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Bodenoperationen im Südlibanon: Was sind die Divisionen 36 und 91 der israelischen Armee?
Nachdem sie 1982 und 2006 auf libanesischem Boden operiert haben, umfassen diese Einheiten hauptsächlich Kräfte der regulären Armee, „viel professioneller“ als Reservisten, erklärt der Militärexperte Riad Kahwaji gegenüber „LʼOLJ“.
OLJ / Von Raphaël ABDELNOUR, am 07. Oktober 2024 um 17:40 Uhr.
[Bild: temp_medias_896093_632924.jpg]
Israelische Soldaten neben einem Panzer an der Grenze zum Libanon am 1. Oktober 2024. Ahmad Gharabli/AFP

Im Dossier Krieg im Libanon und in Gaza: Unser Spezialdossier.

„Ihr seid außergewöhnlich. Ihr seid wie Löwen.“ So gratulierte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu am Sonntagabend entlang der Grenze zum Libanon den Truppen der 36. Division der israelischen lʼArmee. „Innerhalb eines Jahres haben wir die Lage verändert. Ihr seid die Generation des Sieges“, betonte er in einem Video, das er auf seinem X-Account veröffentlichte, einen Tag vor der Feier des Massakers, das die Hamas am 7. Oktober 2023 in Israel verübt hatte. Ein Angriff, der den verheerenden und tödlichen Krieg gegen Gaza auslöste und zu einer Front der Unterstützung der Hamas durch die Hisbollah vom Südlibanon aus führte. Zermürbungskrieg seit dem 8. Oktober 2023, diese Front ist nun seit Ende September im Libanon offen.

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Denn nachdem die israelische Luftwaffe am 23. September die Operation „Nordpfeile“ im Südlibanon und in der Bekaa gestartet hatte und nach der Ermordung des Hisbollah-Führers Hassan Nasrallah am 27. September die südlichen Vororte von Beirut kontinuierlich beschossen hatte, kündigte die israelische Armee vor einer Woche „Bodenoperationen“ auf libanesischem Gebiet an, die unter anderem von dieser 36. Die israelische Armee erklärte am Montag außerdem, dass sich ihre 91. Division den vom Hebräischen Staat initiierten Versuchen einer „Bodeninvasion“ anschließen werde, wie die Haaretz am selben Tag berichtete . Bei den jüngsten Bodenkämpfen behauptete die Hisbollah, mehrere Dutzend israelische Soldaten getötet zu haben, während Israel seinerseits angab, 440 Kämpfer der schiitischen Partei durch diese Operationen getötet zu haben.

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Die 1954 gegründete 36. Division umfasst mehrere Brigaden, die in sie integriert sind, wie die Brigade „Etzioni“, die aus Reservisten der Infanteriekräfte besteht, aber auch die weitaus bekanntere Brigade „Golani“. Auf ihrer Website preist die israelische Armee die „Heldentaten“ der letzteren folgendermaßen an: „1956 eroberte die Brigade die Region Rafah und ermöglichte den Durchmarsch der gepanzerten Streitkräfte. Während des Sechstagekriegs 1967 verzeichnete sie zahlreiche Erfolge, von denen die Schlacht von Tel Faher, bei der der syrische Posten am Rande der Golanhöhen erobert wurde, einer der bedeutendsten war“, heißt es in dem Text.

Auf libanesischem Boden war die Golani-Brigade 1982 an der „Eroberung von Schloss Beaufort“, einer Zitadelle in der Nähe von Arnoun im Südlibanon, beteiligt, während sie 2006 ihre Truppen nach Bint Jbeil und bis nach Beirut führte. „Diese Einheiten sind als grundlegende Divisionen der israelischen Armee bekannt. Sie spielten zunächst eine wichtige Rolle in Gaza“, erklärte der Militärexperte Riad Kahwaji gegenüber LʼOrient-Le Jour. „Obwohl sie auch Reservisten haben, die die meiste Zeit Zivilisten sind, kommen die meisten Soldaten, die die 36. und 91. Divisionen bilden, aus der regulären Armee. Es handelt sich also um professionelle Truppen, die rund um die Uhr im Einsatz sind“.

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Seit Beginn der Auseinandersetzungen an der libanesisch-israelischen Grenze werden die Brigaden, aus denen diese beiden Divisionen bestehen, regelmäßig von der Hisbollah über Angriffe auf Stützpunkte dieser Einheiten, die sich im Norden Israels befinden, ins Visier genommen. „Sie bestehen aus Artillerie-, Infanterie- und vor allem aus gepanzerten Truppen, darunter auch Panzer. Es sind Offensivdivisionen, insbesondere die 91.“, erläutert der Experte.

Keine schnellen Manöver
Doch auch wenn diese beiden Divisionen der israelischen Armee bereits auf libanesischem Boden operiert haben, ist die Situation laut dem Militärexperten diesmal ganz anders. „Normalerweise pflegen die Israelis in ihren Kriegen den Blitzkrieg-Stil (Blitzkrieg). Aber jetzt ist die Hisbollah viel besser vorbereitet, als sie es 2006 war, und Israel ist sich dessen bewusst“, analysiert Riad Kahwaji. „Die schiitische Partei verfügt über eine große Anzahl von Panzerabwehrraketen. Deshalb versuchen die Israelis keine schnellen Manöver, da ihre Panzer zu sehr gefährdet wären“, fährt er fort.

Daher die Entscheidung Israels für eine „Taktik der verbrannten Erde“, ähnlich der in Gaza angewandten: sʼschwer auf die Feuerkraft setzen, alles auf dem Weg zerstören, nächtliche Sonderoperationen einsetzen, um Tunnel und Verstecke zu erreichen... „Es wird viel langsamer gehen, aber Israel legt Wert darauf, die Verluste in den eigenen Reihen zu begrenzen. Denn um ihre Offensive fortsetzen zu können, müssen sie den Zusammenhalt ihrer Bevölkerung aufrechterhalten, die von den gefallenen Soldaten abhängt“, meint er und schließt: “Dieser Krieg wird Wochen dauern und die Zerstörung wird enorm sein, viel mehr als 1982 und 2006, glaube ich. Jedes Dorf, das ins Visier genommen wird, wird wie Gaza aussehen“.
KheibarShekan:

Ich bin absolut auf dem laufenden. Es wurden bis dato ungefähr 60% aller Häuser zerstört, dass macht ungefähr 170.000 Häuser. Du könntest auch noch anführen, dass die Israelis bei ihren Operationen gesichert 17 Friedhöfe zerstört haben, was AlJazeera hier nicht einmal anmerkt. 19 Krankenhäuser sind nicht mehr benutzbar. Ungefähr 70% der landwirtschaftlichen Nutzflächen sind vernichtet. Ungefähr 500 von 546 Schulgebäuden wurden beschossen bzw. sind nicht mehr benutzbar. Alles klar, alles bekannt. Eventuell sind einzelne Punkte dir sogar weniger gut bekannt als mir, beispielsweise: wußtest du das mit den Friedhöfen ?

Nun zu deinen sehr geschickt formulierten Vergleichen und Relativierungsversuchen:

Zitat:Wäre es bei einem Krieg mit Israel also ebenso sinnvoll, also rein technisch gesprochen natürlich, das selbe mit israelischen Städten und Siedlungen zu tun? Oder ist der Sachverhalt dort technisch anders zu bewerten? Die Frage ist natürlich eher präventiv zu verstehen, vor den aktuellen Hintergründen und nicht zuletzt da wir ja auf dieser Seite schon beim 07.10. vom menschlichen Drama und großem Unrecht sprechen und hierbei noch nicht einmal die Frage abschließend geklärt ist, inwieweit Siedler als Kombattanten in diesem Konflikt zu klassifizieren wären.

Der Angriff der Hamas dauerte nur kurz. In dieser kurzen Zeit wurden von der Hamas ungefähr 1000 Zivilisten ermordet (Kombattanten und etwaige Kombattanten exkludiert). In vielen eindeutig dokumentierten Fällen auf bestialische Weise und es wurde systematisch massivste sexuelle Gewalt gegen Frauen ausgeübt.

Diese 1000 plus getöteten Zivilisten wurden dabei praktisch gesehen in ungefähr 24 Stunden getötet.

Entsprechend wäre ein äquivalentes Vorgehen der Israelis in Gaza eines, bei dem jetzt schon um die 365.000 Palästinensische Zivilisten getötet worden wären. Angesichts der Anzahl der gesichert belegten Vergewaltigungen, gäbe es bei gleichem Vorgehen in ganz Gaza praktisch keine Frau mehr, die nicht vergewaltigt worden wäre.

Zeig mir mal Berichte von Massenvergewaltigungen in Gaza durch israelische Soldaten, systematische Folter an Kindern und Belege für die Ermordung von um die 365.000 Palästinensern und dann können wir uns gerne über die Vergleichbarkeit unterhalten.

Dessen ungeachtet:

Zitat:Wäre es bei einem Krieg mit Israel also ebenso sinnvoll, also rein technisch gesprochen natürlich, das selbe mit israelischen Städten und Siedlungen zu tun? Oder ist der Sachverhalt dort technisch anders zu bewerten?

Mal rein theoretisch: wenn sich die Hamas insgesamt an das Kriegsvölkerrecht halten würde und gleich den Israelis kämpfen würde, also das Recht so weit wie praktisch machbar beachten würde, ja dann wäre dass ganz genau so gerechtfertigt und angesichts der Notwendigkeiten des urbanen Krieges geboten. Würde die Hamas so wie Israel kämpfen, wäre es natürlich rechtmässig, ebenso israelische Siedlungen und Städte so weit zu zerstören, wie dies notwendig ist, unter Voraussetzung, dass die Israelis gleichermaßen unter Missachtung jeden Rechtes mitten aus den Zivilisten heraus kämpfen würden.

Aber darauf willst du ja in Wahrheit gar nicht hinaus.

Mal rein theoretisch: der Iran wäre unmittelbarer Nachbar Israels. Nun käme es zu einem Präventivschlag Israels gegen das iranische Atomprogramm ohne jede vorherige Provokation, und dem folgend zum ganz regulären konventionellen Krieg mit dem Iran. Natürlich hätte der Iran dann das Recht vollkommen legal israelische Städte so weit wie notwendig zu zerstören, da er dann in einem Selbstverteidigungskrieg gegen Israel selbstverständlich israelische Truppen welche sich in diesen Städten verschanzen aus diesen heraus schießen dürfte.

Aber: Es ist Israel, welches hier in einem Verteidigungskrieg befindlich ist, und mein Eindruck ist, dass du diesen Fakt hier einfach rethorisch ins Gegenteil verdrehen willst. Es sind die Israelis, welche hier rechtmässig handeln, und die Hamas, welche unrechtmässig handelt.

Aber nicht nur Israel ist ein Opfer der verbrecherischen Terrorbande Hamas, sondern schon lange vor Israel waren vor allem die Palästinenser ein Opfer dieser bestialischen Terroristen. Was man also in dieser ganzen Diskussion zu sehr vergisst ist, dass die Palästinenser eben keineswegs mehrheitlich für den Terror der Hamas waren und dies auch nicht sind. Sie waren es auch früher nicht, aller Propaganda und aller verfälschten israelischen Umfragen diesbezüglich zum Trotz.

Die Palästinenser sind in jedem Aspekt, direkt wie indirekt Opfer der Hamas. Sie müssten befreit werden, und man müsste alles unternehmen um sie zu schützen.

Wenn ich rein persönlich der aktuellen Regierung Netanyahu daher etwas vorwerfe dann dies: dass sie die Palästinenser weiter der Hamas ausliefern, und entegen ihrer Rethorik die Terrorherrschaft dieser Verbrecher eben nicht beenden und auch nicht beenden wollen. Das ist aktuell in Wahrheit die Schuld Israels und das was man Israel vorwerfen sollte.
(07.10.2024, 20:09)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]...

Wenn ich rein persönlich der aktuellen Regierung Netanyahu daher etwas vorwerfe dann dies: dass sie die Palästinenser weiter der Hamas ausliefern, und entegen ihrer Rethorik die Terrorherrschaft dieser Verbrecher eben nicht beenden und auch nicht beenden wollen. Das ist aktuell in Wahrheit die Schuld Israels und das was man Israel vorwerfen sollte.
was man seit Jahrzehnten der israelischen Regierung vorwerfen muss ist, dass der Oslo-Friedensprozess durch mutwillige Provokationen seit ziemlich genau 24 Jahren auf Eis liegt - und inzwischen von Israel mit der Absage der 2-Staaten-Lösung auch offiziell beendet wurde.
Israel hat anscheinend ein ähnliches Talent wie Putin:
man erreicht mit den eigenen Aktionen das Gegenteil von dem, was man zu bezwecken scheint
Zitat:Krieg im Libanon
Nun ruft das ganze Land nach der Armee
Piloten trotzen Explosionen, Restaurants kochen für Flüchtlinge, Ärzte sind verzweifelt: Die libanesische Zivilgesellschaft tut ihr Möglichstes und rechnet mit dem Schlimmsten. Die Hoffnung ruht nun auf der Armee. Ausgerechnet.
...
der Libanon sammelt sich hinter der Hisbollah
Washington stellt den Libanon vor eine einzige Alternative: die Kapitulation der Hisbollah oder eine Bodeninvasion.
Unseren Informationen zufolge lehnten Parlamentspräsident Nabih Berry und sein schiitischer Verbündeter den amerikanischen Vorschlag ab.
L'Orient le jour (französisch)
Zitat:...was man seit Jahrzehnten der israelischen Regierung vorwerfen muss ist, dass der Oslo-Friedensprozess durch mutwillige Provokationen seit ziemlich genau 24 Jahren auf Eis liegt...
Wobei ich mir nicht sicher bin, ob Oslo denn tatsächlich die glorreiche Lösung gewesen wäre. Als der Prozess seinerzeit angestoßen wurde, wurde er zunächst stark bejubelt, gerade auch von denjenigen (besonders im Westen), die etwas überoptimistisch und träumerisch bzgl. Nahost unterwegs waren. In gewisser Weise würde ich mich (aus meiner damals noch jugendlich-positivistischen Sicht) auch dazu zählen.

Hinter den Kulissen - abseits des Blitzlichtes, der shakehands und des Lächelns in die Kameras - gab es aber schon damals Warnungen, dass diese Lösung nicht funktionieren wird. In seinem Buch Lügen im Heiligen Land hatte Scholl-Latour seinerzeit ausführlich darüber berichtet - wobei ich dieses Buch erst mehr als zehn Jahre später gelesen habe -, dass die einfachen Leute sowohl in Israel als auch bei den Palästinensern sich eher kopfschüttelnd abwanden und ihm gesagt hätten, dass es nicht funktionieren kann, wenn er Nachfragen zu Oslo stellte. Das hat ihm damals sehr viel mediale Prügel eingebracht - gerade auch von den eher linken oder linksliberalen Kreisen -, er sei ein alter "Defaitist" und Nörgler hieß es gerne.

Aus heutiger Sicht können wir wohl sagen, dass er leider recht hatte. Allerdings wird man es schwer darauf reduzieren können, dass man die Schuld heutzutage jetzt nur einseitig den Israelis zuschustert.

@voyageur
Zitat:...Parlamentspräsident Nabih Berry...
Nabih Berri ist übrigens selbst Schiite und übernahm 1980 die AMAL nach dem Verschwinden al Sadrs. Dass er aktuell so reagiert, ist insofern wenig verwunderlich, wenn er denn nicht wichtige Unterstützung aus gerade der schiitischen Bevölkerung verlieren will.

Schneemann
Wenn man es gar nicht erst versucht ist das Ergebnis aber exakt das gleiche, wie wenn es scheitert. Man hatte also in Bezug auf die Sache selbst rein gar nichts zu verlieren. Meine Vermutung ist, dass vor allem die damalige palästinensische Führung das aus rein persönlichen Gründen und der Sicherung ihrer Pfründe sabotiert hat. Das ist nicht der Sache wegen gescheitert, sondern weil ganz konkrete Personen rein persönliche Vorteile dadurch gefährdet sahen.
Zitat: Nabih Berri ist übrigens selbst Schiite und übernahm 1980 die AMAL nach dem Verschwinden al Sadrs. Dass er aktuell so reagiert, ist insofern wenig verwunderlich, wenn er denn nicht wichtige Unterstützung aus gerade der schiitischen Bevölkerung verlieren will.
par defintion der Funktion
Präsident = ein Christ
Ministerpräsident = ein Sunnit
Parlamentspräsident = ein Schiite
Oberbefehlshaber Armee = ein Christ
und die Machtausübung im Libanon ist ein Familienunternehmen übergeben von Vater auf Sohn

NB Wenn es im Libanon wieder knallt sollten wir einen eigenen Faden bnutzen
Zitat:Entsprechend wäre ein äquivalentes Vorgehen der Israelis in Gaza eines, bei dem jetzt schon um die 365.000 Palästinensische Zivilisten getötet worden wären. Angesichts der Anzahl der gesichert belegten Vergewaltigungen, gäbe es bei gleichem Vorgehen in ganz Gaza praktisch keine Frau mehr, die nicht vergewaltigt worden wäre.

Schöne Hochrechnung. Kann ich auch. Und ja, Leid ist relativ, vor allem wenn es nicht das Eigene ist. Anteilig an der Bevölkerung des Gazastreifens ist es so als wären in einem Jahr 1,845.000 Mio. Deutsche ermordet worden. Davon 1 Mio, Frauen und Kinder.

Zitat:Angesichts der Anzahl der gesichert belegten Vergewaltigungen, gäbe es bei gleichem Vorgehen in ganz Gaza praktisch keine Frau mehr, die nicht vergewaltigt worden wäre.

So ein Unfug.

Zitat:Mal rein theoretisch: wenn sich die Hamas insgesamt an das Kriegsvölkerrecht halten würde und gleich den Israelis kämpfen würde, also das Recht so weit wie praktisch machbar beachten würde
... Würde die Hamas so wie Israel kämpfen, wäre es natürlich rechtmässig,

Noch mehr Unfug.

Zitat:Mal rein theoretisch: der Iran wäre unmittelbarer Nachbar Israels. Nun käme es zu einem Präventivschlag Israels gegen das iranische Atomprogramm ohne jede vorherige Provokation, und dem folgend zum ganz regulären konventionellen Krieg mit dem Iran. Natürlich hätte der Iran dann das Recht vollkommen legal israelische Städte so weit wie notwendig zu zerstören, da er dann in einem Selbstverteidigungskrieg gegen Israel selbstverständlich israelische Truppen welche sich in diesen Städten verschanzen aus diesen heraus schießen dürfte.

Also wenn jemand von Israel angegriffen wird, darf er im Gegenzug israelische Städte zerstören. Worüber reden wir hier eigentlich.

Zitat:Aber: Es ist Israel, welches hier in einem Verteidigungskrieg befindlich ist, und mein Eindruck ist, dass du diesen Fakt hier einfach rethorisch ins Gegenteil verdrehen willst. Es sind die Israelis, welche hier rechtmässig handeln, und die Hamas, welche unrechtmässig handelt.

Israel befindet sich im Konflikt mit den Palästinensern nicht in einem Verteidigungskrieg.
Zitat:Also wenn jemand von Israel angegriffen wird, darf er im Gegenzug israelische Städte zerstören.

Wenn dies militärisch notwendig ist, ja dann darf jemand der sich gegen Israel verteidigt israelische Städte zerstören. Gar keine Frage. Und wenn israelische Zivilisten sich hier rechtswidrig weiter im Kampfgebiet aufhalten, dürfen sie mitvernichtet werden, wenn dies militärisch notwendig ist.

Zitat:Worüber reden wir hier eigentlich.

Darüber was Krieg in Wahrheit ist, und was man rein rechtlich im Krieg darf oder nicht darf. Bei einer ethisch-moralischen Betrachtung der Sache muss man natürlich zu dem Schluss kommen, dass Krieg in keinem Fall moralisch-ethisch legitim sein kann, und dass er nicht einmal geführt werden kann, wenn man versucht dies zu tun. Denn die daraus entstehende ritualisierte Kriegsführung führt nur dazu, dass die Gegenseite gewinnt oder das Leid auf die Zeit gerechnet immer weiter fortdauert.

Meine These ist aber, dass dir dies alles vollauf bewusst ist, und es dir in Wahrheit darum geht, dass der Westen TM, Israel usw. sich selbst durch ritualisierte Kriegsführung lahmlegen sollen, an welche sich die von dir präferierte Gegenseite in Wahrheit eben gar nicht hält, wodurch für diese signifikante militärische Vorteile entstehen.

Denn der Westen TM wie auch Israel tun sehr viel weniger, als sie dürften. Und dies ist natürlich lange Zeit von großem Vorteil für den Feind gewesen, entsprechend kann ich es schon nachvollziehen, dass man diesen Umstand weiter für sich nutzen will. Mein konkreter Vorwurf an unsere Feinde ist hier schlussendlich, dass sie aus reiner Vorteilserwägung und der Gewinnung militärischer Vorteile eben jene Heuchelei zum höchsten Gipfel des Heuchlerischen geführt haben, was ja umgekehrt auch immer der Vorwurf an "uns" ist. Nun agiert Israel einmal härter, aber immer noch im Rahmen des rechtlich gestatteten und heuchelt also nicht mehr - und schon ist das Jammern groß, nicht zuletzt weil maximales Jammern propagandistisch von Vorteil ist und man damit zumindest Vorteile im Informationsraum generieren kann.

Und nur darum geht es dir meiner Meinung nach, den Kampf im Informationsraum zugunsten der Gegenseite zu führen. Und dafür eignet sich das aktuelle Vorgehen der Israelis natürlich sehr gut. Aber genau darin, sich militärisch einzuschränken um vermeintlich Vorteile im Informationsraum zu haben, lag Jahrzehntelang der primäre Fehler des Westens TM wie auch Israels. Hätte man sich selbst eben nicht so eingeschränkt, sondern stattdessen ernsthaft Krieg geführt, gäbe es ganz viele der heutigen Problemstellungen überhaupt nicht (mehr).

Aber um auf den ersten hervorgehabenen Teilsatz zurück zu kommen: zu viele wissen nicht ansatzweise was Krieg ist, wie Krieg ist und dass es überhaupt keinen sauberen ethisch richtigen Krieg gegen kann. Dir unterstelle ich aber hier, dass du dies durchaus weißt. Also kann es dir meiner Ansicht nach nicht um eine moralisch-ethische Diskussion gehen.
Es gibt Gerüchte, dass circa 80% der im Gazastreifen getöteten Zivilisten Angehörige von Hamas-Mitglieder waren, Quelle.

Die Bildzeitung hat auch darüber berichtet bzw. da habe ich es eigentlich her.
Angehörige von Hamas-Mitgliedern - nennt man das Sippenhaft?

Nur um das einzuordnen:
mein Vater war im Regiment General Göring, dann Panzer-Division Hermann Göring - also mit Sicherheit kein Widerstandskämpfer. Mein Onkel war dagegen einer der ersten politischen Häftlinge im KZ Dachau, also wohl eher kein NS-Mitläufer.
Wenn jeder Familienangehörige Opfer der jeweils anderen Seite geworden wäre, dann gäbe es meine Familie heute nicht mehr.
Nu bin ich doch noch da - shit happens ...
Da steht aber nicht, dass 80% der getöteten Familienangehörige von Hamasangehörigen waren, sondern:

Zitat:Some 80% of Gaza fatalities are Hamas or family members

Hamas is privately admitting that 80% of the Palestinians killed during the year-long war in Gaza are Hamas members or their families, Israel’s Channel 12 reported on Sunday.

Also ist ein beträchtlicher Teil der Getöteten der Hamas zugehörig oder Hamaskämpfer, dass ist in Wahrheit hier die Kernaussage.

Warum nun Familienmitglieder von Hamasangehörigen überproportinal vertreten sind, erklärt sich von selbst. Wenn sich entsprechend Hamaskämpfer bei ihren Familien aufhalten, und dann dann zusammen mit diesen getötet werden, führt dieser Mechanismus naturgemäß zu überproportional hohen Verlusten bei Familien von Hamas Angehörigen.

Aber um das nochmal zu betonen: Eure Interpretation dessen was hier in Wahrheit steht ist einfach falsch. Da steht: dass 80% Hamaskämpfer waren ODER Familienangehörige von Hamaskämpfern. Das Wort or ist hier entscheidend.

Tatsächlich zeigen diese Zahlen auf, wenn sie denn so stimmen, dass die Präzision mit der Israel hier unter derart schwierigen Umständen agiert noch außerordentlicher ist, als ich es mir vor diesem Krieg praktisch hätte vorstellen können.
(08.10.2024, 15:14)Kos schrieb: [ -> ]Es gibt Gerüchte, dass circa 80% der im Gazastreifen getöteten Zivilisten Angehörige von Hamas-Mitglieder waren, Quelle.

Die Bildzeitung hat auch darüber berichtet bzw. da habe ich es eigentlich her.

Und worauf basieren die Zahlen Ki oder was sonst. Davon abgesehen dieser Body count wo sich die Zahlen im Laufe des Jahres manchmal erheblich verändern, das bringt gar nichts.
Was ist das israelische Ziel des Krieges ???

und der eigentliche Grund meines Posts (habe doch glatt Bild Zeitung infos kommentiert)

Zitat:L Orient le jour (französisch)
20:16 Uhr Ortszeit Beirut
Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu forderte Verteidigungsminister Yoav Gallant auf, nicht nach Washington zu reisen, bevor er (Netanjahu) mit US-Präsident Joe Biden gesprochen hat, berichtet Haaretz unter Berufung auf mit den Gesprächen vertraute Quellen.
Die Reise von Herrn Gallant war für morgen geplant.
Die Quellen sagten, dass Benjamin Netanjahu auch verlangte, dass das Sicherheitskabinett die endgültige Zustimmung zu der geplanten Reaktion auf den Angriff des Iran vor der Abreise von Yoav Gallant erhalten sollte.

und die Situation im Liban am Abend
L Orient le jour (französisch)
Zitat:Hier sind die sieben Nachrichten, die Sie am Montag wissen sollten:
Israelische Soldaten hissten im libanesischen Grenzdorf Maroun el-Ras (Bint Jbeil) die israelische Flagge. Dies geht aus einem Video hervor, das der israelische Rundfunk am Dienstagabend auf X veröffentlicht hat.

Am frühen Dienstagmorgen gab die israelische Armee bekannt, dass sie den Leiter einer der wichtigsten Logistikeinheiten der Hisbollah eliminiert hatte. Nach Razzien gestern Abend wurden am Mittag erneut die südlichen Vororte von Beirut angegriffen.
Die israelische Armee erklärte am Dienstag, dass ihre 146. Division am Montag mit „begrenzten, lokalisierten und gezielten Operationen“ gegen Ziele und Infrastrukturen der Hisbollah im Südwesten des Libanon begonnen hatte, wie sie es nannte. Diese Division unterstützt drei andere Divisionen. „Nach der Intensivierung der Hisbollah-Aktivitäten in der Region ist die israelische Armee gezwungen, Operationen in libanesischen Gewässern vorzubereiten“, hatte auch der arabischsprachige Sprecher der Truppe, Avichay Adraee, am Montag auf X gewarnt.

Am frühen Dienstagnachmittag bekannte sich die Hisbollah zu einem Schlag mit „einer großen Raketensalve“ auf Haifa, während die israelische Armee bekannt gab, 85 Geschosse aus libanesischem Gebiet geortet zu haben. Die israelische Armee gab ihrerseits an, Einrichtungen und Raketenwerfer der Hisbollah im Südlibanon zerstört zu haben.

Die Nummer zwei der Hisbollah, Naim Kassem, sagte in seiner zweiten Stellungnahme nach der Eliminierung von Hassan Nasrallah, dass seine Partei „alle Schläge, die ihr zugefügt wurden, überstanden“ habe und dass die Parteiführung „klar organisiert“ sei. Er sagte auch, dass die Partei Vertrauen in die Führung von Nabih Berry und in seine Mobilisierung auf politischer Ebene habe, um einen Waffenstillstand zu erreichen. Alle Einzelheiten finden Sie hier.

Katar eröffnete eine „Luftbrücke“ für Hilfslieferungen an den Libanon.

Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant erklärte am Dienstag, dass die Hamas nach einem Jahr Krieg „zerstückelt“ und die Hisbollah „zerbrochen“ sei. Am Montagabend hatte der Chef des Nordkommandos der israelischen Armee, Generalmajor Uri Gordin, laut Berichten von al-Arabiya erklärt, dass die Bewohner der libanesisch-israelischen Grenze „in weniger als drei Wochen in ihre Häuser zurückkehren können“. Etwas später gab Benjamin Netanjahu bekannt, dass Israel „den Erben Nasrallahs und den Erben seines Erben getötet hat“.
(08.10.2024, 08:38)KheibarShekan schrieb: [ -> ]Anteilig an der Bevölkerung des Gazastreifens ist es so als wären in einem Jahr 1,845.000 Mio. Deutsche ermordet worden.
Als uns ähnliches zuletzt widerfahren ist, hatten auch wir zuvor unsere Nachbarn überfallen und kaum jemand weltweit wirft den Alliierten von damals vor, sie hätten die Deutschen abgeschlachtet o.ä. Es gibt gewisse Kritik im Detail, aber im Großen und Ganzen wird der Krieg gegen Deutschland als rechtmäßig und gerechtfertigt betrachtet. Dieser Vergleich widerlegt eher deinen Standpunkt, als ihn zu unterstützen.
Zitat:So ein Unfug.
...
Noch mehr Unfug.
...
Diskussionsniveau anyone???

Möchtest du uns auch noch mitteilen, was konkret an den Aussagen von Quintus du hier für Unfug erachtest und warum?
Zitat:Israel befindet sich im Konflikt mit den Palästinensern nicht in einem Verteidigungskrieg.
So passt's.