eine "Wärmeproblem", sondern es wird eher ein soziales Problem werden angesichts der Preise (manche Quelle redet von einer Verdoppelung der Gaspreise, teils sogar gehen die Schätzungen noch höher). Wenn alles auf Null gedrosselt werden würde, was aber m. M. n. unrealistisch ist, hätten wir, zugegeben, ab Februar 2023 eine Lücke von vermutlich um 20%. Aber - wie gesagt - dem vorausgesetzt, das wirklich alles wegfällt und munter-sorgenlos geheizt wird - und das halte ich einfach für unwahrscheinlich. Wir müssen uns natürlich nach Alternativen umschauen, das ist gar keine Frage, aber ich warne auch vor Panikmache. Anderes Thema: Einsatz der tschechischen DANAs auf Seiten der Ukrainer (und ich hatte eben bemerkt, dass mir ein Fehler unterlaufen war bei meiner Listung von Systemen letzte Woche, denn ich hatte die DANA unter 155 mm eingeordnet, sie hat aber ein Kaliber von 152 mm): Zitat:Ukrainian army uses Czech-made Dana M2 152mm howitzer to shell Russian troopshttps://www.armyrecognition.com/ukraine_-_russia_conflict_war_2022/ukrainian_army_uses_czech-made_dana_m2_152mm_howitzer_to_shell_russian_troops.html Und hier noch etwas zum deutsch-polnischen Disput über den irgendwann anscheinend mal besprochenen, aber wohl falsch verstandenen Ringtausch. Falls die hier im Artikel geschilderten Details zutreffen sollten, wundert es mich eigentlich nicht, dass so heftig gestritten wurde hinter den Kulissen... Zitat:Nach politischem Streit um Ringtausch: Deutschland und Polen kurz vor Einigung über Panzerlieferunghttps://www.businessinsider.de/politik/deutschland/ringtausch-mit-polen-deutschland-bietet-bis-zu-25-leopard-2-panzer-an/ Schneemann RE: Russland vs. Ukraine - Nightwatch - 14.07.2022 @Schneemann 1. In einem normalen Jahr werden in den Kalten Monaten ca. 700 TWh Erdgas allein in Deutschland verbraucht. Das theoretische Maximum der Gasspeicher liegt bei ca. 250 TWh. 2. Der Gasfluss aus Russland nach Deutschland liegt im Moment nach Abschaltung von NordStream 1 bei 0. (https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/ElektrizitaetundGas/Versorgungssicherheit/aktuelle_gasversorgung/_downloads/07_Juli_2022/220713_gaslage.pdf?__blob=publicationFile&v=2) Werden die Gaslieferungen nicht wieder aufgenommen sind die deutschen Gasreserven vor Jahresende aufgebraucht. Werden die Gaslieferungen nur auf dem verminderten Niveau von vor der Wartungspause wieder aufgenommen, importieren wir ca. 1TWh pro Tag, also ca. 250 TWh bis zum Ende des Winters in 2023. 3. Die Füllstände im Winter 2021/2022 waren historisch niedrig hätten bei anderen Witterungsverhältnissen oder unvorhergesehenen Ausfällen anderer Energieträger bereits leicht zu einem Energiemangel führen können. Insofern fahren wir aktuell nur auf Normalmaß. Warum das so gewesen ist wäre übrigens eine sehr interessante Frage. Wurde hier russischerseits bereits in Erwartung einer Krise gebremst? 4. Die Bundesnetzagentur (https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/ElektrizitaetundGas/Versorgungssicherheit/aktuelle_gasversorgung/HintergrundFAQ/Gas-Mengengeruest.pdf?__blob=publicationFile&v=3) geht in ihren Jubelmeldungen wonach die Lage beherrschbar sein von drei fatalen Szenarien aus: a) die Gasexporte (Weiterleitungen) in Europäische Nachbarländer würden auf 60% des Vorkrisenniveaus reduziert, b) ab 01/23 stünden LNG Terminals zu Verfügung und würden konstant mit 14,4GW (also 345GWh) beliefert und c) ab 01.07.22 gäbe es eine Verbrauchsreduktion von 20%. 5. Der Verbrauch in 2022 liegt aktuell um ca. 15% niedriger im Vergleich zum Vorjahr. Das liegt allerdings nicht nur an krisenbedingten Einspareffekten, sondern auch daran, dass die Durchschnittstemperatur in 2022 im Vergleich zum Vorjahr deutlich höher liegt und aufgrund der geringen Füllstände im letzten Winter schon verstärkt auf andere Energieträger zurückgegriffen wurde. Insofern ist eine Reduktion ohne einschneidende Einschränkungen um 20% ab 01.07. sportlich. 6. Ein ordentlicher Tanker liefert so 150.000m³ LNG. Das entspricht 90 Mio m³ im gasförmigen Zustand oder grob (Leitungsverluste ignoriert) 900GWh. Heißt die Bundesnetzagentur rechnet damit, dass an unseren (dann ja ganz bestimmt verfügbaren) LNG Terminals ab 01/23 alle zwei, drei Tage ein größerer Tanker aufschlägt. Entladezeiten? Transitzeiten? Weltmarktlage? Ich weiß nicht wie das kommentieren soll ohne ausfallend zu werden. 7. Deutschland hat letztes Jahr 480 TWh Erdgas ins europäische Ausland weitergereicht. Das sind 35% der Einfuhrmenge. Eine Reduktion um 40% entspräche 192TWh. Ich weiß ja nicht wie die Herrschaften sich das bei den Bundesnetzagentur so vorstellen, aber Deutschland hat erst diese Woche mit Tschechien ein Solidaritätsabkommen unterzeichnet. Deren komplette Gasversorgung hängt an Russland und läuft zukünftig über uns. Österreich hat sich diese Woche ebenfalls der deutschen Solidarität versichert und angekündigt sich in die neuen deutschen LNG Kapazitäten einzubringen. Polen bekommt seit April kein russisches Gas mehr, die Versorgung läuft über Deutschland. Etc pp. Da wird nix reduziert, da wird der Export im Winter höchstens ausgeweitet. 8. Zuletzt lag die monatliche Stromerzeugung aus Erdgas in Deutschland in den Kalten Monaten bei über 50 TWh. Parallel dazu steht die Abschaltung der Atomkraftwerke Ende des Jahres an. Das sind für die ersten Monate in 2023 nochmals gut 15 TWh. Die Kapazitätsreserve der Bundesregierung beträgt aktuell 1 GW (beabsichtigt eigentlich 2GW), die innerhalb von gut 10 Tagen verfügbare Sicherheitsreserve (alte Braunkohlekraftwerke) beträgt 2.7 GW. Im Extremfall könnte also 88GWh pro Tag abgerufen werden. Das ergibt für 180 Tage im Winter 15TWh. Läuft. RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 14.07.2022 Schneemann: Es gibt übrigens auch DANA Systeme in 155mm, auch wenn die Grundaussage, dass die in die Ukraine gelieferten im Kaliber 152mm sind unabhängig davon natürlich trotzdem richtig ist. Die neueste Version mit dem Subnahmen MORANA ist meiner Meinung nach eine herausragend gute Haubitze mit einem bemerkenswerten Preis-Leistungsverhältnis. Besonders gefallen hat mir auch immer die als HIMALAYA bezeichnete Version des gleichen Systems auf der Wanne eines T-72, aber das führt hier natürlich jetzt zu weit weg. Nightwatch: Zitat:Aus den gleichen Gründen warum sie es uns noch immer nicht abgestellt haben. Sie brauchen das Geld, egal ob wir viele oder wenige Waffen an die Ukraine liefern. Meiner Meinung nach basiert deine Kausalkette (welche ich keineswegs für unmöglich halte oder zurückweisen möchte) vor allem darauf, dass der Gegenüber logisch / rational agiert. Das ist aber bereits jetzt meiner Ansicht nicht mehr gesichert gegeben. Desweiteren basiert deine Annahme darauf, dass bei einer vollständigen militärischen Niederlage das System Putin bestehen bleibt. Dann benötigt natürlich die korrupte Kleptokratie weitere solche Renten um die Eliten entsprechend zu bestechen und sich innenpolitisch zu stabilisieren. Aber: bei einer zeitnahen vollständigen militärischen Niederlage ist das innenpolitische Überleben des Systems Putin meiner Auffassung nach erheblich in Frage gestellt. Meiner Einschätzung nach wird Putin eine zeitnahe vollständige militärische Niederlage nicht überleben. Und dann stellt sich die Frage, was dann kommt ?! Auch wenn Schneemann dass immer als Panikmache, Madman Theorie usw darstellt und/oder als gezielte russische Informationskriegsführung um den Westen durch solche Aussagen zu manipulieren, so muss ich aus meiner eigenen Anschauung vor Ort, im Land selbst konsternieren, dass ich im Fall einer tatsächlichen vollständigen Niederlage von einem massiven Rechtsruck in Russland ausgehe, welcher schlußendlich dort ein vollständig faschistisches System etablieren wird. Und die Kräfte welches dieses begründen, welche ich gerne als Klerikalfaschisten bezeichne handeln gerade eben nicht rational und denen ist das Geld aus diesen Renten weniger wichtig als ihre höchst brisanten anderen Zielsetzungen. Darüber hinaus bin ich sehr davon überzeugt, dass eine vollständige militärische Niederlage der Russen selbst im günstigsten Fall zwingend eine Folgekrieg zur Folge haben wird, also keine nachhaltige Lösung ist, sondern dass dann die Sache lediglich etwas verzögert wird, bevor das Revanche Denken die Russen dazu treiben wird die Ukraine erneut anzugreifen. Deshalb halte ich deine für sich selbst natürlich vollkommen richtigen und logischen Aussagen und Schlußfolgerungen insgesamt betrachet für nicht so gesichert. Es sind hier ganz andere Abläufe denkbar, teilweise wahrscheinlich. Ich befürchte daher, dass deine "Rechnung" hier sehr leicht nicht aufgehen könnte. Gerade eben weil man es mit einem zunehmend irrational agierenden Gegenüber zu tun hat, oder zu tun haben wird, wobei der Grad der Irrationalität meiner Meinung nach umso mehr und umso radikaler steigen wird, je schneller, zeitnäher und je massiver die Niederlage ausfällt. Deshalb macht es meiner Meinung nach mehr Sinn die Geduld und Ausdauer aufzubringen den Feind hier ganz langsam, aber dafür wesentlich weitreichender und massiver zu schwächen und ausbluten zu lassen, so dass er dann schlußendlich gar nicht mehr in der Lage sein wird nach einem wie auch immer gearteten Friedenssschluss noch einen Folgekrieg anzufangen. Entsprechend muss der Feind maximal geschwächt werden und dies geht eben nicht durch einen schnellen Sieg, sondern nur durch einen möglichst langsamen Kriegs-Verlauf. Je zäher und länger der Krieg läuft, desto besser, desto eher ist dies für die Kleptokratie in Russland auch innenpolitisch händelbar und desto schwächer kommt Russland aus diesem Konflikt heraus. Zitat: Die Füllstände im Winter 2021/2022 waren historisch niedrig hätten bei anderen Witterungsverhältnissen oder unvorhergesehenen Ausfällen anderer Energieträger bereits leicht zu einem Energiemangel führen können. Insofern fahren wir aktuell nur auf Normalmaß. Warum das so gewesen ist wäre übrigens eine sehr interessante Frage. Wurde hier russischerseits bereits in Erwartung einer Krise gebremst? Den Gedanken hatte ich auch schon. Die ganze Struktur hierzulande steht ja noch darüber hinaus weitgehend unter russischem Einfluss, beispielsweise gehören hier in dieser Bundesrepublik Gasspeicher dann russischen Unternehmen. Ich bin mir daher recht sicher, dass dieses "Herunterfahren" der Reserven vor dem Krieg definitiv zu den Kriegsvorbereitungen gehörte. Wie "unsere" Regierung dies alles zulassen konnte ist natürlich nochmal eine ganz andere Frage die dringend geklärt werden müsste. Zitat:Ein ordentlicher Tanker liefert so 150.000m³ LNG. Das entspricht 90 Mio m³ im gasförmigen Zustand oder grob (Leitungsverluste ignoriert) 900GWh. Heißt die Bundesnetzagentur rechnet damit, dass an unseren (dann ja ganz bestimmt verfügbaren) LNG Terminals ab 01/23 alle zwei, drei Tage ein größerer Tanker aufschlägt. Entladezeiten? Transitzeiten? Weltmarktlage? Ich weiß nicht wie das kommentieren soll ohne ausfallend zu werden. Geht mir genau so. Sind die wirklich so minderbemittelt und inkompetent oder ist das nur bewusste Täuschung?! Es ist einfach nur noch abenteuerlich !! RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 14.07.2022 @All Ich war nun mal unverschämt (ihr möget es mir verzeihen), ich habe - wie Quintus es durchaus vorgezeichnet hatte - kurzerhand den Energiedisput verlastet nach https://www.forum-sicherheitspolitik.org/showthread.php?tid=4422 (und hatte zunächst den falschen Thread erwischt, peinlich genug). Schneemann RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 14.07.2022 BLICK VON OSTEN: Aus einigen glaubhafteren russischen Quellen möchte ich anmerken, dass die ukrainische Offensive in Richtung Kherson anscheinend besser voran kommt als dies allgemein in den Medien wahrgenommen wird. Aber: die Ukrainer erleiden dabei angeblich sehr hohe Verluste, ganz allgemein wird ihr Vorgehen als zu agressiv und zu risikoreich beschrieben. Im Prinzip versuchen die Ukrainer mit aller Gewalt den Brückenkopf der Russen einzudrücken, weil sie damit ihre Front massiv verkürzen und auf den Fluss abstützen können, wenn sie dann die dort liegenden Brücken sprengen, würde das jede weitere russische Offensive in Richtung Odessa massiv behindern und verzögern. Entsprechend gehen besagte russische Quellen davon aus, dass das Ziel der ukrainischen Offensive keineswegs ist die ganzen bereits besetzten Gebiete wieder zu befreien sondern lediglich hier die Front zu arrondieren und den Fluss als neue Verteidigungslinie herzustellen. Der Kräfteansatz der Ukrainer soll erheblich sein, wesentlich mehr als die Russen für möglich gehalten haben. Wie von mir befürchtet verbrät die Ukraine hier anscheinend ihre Reserven zu einem zu frühen Zeitpunkt zumal eine Offensive der Russen Richtung Odessa jetzt noch gar nicht ansteht. Andererseits ist jetzt die russische Verteidigung dort so schwach wie sie nicht wieder sein wird, entsprechend könnte man schon argumentieren, dass die Gelegenheit den russischen Brückenkopf hier einzudrücken durchaus sinnvoll sein könnte. Um das korrekt beurteilen zu können fehlen natürlich jede Menge Informationen. Noch ein paar Einzelmeldungen: Zitat:In der Nacht zerstörten die Ukrainer einen Luftverteidigungsstützpunkt in der Nähe von Luhansk. Zitat:An der Front - nichts Neues. Die Kampfpause dauert an. Was den Austausch von Artillerie- und Raketenangriffen nicht ausschließt. Unsere Luftwaffe und unsere Raketentruppen streben danach, sich für die jüngsten "hochkarätigen" Niederlagen in unseren rückwärtigen Diensten zu "rächen". Leider habe ich keine Daten über die Wirksamkeit dieser Schläge, aber sie fügen dem Feind mit Sicherheit ernsthafte Verluste zu. Zitat:In den Richtungen Slawjansk, Sewersk und Sodedar drängen unsere Truppen (laut zahlreichen Berichten aus offenen Quellen (die "Titelgeige" in der Nähe von Soledar und Artemovsk wird dabei übrigens von "Wagner" gespielt) - weiter die Streitkräfte der Ukraine zurück. Der Feind wiederum deckt seine Einheiten und die kampfbereitesten Kräfte in Gebäuden und dicht besiedeltem Gebiet, wo auch seine Hauptkampflinien liegen. Zitat:Ich erwarte auch in naher Zukunft immer noch keine großen Erfolge im Donbass: Wenn hier (wie viele glauben) die Hauptoffensive der russischen Streitkräfte fortgesetzt wird, werden sie wieder langsam und blutig vorbereitete Verteidigungsstellungen „durchnagen“. Was meiner Meinung nach auch für den Feind von Vorteil ist (da er im Moment über eine viel größere menschliche Ressource verfügt und bald auch über westliche Waffen im Überfluss). Zitat:Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage muss ich meine eigenen Aussagen über die vorderste Front und die Kontrolle über Siedlungen widerlegen. Was dieses Mal besonders ärgerlich ist, weil dieselbe Quelle, die fest behauptete, dass Snigirevka unter Kontrolle der Ukrainer stehe, mir jetzt sagte, dass er heute dort war und das Dorf von unseren Streitkräften kontrolliert wird ... und ich setzte mich einmal wieder "in eine Pfütze ." Möge dies mir eine Lehre sein ... aber auch meinen Lesern: Es gibt zu viele weiße Flecken und Fehler in meinem „Mosaik“. Zitat:Der Feind startet weiterhin Raketenangriffe im Donbass. Anscheinend erwiesen sich die russischen Luftverteidigungssysteme, die bisher relativ viele Angriffe bewältigten, als unwirksam gegen massive Angriffe von HIMARS-Raketen. Heute brennt und detoniert Shakhtersk erneut. Stärker als beim letzten Mal. RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 18.07.2022 Eine Einschätzung zur Kombination von westlichen Systemen und westlicher Aufklärungsarbeit: Zitat:Die Ukraine profitiert von der westlichen Informationsüberlegenheithttps://www.nzz.ch/international/krieg-in-der-ukraine-westliche-informationsueberlenheit-ld.1694018 Schneemann RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 18.07.2022 Über die primitive russische Propaganda: https://www.youtube.com/watch?v=ZoUaDP3Z_O8 Wie diese Bundesrepublik aktuell im russischen Staatsfernsehen dargestellt wird: https://www.youtube.com/watch?v=4Ja5iJtYOPw Allgemein: https://www.youtube.com/watch?v=odUkeOhIy78 Es ist geradezu verblüffend dass man hierzulande glaubt, derartige Propaganda könnte Deutsche Wähler hierzulande derart beeinflussen dass man sich bemühte RT, Sputnik usw zu sperren. Was für ein Bild auf das geistige Niveau der eigenen Bürger anzunehmen, derartige Absurditäten könnten hierzulande irgendeine ernsthafte Wirkung entfalten. RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 18.07.2022 https://www.merkur.de/politik/nato-ukraine-news-krieg-russland-usa-waffen-ausbildung-cia-militaer-91664785.html Zitat:Wie ein Bericht der New York Times nun aufdeckt, befinden sich offenbar sehr wohl Nato-Einheiten und US-Agenten in der Ukraine. RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 19.07.2022 Zwei Filme über die Korruption in der russischen Armee (vieles natürlich schon bekannt, trotzdem sehr sehenswert): https://www.youtube.com/watch?v=8F0kSDV9U_E https://www.youtube.com/watch?v=i9i47sgi-V4 Über das Artillerie-Duell in der Ukraine: https://www.youtube.com/watch?v=EMEpxX7rS5I RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 19.07.2022 Diese Meldungen über CIA-Aktivitäten in der Ukraine sind eigentlich gar nicht so neu. Schon nach dem Untergang der Moskwa im April gab es da einige Spekulationen, dass US-Geheimdienstinformationen und Aufklärungsdaten eine Rolle gespielt haben. Und Ende Mai vermeldeten es auch Reuters und das ZDF. D. h. das, was der "Merkur" hier als große Neuigkeit darstellt, dürfte eigentlich dem geneigten Beobachter schon länger bekannt sein (und auch die Russen dürften dies wissen). Über was reden wir dabei bzw. was machen die "Kommandos"? Sie sammeln Daten. Das dürfte im Grunde jedem klar sein, dass es in der Ukraine von solchen Beobachtern genügend gibt, diese genauen Zieldatenübermittlungen fielen mir schon zu Beginn des Krieges auf und sie schienen mir schon da die ukrainischen Kapazitäten deutlich zu übertreffen. Sie bilden aus? Ja. Das ist aber kein Geheimnis. Sie begleiten Transporte bzw. Lieferungen aus dem Westen? Auch das dürfte eigentlich logisch sein. Und ich denke sogar, dass nicht nur Amerikaner, Briten oder Kanadier dort "herumturnen" (Copyright Nightwatch), sondern dass auch der eine oder andere Deutsche sich dort herumtreibt, zumindest wird das deutsche Gerät nicht selbstständig nach Lemberg fahren und "Advisors" für dieses Gerät dürfte sicher ebenso vor Ort sein. Nur hält sich die Bundesregierung darüber sinnvollerweise bedeckt. Zugleich ist es auch logisch, dass sich die Russen darauf gar nicht so arg stürzen. Wenn sie dies propagandistisch massiv ausschlachten würden, so könnte daraus abgeleitet werden, dass die Westmächte dort bereits gegen die Russen aktiv sind. Dies würde wiederum den ultranationalistischen Irrlichtern in die Hände spielen bzgl. deren Scharfmacherei gegen die derzeitige Kreml-Riege. Daran hätte aber der Kreml wiederum kein Interesse, weswegen man dies geflissentlich unter den Teppich kehrt, abgesehen vom medienwirksamen Vermelden, dass man ein HIMARS-Lager getroffen habe... Schneemann RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 19.07.2022 Ich hatte hier im Strang ja auch schon mal vor Monaten einen Text der Times vernetzt, nach dem SAS Soldaten in der Ukraine aktiv sind, sowohl mit Ausbildung als auch mit Aufklärung. Mir ging es auch nicht darum dass dies jetzt irgendeine Neuigkeit wäre, sondern darum, dass es dieser Fakt dass NATO Geheimdienste und NATO Soldaten in der Ukraine aktiv sind halt jetzt auch in deutschen Breitenmedien mal langsam ankommt. Deiner Analyse warum dies im russischen Staatsfernsehen et al peinlich verschwiegen wird teile ich, dass würde die ohnehin schon angespannte innenpolitische Lage noch weiter destabilisieren. Und die Ultranationalisten und Klerikalfaschisten thematisieren diese Umstände ja ohnehin schon viel zu weitgehend. RE: Russland vs. Ukraine - voyageur - 21.07.2022 Lagebericht zu den Operationen in der Ukraine 20. Juli 2022 La voie de l'epée (französisch) Publié par Michel Goya à 7/20/2022 Der Krieg in der Ukraine erlebt derzeit die geringsten militärischen Aktivitäten seit dem 24. Februar, zumindest auf der Landkarte, wo seit einer Woche nur sehr wenig Land den Besitzer gewechselt hat. [Bild: https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjFBy7Qqa-cBiHJdUpPJ5y8AiSlbruJ1wXoQMY6Xff4WVREf-7aSDOZ-dAcVDZvBiY_lE26HQ4V5JO_pk2Dz5USX1xwqpA-lEkEVEn3ZRJyV7g3vnDmL3h6bs7urb5YfW4TPA5rO8x5_rG24HXh2vi1_BCOIcwz0FFyXB4SN5aEFP-AZsYhhNhNX17e/w414-h273/Image1.png] An den verschiedenen Fronten beschränkten sich die - überwiegend russischen - Operationen auf Aufklärungsgefechte und die Einnahme oder Rückeroberung kleinerer Stellungen. Die überwältigende Mehrheit dieser kleinen Manöver fand rund um die neue russische Zielzone an den Ecken des Dreiecks Sloviansk-Siversk-Bakhmut statt. Nördlich von Sloviansk handelte es sich in Wirklichkeit vor allem um Aufklärungsarbeit rund um die Autobahn M03. Am interessantesten sind die Bemühungen um das Dorf Kurulka, etwa 20 km nordwestlich von Sloviansk, die darauf hinzudeuten scheinen, dass die Russen noch nicht aufgegeben haben, die Stadt von Westen her zu umschließen und den Schlüsselpunkt Barvinkove einzunehmen. Dieser gesamte Bogen wird noch immer von drei ukrainischen Brigaden, darunter die 3. Panzerbrigade, und mehreren Milizbataillonen fest verteidigt. Die nordöstlichen Ausgänge von Sloviansk gegenüber dem Waldgebiet des Donezflusses, einer schwierigen Annäherungsachse für die Russen, werden von der 95. Luftangriffsbrigade gehalten und verzeichneten keine besonderen Aktivitäten. Die wichtigsten Ereignisse fanden westlich von Sloviansk-Kramatorsk an der neuen Nord-Süd-Verteidigungslinie Seversk-Soledar-Bakhmut statt, die nach dem Rückzug von Lysychansk errichtet worden war. Die Linie selbst wird von fünf ukrainischen Brigaden gehalten, von denen drei die Kämpfe in der Tasche Sewerodonezk-Lysychansk erlebt haben, zweifellos sehr geschwächt sind und die relative Ruhe nutzen, um sich neu zu formieren. Sie werden nach vorne durch eine erste Stufe verschiedener Bataillone auf der Straße T1302 gedeckt. Die stärksten Kämpfe in den Dörfern 5-15 km von Seversk entfernt, das von der 128. Gebirgsbrigade gehalten wird, aber auch südlich von Bakhmut und östlich von Soledar fand eine starke Aufklärung statt. Die Aktivitäten in allen anderen Kampfgebieten von Charkiw bis Cherson sind vor Ort am geringsten, auch in letzterem Fall, wo die Ukrainer seit Wochen eine Offensive ankündigen. Dabei könnte es sich übrigens um ein Ablenkungsmanöver handeln, in diesem Fall war es erfolgreich, da die Russen den Sektor verstärkten. Die russischen Streitkräfte haben mit der Eroberung der Tasche Sewerodonezk-Lysychansk einen klaren Sieg errungen, und vielleicht ebenso wichtig wie die Eroberung selbst ist, dass sie den ukrainischen Streitkräften in dieser Schlacht empfindliche Verluste zugefügt haben. Oberst Markus Reisner (Österreich) schätzt, dass die ukrainischen Streitkräfte seit dem 25. Juni ein Viertel ihrer Manövereinheiten verloren hätten, größtenteils in der Schlacht von Severodonetsk-Lysychansk, während die russischen Streitkräfte im selben Zeitraum 15 Kampfgruppen zur Verstärkung erhalten hätten. Das Kräfteverhältnis der Manövereinheiten hätte sich dadurch von fast 1 zu 1,1 auf 1 zu 1,8 zugunsten der Russen verschoben. In Wirklichkeit ist es sehr schwierig, diese Entwicklung zu messen. Unbestritten ist jedoch, dass die ukrainischen Streitkräfte während der Schlacht hohe Verluste erlitten, insbesondere in der Rückzugsphase, in der mehrere Einheiten eingekesselt wurden und viel schweres Gerät zurückgelassen wurde. Es ist interessant, die Entwicklung der materiellen Verluste anhand der von der OSINT-Website Oryx dokumentierten Zerstörungszahlen zu betrachten. Wenn man diese sichtbaren Verluste für die Russen mit 1,3 multipliziert, um sich der Realität anzunähern, hätten die Russen von Mitte März bis Mitte April etwa 900 größere Kampffahrzeuge (Panzer und Infanteriekampffahrzeuge) verloren, im folgenden Monat 400, 300 und schließlich 250 im letzten Monat. Für die Ukrainer ergibt sich durch Multiplikation der Zahlen mit 2 (die ukrainischen Verluste sind weniger dokumentiert) für die gleichen Zeiträume 250, 200, 110 bzw. 90. Das Interessante an diesen Zahlen ist ihr Abwärtstrend. Die Veränderung der operativen Haltung vom Bewegungs- zum Stellungskrieg, bei dem man weniger materielle Verluste und oft auch weniger menschliche Verluste erleidet, erklärt den ersten Abwärtstrend. Der stetige Rückgang danach erklärt sich durch eine zunehmende Reduzierung des Umfangs der Operationen. Es wurde bereits auf das Prinzip der Schumpeterschen Krise hingewiesen, das eine Situation beschreibt, in der mit denselben Ressourcen und Praktiken immer weniger erreicht wird. Die Fläche, auf der man in der Ukraine große Angriffe anwenden kann, wird immer kleiner und die Zeit, um sie durchzuführen, immer länger. Es dauert mehrere Monate, um ein 30 x 50 km großes Gebiet wie Sewerodonezk-Lysychansk zu erobern, und mit den derzeitigen Mitteln kann jeweils nur eine große Operation dieser Art durchgeführt werden. Dies erklärt die derzeitige operative Pause, die die Russen benötigen, um ihre Kräfte und Bestände vor einer neuen Offensive wieder aufzufüllen. Die erforderlichen Ressourcen wurden bereits beschrieben. Seit 1915 ist bekannt, dass in einem Stellungskrieg vorgeschobene Kräfte und ein gutes rückwärtiges Netz erforderlich sind. An der Front, um eine befestigte Linie einnehmen und überwinden zu können, braucht man schwere Artillerie, um die Verteidigung durch kurze und massive Überwältigung außer Gefecht zu setzen, und Sturmtruppen, um diese Außergefechtsetzung auszunutzen. Diese Sturmtruppen sind sowohl gepanzert, wenn das Gelände das Vorrücken von gepanzerten Fahrzeugen zulässt, als auch zu Fuß unterwegs. Ihre Aufgabe ist es, die Verteidigungslinie einzunehmen, und zwar möglichst vollständig, um Platz für mobilere Truppen zu schaffen, die einige Kilometer zu Fuß gehen oder getragen werden, wenn es möglich ist, weiter vorzudringen, und die den Durchbruch im freien Gelände ausnutzen. Das Problem ist, dass es in diesem Stellungskonflikt nur selten gelingt, einen Durchbruch zu erzielen. Die Einnahme von Popasna Mitte Mai durch die Russen ist ein seltenes Beispiel dafür und dennoch gelang auf wenigen Kilometern ein Durchbruch, der sich als entscheidend für den weiteren Verlauf der Schlacht herausstellte. Im Hinterland braucht man ein gutes Netzwerk, um die Front mit Ressourcen zu versorgen, und die erste Ressource in einem Stellungskrieg sind Artilleriegeschosse. Man braucht also einen Granatenfluss per Zug und LKW vom Hinterland zur Front. Man muss auch in der Lage sein, sich seitwärts zu bewegen, um sehr schnell jeden Punkt der Front verstärken zu können, sowohl im Angriff als auch in der Verteidigung. Dies war 1918 der Unterschied zwischen der deutschen Methode, die es ermöglichte, sehr mächtige Angriffe aufzubauen und befestigte Linien zu erobern, und der französischen Methode des schnellen seitlichen Manövrierens, die es ermöglichte, jedem Durchbruch entgegenzuwirken und dann sehr schnell kleinere Angriffe zu organisieren, um die Initiative zu behalten. Der Feldzug wird also an der Front und in der Tiefe entschieden. [Bild: https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjHQG6G4vHKvedLEm3V5o1skPiOdh3Ksi5ZOKkZH-bs9QSxru2A1K6kUaw5JQFeJ_7dmBr4LRr2_mxgXo1fM_l58PrZKN7tJ1o-T3eqI5bvwhECPcgys7slCgfPy1PSHNlbRv6iaALxSt3eWrhnTV7yGzByqoWyrydEG0mVadDlryuo2iYI8060Ju24/w363-h293/FYEWtxEXoAIz9wn.jpg] Wir haben bereits ausführlich über die Kämpfe an der Front gesprochen, die die Frontlinien in Bewegung bringen und die nun etwas ins Stocken geraten sind. Machen wir nur zwei Bemerkungen. Die erste ist, dass der Stellungskampf auf ukrainischer Seite nicht auf die gleiche Weise geführt werden kann wie auf russischer Seite. Es ist schwer vorstellbar, dass die Ukrainer Cherson vollständig mit Granaten überziehen, um es einnehmen zu können. Sie müssen präzise Feuermittel und eine ausgezeichnete Sturmtruppe mit ausgezeichneter Fähigkeit zur Zusammenarbeit zwischen den Waffen einsetzen. In großem Maßstab wird ohnehin nichts wirklich möglich sein, solange die Russen den Himmel massiv durch Flugzeuge und Granaten nutzen können. Hier kommt die neue Ausrüstung ins Spiel, die vom Westen und damit zu 70 % von den Amerikanern geliefert wird. Interessanterweise hatten unter den kürzlich gelieferten Waffen die 250 polnischen T-72-Panzer (ein größerer Bestand als der des französischen Heeres), die in den ukrainischen Panzerbrigaden in den Regionen Cherson und Charkiw eingesetzt wurden, kaum eine spürbare Wirkung. Der Einsatz von NASAMS-Flugabwehrsystemen (Norwegian Advanced Surface to Air Missile System) könnte durch die Lockerung des russischen Luftdrucks größere Bedeutung erlangen. Die zweite Bemerkung betrifft die Bedeutung von Wasserläufen in diesen Kämpfen, wie die Flüsse Donez oder Bakhmutovka im Donbass oder Inhoulets in der Region Cherson, ganz zu schweigen vom Dnepr oder sogar vom Dnjestr. Die Überquerung von Flüssen war in den frühen 1970er Jahren, als man sich auf den Kampf gegen den Warschauer Pakt in Mitteleuropa vorbereitete, fast schon eine Obsession. Damals war man sehr erschrocken, als die Sowjets ein Infanterie-Kampffahrzeug, den BMP, in Dienst stellten, das Flüsse überqueren konnte. Wir versuchten, es ihnen gleichzutun, indem wir ähnliche Fahrzeuge wie den AMX-10P entwickelten, bis wir feststellten, dass wir die Panzerung geopfert hatten, um schwimmen zu können, dass dies jedoch äußerst schwierig zu bewerkstelligen war (10 % der Flussufer waren geeignet). Die Fähigkeit der Ingenieure, schnell Brücken zu bauen, war viel nützlicher. In Frankreich verfügte man damals über diese Fähigkeit, bevor man sie aus Sparsamkeit und weil sie in Afghanistan und in der Sahelzone wenig nützlich war, aufgab. In der Ukraine wird diese Fähigkeit wiederbelebt, denn wer die Fähigkeit besitzt, sehr schnell stabile Brücken zu bauen, verfügt über einen offensiven Trumpf, der fast so wichtig ist wie eine gute schwere Artillerie. Der Dnepr ist zudem manchmal so breit, dass seine Überquerung sogar eine amphibische Operation wäre, insbesondere in der 200 km langen Zone von Nova Kakhovka östlich von Cherson bis Saporoschje. Es wäre eine große Chance für die Ukrainer, wenn sie über die Mittel verfügen würden, um eine solche Operation in diesem kaum verteidigten Gebiet durchzuführen. Vielleicht kommt dies zu einem späteren Zeitpunkt. Der Feldzug in die Tiefe ist im Moment und zum ersten Mal in diesem Krieg der wichtigste. Es wird derzeit viel über die Rolle der westlichen Langstreckenartillerie und insbesondere der Mehrfachraketenwerfer HIMARS oder M-270 gesprochen, die es den Ukrainern zusammen mit den Überresten ihrer ehemals sowjetischen MRLs und manchmal dem Einsatz einiger Flugzeuge ermöglichen, das russische rückwärtige Netz zu treffen. Es sei daran erinnert, dass es sich hierbei in erster Linie um den Erwerb eines Trumpfs handelt, über den die Russen mit ihrer Luftüberlegenheit und ihren großen MRL-Kräften bereits verfügen. Die Russen treffen bereits die hinteren Logistikpunkte und -ströme und sogar in der großen Tiefe des gesamten ukrainischen Territoriums mit Raketen, was die feindliche Manövrierfähigkeit stark beeinträchtigt. Die Ukrainer taten dies auch, aber mit viel weniger Mitteln und der politischen Schwierigkeit, in Russland zuzuschlagen, um keine Eskalation, d. h. konkret eine russische Generalmobilmachung, zu provozieren. Die westliche Artillerie, kombiniert mit einer besseren Aufklärungsfähigkeit, verleiht nun auch den Ukrainern diesen Trumpf, die nun im Vergleich zu den Russen genau auf der Hälfte des von den Russen gehaltenen Gebiets in der Ukraine zuschlagen können. So wurden mehrere russische Commandments getroffen, Brücken - wie die Antoniwka-Brücke in der Nähe von Cherson -, Luftwaffenstützpunkte und vor allem seit zwei Wochen Granatdepots. Dies ist keine Wunderwaffe, da es den Russen immer möglich ist, sich an die Bedrohung anzupassen, aber genau diese Anpassung stellt ein erstes Ergebnis dar. So sind die Russen gezwungen, ihre Depots zu verteilen und von der Frontlinie weg in die Nähe der Küste zu verlegen, was die Zeiträume erheblich verlängert, wenn sie nicht über viel mehr LKWs verfügen. Größere Streckungen erfordern auch einen höheren Anteil an Treibstoff im Vergleich zu den Granaten. Wie auf ukrainischer Seite verlangsamt dies die Operationen, beschleunigt aber gleichzeitig den Vormarsch auf den Omega-Punkt, den Zeitpunkt, an dem ein Angriff aufgrund von Granatenmangel nicht mehr möglich ist. Der Feldzug in die ukrainische Tiefe führte zu einem ersten strategischen Ergebnis, indem die Russen von der Schlangeninsel und der Westseite des Schwarzen Meeres vertrieben wurden. Es werden sogar russische Schiffe vom Stützpunkt Sewastopol zum Stützpunkt Noworossijsk verlegt, wahrscheinlich aus Angst vor der amerikanischen Lieferung von ATACMS-Raketen mit 300 km Reichweite, die von LRM aus gestartet werden können. Diese russische Entfernung ermöglicht es, einen Teil des wertvollen Weizens, der in Odessa festsitzt, entlang der Küste und dann über die Donau zu transportieren. Es gibt also auf russischer Seite eine Diskrepanz zwischen Operationen, die aufgrund der schwieriger zu beschaffenden Ressourcen immer langsamer aufgebaut werden können, und der Notwendigkeit, die Eroberungsziele, d. h. zumindest das Gebiet Sloviansk-Kramatorsk, so schnell wie möglich zu erreichen, bevor man in eine leichter zu haltende Verteidigungshaltung übergeht. Man stellt sich also die Konzentration und genaue Organisation aller noch verfügbaren Mittel um dieses Ziel herum vor, was einige Verzögerungen erfordert, und dann ihren vollen Einsatz in unterbrochener Weise durch eine Reihe von "Angriffsboxen" bis Ende August und vielleicht September. Danach wird es möglich sein, einen Waffenstillstand vorzuschlagen und auf die Ermüdung der westlichen Öffentlichkeit angesichts der durch die Konfrontation mit Russland auferlegten Zwänge und Anstrengungen zu setzen, um die Hilfe für die Ukraine zu reduzieren. Der "Wintergeneral" war schon immer einer der besten russischen Generäle. Veröffentlicht von Michel Goya in 7/20/2022 RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 22.07.2022 Die Beiträge zu den Drohnen habe ich in den UCAV Strang verschoben, also hierhin: https://www.forum-sicherheitspolitik.org/showthread.php?tid=1648&page=74 Schneemann: wenn du geneigst wärst könntest du deine Anmerkung ja auch noch in einem eigenen Post dort eintragen, und sie hier entsprechend einfach rauskopieren. https://www.npr.org/2022/07/20/1112414884/corruption-concerns-involving-ukraine-are-revived-as-the-war-with-russia-drags-o?t=1658491879078 Corruption concerns involving Ukraine are revived as the war with Russia drags on JOMINI (hatte Corona und lässt sich diesbezüglich für die Unterbrechung seiner Arbeit entschuldigen, ernsthaft) https://twitter.com/JominiW/status/1550308087155810305?cxt=HHwWgoCztbm_5oMrAAAA Zitat:Gesamtkarte: Und natürlich immer einen Blick wert: https://militaryland.net/ Insbesondere finde ich die folgende Meldung relevant, dass die Ukraine weitere Einheiten in den Donbass wirft. Statt diese als Reserve zurück zu halten oder bei Kherson anzusetzen: https://militaryland.net/ukraine/ukraine-moves-fresh-brigades-to-donbas/ RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 22.07.2022 @Quintus Habe es rüberkopiert. Anbei im Kontext des Themas Informationsgewinnung noch eine Einschätzung zur (normalerweise sehr gut entwickelten) russischen HUMINT-Befähigung innerhalb Europas: Zitat:Russia's Ukraine war effort running 'out of steam' as Putin's ability to spy in Europe cut in half, MI6 chief sayshttps://edition.cnn.com/2022/07/21/politics/mi6-chief-russia-spying/index.html Und noch ein Nachtrag - in Deutschland wird über Gas nachgedacht (das anscheinend nun wieder teils fließt), in Polen geht es eher um Kohle (Artikel teils hinter Anmeldeschranke)... Zitat:FOLGEN DES UKRAINEKRIEGShttps://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/polen-geht-die-kohle-aus-folgen-des-ukraine-kriegs-18187314.html Schneemann RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 22.07.2022 Zitat:has lost its ability to spy in Europe "by half" following the expulsion of more than 400 Russian intelligence officers from cities across Europe and the arrest of several deep-cover spies posing as civilians Das ist wirklich eine gute Entwicklung, aber das könnte man sogar noch forcieren und weiter voran treiben. Der Einfluss dieser Kreise beispielsweise auf russische Kampfsportgruppen etc in dieser Bundesrepublik müsste vollständig abgestellt werden. |