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Israel vs Türkei - Druckversion +- Forum-Sicherheitspolitik (https://www.forum-sicherheitspolitik.org) +-- Forum: Hintergründe (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=97) +--- Forum: Krisen, Konflikte und Kriege (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=99) +--- Thema: Israel vs Türkei (/showthread.php?tid=7513) Seiten:
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Israel vs Türkei - Quintus Fabius - 07.01.2025 Über einen möglichen zeitnahen Krieg zwischen der Türkei und Israel - insbesondere zwischen der Türkei zusammen mit ihren syrischen Marionetten gegen Israel: Zitat:Eine von der israelischen Regierung eingesetzte Kommission warnt, dass es zu einem Krieg mit der Türkei kommen könnte - und rät Israel, sich darauf vorzubereiten. https://www.youtube.com/watch?v=bDacO8VE2dc In diesem Kontext könnten auch die Gasfelder im Ostmittelmeer eine Rolle spielen, da Israel hier ja auf der Seite der Gegner der Türkei steht. Die syrische Frage könnte im weiteren ebenfalls schnell zu einem Krieg mit der Türkei führen, insbesondere wenn Israel anfangen sollte die Kurden massiv zu unterstützen, was aktuell in Israel diskutiert wird. Mögliche Kriegsgegner: Türkei plus Islamisten in Syrien gegen Israel plus Kurden Noch ein paar Vernetzungen in diesem Kontext: https://jinsa.org/israel-vs-turkey-the-intensifying-middle-east-power-struggle/ https://www.globalfirepower.com/countries-comparison-detail.php?country1=israel&country2=turkey https://www.wsj.com/world/middle-east/syria-us-ally-tension-israel-turkey-a8706228 RE: Israel vs Türkei - Skywalker - 07.01.2025 (07.01.2025, 21:05)Quintus Fabius schrieb: Über einen möglichen zeitnahen Krieg zwischen der Türkei und Israel - insbesondere zwischen der Türkei zusammen mit ihren syrischen Marionetten gegen Israel: Eigentlich kein Wunder bei den Visionen der rechtsradikalen Messianisten in Israel. Alleine schon die Tatsache das Israel sein Militär zu 70 % offensiv ausrichten möchte zeigt das es um weit mehr als den Selbstschutz geht. Vor allem in einer Region wo es keine richtigen Gegner für Israel gibt ! Die Hisbollah ist jetzt abgeschnitten vor weiteren Waffenlieferungen aus dem Iran und der Iran selbst verfügt nicht mal über die Kapazitäten in der Flugabwehr um einen Angriff der israelischen Luftwaffe auf das eigene Terretorium abwehren zu können. Schon 2009 hat mir der Cousain meiner Mutter der in der Türkei lebt erzählt, dass Israel vor hat sein Terretorium bis in die Südosttürkei auszuweiten. https://x.com/incontextmedia/status/1844829458487762983 https://x.com/ME_Observer_/status/1773948942415204450 https://x.com/ju_khatib/status/1870406685652557928 https://x.com/Wolfgang736751/status/1866042238037582334 Dieser Tweet ist von einem Enthusiasten aus dem Jahr 2019 https://x.com/gucluakpinar/status/1211433495588933632 die Ankündigung der Erdogans das Raketenarsenal der Raketen mit einer Reichweite von mehr als 800 km weiter auszubauen und die Entwicklung der Raketen mit einer Reichweite von mehr als 2000 km dürften auch in diesem Zusammenhang stehen. https://forum-sicherheitspolitik.org/showthread.php?tid=623&pid=251689#pid251689 RE: Israel vs Türkei - Pogu - 07.01.2025 Das Konzept der sogenannten "Vorwärtsverteidigung" ist in Israels Sicherheitsdoktrin zentral. Geografisch ist Israel ein kleines Land, dessen engste Stelle nur 16 Kilometer breit ist. Es fehlt daher an notwendiger Tiefe, die für einen Verteidigungskampf unverzichtbar wäre. Es ist für Israel einfach unmöglich Angriffe im eigenen Gebiet aufzufangen. Hinzu kommt, daß große Teile des Landes sehr dicht besiedelt sind, was die Verteidigung zusätzlich behindert und eine viel höhere Gefährdung der Zivilbevölkerung mit sich bringt. Daher muß das Ziel sein, jedes Kriegsgeschehen von israelischem Territorium fernzuhalten. Vorwärtsverteidigung ist in diesem Sinne keine Option, sondern die einzige Überlebensstrategie. Und Offensivmaßnahmen sind die logische Unausweichlichkeit dieser Verteidigungsstrategie. Diese Maßnahmen als übertrieben oder hegemonial anzusehen, ignoriert die einzigartigen Sicherheitsanforderungen Israels. Beinahe jeder Krieg in der Vergangenheit des Staates war eine Situation, in der die Vorwärtsverteidigung entscheidend war. Der Sechstagekrieg von 1967 ist wahrscheinlich das klarste Beispiel. Die Israelis haben praktisch keine Reaktionszeit und keinen Raum und wehren sich so gegen ihre vollständige Vernichtung - das Ziel aller ihrer Feinde. RE: Israel vs Türkei - Skywalker - 08.01.2025 (07.01.2025, 23:49)Pogu schrieb: Das Konzept der sogenannten "Vorwärtsverteidigung" ist in Israels Sicherheitsdoktrin zentral. Geografisch ist Israel ein kleines Land, dessen engste Stelle nur 16 Kilometer breit ist. Es fehlt daher an notwendiger Tiefe, die für einen Verteidigungskampf unverzichtbar wäre. Es ist für Israel einfach unmöglich Angriffe im eigenen Gebiet aufzufangen. Hinzu kommt, daß große Teile des Landes sehr dicht besiedelt sind, was die Verteidigung zusätzlich behindert und eine viel höhere Gefährdung der Zivilbevölkerung mit sich bringt. Jedenfalls geht es hier um weit mehr als nur den Gazastreifen und das Westjordanland ! Man muss sich nur die Dimensionen vorstellen, alleine wie viele Millionen Menschen auf den Gebiet leben die dann dort keinen Platz mehr haben würden ! Den Israelis wäre klar das alleine durch den möglichen Widerstand, sie das Gebiet nicht ewig halten können ! Eines kann ich dir sicher sagen , in Europa und den USA sind die Menschen auch nicht willkommen ! Hier spielt lange nicht nur die Vorwärtsverteidigung eine Rolle, sondern auch Messianische Endzeitvisionen. Hier ein Beitrag von Arte(dürfte Seriös sein). https://x.com/S_Ibrahimkhil/status/1855612722148192439 RE: Israel vs Türkei - Pogu - 08.01.2025 Um kein Mißverständnis aufkommen zu lassen: Gebietsgewinn ist im Zusammenhang mit Vorwärtsverteidigung weder Mittel und noch weniger Ziel, sondern die Verlagerung sämtlicher Kampfhandlungen auf Feindgebiet. RE: Israel vs Türkei - Schneemann - 08.01.2025 Ergänzend: Wir haben einen ähnlichen Strang zu dem Thema, ist schon etwas älter (ggf. zusammenlegen): https://www.forum-sicherheitspolitik.org/showthread.php?tid=4828 @Skywalker Zitat:Schon 2009 hat mir der Cousain meiner Mutter der in der Türkei lebt erzählt, dass Israel vor hat sein Terretorium bis in die Südosttürkei auszuweiten.Entschuldige, aber das ist Humbug. Wenn ich lange genug herumsuche, dann finde ich sicher Proponenten, die mir erzählen, dass die Israelis den Elbrus in Mt. Zion umbenennen und sich in Südfinnland mit Trump treffen wollen, nachdem der sich Grönland, die Barentssee und Nordskandinavien unter den Nagel gerissen hat. Nochmal: Israel hat ca. zehn Mio. Einwohner, damit werde ich sicher nicht den halben Nahen Osten mit über 1 Mio. Quadratkilometer und mit hunderten Millionen Einwohnern irgendwie kontrollieren können, geschweige denn "urbar" machen können (wollen). Von der Unzulänglichkeit des öden, wüstenähnlichen Terrains rede ich nicht mal. Schneemann RE: Israel vs Türkei - Quintus Fabius - 08.01.2025 Es spielt ja gar keine Rolle, ob das tatsächlich die Pläne Israels sind oder nicht, so was wird halt einfach seit Jahren bereits in der Türkei in der Bevölkerung bewusst verbreitet. Ich kenne etliche Türken die exakt das gleiche von sich geben und gegen jede Gegenargumenation weitgehend immunisiert sind. Man bereitet auf diese Weise halt einen möglichen Krieg vor, indem man die Bevölkerung entsprechend dafür einstellt. Zudem werden solche Ansichten auch in praktisch allen anderen Nachbarstaaten von Israel ganz bewusst verbreitet, um die Menschen dort gegen Juden im allgemeinen aufzuhetzen. Das ist halt ein wirkmächtiges Narrativ, also ein politischer Mythos. Dieser muss daher gar nicht wahr sein, er muss lediglich funktional sein im Sinne seiner Zielsetzung. Die Türkei wittert hier jetzt Morgenluft nach dem Sturz Assads und der sehr starken Schwächung der iranischen Bündnisse in der Region. Man will die Saudis und andere als Anführer der radikalen Sunniten ablösen und über Islamisten und sunnitische Araber die eigenen neo-osmanischen Träume verfolgen und zugleich die Kurdenfrage lösen. Und dafür braucht man einen äußeren absolut bösen Feind, um diese eigenen Ziele legitimieren zu können und die Juden bieten sich hierfür halt besonders an. Damit kann man dann jedwede eigene Aggression und jedes eigene Großmachtstreben legitimieren und damit die Motivation in der Bevölkerung dafür erzeugen. Erst letzte Woche sprach ich mit einem Türken, der ebenfalls sich absolut sicher ist, dass es innerhalb der nächsten zwei Jahre unabwendbar zum Krieg mit Israel kommen wird. Das ist eine recht weit verbreitete Haltung. Dazu noch die Einstellung, dass die Türkei die stärkste Militärmacht sei und Israel in seine Schranken weisen werde und wenn die Juden nicht klein beigeben, dann werde man die Juden vernichten usw usf Das ist unter Türken meiner Wahrnehmung nach eine um sich greifenden Haltung, und das befördert natürlich die Wahrscheinlichkeit eines Krieges. Zumal Erdogan mit einem solchen bzw. mit dem künstlichen Konflikt welchen er da die ganze Zeit heraufbeschwört die Inneren Probleme der Türkei übertünchen und die Türken mit ihrem eigenen Nationalstolz blenden (verblenden) kann. RE: Israel vs Türkei - Pogu - 08.01.2025 Schon vor zehn Jahren hat mir ein Syrer erzählt, daß er in seiner Heimat gegenüber einem Greißler beanstanden wollte, daß sich anstatt der angegebenen 10 Semmeln lediglich 9 in der Verpackung befanden. Dieser verteidigte sich damit, daß der Mossad oft die zehnte Semmel entfernt um Unmut unter die Syrer zu bringen - und er solle sich nicht vom Mossad verführen lassen. Es war einfach nur grotesk, aber der Erzähler meinte, dagegen konnte man damals überhaupt nicht argumentieren, weil der Mossad für jeden Mangel, für jeden Fehler und für jedes Versagen verantwortlich gemacht wurde und damit als verbürgt omnipräsent und diabolisch angenommen werden musste. Und wir wissen alle was das bedeutet: Heute die zehnte Semmel, morgen der zweitgrößte Flächenstaat der Welt. RE: Israel vs Türkei - Skywalker - 08.01.2025 Es hat eine mysteriöse Todesserie von Ingeneuren der Firma Aselsan gegeben die an dem nationalen IFF System gearbeitet haben. Zitat:Learn the story of the 8 Aselsan Defense Engineers who died in mysterious accidents https://www.nabamart.com/2021/11/learn-story-of-8-aselsan-defense.html Zitat:Turkish F-16s now able to hit Israeli planes": since when IFF can prevent a fighter from firing a missile? https://theaviationist.com/2011/09/19/turkey-iff/ Zitat:Turkish Prime Ministry Inspection Board cites ‘telekinesis’ as possible cause of mysterious suicides https://www.hurriyetdailynews.com/turkish-prime-ministry-inspection-board-cites-telekinesis-as-possible-cause-of-mysterious-suicides--52081 @QuintusFabius Die Türkei betreibt in Syrien nicht mehr als eine reine Geopolitik, hier bei spielen auch sicherheitspolitische Erwägungen, Handelswege und Energiekorridore eine Rolle. Israel handelt genauso aus eigenen sicherheitspolitischen Erwägungen, vor allem auch bei der aktuellen Regierungen aufgrund messianischer Endzeitvorstellungen heraus. Das dies zu einem Konflikt führt, braucht da nicht weiter zu verwundern. Das ist eine regionale Dynamik die nicht mit der Regierung in der Türkei zu tun hat. Wenn die Türkei wollte könnte man theoretische gesehen, Fliegerfäuste, F&F ATGM, Nachtsichtgeräte und Sturmgewehre aus eigener Entwicklung und Fertigung an die Hamas liefern. Würde die Verluste an Panzern, Infantrie definitiv erhöhen. Der ein oder andere IDF Kampf/Hubschrauber würde zum Opfer fallen und IDF Drohnen. RE: Israel vs Türkei - KheibarShekan - 08.01.2025 Die Türken stoßen gemeinsam mit türkischen Nationalisten und arabischen Islamisten in Syrien in eine Tür, die ihnen die USA, UK, D, F und Israel ja auch nicht ganz ausdrücklich hätten öffnen müssen. Der Westen hat mit der Türkei, den USA und Israel gleich 3 Bojen in Syrien abgesetzt von denen potentiell 2 am selben Seil hängen. So einfach ist das am Ende. Die türkische Machtexpansion sowohl in Syrien als auch in Libyen ist nicht nur intrinsisch getrieben, sondern durch äußere Faktoren gewollt. Es war weniger entscheidend für die Zukunft Syriens, wen Erdogan für legitim erklärt. Für die Geschichtsbücher (und nicht das einer meint, es wäre der erste Eintrag dieser Art), es waren die USA, die EU und Golfaraber, die den heutigen Ex-Kommandeuren des IS einen Freibrief über die syrischen Regierungsgeschäfte erteilten, indem sie diese Fraktion zu den legitimen Machthabern erklärten. Man hatte genau das jahrelang als anti-westliche Unterstellungen abgetan, die man angeblich nicht beweisen könne. Nur zum Vergleich. Die Houthis herrschen im Jemen schon eine Weile über ~70% der jemenitischen Bevölkerung, während die vom Westen anerkannte Regierung nur etwa die Hälfte des verbliebenen Teils mit Hilfe ausländischer Contractors und Al-Kaida kontrolliert. Man ist ja hierzulande schon wirklich moralisch flexibel, um ein und die selbe Al-Kaida einerseits als das Böse Schlechthin (9/11, Afghanistan, Irak) und ein paar Tage später und km weiter als offizielle und legitime Vertreter zu behandeln. Tatsächlich Böse ist in Wahrheit aus westlicher Sicht am Ende wahrscheinlich auch gar nicht der Islamist, der Diktator, der Kriegsverbrecher, sondern derjenige der nicht die richtigen Lieder anstimmt. Was genau soll man der Türkei vorwerfen? Die Türken haben aber tatsächlich den schwarzen Peter indirekt zugeschoben bekommen, die Verantwortung für dieses vermeintliche Experiment zu tragen, während die Israelis ihnen das Wasser am Berg Hermon und die USA+Kurden das Öl im Osten wortwörtlich abgraben. Das liegt auch im türkischen Interesse, weil sich das syrisch-kurdische Thema über weite Strecken von türkischen Sicherheitsinteressen nicht trennen lässt. Das wird sich aber für Erdogan und seine HTS als eine strategische Falle erweisen. Entweder sie verraten ihren Kern, oder den Rest. Die in- und ausländischen Interessen an Syrien garantieren wohl noch für eine Weile entsprechende politischer Spannung, Intrigen und Kosten. Die Türken nutzen hier aktuell aber eine Gelegenheit zur Einflussnahme, die man ihnen ausdrücklich eingeräumt hat. Hätten die USA und Israel die HTS weiterhin als Terroristen deklariert, am Vormarsch gehindert. die Entwaffnung gefordert, dann hätte die Türkei ja auch nichts dagegen gemacht, nichts tun können, sondern allenfalls auf eine bessere Gelegenheit gewartet. So rühmt man sich einer Spielkarte in Syrien, die man insofern ja nicht ganz alleine gelegt hat. Ebenso ist es sehr leicht gesagt, dass die Türken der Hamas zukünftig Waffensysteme zur Verfügung stellen könnten. Warum haben sie es dann nicht längst getan? Die Hamas ist seit je her mindestens 30% ein türkisches Projekt. Der Ärger lohnt sich einfach nicht. Die Türkei nutzt den Konflikt zwischen Israel und den Arabern medial so lange es exakt nichts kostet. Währenddessen kaufen sie geklautes Öl von ihren eigenen, vermeintlichen kurdischen Feinden in Syrien und Irak ab und liefern dieses Öl an ihre vermeintlichen israelischen Feinde. Man möge meinen, dies wäre logistisch und politisch wesentlich schwieriger zu bewerkstelligen. Die Türkei hatte gemeinsam mit Katar (unter israelischer Beobachtung) die sunnitischen Muslimbrüder der Hamas politisch aufgebaut, finanziell getragen und im Gaza-Krieg große Töne gespuckt. Aber weder die Türkei, noch ihre nationalistische und radikal-sunnitische Klientel in Syrien hat diesbezüglich irgendetwas gegen Israel unternommen, um den medial so umfangreich angedeuteten Schutzmachtstatus gegenüber ihren Glaubensbrüdern, sunnitische Muslimbrüder, in Palästina auch umzusetzen. Von nix, kommt nix. RE: Israel vs Türkei - Skywalker - 09.01.2025 (08.01.2025, 15:12)KheibarShekan schrieb: Die Türken stoßen gemeinsam mit türkischen Nationalisten und arabischen Islamisten in Syrien in eine Tür, die ihnen die USA, UK, D, F und Israel ja auch nicht ganz ausdrücklich hätten öffnen müssen. Der Westen hat mit der Türkei, den USA und Israel gleich 3 Bojen in Syrien abgesetzt von denen potentiell 2 am selben Seil hängen. So einfach ist das am Ende. Die türkische Machtexpansion sowohl in Syrien als auch in Libyen ist nicht nur intrinsisch getrieben, sondern durch äußere Faktoren gewollt. Es war weniger entscheidend für die Zukunft Syriens, wen Erdogan für legitim erklärt. Für die Geschichtsbücher (und nicht das einer meint, es wäre der erste Eintrag dieser Art), es waren die USA, die EU und Golfaraber, die den heutigen Ex-Kommandeuren des IS einen Freibrief über die syrischen Regierungsgeschäfte erteilten, indem sie diese Fraktion zu den legitimen Machthabern erklärten. Man hatte genau das jahrelang als anti-westliche Unterstellungen abgetan, die man angeblich nicht beweisen könne. Das Assad Regime war ohnehin am schwächeln und es wurde in den Jahren 2015/16 mehr oder weniger durch russische und iranische Hilfe gerettet. Mit dem Krieg in der Ukraine und dem Libanon Krieg Israels letztes Jahr haben sich die Verhältnisse verändert, die Hisbollah war durch den Krieg im Libanon gebunden und wurde durch diesen Krieg geschwächt. Die Rebellen der HTS und SNA haben nur die Gunst der Stunde genutzt, auch Russland konnte wegen der Ukraine keine größeren Ressourcen für Syrien bereitstellen. Syrien bietet der Türkei auf der anderen Seite die Chance neue Handelskorridore in den nahen Osten zu eröffnen von dem man nach den Ende des osmanischen Reiches Abgeschnitten war. Zugleich ist es auch eine Vorwärtsverteidigung, damit sich gegnerische Mächte die das Ziel der Teilung der Türkei beabsichtigen sich nicht im YPG Gebiet festsetzen können. Was die Sache mit der Hamas angeht, so würde sich die Türkei durch eine Bewaffnung der Hamas dem Risiko einer internationalen Isolation aussetzen ! Militärisch hat man auch nicht die Ressourcen dazu, fast 600 km entfernt vom türkischen Staatsgebiet einzugreifen. Da möchte ich gleich fragen: Was machen den die arabischen Staaten ? Die sind viel näher dran als die Türkei ! RE: Israel vs Türkei - lime - 09.01.2025 (09.01.2025, 16:12)Skywalker schrieb: Das Assad Regime war ohnehin am schwächeln und es wurde in den Jahren 2015/16 mehr oder weniger durch russische und iranische Hilfe gerettet. Mit dem Krieg in der Ukraine und dem Libanon Krieg Israels letztes Jahr haben sich die Verhältnisse verändert, die Hisbollah war durch den Krieg im Libanon gebunden und wurde durch diesen Krieg geschwächt. Die Rebellen der HTS und SNA haben nur die Gunst der Stunde genutzt, auch Russland konnte wegen der Ukraine keine größeren Ressourcen für Syrien bereitstellen. Und wie stark wären diese Rebellen denn ohne türkische Rüstungsgüter und ausländische Söldner gewesen? Vermutlich sind nicht einmal 20% dieser Rebellen gebürtige Syrer. RE: Israel vs Türkei - Schneemann - 11.01.2025 Ich finde den Strang nachwievor tendenziell einseitig aufgezogen und ehrlich gesagt unzweckmäßig. Aber gut... Ergänzend (nur um weiter den Aspekt des Öl-Hineingießens zu befeuern): Zitat:Erdogan doubles range of Türkiye's ballistic missile programmehttps://www.janes.com/osint-insights/defence-news/weapons/erdogan-doubles-range-of-turkiyes-ballistic-missile-programme Und um die Provokation dezidiert weiter zu treiben: @Skywalker Zitat:Wenn die Türkei wollte könnte man theoretische gesehen, Fliegerfäuste, F&F ATGM, Nachtsichtgeräte und Sturmgewehre aus eigener Entwicklung und Fertigung an die Hamas liefern. Würde die Verluste an Panzern, Infantrie definitiv erhöhen. Der ein oder andere IDF Kampf/Hubschrauber würde zum Opfer fallen und IDF Drohnen.Nun, du hast recht. Nehmen wir also einmal den Extremfall. Es wäre für die Türkei - wie du völlig korrekt angemerkt hattest - durchaus schwer, über hunderte Kilometer Seeweg Waffen an eine Terrorgruppe wie die Hamas zu liefern, zumal die israelische Marine solcherlei Absichten sehr leicht unterbinden könnte. Insofern: Lohnt es sich also? Ich bin nun mal wieder etwas gemein - jenseits des offenen Krieges - und interpretiere die Israelis als harte Gegenspieler: Im "Gegenzug" für die türkische Akzeptanz und den Support des militanten Islamismus bzgl. Hamas und Islamischem Dschihad liefert Zahal auf dem deutlich sicheren und einfacheren Landweg panzerbrechendes Gerät, Fliegerfäuste und Boden-Boden-Raketen an die Kurden in Nordsyrien... Ich lasse die Antwort wieder einmal offen... Schneemann RE: Israel vs Türkei - KheibarShekan - 11.01.2025 (11.01.2025, 00:40)Schneemann schrieb: Lohnt es sich also? Tatsächlich ist das von Dir skizzierte Szenario sogar am wahrscheinlichsten. Oder anders gesagt: Das wird so oder so passieren. Unabhängig von einer türkischen Waffenlieferung an die Hamas. Die Türken haben nicht zuletzt deshalb das Zepter in Damaskus in die Hand genommen, um ihren Sicherheitsinteressen gegenüber den Kurden nachzukommen und die HTS als Partner im Kampf gegen ebendiese zu gewinnen. Allerdings bin ich gespannt, wie die Spielzüge 2-3 aussehen werden. Bisher haben die Kurden sogar an Macht gewonnen. Sie sind faktisch in allen Belangen stärker aufgestellt als die syrisch-türkische HTS Regierung. Mit Nichten werden die Kurden dem Aufruf von Al-Jolani nach einer Entwaffnung nachkommen. Eine Art Wettrüsten zwischen Kurden und HTS ist im Weiteren sehr wahrscheinlich. Israel und die USA werden in einen kurdischen Ballon pusten und die Türken die HTS weiter aufblasen. Nur, was sollen sie eigentlich groß gegen die Kurden und die Waffenlieferungen tun? US-Israelische Konvois oder Flugzeuge bekämpfen? Das wäre antisemitischer Völkermord und könnte schwerste Sanktionen bis hin zur Aberkennung der Legitimation zur Führung des eigenen Landes nach sich ziehen. Dazu braucht es im Zweifel nicht einmal einer internationalen Strafgerichtsbarkeit. Und wer kann sich auch schon überhaupt darauf berufen. Da dies also meiner Einschätzung nach sowieso eintreten wird, dass Israel (+USA) eine autonome kurdische Entität in Nordostsyrien gegen den Willen der Türkei, HTS, SNA et.al sowieso etablieren werden, würde es nicht ursächlich sein, wenn die sunnitische Achse ebenfalls Waffen an die Palästinenser verteilt. Ebenso wie es für diesen gesicherten Umstand unerheblich wäre, wenn sie das aus western political correctness unterlässt. RE: Israel vs Türkei - Schneemann - 11.01.2025 Zitat:Nur, was sollen sie eigentlich groß gegen die Kurden und die Waffenlieferungen tun? US-Israelische Konvois oder Flugzeuge bekämpfen? Das wäre antisemitischer Völkermord und könnte schwerste Sanktionen bis hin zur Aberkennung der Legitimation zur Führung des eigenen Landes nach sich ziehen. Dazu braucht es im Zweifel nicht einmal einer internationalen Strafgerichtsbarkeit. Und wer kann sich auch schon überhaupt darauf berufen.Die Türkei unter der AKP braucht sich auf nichts berufen. Der wachsende Gegensatz zu Israel ist ja gewollt, und zwar v. a. seitens der Politik in Istanbul. Man muss bedenken, dass das türkische Militär noch vor Jahren eigentlich ganz gut mit der IDF zusammengearbeitet hat, es war durchaus relativ harmonisch, es gab gemeinsame Manöver etc. Diese Zusammenarbeit war der AKP, v. a. auch Erdogan, jedoch immer schon ein Dorn im Auge. Allerdings war er nach Amtsantritt, als er 2003 türkischer Ministerpräsident wurde, noch zu schwach, um sich gegen die Position des Militärs durchzusetzen. Also hat man eine langsame Kampagne begonnen. Das waren verschiedene kleinere Justierungen an den Stellschrauben. Dazu zählt eine mediale Kampagne, etwa die berüchtigte Tal der Wölfe-Serie, die teils übelste antisemitische Klischees bedient und die im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends gezielt in Szene gesetzt wurde und durchaus nach und nach sich großer Beliebtheit erfreute. Auch der berühmt-berüchtigte Gaza-Konvoi von 2010 (Kaperung der Mavi Marmara, falls sich noch wer erinnert?) war, so wird gemunkelt, gezielt inszeniert, um die IDF aus der Reserve zu locken. Dass die Israelis dann recht unbeholfen damit umgingen, war geradezu ein Geschenk für Erdogan, half es doch, die antiisraelische Linie zu verstärken und die Abneigungen zu schüren. Und in der Tat hatte und hat er einen gewissen Erfolg. Natürlich gab es in der türkischen Gesellschaft, wie auch in vielen muslimisch geprägten Ländern, immer schon gewisse Ressentiments gegen die Israelis und die Siedlungspolitik, aber es lässt sich beobachten, dass die negativen Ansichten gegenüber Juden im Generellen seit grob 2005 deutlich, ja massiv zunahmen. In der gegenwärtigen Türkei ist der Antisemitismus derart stark verbreitet, wie es noch nie der Fall war. Ich beobachte das übrigens auch bei der Arbeit (also in Deutschland wohlgemerkt): Türkische Kollegen, die noch vor einiger Zeit eher eine neutrale Haltung zum Nahostkonflikt pflegten, äußern sich aktuell teils sehr vulgär und abwertend gegenüber Juden und bedienen teilweise haarsträubende antisemitische Verschwörungstheorien (dazu zählen auch unsachliche Relativierungen, Verhöhnungen etc. bezüglich der Opfer in Israel durch den Hamas-Angriff vom 07. Oktober 2023). Widerspricht man diesen, so hat man sehr schnell, wenn man nicht sehr behutsam argumentiert, einen handfesten Streit. Ich verzichte dann meistens darauf, denn es könnte das Arbeitsklima belasten. Insofern ist die Saat der AKP leider aufgegangen. Aber selbst das reichte noch nicht ganz aus, um die Linie des immer noch mit der IDF sympathisierenden Militärs aufzuweichen, auch wenn Erdogan seit 2014 Präsident der Türkei war. Dann geschah unter recht nebulösen Bedingungen bzgl. der Strippenzieher der Putschversuch von 2016. Und nach diesem konnte Erdogan dann endlich zum crack down gegen missliebige Militärs, egal ob sie nun tatsächlich am Putsch beteiligt waren oder nicht, ausholen und damit auch das Militär relativ gut auf die "neue" antiisraelische Linie bringen. Und das Ergebnis sehen wir eben aktuell... Schneemann |