Zitat:Ich ziehe nicht in Zweifel, dass diese Sicherheitsfirmen durchaus in der Lage sind, "gute Arbeit" abzuliefern.
Immerhin dienen dort ehemalige Ex-Elitesoldaten, die mit einer ganz neuen Art an Motivation ( extrem viiieeeell Geld) zur werke gehen, im Vergleich zu ihrem früheren leben als Elitesoldat bei einer regülären Einheit.
Von daher bin ich, was die reine Effektivität dieser Gruppierungen angeht, mit dir d´accord. Und gerade die Leistungen von Executive Outcomes sind recht bekannt und ein bißchen legendär fast ( so unter dem Motto, der weiße Söldner schafft ohne probs ein schwarzafrik. Batallion).
Meine Feststellung/Erklärung ging über die reine Kampfeffizienz hinaus und bezog sich vielmehr auf den weiteren Verlauf der genannten Konflikte über das Engagement etwa von EO hinaus. Du selbst hast gesagt:
Zitat:Gerade im Rahmen der failed states haben diese privaten Akteure einen unheimlich negativen Einfluß. Denn dort, wo die Ordnung kollabiert und ein Bürgerkrieg ausbricht, heizen solche privaten Akteure den Konflikt zusätzlich auf und ökonomisieren ihn noch zusätzlich.
Es entstand bei mir der Eindruck, dass du hier einem klassischen Anti-Söldner-Klischee erlegen bist, das vielleicht zu Zeiten Macchiavellis oder selbst noch in Schwarzafrika nach '45 eine beschränkte Gültigkeit hatte (wobei es gerade Nationalstaaten in Form der UDSSR bzw. USA waren, die das größte Interesse an der Anheizung von Konflikten hatten), aber eben insbesondere in den letzten Jahren durch Fakten eben so nicht belegbar ist.
Weder in Nigeria noch in Sierra Leone treffen deine Thesen zu. Sicher kann man auch Gegenbeispiele anführen wie den Krieg zwischen Äthopien und Eritrea, wobei aber auch hier das Fragezeichen hinter der These steht, ob ohne Sukhois Engagement der Konflikt unblutiger oder weniger lang verlaufen wäre.
Zitat:Aber Effektivität ist nicht alles. Und ihre käufliche militärische Einmischung ist aber weder neutral noch sonderlich am konflikt selbst interessiert. man nennt ihnen ein Ziel und as wird vernichtet.
Was heisst "neutral"? Sie erfüllen einen Auftrag für ihren Arbeitgeber. Dieser kann und muss natürlich die Kompetenz besitzen, diesen Firmen klare vertragliche Richtlinien anzubieten. Es wird hin und wieder als Argument gegen Private Militärfirmen ins Feld geführt, dass ihre Kunden meist in der höchsten Not erst Kontakt mit ihnen aufnehmen und aus dieser Notlage entsprechend quasi Verträge diktiert bekommen. Während das sicher rein logisch zutreffend sein mag, haben gerade die Erfahrungen aus der Praxis gezeigt, dass diese Verträge, sofern es sich um eine professionelle PMF handelt, ein gutes, um nicht zu sagen, unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis bieten, insbesondere im Vergleich zum Aufbau und Unterhalt eigener Streitkräfte, deren Loyalität auch noch sehr zweifelhaft ist.
Zitat:das das geld dann wieder über erneute Konlikte oder auch durch übertrieben und falsche Ausbeutung der Ressourcen reingeholt wird, ist das nächste Krux an der sache.
Bring mir mal bitte ein praktisches Beispiel für diese These! Ansonsten muss ich dir vorwerfen, hier reine Klischees ins Feld zu führen und polemisch gegen PMF zu argumentieren. Gerade erneute Konflikte sind für eine PMF eher geschäftsschädigend, denn sie zeigen, dass sie ihren Job nicht gemacht hat, sofern sie für die Erneuerung dieser Konflikte verantwortlich ist.
Zitat:Aber, Nationalstaaten unterliegen im internationalen Handeln gewissen Regeln und Beschränkungen, Sicher sie gelten nicht gleich für jeden, aber sie sind da. Und zumindest informell sind sie imer gültig. Auch erzeugt das internationale handeln eines Staates immer starke Rückkopplungen auf die Innenpolitik und auch auf die Außenpolitik anderer. Das muss ich dir ja nicht alles erzählen.
Du zeigst hier einen stark idealistisch eingefärbten Standpunkt bei der Betrachtung von Nationalstaaten.

Dir ist schon klar, dass das geradezu eine Steilvorlage ist, um mal eben die Außenpolitik der USA in den letzten vier Jahren als Gegenargument einzubringen? Und was die Rückkopplung auf die Innenpolitik angeht: Naja, Bush wurde ja trotzdem wiedergewählt, sogar stärker als vor vier Jahren. Und wir müssen uns nicht auf die Supermacht beschränken, die zugegebenermaßen eine Sonderrolle unter den Nationalstaaten einnimmt. Beispiel Spanien: Eine Regierung untstützt einen Krieg, der unübersehbar nicht von der eigenen Bevölkerung mitgetragen wird. Dennoch ist diese Regierung in der Lage, völlig unabh. davon (denn sie wurde ja gewählt und die Wahl ist gelaufen) ihre eigene Politik fortzuführen. Als dann vom Volk die Quittung kam, war es schon zu spät, denn der Krieg und damit der Stein des Anstoßes war erledigt und durch die Rückberufung von span. Soldaten erfreut man sicher deren Angehörige, zieht aber nicht wieder den Karren aus dem Dreck. Daher ist insbesondere innenpolitische Rückwirkung nicht das Ende aller Weisheit für mich und schon gar kein Garant dafür, dass ein Nationalstaat verantwortungsvoller auf der außenpolitischen Bühne agiert.
Zitat:es spielt hierbei keine Rolle wie der Konflikt strukturiert ist, warum etc. Es wird von diesen Firmen einfahc nur reingeholzt. Gelöst wird dabei nichts oder neu geordnet ( und gerade in Afrika müßte einiges geändert werden, da nützt es einfach nichts, wenn korrupte eliten sich bekämpfen mittels Bürgerkrieg und dem einsatz solcher Profis)
Um es mal so auszudrücken: Brötchen kauf ich beim Bäcker, aber ich frag ihn nicht danach, ob er mein Auto reparieren kann! PMF haben klar umrissene Dienstleistungen im Angebot, sie agieren aber nicht mit einer politischen Agenda und können daher gar nicht das tun, was du hier forderst. Aus diesem Grund habe ich PMF immer als ein nützliches sicherheitspolitisches Instrument gesehen, dessen man sich bedienen kann, ohne es gleich zu verdammen.
Vor geraumer Zeit hat mal ein Politikwissenschaftler was dazu geschrieben, dass die UNO auf solche PMF zurückgreifen sollte. Ehrlichgesagt halte ich das für eine hervorragende Idee, die sich aber kaum realisieren lassen wird. Zum einen aufgrund klischeebelasteter Vorurteile und Polemik gegen PMF, zum anderen aufgrund der handfesten Interessen einiger (wenn nicht aller) Staaten, die UNO nicht zu einer tatsächlich handlungsfähigen transnationalen Organisation zu machen. PMF bieten die Erfüllung eines konkreten Auftrages, der nicht nur im "Reinholzen" besteht, sondern in einer Vielzahl von Einsatzszenarien, die potentiell auch von Nationalarmeen erfüllt werden: Logistik, Ausbildung, Aufklärung und erst zuguterletzt und am allerseltensten direkter Kampf.
Zitat:Die modernen Staaten des Westens haben so lange benötigt um das staatliche gewaltmonopol zu erringen, jetzt aber, wie im finstersten Mittelalter, fördert man noch die Entstehung von Privatarmeen um sich ihrer selbst zu bedienen und um in zerfallenden Staaten - ohne eben jenes gewaltmonopol- den Konfliktparteien militärische Hilfe zu leisten.
Wieder etwas sehr polemisch. Kleine Nachhilfe in Sachen Geschichte (nicht persönlich nehmen!

): Die Glanzzeit des Söldnertums fällt eher in den Ausgang des Mittelalters bzw. die Rennaissance, aus dem einfachen Grund, weil während des Mittelalters noch vielmehr die Streitkräfte über Leibeigenschaft aufgestellt wurden. Das Lehnsprinzip und die Leibeigenschaft wurden aber mit dem Ende des Mittelalters so sehr aufgeweicht, dass die Fürsten nun gezwungen waren, andernorts ihre Streitkräfte herzuholen, was erst zum großen Aufschwung des Söldnertums führte, eine Vormachtstellung, die es erst mit den vernichtenden Niederlagen solcher Armeen gegen die napoelonischen Volksarmeen wieder einbüßte. Zwar waren während des MA Söldner unzweifelhaft überall präsent (besonders in Italien), aber sie sind nicht kennzeichnend für das "finstere" MA, das zumindest in sozialstruktureller Hinsicht keineswegs so finster war.
Zitat:Hier nutzt man diese privatarmeen um die eigenen Truppen zu entlasten. Auch nicht gerade im Sinnes des Erfinders.
Denn Out-sourcing im Bereich des gewaltmonopols ist ein Spiel mit dem feuer.
Ja, hier kann ich mit dir konform gehen, insbesondere was die Ausdehnung des privaten Einflusses auf die US-Streitkräfte angeht. Allerdings sollte man dies in einen breiteren Zusammenhang mit dem generellen Machtzuwachs von privaten Wirtschaftsakteuren (sprich Konzernen) in ehemals staatlichen Kompetenzgebieten stellen -> Stichwort Lobbyismus. Ironie des Schicksals, dass gerade dieser wachsende Einfluss von Firmen den freien Markt und damit ein Grundprinzip unserer Gesellschaft massiv in Frage stellen kann. Dazu würde dann noch der wachsende Einfluss auf das Gewaltmonopol des Staates kommen, was ich ganz eindeutig kritisch sehe. Daher sprach ich auch von der notwendigen Einbindung von PMF in klare "repräsentative" Strukturen á la UNO oder ihre deutliche Limitierung in handlungspolitischer Hinsicht innerhalb ihrer Nationalstaaten.
Zitat:Die könnte aich durch multoinationale Eingreiftruppen erreicht werden, die unter staatlicher/internationaler Kontrolle stehen. Sind zwar so in der form eher unwahrscheinlich
Gut, dass du noch diesen Teilsatz hinzugefügt hast. Natürlich würde ich mir auch lieber wünschen, dass unsere Nationalstaaten kompetent, moralisch legitim und entschieden die Probleme in der Welt angehen. Die Krux dabei ist aber, dass gerade das nicht realistisch ist und aus eben einem solchen Dilemma heraus sind ja gerade PMF entstanden. Es nützt aber nichts, sich Augen und Ohren zuzuhalten und ein Ideal zu proklamieren, das so nicht zu realisieren ist und die PMF sind ein Fakt, mit dem umgegangen werden muss, denn einfach so verschwinden werden sie nicht wieder, ob man nun gegen söldner ist oder nicht.
Zitat:wobei ich nicht weiß und das würde mich interessieren, ob die Genfner Konvention für die gilt... sind ja keine regulären Truppen, aber Nicht-kombattanten sind es ja auch nicht gerade.
Ich muss mich da nochmal genauer belesen, aber soweit ich weiss, fallen "Söldner" nicht unter die Genfer Konvention zur Behandlung von Kriegsgefangenen, was zuallererst natürlich ein Problem für die PMF ist und weniger ein Freifahrtsschein dafür, zu machen, was man will. Allerdings sind PMF wie schon gesagt, eher selten wirklich kämpfend engagiert und bieten eher indirekte Hilfe durch Ausbildung oder Aufklärung. Irgendwo hab ich mal was genaueres zu Genfer Konvention, Haager Landkriegsordnung etc. gelesen, muss es mal raussuchen...
edit - kleiner Nachtrag:
Zitat:Wie heißt doch das schöne Paradigma doch ( wobei ich jetzt nicht weiß, wer das jetzt ursprünglich gesaght hat) Demokratien führen keine kriege.
Das war Immanuel Kant mit seinem Theorem vom "Ewigen Frieden". Eine schmissige These, die immer wieder mal gerne in die außenpolitische Diskussion verschiedenster Coleur eingeworfen wird, aber realistisch gesehen herzlich wenig Wert hat, da die heutige Welt der Nationalstaaten überwiegend eben nicht aus Demokratien besteht. Kant hat bei dieser These eben zur Bedingung gemacht, dass es nur um die Beziehungen zwischen zwei Demokratien geht, deren Bevölkerungen eben kein Interesse an militärischen Auseinandersetzungen haben. Ich persönlich halte die These zumindest für fragwürdig, da hier insbesondere der Nationalpatriotismus IMO zu sehr ignoriert wird, wie er etwa Anfang des 20. Jhds. virulent wurde (ja ich weiss, damals gabs keine echten Demokratien, aber der Begriff "Demokratie" an sich ist schon eine Auslegungssache). Da aber wie schon gesagt die heutige Welt eben zu einem nicht geringen Teil aus autoritären oder sonstigen, jedenfalls nicht demokratischen Systemen besteht, spielt diese These aber für den Nationalstaatsbegriff und seine moralische Legitimation wohl bestenfalls eine untergeordnete Rolle.
