Forum-Sicherheitspolitik

Normale Version: Sechster Nahostkrieg
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
KheibarShekan:

Zitat:Das betreffende Gebiet ist flächenmäßig wirklich nicht sehr groß und der Feind deutlich unterhalb des militärischen Levels ausgestattet.

Den Satz hatte ich noch nicht kommentiert, obwohl ich es eigentlich gleich vorgehabt hatte:

1. Zur Größe der Fläche: das darf man nicht auf die bloße Bodenfläche beschränkt betrachten, sondern man muss hier die Gesamtfläche einschließlich aller Wohnflächen, Tunnel usw. in einer dreidimensionalen Betrachtung hernehmen. Das heißt, die Fläche ist immens viel größer als die bloße Landfläche des Gazastreifens.

Dazu kommt noch, dass das Gelände damit für den Gegner immense Deckungsmöglichkeiten bietet, sowohl was die Tarnung angeht, als auch was harte Deckung angeht. Entsprechend ist hier die Kampfwertsteigerung durch das Terrain immens, dazu kommt noch die hindernde Zivilbevölkerung welche den eigenen Waffeneinsatz einschränkt und ja, auch die israelische Armee ist davon erheblich eingeschränkt worden.

2. Zur Frage des militärisches Niveaus beider Seiten: für das spezifische Terrain des Gazastreifens ist die Hamas ausreichend ausgerüstet und ist ihre Ausrüstung dem Gelände angepasst / spezialisiert und damit dort besonders wirksam. Die Hamas ist also in jedem Fall ein Gegner oberhalb des militärischen Horizontes. Zu behaupten, sie sei unterhalb des militärischen Levels bewaffnet verzerrt völlig das Bild dieser Truppe, die schlussendlich das Äquivalent von zwei bis drei leichten Infanterie-Divisionen auf die Beine stellen konnte.

Die Anzahl der Kämpfer des militärischen Flügels zuzüglich der Al-Quds-Brigaden betrug schätzungsweise 30.000 bis 40.000 Mann. Noch darüber hinaus hat(te) der Feind eine Struktur mit Spezialisierung in Kommando-Einheiten, leichte Infanterie, Marine-Kommandos, Raketentruppe, Drohnentruppe usw. Hier von einem Gegner unterhalb des militärischen Levels zu sprechen ist schlicht und einfach falsch. Allein schon die Spezialisierung, die Innere Struktur, die Quantität der Kämpfer insgesamt und ihre technischen Möglichkeiten zeigen klar auf, dass man es mit einer richtigen Streitkraft eines de facto Staates zu tun hat.

Entsprechend war ich sehr erstaunt, wie extrem niedrig die israelischen Verluste waren und sind und wie wenig Widerstand geleistet wurde. Angesichts der Möglichkeiten hier in der Defensive zu wirken, kann dies nur dadurch erklärt werden, dass die Hamas gar kein Interesse an einem Endkampf bis zum letzten Kämpfer hat, sondern dass ein Gros der Truppen untergetaucht ist und man möglichst viele Kämpfer in der Zivilbevölkerung versteckt durch den Krieg bringen will.

Die Israelis behaupten nun, inzwischen insgesamt mehr als 10.000 (12.000) Hamas-Angehörige getötet zu haben. Aber wenn man sich mal vor Augen führt, dass die Hamas insgesamt bis zu 80.000 Anhänger hatte, zeigt diese Zahl meiner Meinung nach klar auf, dass dies die Strategie der Hamas sein muss, sich möglichst weitgehend dem israelischen Zugriff zu entziehen.

Entsprechend dient jeder reale Widerstand und jede gezeigte militärische Aktion diesem Ziel, dass Untertauchen zu ermöglichen, den Krieg in die Länge zu ziehen und dabei trotzdem so wenig wie möglich an Kämpfern zu verlieren. Das ist durchaus eine valide Strategie und passt ja auch zu dem was du hier als Strategie in Bezug auf den Iran und andere Gruppen beschrieben hast.
@Qunitus Fabius
Zitat:Ganz einfach, weil man so weder das Kriegsziel die Hamas möglichst weitgehend zu zerschlagen erreicht, noch überhaupt irgendein politisch sinnvolles langfristiges Ziel umsetzen kann. Zumindest vorübergehend hätte man sehr wohl noch weiter die Kontrolle ausüben müssen, statt sie einfach so abrupt aufzugeben.

Die Hamas hätte man auch nicht zerschlagen wenn man noch vier Wochen länger in Khan Yunis herumgestanden wäre. Und auch nicht 40 Wochen.
Die Realität ist, dass das Vorgehen der israelischen Armee zu keinem Zeitpunkt des Krieges dem Versuch nahekam, der Hamas die Kontrolle des Gazastreifens nachhaltig zu entreißen. Das ist keine neue Erkenntnis, ich habe das bereits am 13. Januar hier geschrieben, Beitrag Nr. 489. Und ausführlicher in Beitrag 552 bzw 577. Unabhängig von dem was man politisch erklärt bzw. was die Medien so hören wollen und schreiben – für einen Regimechange in Gaza wäre eine langfristige und massive Truppenpräsenz notwendig. Selbst wenn man da irgendwelchen lokalen Kräfte findet oder irgendeine arabische Koalition mit reinbekommt steht man auf Jahre hinaus grob veranschlagt mit wahrscheinlich drei Divisionen im Streifen. Ganz offensichtlich hat Israel an einer solchen Aktion nicht das geringste Interesse. Die Politik nicht, die IDF nicht und die Gesellschaft auch nicht. Der Einsatz beschränkt sich insofern schlicht darauf eine Strafexpedition durchzuführen, dabei möglichst viel militärisches Potential zu zerstören und durch den so erzeugten Druck die Geiseln zurückzubekommen.
Dem entsprechend - wenn man damit in Khan Yunis fertig ist, gibt es so auch keinen gesteigerten Grund dort länger zu bleiben und Zielscheibe zu spielen. Und wenn sich wieder relevante Ziele ergeben wird man dann auch wieder reingehen. Siehe Shifa.

Zitat:Die IDF selbst führte das als Faktor an. Ich habe nur geschrieben, dass sie es selbst als Begründung anführt.
Die IDF führt lediglich an, dass die 98. Divsion nach 4 Monaten Einsatz Auffrischung benötigt. Das hätte nicht ausgeschlossen, dass eine andere Einheit sie ablöst. Insofern ist Erschöpfung kein Faktor für den totalen Abzug aus Khan Yunis.

Der Abzug erfolgte wie auch der Abzug im Norden nach dem Erreichen der militärischen Ziele entsprechend der politischen Vorgabe. Und ich denke nicht, dass die politische Vorgabe so furchtbar schlecht ist. bzw. das es gangbare Alternativen gibt die besser sind.

(10.04.2024, 11:15)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Hinnerk2005:

Muslime machen nur so ca 1 bis 2 % der Gesamtbevölkerung in den USA aus und davon haben weniger als 1% das Wahlrecht.

Eher geht es also nur um das buhlen um Linke Stimmen im allgemeinen, also um die Wähler die links-neosozialistisch denken und nicht um die Muslime selbst, weil diese irrelevant sind.
Jein. In Michigan leben über 200k Muslime. Das ist Prozentual wie absolut die größte muslimische Bevölkerung in US Bundesstaaten. Und ist der Staat auch das Zentrum der antiisraelischen Proteste.

2020 hat Biden den Staat mit 150k Stimmen gegen Trump gewonnen. Nach Umfragen liegt er in Michigan querschnittlich 3 Prozentpunkte hinter Trump, 2020 lag er im April deutlich über 4 Prozentpunkte vorne, tatsächliches Wahlergebnis dann auch nur +2,78 Prozentpunkte.
Wenn Biden Michigan verliert und Trump Georgia (R+4) und Arizona (R+4) oder Nevada (R+3) gewinnt reicht es schon für Trump.
Werter Nightwatch:

Zitat:Die Realität ist, dass das Vorgehen der israelischen Armee zu keinem Zeitpunkt des Krieges dem Versuch nahekam, der Hamas die Kontrolle des Gazastreifens nachhaltig zu entreißen.

Es gibt aber einen Unterschied zwischen dem was ich schrieb und meinte: nämlich die Hamas Zitat: möglichst weitgehend zu zerschlagen - und der Kontrolle über ein Gebiet. Im erstgenannten Fall ist der Gegner selbst das Ziel, es geht also um die praktisch machbare Vernichtung seiner Kriegsfähigkeit. Im anderen Fall geht es um die Kontrolle über das Gebiet, also die Frage wer die Fläche kontrolliert.

Und die Anzahl der bisher getöteten Kämpfer des Feines ist zu gering, diese noch nicht ausreichend aus der Zivilbevölkerung herausgefiltert. Die Zielsetzung einer wie ich schrieb: vorübergehenden Kontrolle wäre ja nicht gewesen, dass Gebiet nachhaltig zu beherrschen, sondern mehr Feinde auszuschalten.

So hat man aktuell nur so ca. jeden 8 Hamas-Angehörigen erledigt.
Hat man das denn?

Hamas-Angehöriger ist auch der Beamte im Ordnungsamt von Jabalia oder so. Wenn es aber nicht Sinn der Übung ist die Zivilstrukturen der Hamas zu zerschlagen und ihre Herrschaft durch irgendwelche andere Akteure zu ersetzen ist es auch nicht zielführend, die Hamas als Ganzes ins Fadenkreuz zu nehmen. Ja man müsste gar diskutieren, inwieweit man die Zivilstrukturen der Hamas nicht übernehmen um umetikieren sollte. Vergleiche mit dem Irak und Nachkriegsdeutschland drängen sich hier auf.

Springender Punkt aber, es geht um das militärische Potential der Hamas. Wie viele Mitglieder hatte denn der militärische Arm der Gruppe? Und wie viele davon waren echter Kern bzw. irgendwie relevant und nicht nur irgendwelche Wochenendpseudoreservisten?
Die Quassam-Brigaden hatte wie allgemein in den Raum gestellt eine Vorkiegsstärke von 30 bis 40.000, Qualität erheblich schwankend. Die IDF sagt man hätte 12k+ KIA, ähnliche Größenordnung WIA, mehrere tausend POW... sind natürlich auch nicht alles Kämpfer aber ich meine das geht schon in eine andere Richtung als ~ 12%. Was man wiederum laut eigenen Aussage dabei auch vor allem geschafft hat, ist die Führungsstrukturen zu zerschlagen - zwischen Brigade- und Battailonskommandeuren wir auch Kompaniechefs ist nicht mehr viel übrig. Das ersetzen die auch nicht sofort und gleichwertig.

Oder entscheidender: was steht der Truppe denn nach 6 Monaten Krieg noch an Materiel zu Verfügung? Es gibt Schätzungen wonach bis zu 80% der Ausrüstung verbraucht, zerstört oder verloren ist. Wenn wir jetzt noch annehmen, dass man doch noch im Zentrum und in Rafah aufräumen wird würde die Hamas nach einem Waffenstillstand ziemlich nackt dastehen. Damit wären sie dann für sehr, sehr lange Zeit aus dem Spiel, zumal sie es womöglich mit dem Nachrüsten nicht mehr ganz so einfach haben werden wie bislang.
Hinnerk2005:

Unsere beiden Beiträge über die Wähler in den USA habe ich in den Strang über die USA verschoben:

https://www.forum-sicherheitspolitik.org...7&page=185

Werter Nightwatch:

Zitat:Hat man das denn?......Die Quassam-Brigaden hatte wie allgemein in den Raum gestellt eine Vorkiegsstärke von 30 bis 40.000, Qualität erheblich schwankend. Die IDF sagt man hätte 12k+ KIA, ähnliche Größenordnung WIA, mehrere tausend POW... sind natürlich auch nicht alles Kämpfer aber ich meine das geht schon in eine andere Richtung als ~ 12%.

Ja hat man, weil ich nicht über Kämpfer des militärischen Arms schrieb, sondern über Hamas Angehörige im allgemeinen. Und die Hamas hat etwas zwischen 80.000 und 90.000 Angehörige (geschätzt).

Wenn die Strategie so ist wie du sie beschreibst, dann ist die Tötung von nur um die 12.000 davon unzureichend, denn die von dir beschriebene Strategie funktioniert nur - und macht nur dann Sinn, wenn der Feind insgesamt deutlich mehr abgenutzt wird. Und der Feind ist eben nicht nur der militärische Flügel, sondern die Organisation insgesamt.

Das ist eines der wesentlichsten Prinzipien in Bezug auf assymetrische Kriege, insbesondere in Bezug auf solche wie jetzt gegen die Hamas: der militärische Arm ist weniger relevant als die Gesamtorganisation, von der immer nur ein Anteil Kämpfer sind. Dieser Anteil aber kann nach belieben ausfallen, solange die Gesamtorganisation weitgehend unbeschädigt bleibt.

Es wäre daher sinnvoll und notwendig, mindestens um die 50.000 bis 70.000 Hamas-Angehörige zu töten oder gefangen zu nehmen. Dann könnte man von einem tatsächlich substanziellen Erfolg sprechen.

Zitat:Hamas-Angehöriger ist auch der Beamte im Ordnungsamt von Jabalia oder so. Wenn es aber nicht Sinn der Übung ist die Zivilstrukturen der Hamas zu zerschlagen und ihre Herrschaft durch irgendwelche andere Akteure zu ersetzen ist es auch nicht zielführend, die Hamas als Ganzes ins Fadenkreuz zu nehmen. Ja man müsste gar diskutieren, inwieweit man die Zivilstrukturen der Hamas nicht übernehmen um umetikieren sollte. Vergleiche mit dem Irak und Nachkriegsdeutschland drängen sich hier auf.

Mal abgesehen davon, dass Nachkriegsdeutschland weitgehend besetzt wurde und auch der Irak eine jahrelange Besatzung hatte, formulierst du hier meiner Meinung nach einen Widerspruch:

Gerade wenn es nicht Sinn der Übung ist, Gaza zu besetzen - wie du es explizit an anderer Stelle geschrieben hast - gerade eben dann macht es keinen Sinn den Beamten im Ordnungsamt als Hamas-Angehörigen leben zu lassen. Nur wenn man eine Besatzung vorhat, nur dann macht es etwaig Sinn die Zivilstrukturen der Hamas nicht zu zerschlagen sondern sie zumindest in Anteilen weiter zu verwenden.

Wenn aber die Kriegsziele so sind, wie du es in etlichen Beiträgen skizziert hast, dass es um Vergeltung geht, die Hamas zu zerschlagen und dann abzuziehen, dann ist die Gesamtorganisation das primäre Kriegsziel, und das heißt insbesondere die Organisation abseits des militärischen Flügels.

Man kann keinen assymetrischen Gegner schlagen, wenn man nicht seine klandestine zivile Organisation vernichtet, völlig gleich wie erfolgreich man gegen seinen militärischen Flügel ist.

Zitat: Was man wiederum laut eigenen Aussage dabei auch vor allem geschafft hat, ist die Führungsstrukturen zu zerschlagen - zwischen Brigade- und Battailonskommandeuren wir auch Kompaniechefs ist nicht mehr viel übrig. Das ersetzen die auch nicht sofort und gleichwertig.

Natürlich nicht, aber darauf kommt es überhaupt nicht an. Ein ausreichender Ersatz wird sich in wenigen Jahren generieren lassen. Es nützt nichts nur bzw. primär den militärischen Arm abzunutzen, wenn man keine Besatzung vorhat - und selbst dann ist es meist besser (also ist es querschnittlich immer besser) die Organisation des Feindes an sich zu zerschlagen.

Nun hast du hier den Vergleich zum NS Staat und dem Irak gezogen. Der NS Staat war am Ende des Krieges völlig anders als jetzt die Hamas ist, von der Struktur bis hin zu den vielen anderen Organisationsebenen welche da noch parallel außerhalb der NS existierten. Und man besetzte Deutschland und verwendete dann teile der vorherigen Staatsstruktur. Im Irak hingegen ließ man die Organisation des vormaligen Feindes intakt, aber man entmachtete sie vollständig und verwendete sie nicht (konträr zu Deutschland im 2WK) und produzierte gerade eben dadurch erhebliche Probleme.

Hier aber hat Israel noch nicht mal ansatzweise vor irgendetwas auch nur kurzfristig zu besetzen. Was soll also dieser Vergleich zu zwei völlig verschiedenen Vorgehen bei einer Besatzung bringen ?

Zitat:was steht der Truppe denn nach 6 Monaten Krieg noch an Materiel zu Verfügung? Es gibt Schätzungen wonach bis zu 80% der Ausrüstung verbraucht, zerstört oder verloren ist. Wenn wir jetzt noch annehmen, dass man doch noch im Zentrum und in Rafah aufräumen wird würde die Hamas nach einem Waffenstillstand ziemlich nackt dastehen. Damit wären sie dann für sehr, sehr lange Zeit aus dem Spiel, zumal sie es womöglich mit dem Nachrüsten nicht mehr ganz so einfach haben werden wie bislang.

Es spielt für die Hamas keine Rolle ob sie dann in ein paar Jahren mit 10% der Ausrüstung vor dem Krieg darsteht oder mit mehr (oder weniger). Das ist für sie irrelevant, weil selbst ein vielfaches dieser Ausrüstung gegen Israel rein gar nichts bringen würde was die rein militärische Seite angeht. Die militärische Seite dient hier aber lediglich ganz anderen Zwecken, der politischen Manipulation und dem Einfluss auf das Geschehen. Und das kann man auch mit viel weniger Waffen bewerkstelligen. Dafür reicht es aktuell sogar schon, wenn die Hamas einfach nur überlebt und nach dem Abzug der Israelis aus Gaza dort einfach direkt wieder die Kontrolle inne hat. Dafür braucht sie keine Waffenimporte, die haben sicher auch Depots in denen sie noch Material eingelagert haben um die Kontrolle über die Bevölkerung dort sofort wieder aufrichten zu können.

Das Kriegsmaterial der Hamas dient keinem militärischen, sondern einem politischen Zweck. Es muss daher keine militärischen Anforderungen in deinem Sinne erfüllen.

Und relevanter als der Kampf gegen Israel ist die Kontrolle über Gaza und das geht nur, indem die Hamas die Einhemische Bevölkerung dort mit Gewalt / Waffen unterdrückt und dafür werden genug Waffen vorhanden sein.

Zitat:Der Abzug erfolgte wie auch der Abzug im Norden nach dem Erreichen der militärischen Ziele entsprechend der politischen Vorgabe. Und ich denke nicht, dass die politische Vorgabe so furchtbar schlecht ist. bzw. das es gangbare Alternativen gibt die besser sind.

Ich denke dass die politische Vorgabe schlecht ist. Und zwar aus einem höchst einfachen Grund: im Norden war noch Zivilbevölkerung. Unter dieser verbergen sich Hamas-Angehörige / Hamas-Kämpfer. Indem man diese sich selbst überlässt und einfach geht, verfehlt man die Chance die Hamas eben nicht nur militärisch zu schwächen, sondern auch ihre Zivile / Nicht-Militärische Organisation durch die Tötung / Ausschaltung ihrer Angehörigen weitgehend zu vernichten. Und das wäre möglich und es würde immens viel mehr bringen, als nur den militärischen Flügel niederzukämpfen.

Zitat:ist es ......nicht zielführend, die Hamas als Ganzes ins Fadenkreuz zu nehmen

Meine These ist, dass exakt das vor allem anderen zielführend wäre, und zwar insbesondere wenn man keine Besatzung des Gazastreifens anstrebt.
Allgemein:

Ein paar meiner Meinung nach interessante Einblicke:

https://www.haaretz.com/israel-news/2024...fad6fe0000

Zitat:In Gaza, they're known as the "new Jews." They're the rich merchants of the Gaza Strip who were the first to flee for their lives after October 7, managed to save themselves and their families, and are continuing to run their businesses safely by remote. While enjoying the good life in Cairo's luxury hotels, they're selling the Strip to the highest bidders. When a kilogram of sugar costs 70 shekels (almost $19) and a liter of gas 150 shekels, it's only natural for the 1.5 million internal refugees in Gaza to add the profiteers to their list of enemies, after Israel and Hamas.

Und es gibt viele Stimmen in Europa, den USA und teilweise auch in Israel, die exakt diesen Parasiten die Macht in Gaza übertragen wollen und damit wird die Hamas alsbald dann noch stärker dort verwurzelt sein als vorher und noch schneller die Macht zurück erlangen.

Zitat:Tens of thousands of Gazans have fled to Egypt since the war broke out, many of them members of the elite who are able to pay the enormous costs. I met old friends in Cairo who were still astonished at the messianic insanity that seized Hamas' leadership.

Das habe ich schon jetzt mehrfach gehört, dass man allen ernstes glaubte, der Angriff würde Israel zum kollabieren bringen. Sollte dem so sein, ist die Führung der Hamas fernab jeder Realität und es ist umso wichtiger sie auszuschalten.


Desweiteren:

https://www.haaretz.com/israel-news/2024...e59fb70000

Zitat:Israeli source: Concern Hamas will derail hostage deal due to assassination in which three of Haniyeh's children and at least two grandchildren were killed ■ Hamas leader Haniyeh: The killing of my sons will not affect Hamas cease-fire demands ■ War cabinet member Gantz aligns with Netanyahu, pledges Rafah operation and return to Khan Yunis

https://www.jpost.com/breaking-news/article-796357

Zitat:Gantz: 'We will enter Rafah and go back to Khan Yunis'

National Unity chairman Benny Gantz said during a press conference in Sderot on Wednesday that Hamas was militarily defeated following the IDF's operation in Gaza.

"Victory will come step by step. We are on our way to it, and we will not stop. We will enter Rafah. We will return to Khan Yunis. And we will operate in Gaza.

Zur Tötung von Teilen der Familie des Hamas Führers:

https://www.jpost.com/breaking-news/article-796372

Zitat:An airstrike in October reportedly killed 14 other members of Haniyeh’s family, including his brother and nephew. His granddaughter Roaa Haniyeh was also reportedly killed by the IDF, as was his oldest grandson, Jamal. In February, Palestinian sources said Haniyeh’s son, Hazem, had also been killed.

Al Mayadeen, a Beirut-based news channel aligned with Iran, quoted Palestinian sources as saying the strike had also killed several of Haniyeh’s grandchildren who were in a vehicle in Gaza City’s Al-Shati refugee camp.

Haniyeh later confirmed that three of his sons and three of his grandchildren had been killed in the airstrike.
@Quintus Fabius

Israel geht es wie skizziert darum das militärische Potential der Hamas zu zerschlagen, nicht die zivilen Strukturen. Gallant hat das die Tage erst wieder skizziert. Man will erreichen, dass die Hamas nicht mehr zur Kriegsführung auf relevanter ebene fähig ist und die verlorenen Kapazitäten auf viele Jahre hinaus nicht wieder herstellen kann. Das ist freilich keine Lösung für alle Ewigkeit aber ob der innen- und außenpolitischen Umstände halt das was man erreichen kann.

Mischorganisationen wie die Hamas können ohne langfristige Besatzung und dem Aufbau von alternativen Strukturen nicht zerschlagen werden. Die Idee, sich mit 50 bis 70.000 Hamas Angehörigen und damit mehreren zehntausend Ziviler Akteure nur ausreichend befassen zu müssen geht ins Leere. Mal abgesehen davon, dass es mir sehr schleierhaft ist, wie man soetwas angesichts der Haltung der Internationalen Gemeinschaft kinetisch und kurzfristig ohne ausgedehnte Besatzung hinbekommen soll – die Hamas hört auch dann nicht auf zu existieren wenn man ihnen die Zivilangestellten der Stadtverwaltung wegbombt. Das entstandene Vakuum wird sich zwingend wieder füllen – mit wahrscheinlich weiterhin einer tragenden Rolle des einzigen Akteurs der dort bislang die Hosen anhat. Und das ist zwingend die Hamas.

Vielleicht bekommen wir am Ende des Tages dann eine Situation in der andere Gruppierungen wie der Islamische Jihad (dank iranischer Unterstützung) mächtiger werden oder die Hamas muss sich lokal mehr mit irgendwelchen Mafiagestalten arrangieren. Das löst aber nach außen keine Probleme. Im Gegenteil, der Konflikt wird noch unberechenbarer. Israel hat da lieber einen dominanten Player, als x Terrorgruppen, die unkontrolliert ihre eigene Suppe kochen.

Eine Zerschlagung bzw. Übernahme der Zivilstrukturen der Hamas bzw. der Hamas nahen Zivilstrukturen ist nur dann sinnvoll, wenn man plant hier eine Alternativstruktur zu oktroyieren. Israel wird das nicht tun. Die Gesellschaft will keine dauerhafte Besatzung des Gazastreifens und die internationale Gemeinschaft will es auch nicht. Akteure aus arabischen Drittländern wären eine naheliegende Lösung, aber daran besteht auch keine Interesse.

Insofern bleibt es bei den Realitäten und die sehen so aus, dass Israel das militärische Potential der Hamas soweit reduziert und den Gazastreifen soweit auseinandernimmt, dass man nach außen hin nicht mehr zu Aggression fähig und stattdessen weitgehend mit sich selbst beschäftigt ist. Eine endgültige Lösung ist es nicht aber was noch ist kann ja unter günstigeren politischen Bedingungen noch werden.
Wie hat ein israelischer Soldat es mir gegenüber mal vor vielen Jahren ausgedrückt: Das ist wie Rasenmähen.

Was für eine visionslose, fatalistische und meiner rein persönlichen Meinung nach zukunftslose Einstellung.
Eine realistische Einstellung wenn unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht mehr möglich ist.

Nicht jedes Problem kann bzw. muss zwischen Zwölf und Mittag gelöst werden, erst recht nicht wenn man es managen bzw. ignorieren kann. Dabei kann viel schief gehen (wie man gesehen hat), aber es ist halt eine verbreitete Einstellung dort. Man hat schon vieles überlebt, man sein Ding und spielt auf Zeit.
https://www.timesofisrael.com/liveblog_e...mbat-zone/

Zitat:IDF denies Gazans allowed to return to north of Strip:

‘False reports, it remains a combat zone’ The Israel Defense Forces denies reports that residents are being allowed to return to north Gaza.

“Further to the reports that IDF forces are allowing the return of residents to the north of the Gaza Strip, these are false reports,” the military says in a statement.

“The IDF will not allow the return of residents either through the Salah A-Din axis or through the Rashid axis (the coast). The northern area of ​​the Gaza Strip is still a combat zone and it will not be possible to return to it,” the military says.
Diese Frage wollte ich schon lange stellen: warum heißt dieser Thread "Sechster Nahostkrieg"? Ich komme, wie auch immer ich zähle, nicht auf die Zahl "sechs".
Ich glaube das war Schneemann Wink

1948
1967
1973
1982
2006
(14.04.2024, 19:36)Nightwatch schrieb: [ -> ](...)
1948
1967
1973
1982
2006

Ok, danke.
Israel mobilisiert die 2. Infanteriebrigade (Carmeli) und die 679. Panzerbrigade. Die Reservevebrände waren zuletzt im Norden aktiv und weren jetzt in den Gazastreifen rotieren und dort wahrscheinlich Nahal und die 401. Panzerbrigade im Netzarim Korridor ablösen.
Nahal und die 401. bilden zusammen mit Givati den Kern der 162. Division. Das sind alles aktive Truppenteile.
Diese könnte dann nach einer Erholungsphase in einigen Wochen zusammen mit der 98. Fallschirmjägerdivsion gegen Rafah eingesetzt werden.
Die 98. soll aktuell mit der 35. Fallschirmjägerbrigade (aktiv), der Kommandobrigade (aktiv), der 551. Fallschirmjägerbrigade (Reserve) und zusätzlich der 7. Panzerbrigade (aktiv) verfügbar gehalten werden.

https://twitter.com/2023gazawar/status/1...2018666861
Über das wachsende Arsenal der Hisbollah:

https://www.jpost.com/israel-hamas-war/article-797611

Zitat:Hezbollah often uses rockets, missiles, and drones in its attacks. These include around 150,000 rockets as well as anti-tank missiles, up to 2,000 drones, and also the new Hezbollah Burkan heavy warhead rockets. These are drones that are modeled on the Iranian Ababil drone.