(02.01.2024, 23:52)Broensen schrieb: [ -> ]Die Polizei hat auf ihre Bewerbernot damit reagiert, die Altersgrenze zu erhöhen, NRW mittlerweile sogar auf 37 Jahre. Es geht also, wenn man will.
(03.01.2024, 00:02)alphall31 schrieb: [ -> ]Bei der Bundeswehr kann man auch noch mit 40 oder 50 anfangen wenn man die richtige Ausbildung mitbringt. Die altersbeschränkung ist schon lange gefallen .
Das stimmt zwar, der kleine aber feine Unterschied ist allerdings, dass man bei der Polizei dann auch bis zur Rente / Pension ein gesichertes Arbeitsverhältnis hat.
Bei der BW sieht das ganz anders aus, verpflichtet man sich erst spät als SaZ, muss man im gehobenen Alter sein Glück im zivilen suchen. Der BS-Zug ist dann schon längst abgefahren, wie wir ja schon festgestellt haben.
Zu jung für die Rente, oftmals (leider) zu alt, um (wieder) eine ordentliche Anstellung zu erhalten.
Konzepte, welche die BW sich für solche Fälle ausgedacht hat, sind meist nicht viel mehr als ein schlechter Scherz:
https://www.dienstzeitende.de/m/dze-maga...az-25-123/
Hier geht eine Menge Potential verloren, denn kaum einer würde seinen "sicheren Job" dafür hergeben, selbst wenn ein reales Interesse an einer militärischen Verwendung besteht.
Exakt so ist es.
Was der Bundeswehr fehlt um attraktiv für Bewerber zu sein ist vor allem anderen Berufssicherheit, Planungssicherheit, eine lebenslange Verwendung und dies auch über die 60 Jahre hinaus - kurz und einfach ein echtes Berufssoldatentum, statt diesem Pseudoberufssoldatentum. Und schon hätte die Bundeswehr wesentlich weniger Personalprobleme.
(03.01.2024, 02:15)Schlingel schrieb: [ -> ]Das stimmt zwar, der kleine aber feine Unterschied ist allerdings, dass man bei der Polizei dann auch bis zur Rente / Pension ein gesichertes Arbeitsverhältnis hat.
Bei der BW sieht das ganz anders aus, verpflichtet man sich erst spät als SaZ, muss man im gehobenen Alter sein Glück im zivilen suchen. Der BS-Zug ist dann schon längst abgefahren, wie wir ja schon festgestellt haben.
Es ging aber doch konkret um die Altersgrenze für eine Einstellung als Berufssoldat, nicht als SaZ.
(03.01.2024, 00:02)alphall31 schrieb: [ -> ]Bei der Bundeswehr kann man auch noch mit 40 oder 50 anfangen wenn man die richtige Ausbildung mitbringt. Die altersbeschränkung ist schon lange gefallen .
Wie kann ich das mit dieser Aussage in Einklang bringen?:
(02.01.2024, 21:49)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Das hing vom Jahrgang ab. Ich war erst 28, aber man erklärte, ich könnte auf keinen Fall mehr BS werden, auch als Offizier nicht.
Redet ihr da von unterschiedlichen Dingen?
Ja tun wir.
Es gibt pro Jahrgang eine bestimmte Anzahl BS Stellen. Je älter man ist bei der Einstellung, desto mehr sind davon schon besetzt und desto schlechter die Chancen BS zu werden. Darüber hinaus sind in manchen Jahrgängen dann alle Stellen weg, während in anderen noch welche offen sind, was einem aber nichts nützt, wenn man sozusagen im falschen Jahrgang ist, obwohl es rein theoretisch möglich wäre, auch im Nachbarjahrgang noch eine Stelle zu kriegen und dies heute einzelfallweise vorkommt. Dann aber meiner Ansicht nach vor allem bei jüngeren Bewerbern und niedrigeren Offiziersgraden, beispielsweise einem Leutnant der sich im Bereich 24 bis 26 Jahre befindet etc.
Man kann sich dann jedes Jahr auf eine BS Stelle bewerben. Es werden aber selbst wenn noch Stellen offen sind nicht alle besetzt bzw. nur weil man sich bewirbt und noch eine Stelle offen ist, heißt das nicht, dass man sie kriegt. Und dann kommt es dazu, dass man sich beispielsweise viermal hintereinander bewirbt, jedes mal nicht berücksichtigt wird und dann der Jahrgang keine Chance mehr bietet und dann kann man nicht mehr BS werden. Wenn der Jahrgang geschlossen ist, dann ist er geschlossen (wie in meinem Fall). Es ist dann völlig egal wie gut du bist, oder ob du jünger oder älter bist, zu ist zu.
Hängt natürlich noch von der Truppengattung ab. Die schlechtesten Chancen BS zu werden hat man in der Kampftruppe, die größten bei der SKB, Nachschub, Inst usw. Wie genau die verfügbaren Stelle auf die Einheiten verteilt werden entzieht sich meiner Kenntnis, aber es ist mMn eine klare Tendenz dar, dass die Kampftruppen unterproportional berücksichtigt werden. Und dann gibt es noch so Scherze, dass beispielsweise aus normativen Gründen dann ein Jahr ausgesetzt wird man in diesem kein BS werden kann, und nächstes Jahr wird man nicht berücksichtigt und dann scheidet man aus und das wars usw. Während zugleich irgendein Typ im Stab ohne sinnvolle Aufgaben BS wird, obwohl sein Geburtsjahrgang schon geschlossen ist (Stelle aus Nachbarjahrgang) - denn auch das kommt Einzelfallweise vor.
Das heißt auch, dass die Ü40 und Ü50 Bewerber mMn keinerlei Chance haben BS zu werden, die werden also in jedem Fall als SZ enden. Und scheiden dann beispielsweise mit 55 wieder aus, mit einem Anspruch der unter HartzIV Niveau liegt. Entsprechend ist das extrem unattraktiv und entsprechend kommt da auch nur schlecht bis sehr schlecht qualifiziertes Personal.
Das ist natürlich jetzt eine grob vereinfachte Darstellung. Die bürokratische Realität in der Bundeswehr ist nochmal viel dümmer und komplexer. Denn »Die Bundeswehr ist die vollendete Karikatur des Bürokratismus.«
Ein anderes der wesentlichsten Probleme ist mMn, dass in den sogenannten Karrierecentern gelogen wird dass sich die Balken biegen nur um Rekruten zu generieren. Und dass die Mitarbeiter in den Karrierecentern teilweise tatsächlich auch keine Ahnung haben. Es gibt beispielsweise recht oft den Fall, dass Stellen real verfügbar sind, die Karrierecenter davon aber nicht wissen und die Leute dann in andere Verwendungen als die gewünschten drängen, obwohl es bei den gewünschten Verwendungen realen und besetzbaren Bedarf gäbe. Noch darüber hinaus werden die Bewerber dann nach Dienstantritt oft derart ernüchtert von der Realität in der real existierenden Bundeswehr, dass sehr hohe Abbrecherquoten der Fall sind. Ganz viele fangen nur kurz an, gehen dann aber beschleunigt und dies mit Recht, wurden sie doch von Anfang an über ihre Chancen und Möglichkeiten schlicht und einfach belogen. Und einer der wesentlichsten Gründe der dann immer genannt wird ist die BS Problematik - während umgekehrt Soldaten die es geschafft haben und BS sind auf irgendwelchen Etappeposten einem erzählen, es sei ohnehin die falsche Motivation BS werden zu wollen und dafür solle man nicht zur BW gehen. Ziel und Ideal ist der SZ, so die BS welche sich selbst irgendwo bequem geparkt haben, und überproportional nicht bei der Kampftruppe sind.
Mal ein praktisches reales Beispiel:
Ein Soldat ging 1992 zur Bundeswehr und diente dort dann bis 2012 als Zeitsoldat, zuletzt im Rang eines Hauptbootsmann bei der Marine. Bis 2001 erfolgte eine Bewerbung für eine Stelle als BS nach der anderen, aus was für Gründen auch immer wurde dies jedoch nicht berücksichtigt. 2002 hieß es dann, der Jahrgang sei zu, und das wars. 2009 wurde dann mehrinstanzlich dagegen geklagt, aber das brachte nichts. Zu ist zu.
(03.01.2024, 02:20)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Exakt so ist es.
Was der Bundeswehr fehlt um attraktiv für Bewerber zu sein ist vor allem anderen Berufssicherheit, Planungssicherheit, eine lebenslange Verwendung und dies auch über die 60 Jahre hinaus - kurz und einfach ein echtes Berufssoldatentum, statt diesem Pseudoberufssoldatentum. Und schon hätte die Bundeswehr wesentlich weniger Personalprobleme.
Habe letztens eine Stellenausschreibung gesehen für eine Art Hausmeisterposten bei der Bundeswehr. Niemals gäbe es jemanden der dem geforderten Profil entsprechen würde und der dann Hausmeister bei der Bundeswehr macht. Warum also die Stelle nicht lieber mit 1-2 Soldaten Ü60 besetzen?
Die Begründung - meist von Offizieren die BS sind - ist, dass man Leute nicht brauchen könne, die einfach nur irgendwo für immer sein wollen, dasss sei der völlig falsche Schlag von Menschen. Nein man brauche Menschen die ständig nach neuem Streben, ständig aufsteigen wollen und ständig im ständigen Konkurrenzkampf sich dem Leistungsprinzip stellen, da in einer Leistungsgesellschaft nur Leistungsträger die fortwährend um ihren weiteren Aufstieg kämpfen müssen sinnvoll sind. Und wer nicht ständig aufsteigen will ist einfach schon charakterlich und psychologisch falsch und ungeeignet als Soldat. Und da nicht alle fortwährend aufsteigen können, muss man die niedrigen Ränge halt fortwährend durch neue andere niedrige Ränge ersetzen. Soldaten seien angeblich schlecht, wenn sie BS sein wollen - so die BS Offiziere - denn dann handele es sich um faule nicht leistungswillige Personen.
Mehrfach schon im Laufe der Jahre habe ich es gehört und gelesen: Es ist schon die völlig falsche Motivation zur BW zu gehen um BS zu werden, dann sei man ja schon von Anfang an einfach nur falsch. Nein, aus diesem Grund solle man auf keinen Fall zur BW gehen.
Das verkennt zum einen, dass viele ZS wenn sie dann erkennen, dass es nichts mehr mit der BS Stelle wird noch viel fauler und leistungsunwilliger werden, denn was soll die Leistung dann bringen wenn bürokatische Vorgaben die BS Stelle verunmöglichen ?! Und es verkennt die menschliche Natur vollständig: Menschen sind nicht so wie es sich diese Unternehmensberaterartigen Offiziere die sich ihre Pfründe ja schon gesichert haben so vorstellen. Und es verkennt völlig was Menschen motiviert schlechte Arbeitsbedingungen bei schlechter Bezahlung zu aktzeptieren, denn das ist nicht ständiges Streben sondern genau das Gegenteil davon.
Allgemein:
Aktueller Personalstand:
Bundesministerium der Verteidigung und nachgeordnete Dienststellen 9.936
Bereich Personal 7.898
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung 1.866
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen 958
zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 81.612
Gesamt: 102.270
Cyber- und Informationsraum 14.076
Streitkräftebasis 22.596
Zentraler Sanitätsdienst 20.008
Gesamt: 56.680
Beide zusammen: 158.950
Zum Vergleich:
Luftwaffe 26.787
Marine 15.587
Heer 61.960
Und von LW, Marine und Heer ist ja jeweils wiederum nur ein kleiner Teil tatsächlich Kampftruppe und sind erneut etliche Unterstützer. Soviel zum Verhältnis von "Unterstützern" und Kampftruppe.
Und wie alphall es schon mehrfach so richtig angemerkt hat: man könnte intern in der Bundeswehr selbst immense Mengen Personal gewinnen, einfach indem man es sinnvoller und an sinnvollerer Stelle einsetzt.
Und trotz / oder gerade eben wegen dieser Zahlenverhältnisse kriegt es die real existierende Bundeswehr nicht hin, auch nur einzige Division gefechtsfähig aufzustellen und einsatzfähig vorzuhalten. Aber angeblich auch weil ihr Unterstützer fehlen. So viele Unterstützer, aber nicht eine einzige Division ist einsetzbar (weil angeblich zu wenige Unterstützer.....). Gepriesen sei also die Führungs- und Sanitätswehr, welche dann im Krieg die Kampftruppen anderer Länder befehligen wird, obwohl ihr auch dazu sowohl technisch als auch praktisch die Befähigung fehlt. (Ohne auch nur auf die Frage einzugehen warum die anderen Länder im Krieg dies dan tun sollten.) Wo also investieren? Natürlich bei der Führungsfähigkeit und bei den Unterstützern, denn wer braucht schon Kampftruppen...... stellen die nicht die Polen ?! ......
Zitat:Habe letztens eine Stellenausschreibung gesehen für eine Art Hausmeisterposten bei der Bundeswehr. Niemals gäbe es jemanden der dem geforderten Profil entsprechen würde und der dann Hausmeister bei der Bundeswehr macht. Warum also die Stelle nicht lieber mit 1-2 Soldaten Ü60 besetzen?
Weil der Hausmeister öffentlicher Dienst ist und von Staatskasse bezahlt wird und Soldaten wenn sie in Pension gehen aus EP14 und während des Dienstes natürlich auch.
Und das ist der Knackpunkt , nur die Bundeswehr muss ihre Pensionäre aus dem eigenen Haushalt zahlen soweit ich weis . Alle anderen Pensionäre werden aus einer gemeinschaftlichen Kasse bezahlt.
(03.01.2024, 10:32)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Es gibt pro Jahrgang eine bestimmte Anzahl BS Stellen. Je älter man ist bei der Einstellung, desto mehr sind davon schon besetzt und desto schlechter die Chancen BS zu werden.
Ah, okay. Klingt erstmal hochbürokratisch, der Grund dafür ist aber vermutlich, dass man verhindern will, dass zu viele Berufssoldaten in einem Jahr gleichzeitig in Pension gehen, weil man das dann in dem Jahr nicht durch Neueinstellungen auffangen kann. Das ist zwar ein nachvollziehbarer Grund, aber bei der gegebenen Personalnot sollte man da entsprechende Möglichkeiten finden, das zu kompensieren, bspw. durch eine Flexibilisierung beim DZE.
Auf jeden Fall ist das etwas, das man erst ausreizen müsste, bevor man über eine Wehrpflicht als Lückenstopfer nachdenkt.
(03.01.2024, 16:26)Broensen schrieb: [ -> ]Klingt erstmal hochbürokratisch
Ist auch etwas komplexer.
Jeder Geburtsjahrgang wird 5 mal zur Bewerbung als Berufssoldat aufgerufen. Man kann sich auch danach/außerhalb noch bewerben (einmal jährlich ab Erreichen der Dienstgradgruppe der Laufbahn, für Offiziere also erst als Leutnant), allerdings sind dann die Stellen für diese Gruppe im Regelfall überwiegend besetzt, weil es halt nur x Stellen für diesen Jahrgang gibt. Bei Vakanzen wird dabei aber auch in "Nachbarjahrgängen" besetzt.
(03.01.2024, 16:26)Broensen schrieb: [ -> ]der Grund dafür ist aber vermutlich, dass man verhindern will, dass zu viele Berufssoldaten in einem Jahr gleichzeitig in Pension gehen
Gewissermassen, es geht mehr um die Planbarkeit der Stellen. Ähnlich wie es bei Beamten ja auch eine Altersgrenze für die Einstellung gibt, damit diese für einen Mindestzeitraum verpflichtet werden (20 Jahre Minimum, wenn sie mit Abschlägen früher in Pension gehen).
(03.01.2024, 12:36)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Die Begründung - meist von Offizieren die BS sind - ist, dass man Leute nicht brauchen könne, die einfach nur irgendwo für immer sein wollen, dasss sei der völlig falsche Schlag von Menschen. Nein man brauche Menschen die ständig nach neuem Streben, ständig aufsteigen wollen und ständig im ständigen Konkurrenzkampf sich dem Leistungsprinzip stellen, da in einer Leistungsgesellschaft nur Leistungsträger die fortwährend um ihren weiteren Aufstieg kämpfen müssen sinnvoll sind. Und wer nicht ständig aufsteigen will ist einfach schon charakterlich und psychologisch falsch und ungeeignet als Soldat. Und da nicht alle fortwährend aufsteigen können, muss man die niedrigen Ränge halt fortwährend durch neue andere niedrige Ränge ersetzen. Soldaten seien angeblich schlecht, wenn sie BS sein wollen - so die BS Offiziere - denn dann handele es sich um faule nicht leistungswillige Personen.
Schön zusammengefasst und leider sehr wahr.
Dummerweise schafft die Bundeswehr sich dadurch unglaublich viele demotivierte Soldaten, denn erstmal wird über lange Jahre, wo die "Pflichttore" abgearbeitet werden, die Karotte der Förderung vor der Nase des Soldaten hin und her geschaukelt - aber je nach Laufbahn heißt es für den Großteil der BS weit vor der Pensionierung "EdeKa" (Ende der Karriere). Bei einem BS Stabsoffizier meist nach 15 Dienstjahren, wenn die Auswahl zum Generalstabslehrgang abgefahren ist, aber noch mindestens 25 Restdienstjahre übrig sind, die man dann mit der Perspektive auf eine A15 kurz vor der Pensionierung fristet. Gleiches gilt für die Laufbahn der Feldwebel und der MilFDs...
Ergänzend hat man viele Leute, die alle zwei bis drei Jahre über die Dienstposten geschleust werden, damit die Pflichttore abgehakt werden - für mich ist das gezielte Wissensvernichtung.
Solange die Bundeswehr nach dem Prinzip "Maximale Anforderungen an das Personal bei gleichzeitig minimaler eigener (finanzieller) Investition!" Personalverwaltung betreibt, wird sich auch nichts ändern.
Spezialisten sind ja sowieso "Pfui! Baah!", der Generalist ist gewünscht.
Und natürlich nicht vergessen - Neuverpflichtungen gehen vor Weiterverpflichtungen .
Ergänzend zu dem was kato geschrieben hat:
Zitat:Jeder Geburtsjahrgang wird 5 mal zur Bewerbung als Berufssoldat aufgerufen. Man kann sich auch danach/außerhalb noch bewerben (einmal jährlich ab Erreichen der Dienstgradgruppe der Laufbahn, für Offiziere also erst als Leutnant), allerdings sind dann die Stellen für diese Gruppe im Regelfall überwiegend besetzt, weil es halt nur x Stellen für diesen Jahrgang gibt. Bei Vakanzen wird dabei aber auch in "Nachbarjahrgängen" besetzt.
Das hört sich auf den ersten Blick natürlich mal zunächst nach vielen Chancen an. Und real praktisch kann sich beispielsweie dann ein SaZ12 ab Leutnant insgesamt 9 mal um eine BS Stelle bewerben. Aber real sind die Chancen sehr viel kleiner als dies rein von dieser Zahl her erscheinen mag.
Und im weiteren braucht eine Armee eben nicht nur Offiziere, sie benötigt vor allem anderen einfache Soldaten. Und vor allem daran hakt es bei der Bundeswehr aus. Offiziere hat sie genug, ich möchte insbesondere bei den jüngeren Dienstgraden sogar behaupten, sie hat genug gute Offiziere.
Aber eine Berufsarmee mit lauter Offizieren (der Anteil der Offiziere ist bei der Bundeswehr prozentual einer der höchsten weltweit) und ohne Soldaten ist dysfunktional. Und gerade bei den niedrigeren Dienstgraden läuft es eben sehr oft auf Zeitsoldat und danach kommt das Zivilleben hinaus. Und das ist seitens der Offiziere / der Bundeswehrführung auch explizit so gewünscht, es ist intentional.
Und genau das ist das Problem: denn es ist meiner Überzeugung nach einer der wesentlichsten Motivatoren überhaupt, möglichst langfristige Berufssicherheit zu erlangen - und in Streitkräften ist dies sogar noch mal stärker als Motivator. Und die Bundeswehr betreibt intentional das exakte Gegenteil davon.
Worauf ich hinaus will ist im Prinzip die frühere Art und Weise wie man in Japan mit Personal umgegangen ist. Die Grundidee ist die einer starken gegenseitigen Loyalität - wobei die Mitarbeiter sich jederzeit für das Unternehmen aufopfern, aber auch umgekehrt das Unternehmen über bloße Wirtschaftlichkeitsüberlegungen hinaus an ihnen festhält. Diese japanische Personalkultur ist meiner Überzeugung nach exakt das, was die Personalprobleme der Bundeswehr lösen würden. Und es wäre die notwendige Personalkultur für eine echte Berufsarmee.
So aber ist die Bundeswehr eben keine echte Berufsarmee und genau daran krankt sie.
Und jeder Schritt zurück zu einer ergänzenden Wehrpflicht wird dieses Grundproblem noch verschärfen oder seine Lösung noch weiter behindern. Denn dann kann man ja die Wehrpflichtigen als Lückenfüller verwenden um das dysfunktionale System fortzuführen, ohne aber dessen negative Folgen damit tatsächlich abzuwehren und ohne die negativen Fernwirkungen des ganzen zu verhindern.
(03.01.2024, 17:13)kato schrieb: [ -> ]Gewissermassen, es geht mehr um die Planbarkeit der Stellen. Ähnlich wie es bei Beamten ja auch eine Altersgrenze für die Einstellung gibt, damit diese für einen Mindestzeitraum verpflichtet werden (20 Jahre Minimum, wenn sie mit Abschlägen früher in Pension gehen).
Das klingt etwas nach meinem Werdegang als WDL. ZUM Ende meines Wehrdi nates wollte ich mich für 2 Monate als Wplus verpflichten, da es ins Mittelmeermaneuver gehen sollte. Antrag gestellt, abgelehnt, da mein Nachfolger schon eingeplant war. Mein Kdt hat mir dann mit dem Widerspruch auf Ablehnung sofort auch einen Antrag auf Reserveanschlussübung zum Unterschreiben vorgelegt.
Freitags DZE, Montags Auslaufen Richtung Mittelmeer.
Ich würde nicht ausgekleidet, bin Sonntags wieder angereist, ohne zu Wissen, ob dem Antrag auf Übung zugestimmt wurde, aber mit der Ablehnung des Widerspruchs.
Ich bin Montags mit ausgelaufen, mit meinem Nachfolger an Bord, zu dessen Vorgesetzten ich vom Kdt erklärt wurde, ohne zu wissen, ob ich Reservist bin.
Das Fernschreiben erhielten wir Nachmittags bei verlassen des NOK!
Ich will gar nicht wissen, wie man mich nach Haus geschafft hatte, wäre eine Absage 24h später gekommen...
Oder vielleicht doch... Ausgeliehen mit dem Heli des Tenders und dann Flugreise zum Stützpunkt zwecks Auskleidung?
EDIT: Ausgeflogen natürlich, nicht ausgeliehen
(03.01.2024, 20:31)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Und im weiteren braucht eine Armee eben nicht nur Offiziere, sie benötigt vor allem anderen einfache Soldaten. Und vor allem daran hakt es bei der Bundeswehr aus. Offiziere hat sie genug, ich möchte insbesondere bei den jüngeren Dienstgraden sogar behaupten, sie hat genug gute Offiziere.
Aber eine Berufsarmee mit lauter Offizieren (der Anteil der Offiziere ist bei der Bundeswehr prozentual einer der höchsten weltweit) und ohne Soldaten ist dysfunktional. Und gerade bei den niedrigeren Dienstgraden läuft es eben sehr oft auf Zeitsoldat und danach kommt das Zivilleben hinaus. Und das ist seitens der Offiziere / der Bundeswehrführung auch explizit so gewünscht, es ist intentional.
Nun, es ergibt natürlich Sinn, für die einfacher zu erlernenden, aber körperlich anspruchsvolleren Aufgaben eher jüngeres Personal einzustellen, sprich Mannschaftsdienstgrade bevorzugt auf Zeit zu verpflichten.
Nur macht die BW da teilweise das Gegenteil, indem Sie das Studium, das für viele mit ein Grund für die Verpflichtung auf Zeit ist, mit der Offizierslaufbahn verknüpft und in dieser auch noch an den Anfang stellt. Dadurch motiviert man viele der jungen geeigneten Bewerber dazu, direkt dort einzusteigen, wo die Faktoren Jugend und Fitness gar nicht so wichtig sind, bzw. auf Positionen, die eben auch von deutlich älteren Soldaten besetzt werden könnten. U.a. auch mit der Konsequenz, dass wir eine Reserve voller Offiziere ohne Mannschaften haben, weil es eben kaum Ausscheider mit niedrigem Dienstgrad gibt.
Wahrscheinlich ließe sich die Personalnot der BW alleine schon über eine Reform der Laufbahnen lösen, erst recht, wenn man auch das Besoldungssystem reformieren könnte. Kriegt man dann noch die Grundbeorderung geregelt, ist jeder Gedanke an eine Wehrpflicht zum Lückenstopfen absolut hinfällig.