Haiti ist mittlerweile faktisch ein
failed state, rund 80% der Hauptstadt werden von Gangs kontrolliert, Entführungen und Morde sind an der Tagesordnung. Und manche dieser Banden scheinen sich sogar schon darauf vorzubereiten, die Regierung zu übernehmen.
Zitat:Gangs rule Haiti’s capital. Some say they’re ready to overthrow the government too
Port-au-Prince, Haiti (CNN) — From above, Haiti’s capital city Port-au-Prince still looks serene, its white-washed homes climbing steep green hills that encircle a glittering bay. But to step onto its cracked streets requires a careful calculation of risk and reward.
Ruthless gangs have a stranglehold on the city, preying on the population, carving neighborhoods into warring criminal fiefdoms, and cutting Haiti’s international port off from the rest of the country. In this city, the most-shared online videos are often torture footage, recorded and posted by gangs to spread horror and hasten ransom payments for thousands of kidnapping victims. [...]
Since last week, Port-au-Prince has been gripped by a wave of highly coordinated gang attacks, with armed groups burning down police stations and freeing prisoners in what one gang leader described as a direct challenge to Haiti’s unpopular Prime Minister Ariel Henry. On Sunday, Haiti’s government declared a state of emergency after thousands of inmates apparently escaped from its largest prison. [...]
Even for some within the gangs, the brutality of the current situation has become unbearable. “I see people dying in front of me every day,” one 14-year-old gang recruit from the city’s Martissant neighborhood told CNN, visibly distraught, in an interview last month. “The thing I hate the most is when (other gang members) kill someone and they make me burn the body,” he said. [...]
80% of Port-au-Prince controlled by gangs
On TikTok and WhatsApp, accounts flaunting guns and flashy cars tout affiliation with groups like the 5 Segond gang, 400 Mawozo (notorious in the US for the 2021 kidnapping of over a dozen foreign missionaries), and Kraze Barye, whose leader has a nearly $2 million bounty on his head from the FBI. [...]
In an impoverished country with little to exploit, the gangs are treating human beings like commodities, snatching at least 2,490 people off the street last year to trade in a fast-growing kidnapping business, per UN figures. Victims whose families cannot pay for their release are often killed, adding to the thousands of others who have lost their lives to indiscriminate gunfire, waves of arson, and other abuses. Haiti’s national homicide rate doubled last year, reaching 41 murders for every 100,000 people, the UN says – one of the highest murder rates in the world.
https://edition.cnn.com/2024/03/04/ameri...index.html
Schneemann
Der haitianische Regierungschef Henry ist wohl tatsächlich zurückgetreten. Auch wenn das eine der Hauptforderungen der Opposition wie der bewaffneten Gangs war, so ist völlig unsicher, was nun auf ihn nachfolgen wird. Und aktuell droht zudem noch eine Hungersnot...
Zitat:Haiti: Wenn Gangs die Regierung ersetzen
Nach der Rücktrittserklärung von Präsident Ariel Henry tritt Bandenführer Jimmy "Barbecue" Cherizier als mächtigster Mann des Landes in Erscheinung. Neben der Gewalt bedroht eine Hungersnot die Bevölkerung. [...]
Am Donnerstag dann, drei Tage nach der Rücktrittserklärung von Interimspräsident Ariel Henry, zogen Berichten zufolge wieder bewaffnete Gruppen plündernd und brandschatzend durch Port-au-Prince. Sie steckten öffentliche und private Gebäude in Brand - darunter das Privathaus des Polizeichefs von Haiti und das Zentralgefängnis, aus dem Angreifer vergangene Woche mehrere Tausend Häftlinge befreit hatten. [...] Prominentester Rädelsführer ist Jimmy Cherizier, Spitzname "Barbecue". Der ehemalige Polizist leitet die mächtige Bande G9, die aus einem Bündnis ehemals konkurrierender Banden hervorgegangen ist. [...]
Ariel Henry hat seinen Rücktritt für den Fall erklärt, dass es gelingt, eine Übergangsregierung zu bilden. Allerdings kann er sein Amt derzeit ohnehin nicht ausüben: Zum einen befindet er sich nach einer Auslandsreise noch auf der Nachbarinsel Puerto Rico, weil die Rebellen seine Rückkehr durch Angriffe auf den Flughafen verhindern.
Zum anderen kontrollieren die Gangs Berichten zufolge mittlerweile 80 Prozent des haitianischen Territoriums. Seit die Regierung am 4. März den Ausnahmezustand über Port-au-Prince verhängt hat, sind Ministerien und andere staatliche Einrichtungen, von denen Regierungsgewalt ausgehen könnte, verwaist. Einzig Polizei und Militär versuchen noch, die Ordnung aufrechtzuhalten und die seit Donnerstag verhängte Ausgangssperre zu überwachen. [...]
Jimmy "Barbecue" Cherizier wurde Ende 2018 aus dem Polizeidienst entlassen, nachdem ihm die Beteiligung an mehreren tödlichen Gewaltexzessen vorgeworfen wurde. In den folgenden Jahren setzte er sich an die Spitze der bewaffneten Gruppe G9, mit vollem Namen "Revolutionäre Kräfte der G9 und Alliierte". Die hat sich nun offenbar mit ihren Erzfeinden der Gang "G-PEP" zu der Bewegung "Vivre Ensemble" (dt.: zusammen leben) vereint, um die Regierung des völlig verarmten Karibikstaates stürzen. [...]
Wie die Sicherheit im Land wiederhergestellt werden könnte, wissen auch die Experten nicht. Die Vereinten Nationen hatten bereits im Oktober eine Eingreiftruppe genehmigt. Allerdings sind Blauhelme in Haiti aufgrund schlechter Erfahrungen äußerst unbeliebt. Aber Kenia wollte in Absprache mit Interimspräsident Henry und mit Geld aus den USA 1000 Polizisten in den Karibikstaat entsenden. Doch das ist bisher an einem innerkenianischen Rechtsstreit und mangelnder Zustimmung für die Finanzierung im US-Kongress gescheitert. Dabei hätten die USA und Kanada ein Interesse an Stabilität in Haiti, um die Migration von dort zu verlangsamen und das Wachstum des dort ansässigen Drogenumschlags zu unterbinden.
https://www.dw.com/de/haiti-wenn-gangs-d...a-68569416
Schneemann
Haiti: PHA Tonnerre evakuierte Franzosen nach Fort-de-France
Lignes de defense (französisch)
Die am stärksten gefährdeten französischen Staatsbürger, die Haiti mit Hilfe der französischen Regierung verlassen wollten, konnten ein Schiff der französischen Marine erreichen, das sie "bald" nach Fort-de-France bringen wird. Rund 1.100 Franzosen, darunter viele mit doppelter Staatsbürgerschaft, leben nach Angaben des Quai d'Orsay in Haiti (Foto: EMA).
Die französische Operation wurde vom amphibischen Hubschrauberträger Tonnerre aus durchgeführt, der sich im Rahmen der Mission Jeanne d'arc in dem Gebiet befand. Die Gruppe Jeanne d'Arc 24, die aus dem amphibischen Hubschrauberträger Tonnerre und der Fregatte vom Typ La Fayette Guépratte besteht, hatte vom 12. bis 15. März einen technischen Zwischenstopp in Fort-de-France eingelegt, während dessen Logistik- und Versorgungsoperationen durchgeführt wurden.
Mehrere andere Länder kündigten die Evakuierung von Staatsangehörigen an, darunter die USA und Deutschland.
Kanada seinerseits charterte Hubschrauber, um seine ersten in Haiti ansässigen Staatsangehörigen zu evakuieren, nachdem die kommerziellen Flugverbindungen nach Port-au-Prince unterbrochen worden waren. Kurzfristig baten 30 Kanadier die Regierung um Hilfe bei der dringenden Ausreise aus dem Karibikstaat. Insgesamt befinden sich rund 3.000 Kanadier in Haiti.
Zur Lage in Haiti - die Gangs bzw. "Milizen" vor Ort scheinen ihre Bewaffnung zunehmend zu verbessern. Für die geplanten Friedenstruppen ein Grund zu wachsender Besorgnis. Und die Spur dieser Waffen geht in Richtung kolumbianischer Gangster.
Zitat:Kenya’s special forces to land in Haiti. What awaits them?
The Kenya-led UN mission in Haiti will be forcefully met by a gang-turned-militia armed with stolen Colombian weapons. [...]
5 Segonn, the G9 and other prominent crime groups are pivoting to present themselves as an organised security force. Photos and videos across social media show 5 Segonn members uniformed, growing in number and carrying more powerful weapons, according to an investigation by the New York Times. [...] This was not just symbolic. 5 Segonn members have since been identified wielding Belgian-designed FN FAL rifles, typically only carried by militaries. [...]
The so-called ‘right arm of the free world’, the FN FAL was first produced in the 1950s for developed western nations, says Wilson Jones, defence analyst at GlobalData. [...] Jones, however, notes that the FN FALs owned by 5 Segonn are unlikely to be in good condition or well-maintained. [...]
The question remains as to how the Haitian gangs got their hands on military-grade arms. In a country which does not manufacture weapons, a UN report published in January found almost every model of gun in Haiti: Russian AK-47s, US-made AR-15s and Israeli Galil assault rifles, to name a few.
Most fingers point to Colombia. On 30 April, Colombian President Gustavo Petro revealed that more than one million bullets, thousands of explosives, some guns and missiles had been stolen from military bases. [...] Colombia’s government is not solely to blame. Firearms and ammunition have been smuggled by land, air and sea from US states such as Georgia, Texas and, most prominently, Florida.
https://www.naval-technology.com/feature...m/?cf-view
Schneemann
In Haiti ist die Lage faktisch außer Kontrolle - gestern kamen Filme im Netz hoch, wo getötete Gangmitglieder - die anscheinend von Bürgerwehren getötet wurden - in den Straßen mit Autoreifen zugedeckt und dann mit Sprit übergossen und angezündet wurden. Das sind Bilder aus den finstersten Zeiten Afrikas...
Zitat:In Haiti eskaliert die Bandengewalt
In Haiti terrorisieren bewaffnete Banden die Bevölkerung. Binnen zehn Tagen mussten mehr als 40.000 Menschen aus ihren Häusern fliehen. Zudem werden immer mehr Kinder in die Bandenkriminalität hineingezogen.
Wegen der eskalierten Bandengewalt im Karibikstaat Haiti sind nach Angaben der Vereinten Nationen binnen zehn Tagen Zehntausende aus ihren Häusern in der Hauptstadt Port-au-Prince geflohen. Zwischen dem 11. und 20. November seien mehr als 40.000 Menschen in Port-au-Prince auf der Flucht gewesen, einige bereits zum zweiten oder dritten Mal, erklärte die Internationale Organisation für Migration (IOM). [...]
Inzwischen werden auch immer mehr Kinder in die Bandenkriminalität hineingezogen. Laut UN-Kinderhilfswerk UNICEF ist im vergangenen Jahr die Zahl der Minderjährigen, die von den Gangs rekrutiert wurde, um 70 Prozent gestiegen. Zwischen 30 und 50 Prozent aller Mitglieder von Verbrecherbanden in Haiti sind demnach mittlerweile Kinder. "Das ist ein sehr besorgniserregender Trend", sagte die UNICEF-Beauftragte für Haiti, Geeta Narayan.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch teilte mit, dass Frauen und Mädchen in Haiti oft fürchterlichen sexuellen Missbrauch durch Mitglieder der Gangs erleiden müssten. Verbrecherbanden kontrollieren rund 85 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince.
https://www.tagesschau.de/ausland/amerik...t-104.html
Schneemann
(26.11.2024, 06:59)Schneemann schrieb: [ -> ]In Haiti ist die Lage faktisch außer Kontrolle - gestern kamen Filme im Netz hoch, wo getötete Gangmitglieder - die anscheinend von Bürgerwehren getötet wurden - in den Straßen mit Autoreifen zugedeckt und dann mit Sprit übergossen und angezündet wurden. Das sind Bilder aus den finstersten Zeiten Afrikas...
https://www.tagesschau.de/ausland/amerik...t-104.html
Schneemann
El Salvadore zeigt dass sich solche failed states auch aus sich selbst heraus retten können.
Freilich hatte El Salvador noch so etwas wie einen funktionierenden Staat.
Den hat Haiti schon lange nicht mehr. Es ist auf dem besten Weg, das Somalia der westlichen Hemisphäre zu werden.
Der Vergleich zu El Salvador hinkt aber auch. In El Salvador bekämpften sich Guerilleros und der Staat, dies auch wahlweise mit ausländischer Unterstützung im Kontext des Kalten Krieges und des dirty war. In Haiti bekämpfen sich wahlweise eher fast alle gegenseitig bzw. es gibt zahllose hochkriminelle Gruppen und quasi keinen funktionierenden Staat mehr. Man wüsste ja noch nicht einmal, mit wem man nun primär eine Waffenruhe oder gar eine Wahrheitskommission aushandeln müsste.
Schneemann
Exakt. Wie verzwickt die Lage ist, sieht man ja daran, dass der Übergangsrat die Weltgemeinschaft praktisch angebettelt hat, militärisch zu intervenieren und die öffentliche Gewalt zu übernehmen.
Das Land entwickelt sich immer mehr zu einem Alptraum...
Zitat:Mindestens 110 Tote bei Massaker in Elendsviertel in Haiti [...]
Bei einem Massaker in einem Elendsviertel in Haiti sind einer Menschenrechtsorganisation zufolge am Wochenende mindestens 110 Menschen getötet worden. Der Chef einer Bande habe es hauptsächlich auf ältere Menschen abgesehen, teilte das haitianische Netzwerk zum Schutz der Menschenrechte (RNDDH) am Sonntag mit. Er habe sie verdächtigt, durch Hexerei die Krankheit seines Kindes verursacht zu haben.
Den Angaben zufolge suchte der Bandenführer Monel „Mikano“ Felix nach der Erkrankung des Kindes Rat bei einem Voudou-Prieser. Dieser habe ältere Menschen beschuldigt, dem Kind durch Hexerei zu schaden. Dies habe Felix dazu veranlasst, die Tötungen anzuordnen. Seine Bandenmitglieder hätten in dem Slum Cite Solei am Freitag mindestens 60 Menschen und am Samstag 50 Personen Menschen mit Macheten und Messern umgebracht. Alle seien über 60 Jahre alt gewesen.
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft...62727.html
Schneemann