(20.04.2023, 12:40)Naturtalen schrieb: [ -> ]Der Herr ist doch klar befangen, so dass die Aussage nicht belastbar ist. Es gibt genug andersartige Aussagen von Piloten.
Es wäre erst einmal zu klären warum ein General in Endverwendung befangen sein und ohne Not irgendwelche falschen spezifischen Aussagen lancieren müsste. Das klingt mir sehr nach Ausflüchten.
Wenn du andere Aussagen in die Diskussion einbringen willst - gerne.
Ganz grundsätzlich existieren halt sehr bekannte Aussagen aus den frühen 2000 Jahren mit irgendwelchen Golfbällen, Murmeln und dergleichen. Diese Aussagen sind allein schon wenig belastbar, weil die Entwicklung der F-35 noch nicht abgeschlossen und keine Serienmaschinen verglichen werden konnten.
Zitat:Die taktische Situation ändert sich doch sofort wenn der Gegner weiß, dass ein Flieger im Anflug ist. Es genügt wenn ein Langwellenradar die ungefähre Position bestimmt, dass Abfangjäger hin gevektored werden können. Mit etwas technologischem Fortschritt ist die Distanz in der die F-35 via Radar oder IRST erfasst werden kann größere als der MAR. Und sobald dass der Fall ist, fällt man auf klassiche BVR Taktiken zurück. Beschleunigen, steigen, Rakete abfeuern, abdrehen/abtauchen um zu verteidigen, dann wiederholen. Geschwindigkeit und Beschleunigung sind in der Situation genau die gewünschten Qualitäten, da sie beim Raketenabfeuern die probability of kill erhöhen und die eigenen Überlebenschancen erhöhen, weshalb Plattformen wie die F-15 oder der EF so gut darin sind. Mit anderen Worten: Man möchte in der Situation nicht in einem langsamen Strike Fighter sitzen.
Also ganz grundsätzlich - das 'Flieger im Anflug' sind lässt sich auch durch sekundäre Aufklärungsmaßnahmen feststellen, sei es durch die Überwachung von Tankeraktivitäten, SIGINT oder direkte Überwachung gegnerischer Luftwaffenbasen.
Und klar, auch Langwellenradare können hier eine Unterstützung sein, wobei das im Kriegsfall absolute Hochwertziele sein sollen, zumindest wenn die Gerätschaften tatsächlich einen relevanten Effekt haben.
Hinzu kommt, dass die Verwendung von Langwellenradar für GCI taktisch nur bedingt weiter hilft. Der eingreifende Abfangjäger ist selbst immernoch mit kurzwellenradar unterwegs und steht weiterhin vor dem Problem, dass Ziel selbst erfassen zu müssen. Die Übermittlung von Abfangvektoren aus bodengestützten Quellen ist dabei nur insoweit hilfreich, dass man sich halt schneller eine AAM einer vermeidlich bedrohten Stealth-Plattform einfängt, weil man ihr zu nahe kommt.
Im Prinzip benötigt es für die effektive Bekämpfung von Stealth-Plattformen das was die F-35 schon mitbringt: Umfangreiche Sensoren-Fusion die ein gemeinsames Lagebild erstellt. Man müsste dahin kommen verschiedene Radargeräte in verschiedenen Frequenzen mit optischen und ESM Systemen zu verknüpfen, den Battlespace mit diesen Systemen fluten und das Lagebild dann in realtime nach ganz vorne zum Abfangjäger bringen.
Nach meiner Einschätzung ist man da aber längst nicht weit genug, nicht mal die Amerikaner, auch wenn hier und dort ganz potente Sensoren als Einzelsysteme existieren mögen.
Und gleich was man macht - es bleibt das Problem: Wenn der Abfangjäger nicht selbst über Tarneigenschaften verfügt wird er durch die Stealth Plattform zuerst aufgeklärt und bekämpft.
'Klasse BVR Taktiken' existieren so nicht. Du beschreibst BVR Taktiken die einer Welt vor Stealth mit unzuverlässigen Lenkwaffen, bescheidenen Radargeräten und quasi nicht vorhandener Vernetzung die Norm waren. In einer Welt ohne Stealth würde sicherlich nicht die Seite mit der überlegenen fliegerischen Performance sondern mit der besseren Vernetzung, leistungsfähigeren Lenkwaffen und überlegenen Möglichkeiten im EW Bereich siegen.
Zitat:Wenn die Koordinaten der Flugabwehrposition bekannt ist, kann man eine StandOff Waffe hinfeuern. Aber wenn nicht, und man Waffen wie den HARM einsetzt, muss das gegnerische Radar an sein, damit es von der Waffe angeflogen werden kann. Um das zu erreichen ist die Taktik, sich zu "zeigen". Und dann sind die oben genannten Eigenschaften wieder wünschenswert.
Kurz - nein. Wir haben heutzutage viel weitergehende Aufklärungsmöglichkeiten, wesentlich kürze OODA und so Spielzeuge wie den MALD-J.
Die Idee wie anno 1980 mit vielleicht noch einem ECM Pod um SAM-Stellungen Kurven zu fliegen ist völlig veraltet.
Zitat:Ich halte das überhaupt nicht für weit hergeholt. Der Verkauf von Hightech durch China, z.B. Radare, ist nur eine einzige politische Entscheidung weit entfernt. Kürzlich ist schon der eine oder andere zuvor undenkbare geopolitische Zug erfolgt...
Und es geht nicht um ein beliebiges Drittland sondern Russland. Es gibt sicherlich Konstellationen, in denen sich China dafür entscheiden würde. Das muss auch keinen "offiziellen" Technologietransfer beinhalten. Eben so, wie es auch schon die USA mit der F-35 macht und es die Russen selber mit der Su-57 versuchen.
Und dann hat Russland ein Radar. Oder deren, zwei, drei oder vier. Schön. Und dann? Diese Gerätschaften lassen sich im Rahmen der strategischen Aufklärung leicht lokalisieren und würden im wesentlichen während der ersten Stunden ausgeschaltet werden. Und selbst wenn nicht - wie dargelegt, gegen Stealth gibt es nicht die Wunderwaffe, die einen Abfangjäger das Bekämpfen ermöglicht bevor er abgeschossen wird. Wenn da überhaupt was geht ist ein Verbundansatz von Nöten, der manigfaltige Systeme erfordert und nicht mal eben in Drittländern in ganzer Breite eingeführt werden kann, selbst wenn man sich entscheiden sollte, die Kronjuwelen zu verhökern.
Du baust hier ein Luftschloss auf das nächste. Selbst wenn wir annehmen würden, dass es a) zuverlässige technologische Lösungen gibt, die Stealth völlig negieren, b) die Chinesen das alles an Russland weitergeben und c) Russland das in irgendwie relevanten Maßstäben auch eingeführt bekommt - wäre das Ergebnis, dass wir halt mehr Stand-Off Waffen verwenden werden um ihr schönes chinesisches GCI Netz ausreichend zu degenerieren.
Für Europa Europa ein sehr geringes Problem, vorausgesetzt wir bauen nicht noch das Luftschloss auf, dass wir ohne die USA in Russland einmarschieren wollen.