(24.03.2025, 19:03)DopePopeUrban schrieb: [ -> ]Und genau deswegen frage ich mich, welche Aufklärungsrolle das FCSS erfüllen könnte, die nicht bereits von anderen Plattformen und Staaten erfüllt wird?
Es muss ja nicht zwingend um eine "neue" Aufklärungsrolle gehen. Es könnte ja auch um einen Ersatz bestehender Plattformen oder eine Verdichtung bestehender Sensorik gehen. Also bspw. Sonaraufklärung als Ersatz für den Einsatz bemannter U-Boote.
Wichtiger wäre also die Frage, welche Rolle ein FCSS besser oder effizienter übernehmen könnte als ein anderes System. Und da habe ich persönlich dann auch meine Zweifel.
Zitat:SeaFalcon sollte ja letztendlich als Unterstützungskomponente der RBS-15 dienen, bzw entsprechende Ziele aufklären und klassifizieren.
Was mir im Ostsee-Szenario auch nicht so ganz schlüssig erscheint. Ein Ziel, auf das ich einen RBS15 verschießen will, soll sich also ganz in Ruhe von einer Helikopterdrohne identifizieren lassen? Was sollte das überhaupt für ein Ziel sein, das in der Ostsee unterwegs ist, von dem ich durch SignInt- und Radaraufklärung noch nicht genau weiß, was es ist, das ich dann aber mit einer schweren AShM versenke, nachdem ich es optronisch identifiziert habe? Das mag irgendwo auf Expeditionseinsatz realistisch sein, aber mMn nicht in der Ostsee...
Zitat:Ein USV ist aber vermutlich keine wirklich brauchbare optronische Aufklärungsplattform, alleine schon weil es nur genauso weit "gucken" kann, wie das Ziel das es aufklärt. Hat zwar mehr Reichweite und Geschwindigkeit als SeaFalcon, aber ist eben auch deutlich größer und an die Wasseroberfläche "gebunden". Wenn das USV einen Gegner sehen kann, wird der es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch sehen können, gerade ein USV in Kampfbootgröße.
Richtig. Gerade für die optronische Aufklärung bringt ein USV natürlich massive Nachteile gegenüber einem UAV. Vogel- schlägt Froschperspektive.
Zitat:Das Füllen der "optronischen Aufklärungslücke" (soweit man SeaFalcon oder ähnliche Projekte endgültig nicht weiter verfolgt) halte ich für zumindest sinnvoll.
Ich nicht, aus den vorgenannten Gründen. Das muss mMn luftgestützt erfolgen. Vermutlich aber primär über MALE-UAV und nicht mit "Bord-Drohnen" der Korvetten. Die sind eher interessant für Einsätze an der Küste und im Rahmen hybrider Kriegsführung, bei der es auch mal um die Aufklärung einzelner Personen an Land oder auf einem Boot gehen kann, wofür man dann doch recht nah ran muss.
Zitat:Die Implikationen auf MUsE als "USV/UUV Mutterschiff" ebenso.
Das finde ich einen sehr wichtigen Aspekt hinsichtlich der Entwicklungsreihenfolge. Wenn man die MUsE nicht extrem flexibel und somit recht großzügig auslegen will, dann müsste man eigentlich die Auswahlentscheidungen für MCM-Toolbox, LUUV, FCSS, Kampfboote etc. vorher treffen, um die Aufnahmevorrichtungen passend auswählen zu können.
Zitat:Die LUUVs sollen übrigens (jedenfalls laut MZB 2035+) den Typ 212CD lediglich ergänzen, von ersetzen habe ich persönlich noch nichts gelesen.
Stimmt, da macht die Marineplanung mMn den gleichen Fehler wie bei FCSS und den Korvetten, dass sie eine Boots-/Schiffsklasse mit einem unbemannten System direkt abhängig verknüpft. Das scheint mir der LoyalWingman-Ansatz aufs Wasser übertragen zu sein, wodurch man mMn die tatsächlich relevanten Vorteile und Möglichkeiten unbemannter Marinesysteme verspielt.
Zitat:Wobei ich mir das, jedenfalls was Aufklärungszwecke betrifft, auch noch vorstellen kann. Bspw akustische Aufklärung in der Ostsee würde dann von LUUVs betrieben, während U-Boote in dem Einsatzraum lediglich Jagdaufgaben übernehmen.
Was sollen die denn in der Ostsee noch jagen, wenn die NATO-Aufklärung funktioniert? Jedes Schiff/U-Boot, das einen der beiden russischen Ostseezugänge verlässt, muss sofort unmittelbar bemerkt und ausgeschaltet werden. Dafür braucht es aber keine U-Boote, das kann man mit Torpedos aus der Luft oder luft-/landgestützten AShM erledigen. Bemannte U-Boote wären da ein unnötiges Risiko und werden sehr viel dringender im Nordmeer benötigt.
Zitat:Ob diese Fähigkeitslücke jetzt durch das FCSS oder ein anderes Projekt geschlossen wird ist mir da relativ egal aber wir müssen irgendwas für die Verbandsflugabwehr mittlerer Reichweite in der Ostsee unternehmen.
Das ist mMn ebenfalls keine Frage von seegehenden Plattformen, sondern eine für die Luftkriegsführung und landgestützte Flugabwehr.
Denn woher sollen denn auf der Ostsee die Bedrohungen aus der Luft kommen, wenn die Ostsee -was ohnehin unbedingt erreicht werden muss- für russische Kriegsschiffe und Flugzeuge gar nicht zugängig ist? Dann bleiben nur Raketen und Drohnen aus Kaliningrad oder von zivilen Plattformen im Rahmen hybrider Kriegsführung. Ersteres ist eine Aufgabe für Küstenbatterien und Luftwaffe, dafür braucht es keine schwimmenden Fla-Stellungen. Und letzteres ist auch kein typisches AAW, sondern eher ein Thema der notwendigen Überwachung des zivilen Schifffahrtverkehrs. Da hilft aber dann auch keine Verbandsflugabwehr, sondern man braucht dann viele kleine Einheiten zur engmaschigen Kontrolle potentiell gefährlicher Schiffe und Boote, die dann geeignete Nah- und Nächstbereichsverteidigungsfähigkeiten aufweisen.
Zitat:Es ist unwahrscheinlich, dass die lokalen russischen See- und Luftstreitkräfte vorort rechtzeitig soweit geschwächt sein werden, dass diese nicht versuchen werden, bspw Versorgungskonvois anzugreifen.
Das sehe ich anders. Nicht, weil die russischen Schiffe versenkt werden würden, sondern weil sie gar nicht erst die Häfen verlassen werden, wenn wir uns nicht furchtbar dämlich anstellen. Und für Flugzeuge gilt das selbe: Es ist unumgänglich, eine Luftabwehr im Ostseeraum aufzubauen, die es effektiv verunmöglicht, dass russische Flugzeuge in einem Kriegsszenario zur Gefahr für die Ostseeschifffahrt werden. Wenn wir das nicht hinbekommen, brauchen wir über eine Versorgung Finnlands oder des Baltikums per Schiff gar nicht erst nachdenken.
Zitat:Nach dem zweiten Los K130er wird erstmal ne ganze weile lang keine neue Korvettenklasse für die Ostsee kommen, dementsprechend muss man hier erstmal mit dem arbeiten, was man hat.
MMn ist schon die K130 nur bedingt "für die Ostsee" gedacht.
(Wiki: "Gemäß dem vorläufigen Einsatzkonzept K130, das 2007 durch den damaligen Inspekteur der Marine erlassen wurde, sind die Korvetten der Klasse 130 dafür konzipiert, multinational und streitkräftegemeinsam sowie weltweit in Einsätzen zur internationalen Konfliktverhütung und Krisenbewältigung, einschließlich des Kampfes gegen den internationalen Terrorismus und die Piraterie, beizutragen.")
Die Ostsee müssen sie halt auch noch mit abdecken, sind aber nicht dafür optimiert worden.
Ganz davon ab gibt es aber demnächst eine neue Klasse zu bauen, bei der das durchaus der Fall sein könnte, nämlich die Nachfolger der Frankenthal-Klasse. Und wenn es nach mir ginge, würden diese neuen Minenjäger etwas flexibler ausgelegt und könnten damit auch die K130 in der Ostsee ersetzen, aber das geht jetzt hier zu weit ins Wunschkonzert.
Zitat:...dsw frage ich mich, in welche Richtung sich dieses Projekt nun wirklich entwickeln soll.
Denn stand jetzt ist das FCSS weder eine solche Effektorenerweiterung, noch eine sonderlich gute Aufklärungsplattform. Und ich bin extrem verwirrt, was es denn jetzt überhaupt ist oder sein soll.
MMn soll es einfach nur die Einführung unbemannter Systeme in die Marine sein. Wozu man die haben will, weiß man wohl selbst noch nicht so ganz, aber man ist sich schonmal sicher, dass man sie brauchen wird...
Ich würde ja gerne mal wissen, ob es irgendwo in der Marine ein echtes Konzept dafür gibt, wie die diversen Systeme aus dem Zielbild 2035 denn tatsächlich zusammenwirken sollen und was man dann damit erreichen will.