(02.01.2024, 02:44)alphall31 schrieb: [ -> ]Es gibt jetzt schon zu viele BS vor allem in DG und Aufgabenfelder wo es nicht nötig wäre . Es könnte heute fast jeder BS werden , die Leute wollen aber nicht.
Hier möchte ich mal kurz einhaken, denn diese Aussage widerspricht jeder Erfahrung, die ich persönlich und im Freunden / Bekanntenkreis gemacht habe.
Da wir relativ viel Militär in der Gegend haben, bekomme ich doch einige Werdegänge mit, was die ein- oder andere Karriere bei der BW betrifft.
Viele wären gerne BS geworden, aber nur bei den wenigsten hat es geklappt.
Beispiele:
Einem guten Bekannten wurde als Widereinsteller direkt offenbart, dass die Planstellen für BS aus seinem Jahrgang bereits vergeben sind und seine Chancen BS zu werden äußerst gering sind. So kam es dann auch, Antrag abgelehnt. Er ist Unteroffizier m.P. in einer technischen Verwendung, somit sind viele Argumente was Fitness und Alter angeht nicht unbedingt ausschlaggebend (und überdurchschnittlich Fit ist er sowieso).
Ein wirklich zuverlässiger und leistungsfähiger Soldat, aber diese ganze Geschichte zerrt sehr an seiner Motivation.
Gleiches gilt für einen anderen Bekannten, Materialbewirtschaftungsfeldwebel. Hat für sie Bundeswehr vieles geopfert, gerade im privaten Bereich. Sämtliche Bemühungen, BS zu werden, waren vergebens. Angeblich hat er zu oft irgendwelche Leistungsnachweise nicht erbracht. Das er sich in dem besagten Zeitraum viel im Einsatz befand, interessiert heute keinen mehr. Hier muss man dazu sagen, er ist ein sehr offener und direkter Typ. Stiefellecken passt ihm nicht, und so hat er leider die Gunst bei bestimmten Vorgesetzen verspielt.
Noch ein Fall, Fachunteroffizier o.P. Hat nach langer Zeit alle ATN erhalten, dass er nun vollwertig eingesetzt werden kann und kämpft seit längerem darum, seine Karriere bei der BW fortsetzen zu können. Doch allem Anschein nach hat die BW daran kein Interesse.
Sämtliche Anträge abgelehnt bzw. es wurde ihm im Falle eines Laufbahnwechsels nahegelegt, es garnicht erst zu versuchen. Er hat sich mittlerweile damit abgefunden, ins Zivile zurückzukehren und es hat sich eine Menge Frust aufgebaut, was sämtliche bürokratische Prozesse bei der Bundeswehr angeht.
Dann noch einmal das Gegenteil, von mir persönlich erlebt (Okay, 10 Jahre ist's her, aber dennoch). Ein Faulpelz vor dem Herrn, ständig krank und unmotiviert. Da er aber auf einer Mangelverwendung saß und gute Kontakte besaß (S6 Feldwebel mit den "richtigen Freunden") ist er auf Anhieb BS geworden. Hat damals keiner nachvollziehen können, inklusive mir.
Zu guter Letzt dann noch meine persönliche Geschichte, ich wäre damals nämlich auch gerne bei dem Laden geblieben. Bei sämtlichen Verwendungen, welche mich interessiert haben, wurde mir mehr oder weniger direkt mitgeteilt, dass die Chancen BS zu werden sehr, sehr schlecht wären. Ich solle doch lieber was mit I.T. machen, da wäre der Antrag dann quasi nur Formsache.
Daran hatte ich aber kein Interesse, und da ich hochgerechnet in meiner Wunschverwendung als SaZ in einem sehr ungünstigen Alter ausgeschieden wäre, hab ich mich dann gleich für eine zivile Karriere entschieden (was ich heute auch absolut nicht (mehr) bereue). Gut, vielleicht muss man dann einfach mehr "Mut" an den Tag legen und es einfach versuchen, mich haben diese Aussichten jedoch zum Umdenken veranlasst.
Ich weiß, das sind alles nur Momentaufnahmen, welche meinen persönlichen Eindruck geprägt haben. Und meine eigenen Erfahrungen von vor 10 Jahren sind vielleicht heutzutage auch teilweise hinfällig. Dennoch bestätigen mir aktive Soldaten immer wieder, dass die Chancen BS zu werden oftmals einem Lotteriespiel gleichen.
Und das ist für viele ein riesiges Problem. Dass der Soldatenberuf unter Umständen Gefahr für Leib und Leben mit sich bringt, Standortsicherheit oftmals eine Wunschvorstellung ist und lange Abwesenheitszeiten für Lehrgänge oder Einsätze in Kauf genommen werden müssen, ist völlig klar. Aber das man dann auch noch damit rechnen muss, in der Mitte seines Lebens (in welcher man oftmals auch starken finanziellen Belastungen ausgesetzt ist) plötzlich bei 0 in der zivilen Welt neustarten zu müssen, das ist dann vielen Interessenten doch etwas zu viel. Klar gibt es den BFD und verschiedene Hilfsprogramme, um den Übergang ins Zivile zu erleichtern. Doch was ist das Wert, wenn gleichaltrige im Zivilen in der Zwischenzeit schon weit aufgestiegen und voll integriert sind sowie nicht zuletzt eine Menge Berufserfahrung gesammelt haben?
Ich möchte damit nur verdeutlichen, dass das Problem der "langfristigen" Karriere beim Bund keinesfalls unterschätzt werden sollte. Deshalb sind die Gedanken, die Möglichkeiten diesbezüglich zu überarbeiten (Stichwort Zukunftssicherheit) meiner Meinung nach absolut Begrüßenswert.
Um noch ein paar Sätze zum eigentlichen Thema loszuwerden:
Wie schon angerissen, liegen die Probleme der BW meiner Meinung nach in anderen Bereichen als der (fehlenden) Wehrpflicht. Der Gesellschaft täte eine Wehrpflicht zwar in vielen Bereichen gut (auch wenn eine Umsetzung äußerst problematisch werden dürfte), der BW würde sie (abgesehen von Bewerbern, die erst in diesem Zuge ihr Interesse für die BW entdecken) nicht viel bringen.
Heißt nicht, dass man hier nicht dennoch verschiedene Ansätze prüfen sollte. Sollten sich die sicherheitspolitischen Gegebenheiten nochmal maßgeblich ändern, wäre es sicherlich nicht verkehrt, auf durchdachte Konzepte zurückgreifen zu können.