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Zitat:Algerian army kills seven Islamists

The Algerian army killed on Friday seven “dangerous” Islamists in the east of the country where it regularly carries out operations that it presents as “anti-terrorist”, said the Ministry of Defense.

The new operation took place in the Chechar region in the Wilaya of Khenchela, about 550 km south-east of Algiers, the ministry said in a statement. [...] In 2017, 91 “terrorists” were killed and 40 others arrested, according to the army. The Algerian authorities use the word “terrorist” to designate armed Islamists.
http://www.africanews.com/2018/01/27/alg...islamists/

Schneemann.
Algerien kündigt Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Marokko an
RFI (französisch)
Veröffentlicht am: 24.08.2021 - 18:26
[Bild: 000_9LL4AA.webp]
Der algerische Außenminister Ramtane Lamamra während seiner Pressekonferenz in Algier am 24. August 2021. AFP - - Text von: RFI Folgen 6 Minuten Der algerische Außenminister erklärte auf einer Pressekonferenz am Dienstag, 24. August 2021, Marokko sei zu „feindlichen Aktionen“ gegenüber seinem Land bereit. Algier kündigt den sofortigen Abbruch seiner diplomatischen Beziehungen zu Rabat an.
"Algerien hat beschlossen, die diplomatischen Beziehungen mit dem Königreich Marokko ab diesem Tag abzubrechen", erfuhren wir am Dienstag durch Vermittlung des algerischen Außenministers Ramtane Lamamra während einer Pressekonferenz.
Marokko reagierte schnell, bedauerte in einer Erklärung eine "völlig ungerechtfertigte" Entscheidung und wies "die trügerischen, sogar absurden Vorwände, die ihr zugrunde liegen" zurück. Der algerische Außenminister begründete die Wahl seiner Regierung damit, dass "die Geschichte gezeigt hat, dass das Königreich Marokko nie aufgehört hat, feindliche Aktionen gegen Algerien durchzuführen" (siehe Kasten am Ende des Artikels).
Ihm zufolge tragen die Führer des marokkanischen Königreichs, das an die algerische Republik grenzt, „die Verantwortung für die wiederholten Krisen, die sich verschlimmert haben“ und im gesamten Maghreb „Konflikt statt Integration“ verursachen. → Lesen Sie auch: Algerien und Marokko mit Dolchen zu vielen Themen
Wenn die Spannungen zwischen diesen beiden Ländern alt sind, wurde der Druck am Mittwoch noch einmal erhöht, als der Hohe Sicherheitsrat unter dem Vorsitz des algerischen Präsidenten Abdelmadjid Tebboune beschloss, über seine zukünftigen Beziehungen zu Rabat nachzudenken.
Algerien hatte seinem Nachbarn letzte Woche vorgeworfen, mit den tödlichen Bränden in Verbindung gebracht zu werden, die sein Territorium verwüsteten. In einer Erklärung verurteilt Algier "die unaufhörlichen feindlichen Handlungen, die Marokko gegen Algerien verübt". In den Augen von Algier sind diese verheerenden Brände kriminell, die Tatsache, dass Gruppen als Terroristen eingestuft werden.
Die algerischen Behörden zeigen mit dem Finger auf die Bewegung für die Selbstbestimmung der Kabylei, eine in Algerien als terroristisch eingestufte Organisation, die nach Angaben der algerischen Präsidentschaft die Unterstützung Marokkos erhalten würde.
→ Zum nochmaligen Lesen: Mohammed VI. fordert Öffnung der Grenzen zu Algerien
Der Chef der algerischen Diplomatie wirft Marokko zudem vor, algerische Beamte ausspioniert und seinen bilateralen Verpflichtungen nicht nachgekommen zu sein, unter anderem in Bezug auf die Westsahara, wo Algier die Polisario-Front unterstützt. Und eine "Verstärkung der Sicherheitskontrollen an den seit 1994 geschlossenen Westgrenzen" zu versprechen. Die Beziehungen zwischen Marokko und Algerien sind seit Jahrzehnten angespannt, vor allem wegen der Lage in der Westsahara. Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen wurde sofort Realität. Die Konsulate in beiden Ländern bleiben jedoch geöffnet, sagte Lamamra.
Interner Krieg in der algerischen Armee
von
Observatorium für geopolitische Studien
Theatrum belli (französisch)
17. Januar 2022

[Bild: Chengriha-696x407.jpg]
General Said Chengriha. Credit: DR.

Die untergehenden Mächte haben immer die gleichen Reflexe, eine wilde und unerbittliche Unterdrückung jeder noch so kleinen Opposition und den Willen, die Bevölkerung vollständig zu kontrollieren. Für dieses Ziel werden insbesondere die Medien und die Gerichte mobilisiert. Aber natürlich muss man auch die bewaffnete Gewalt beherrschen, die es als letztes Mittel ermöglicht, sich an der Macht zu halten. Das heutige Algerien ist keine Ausnahme von diesen unveränderlichen Gesetzen.

Das Regime ist in Bedrängnis und agitiert auf der internationalen Bühne, um zu versuchen, sein Volk von der Verachtung abzulenken, die es ihm entgegenbringt, mit derselben Kaste, die seit 1962 die Reichtümer des Landes zu ihrem eigenen Vorteil konfisziert. Da die Wölfe sich auch untereinander verschlingen, werden innerhalb der Armee interne Kämpfe ausgetragen, um die absolute Kontrolle über die Armee zu erlangen.

Das Verhalten des derzeitigen Generalstabschefs (im Amt seit dem 23. Dezember 2019), General Saïd Chengriha, 76 Jahre alt (in diesem Alter müsste er in den Ruhestand gehen, wenn Algerien ein "normales" Land wäre), veranschaulicht die Situation perfekt.

Die Enthüllungen von Guermit Bounouira, dem Privatsekretär seines verstorbenen Vorgängers Ahmed Gaïd Salah, in mehreren Videos warfen ein sehr aufschlussreiches Licht auf den Willen von General Chengriha, sich den Gehorsam der obersten Militärhierarchie zu sichern, der die gesamte militärische Macht in seinen Händen konzentrieren und damit auch die politische Macht innehaben will. Er muss sich jedoch noch mit denjenigen auseinandersetzen, die unter Präsident Bouteflika an der Macht waren und die nicht bereit sind, das Spiel aufzugeben.

Um seine persönliche Macht zu festigen, nutzt General Chengriha die altbekannten zwischenmenschlichen Beziehungen. Er umgibt sich mit Anhängern aus seiner Heimatregion und den dort lebenden Stämmen, d.h. aus dem Osten Algeriens, insbesondere aus den Aurès.

So kam es zu beispiellosen Veränderungen im Oberkommando der Armee, bei denen Offiziere aus der östlichen Region Algeriens befördert wurden.

Von April bis August 2020 wurden alle Direktionen, die dem Generalstab der Armee und dem algerischen Verteidigungsministerium unterstehen, der Geheimdienst oder andere technische Direktionen der Armee, der Generalstab der Gendarmerie und der Generalstab der Luftwaffe neuen Generälen anvertraut. So findet man auf der Liste der letzten Beförderungen eine sehr große Zahl von Offizieren aus der Chaoui, die aus Batna, Biskra, Guelma usw. stammen und meist hohe Offiziere ersetzen, die in der Kabylei geboren sind, einer Region, die als viel zu rebellisch oder zu weit westlich gelegen angesehen wird.

Um nur die wichtigsten Posten zu nennen: Generalmajor Houes Ziari, der aus dem Osten stammt, ersetzte General Ali Akroum, den ehemaligen Chef der Organisations- und Logistikabteilung des Generalstabs, der aus der Kabylei (genauer gesagt aus Boumerdès) stammte.

Generalmajor Mohamed Salah Benbicha, der ebenfalls aus dem Osten Algeriens stammt, wurde zum Generalsekretär des Generalverteidigungsministeriums ernannt und ersetzte General Abdelhamid Ghriss.

Ein weiterer strategischer Posten, den Said Chengriha an einen seiner "regionalen" Verpflichteten lieferte, war der des Leiters der Abteilung für Fernmeldewesen, Informationssysteme und elektronische Kriegsführung des algerischen Verteidigungsministeriums, der an Generalmajor Farid Bedjghit (gestorben im November 2020) ging und General Abdelkader Lachkhem ersetzte.

Generalmajor Mahmoud Laraba wurde ebenfalls zum Kommandeur der Luftstreitkräfte hochgezogen und ersetzte Generalmajor Hamid Boumaïza, der aus Tizi-Ouzou in der Kabylei stammt.

Um seine fast vollständige Kontrolle zu gewährleisten, hat General Chengriha auch das Präsidialamt marginalisiert, indem er die Zentraldirektion für die Sicherheit der Armee (DCSA) zur Dachstruktur des gesamten algerischen Nachrichtendienstes gemacht hat. Das Ziel ist auch, und das wird deutlich gemacht, über ein effizientes Organ zu verfügen, um den "inneren Feind" zu bekämpfen, d. h. das Volk, das seine Interessen geltend machen könnte. Eine Armee sollte das Land jedoch grundsätzlich gegen Angriffe von außen verteidigen...

Auf jeden Fall betonte Chengriha seine persönliche Macht. Er hat mehrere hohe Offiziere zu seiner Ergebenheit ernannt, die ihm die Kontrolle über das gesamte Dispositiv ermöglichen: General Said Djouhadi, der neben seiner Rolle bei Chengriha auch dem mächtigen General Mohamed Kaidi untersteht, dem ehemaligen Chef der Zentraldirektion für die Sicherheit der Armee (DCSA), der für eine Abteilung zur Vorbereitung und Bewertung von Geheimdienstdossiers innerhalb der militärischen Institution zuständig ist; Kommandant Hachmi, Chef des Protokolls; Kommandant Hassim Mosli, der die CES, eine diskrete Ermittlungszelle, leitet.

Dieser "globale" Ansatz bedeutet auch, dass den "inneren" Sicherheitskräften besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Um seinen hegemonialen Zielen keine Hindernisse in den Weg zu stellen, ersetzte General Chengriha Anfang August den Chef der Gendarmerie, General Noureddine Gousmia, durch einen engen Vertrauten, General Yaya Ali-Oulhdaj. Letzterer leitete die Gendarmeriekräfte in der dritten Militärregion, die gegenüber Marokko das Dossier der marokkanischen Sahara "verwaltet" (d.h. die separatistische Verschwörung gegen Marokko) und deren Chef General Chengriha vierzehn Jahre lang war.

So sind die Machtkämpfe innerhalb der Armee und der Behörden intensiv, denn die "alte Welt" hat noch nicht ihr letztes Wort gesprochen, wie die Tatsache beweist, dass die Enthüllungen von Germit Bounouira aus dem streng gesicherten Gefängnis in Blida nur mit bestimmten offiziellen Komplizen, die gegen General Chengriha sind, durchsickern konnten.

Dekan Jean-François Poli

Akademiker, Rechtsanwalt
Programmdirektor des Observatoire d'études géopolitiques (Beobachtungsstelle für geopolitische Studien)
Ein Panzerfahrzeug welches ich bis dato gar nicht auf dem Schirm hatte:

T62 Panzer mit einem neuen Turm mit MK und Lenkraketen. Rein vom Grundkonzept her ziemlich ähnlich dem was ich so seit Jahren propagiere. Der Turm nennt sich Berezokh.

https://www.reddit.com/r/TankPorn/commen...kh_turret/

https://tanks-encyclopedia.com/algerian-t-62/

Zitat:In the 2010s, Algeria noticeably purchased the BMPT ‘Terminator’ T-72-based fire-support vehicle. Algeria bought a fairly high number (120, though up to 300 is sometimes claimed) of these vehicles, which were delivered in 2020.

Zitat:These purchases (among other purchases of Russian gear by Algeria, such as more T-90s), gave Algeria experience with both the Berezhok turret and the concept of a fire-support vehicle based on the hull of a tank. It appears these concepts were combined with Algeria’s remaining T-62s. It is not necessarily hard to see why this thought process was followed. The 115 mm gun of the T-62 had over the decades been unable to make itself as much of a ubiquitous system as the 100 mm of the T-54/55 or the 125 mm of the T-72 and T-90s. It appears that, as a result, the cost for ammunition and continued ammunition production was much less affordable than for more widely used calibers. Considering the T-62s also appeared to have been poorly valued by the Algerian Army, they were a prime candidate to find another use.

Therefore, at some point in the very late 2010s or in 2020, the decision was made to modernize the T-62 fleet by replacing their turrets with Berezhok turrets. It appears the conversion was first reported in late August 2021.

Zitat:On July 2nd 2022, footage of completed Berezhok turret conversions appeared for the first time. A number of vehicles, painted in a sand tan color, were spotted in footage shared on the internet. The vehicles were taking part in rehearsals for a military parade to be held on July 5th, celebrating the 60 years of Algeria’s independence, presumably in Algiers.

Zitat:The Berezhok turret is directly based on the BMP-2’s, of which it is intended as a modernization. However, it appears that new turrets are clearly being manufactured, which is not in itself a surprise, as BMP-2s turrets were still being made and used after the fall of the USSR. The Berezhok turret was first unveiled in 2006, and was a private venture. Russian orders to modernize the BMP-2 fleet would indeed take about a decade to come.

The turret can largely be considered a modern IFV turret. As a result of their BMP-2 lineage, it appears they have kept the same modest armor protection, with 20 mm angled at 36° to 43° to the front and front-sides, and 10 mm angled at 20° to 28º to the rear. The ergonomics are likely broadly similar as well. In comparison to previous Soviet vehicles, and particularly the BMP-1, the BMP-2’s turret is generally considered to have been somewhat more comfortable. The commander notably has a rotating cupola, though it is meagerly fitted with original periscopes.

The Berezhok turret highly improved the sensor suite of the BMP-2 turret. It received a much larger rotating commander’s sight, as well as thermal sights, seemingly for both gunner and commander, a significant improvement from previous models.

Zitat:Conclusion – A Potentially Potent Modernization

The Berezhok modernization does give the vehicle a considerable amount of firepower which can be used for fire-support roles. The 2A42, AGS-30M, and thermobaric warheads for the Kornet are all potent weapon systems for such roles. It is likely Algeria can very easily see use for this type of vehicle. In its history, the country has at times been the victim of heavily-armed terrorists, a consequence of the almost unpatrollable borders in the Sahara, alongside unstable countries. A prominent example in the last decade was the In Amenas hostage crisis of January 2013. Al-Qaeda terrorists took over a gas facility in the Sahara, on Algeria’s border with Libya, taking hundreds of Algerian workers and dozens of foreigners hostage. This forced the Algerian Army to conduct an assault. Historically, fighting in urban areas against terrorists has been a major concern for the ANP. The potency of a vehicle such as the modernized T-62 in such a role is not to be underestimated, particularly if the vehicle is to receive explosive-reactive armor (ERA).
Sehr interessante Entwicklung. In Algerien werden die Kriege zwischen den Arabern und den zionistischen Besatzern zu einem der wichtigsten Wahlkampfthemen des amtierenden Präsidenten sowie seiner Herausforderer.

Zitat:Algeria elections: Palestine high on the agenda in candidates’ campaigns and speeches

Abdelmajid Tebboune and other presidential candidates have been shedding light on Israel's war on Gaza in their campaigns and rallies, vowing to stand with Gaza

Palestine has been a top issue during candidates’ campaigns and speeches ahead of Algeria’s upcoming presidential elections in September.

Some of the key topics discussed in speeches were Israel’s ongoing war on Gaza, the rights of Palestinians and delivery of much needed aid, according to The New Arab’s Arabic language sister publication, Al-Araby Al-Jadeed.

Algeria’s President Abdelmajid Tebboune has also been shedding light on the situation in Gaza, as the death toll surpasses 40,000 people since October.

"I swear if they help us open the borders between Egypt and Gaza, the army is ready to transport aid," he said.

"If the trucks are allowed to cross, I will build three hospitals within 20 days, and we will send hundreds of doctors, and help rebuild what was destroyed in the Gaza Strip by Zionists," he added.

Last month, an Algerian medical team made up of 11 doctors entered Gaza to provide emergency assistance, however, the enclave's medical facilities and infrastructure have been completely decimated by Israel’s bombardment campaign.

Tebboune, who is running in the upcoming elections, has previously expressed his country’s full support for Palestinians, calling it a "sacred cause".

Other candidates have also been outspoken about Palestine, including Abdelali Hassani Cherif, a candidate for the Movement of Society for Peace and Youcef Aouchiche, the candidate for the Algerian Socialist Forces Front, Al-Araby reported.

Election campaigns have been filled with Palestinian flags waved alongside Algerian ones, with some political candidates and participants also donning keffiyehs, which have come to symbolise Palestinian solidarity and resilience.

"The Algerian elections are at the heart of international and regional transformations, amid a difficult situation in Gaza, and we in Algeria have decided to be with the resistance in Gaza and with Palestine…" Cherif said during a rally in eastern Algeria.
https://www.newarab.com/news/palestine-f...-campaigns

Zitat:The Algerian President Abdelmadjid Tebboune declared that the North African country's military was ready to enter Gaza to build three hospitals within 20 days once the border with Egypt would reopen.
...
"Palestine is not the issue of the Palestinians only, it is our issue too," Tebboune told the crowd.

"Some say this cohesion between Palestine and Algeria is meaningless in light of the distance. [But] we are not far, the distance is only geographical, the hearts are with each other," he added.

Separately on Sunday, Algeria announced it would immediately supply Lebanon, which has been under Israeli attacks for more than 10 months, with fuel for its power plants.

The decision came a day after Lebanon's electricity company said it had run out of fuel.
..
https://www.middleeasteye.net/news/alger...er-reopens

Zitat:Algeria requests urgent UN Security Council meeting concerning Israeli attack on Gaza school
...
Algeria's request, as a non-permanent member of the Security Council, for the emergency meeting comes "in response to the recent serious developments in the occupied Palestinian territories, especially after the airstrike carried out by the Zionist occupation army on the Al-Tabin school,” the official Algerian news agency reported, citing an unnamed diplomatic source in New York.

It said the "request was made in consultation with the State of Palestine" and "is supported by other member states of the Security Council (not specified)."
...
https://www.aa.com.tr/en/africa/algeria-...ol/3300787

Kann und wird man in der geübten Hybris herunterspielen. Nach dem Motto, ist ja Wahlkampf und sonst kommt nichts. Gleichwohl spiegelt das die Wut und Meinung der arabischen, muslimischen Bevölkerung in der Breite wieder und das hat offenbar bottom-up Effekte. Das o.g. Wording ist auch bereits ganz oben in der Staatführung angekommen. Das ist eine nachhaltigere Entwicklung, die man nicht mehr so leicht herunterspielt.
Wobei ich das Herunterspielen dieses Ausspielens der Gaza-Karte nicht mit einer wie auch immer gearteten Hybris erklären würde. Zweifelsohne gibt es Sympathien in der algerischen Bevölkerung für die Palästinenser, aber Tebboune - der im Grund als relativ gemäßigt gilt - selbst hatte mit Gaza oder dem Nahostkonflikt bislang wenig Berührungspunkte. Das Problem ist aber, dass ihm der wachsende Einfluss der Islamisten in Algerien Sorgen bereitet bzw. dass diese ihm im Wahlkampf im Nacken sitzen. Und um diesen Kräften, die stark für die Hamas trommeln, wiederum das Wasser abzugraben, spielt er nun eben die Gaza-Karte im Wahlkampf aus. Du würdest wohl sagen...clever...

Aber warten wir ab, was sich in zwei, drei Monaten tut, dann werden wir wissen, ob es Wahlkampfgetöse war oder nicht.

Schneemann
Da hast Du sicher Recht in Deiner Analyse, der Punkt ist, dass der Druck im Kessel in den letzten Monaten in den arabischen Ländern stark angestiegen ist, so dass dieses Thema von den Staatsführungen nicht mehr ignoriert werden kann. Gleichzeitig bleibt natürlich außenpolitisch erheblicher Gegendruck auf diese Staatsführungen bestehen. Aber die Deutlichkeit im öffentlichen Diskurs, die seitens der Vertreter Algeriens, Katars, Ägyptens, Irak, der Türkei, Pakistan mittlerweile gewählt wird, hat in dieser Form eine neue Qualität gewonnen. Das war so in der Form selten öffentliche Staatsräson, geschweige denn als solche bezeichnet worden. Das war eher das Portfolio radikalerer Oppositionsgruppen, die solche Stimmen aufgefangen haben. Das erhöht wieder den Druck auf die Regierenden in Saudi Arabien und Jordanien und daher gibt es ja sogar vorsichtige Verurteilungen aus SA bei den größeren Massakern.
"Druck" … nun ja. Die in jeder Hinsicht ernüchternde Wahrheit ist doch wohl, dass das Schicksal der Palästinenser die islamische Welt eigentlich einen feuchten Kehricht kümmert. Gaza ist ein bloßes Mittel zum Zweck. Emblematisch dafür mag die Reaktion Ägyptens stehen, als Israel im Oktober die Möglichkeit auslotete, temporär auf dem Sinai eine sichere Zone für Zivilisten aus dem Gazastreifen zu schaffen: "Bloß nicht!"

Kairo wollte am liebsten nicht einen einzigen Flüchtling einreisen lassen. Womit El-Sisi nur die Linie fortführte, die Mubarak bereits 2005 vorgegeben hatte, als er das Angebot ausschlug, den Streifen wieder Ägypten anzugliedern. Worüber heute seltsamerweise kaum noch gesprochen wird, erst recht nicht in westlichen Universitäten. Nur zu gut erinnerte man sich in Kairo an die Schwierigkeiten, die Gaza vor 1967 gemacht hatte, und wollte nichts weniger, als den Muslimbrüdern ein unkontrollierbares Refugium zu verschaffen.

Auch Tunesien, Marokko, Algerien und der Türkei ist herzlich wenig zum Thema eingefallen – von den Golfstaaten nicht zu reden, die ihren Reichtum lieber für obszöne Fieberträume wie Niyum verplempern, als ihrer angeblich brennenden Sorge um Palästina entsprechend das Leid in Gaza zu lindern.

Nun gut, jeder ist sich selbst der Nächste, wie das Sprichwort sagt; trotzdem entbehrt es nicht einer bitteren Ironie, wenn bspw. Katar mittels Al-Dschasira dasselbe Deutschland, das seit den 1990ern über drei Millionen Flüchtlinge aus islamischen Staaten aufgenommen hat, die Jahr für Jahr Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe verursachen, als Komplizin eines israelischen "Genozids" verunglimpft, während sich das katarische Engagement für die notleidenden Glaubensbrüder darin erschöpft, der Hamas einen Palast zu bauen.

Die Palästinenser taugen dem islamischen Kulturkreis gerade noch als Verfügungsmasse im Kampf gegen den "großen" und den "kleinen Satan". Aber für sie Verantwortung übernehmen? Diesen Kelch hat noch jede Regierung der Region in den letzten Jahrzehnten dankend abgelehnt.

Und egal ob in Gaza nun gerade Frieden herrschte oder nicht, hervorgekramt wurde der Streifen immer nur, wenn es der innenpolitischen Profilschärfung diente. Bestes Beispiel: Derselbe türkische Präsident, der jetzt Netanjahu mit Hitler vergleicht, hielt tunlichst den Mund, solange sein Busenfreund in Baku israelische Waffen brauchte, um Armenien zu besiegen.

Wohlgemerkt, das soll nicht heißen, dass dieses heuchlerische Verhalten jede Kritik am israelischen Vorgehen in Gaza diskreditieren würde; beides kann zugleich wahr sein. Trotzdem behaupte ich, dass keinem islamischen Staat die moralische Deutungshoheit zukommt, die sie in diesem Konflikt beanspruchen.
@muck,

deine Schlußfolgerung ist falsch, denn das Schicksal Gazas ist der muslimischen Welt keineswegs egal, man will auf keinen Fall dass dieses Gebiet aufgegeben wird und genau deshalb engagieren sich andere islamische Länder nur mit Geld und Hilfsgütern, anstatt damit anzufangen Flüchtlinge aus der Region auf zu nehmen.
(25.08.2024, 09:11)lime schrieb: [ -> ]@muck,

deine Schlußfolgerung ist falsch, denn das Schicksal Gazas ist der muslimischen Welt keineswegs egal, man will auf keinen Fall dass dieses Gebiet aufgegeben wird und genau deshalb engagieren sich andere islamische Länder nur mit Geld und Hilfsgütern, anstatt damit anzufangen Flüchtlinge aus der Region auf zu nehmen.

Du schreibst nichts, was mich davon überzeugen würde, dass meine Schlussfolgerung falsch gewesen sei, im Gegenteil, Du bestärkst mich in meiner Schlussfolgerung. Denn ich behauptete, dass "das Schicksal der Palästinenser die islamische Welt eigentlich einen feuchten Kehricht" kümmere.

Du schreibst nun vom "Schicksal Gazas". Richtig! Das Schicksal Gazas – also des Territoriums, des Symbols.

Die Zukunft Gazas mag die gesellschaftliche Mehrheit in den islamischen Ländern und ihre Regierungen freilich kümmern, aber die Menschen kümmern sie nicht – sonst würden sie tun, was sie könnten, um das Leid der Menschen zu lindern, statt sie als Schachfiguren auf dem Spielbrett zu gebrauchen.

Davon mal abgesehen leistet kein islamischer Staat den Palästinensern substantielle Hilfe, nicht einmal die reichsten unter ihnen. Sieh Dir doch nur als Beispiel an, woher das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) – das die Last der Versorgung des Streifens mit Lebensmitteln und Grundbedürfnissen wie Bildung fast ganz alleine schultern muss – seine Mittel bezieht:

Drei Viertel kommen aus Europa und den USA, fast zwei Drittel kommen allein aus der EU. Mit Ausnahme von Saud-Arabien und Türkei finden sich 2023 keine islamischen Staaten unter den Top 20 der Geldgeber, und da sind wir bereits in die Liga der eher sechs- als siebenstelligen Beiträge abgestiegen, im Vergleich zu einem Milliardenbudget, wohlgemerkt.

Allein Finnland stellte in jenem Jahr den Palästinensern mehr Hilfsgelder zur Verfügung als sämtliche Golfstaaten.
(25.08.2024, 09:02)muck schrieb: [ -> ]"Druck" … nun ja. Die in jeder Hinsicht ernüchternde Wahrheit ist doch wohl, dass das Schicksal der Palästinenser die islamische Welt eigentlich einen feuchten Kehricht kümmert. Gaza ist ein bloßes Mittel zum Zweck. Emblematisch dafür mag die Reaktion Ägyptens stehen, als Israel im Oktober die Möglichkeit auslotete, temporär auf dem Sinai eine sichere Zone für Zivilisten aus dem Gazastreifen zu schaffen: "Bloß nicht!"

Bis zu 800.000 Palästinenser aus dem Gazastreifen auf den ägyptischen Sinai umzusiedeln, wäre aus Deiner Sicht eine Lösung und für Israel ideal. Du oder diese Position ist aber nicht der Maßstab, denn dieser Ansatz ist weltfremd und maximal schädlich für Ägypten und die Palästinenser selbst. Am Ende soll dann Ägypten sein Land für einen Palästinenserstaat hergeben? Abstrus und daher steht das nicht mal im Ansatz zu Diskussion.
Darüber hinaus ist der ägyptische Führer ein pro-westlicher Diktator, der gegen die demokratisch gewählte Regierung der Muslimbrüder (der Hamas Mutterkonzern) geputscht hatte. Das hat alles sehr wenig mit "Meinungsbildern" zu tun und inwieweit die Palästinensische Sache den Arabern am Arsch vorbei geht.
Das ist realitätsfernes Gerede, welches vollkommen ignoriert, dass gerade in Bezug auf Palästina eine sehr starke Diskrepanz zwischen der Volksmeinung und der Außenpolitik der Regierenden besteht. Das hat Ursachen. Die kehrst Du unter den Tisch und das wird damit der Sache auch nicht gerecht.

Daher fehlt schon die Grundlage um den nächsten Schritt zu verstehen, also dass sich eben diese Führer inzwischen viel mehr dieser pro-palästinensischen Stimmen im innen- und außenpolitischen Diskurs annehmen und auch Wortwahl dabei wenig Zweifel darüber lässt, wer als Aggressor betrachtet wird. Das kann man gar nicht verstehen oder registrieren, wenn man dem ersten oberen Gedankengang schon nicht folgt.

Zitat:Auch Tunesien, Marokko, Algerien und der Türkei ist herzlich wenig zum Thema eingefallen – von den Golfstaaten nicht zu reden, die ihren Reichtum lieber für obszöne Fieberträume wie Niyum verplempern, als ihrer angeblich brennenden Sorge um Palästina entsprechend das Leid in Gaza zu lindern.

Man unterscheide zwischen Volk und Führung. Die Führung ist jeweils existentiell abhängig von amerikanischer Gnade. Das impliziert eine Israel-freundliche Außenpolitik, sonst kommen sie nicht an die Macht, oder Fallen eben speziell dadurch in westliche Ungnade (siehe Mursi, Gaddafi, Assad, Saddam) oder ihnen wird das Leben so schwer gemacht, dass es schwierig wird (Iran, Libanon). Außer der Türkei und Iran besitzen die Staaten des mittleren Ostens so etwas wie eine eigenständige Außenpolitik nicht. Das ist das Vorgehen und die westliche Strategie im Mittleren Osten, diese Regierung maximal kompatibel und abhängig zu halten. Der Job dieser Führer ist nur, das eigene Volk unter Kontrolle zu halten.

Sache hat nur einen kleinen ebendiesen Haken und dabei leistet die verfehlte Politik des Westens im Konflikt zwischen Arabern und Juden einen zentralen Beitrag. Das Volk...dieses undankbare arabische Volk. Es hat eine andere Meinung als durch die regierenden nach außen getragen wird:

https://arabcenterdc.org/wp-content/uplo...art008.png
https://arabcenterdc.org/wp-content/uplo...art007.png
https://arabcenterdc.org/wp-content/uplo...art003.png

Deine Ansicht, dass die arabischen Staaten viel zu wenig für die Palästinenser tun, teilt demnach wahrscheinlich eine Mehrheit der befragten Araber. Das ist eben genau der springende Punkt den wir nur sehr unterschiedlich auslegen.
Zitat:Die Führung ist jeweils existentiell abhängig von amerikanischer Gnade. Das impliziert eine Israel-freundliche Außenpolitik, sonst kommen sie nicht an die Macht, oder Fallen eben speziell dadurch in westliche Ungnade (siehe Mursi, Gaddafi, Assad, Saddam) oder ihnen wird das Leben so schwer gemacht, dass es schwierig wird (Iran, Libanon). Außer der Türkei und Iran besitzen die Staaten des mittleren Ostens so etwas wie eine eigenständige Außenpolitik nicht. Das ist das Vorgehen und die westliche Strategie im Mittleren Osten, diese Regierung maximal kompatibel und abhängig zu halten.
Das ist eine der gängigen und weit verbreiteten Verschwörungstheorien innerhalb der muslimischen Welt, wonach man auf Gedeih und Verderb und über sinistre Kanäle und Einflussnahmen von den westlichen Mächten abhängig sei. Aber es ist eine "geschickte Denke", denn man kann die Schuld am eigenen Versagen, die eigenen Schicksale, das eigene Elend und die eigenen korrupten Regime an die Verantwortung anderer Adressen verlagern. Früher waren es die eigenen Potentaten, die sich stritten, dann waren es die Kolonialmächte und heute sind es eben die USA oder die Israelis.

Was man dabei aber nicht merkt, ist, dass man sich selbst entmündigt. Denn man ist nie für sich selbst verantwortlich, sondern man kann die Unbilden immer anderen zuschieben. Und an diese Denke knüpfen durchaus geschickt viele Gruppierungen und Systeme, die sich eine muslimische Erneuerung bzw. einen "politischen Islam" auf die Fahnen schreiben, an - dabei betreiben sie erneut eben nur eine Verklärung.

Und nebenbei: Die genannten Bsp. von "Führern" sind ziemlich deplatziert, wenn es um die vom Westen ja ach so armen unterdrückten Massen der nahöstlichen Hemisphäre geht, da die Annahme, die Probleme rührten daher, dass diese Staatschefs eben Ärger haben, weil sie keine israelfreundliche Politik betrieben hätten, so ziemlich alle lokalen Begebenheit netterweise ausblendet. Wer denkt daran, dass Assad einer kleinen Gruppe vorsteht, die vielleicht 13% der Bevölkerung ausmacht und dass wiederum genau die, die in ihm Bürgerkrieg wiederum bekämpften, dem von dir genannten Mursi geistig nahestehen? Und wer denkt daran, dass die Kurden des Nordirak und die Schiiten des Südirak jubelten, als Saddam 2003 stürzte, als die GIs einmarschierten? Wer denkt daran, dass Gaddafi einem überschaubaren tribalistischen Völkchen vorstand und den Rest des Landes von der Politik fernhielt? Wer denkt daran, dass der Libanon ein fragiles, aber durchaus ausbalanciertes Gebilde war, ehe v. a. die PLO ihn destabilisierte und die Syrer ihn als Spielfeld benutzten? Und der Iran? Ernsthaft? Soll ich ehrlich gesagt schon wieder wiederholen, wie sich die Führung dort nach 1979 bewusst entschlossen hat, einen Konflikt mit den USA und den Israelis herbeizuzüchten?

Aber natürlich - alles Mu'amara, die große Verschwörung, der böse Westen...

Schneemann
(26.08.2024, 09:18)KheibarShekan schrieb: [ -> ]Bis zu 800.000 Palästinenser aus dem Gazastreifen auf den ägyptischen Sinai umzusiedeln, wäre aus Deiner Sicht eine Lösung und für Israel ideal. Du oder diese Position ist aber nicht der Maßstab, denn dieser Ansatz ist weltfremd und maximal schädlich für Ägypten und die Palästinenser selbst. Am Ende soll dann Ägypten sein Land für einen Palästinenserstaat hergeben? Abstrus und daher steht das nicht mal im Ansatz zu Diskussion.
Davon war nirgends die Rede, und ich weiß nicht, wieso Du damit anfängst. Israel schlug in der dritten Oktoberwoche 2023 Ägypten vor, ein Flüchtlingslager in Sinai für die Dauer der Militäroperation im Gaza-Streifen einzurichten. Kairo war kategorisch dagegen. Auch der Vorschlag für ein vergleichsweise geringfügiges Lager für nur einige zehntausend besonders verwundbare Personen, zu dem Ägypten "military-aged men" (also vermutlich 16-60 Jahre oder so ähnlich) keinen Zutritt gewährt hätte, wurde abgelehnt.
(26.08.2024, 09:18)KheibarShekan schrieb: [ -> ]Darüber hinaus ist der ägyptische Führer ein pro-westlicher Diktator, der gegen die demokratisch gewählte Regierung der Muslimbrüder (der Hamas Mutterkonzern) geputscht hatte. Das hat alles sehr wenig mit "Meinungsbildern" zu tun und inwieweit die Palästinensische Sache den Arabern am Arsch vorbei geht.
Das ist realitätsfernes Gerede, welches vollkommen ignoriert, dass gerade in Bezug auf Palästina eine sehr starke Diskrepanz zwischen der Volksmeinung und der Außenpolitik der Regierenden besteht. Das hat Ursachen. Die kehrst Du unter den Tisch und das wird damit der Sache auch nicht gerecht.
Dann erkläre mir bitte, warum sich in Ägypten nicht tausende im ganzen Land zu Demonstrationen zusammenrotten, und zu fordern, dass Ägypten für palästinensische Flüchtlinge die Grenze öffne. Oder meinetwegen sogar Israel den Krieg erklären solle. Warum nicht in Libyen? Tunesien? Algerien? Marokko? Türkei? Syrien? Irak?
(26.08.2024, 09:18)KheibarShekan schrieb: [ -> ]Man unterscheide zwischen Volk und Führung. Die Führung ist jeweils existentiell abhängig von amerikanischer Gnade. Das impliziert eine Israel-freundliche Außenpolitik, sonst kommen sie nicht an die Macht, oder Fallen eben speziell dadurch in westliche Ungnade (siehe Mursi, Gaddafi, Assad, Saddam) oder ihnen wird das Leben so schwer gemacht, dass es schwierig wird (Iran, Libanon). Außer der Türkei und Iran besitzen die Staaten des mittleren Ostens so etwas wie eine eigenständige Außenpolitik nicht. Das ist das Vorgehen und die westliche Strategie im Mittleren Osten, diese Regierung maximal kompatibel und abhängig zu halten. Der Job dieser Führer ist nur, das eigene Volk unter Kontrolle zu halten.
Jetzt mal unabhängig von dem von @Schneemann zurecht erhobenen Vorwurf, dass Du plumpe Verschwörungstheorien verbreitest, willst Du doch bitte nicht behaupten, dass Algerien eine Israel-freundliche Innenpolitik betreibt? Oder Marokko? Tunesien, das letztes Jahr sogar den Versuch, freundschaftliche Beziehungen zum Staat Israel zu unterhalten, unter Strafe gestellt hat?
Zitat:Davon war nirgends die Rede, und ich weiß nicht, wieso Du damit anfängst. Israel schlug in der dritten Oktoberwoche 2023 Ägypten vor, ein Flüchtlingslager in Sinai für die Dauer der Militäroperation im Gaza-Streifen einzurichten. Kairo war kategorisch dagegen. Auch der Vorschlag für ein vergleichsweise geringfügiges Lager für nur einige zehntausend besonders verwundbare Personen, zu dem Ägypten "military-aged men" (also vermutlich 16-60 Jahre oder so ähnlich) keinen Zutritt gewährt hätte, wurde abgelehnt.

Die Gründe dafür habe ich ja oben angeführt. Israel hat zudem noch nie einmal vertriebene Flüchtlinge wieder zurück gelassen. Auch nicht in die Palästinensergebiete. Es ist auch gar nicht die Aufgabe und im Interesse Ägyptens Flüchtlingslager zu errichten. Das ist Aufgabe der Besatzer. Verantwortung, Fläche und Mittel ist in und durch Israel zweifelsohne herzustellen. Gleichwohl bewerben sich dutzende Staaten weltweit darum, Hilfsgüter in den Gaza Streifen zu bringen. Israel lässt das nicht zu. Das betont noch einmal die Eigenverantwortung Israels. Nicht Kairo. Die müssten ja schwer bescheuert sein.

Zitat:Dann erkläre mir bitte, warum sich in Ägypten nicht tausende im ganzen Land zu Demonstrationen zusammenrotten, und zu fordern, dass Ägypten für palästinensische Flüchtlinge die Grenze öffne. Oder meinetwegen sogar Israel den Krieg erklären solle. Warum nicht in Libyen? Tunesien? Algerien? Marokko? Türkei? Syrien? Irak?

Wie meinst Du das? Regelmäßig "rotten" sich tausende Demonstranten auf der ganzen Welt zusammen, um für die Palästinenser und gegen den Gaza Krieg zu demonstrieren. Auch und insbesondere in den arabischen Ländern. Es wirkt sehr merkwürdig so zu tun, als wäre das Gegenteil der Fall.

Zitat:Jetzt mal unabhängig von dem von @Schneemann zurecht erhobenen Vorwurf, dass Du plumpe Verschwörungstheorien verbreitest, willst Du doch bitte nicht behaupten, dass Algerien eine Israel-freundliche Innenpolitik betreibt? Oder Marokko? Tunesien, das letztes Jahr sogar den Versuch, freundschaftliche Beziehungen zum Staat Israel zu unterhalten, unter Strafe gestellt hat?

Ich weiß nicht, was Du unter einer "<Ausländischer_Staat>-Innenpolitik" verstehst. Die Regierungen müssen jedenfalls einen Balanceakt leisten zwischen den Interessen befreundeter Staaten und jenen des Volkes. Diese drücken jeweils aus sehr unterschiedlichen Richtungen in der Palästinafrage hat man den Eindruck. Aber lassen wir diese ganzen Verschwörungstheorien und sprechen wir lieber darüber, dass sich eigentlich niemanden interessiert und gut ist.
Als Ergänzung zum Diskurs vor einigen Wochen, wonach Amtsinhaber Tebboune ja bei Islamisten hofieren gehen müsse, um die Wahlen zu sichern.

Ich hatte ja selbst geschrieben, dass er radikalere bzw. antiisraelische Töne bedient, damit er so den erstarkenden Islamisten das Wasser abgraben könne. Angesichts des Wahlergebnisses möchte ich indessen vermuten, dass es recht egal gewesen wäre, was für Töne er bedient und wer ihm die Stimmen streitig machen möchte, denn bei einem solchen "Wahlergebnis" braucht er niemandem das Wasser abzugraben...

Meldung vom 09.09.:
Zitat:94,6 Prozent der Stimmen

Amtsinhaber Tebboune gewinnt die Wahl in Algerien [...]

Bei der Präsidentschaftswahl in Algerien hat Amtsinhaber Abdelmadjid Tebboune sich nach vorläufigen Ergebnissen klar durchgesetzt und eine zweite Amtszeit von weiteren fünf Jahren gewonnen. Tebboune habe 94,6 Prozent der Stimmen erhalten, sagte der Vorsitzende von Algeriens Wahlbehörde, Mohamed Charfi. Die beiden Gegenkandidaten blieben demnach völlig chancenlos und erhielt nur drei beziehungsweise zwei Prozent der abgegebenen Stimmen. [...]

Nach Verkündung des vorläufigen Ergebnisses wird dieses nun von Algeriens Verfassungsgericht geprüft, das sich unter anderem mit möglichen Berufungsverfahren befasst. Erst dann wird das offizielle Endergebnis verkündet. Dieser Prozess kann bis zu drei Wochen dauern. Die Endergebnisse weichen in Algerien in der Regel aber nicht von den vorläufigen Ergebnissen ab. Viele Algerier blickten der Wahl, die am Samstagabend endete, gleichgültig entgegen. Das Vertrauen in die Politik hat stark gelitten, auch wegen einer Einschränkung der Bürgerrechte. Die Menschenrechte seien "stetig ausgehöhlt worden durch die Auflösung politischer Parteien, Organisationen der Zivilgesellschaft und unabhängige Nachrichtenmedien" sowie durch willkürliche Verhaftungen, teilte die Organisation Amnesty International mit. In Algerien gebe es mittlerweile "null Toleranz" für abweichende Meinungen. [...]

Experten zufolge steuert der Sicherheitsapparat das Land seit Jahrzehnten aus dem Hintergrund. Auch Tebboune genießt die Unterstützung des Militärs, dessen Budget er in seiner ersten Amtszeit verdoppelte.
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika...e-100.html

Schneemann
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