@hunter1
Zitat:@Schneemann
Die Ukrainer sind wahrscheinlich froh um die T-72, die nehmen, was sie kriegen. Sie haben zudem wiederholt nach Panzern und Schützenpanzern gefragt, um Offensiven durchführen zu können.
Bei der Lieferung neuer (westlicher) Systeme ist neben dem Training auch die Logistik ein Problem. Lieferketten müssen zuerst aufgebaut werden. Wenn dann noch der politische Wille fehlt, überhaupt etwas zu liefern, wird vermutlich auch keine solche Kette aufgebaut. Die T-72 sind wohl ab sofort einsatzbereit.
Aber ja, das Argument, dass verschiedene Osteuropäer ihr altes Sowjetmaterial elegant loswerden, teile ich auch. Macht für mich auch Sinn. Dann werden die Waffen wenigstens noch gebraucht vor dem Verschrotten.
Entscheidend ist, dass man parallel dazu ukrainische Truppen an neuen westlichen Systemen ausbildet. Und ich meine nicht "ad hoc" wie bei den Panzerhaubitzen, Javelin, etc., sondern auf Flugzeugen und anderen komplexen Systemen. Damit diese geliefert werden können, sobald das sowjetische Material "heiss abgerüstet" ist.
Ob solche Ausbildungsprogramme zurzeit laufen, kann ich nicht sagen. Darüber gelesen habe ich bislang nichts.
Das Problem hierbei - Stichwort: Logistikketten - zeigt sich übrigens derzeit schon. Zwar nicht bei Panzern, aber bei den gelieferten Artilleriesystemen.
Es gibt erst Hinweise dahingehend, dass die PzH 2000 dringend einer Überholung bedürfen würden. Bevor hier nun die Unkenrufe losgehen nach dem Motto
Unser Material taugt nichts! muss man anmerken, dass nach internen Schätzungen bei der Bundeswehr diese Haubitzen seit der Ablieferung vor Ort im Einsatz stehen - d. h. seit ca. drei Wochen mindestens - und das permanent. Und es sollen laut bislang nicht sicher bestätigter Berichte von diesen Haubitzen pro System ca. 200 bis 300 Granaten am Tag (!) verfeuert worden sein.
Wenn dies stimmt, dann wäre es in doppelter Hinsicht bemerkenswert.
1.) Hieße: Selbst bei Minimumrechnung von 20 Tagen Einsatzzeit wären also pro Haubitze an die 4.000 Granaten verschossen worden. Dies wären also bei "nur" fünf Haubitzen (wenn wir mal nur die deutschen Systeme nehmen und nicht die niederländischen) um die 20.000 Granaten 155 mm. Vermutlich also mehr. Und auf allen Bildern und Filmchen, die man so findet, tauchen - wenn man die Munition sieht - die altbewährten DM-121 auf. D. h. meine Vermutung, dass die Deutschen bereits mehr als 20.000 Granaten dorthin verfrachtet haben (bzw. dass es sogar tendenziell deutlich mehr sein dürften [40.000?]), scheint richtig zu sein.
2.) Ein Artilleriesystem, dass drei oder mehr Wochen ununterbrochen im Einsatz steht und täglich hunderte von Granaten verfeuert, leidet natürlich unter erheblichem Verschleiß, zumal wenn es auch ein technisch komplexeres System ist, immerhin leidet die Elektronik (gerade sensible Teile wie GPS Receiver, Dopplerradar, Trägheitsnavigationsgerät etc.) auch unter den Erschütterungen. Selbst wenn ich insofern eine Kanone aus Beton baue, wird diese nach tausenden abgefeuerten Schüssen eine Wartung benötigen. In gewisser Weise ist es also erstaunlich, wie "stabil" und leistungsstark die PzH 2000 im Dauereinsatz ist. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Ukrainer zudem (anscheinend) gerne und entgegen der Ausbildungshinweise fast immer mit voller/maximaler Treibladung feuern - auch wohl bei reichweitengesteigerten Granaten (wo dies im Grunde unnötig ist) -, was Mündungsgeschwindigkeiten von 1.000 m/s ermöglicht, aber natürlich entsprechend heftigeren Verschleiß bewirkt. Insofern ist dieser Krieg ein "reales Testumfeld" für die PzH 2000, und sie schlägt sich bisher sehr gut...
Aber nun kommen wir eben zum Punkt Nr. 3: Die Ukrainer bemerken, dass die Geschütze eben verschleißen und stellen fest, dass sie zwar Waffen und Munition haben, aber quasi keine Instandhaltungs-, Ersatzteil- oder Wartungskette. Und somit besteht das gleiche Problem - und hier schließt sich der Kreis -, das auch bei westlichen Panzermodellen bestünde, eben bei den westliche Haubitzenmodellen. (Und es soll sogar so sein, dass die Versorgungslage bei den M-109ern und Caesars noch unzureichender ist.)
Und es soll Gerüchte geben, dass die Bundeswehr derzeit in Polen eine Art Instandhaltungsbasis für die PzH 2000 errichten will (und anscheinend auch übrigens für die Krabs der Polen, die ja auch deutsche Motoren etc. haben). Ob dies zutrifft, weiß ich nicht sicher, aber wenn dem so wäre, wäre es zugleich auch ein Risiko: Denn, wer sagt denn, dass die Russen nicht auch irgendwann eine ihrer Raketen auf diese NATO-Basis abfeuern und dann von einem "Irrläufer" sprechen...
Schneemann