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Deutschland
„Rein politische Entscheidung“
Zivile Helikopter im Kampfeinsatz? – Bundeswehr hat massive Bedenken
Von Erik Rusch21. März 2023
Können normale Hubschrauber im Kampf eingesetzt werden? Das KSK nutzt sie bereits für Transporte. Für den Kampf seien sie jedoch nicht geeignet, meint die Bundeswehr.
Das Verteidigungsministerium von Boris Pistorius (SPD) will offenbar als Ersatz für die marode Flotte des Kampfhubschraubers „Tiger“ 82 zivile Hubschrauber kaufen und teilweise zu Kampf-Helikopter umbauen – und das gegen ausdrückliche Warnungen mehrerer interner Stellen in der Truppe.
Das geht aus internen Unterlagen der Bundeswehr hervor, über die das Magazin „Business Insider“ berichtet. Konkret geht es um Hubschrauber von Airbus des Typs H-145M, wie man sie etwa von der Luftrettung des ADAC kennt.
Die Maschinen sollten ursprünglich für bis zu zwei Milliarden Euro als „Leichter Unterstützungshubschrauber“ (LUH) zum Training für Bundeswehr-Piloten angeschafft werden. Jetzt will das Verteidigungsministerium laut der vertraulichen Unterlagen für 3,05 Milliarden 82 dieser Maschinen kaufen, aber 24 umbauen und unter anderem mit Stinger- und Panzerabwehr-Raketen bewaffnen.
Sie sollen dann anstelle des Tigers als Kampfhubschrauber (LHK) genutzt werden. Das Problem daran: Der H-145M ist zwar grundsätzlich für militärische Nutzung zugelassen – das Kommando Spezialkräfte (KSK) nutzt ihn für Transporte –, er ist aber gar nicht als Kampfhubschrauber konzipiert.
Massive Bedenken innerhalb der Bundeswehr
Innerhalb der Bundeswehr gibt es deshalb massive Bedenken, die offenbar jedoch bislang im Verteidigungsministerium ignoriert werden.
Unter anderem warnte die Abteilung Strategische Fähigkeitsentwicklung schon im Dezember 2022, dass die Airbus-Maschinen zwar „im Vergleich zum Kampfhubschrauber Tiger bereits heute leistungsfähigere Elektronik und Bewaffnung“ hätten sowie dank „hoher Baugleichheit zu zivilen Basismustern Vorteile bei der Zulassung und kurzfristigen Bedarfsdeckung“, aber: „Bauartbedingt bestehen Einschränkungen bei Gefechtstauglichkeit, Durchsetzungs- und Durchhaltefähigkeit sowie dem Schutz der Besatzung.“
Der Airbus-Helikopter sei zwar schnell zu beschaffen. Doch für militärische Auseinandersetzungen seien die Maschinen unbrauchbar. Eine solche Lösung gehe zulasten des Schutzes der Soldaten.
Kritik kommt auch von bundeswehreigenen Wehrtechnik-Prüfern. „Business Insider“ konnte nach eigenen Angaben ein vertrauliches Schreiben der Wehrtechnische Dienststelle für Luftfahrzeuge und Luftfahrtgerät der Bundeswehr (WTD 61) an das Verteidigungsministerium einsehen, in dem es heißt, dass der Airbus-Hubschrauber hinsichtlich seiner Leistungsfähigkeit „bei weitem“ nicht den Bundeswehr-Anforderungen genüge.
„Weiterhin ist ein Verzicht auf Schutz (…) zur Erhöhung der Stehzeit ein operationell nicht tragbarer Kompromiss.“ Es handle sich bei der vom Verteidigungsministerium geplanten Beschaffung um „eine rein politische Entscheidung, die am operationellen Bedarf vorbeigeht.“
Tiger gilt als ein altes Modell
51 Eurocopter Tiger stehen der Bundeswehr zur Verfügung. Er stellt den einzigen Kampfhubschrauber der deutschen Armee dar. Jedoch stehen aufgrund seiner anfälligen Technik nur ein Bruchteil davon zeitgleich zur Verfügung. Der Tiger gilt mittlerweile als ein altes Modell. Der erste Prototyp des Hubschraubers wurde im Jahr 1984 geplant.
Laut internen Dokumenten des Verteidigungsministeriums, über die „Business Insider“ berichtete, stehen unabwendbare „temporäre Fähigkeitsbeschränkungen“ ab 2025; schrittweise Flottenreduktion ab 2027; Verlust des Nutzens zur Landes- und Bündnisverteidigung ab 2029; jährlich fünf bis sechs schrottreife Tiger ab 2032 an.
Eine Alternative wären die neuen Tigermodelle, die Frankreich und Spanien aktuell entwickeln, oder der US-amerikanische Apache-Hubschrauber. Beides sei dem Verteidigungsministerium allerdings zu teuer und die Hubschrauber wären in den Augen des Ministeriums zu spät verfügbar. zitat Ende