Die Scharmützel an der israelischen Grenze sind für die Resistance Front eine Gelegenheit, um ihre Waffensysteme in der Praxis am Feind zu erproben. Gegen die sehr primitiv aussehenden syrische Burkan, wirkt die nach außen vermarktungstauglichere iranische Falaq als quasi Rocket-Assisted 240mm Artilleriegranate in der Wirkung eher armselig. Ein gewisser Game-Changer für libanesische Heckenschützen scheinen die Almas Lenkwaffen zu sein.
(02.06.2024, 14:23)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Rein machtpolitisch macht ein Krieg für die Hisbollah keinen Sinn. Was also ist ihr Motiv ?
Einige Mitglieder der Resistance Front haben erklärt, den Palästinensern militärisch beizustehen und erst dann das Feuer einzustellen, Israels Waffen schweigen. Dazu gehört unter anderem die Hisbollah, Houthi, sowie irakische Gruppierungen.
Israel hat in den letzten Jahren auch das Grenzgebiet mit allerlei fest installierten Aufklärungs- und elektronischen Kampfmitteln zugekleistert. Das war der Hisbollah sehr unpässlich. Es ist relativ offensichtlich dass insbesondere diese Einrichtungen zum Ziel genommen wurden bisher.
(02.06.2024, 14:23)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Rein machtpolitisch macht ein Krieg für die Hisbollah keinen Sinn. Was also ist ihr Motiv ?
Prestige. Nachdem was die Hamas abgezogen hat will man nicht mit leeren Händen dastehen.
Rein handwerklich bietet der jetzige Kleinkrieg die Möglichkeiten die eigenen Einschätzungen und Taktikten auf die Probe zu stellen und zu verbessern, während der Gegner eh schon übermäßig viel Kampferfahrung gesammelt hat und schon daher nicht im gleichen Maße wird profitieren können.
Zusätzlich wird in den letzten Monaten die Erkenntnis gereift sein, dass im Zweifelsfall eh nicht viel passieren und die Welt Israel schon zurückpfeifen wird bevor sie der Organisation nachhaltigen Schaden zufügen können. Da intensivieren sich jetzt die Angriffe schlicht weil es sich lohn und das gilt halt leider auch dann noch, wenn man die Eskalationsschraube ein ganzes Stück weiter dreht.
(02.06.2024, 15:43)Nightwatch schrieb: [ -> ]Prestige. Nachdem was die Hamas abgezogen hat will man nicht mit leeren Händen dastehen.
Rein handwerklich bietet der jetzige Kleinkrieg die Möglichkeiten die eigenen Einschätzungen und Taktikten auf die Probe zu stellen und zu verbessern, während der Gegner eh schon übermäßig viel Kampferfahrung gesammelt hat und schon daher nicht im gleichen Maße wird profitieren können.
Schon wegen Syrien, wo die Hisbollah eine sehr aktive Rolle spielte, sind die aus meiner Sicht durchaus als kampferfahren zu betrachten. Gelände und Gegner verhalten sich halt gänzlich anders. Jedoch kann ich nicht ganz nachvollziehen, wo die "übermäßig" viel praktische Kampferfahrung der Israelis herkommen, außer aus den Scharmützeln mit der Hisbollah selbst. Ist aber auch nicht entscheidend. Die Hisbollah geht damit ein hohes militärisches Risiko ein.
Zitat:
Zusätzlich wird in den letzten Monaten die Erkenntnis gereift sein, dass im Zweifelsfall eh nicht viel passieren und die Welt Israel schon zurückpfeifen wird bevor sie der Organisation nachhaltigen Schaden zufügen können. Da intensivieren sich jetzt die Angriffe schlicht weil es sich lohn und das gilt halt leider auch dann noch, wenn man die Eskalationsschraube ein ganzes Stück weiter dreht.
Ich glaube bei den Resistance Forces ist aus der Erfahrung von Irak, Syrien und Jemen die Erkenntnis gereift, dass jeder Einzelne zu schwach ist und es zudem auf der arabischen Straße akut opportun geworden ist, gegen Israel vorzugehen. Und nicht vergessen: Israel besetzt bzw. inzwischen annektiert libanesisches und syrisches Staatsgebiet, bombt auch in "Friedenszeiten" fröhlich Ziele im Libanon und Syrien in die Luft. Es gibt so viele Motive. Dieser Krieg ist am Ende nur einer von vielen bzw. eine Phase im Gesamtgemenge.
Kurzer Nachrichtenüberblick
Israel vergrößert anscheinend die gekaderte Reserve um 50.000 Mann auf nunmehr 350.000, die Armee ist ermächtigt bis 31. August nach Lage zu mobilisieren:
Government set to approve additional quota of 50,000 IDF reservists
https://www.jpost.com/breaking-news/article-805073
https://x.com/IsraelRadar_com/status/179...5998466413
In der Opposition außerhalb der Regierung ist man überzeugt, dass ein großer Krieg bevorsteht:
'Iran planning a Holocaust for us within two years,' Liberman says
https://www.jpost.com/israel-news/article-805068
Die Opposition innerhalb der Regierung kann sich immernoch nicht entscheiden ob sie die Regierung wiedern verlassen wollen:
'Netanyahu leaves us no choice': National Unity considering leaving government
https://www.jpost.com/israel-news/politi...cle-804334
Die Lage im Norden entwickelt sich zunehmend kritisch, nach ausufernden Bränden durch Raketenangriffe die letzten Tage wurde heute Einrichtungen in Hurfeish (das ist ein drusisches Dorf) mit Drohnen angegriffen, es hat mindestens 2 Tote und zahlreiche Verletzte gegeben:
https://x.com/chalavyishmael/status/1798377511744856104
Mittlerweile gibt es tagtäglich größere Angriffe, die IDF kontrolliert die Lage mit der aktuellen Force Posture nicht ansatzweise. Kann eigentlich nicht mehr lange so weitergehen sollte man meinen, aber das hätte ich auch schon vor Monaten gesagt.
Dazu ein Potpourri:
Gantz: If world doesn’t push Hezbollah from the northern border, we will
https://x.com/InstaNewsAlerts/status/174...5668381880
Übersetzung: Situation ist untragbar, aber er hat keine Handlungsanweisungen aus dem Weißen Haus bekommen
Netanyahu in North: We’re ready for intense action against Hezbollah
https://www.jpost.com/middle-east/article-805079
Übersetzung: Ich wollte ja eigentlich nicht und will zum jagen getragen werden
Halevi in the North: 'IDF ready to move onto attack'
https://www.jpost.com/breaking-news/article-804991
Übersetzung: Die Politische Führung möchte nicht entscheiden
Gaza War Unit Tracker meint, dass die IDF ab wenigstens Juli mit 3 Divisionen in den Libanon einmarschieren kann:
Zitat: [...] 146th Division:
- 205th Reserve Armored Brigade (has completed exercises preparing it for the invasion of Lebanon, this brigade was selected by Command to be specifically saved up for the invasion)
- Carmeli Reserve Brigade (is expected to prepare with exercises soon)
- 226th Reserve Brigade (has completed exercises preparing it for the invasion of Lebanon, this brigade was selected by Command to be specifically saved up for the invasion)
- 228th Reserve Brigade (has completed exercises preparing it for the invasion of Lebanon, this brigade was selected by Command to be specifically saved up for the invasion)
36th Armored Division:
- 188th Armored Brigade (has completed exercises preparing it for the invasion of Lebanon)
- Golani Brigade (has completed exercises preparing it for the invasion of Lebanon)
- Kiryati Reserve Armored Brigade
- Etzioni Reserve Brigade (has completed exercises preparing it for the invasion of Lebanon)
98th Division:
- 7th Armored Brigade
- 35th Brigade
- Commando Brigade
- 551st Reserve Brigade (has completed exercises preparing it for the invasion of Lebanon)
[...]
https://x.com/2023gazawar/status/1798321847915729391
Gute Übersicht über die Einsatztage Israelischer Brigade in Gaza, macht euch deutlich, dass man für den Libanon im Zweifelsfall noch mehr Kräfte mobilisieren könnte:
https://x.com/2023gazawar/status/1798350...23/photo/1
Im Philadelphia-Korridor hebt man derweil weitere Tunnel aus:
https://x.com/IsraelWarRoom/status/1798393822910558698
Und wie es aussieht hat die Hamas genausowenig Lust auf Bidens Waffenstillstandsvorschlag (was immer das für eine Aktion am Freitag gewesen ist) wie Netanayahu:
Hamas rejects latest ceasefire/hostage deal proposal
https://x.com/IsraelWarRoom/status/1798371608454725926
Der Krieg gegen die Hisbollah im Libanon ist unausweichlich denke ich. Keine Kontrolle über sein Staatsgebiet zu haben mit tausenden von vertriebene Zivilisten im Norden kann sich Israel nicht gefallen lassen. Genau sowenig wie die konstante Aufrüstung der iranischen Proxies durch den Iran.
Hochinteressantes Setting so insgesamt. Mit hoher Wahrscheinlich wird die Hisbollah darauf abzielen, Haifa aus dem Rennen zu nehmen. Nach dem Ausfall von Eilat verbliebe dann nur noch Ashdod als relevanter Seeweg bzw. Umschlagplatz für internationalen Handel. Israel wird einen kurzen Krieg mit hoher Intensität führen wollen und dabei relativ einfache, schnell erreichbare Kriegsziele anstreben. Die Hisbollah wird dagegen versuchen das Ganze über Monate hinzuziehen.
Das ist eine sehr positivistische These. Ich hatte in den ersten Monaten das Gaza-Krieges die These aufgestellt, dass die Hisbollah sich weitgehend zurückhaltend verhält. Einerseits deswegen, weil man die sunnitischen Hamas-Extremisten in Gaza aus der iranischen Perspektive nicht als wirkliche Verbündete sehen kann - das Gemetzel, das sunnitische Fanatiker in Syrien anrichteten, wirkt hier sicherlich nach, ebenso wie das sunnitisch-schiitische Schisma an sich -, andererseits, weil Teheran m. M. n. kein Interesse daran haben kann, die "Basis" Libanon und den dortigen Proxy Hisbollah dadurch zu gefährden, dass man die Hisbollah dahingehend instruiert, einen Angriff auf Israel zu führen, was verheerende Folgen für den Libanon und damit auch die Hisbollah hätte.
Sicher, die Tragödie in Gaza - dies beziehe ich nun auf das Schicksal der Zivilbevölkerung - erregt Aufmerksamkeit und auch wachsenden Unmut, aber insgesamt, so meine Denke, trauert man in Teheran der Hamas keine großartigen Tränen nach, wenn Zahal dieses Terrornest aushebt. Zu tief ist hier die innermuslimische Abneigung.
Diese Annahme hat mir gewisse Kritiken eingebracht, auch von Quintus und Nightwatch. Mittlerweile bin ich mir nicht mehr sicher, ob meine Vermutung richtig ist. Denn strategische und politische Fehleinschätzungen sind keine Prämissen der Russen oder des Westens oder der NATO, sondern genauso auch der Iraner. Und ich schätze, dass wir eine solche aktuell bald sehen könnten...
Zitat:Mit hoher Wahrscheinlich wird die Hisbollah darauf abzielen, Haifa aus dem Rennen zu nehmen.
Nein. Die Hisbollah arbeitet derzeit eher daran, den Libanon aus dem Rennen zu nehmen. Und damit ihre Machtbasis.
Schneemann
(07.06.2024, 19:00)Schneemann schrieb: [ -> ]Ich hatte in den ersten Monaten das Gaza-Krieges die These aufgestellt, dass die Hisbollah sich weitgehend zurückhaltend verhält. Einerseits deswegen, weil man die sunnitischen Hamas-Extremisten in Gaza aus der iranischen Perspektive nicht als wirkliche Verbündete sehen kann - das Gemetzel, das sunnitische Fanatiker in Syrien anrichteten, wirkt hier sicherlich nach, ebenso wie das sunnitisch-schiitische Schisma an sich -, andererseits, weil Teheran m. M. n. kein Interesse daran haben kann, die "Basis" Libanon und den dortigen Proxy Hisbollah dadurch zu gefährden, dass man die Hisbollah dahingehend instruiert, einen Angriff auf Israel zu führen, was verheerende Folgen für den Libanon und damit auch die Hisbollah hätte.
Da Deine These weiterhin auf sehr vereinfachenden Annahmen basiert, ist es nur folgerichtig, dass es sich im Effekt anders darstellt. Die Konflikte Israel vs. Palästina, Israel vs. Libanon, Israel vs. Syrien haben jeweils nur sehr unterschwellig überhaupt mit Religion zu tun. Zumindest auf der Seite der Nicht-Juden.
Zitat:Sicher, die Tragödie in Gaza - dies beziehe ich nun auf das Schicksal der Zivilbevölkerung - erregt Aufmerksamkeit und auch wachsenden Unmut, aber insgesamt, so meine Denke, trauert man in Teheran der Hamas keine großartigen Tränen nach, wenn Zahal dieses Terrornest aushebt. Zu tief ist hier die innermuslimische Abneigung.
Die Hamas hat mit dem Iran und der Hisbollah relativ wenig am Hut. Das ist insoweit richtig, wird aber oft falsch dargestellt. Die Gruppierung Hamas ist ein Geschöpf der in Westasien relativ mächtigen Muslimbruderschaft und nicht zuletzt von Israel selbst. Gemeinsame Feinde, gemeinsam zu bekämpfen ist aber auch nicht so fern als Strategie. Tatsächlich wird dieser Krieg aber nicht gemeinsam geführt, sondern nur zeitgleich. Darin liegt auch das eigentliche Problem für Israel.
Zitat:
Denn strategische und politische Fehleinschätzungen sind keine Prämissen der Russen oder des Westens oder der NATO, sondern genauso auch der Iraner. Und ich schätze, dass wir eine solche aktuell bald sehen könnten...
Die Theorien über die vermeintliche Befehlsgewalt Teherans über "seine Proxies" wird aber auch nicht richtiger, indem man sie wiederholt. Richtig ist aber, dass die Iraner bisher wenig Anzeichen gezeigt haben, dass frontale Kriegsführung zu den Mitteln der Wahl zählt. Der Iran ist weit davon entfernt, gegen einen Gegner wie Israel "All-In" zu gehen. Israels Feinde zu stärken, ist das strategische Mittel der Wahl. Die andere Seite macht das ja exakt ganz genauso.
Zitat:Nein. Die Hisbollah arbeitet derzeit eher daran, den Libanon aus dem Rennen zu nehmen. Und damit ihre Machtbasis.
Die angesprochene Macht-Basis der Hisbollah ist im Libanon innenpolitischer und militärischer Natur und da muss man auch unterscheiden. Die Besetzung durch bzw. der Konflikt mit Israel sowie israelischer Terror-Milizen im Libanon rechtfertigt ihre Bewaffnung unter Duldung und mit aktiver Kooperation der libanesischen Streitkräfte. Verfassungskonform. So ist sie damals entstanden und darüber legitimiert sie sich im Libanon weiterhin. Gerade da die Hisbollah in den libanesischen Staat politisch, sozial und militärstrategisch voll integriert ist, argumentiert Israel ja auch wiederholt, dass es den gesamten Libanon kollektiv zerstören würde. Kollektivstrafe wäre am Ende sogar eher hilfreich für die Hisbollah. Aber wenn Israel sich aus den besetzten, illegal annektierten Gebieten im Norden wieder zurückzieht (konkret die Shebaa Farmen und Golanhöhen), dann ginge der Hisbollah diese militärische Grundlage, nicht zuletzt auch im Rahmen der libanesischen Gesetzgebung, verloren.
Zitat:Die Hamas hat mit dem Iran und der Hisbollah relativ wenig am Hut. Das ist insoweit richtig, wird aber oft falsch dargestellt.
Was im Grunde und zudem ein Faktor sein könnte, dass man die Hamas an der langen Hand verhungern lassen will. Bzw. dass sie keine größere Eskalation wert ist, zumal man die IDF mit dem Überfall am 7. Oktober und seitdem ja zumindest in erheblichem Maße beschäftigt - was sicherlich im Interesse der Iraner ist (unabhängig davon, wie tief die Verstrickungen zwischen Iran und Hamas nun waren oder nicht waren).
Zitat:Die Gruppierung Hamas ist ein Vehikel der in Westasien relativ mächtigen Muslimbruderschaft und nicht zuletzt von Israel selbst.
Der erste Teil des Satzes stimmt sicherlich, der zweite Teil - d. h. wonach die Hamas bzw. die Muslimbrüder auch ein Vehikel der Israelis seien - ist aber in der Pauschalität nicht haltbar. (Die Details über die Entstehung der Hamas und die kolportierten Verstrickungen israelischer Geheimdienste in diese Entstehung haben wir hier im Forum auch schon mal diskutiert, ich müsste den Strang aber nun suchen.)
Zitat:Die Theorien über die vermeintliche Befehlsgewalt Teherans über "seine Proxies" wird aber auch nicht richtiger, indem man sie wiederholt.
Du möchtest doch nicht ernsthaft abstreiten, dass z. B. die Hisbollah ein verlängerter Arm Teherans ist und auch Weisungen von dort erhält?
Zitat:Die angesprochene Macht-Basis der Hisbollah ist im Libanon innenpolitischer und militärischer Natur und da muss man auch unterscheiden.
Nein, sie ist einerseits militärisch ein Faktor als "Staat im Staate" und nimmt diese Sonderrechte recht selbstgefällig auch wahr. Und zudem ist sie eben auch eine politische Partei. Das heißt aber nicht, dass militärischer und politischer Bereich nun säuberlich trennbar wären. Darum geht es mir aber nun nicht primär.
Vielmehr ist der Libanon eine gewichtige Basis für die Hisbollah und damit auch von Teheran. Und das Land selbst ist äußert labil, sowohl innenpolitisch als auch wirtschaftlich (zudem sind zahlreiche Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien noch im Land), und an dieser Labilität hat die Hisbollah (und hat auch die frühere Amal) durchaus ein gerüttelt Maß Anteil durch ihre Vetternwirtschaft, ihre Korruption und ihre politischen Sonderlocken. Wenn es nun zu einem größeren Krieg mit Israel käme, würde das Land diesen sehr wahrscheinlich nicht überstehen, sondern es würde in neuen Wirren, vielleicht sogar in einem neuen Bürgerkrieg entlang der konfessionellen Grenzen versinken. Und das wiederum würde die recht gute innenpolitische Position bzw. die weitgehend gefestigte Machtbasis der Hisbollah mittelfristig gesehen extrem gefährden. Ein Umstand, den weder die Hisbollah noch in Iran irgendwer brauchen könnte. Insofern sehe ich keinen Sinn darin und verstehe es auch nicht, wenn die Hisbollah nun in Nordisrael herumzündelt bzw. deswegen nenne ich diese aktuellen Aktionen einen strategischen Fehler (aus der iranischen Perspektive gesehen, ohne nun Sympathien damit ausdrücken zu wollen).
Schneemann
Zitat: IDF rescues hostages Noa Argamani, Andrey Kozlov, Shlomi Ziv, and Almog Meir in daring Gaza op
The IDF released the following statement on Saturday:
"It has been cleared for publication that in a complex operation by the IDF, Shin Bet, and the Yamam unit of the Israel police four Israeli hostages were rescued this morning (Saturday). The hostages, Noa Argamani (25), Almog Meir (21), Andrey Kozlov (27), and Shlomi Ziv (40), were kidnapped by Hamas to the Gaza Strip from the 'Nova' party on October 7th.
The hostages were rescued by Shin Bet and Yamam fighters from two different locations in an operation in the heart of Nuseirat.
Their medical condition is stable, and they have been transferred for further medical examinations at the 'Sheba' Medical Center in Tel HaShomer.
Security forces will continue to make every effort to bring back the hostages."
https://www.jpost.com/breaking-news/article-805424
Ein Video der Entführung von Noa Argamani ging seinerzeit durch die Presse:
https://x.com/yaelbt/status/1711779352088564153
https://x.com/Oct7atrocities/status/1799410676903154044
(08.06.2024, 14:10)Schneemann schrieb: [ -> ]Was im Grunde und zudem ein Faktor sein könnte, dass man die Hamas an der langen Hand verhungern lassen will. Bzw. dass sie keine größere Eskalation wert ist, zumal man die IDF mit dem Überfall am 7. Oktober und seitdem ja zumindest in erheblichem Maße beschäftigt - was sicherlich im Interesse der Iraner ist (unabhängig davon, wie tief die Verstrickungen zwischen Iran und Hamas nun waren oder nicht waren).
Hä? Die Juden wollen zwar zweifelsohne die Palästinenser als Volk verhungern lassen bzw. auslöschen. Aber niemand will die Hamas verhungern lassen. Die Hamas ist doch für
alle Seiten hoch nützlich.
Zitat:d. h. wonach die Hamas bzw. die Muslimbrüder auch ein Vehikel der Israelis seien - ist aber in der Pauschalität nicht haltbar.
Das sieht Du falsch. Nur als Beispiel:
Zitat:‘Buying Quiet’: Inside the Israeli Plan That Propped Up Hamas
Prime Minister Benjamin Netanyahu gambled that a strong Hamas (but not too strong) would keep the peace and reduce pressure for a Palestinian state.
By Mark Mazzetti and Ronen Bergman
Reporting from Tel Aviv and Jerusalem
Dec. 10, 2023
Just weeks before Hamas launched the deadly Oct. 7 attacks on Israel, the head of Mossad arrived in Doha, Qatar, for a meeting with Qatari officials.
For years, the Qatari government had been sending millions of dollars a month into the Gaza Strip — money that helped prop up the Hamas government there. Prime Minister Benjamin Netanyahu of Israel not only tolerated those payments, he had encouraged them.
During his meetings in September with the Qatari officials, according to several people familiar with the secret discussions, the Mossad chief, David Barnea, was asked a question that had not been on the agenda: Did Israel want the payments to continue?
Mr. Netanyahu’s government had recently decided to continue the policy, so Mr. Barnea said yes. The Israeli government still welcomed the money from Doha.
In interviews with more than two dozen current and former Israeli, American and Qatari officials, and officials from other Middle Eastern governments, The New York Times unearthed new details about the origins of the policy, the controversies that erupted inside the Israeli government and the lengths that Mr. Netanyahu went to in order to shield the Qataris from criticism and keep the money flowing.
https://www.nytimes.com/2023/12/10/world...hamas.html
...
!
Zitat:Du möchtest doch nicht ernsthaft abstreiten, dass z. B. die Hisbollah ein verlängerter Arm Teherans ist und auch Weisungen von dort erhält?
Aha und welche "Weisungen" sind das?
Zitat:Wenn es nun zu einem größeren Krieg mit Israel käme, würde das Land diesen sehr wahrscheinlich nicht überstehen, sondern es würde in neuen Wirren, vielleicht sogar in einem neuen Bürgerkrieg entlang der konfessionellen Grenzen versinken. Und das wiederum würde die recht gute innenpolitische Position bzw. die weitgehend gefestigte Machtbasis der Hisbollah mittelfristig gesehen extrem gefährden. Ein Umstand, den weder die Hisbollah noch in Iran irgendwer brauchen könnte. Insofern sehe ich keinen Sinn darin und verstehe es auch nicht, wenn die Hisbollah nun in Nordisrael herumzündelt bzw. deswegen nenne ich diese aktuellen Aktionen einen strategischen Fehler (aus der iranischen Perspektive gesehen, ohne nun Sympathien damit ausdrücken zu wollen).
Die Israelische Armee ist eine Air Force und heißspornige, unterfahrene Reservisten Armee mit ein paar wenigen Profis in Bezug auf Kriegsführung dazwischen. Nur ein Bruchteil der Kräfte hatte jemals Kontakt mit Gegnern die mit mehr als mit einem Stein bewaffnet waren. Dank potenter Panzerabwehrmittel aus dem Iran bieten die gepanzerten Fahrzeuge der Israelis kaum noch effektiven Schutz. Das wird hohe Verluste geben auf Seiten der israelischen Truppen. Viele davon sind gerade mal 18, 19, 20 Jahre alt. Mit 21 jährigen Offizieren und so einem Quatsch.
Und bereits jetzt ist die israelische Wirtschaft seit dem 7.10.2023 um 20%(!) geschrumpft. Also aus einem militärischen Nichts heraus, insbesondere verglichen mit dem, was noch kommt oder kommen kann. Sanktionseffekte, die ganz unabhängig von einem von Dir angedeutet schmutzigen Krieg gegen den Libanon noch eintreten werden, sind dabei gar nicht berücksichtigt. Ebenso wenig materielle Schäden durch das Raketenarsenal der Hisbollah, wenn dieses in einem von Dir skizzierten Szenario entfesselt wird. Und können wir ausschließen, dass das die einzige Front bleibt?
Die israelische Wirtschaft ist nicht "seit dem 7.10.2023 um 20%(!) geschrumpft". Der Einbruch in Q4 2024 ist bereits wieder ausgeglichen, man wird 2024 insgesamt moderart wachsen und 2025 wieder die gewohnt höhere Wachstumsraten als im Rest der westlichen Welt verzeichnen. Ohne Krieg gegen die Hezbollah natürlich.
Schäden durch Raketenterror würden dabei noch zum Wachstum der Bauindustrie und damit einer Steigerung des GDP führen, so grotesk das auch ist.
Die Panzerfahrzeuge der IDF sind in weiten Teilen mit APS ausgestattet. Der Erfolg der Hezbollah wird wahrscheinlich geringer ausfallen als 2006. Wobei der Erfolg 2006 auch stark überzeichnet wurde, die israleischen Panzerverluste waren damals sehr moderat.
Ja und mittlerweile sind wir eben im Q2 2024:
https://www.oecd-ilibrary.org/sites/69a0...tType=book
Die Erhohlung zieht sich freilich hin da der Krieg weitergeht, wenn die Geschichte in 2025 oder 2026 dann mal final durch ist wird es noch einen erheblicheren Rebound-Effekt geben, da würde ich dann mit Wachstumsraten von über 5% bis zum Ende des Jahrzehnts rechnen.