Zitat:Hier sind kreative Ideen gefragt wie eine moderne Wehr- oder Dienstpflicht denn überhaupt aussehen könnte. Diese Diskussion vermisse ich wirklich.
Zitat:Jetzt bin ich beleidigt.
Broensen:
Es ist ja per definitionem keine Diskussion wenn wir beide einer Meinung sind und uns den gleichen Ball gegenseitig zuspielen und sonst das niemand vergleichbar detailliert mitmacht
Zitat:Was hat Wehrhaftigkeit einer Gesellschaft mit Nationalstolz zu tun?
Viel. Weil es ideelle Werte sind, welche eine immens wesentliche Rolle für die Frage der Wehrhaftigkeit spielen. Das muss im weiteren nicht zwingend Nationalismus sein, es können auch andere ideelle Werte sein. Aber damit sie militärisch funktionieren dürfen sie nicht zu abstrakt sein, sie müssen der grundsätzlichen Natur des Menschen entsprechend und sie müssen als politischer Mythos funktionieren. Deshalb funktionieren Religion und Nationalismus hier besonders gut und funktioniert ein abstrakter lebensfremder und abgehobener Grundgesetz"patriotismus" eben nicht.
Zitat:Wer sagt denn überhaupt, dass die Gesellschaft der Nation entspricht?
Sagt ja niemand. Allerdings ist es insgesamt gesehen militärisch vorteilhaft wenn dem so ist. Weil das beispielsweise die Kohäsion erhöht, die einen wesentlichen militärischen Wert darstellt.
Zitat:Und wozu braucht es "Stolz" auf etwas, um es für schützenswert zu erachten?
Weil eine Mehrheit der Menschen so leichter mobilisiert und im Sinne der Zielsetzung einer Maximierung der Kriegsfähigkeit mehr Leistung bringt. Die Alternative sind professionelle Söldner, aber das kostet halt dann auch mehr, vor allem wenn man eine größere Quantität davon aufstellen will.
Zitat:Zur Wehrhaftigkeit gehört auch ein gesellschaftliche Resilienz, die nichts mit militärischen Fragen zu tun hat, die aber auch in einem kriegerischen Kontext eine hohe Bedeutung erlangen kann.
Das formulierst du meiner Meinung nach etwas widersprüchlich. Wenn diese Dinge in einem kriegerischen Kontext eine hohe Bedeutung erlangen können, dann haben sie direkt und unmittelbar mit militärischen Fragen zu tun. Gesellschaftliche Resilienz erhöht die Kriegsfähigkeit der Streitkräfte wie des Staates insgesamt. Sie ist also eine militärische Frage.
Meiner Meinung nach gibt es die Trennung von Militär und Zivil zudem so gar nicht. Beides gehört zusammen und muss auch zusammen betrachtet und diskutiert werden. Wer die Bundeswehr als eine von allem anderen getrennte Organisation sieht, der hat den Krieg schon verloren, da der moderne Krieg keine Aufgabe der Streitkräfte, sondern eine Aufgabe der Gesamtgesellschaft insgesamt ist.
Zitat:Und ich bin davon überzeugt, dass man in einer offenen, modernen Gesellschaft einzig über diesen Ansatz eine hinreichende Akzeptanz erzielen kann, um die persönliche Freiheit zugunsten des Gemeinwohls derart zu beschneiden, wie es durch eine Wehr- oder sonstige Dienstpflicht erfolgen würde.
So offen ist unsere Gesellschaft gar nicht und Offenheit ist meiner Meinung nach militärisch gesehen wenn man es ganzheitlich betrachtet eher nachteilig. Das ist keine moralisch-ethische Wertung, sondern bloß eine rein fachlich-handwerkliche. Desweiteren ist eine moderne Gesellschaft ebenso militärisch eher nachteilig. Da aber beides nun mal nicht zu ändern ist - muss man halt mit dem arbeiten was ist. So wie es ist.
Und ich glaube, dass die jungen Menschen welche jetzt als nächste nachkommen, die also jetzt noch in der Schule sind gar nicht so schlecht sind und sich durchaus in Bezug auf ihre Freiheit beschneiden würden, wenn man sie eben nicht mit dem überkommenen Komiss und Pseudomilitärischen Getue behelligt, sondern ihnen eben mit Respekt für ihren Dienst und Achtung ihnen gegenüber eine hochmoderne und maximal effiziente Ausbildung zukommen lässt. Man sollte sie durch konkrete Taten überzeugen, und nicht durch abstraktes theoretisieren. Sie lassen sich durch die Aktion, die Tat überzeugen, nicht aber durch abgehobenes Gesülze in politischer Bildung und mit lebensfremden Konzepten. Vor allem aber muss man das pseudomilitärische - nicht-funktionale Getue abstellen, welches für den modernen Krieg einfach nicht notwendig ist, weil es überkommen ist.
Und gerade für eine solche Militärreform (wie es sie ja schon oft in der Militärgeschichte gab) wären daher die neu aufzustellenden Wehrpflichtigen-Einheiten genau der richtige Ort, gerade eben weil sie neu aufgestellt würden.
Garten Grenadier:
Ich habe hier schon mehrfach recht konkrete, oder sogar sehr konkrete Ideen beschrieben, wie man sowohl eine Wehr- als auch eine Dienstpflicht real praktisch umsetzen könnte, bis hin zur Frage wie diese Einheiten militärisch eingesetzt werden sollten, wie man sie unterbringt (nämlich gar nicht), versorgt, ausbildet usw und was für Ziele damit verfolgt werden und was für eine Intention das hat. Aber das sind nur meine rein persönlichen Ansichten dazu.
Und deshalb kann ich dir hier zustimmen, es fehlt eine kontroverse Diskussion über ganz konkrete praktische Vorschläge der Umsetzung. Das ist ja auch das was ich immer meine wenn ich schreibe, dass die Befürworter eine Wehrpflicht entweder gar keine konkreten spezifischen Ideen haben wie man diese dann real umsetzt, oder im günstigsten Falle so wie lime halt dazu meinen, man sollte einfach die 80er wiederbeleben und alles genau so wie damals machen und gestalten. Exakt das ist das Problem. Eine Wehrpflicht kann und wird nie mehr so wie früher machbar sein. Man kann also nicht einfach erklären: wir führen einfach alles wieder so ein wie es früher einmal war. Das genügt nicht als Konzept.
Und selbst wenn man das rein theoretisch wollte, fehlt immer noch eine genaue Beschreibung wie man das tatsächlich real tun will und wie dies bezahlt, organisiert, umgesetzt werden soll. Es fehlt einfach ein konkreter Plan bei den Befürwortern und damit bleibt ihre Befürwortung der Wehrpflicht einfach nur eine bloße Absichtserklärung.
Bin sehr gespannt was du über die Streitkräfte schreiben wirst.