(15.02.2024, 11:17)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Im übrigen bin ich ohnehin der Überzeugung das Bayern aus dieser Bundesrepublik austreten sollte, und Gott sei es gedankt bin ich ja auch kein Deutscher, sondern Bayerischer Staatsangehöriger. Hoch leben die Südstaaten usw. ! (Generös wie ich bin würde ich natürlich auch Baden-Württemberg anbieten der zukünftigen Donauunion beizutreten).
Damit wäre sicher allen sehr gedient. Unbegreiflich, dass man immer noch an dieser unnatürlichen Grenzziehung weit südlich des Weißwurstäquators festhält, die den Bajuwaren die Einheit verwehrt und uns Deutsche mit der CSU peinigt.
Zitat:Ich halte daher diese Lücke bei der jungen Generation, dieses Loch in ihrem Selbstverständnis und Selbstwertgefühl sogar für ein Risiko, für ein erhebliches Problem. Wenn dieses Loch in den jungen Leuten weiter besteht, kann es dir leicht passieren, dass sie dann allen nur denkbaren extrem negativen Ideen hinterher laufen, weil sie keinen ideologischen Schutz vor diesen haben und das Vakuum in ihnen sie sehr anfällig dafür macht.
Diese Sorge teile ich durchaus, nur sehe ich nicht die Option, diese Lücke mit einem deutschen Nationalismus zu füllen.
Und ich muss dazu sagen, dass ich wirklich kein Gegner von Nationalismus bin. Ohne Nationalismus hätte Europa nicht zu Demokratie und persönlicher Freiheit gefunden.
Tatsächlich bedauere auch ich, dass in unserem Land der Nationalismusbegriff derart negativ belegt ist. Das liegt aber mMn (neben der Historie) eben daran, dass es sich in Deutschland dabei um einen völkischen, monokulturellen Nationalismus handelt, anders als bspw. beim US-Patriotismus, dem diese Aspekte weitestgehend fehlen. Dementsprechend halte ich Leitkultur-Debatten für kontraproduktiv im Sinne einer Wiederherstellung von national begründetem Patriotismus in der deutschen Gesellschaft. Unser Gesellschaft ist heute defacto nicht mehr so völkisch-monokulturell ausgeprägt, dass eine traditionell begründete Leitkultur ausreichend in der Breite verfangen könnte. Daher braucht es zwingend ein anderes Verständnis der Nation, bzw. andere einende Elemente als sie von den Verfechtern einer Leitkultur angedacht werden.
Zitat:Und ein europäischer Nationalismus ist (noch) nicht existent der ausreichend wäre.
Durchaus richtig. Ein tragfähiges Konzept für einen modernen deutschen Nationalismus aber auch nicht. Zurück kann dabei nicht funktionieren, weil zu große Teile unserer Gesellschaft sich mit dem althergebrachten Verständnis einer deutschen Nationalidentität eben nicht mehr identifizieren können. Und der eigentliche Zweck einer Nation ist ja gerade eben, die Gesellschaft zusammen zu führen und ihre Gemeinschaft zu festigen.
Daher werden wir so oder so ein neues Konzept brauchen, das in unserem Land an die Stelle des klassischen Nationalismus treten kann.
Zitat:Was also fehlt - und was funktionieren könnte - wäre ein Europäischer Nationalismus. Wir als Europäer gegen "die anderen". Das hat allerdings zwei Probleme: 1. die EU hat sich zu sehr vergrößert und zu weitgehend ausgedehnt. Sie vereint heute zu viele Länder die sich kulturell teilweise schon wieder zu fremd sind.
Deswegen war ich auch schon immer ein Gegner der EU-Osterweiterungen, so wie sie stattfanden. Es existiert mMn in Europa bis heute noch eine Zweiteilung zwischen den germanisch-keltisch-romanischen Kulturen und den slawischen. Diese wurde durch die Vertreibungen in und nach dem 2.WK und die Zeit des eisernen Vorhangs noch verfestigt und seither nicht überwunden. Die Aufnahme mehrheitlich slawisch bevölkerter Staaten in die EU war mMn ein Fehler, weil sie der Herausbildung einer europäischen Identität im Wege steht. Daher bin ich ein Befürworter von kleineren Staatenföderationen innerhalb einer übergeordneten EU, die es ermöglichen würden, eigene Identitäten zu entwickeln und mehr politische Kompetenzen zu bündeln. Z.B:
(15.02.2024, 11:25)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Ein Europäischer Nationalismus (in der Nachfolge des Karolinigischen Reiches) wäre dennoch nicht nur anstrebenswert / erstrebenswert er wäre auch sonst für vieles eine Lösung.
Absolut richtig. Das Karolingerreich böte eine echte historische Basis und ausreichende kulturelle Nähe, um zu einer gemeinsamen Identität zu finden. Gleiches gilt für die Skandinavier, die Westslawen und Balten sowie trotz aller kriegerischen Auseinandersetzungen irgendwann einmal sicher auch für die Südslawen. Nur alle zusammen sind einfach auf absehbare Zeit dann doch noch zu verschieden.
(15.02.2024, 14:21)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Dazu und im Kontext einer möglichen Wehrpflicht möchte ich daher noch den Gedanken aufstellen, ob man statt einer Wehrpflicht in Deutschland beschränkt auf das Gebiet der Bundesrepublik nicht viel größer denken sollte und innerhalb einer Kern-EU eine Wehrunion schaffen sollte, in welcher eine EU Wehrpflicht eingeführt wird.
Was ich also hier meine ist die Aufstellung einer Europäischen Armee, und zwar in Form einer Wehrpflichtarmee.
Eine herausragend gute Idee!
Auf diese Weise ließen sich viele Problemstellungen auf einmal lösen:
1. keine Gefahr von separatistisch-nationalen Tendenzen oder gegenseitigem Bedrohungsempfinden
2. geringere Konflikte beim Einsatz von WDL auf Bündnisgebiet
3. durch separate Wehrpflicht-Streitkräfte behalten die Nationalstaaten die volle Souveränität über ihre professionellen Streitkräfte
Und sicher noch vieles mehr. Ein definitiv ausbaufähiger Ansatz.
(15.02.2024, 15:47)Schaddedanz schrieb: [ -> ]Davon ist die EU über ein viertel Jahrhundert entfernt, der erste Schritt wäre eine gemeinsame Heeresleitung/ Marinekommando/Luft... mit fest zugewiesenen Einheiten der Mitgliedsländer über die verfügt werden kann und wen sich das eingespielt hat kann diese Armee auch selbst rekrutieren.
Völlig falscher Ansatz. Diese Armee aufzubauen, müsste man gerade eben von unten her angehen und erst nach und nach Führungsstrukturen darüber etablieren. Denn sie soll ja vor allem einen Reservisten-Pool schaffen und in die Gesellschaften hinein wirken. Im V-Fall wäre es auch durchaus möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich, dass ihre Verbände dann einem regulären NATO-Kommando unterstellt würden, weshalb sie eigentlich maximal bis auf Divisionsebene Führungsstrukturen braucht.
Zitat:Klären müsste man dann aus Deutscher Sicht nur noch warum es Einheiten der BRD/BW sind und nicht Einheiten Bayern´s oder Rheinland-Pfalz´s direkt.
Das wiederum wäre tatsächlich ein sinnvoller Ansatz, da so kein Übergewicht innerhalb der Streitkräfte entsteht und das Nationale zurückgedrängt wird, während die regionalen Identitäten innerhalb der europäischen Gemeinschaft gestärkt werden. Insofern dürften die Nationalstaaten auf diese EU-Wehrpflichtarmee keinerlei Einfluss haben, sondern diesen komplett auf eine niedrigere Ebene übertragen, vermutlich ähnlich der NUTS-1 oder sogar tlw. NUTS-2-Regionen. Schwierig für Frankreich, kein Problem für den Rest.
(15.02.2024, 22:34)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Und man benötigt im modernen Krieg nun einmal eine Menge Menschen, dazu reichen Idealisten wie beispielweise Broensen einfach quantitativ nicht.
Dummerweise reichen aber die wenigen verbliebenen Nationalisten auch nicht mehr aus. Denn trotz der reaktionären Tendenzen nach rechts, erkenne ich dahinter keinerlei wirklich nationalistischen, also auch gesellschaftsbindenden Motive, sondern schlicht eine rückwärtsgewandte Sehnsucht nach vermeintlich besseren Zeiten mit einer großen Fixierung auf die eigene Person und Lebensumstände.
Zumal auch genau diese Klientel, die jetzt nach einer Wehrpflicht für's Vaterland schreit, dabei gerade eben nicht die
BRD deutsche Gesellschaft post-Merkel meint. Die würden sie erklärterweise niemals verteidigen. Insofern ist eine auf dieser Form des Nationalismus aufbauende Wehrhaftigkeit grundsätzlich nicht mehr herstellbar. Dafür haben sich die tatsächliche Gesellschaft in Deutschland und die Vertreter eines klassischen Nationalismus schon zu weit voneinander entfernt.
Das erschwert auch die Verwendung des Begriffes. Denn ein Nationalismus ist absolut erstrebenswert. Nur halt nicht in seiner bisherigen Form, die aber leider immer noch die Vorstellungen zu diesem Begriff prägt.
Zitat:Wenn man alles für und wieder erwägt, unter Berücksichtigung aller Umstände, dann führt in dieser Bundesrepublik LEIDER kein Weg an einer echten Berufsarmee vorbei.
Nicht nur bei uns, sondern in jedem Staat, der sein Militär nicht nur rein zur LV oder der damit unmittelbar verbundenen Abschreckung unterhält. Sobald das Thema Bündnisverteidigung auf den Tisch kommt, sind Berufsstreitkräfte heutzutage eigentlich unumgänglich und sollten ggf. zusätzlich erforderliche Wehrdienst-Streitkräfte von diesen getrennt vorgehalten werden.