Ich glaub' es geht schon wieder los....
Zitat:Meine Annahme stützt sich darauf, dass man die Ostsee rein passiv "abriegeln" kann und die russische Flotte in ihren Häfen binden kann. Die Ostsee ist zu "gläsern", als dass Schiffe dort sicher operieren können, ohne massiv von den Küsten oder aus der Luft mit AShM großer Reichweite bedroht zu sein.
Warum also großartig Kräfte binden, wenn man es auch defensiv fahren kann?
Ich bin da zu großen Teilen bei Delta, würde das aber gerne ergänzen:
(02.02.2025, 15:51)DeltaR95 schrieb: [ -> ]- Aufstellung von Küsten-U-Boot Flottillen mit Fähigkeit zum verdeckten Minenlegen, unbemannt in Form von XLUUV
- Aufstellung von Küsten-Raketenbatterien (AShM / mobil und ergänzt verbunkert)
- Aufstellung von Küsten-Radarstellungen
- Wiederbelegung des Seekriegs aus der Luft (Aufklärung und Wirkung) insbesondere mit MALE-UAV
- Orbit-gestützte Überwachung (u.a. geostationär)
- Überwachung des elektromagnetischen Spektrums durch weitverteilte Stellungen
- Ausbringen eines SOSUS-Netzwerks zur Überwachung der kritischen Infrastruktur
- Wiedererlagen der Befähigung zum Minenkampf generell
Der letzte Punkt wird einerseits durch den ersten abgedeckt, erfordert andererseits aber auch bemannte Überwassereinheiten, also neue MCM-Boote. Und genau die sollten mMn den Kern einer Ostsee-Flotte bilden.
Primär bestehen in der Ostsee zwei Gefahren durch Russland und ggf. Verbündete:
1. kleine Über- und Unterwasser-Systeme
2. zivil erscheinende Überwassereinheiten
3. Kommando- und Sabotageaktionen an NATO-Küsten oder Inseln
Die ersten beiden bedrohen sowohl die Untersee-Infrastruktur, als auch die Schifffahrt und somit die Versorgung des Baltikums. Diese Gefahren sind sehr viel realer und schwerwiegender als die einer russischen Landung oder gar des Einsatzes größerer Kriegsschiffe.
Punkt 3 sollte vornehmlich durch Minen und Sensor-/landgestützte Überwachung der Zugänge von Kaliningrad und dem finnischen Meerbusen vergleichsweise einfach in den Griff zu bekommen sein. Bekämpfung bei Bedarf land- und luftgestützt.
Punkt 1 erfordert eine möglichst dichte Überwachung durch zahlreiche Sensoren. Hier können die für den Minenkrieg ohnehin erforderlichen Minenboote einen nicht unerheblichen Beitrag leisten, da sie für ihren Kernauftrag bereits mit einer Unterwassersensorik ausgestattet sind, die auch kleine Ziele erkennen und klassifizieren kann. Die vergleichsweise geringe Reichweite muss durch Quantität und unbemannte Sensorträger als Subsysteme, die ebenfalls ohnehin für MCM erforderlich sind, ausgeglichen werden.
Punkt 2 jedoch erfordert gerade im Spannungsfall und dem hybriden Kriegszustand, den wir Frieden nennen, noch zusätzlich nicht unerhebliche Boarding-Kapazitäten, die auch eine hohe Dislozierung erfordern. Dafür braucht es kleine Schiffe/Boote mit einer Grundbewaffnung und der Möglichkeit, entsprechende Boarding-Teams einzusetzen.
Das Fazit aus dem vorgenannten ist für mich, dass wir unsere demnächst zu beschaffenden MCM-Einheiten von vornherein darauf auslegen sollten, ihre Sensorik auch in den Dienst eines allgemeinen Unter- und Überwasserlagebildes zu stellen und sie mit einem System von Subsystemen ausstatten müssen, die sowohl für MCM im Kriegs-, als auch fürs Boarding im Spannungsfall geeignet sind. Ich denke da an so etwas wie Apex Predator in Verbindung mit ARCIMS bei einer Stückzahl von zwei bis drei Dutzend. Dazu geeignete Tender, als vorgeschobene Versorgungsbasen mit Unterstützungseinrichtungen für Subsystem-Betrieb und zur Bereitstellung von Hubschraubern zur Unterstützung.
Mehr Schiffe braucht es da mMn nicht. Da die Bezeichnung als Minenjäger o.ä. für so eine Mehrzeckeinheit nicht mehr passend wäre, könnten das also unser zukünftigen Korvetten werden. Das Konzept der K130 ist mMn spätestens seit dem NATO-Doppel-Beitritt auf lange Sicht nicht mehr zielführend für die Ostsee, während für Einsätze außerhalb eine leichte Fregatte die bessere Wahl wäre.
(02.02.2025, 16:41)Aegrotare schrieb: [ -> ]- 10-16 Minenjagdboote wie die City-Klasse
Ich nehme mal an, du meinst die
City-Klasse der Niederländer, nicht
die der Briten?
Der Nachteil dieser (eher für Expeditionseinsätze optimierten) Schiffe gegenüber bspw. den Apex Predator, ist die nicht auf unmittelbaren Minenkampf ausgelegte Konstruktionsweise, weswegen diese Einheiten Abstand von erkannten Minen halten müssen. Das kann in der engen und ggf. im Ernstfall mit Minen zugeschütteten Ostsee zum Problem werden. Außerdem bieten sie durch die hohe Automatisierung und spezialisierte MCM-Ausstattung wenig Flexibilität, um auch andere Aufgaben mit übernehmen zu können.
(02.02.2025, 17:11)Pmichael schrieb: [ -> ]Die russische Ostseeflotte ist zu keiner Kriegsführung in der Ostsee imstande. Sie währe noch nutzloser als die Schwarzmeerflotte gerade im Ukrainekrieg.
Weswegen wir uns dringend auf eine asymmetrische Kriegsführung einstellen müssen.