(01.02.2025, 05:52)LieberTee schrieb: [ -> ]All das, inklusive Kaliningrad, können wir auch mit Taurus bekämpfen.
Die effektive Reichweite eines Flugkörpers liegt immer unterhalb der theoretischen Reichweite.
Bei einem Marschflugkörper hängt sie von vielerlei Faktoren ab, v.a. von der Flughöhe des Trägerflugzeugs und vom gewählten Angriffsprofil. Die russische Flugabwehr in Kaliningrad ist bei Kruglowo (1545. Flugabwehrraketenregiment) und Gwardeisk (183. Flugabwehrraketenregiment) disloziert, es könnte durchaus sein, dass ein hypothetischer Angriff so erfolgen müsste, dass die Taurus weite Umwege fliegen müssen, um die Schwachstellen der Verteidigung auszunutzen. Und da das gesamte Baltikum flach wie ein Pfannkuchen ist, müssten sie sehr tief fliegen, wodurch sie (höhere Luftdichte) auch an Reichweite verlören.
Alles in allem wird man davon ausgehen müssen, dass ein Angriff auf militärische Ziele in Kaliningrad aus dem deutschen Luftraum heraus mit Taurus nur eingeschränkt möglich ist. Das russische Kernland, aber auch viele Ziele in Weißrussland oder einer hypothetischen besetzten Ukraine, wären mit Taurus gar nicht zu erreichen.
Jedenfalls nicht ohne Gefährdung des Trägerflugzeugs, aber das ist doch gerade der Sinn einer Abstandswaffe, das Trägerflugzeug zu schützen.
(01.02.2025, 05:52)LieberTee schrieb: [ -> ][A]ber für die Versorgung der Front reicht es ja, die Eisenbahnknotenpunkte in Frontnähe zu zerstören.
Das denke ich nicht. Siehe der Blick auf die
Karte.
Obendrein: Die Ukrainer hätten nicht fast drei Jahre lang geradezu gebettelt um die Erlaubnis, mit westlichen Waffen Ziele in der Tiefe Russlands angreifen zu dürfen, wenn es keine zwingende militärische Notwendigkeit gäbe.
(01.02.2025, 05:52)LieberTee schrieb: [ -> ]Russland bombardiert seit Kriegsbeginn die ukrainische Energieinfrastruktur, und irgendwie brennt dort immernoch Licht ...... die Drohnenproduktion steigt rasant, und von getroffenen Kommandozentren hab ich noch nicht gehört. Die ukrainische Wirtschaft ist sicher stark getroffen, und dennoch ist das Land weiter wehrhaft.
Das scheint nicht so einfach zu sein, so ein großes Land mit Marschflugkörpern lahm zu legen.
Ende vorigen Jahres habe ich im hiesigen Ukraine-Faden Daten zu den russischen Angriffen verlinkt, auch zu den Abfangquoten. Die Quintessenz: Es wurden von russischer Seite selten mehr als einige Dutzend Marschflugkörper gleichzeitig eingesetzt, und die Abfangquote lag je nach Muster bei bis zu 80%. Das sind keine strategischen Schläge, sondern nur Versuche, die Zivilbevölkerung zu zermürben. Es ist auch bei Weitem nicht das Äußerste des Möglichen.
Wirkungslos sind die Angriffe dennoch nicht. Es kommt immer wieder dazu, dass tageweise nicht genügend Strom und Fernwärme zur Verfügung stehen, um die Bedürfnisse von Gesellschaft und Wirtschaft zu stillen. Auch die Armee leidet unter den Angriffen, so wird die Gefechtsausbildung ebenso gestört wie die Gefechtsschadensinstandsetzung.
Das Szenar, das hier diskutiert wird, ist ein ganz anderes, @Quintus denkt eher an Shock and Awe.
Du unterschlägst in Deiner Betrachtung außerdem, dass die Ukraine erstens gut drei Jahre Zeit hatte, sich an die ständigen Nadelstiche aus der Luft anzupassen (bspw. durch Aufteilung der Munitionsproduktion auf möglichst viele kleine Standorte), und zweitens, dass auch diese "Nadelstiche" eine schädliche Wirkung haben, der man sich doch nicht aussetzen will. Millionen Ukrainer leben als Flüchtlinge im Ausland und zögern heimzukehren; die Wirtschaft darbt; ausländische Investitionen finden kaum statt. So gewinnt man keinen Krieg.
(01.02.2025, 05:52)LieberTee schrieb: [ -> ]ja, in Frontnähe. Im entfernten Hinterland, also >500km, hast du dann nur noch die Tomahawk-Marschflugkörper, und die stellen das S-400-Bedienpersonal nicht mehr vor so große Probleme.
Auch dafür gibt es Lösungen, und sei es ein Sättigungsangriff.
(01.02.2025, 05:52)LieberTee schrieb: [ -> ]Die Fähigkeit Moskau zu bedrohen ist mir nicht geheuer ...
Nichts für ungut, aber … Solche Emotionen taugen, gelinde gesagt, nicht als Ratgeber zur Entscheidungsfindung. Auf 'Rossija 1' wird zur besten Sendezeit darüber diskutiert, wie viele deutsche Städte man auslöschen könnte, wenn man wollte. Jenseits aller aggressiven Rhetorik haben die russischen Streitkräfte selbstverständliche Pläne zu strategischen Angriffen auf deutsche Bevölkerungs- und Wirtschaftszentren in der Schublade. Dem muss man etwas entgegensetzen, schon, um nicht erpressbar zu sein. Es ist bezeichnend für das intellektuelle Vakuum, das in Deutschland in puncto Sicherheitspolitik herrscht, dass ernsthaft diskutiert werden muss, ob die Bundeswehr die Fähigkeit benötigt, Ziele in Moskau anzugreifen.