(13.04.2024, 08:45)Helios schrieb: [ -> ]@DeltaR95
Du weißt selbst, dass die Zielwirkung nicht nur von der Gefechtskopfgröße abhängt und solche Vergleiche daher wenig sinnvoll sind.
In diesem Fall (HYDEF ausgenommen) kann man diese Diskussion sehr gut über das Gefechtskopfgewicht führen, da alle genannten über einen Splittergefechtskopf (HE-FRAG) verfügen. Ja, diese können technisch unterschiedlich ausgestaltet sein, jedoch kann ein 11 kg Gefechtskopf keinen 39 kg Gefechtskopf leistungstechnisch kompensieren. Die Gefechtskopfgröße hängt nun einmal direkt mit der Wirkung im Ziel zusammen, man kann Explosivstoffmasse durch das Design der Fragmentierungsmasse in Teilen kompensieren, jedoch nicht in Gänze.
Reine IR-Flugkörper wie IRIS-T sind in der Regel auf den direkten Treffer ausgelegt, deshalb hat IRIS-T einen kombinierten Aufschlag- und Annäherungszünder, während ESSM nach öffentlichen Quellen auf einen Annäherungszünder setzt. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Fähigkeit und Genauigkeit der Feuerleitung, denn je größer der Kill-Radius ist, desto mehr Ungenauigkeiten darf die Feuerleitkette aufweisen.
IRIS-T setzt voraus, dass das Ziel eine entsprechend große IR-Signatur aufweist, was ich bei kleinen Drohnen mit hinten liegendem Motor für fraglich halte, aber auch dort wäre ein IRIS-T Verschwendung meiner Meinung nach.
RAM ist nach meiner Bewertung jeder VLS IRIS-T SLM überlegen, da auf die kurze Entfernung ein gerichteter Start wie bei RAM einem vertikalen Start mit nachfolgender "Hundekurve" nach unten deutlich überlegen ist, zumindest ist die innere Totzone für die Bekämpfung geringer.
Deutschland ist eine der beiden Nationen, die RAM zusammen entwickelt haben, warum sollten wir uns jetzt dort selbst das Wasser abgraben?
Bei IRIS-T SLX mag das anders aussehen, da gebe ich dir recht, das könnte eine ESSM Alternative sein, zumindest nach den bisher bekannten Reichweiten- und Höhengrenzen. Da warte ich aber erstmal ab, ob sich SLX von den Leistungsdaten her gegenüber den von mir genannten Alternativen durchsetzen kann und einen echten Mehrwert bietet. Wir sprechen ständig über die notwendige Konsolidierung und Koordinierung der europäischen Rüstungsindustrie, aber dann gönnen wir uns noch eine weitere Lfk-Familie in Europa?
Sollte (!) ESSI wirklich Realität werden und sich die IRIS-T Familie damit in Europa als "querschnittliche Lösung" etablieren gebe ich dir recht, dann würde auch VLS IRIS-T SLM/SLX Sinn ergeben. Aber dafür müssen diverse (industrie-)politische Hindernisse ausgeräumt werden. Zudem sollte der Übergang dann auch konsequent weg vom VLS Mk 41 und ein "europäisches VLS" (z.B. basierend auf Sylver) zwingender Bestandteil dieser gesamtheitlich europäischen Lösung aus Sensor to Shooter, sprich VLS, Radar, Effektor sein.
Bis dies geklärt ist, bewerte ich diese ganze Angelegenheit primär als "gesteuerten Business-Case" und Industrie-Geplänkel. Sorry for my french...