(13.08.2024, 09:32)muck schrieb: [ -> ]Vergisst Du da nicht die Gleitschirmflieger und die RPGs? Oder das vorangegangene Training, das von israelischen Soldaten durchaus beobachtet, in der höheren Meldungsebene aber als belanglos abgetan wurde? Das ist keine Fangfrage. Die Hamas hat sich selbst gebrüstet, dass der Angriff über 18 Monate vorbereitet worden sei.
Richtig. Kommandos der Hamas haben wiederholt vor den Augen der Israelis geübt den Zaun zu öffnen.
Daraus wurden keinerlei Rückschlüsse gezogen. Oder aber doch und der hieß: "Lass die nur mal machen". Nochmal, der Überfall selbst erfolgte durch einen Mob, der vereinzelt mit Hamas Kämpfern gespickt war, deren Auftrag es war Geiseln zu nehmen. Da waren weder gepanzerte Fahrzeuge, noch Raketen, nicht einmal RPG waren für den Überfall relevant. Bewaffnung bestand aus Messern, Pistolen, Gewehren, Brandsätze. Großteil des Mobs hat dazu auch keine großartige Ausbildung erfahren. Das waren nur die, welche den Zaun vor Israels Augen wiederholt in der Theorie und der Praxis geöffnet haben. Dass ein Mob dann organisiert folgt, ist eine Koordinationsangelegenheit, bei der Tunnel und Bewegung zwischen Gebäude i.A. hilfreich sein können. Das ist vielleicht noch in Bezug auf Infrastrukturrelevanz dieses Angriffs überhaupt zu nennen. Aber die Mittel zu diesem Angriff eines Mob, in der Qualität eines klassischen Gefängnisaufstandes in Südamerika, erfordern seitens der Angreifer keinerlei relevante militärische oder zivile Infrastruktur. Es erfordert viel mehr das bewusste oder unbewusste wegsehen der Aufseher des eingezäunten und gesicherten Areals.
Zitat:Weiter im Folgenden.Ja und nein. Die Hamas verfügt, u.a. mit Tunneln und getarnten Lagerplätzen, über eine eng mit der zivilen Infrastruktur verwobene militärische Infrastruktur. Diese kann und muss zerstört werden.
Das Anliegen kann ich verstehen. Diese Infrastruktur hat aber fast ausschließlich Relevanz für den Raketenbau in Friedenszeiten und zur Verteidigung in Besatzungsphasen, um den Feind im Untergrund zu hinterlaufen. Dem stellt sich Israel ja freiwillig. Das Abfangen der primitiven Geschosse hat sich eigentlich als relativ effektiv erwiesen insofern besteht einerseits sicherlich die Gunst der Stunde das nachhaltiger zu zerstören, aber die Notwendigkeit bestand dazu nicht akut. Insbesondere nicht im Kontext 07.10.
Zitat:Man darf nicht vergessen, dass sich vor dem 07.10. aus Sicht der Regierung Netanjahu so etwas wie Koexistenz eingestellt hatte. Die Hamas konnte mindestens seit 2022 nahezu ungestört von Israel wachsen, sich aufrüsten, sich üben, und ihre Kämpfer in geringfügigen Kampfhandlungen mit Israel Erfahrung gewinnen. Überdies hatte sich teils über Jahrzehnte eine kampferfahrene und militärisch innovative Führungsschicht gebildet.
Das ist ja das was ich die ganze Zeit schon sage. Und diese Karte versuchen die Israel jetzt dem Iran in die Hände zu spielen: Eure Kreatur. - Hehe. Klar, her damit.
Zitat:Wenn die israelische Offensive dazu führt, dass nach diesem Krieg die meisten höheren Kader der Hamas tot sind und die den gefallenen Kämpfern nachrückenden Fußsoldaten allenfalls etwas von "Spray and Pray" verstehen, wäre dies aus militärischer Sicht durchaus ein kurzfristiger Sicherheitsgewinn für Israel.
Aktuell sieht es eher so aus, als habe die Hamas an kampffähigen Einheiten ca. 40% verloren. Gleichzeitig hat sich aber die Struktur des Widerstands verändert. Die Hamas kann trotz der relativ hohen Verluste insgesamt in der Bevölkerung und der totalen Vernichtung im infrastrukturellen Bereich, gerade eben weil mind. 2/3 der getöteten Palästinenser gar nicht kampffähig war, ihre Rekrutierungen unbetroffen fortsetzen. Der Widerstand vorort kämpft aus unübersichtlichen Ruinen heraus nur um Hinterhalte zu setzen, aber nicht um Gelände zu verteidigen. Die täglichen Verluste der Hamas liegen im Bereich der dutzende täglich wahrscheinlich. Das sind keine epischen Vernichtungsschlachten. Einfach auch nur weil sie sehr verteilt im Gelände aus Hinterhalten operieren. Dafür braucht die Hamas auch nicht mehr als Nahrung, Gewehre, RPG und Molotows. und ein paar Schildkröten, die durch Ruinen fahren.
Mit diesem militärischen Level befasst sich Israel gerade. Also freiwillig vor Ort. Auch als reine Strafaktion hätte man das längst einstellen können.
Was will man von einem Feind, der sich "militärisch" auf diesem Level aber nicht auf dem eigenen Gelände bewegt? Eigentlich willst Du ihn ja genau so, genau dort haben.
Oder er soll ganz weg, weil man ihm mongolisch, ökologisch die Grundlage für Existenz nehmen will?