10.08.2024, 02:52
Zitat:Nur weil sich das politische System eines Landes ändert, bedeutet dies nicht, dass sich hierdurch die Verantwortung für ein wie auch immer geartetes nationales Handeln verändert bzw. dass man keine Verantwortung hierfür zu übernehmen hätte.
Das Deutschland von heute ist auch nicht das Kaiserreich Wilhelms II., dennoch waren es Deutsche, die in Deutsch-Südwest einen brutalen, genozidähnlichen Kolonialkrieg führten und wofür Deutschland als ehemalige Kolonialmacht auch eine Verantwortung hat (Details dazu - falls erwünscht - aber bitte nicht hier, sondern im Geschichte-Bereich). Man kann sich hier also kaum herausreden.
Also wenn ich Dich richtig verstanden hatte, dann hattest Du in Deiner Argumentation betont dass der Iran sein Schicksal der Feindschaft zu den USA (großer Satan) und Israel (kleiner Satan) selbst gewählt habe. Das ist aus meiner Sicht durchaus richtig.
Nun ist aber auch nicht alles ein Automatismus und vorhersehbar. Der Iran wurde schon von Timuriden, Arabern und Mongolen regiert. Manche sagen scherzhaft, das wäre immer noch der Fall. Andere Zeiten, andere Feinde jedenfalls. Israel stellt für alle etablierten Regionalmächte eine Herausforderung dar, da es sich in der Gemengelage um eine neue, exotische, künstlich aufgeblasene Schachfigur im geopolitischen aber auch im historischen Kontext handelt. Die aber auch gleichzeitig systematisch, aggressiv expansiv und ohne erkennbare Limits nach dem "MAD Motto - ich kenne garantiert weniger Limits als Du" handelt. Es ist sehr schwierig mit Israel umzugehen, wenn man sich Israel nicht unterwirft oder es komplett ignoriert. Das wiederum ist Konzept. Kann der Iran was dafür?
Aber gerade die von Dir als israelfreundlich betrauerten Pahlavis waren, das betrifft mindestens mal den Senior und Gefolgschaft, ausgesprochen empfänglich für Rassentheorie und allgemein sehr fasziniert vom Deutsche Reich, wie sie sich systematisch in kurzer Zeit industriell und militärisch aufbauten. Das Jahr 1935 erschien ihm passend, den Kolonialnamen "Persien" abzulegen und über die diplomatischen Vertretungen international den Namen Land der Arier bzw. Iran durchzusetzen. Im selben Jahr die Nürnberger Gesetze verabschiedet. Hätten die Nazis spekulativerweise den Krieg gewonnen, aber die zionistische Bewegung trotzdem einen Staat gegründet, hätten die Pahlavis sich im Rahmen entsprechender Verbundenheit als Gegner Israels, der USA und Russland selbstverständlich angeboten. Da aber bereits 1941 die britisch-sowjetische Invasion des Iran erfolgte, entwickelten sich die Dinge dort anders.