11.02.2024, 21:28
(11.02.2024, 06:08)OlafM schrieb: [ -> ]Ich verstehe jetzt Deinen Ansatz nicht. Also ich empfand wie quasi alle meiner Kameraden und Wehrpflichtigen als unnötige Last. Und das war noch im Kalten Krieg. Und damals lief beim Waffenreinigen "Ich bin beim Bund, ich bin beim Bund, ich bin ja so ein armer Hund". Man muss das Ganze auch nicht glorifizieren. Auch wenn es im Kalten Krieg einen realen Grund für die WP gab.
Was Du, Ich und viele, viele andere als Wehrpflichtige empfunden haben ist für die Streitkräfte und Sicherheitsarchitektur irrelevant. Auf das individuelle Wohlbefinden kann leider keine Rücksicht genommen werden. Natürlich darf durch den Staatsbürger dennoch die Sinnhaftigkeit des Dienstes hinterfragt werden.
Aber der kleine, subjektive und nicht mehr aktuellen Einblick eines Wehrpflichtigen aus dem Jahr 1965, 1985 oder 2005 kann nicht als Grund herangeführt werden um die Bundeswehr NICHT für eine fundamental veränderte Sicherheitslage in Europa auszurichten sowie personell und materiell aufzufüllen.
(11.02.2024, 06:08)OlafM schrieb: [ -> ]Aber worum geht es Dir? Juristen versuchen in der Regel nichts, sondern bewerten die rechtliche Situation. U.a. auch der wissenschaftliche Dienst des BT. Und hier kommt man auch zu dem genannten Ergebnis, dass eine allgemeine Wehrpflicht in Deutschland rechtswidrig wäre. U. a. deshalb wurde sie ja auch ausgesetzt.Wie kann eine, durch das Grundgesetz legitimierte und 55 Jahre praktizierte, Wehrpflicht rechtswidrig sein ? Sicherlich werden sich einige Juristen als Rechtsverdreher üben. Parole: GelöbNIX
Vermutlich beziehst du dich auf die durchaus strittige Heranziehungspraxis der 2000er, welche den Einschein von Willkürlichkeit untermauterte. Ob die damalige Heranziehung nach Bedarf der Streitkräfte nun rechtswidrig war, können Juristen ja lange drüber lamentieren.
Wie ich schon sagte: Eine Wehrungerechtigkeit muss nachgewiesen und dokumentiert werden bevor sie beklagt werden kann. Ziemlich schwierig wenn seit 13 Jahren nichtmehr gezogen wird.
Mit ziemlicher Sicherheit wird sich eine neue Wehrpflicht (für alle) auch anders gestalten als jenes Modell von 1956 bis 2011.
(11.02.2024, 06:08)OlafM schrieb: [ -> ]Die BW benötigt für die Planungen einen Aufwuchs von etwa 20.000 Mann. Das rechtfertigt keine allgemeine Wehrpflicht, sondern sollte endlich von unserem VM und dem GI angegangen werden. Dazu ist schlicht Geld nötig. Die Bundeswehr muss attraktiver werden. Auch in Hinblick auf die kommenden Jahren, wo man sich auf dem Arbeitsmarkt beweisen muss.
Die BW benötigt 20.000 zusätzliche Soldatinnen und Soldaten ( wenn schon die Ungerechtskeits-Karte gezogen wird , dann bitte auf die Gleichstellung achten) um ihre anvisierten SOLL-Stärke zu erreichen.
Davon ab braucht die BW jährlich min. 15.000 Einstellungen um ausscheidende Soldaten* zu kompensieren.
Das bedeutet aber noch keinen siginifkanten Zuwachs, keine Feldersatz und keine Bildung von Reserven.
Sondern nur die stehende Armee in Friedenszeiten.
Die BW verbraucht hier schon unverhältnismäßig viel Geld um die Mannschafts-DP zu besetzen, welche früher Wehrpflichtige füllten. Das mag bei der Einsatzarmee noch funktioniert haben. Nicht aber bei einer Armee, welche sich auf Landes- und Bündnisverteidigung einstellen muss. Die Szenarien aus der Ukraine sprechen für wesentlich größere Streitkräfte wenn diese Durchhaltefähig sein wollen.
(11.02.2024, 06:08)OlafM schrieb: [ -> ]Aber ich hatte eigentlich nur die rechtliche Situation beleuchtet. Und diese ist die, dass eine Wehrpflicht verfassungsmäßig mehr als problematisch ist (um es freundlich zu sagen). Meiner Meinung nach ist sie auch nicht notwendig. Quintus Fabius hatte an einer Stelle mal die Personalzahlen bei der Streitkräftebasis, Zentralen Sanitätsdienst etc. benannt. Da sind wird bei ca. 1/3...Vermutlich bezog sich Quintus Fabius auf Verhältnis von kämpfender Truppe zu "Unterstützern". Da ist das Verhältnis von 1:3 noch als sehr gut zu bezeichnen.
Hierbei darf man die Verlustrate in einem hochintensiven Gefecht nicht unterschätzen. Hier braucht es ein personelles Regenerationspotential welches Karriere-Trucks der BW nicht bieten können.
(11.02.2024, 06:08)OlafM schrieb: [ -> ]Die Zeiten der Massenheere sind schlicht vorbei. Wie viele russische Soldaten kämpfen denn aktuell in der Ukraine?Stand Mitte 2023:
400.000 aktive Truppenstärke / 200.000 Verluste
Quelle: https://www.rnd.de/politik/400-000-russe...PPLIM.html
Wenn also 87% der ursprünglichen Streitkräfte ausgefallen sind, zeigt dies den enormen Bedarf an personellen Reserven.
Nicht umsonst wird Russland die inoffizielle Heranziehung Wehrpflichtiger vorgeworfen