Zitat:Bzw. wenn die Sache mit dem "Hitler-Stalin-Pakt" so nicht gesagt worden ist, frage ich mich dennoch, wieso überhaupt so ein zweideutiger Vgl. von wegen einer "Neuauflage" von irgendwas angestellt wird? Ist es gezielte Provokation? Oder einfach nur Frust über die Pipeline, bzw. den Vertrag? Reicht das existierende Vokabular nicht aus, um eine normale - evtl. auch treffende und wütende - Aussage zu gestalten? Muss immer der zweideutige Vgl. mit einer dunklen Episode der deutschen Geschichte aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts hergestellt werden, wenn man irgendwas in diesen polnischen Politikerkreisen (wohlgemerkt: Nicht in allen!) an Deutschland kritisieren will?
Wozu all diese sinnfreien rhetorischen Fragen? Wer sich mit Geschichte, ein bißchen Länderhintergründen und der Lage in Polen auskennt, sollte solche Fragen eigentlich nicht stellen. Vorallem, ob denn sowas sein muss? Geht es denn wirklich immer in allem, hochideale Standards ansetzen zu können, die dann letztlich mit der Realität nichts mehr zu tun haben? Diese Extraportion Moralin, wie in deinem letzten Post, in dem du wohl in völliger Realitätsvergessenheit Polen zum Buhmann Europas machen wolltest, muss wohl auch nicht wirklich sein, vergißt man doch da letztlich die Realitäten in ganz Europa.
Ich und Demon haben da sicher nicht vollkommen objektive Meinungen dazu, aber ich denke auch, dass vieles an Kritik sehr einseitig ist und mit absoluten verzerrten Standards und Doppelmoral vieles gewertet wird, gerade hier in Deutschland. Gerade bei dem vorletzten Post von Schneemann liegt so viel Moralin drin, das sich einzig und allein nur an Polen adressiert, in völliger überzogener Alleinaddressierung. Lieber sich mal mit den Hintergründen beschäftigen, als hier idealistische Reden schwingen, das fände ich gut.
Mit solcher Rumrhetorisererei ist man letztlich genauso polemisch wie die Herren in Polen, die man kritisieren will.
Radikale rechte Parteien haben in Frankreich mit le Pen große Erfolge gefeiert, waren in Italien unter Berlusconi mit an der Regierung beteiligt (Liga Nord und die ehemaligen Faschisten), sie sind in Dänemark in populistisch-konservativer Version mit an der Regierung und auch in den Niederlanden, zumindest bis Balkenende zurücktrat. Rechtspopulistische Parteien haben fast überall in Europa ihre Bedeutung, nicht zu vergessen Österreich. Da ist Polen absolut keine Ausnahme.
Und dann, das mögen auch manche vergessen: Polen ist und bleibt ein Transformationsland. Und dann eben nicht nur ein kleines, mit geringem Aufwand zu sanierendes Land wie Slowenien oder ein mittelkleines Land wie Tschechien, Länder mit knapp 2 Millionen bzw. 10. Millionen Einwohnern. Hier geht es um knapp 40 Millionen Einwohner und je größer ein Land, desto größer seine Komplexität, seine Probleme usw. Das hat auch seine Folgen für das politische System, das eben gerade in Sachen Parteien nicht immer stabil ist und wie andere Länder Ostmitteleuropas Fluktuationen unterliegt. Gesellschaftlicher Wandel, Umbrüche im Leben und in den Gewohnheiten usw. bedeuten Unsicherheit und bedeuten mehr Dynamik, aber auch Wechsel.
Da kommen eben auch mal wieder konservative und populistische Parteien an die Macht. Sowas passiert sogar auch in Dänemark oder Österreich. Mehr als geheuchelte und übersteigerte Momentanpanik ist das für mich nicht und da es eben um Polen geht, wird in Deutschland erst recht gerne zugeschlagen.
Das heißt nicht, dass das alles gut ist, was in Polen passiert. Man kann solche leute durchaus kritsieren und ich versuche mich von Zeit zu Zeit an der Gazeta Wyborcza. Auch da wird die neue Regierung sicher nicht gehuldigt. Aber diese Regierung ist nicht Polen als ganzes und hinter dieser Regierung stecken auch strukturelle Gründe, ebenso wie beipielsweise hinter einer rechtspopulistischen dänischen Volkspartei unter Pia Foregard (ich hoffe, ich hab die Namen der Partei und ihrer parteichefin jetzt richtig aus dem Gedächtnis erinnert).
Aber mit einem - für mich persönlich - einfach nur arrogant selbstgerechten moralischen Zeigefinger zu kommen, halte ich persönlich - jetzt nur als User und in meiner Herkunft als Halbpole, als meine absolut persönlichen Meinung - für dumm und anmaßend. Das ist nicht konstruktiv, das vertieft bestenfalls deutsch-polnische Gräben, denn hier wird nur mit hochgereckter Nase bewertet, nicht erklärt und hinterfragt und beschrieben, was dahinter steckt.
Das zeigt eben nur, wie wenig Leute über Europa und seine Länder wissen und das wir eben letztlich doch in unserer Vielfältigkeit doch sehr stark variieren in Europa...
Wie sagte schon Luhmann:
Die Einheit liegt in der Differenz...
Zitat:Was sollen eigentlich diese ständigen Nazi-Vergleiche von Kaczynski & Co?
Ich kann mir keinen Reim daraus machen. Die poltern ohne Sinn und Verstand los... die haben wohl zu viele Reden des iranischen Präsidenten verfolgt.
Mhm. Schau dir die polnische Geschichte an, schau dir die momentane Teilung des Landes an in polen A udn Polen B und vielleicht wird dir dann einiges etwas klarer. Für dich (West??)-Deutschen, der wenig weiß über Polen und Land und Leute und Verhältnisse, mag das ohne Verstand sein, für andere mag dies in bestimmte Kontexte passen.
Es geht immerhin um ein Land, in dem jeder 5. Bürger (egal ob nun christlichen oder jüdischen Glaubens) während des 2. Weltkrieges ums Leben kam, solche Verlsute in Prozent hat kein anderes land verkraften müssen und nach dieser pein folgte zur Belohnung noch 45 Jahre sowjetische Herrschaft...
Mehr dazu will ich erstmal nicht sagen.