@Schneemann, schön, dass Du das Interview ganz gelesen hast :wink:
andere weigern sich ja, andere Meinungen üerhaupt erst zu lesen, nach dem Motto: "lesen schadet der Dummheit" - aber nun kurz zu Schwewardnadse:
Schneemann schrieb:@Erich
Schreib aber bitte auch alles hin, was Schewardnadse sagt, z. B.:
Zitat:...die Armee hätte jetzt nicht in Zchinwali einmarschieren müssen. Obwohl wir dazu rechtliche Grundlagen haben: Völkerrechtlich gehört Südossetien ja zu Georgien, es ist unser Territorium, dort wohnt unsere Bevölkerung...
da bin ich etwas anderer Meinung. Es gibt eine Waffenstillstandsvereinbarung, die georgische Streitkräfte und die ossetischen Milizen trennt und russische Friedenstruppen vorsieht.
Georgiens Regierung hat diese Waffenstillstandsvereinbarung definitiv massiv gebrochen (aus welchen Gründen auch immer) und darf sich jetzt nicht über die Folgen beschweren.
Schewardnadse macht das auch deutlich (das hast Du nicht zitiert) in dem er sagt:
Zitat:... ob das richtig war, ist eine andere Frage. ..... Dass Michail Saakaschwili seiner Person als Politiker einen Schaden zugefügt hat, kann man auch daraus ersehen, dass wir in Zchinwali nichts erreicht haben. Wir haben jetzt die Armee zurückgezogen und haben noch dazu hohe Verluste. Also, wir haben ein tragisches Ergebnis. Und wenn wir es nach dem Resultat beurteilen, dann ist der Einmarsch in Zchinwali nicht zu rechtfertigen.
...
Heute kann man das als einen Fehler bezeichnen, der Georgien und der georgischen Bevölkerung erheblich geschadet hat, und nicht nur ihnen. Auch viele Osseten und Russen sind ums Leben gekommen. Das war unnötig. Ich stehe mit der georgischen Regierung nicht in Kontakt. Als sie die Entscheidung getroffen hatten, haben sie mich nicht um meinen Rat gefragt. Jetzt ist klar, dass sie die Entscheidung, ohne die Bevölkerung zu informieren, hinter verschlossenen Türen getroffen haben. Wenn man einen Krieg beginnt, dann muss die Bevölkerung informiert sein. Das war nicht der Fall.
Schneemann schrieb:...und...
Zitat:Ich kenne die Amerikaner gut und kann mir nicht vorstellen, dass Präsident Bush angeordnet habe, Saakaschwilis Abenteuer zu unterstützen...
das Gegenteil hab ich nie behauptet, ganz im Gegenteil: die USA bemühen sich den georgischen Zauberlehrling zur Annahme des Friedensplanes zu bewegen und spielen in diesem Sinne eine sehr positive Rolle.
Schneemann schrieb:Zitat:...wenn es nur von Russland abhängen würde, es Abchasien keine Unabhängigkeit gewähren wird. Wenn es Abchasien als unabhängig anerkennt - warum sollen dann nicht auch Tschetschenien, Dagestan, Tatarstan oder Baschkiristan das gleiche Recht erhalten?
das ist in der Tat eine Überlegung. Aber:
Machen wir uns nichts vor. Die Loyalität dort gilt der Familie und Clans, die sich z.B. mit Mafia-Methoden bereichern. Ob diese Gebiete reif für eine (demokatische?) Selbstverwaltung sind wird vielfach bezweifelt - auch im Westen.
Wobei es den Russen gelungen ist, z.B. Tschetschenien zu beruhigen und zu stabilisieren.
Schneemann schrieb:...und...
Zitat:...auch eine Nato-Mitgliedschaft [Georgiens, Anm. von mir] muss als Ziel weiterverfolgt werden...
da habe ich meine gegenteilige Ansicht bereits begründet. Die NATO ist derzeit keine Option.
Schneemann schrieb:...und...
Zitat:Was die Beteiligung der Europäischen Union anbetrifft: Je aktiver sie sich in Georgien und überhaupt im Kaukasus engagiert, desto besser wird es sein...
....
d'acor: allerdings muss auch klar sein, dass wir Europäer uns nicht von einem Abenteurer in Abenteuer ziehen lassen können.
Um es etwas weniger diplomatisch zu formulieren: je stärker das Engagement der Europäer ist, desto weniger Handlungsfreiheit zum "Abenteuertum" hätte die georgische Regierung.
Letztendlich würde Europa die georgische Regierung an den sehr kurzen Zügel nehmen.
Es liegt an den Georgiern, ob sie die "Freiheit zum Abenteuer" dagegen eintauschen wollen - oder in letzter Konsequenz:
Es liegt an den Georgiern, ob sie dem von Georgien provozierten russischen Bären ausgeliefert sein- oder ob sie sich einem "Hegemon Europa" unterordnen wollen.
Ganz krass ey:
die Europäer würden in Georgien möglicherweise ähnlich bestimmend auftreten wie die Russen in Tschetschenien. Die Frage ist, mit welchem Ziel. Und da trau ich als Europäer meiner eigenen Politik mehr zu - nur werden das die Russen ihren russischen Politikern auch unterstellen.