04.10.2024, 12:00
(03.10.2024, 20:28)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Der Iran und seine Sicherheits- und Machtpolitik ist ein ursächlich für viele der Probleme Israels, aber natürlich nicht für alle.
Dessen ungeachtet resultiert vieles was sich in der ganzen Region an negativem entwickelt hat aus iranischem Einfluss. Das hat weder etwas mit einer Verschwörung zu tun, noch nicht einmal mit dem Ziel Israel zu vernichten, welches der Iran in Wahrheit hinter seiner offiziellen Propaganda meiner Überzeugung nach gar nicht hat.
Der Iran ist ursächlich dafür, dass speziell die Hisbollah ideologisch und strukturell eine Exportversion der IRGC/Basij sind. Nebst Ausbildung und Bewaffnung. Das kann jetzt gut oder schlecht sein für Israel, aber es ist ein Umstand an dem der Iran ganz sicher nicht unbeteiligt ist und bleiben wird. Es wäre auch ein Trugschluss anzunehmen, dass man die Hisbollah sang und klanglos untergehen lässt. Insofern ist die Herausforderung hinter Hisbollah sicherlich größer als die Miliz selbst. Und dass dies am Iran liegt, ist relativ unbestritten.
Der Impact des Iran auf die strukturellen, ideologischen, militärischen, politischen Geschehnisse am Boden in Palästina sind dagegen frei erfunden, weil der Iran keinen wirklichen ideologischen und materiellen Zugriff auf diese Gruppen jemals hatte. Sie haben sich nie an der Revolution, ihren Persönlichkeiten, den ideologischen, politischen, militärischen, technischen Strukturen des Iran orientiert, orientieren wollen. Das wäre ein Traum gewesen, haben sie aber nicht. Sie haben sogar gegen den Iran angekämpft. Auch hat der Iran ja nichts mit der Nakba und palästinensischen Traumata und der Lebenssituation zu tun. Die Kontrollieren auch nicht den Geldfluss und die Grenzen, usw. Das ist Israels Terrarium. Nicht iranisches Werk. Weder die Umstände noch die Beteiligten. Das ist es eben nicht so, als wäre der Iran ursächlich für irgendeine Nahostkrise, außer das was im Libanon, Syrien oder Irak allenfalls geschieht. Diese Gruppen haben sehr starken Support und ideologische, militärische Verbindungen zum Iran. Das muss zwar nicht zwangsläufig Israels Baustelle sein, aber unterschwellig war sie das schon lange bevor der Kessel in Gaza explodierte. Mit der Situation in der Westbank und in Gaza hat der Iran bis auf ein paar Geldkoffer Bargeld für den Cashflow (vgl. Katar, Türkei, Ägypten) nichts zu tun. Nichts. Keinesfalls kann der Iran hier als ursächlich bezeichnet werden.
Zitat:Das aktuelle iranische Regime will sich selbst erhalten, seine Pfründe sichern, die Macht erhalten aus einer Vielzahl von Gründen, und sich diesbezüglich absichern. Es betreibt zudem eine rationale Machtpolitik um seinen Einfluss auszuweiten, die Ölaraber zurück zu drängen und der Iran ist davon ausgegangen, dass er, wenn er nur geschickt und indirekt genug vorgeht, dies seine Position stärken wird.
Für den Iran als Nation ist der "Widerstand" gegen äußere Feinde nur in den aktuellen Staatsdoktrin manifestiert sondern im historischen Gedächtnis verankert worden und konnte sich auch so erhalten, weil UK/USA Imperialisten, sowjetische Kommunisten, Salafisten, Wahabiten, Arabische Nationalisten, Türkische Nationalisten, Belutschen und Kurden etc. ständig irgendwo "angreifen". Der Iran agiert vorrangig mit Ziel, des Erhalts seiner politischen und wirtschaftlichen Autonomie und interner Kohäsion mit aller Gewalt. Keinen dieser Feinde kann und muss man mit "militärischen Mitteln vernichten", gleichwohl ist dieses Resort auf den V-Fall hin ideologisch, militärisch optimiert und nicht für Eroberungszüge. Mit Raketen erobert man keine Gebiete. Dafür braucht es Panzer. Viele Panzer. Und Lufthoheit. Der Iran hat am Ende trotz großer Ankündigungen nie einen Cent in die Panzer- oder Flugzeugentwicklung gesteckt. Das ist aber die Voraussetzung für Offensive. Das Wort "Überleben" würde ich nur insgesamt in einen entsprechenden Kontext rücken. Das Wort hat für die meisten politische Eliten in Israel & USA und insbesondere für arabische Könige eine ganz andere, viel persönlichere Bedeutung, als für die Eliten im Iran, welche sich schon längst jenseits des Rentenaltersgrenze bewegen.
Zitat:Das ist einfach schon alles. Einfache simple Machtpolitik und Sicherheitspolitik, die halt gerade daran scheitert, dass Israel wie auch der Westen einfach zu Gewalt greifen, wo man davon ausging, dass dies nicht in diesem Ausmaß stattfinden wird. Schlussendlich ist das ursächliche Problem also die Sicherheitspolitik des Iran und deren Scheitern.
Der Iran rechnet seit jeher damit, mit äußerer Gewalt konfrontiert zu werden. Und zwar nicht durch eigenes Handeln provoziert, sondern aus ideologischen Gründen der Gegenseite heraus. Der Iran kennt die Kosten eines vollumfänglichen Krieges sehr genau und die Strategie basierte immer darauf, einen Krieg zu vermeiden und wenn dann die Kosten für den Feind so hoch wie möglich zu machen, so dass dieser die Freude verliert.
Zitat:Natürlich sehen dich einige wenige hier stellvertretend für den Feind. Was hast du den gedacht oder was erwartest du ?! Du bist hier vermeintlich der Feind bzw. repräsentierst diesen für einige wenige, so einfach ist das.
Der Iran hat aber gar keine Ambitionen oder ein relevantes Fundament, um Feindbild eines Europäers darzustellen. Europa war historisch und bis Trump ein guter Geschäftspartner und auf diplomatischer Ebene konnte man sich gut verständigen, ohne gemeinsame Positionen zu vertreten. Es gibt keinerlei hinreichende Reibungspunkte für eine direkte "Feindschaft". Dies wird künstlich über Verbündete herbeigeredet und wirtschaftlich aus den USA den Europäern aufgezwungen. Da verbindet man sich natürlich geschickt mit den europäischen Gutmenschen die von einem Kopftuchverbot an iranischen Universitäten und Taliban ohne Bärten träumen und sich dabei iranischen Oppositionellen, egal ob Kommunist oder Royalist, bedienen, us-israelischen think tanks. Aber woher die "Feindschaft"? Die Iran ist meiner eigenen Einschätzung nach undifferenziert das Ziel und zum Symbol geworden für Hindernisse, die man im Westen sieht, um den Nahen Osten, seine Politik und seine Ressourcen nachhaltig zu kontrollieren. Seine Staatsform und Autarkiebestreben ist DER regionale Präzedenzfall einer multipolaren Weltordnung. Für die US Ideologen gibt es nur ein System und einen Führer.