https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenbu...ft462.html
Marine hat offenbar Interesse am MV-Werften-Standort Rostock
Stand: 08.04.2022 12:43 Uhr
Nachdem die MV Werften im Januar Insolvenz angemeldet hatten, sucht der Insolvenzverwalter nach neuen Investoren. Am Standort Wismar hat offenbar die Kieler Werft Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) Interesse signalisiert, wie der NDR bereits berichtet hatte. Nun ist bekannt geworden, dass es auch einen Interessenten für die Werft in Rostock geben könnte.
Die Deutsche Marine soll Interesse haben, ihre Fregatten und Korvetten auf dem Werft-Gelände in Rostock reparieren und instand setzen zu lassen. Das erfuhr der NDR aus gut informierten Kreisen. Es soll deshalb überlegt werden, das Marinearsenal in Rostock anzusiedeln. Dem Marinearsenal in Wilhelmshaven könnte das gelegen kommen, sagen Experten. Denn noch fehlt es in Wilhelmshaven an einem Trockendock, wo die großen Schiffe der Marine repariert werden können. Der Bau eines solchen Trockendocks in Wilhelmshaven werde erst in ein paar Jahren fertiggestellt sein, hieß es.
Rostock könnte mit Trockendock punkten
In Rostock dagegen könnte das Trockendock sofort genutzt werden. Für das Personal der insolventen MV-Werft in Rostock könnte eine Übernahme bedeuten, dass sie Beschäftigte der Bundeswehr und damit des öffentlichen Dienstes werden. Es soll bereits Gespräche zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz und der Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (beide SPD) dazu gegeben haben, hieß es. Die Landesregierung in Schwerin will das allerdings nicht bestätigen. Eine Anfrage an das Bundesverteidigungsministerium ist noch nicht beantwortet worden.
(09.04.2022, 13:26)Seafire schrieb: [ -> ]Denn noch fehlt es in Wilhelmshaven an einem Trockendock, wo die großen Schiffe der Marine repariert werden können. Der Bau eines solchen Trockendocks in Wilhelmshaven werde erst in ein paar Jahren fertiggestellt sein, hieß es.
Ist das Trockendock für Wilhelmshaven denn schon im Bau, oder könnte man darauf vielleicht durch den Kauf in Rostock sogar verzichten?
(10.04.2022, 17:32)Broensen schrieb: [ -> ]Ist das Trockendock für Wilhelmshaven denn schon im Bau, oder könnte man darauf vielleicht durch den Kauf in Rostock sogar verzichten?
Für die EF2 wäre dieser Verzicht mit Transfer nach HRO keine gute Option ;-)
Ich würde das gerne verstehen, daher korrigiert mich bitte, wenn ich irgendwo falsch liege:
- Wir haben aktuell gar kein Trockendock für die "die großen Schiffe".
- Dementsprechend nehme ich mal an, dass wir diese Fähigkeiten momentan bei der Industrie einkaufen?
- Es soll in einigen Jahren eins in Wilhelmshafen gebaut werden.
- Jetzt könnte kurzfristig ein solches in Rostock gekauft werden.
Wo liegt jetzt das Problem für Wilhelmshafen, wenn zusätzliche Kapazitäten nicht dort, sondern in Rostock entstehen? Die gab's doch vorher auch nicht. Wo ist das Problem, wenn man die großen Schiffe der EF2 nach Rostock ins Trockendock bringen muss?
(12.04.2022, 22:07)Broensen schrieb: [ -> ]- Wir haben aktuell gar kein Trockendock für die "die großen Schiffe".
- Dementsprechend nehme ich mal an, dass wir diese Fähigkeiten momentan bei der Industrie einkaufen?
- Es soll in einigen Jahren eins in Wilhelmshafen gebaut werden.
- Jetzt könnte kurzfristig ein solches in Rostock gekauft werden.
Ja, Ja, Ja und Ja.
Wobei das geplante Trockendock in Wilhelmshaven:
- komplett überdacht sein soll (47m hohe, wärmegedämmte Halle - hats in Rostock nicht)
- schon seit 2016 baulich in Vorbereitung ist (Rodung und Sondierung Bauplatz, Planungsarbeiten durchgeführt etc)
- Teil einer umfassenderen Modernisierung des Marinearsenals Wilhelmshaven ist, bei der zwei Drittel der Gebäude abgerissen und neu gebaut werden.
- mit 246 Millionen Euro geplanten Kosten eher billiger ist als ein neues Marinearsenal in Rostock, ggf. mit deutlichem materiellem und personellem Investitionsbedarf, nur hierfür aufzukaufen und aufzubauen
Ein Leasinggeschäft o.ä. als "Zwischenlösung" bis zur Fertigstellung Wilhelmshaven wäre eher vorstellbar.
Das Problem dabei wäre dass das auch mit der vorgesehenen Expansion Kiel kollidiert. Dort sollte u.a. ein eigenes Schwimmdock beschafft und zusätzliche Dienstposten geschaffen werden, nachdem es in deutschen Werftbetrieben an der kompletten Ostsee kein Schwimmdock mehr gibt. Ein Ankauf in Rostock würde mutmaßlich bedingen diese Kieler Expansion komplett dorthin zu "verlegen".
Bzgl. "große Schiffe": Es geht konkret um F125 und EGV sowie künftig dann F126 und ggf. MBS/MuSE. Alles andere passt von Größe und Tonnage ins vorhandene Schwimmdock B in Wilhelmshaven.
(12.04.2022, 23:13)kato schrieb: [ -> ]Wobei das geplante Trockendock in Wilhelmshaven:- ...
- schon seit 2016 baulich in Vorbereitung ist (Rodung und Sondierung Bauplatz, Planungsarbeiten durchgeführt etc)
- Teil einer umfassenderen Modernisierung des Marinearsenals Wilhelmshaven ist, bei der zwei Drittel der Gebäude abgerissen und neu gebaut werden.
- mit 246 Millionen Euro geplanten Kosten eher billiger ist als ein neues Marinearsenal in Rostock, ggf. mit deutlichem materiellem und personellem Investitionsbedarf, nur hierfür aufzukaufen und aufzubauen
Danke, das klärt meine Ausgangsfrage.
Aber so gesehen hat natürlich die aktuelle Überlegung den Reiz, dass man sich kurzfristig eine Übergangslösung schaffen kann, die erstmal Arbeitsplätze sichert und zugleich den Instandsetzungsstau reduzieren, bzw. auch Werftkapazitäten in der Industrie für Neubauten freischaufeln kann. Man muss es ja nicht zwingend als Dauerlösung betrachten, sondern kann auch nach ein paar Jahren die Rostocker Werft wieder privatisieren, wenn die Marktlage es hergibt und die Marine ihre eigenen Kapazitäten im Griff hat.
Natürlich hat die aktuelle Überlegung einen gewissen Reiz, allerdings nicht als Übergangslösung in Form einer Übernahme und Betrieb in Eigenregie. Es wäre jetzt ein großer finanzieller und logistischer Aufwand, der dann in ein paar Jahren genauso wieder Retour geht, inklusive aller damit einhergehender materiellen und personellen Verschleißerscheinungen. Wenn man langfristig an den bisherigen Plänen festhält, dann wäre eher eine öffentlich-private Partnerschaft mit fester Laufzeit zu prüfen, und es muss klar sein, dass auch das ein enormer Aufwand wäre.
Tatsächlich ergibt eine solche Übernahme erst dann Sinn, wenn man es nicht als Übergangslösung versteht, sondern entweder als Ersatzlösung für die Pläne in Kiel, oder als Kapazitätsergänzung neben den bestehenden Plänen, also ein echter dritter Standpunkt für das Marinearsenal mit entsprechender Verkleinerung in Kiel und einer notwendigen Schwerpunktbildung.
Wenn es um ersteres geht, welche Vorteile würde Rostock als Ersatzlösung für Kiel tatsächlich bieten? Kurzfristige Verfügbarkeit und bauliche Verhältnisse, dafür müssten enorme Umzugs- und weitere Investitionskosten, vermutlich höher als die in Kiel zu erwartenden Kosten, getätigt werden. Lohnt sich das?
Am attraktivsten finde ich den Gedanken eines dritten Standortes, der dann konsequent auch eine weitergehende Fähigkeitsrückführung zur Marine beinhalten müsste. Arbeit genug ist dafür vorhanden, industrielle Kapazitäten immer schwer planbar, aber so ein Luxus kostet halt Geld.
lt. dem Spiegel nur für Korvetten:
https://www.spiegel.de/politik/deutschla...0c5aa818e5
...Seit Wochen treibt das Verteidigungsministerium nach SPIEGEL-Informationen den Kauf des Rostocker Standorts der insolventen MV-Werften voran. Kommt der Deal zustande, sollen dort die Korvetten der Marine gewartet werden....
..Das Ministerium, das Marinekommando und das Koblenzer Beschaffungsamt der Bundeswehr, dem die Marinearsenale unterstehen, hätten den Kauf der Rostocker Werft »mit einem durchweg positiven Ergebnis« bereits geprüft, inklusive der Wirtschaftlichkeit. Und auch Verteidigungsministerin Christine Lambrecht habe Anfang April in einem »Tischgespräch« weitere Untersuchungen abgenickt, um die »notwendige Entscheidung belastbar zu verdichten«.....
..Kommt der Deal zustande, könnten die fünf Korvetten aus dem benachbarten Marinestützpunkt Warnemünde in Rostock gewartet werden. Etwa alle drei Jahre müssen die Kriegsschiffe grundlegend überholt werden. Kostenpunkt: jeweils etwa 20 Millionen Euro....
Alle 3 Jahre ne Werftliegezeit? Für wie lang, wäre da mal interessant...
Ja, ich weiß, selbst zu meiner Zeit sollte alles über 1qm Farbe in der Werft gepönt werden und nicht durch die Besatzung.... aber das hat der Kommandant bei uns auf freiwilliger Basis mit ner Kiste Bier umgangen und anschliessend trotzdem DzuZ eingereicht.
Nichts desto Trotz würde ich den Kauf begrüßen, wenn dadurch die Pierliegerei wegen fehlender Seegängigkeit deutlich gemindert wird!
Gibt es eigentlich noch einen nennenswerten Teil von Arbeiten an den Schiffen, die derzeit in Werften der Industrie erbracht werden müssen, bei denen das nicht zwingend erforderlich wäre? Die man also durch einen Ausbau der Arsenalkapazitäten sinnvoll selbst erledigen könnte?
Im Moment sieht es doch so aus, dass die wenigen verbleibenden Kapazitäten in der deutschen Marinewerftindustrie auf absehbare Zeit erstmal wieder besser ausgelastet sein dürften, oder täusche ich mich da?
"Müssen" gibt es da nicht, theoretisch könnte man auch alles selbst machen, ob dies dann so sinnvoll ist, ist eine andere Frage. Aktuell werden meines Wissens alle größeren Arbeiten, die nicht unmittelbar mit den militärischen Komponenten zu tun haben, extern erledigt.
Das Problem ist halt der Unterschied zwischen einem Wirtschaftlichkeitsdenken der Industrie und einem Verfügbarkeitsdenken der Marine, alles was vorhersehbar ist lässt sich (zumindest theoretisch) gut auslagern, alles was nicht vorhersehbar ist hingegen wird entweder sehr teuer oder ist mangels freier Kapazitäten gar nicht möglich. Die Fregatte Sachsen ist da ja ein plakatives Beispiel.
Es braucht einen Mittelweg, externe Vergaben für planbare, zivile Aufgaben, aber auch Kapazitäten für unvorhergesehene Arbeiten, die dann wiederum auch eine Rückholung von regulären Wartungsvorhaben beinhalten, damit eine Grundauslastung gegeben ist. Deshalb meinte ich ja, wenn der politische Wille zur dauerhaften Finanzierung da ist, ergibt sich durch diese Übernahme eine sehr gute Möglichkeit, genau das hinzubekommen. Es darf nur nicht der Fehler gemacht werden, mit spitzem Stift zu schauen, welche Einsparmöglichkeiten sich dadurch an anderer Stelle ergeben. Denn wir brauchen den Aufwuchs, nicht die Verlagerung.
Zitat:..Das Ministerium, das Marinekommando und das Koblenzer Beschaffungsamt der Bundeswehr, dem die Marinearsenale unterstehen, hätten den Kauf der Rostocker Werft »mit einem durchweg positiven Ergebnis« bereits geprüft, inklusive der Wirtschaftlichkeit. Und auch Verteidigungsministerin Christine Lambrecht habe Anfang April in einem »Tischgespräch« weitere Untersuchungen abgenickt, um die »notwendige Entscheidung belastbar zu verdichten«.....
Off-Topic, ich weiß, aber bei der fett gedruckten Markierung musste ich nach der Causa "Wirtschaftlichkeit BVS 707" (wir erinnern uns, 250 Mio. EUR überteuert) einfach lachend vom Stuhl fallen...
Dieser "Laden" bekommt nicht mal "die" Marinearsenale richtig geführt und will jetzt einen ganzen "Werftbetrieb" aus der Insolvenz kaufen? Und bei den MV-Werften am Standort Rostock ist alles "tippie-toppie"? Keinerlei Invest-Bedarf? Ich komme aus dem Staunen nicht mehr raus...
(14.04.2022, 19:05)DeltaR95 schrieb: [ -> ]Off-Topic, ich weiß, aber bei der fett gedruckten Markierung musste ich nach der Causa "Wirtschaftlichkeit BVS 707" (wir erinnern uns, 250 Mio. EUR überteuert) einfach lachend vom Stuhl fallen...
Dieser "Laden" bekommt nicht mal "die" Marinearsenale richtig geführt und will jetzt einen ganzen "Werftbetrieb" aus der Insolvenz kaufen? Und bei den MV-Werften am Standort Rostock ist alles "tippie-toppie"? Keinerlei Invest-Bedarf? Ich komme aus dem Staunen nicht mehr raus...
Sind die Verträge für die Tanker schon unterschrieben? Das Geld nehmen, die Werft kaufen und die Tanker dort bauen
Hätte Tradition, wenn auch nicht in Rostock
(14.04.2022, 20:22)ede144 schrieb: [ -> ]Sind die Verträge für die Tanker schon unterschrieben? Das Geld nehmen, die Werft kaufen und die Tanker dort bauen
Die Tanker baut der Eigentümer der Werft gleich nebenan.
(14.04.2022, 19:05)DeltaR95 schrieb: [ -> ]Und bei den MV-Werften am Standort Rostock ist alles "tippie-toppie"? Keinerlei Invest-Bedarf? Ich komme aus dem Staunen nicht mehr raus...
Naja, zumindest hat der Vorbesitzer
einiges investiert. Nur halt leider für eine Kreuzfahrtschiffswerft. Da dürfte nicht alles 1zu1 für die Reparatur von Kriegsschiffen passen. Aber gerade für die paar Korvetten, dürfte schon alles vorhanden sein. Interessant wäre, ob man vielleicht Teilbereiche des Geländes weiterveräußern könnte. Für einen reinen Instandsetzungs-Standort dürfte der nördliche Teil des Geländes ausreichen, während der südliche auch von Meyer/Neptun genutzt werden könnte. Ich weiß allerdings nicht, wie's bei denen aktuell so läuft. Kreuzfahrtschiffe ist ja nicht mehr so doll und Oligarchenyachten haben auch gerade mit einem kleinen Einbruch zu kämpfen.