(20.10.2023, 10:26)Schaddedanz schrieb: [ -> ]Die beste Wahl sicher nicht. günstig, erprobt ja. Richtig macht Sie einen LKW Chassis zu nehmen das spart Gewicht und der durchschnittliche Abstand zur ersten Gefechtsreihe ist eh hoch genug.
Bei der Feststellung würde ich noch mitgehen, weshalb ich auch mit der HX3-Haubitze einverstanden gewesen wäre, sofern sie deutlich günstiger ausgefallen wäre als die RCH155.
Zitat:Es ist nicht falsch das Konzept "mittlere Infanteriebrigade" es ist nur anders im vergleich zu dem Konzept "mittlere Spähpanzerbrigade" entsprechend muss die Ausrüstung dem anderen taktischen Vorgehen angepasst sein
Da stand bewusst "meiner Meinung nach" (mMn). Ich persönlich halte das Konzept bekanntermaßen für falsch in der BW und dementsprechend auch jede Ausrüstungs- und Strukturentscheidung, mit der diese Ausrichtung verfestigt wird. Schließlich steht die konkrete Ausformung ja bis heute nicht fest und es gibt durchaus Stimmen, die den Schwerpunkt der mKr auch nicht beim aufgesessenen Infanteriekampf sehen, bspw. die 21.PzBrig mit ihrem Wunsch, zukünftig nicht als Jäger, sondern als Kavallerie geführt zu werden.
Aber Quintus hat da insofern einen Punkt, dass die sehr viel billigere CAESAR auch "ausgereicht" hätte, wenn man eh das Konzept der mKr als schwer motorisierte Infanteriebrigaden durchziehen sollte. Allerdings auch nur dann, wenn das insgesamt erforderliche Personal halbwegs in der gleichen Größenordnung liegen sollte, ansonsten sind bei uns langfristig eingesparte Personalkosten immer gegenzurechnen.
Zitat:Was die Beschaffungszeit anbelangt sind die ArtBtl der BW genauso wenig voll ausgerüstet wie die PzBtl
Soweit ich weiß, hat das 203 -und nur von dem sprach ich- gar keine Panzer mehr, nach den Abgaben an die Ukraine und die Truppenstellung für Litauen. Oder sind da mittlerweile welche zurück gekommen bzw. ersetzt worden? Ergo haben wir dort einen Truppenkörper ohne Gerät und bei der Radartillerie beschaffen wir Gerät, ohne den Truppenkörper dafür zu haben.
Dementsprechend würde ich sagen, dass in der Realität der Truppe vermutlich andere Beschaffungen deutlich zeitkritischer sein dürften als die RCH155. Wobei ich die zeitnahe Auswahlentscheidung natürlich sehr begrüße, mir ging es nur um die Zulaufgeschwindigkeit und ihre Harmonisierung mit dem strukturell-personellen Aufwuchs der Artillerietruppe in Bezug auf Quintus Kritik daran.
Zitat:das auf Munitionieren der RCH155 über MunFlat (shot&scoot Konzept der PzH2000) muss ausschließlich mit der Fahrzeugbesatzung erfolgen. Wann die Besatzung getauscht wird erfolgt davon unabhängig da es auch beim nicht feuern konstant vollzogen werden muss.
Das widerspricht nicht meiner Aussage. Bei häufigerem Aufmunitionieren (wegen geringerem Munitionsvorrat als bei der PzH2k) ergeben sich zusätzliche Gelegenheiten zum Besatzungstausch, egal ob davon abhängig oder nicht. Einen häufigeren Austausch einer kleineren Besatzung sehe ich dabei für eine personalschwache und Verlust-aversive Armee wie die BW als Vorteil an gegenüber einer größeren
erforderlichen Besatzung, wohingegen Quintus es als Vorteil ansieht, wenn man zwangsweise mehr Leute dabei haben
muss, weil man sie dann halt auch für anderes zur Verfügung hat, was ich bei einem ferngesteuerten Geschütz dieser Reichweite jedoch für unnötig erachte. Diesen Dissens haben wir öfter.
Zitat:P.S. um die Effektivität hoch zu halten reden wir mindestens vom 3 Schichtsystem, besser wegen der hohen Aufmerksamkeitskurve ist 4 -6 Schichtsystem im 24 Zyklus. So zum Thema weniger Personal. Nur mal so, ist überhaupt schon klar wo die Austauschbesatzungen mit fahren im Verband?
Bei 30 Granaten auf dem Fahrzeug reden wir für intensive Gefechte von 3-10 mal Aufmunitionieren am Tag. Das würde also relativ gut passen, dass am Ladeplatz immer eine Wechselbesatzung wartet und beide Besatzungen gemeinsam aufmunitionieren. Dafür braucht die Wechselbesatzung aber ein eigenes Fahrzeug vor Ort, mit dem die abgelöste Besatzung dann danach abziehen kann. Dafür würde ich von einem Enok o.ä. ausgehen. Das erfordert natürlich eine gewisse Koordination, aber die ist für Scoot&Shoot ja eh elementar.
Zitat:Das weniger an Personal ist relativ (Schichtsystem).
Der Vorteil ist nicht weniger Personal insgesamt, sondern weniger Personal auf dem Fahrzeug, dadurch weniger Gewicht bei besserem Schutz, geringere Belastung und Gefährdung des Personals sowie eine größere Ausfallresilienz durch mehr Wechselbesatzungen. Zudem reduziert sich die Zahl der erforderlichen einfachen Aufgaben für untere Dienstgrade, was der Personalstruktur der BW entgegenkommt.
Die Nachteile sind, dass kein Personal außer Fahrer und Kommandant zur Verfügung steht, das bspw. kleinere Reparaturen, Abtarnung oder Sicherungsaufgaben übernehmen kann und dass bei Ausfällen sofort nur noch ein Soldat übrig bleibt, der dann alle Aufgaben übernehmen muss. Entsprechend muss bspw. ausnahmslos jedes Besatzungsmitglied den GTK fahren können, die Anforderungen an die Ausbildung erhöhen sich also, was jedoch für Deutschland kein Problem sein dürfte.
Für Einsatzweisen, bei denen die Geschütze in einer Deckung verharren und auf Feuerbefehle warten, wie in der Ukraine zu beobachten, ist eine 2-Mann-Haubitze nicht geeignet, das muss klar sein.
Zitat:Der allgemeine Panzerschutz ist verschwenderisch überzogen für den durchschnittlich minimalen Einsatz im Direktfeuerbereich zum Gegner.
Das Problem für die RCH155 ist nicht mehr CB, sondern Loitering Munitions. Bei leicht gepanzerten Radhaubitzen erhöht sich der Bedarf an begleitender Flab, was der Entwicklung entgegenstünde, dass aufgrund der steigenden Präzision zunehmend kleinere Geschützgruppen zum Einsatz kommen.
Zitat:Zum Punkt Geländegängigkeit, sind die Pzbrg/PzGrenbrg eine genau so große Baustelle der BW da zwar die Geschütze mit PzH 2000 auf Kette sind aber praktisch die gesamte ArtAufklärung auf Rad ist. Die müssen auch mithalten können mit dem Rest des Verbandes nicht nur die Geschütze/Werfer
Dem kann ich so nicht folgen. Warum sollen die Aufklärer mit den Geschützen (Werfer haben wir zukünftig nur noch auf Rad) mithalten müssen? Wie sollen sie aufklären, wenn sie die Geschütze begleiten? Sie müssen doch ganz woanders agieren. Insofern würde ich dir höchstens für Feuerleit- oder JFSCT-Fahrzeuge recht geben. Diese sollten annähernd die gleiche Geländegängigkeit aufweise wie die Haubitzen. Allerdings muss man dann auch die Frage stellen, inwieweit dafür schwere Kettenpanzer erforderlich sind oder ob leichte Fahrzeuge auf Rad oder Gummikette nicht den gleichen Zweck erfüllen können.
Zitat:Caesar sehe ich ebenfalls nicht als Lösung für die Bundeswehr, da klaffen die Erwartungen und Leistung einfach viel zu weit auseinander.
Im Fazit sind wir uns da einig.
Zitat:Übrigens zum Erfolg von Caesar, Dänemark hat alle Caesar (auch die noch nicht gelieferten Systeme) an die Ukraine weiter gegeben ohne Ersatz zu bestellen. Dort scheint es also auf taktischer Ebene eine ähnliche Erwartungs - Leistungs- Differenz zu geben.
Sie haben stattdessen Haubitzen der gleichen Grundauslegung geordert. Das spricht durchaus gegen das konkrete System CAESAR, da die ATMOS 2000 sich konzeptuell nicht groß unterscheiden.
(20.10.2023, 14:22)voyageur schrieb: [ -> ]Für mich gilt weiter die deutsche mittlere Kräfte Doktrin kann ich zwar lesen, aber nicht verstehen.
Sie existiert ja auch nicht. Man hat ein Ziel, das man verfolgt und das sind schnell auf eigener Achse verlegbare Verbände in Brigadestärke, die in der Lage sein sollen, sich einem mechanisierten Angriff entgegen zu stellen, bis schwere Verstärkung eintrifft.
Und das versucht man dadurch zu erreichen, dass man die bisherige Jägertruppe (ursprünglich leichte Infanterie) immer schwerer aufstellt, um sie möglichst gut für den Kampf gegen mechanisierte Kräfte zu befähigen.
Und mehr Konsens ist da meines Erachtens nach auch bisher nicht erreicht worden. Alles andere sind nur unausgereifte Überlegungen, für die noch keine endgültigen Entscheidungen vorliegen. Diese widersprechen jedoch auch teilweise anderen Planungen bezüglich der Organisation und Ausrüstung, eben weil alte Vorgänge weiterlaufen, ohne dass zur Konzeption der mKr endgültige Entscheidungen vorliegen würden, die ggf. Änderungen an bestehenden Planungen erfordern würden.
Daher ist es mehr als nachvollziehbar, dass diese vermeintliche Doktrin von außen betrachtet nicht verstanden wird. Im Inneren sieht es ja kaum groß anders anders aus.