https://www.pcwelt.de/news/Panther-KF51-...49802.html
Panther KF51: Leopard-2-Nachfolger mit ernster Schwachstelle?
Todesfalle: klassisch bemannter Turm
Denn von den drei Mann Besatzung befinden sich zwei Soldaten klassisch im Turm: Kommandant und Richtschütze, wie Rheinmetall hier erklärt. Nur der Fahrer und der optionale vierte Soldat – der Waffenexperte, vielleicht aber auch ein Kompaniechef oder ein Drohnenbediener etc. – befinden sich in der Wanne. Der KF51 hat in der aktuellen Version also immer zwei Mann im Turm und einen Mann in der Wanne.
Dieses Konzept eines bemannten Turmes gilt mittlerweile als durchaus umstritten, so hat der renommierte Panzerexperte Rolf Hilmes die Schwächen des bemannten Turmpanzers schon vor Jahren erklärt . Denn wie soll das Überleben der Besatzung im Turm gewährleistet werden – zuverlässig auch dann, wenn die oben erwähnten Hardkill-Systeme ausfallen/versagen/überfordert sind? Es ist extrem aufwändig einen Turm so zu konstruieren, dass er seine Insassen einigermaßen gegen Volltreffer schützen kann. Ein solcher Turm muss massiv gepanzert werden, dadurch wird der Panzer sehr schwer und sehr hoch – und lässt sich dann leichter im Gelände aufklären und bekämpfen. Zudem macht ein so hohes Gewicht den Panzer weniger agil, gerade beim wichtigen Sprint aus einer gedeckten Stellung. Der neue KF51 wiegt mit 59 Tonnen dann auch nur wenige Tonnen weniger als der aktuelle Leopard 2 A7V mit knapp 64 Tonnen.
Deshalb geht die Entwicklung immer mehr in Richtung unbemannte Türme, die samt Ladeautomat und Munition von der Besatzung im Mannschaftsraum vollständig getrennt sind. Solche unbemannten Türme sind kleiner, wiegen weniger und sie gefährden nicht mehr die Insassen. Der Schützenpanzer Puma, der bei der Bundeswehr den Marder ersetzen soll, hat bereits einen Turm ohne Besatzung; die Erfahrung für eine solche Entwicklung ist also da, wenn auch in kleineren Dimensionen.
Wird bei so einem unbemannten Turm die Panzerung durchschlagen, dann kann die Wucht der explodierenden Munition über "Sollbruchstellen" (Blow-Out-Panels, siehe unten) nach außen abgeleitet werden. Die gesamte Besatzung – gerne mit einem zusätzlichen Mann zur Entlastung des Kommandanten – findet dagegen tief in der Wanne hinter dicken Wänden aus gehärtetem Stahl geschützt Platz; also grob gesagt so wie beim russischen T-14 Armata.
Angesichts moderner Panzervernichtungssystems – wie Javelin, NLAW und den immer leistungsfähigeren Drohnen – dürfte ein bemannter Turm dagegen oft eine tödliche Falle für die Besatzung werden. Der aktuelle Krieg in der Ukraine liefert reihenweise Bilder von russischen oder ukrainischen Panzer, deren Turm abgesprengt wurde, weil die für den Ladeautomaten im Ladekarussell unterhalb des Turms gelagerte Munition durch einen Treffer zur Explosion gebracht wurde. Und wie lange muss die Besatzung des KF51 kurbeln, um den riesigen Turm bei kaputter Elektronik von Hand zu drehen?
Blow-Out-Panels: Keine Garantie zum Überleben
Verfechter des bemannten Turms verweisen darauf, dass bei modernen westlichen Kampfpanzern wie dem Leopard 2 (nicht aber in dessen Vorgänger Leopard 1) oder dem US-amerikanischen M1 Abrams so genannte Blow-Out-Panels sowie Schutzwände zwischen Turminnenraum und Munitionsvorrat dafür sorgen sollen, dass bei einem Treffer in den Munitionsvorrat (im Munitionsbunker im hinteren Teil des Turms bei Leopard 2 und M1 Abrams) die Explosion nach außen gehen soll und nicht in den Turm hinein. Das soll das Überleben der Turmbesatzung ermöglichen.
Doch diese Blow-Out-Panels und die Trennwände garantieren keineswegs das Überleben , sondern versuchen eben nur das Risiko zu reduzieren, dass die Wucht der explodierenden Munition ins Innere des Turms geht. ...
Rheinmetall denkt bereits weiter
Rheinmetall scheint sich derr Schwäche des bemannten Turms durchaus bewusst zu sein und weist ausdrücklich darauf hin, dass der Turm auch einmal unbemannt bedient werden könnte: "Da die Steuerung des Turms und der Waffen auch an den fahrgestellbasierten Bedienerplätzen erfolgen kann, sind für die Zukunft auch unbemannte Türme und ferngesteuerte Panther geplant."
Immerhin positiv: Deutschland kann anscheinend auch ohne Frankreich noch Panzer entwickeln. Jetzt muss der KF51 nur noch ein wirklich zukunftsfähiges Schutzkonzept für den Turm bekommen.
Zitat Ende