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Normale Version: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg
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Vermutlich habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Meine Argumentation ist keineswegs gegen Lufteinheiten, ganz im Gegenteil. Seit jeher vertrete ich hier im Forum ja explizit den Standpunkt, dass wir einen Schwerpunkt bei der Luftwaffe benötigen und diese auf Kosten der anderen Teilstreitkräfte hochgerüstet werden muss. Gründe dafür habe ich im Eintrag auf welchen du dich beziehst ja auch schon explizit genannt: Um mich selbst zu zitieren:

Zitat:Um im nächsten (modernen) Krieg möglichst schnell die Entscheidung herbei zu führen (was zwingend notwendig ist), muss man möglichst schnell, also gleich zu Beginn die feindliche Artillerie aus der Distanz angehen, da nur so der Durchbruch entsprechender Großkampfverbände sicher gewährleistet ist.

Zitat:Für das initiale Moment aber benötigen wir mehr Feuerkraft / Kampfkraft welche zudem schneller und weitreichender bewegbar sein muss und ad hoc auf bestimmte Bereiche konzentrierbar sein muss.

Dies geht am besten aus der Luft

Deshalb:

Zitat:Dies bedeutet zwingend mehr Luft-Boden Fähigkeiten bei den Flugzeugen, mehr Munition für solche Einsätze

Meine Ergänzung bezüglich der Raketenartillerie bezieht sich lediglich darauf, dass wir uns eine Luftwaffe in der von mir als notwendig wahrgenommenen Größenordnung gar nicht leisten können, ohne den Wehretat erheblich zu erhöhen. Also verbleibt die Frage, wie man die notwendige Quantität kostengünstiger herstellen kann.

Im weiteren kann Parität in der Luft auch durch bodengestützte Luftraumverteidigung hergestellt werden und diese ist querschnittlich kostengünstiger, weshalb ein Wettlauf : Lufteinheiten vs bodengestützte Luftabwehr meiner Befürchtung nach in naher Zukunft von letztgenannter für sich entschieden werden könnte. Dem folgend würde dann das ganze Konzept alles primär nur aus der Luft zu machen so auch nicht mehr aufgehen.
Was die HKL angeht, in wieweit hat das funktioniert, weil der Krieg seit Jahren vorbereitet war ?
Und es war am Anfang eine Schlammschlacht .

Für mich bedeutet das, das wir auf verschiedene Szenarien vorbereitet sein müssen.
Ein Mix der Truppenverbände .In Frankreich heißt es nicht mehr "schwere Brigade" sondern "Brigade de décision" = Entscheidungsbrigade.

Artillerie, sie muss selbständig sein, egal ob Rad oder Kette, zwei verschiedene taktische Situationen, aber jedes Geschütz muss allein agieren können, und wenn notwendig virtuell als Batterie einsetzbar sein. (Keine 6 Geschütze nebeneinander auf dem Acker)
Egal ob Rohr oder Rakete, es müssen Munitionsvorräte da sein, und wie in einem anderen Post gesagt,nicht nur teure Präzisionsmunitionen, sondern auch "preiswerte" Massenmunitionen.
Speziell für die Boden- Boden Raketen, gemeinsame Munition, vielleicht auch Werfer, mit der Marine Boden-Boden, oder Meer-Boden solltet doch wie Jacke und Hose ein.
Für die Luftwaffe, Abstandswaffen in Menge, bei dem heutigen Preis eines Fliegers, kann es gar nicht anders sein.
Unter anderem über das Primat der strategischen Ebene über die Taktische Ebene:

https://smallwarsjournal.com/jrnl/art/ir...militaries

Zitat:Compare it with any other military, and you have your ranking.[2]

But this process is as inaccurate as it is irrelevant. Why? Because it fails to take into account one of the most – if not the most – crucial factor to assess the efficiency of a military: its political leadership. Indeed, what those rankings and people who believe such rankings forget or are unaware of, is that a military is inextricably linked to its political leadership. Indeed, it is the latter which defines the strategic goals to accomplish in a conflict, and to an extent the ways and means to do so.
In gewisser Weise sehe ich das Risiko, dass wir alle irgendwo richtig liegen. Hört sich nun erstmal etwas seltsam an, aber meine Intention dahinter ist, dass ich darauf hinweisen möchte, dass der jetzige Krieg ganz spezifische, sich wandelnde Eigenheiten in rascher Abfolge mit sich bringt, die so davor nur schwer abzusehen waren und die man nicht unbedingt alle auf die Zukunft übertragen sollte.

Zu Beginn war es die Sorge vor dem raschen russischen "Blitzkrieg", dem die Ukraine nicht viel entgegen setzen können würde. Dann kam das Fiasko vor Kiew, der Kollaps der Moral. Dann der Schlamm, der Rückzug. Dann kam die Verwunderung, dass die russische Luftwaffe - die derzeit übrigens relativ aktiv ist, wenn auch nur im frontnahen Bereich - ein Totalausfall wäre, während man zuvor sogar Flächenbombardements annahm. Dann kam Mariupol und der Häuserkampf, was als Maßstab angenommen wurde für die kommenden Monate. Die Parameter zu Beginn des Krieges und bis vor grob sechs, sieben Wochen waren also andere als jetzt, wo wir auf einmal mit einem Szenario uns konfrontiert sehen, das beinahe an die Materialschlachten des Ersten Weltkrieges heranreicht - und welches zugleich in der "Doktrin" westlicher Armeen im Grunde längst als überholt ad acta gelegt wurde.

Hieße, wir haben grob bislang vier Szenarien:

- Phase 1: Die Furcht vor dem Krieg - es wird ein "Blitzkrieg". Annahme: Gegen die haushohe Übermacht der Russen hilft nur massive eigene Feuerkraft.
- Phase 2: Debakel vor Kiew, Panzerverluste, Schlamm, Moralkollaps, Rückzug. Überraschung und vorsichtige Annahme: Infanterie mit tragbaren Panzerabwehrwaffen und Drohnen sind der Kern eines Erfolges, die Panzer sind auf dem absteigendem Ast.
- Phase 3: Mariupol, Straßenkampf, langwierige urbane Gefechte. Auch hier: Die Infanterie ist die Zukunft, der Panzer ist tot.
- Phase 4: Donbass, Materialschlacht, Trommelfeuer, quasi ein "war of attrition". Jetziger Stand: Die Infanterie ist doch nicht so entscheidend, sie wird zerrieben. Und auch die Drohnen sind nicht mehr alles entscheidend. Stattdessen hilft nur massive Feuerkraft und schweres Gerät.

Fazit: Und jetzt versucht man natürlich wiederum darauf zu reagieren, fast schon hastig und zwanghaft, weil man feststellen musste, dass man da gar kein Konzept dagegen hat (außer der massiven Luftoffensive), und versucht Ideen zu entwickeln, wie man speziell damit umgehen kann. Und genau hier warne ich ein wenig davor, denn ich glaube, dass dieser Krieg ein sehr spezifischer und eher untypischer ist, der keine universelle Antwort erlaubt. Manche Aspekte können sicher auf zukünftige Konflikte übertragen werden (etwa die Drohnenproblematik, damit dürfte in Zukunft immer zu rechnen sein), manche andere (etwa das massive Artillerieaufgebot oder auch SIGINT) nicht unbedingt. Hinzu kommen terrainspezifische Aspekte, Moral, unterschiedliche Ausstattung etc.

Und in der Folge wird versucht, ein Idealbild einer Streitmacht zu entwickeln (das soll auch bitte nicht als Vorwurf verstanden wissen, sondern eher als Warnung vor dem Streben nach der überspezialisierten, eierlegenden Wollmilchsau), die auf alle Eventualitäten bestens eingestellt wäre. Das ist aber illusorisch, denn es gibt sie nicht, es wird auch nie das "ideale Kriegsszenario" geben, nur ähneln sich manchmal Begebenheiten.

Schneemann
Zitat:Und in der Folge wird versucht, ein Idealbild einer Streitmacht zu entwickeln (das soll auch bitte nicht als Vorwurf verstanden wissen, sondern eher als Warnung vor dem Streben nach der überspezialisierten, eierlegenden Wollmilchsau), die auf alle Eventualitäten bestens eingestellt wäre. Das ist aber illusorisch, denn es gibt sie nicht, es wird auch nie das "ideale Kriegsszenario" geben, nur ähneln sich manchmal Begebenheiten.

Eine Armee ist der verlängerte Arm der Diplomatie eines Landes, die Aufgaben und notwendigen Ausrüstungen ergeben sich aus den Vorgaben der Regierung; Ich will (zur Zeit nicht) die Vorgaben Frankreichs nehmen, aber das Prinzip muss so sein.
Die Politik gibt verschiedene Szenarien vor, wo ein militärischer Einsatz notwendig/wünschenswert , sein könnte.
Der Generalstab legt dafür verschiedene Vorschläge bereit, die Politik entscheidet, und programmiert die dafür notwendigen Ausrüstungen, und die dazugehörigen Budgets.
Die Aufgabe der Armeeführung ist dann die Einheiten auf diese Aufgaben vorzubereiten und die dazugehörigen Doktrinen und Taktiken zu entwickeln.
Und die Armee muss in der Lage seine sich flexibel verschiedenen Szenarien anzupassen.
@voyageur
Zitat:Eine Armee ist der verlängerte Arm der Diplomatie eines Landes, die Aufgaben und notwendigen Ausrüstungen ergeben sich aus den Vorgaben der Regierung; Ich will (zur Zeit nicht) die Vorgaben Frankreichs nehmen, aber das Prinzip muss so sein.
Die Politik gibt verschiedene Szenarien vor, wo ein militärischer Einsatz notwendig/wünschenswert , sein könnte.
Der Generalstab legt dafür verschiedene Vorschläge bereit, die Politik entscheidet, und programmiert die dafür notwendigen Ausrüstungen, und die dazugehörigen Budgets.
Die Aufgabe der Armeeführung ist dann die Einheiten auf diese Aufgaben vorzubereiten und die dazugehörigen Doktrinen und Taktiken zu entwickeln.
Und die Armee muss in der Lage seine sich flexibel verschiedenen Szenarien anzupassen.
Ich hatte das eigentlich nicht unbedingt auf den Primat der Politik bzw. den Umstand, dass der Primat der Politik über dem Militär zu stehen hat, bezogen. Das versteht sich ja von selbst. Meine Intention war es eher davor zu warnen, jedwede Taktik oder Ideen zur Ausstattung oder Gliederung einer Armee, abzuändern oder gar völlig über den Haufen werfen zu wollen, nur weil sich eine neue, ggf. temporäre Entwicklung auf einem Kriegsschauplatz einstellt. Gerade in einem Krieg, der viele Facetten beinhaltet, und dies tut der Ukrainekrieg, wäre es eben schlicht nicht möglich, immer auf jede Begebenheit die richtige Antwort parat zu haben.

Schneemann
Wenn man auf die Bundeswehr schaut, dann wurden und werden mit den Erkenntnissen aus der Ukraine die materiellen Planungen wenig bis gar nicht über den Haufen geworfen. Die grundlegenden Defizite sind die gleichen, und im gewissen Sinne spricht das für Analyse und Planung (und natürlich gegen die Umsetzung).

Was die russische Armee anbetrifft, so ist sie in meinen Augen im Donbas zurück zu den basics gegangen und zelebriert das was immmer geht ™. Insofern ist es nicht falsch sich darauf - Artillerie und Plattwalzen - einzurichten, auch wenn die Gleichung mit einer starken westlichen Luftwaffe anders aussehen würde. Da Rußland weiterhin die Initiative hat, formen sie das Schlachtfeld gegen die Ukraine natürlich so wie es Ihnen entgegenkommt. Bei einem anderen Gegner sähe es anders aus - aber eben nur im Rahmen der eigenen Möglichkeiten.
Schneemann:

Jeder Krieg zerfällt in ganz unterschiedliche Phasen, die sich teilweise drastisch voneinander unterscheiden können. Wenn man nun darauf verweist, dass man aufgrund dessen kaum Aussagen treffen kann, verkennt dies meiner Meinung nach, dass man durchaus auch bei einer ganzheitlichen Betrachtung zu bestimmten übergreifend gültigen Erkenntnissen gelangen kann.

Ich bin da rein persönlich vermutlich stärker von Jomini her geprägt, während heute die Clausewitzsche Auffassung vorherrschend ist, welche mit größerer Unsicherheit und Unwägbarkeiten einher geht. Einer der wesentlichsten Unterschiede zwischen Jomini und Clausewitz aber ist der, dass laut Jomini es wesentlich ist, dass die politischen Ziele nachdem der Krieg begonnen wurde von der militärischen Führung als deren Auftrag möglichst frei verfolgt werden und sich die Politik dann in die eigentliche Führung des Krieges so wenig wie möglich einmischen sollte, insbesondere auch, dass sie sich aus der militärisch-strategischen Ebene heraus halten sollte.

Das leitet gleich gut über zu den Aussagen von voyageur hier im Strang:

Eine Armee ist der verlängerte Arm der Diplomatie eines Landes, die Aufgaben und notwendigen Ausrüstungen ergeben sich aus den Vorgaben der Regierung;

Selbst wenn man Krieg als die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln annimmt, sollten meiner rein persönlichen Meinung nach daher trotzdem bereits die (sich daraus ergebenden) Aufgaben und notwendigen Rüstungen dennoch weitestgehend vom Militär bestimmt werden und dieses muss nochmal deutlich mehr Einfluss auf die Gestaltung des Krieges und allem was mit diesem zusammen hängt erhalten sobald ein echter vollumfänglicher Krieg ausbricht. Abgesehen von diesem meiner Meinung nach notwendigen größeren Einfluss des Militärs auf dieser (höchsten) Ebene sieht man im Ukrainekrieg meiner Ansicht nach vor allem einen zu starken Einfluss der zivilen Politik auf die militärische Gestaltung bei den Russen und gerade eben daraus erhebliche militärische Probleme folgen. Meiner Ansicht nach wäre daher ein anderer Ansatz zielführender:

voyageur schrieb:

Zitat:Der Generalstab legt dafür verschiedene Vorschläge bereit, die Politik entscheidet,

Bereits hier würde ich einhaken und meine These dazu ist, dass es besser wäre wenn die Politik lediglich vorgibt was erreicht werden soll und der Generalstab bzw. die militärisch verantwortlichen entscheiden dann, wie dieser Auftrag militärisch umgesetzt wird und entscheiden und dieser Entscheidung folgend führen sie den Krieg, frei von der zivilen Führung.

Ich weiß dass diese meine These dazu für die meisten heute sehr befremdlich klingen mag, aber im nächsten großen konventionellen Krieg ließe sich so meiner Auffassung nach ein deutlicher militärischer Vorteil gewinnen und belegt der Ukrainekrieg so wie er jetzt stattfindet meiner Ansicht nach diese meine These.

Schneemann:

in der Folge wird versucht, ein Idealbild einer Streitmacht zu entwickeln (das soll auch bitte nicht als Vorwurf verstanden wissen, sondern eher als Warnung vor dem Streben nach der überspezialisierten, eierlegenden Wollmilchsau), die auf alle Eventualitäten bestens eingestellt wäre. Das ist aber illusorisch, denn es gibt sie nicht, es wird auch nie das "ideale Kriegsszenario" geben, nur ähneln sich manchmal Begebenheiten.

Streitkräfte sollten meiner Meinung nach so aufgestellt sein, dass sie 1. eine im Rahmen der Umstände maximale Kampfkraft aufweisen, also alles allein auf die Kriegsfähigkeit hin ausgerichtet ist und auf absolut gar nichts anderes, dass sie 2. mit den exakt gleichen Mitteln möglichst verschiedene Szenarien und unterschiedliche Aufgaben bearbeiten können, dazu müssen die verwendete Doktrin, Formationen, Systeme usw. so beschaffen sein, dass sie möglichst vielseitig und unterschiedlich verwendet werden können, und zwar mit den jeweils exakt gleichen Einheiten und deren exakt gleichen Waffensystemen. Und 3. muss der Gegner im Mittelpunkt des eigenen Strebens stehen, also muss man exakt festlegen gegen wen hier in welchem Raum was genau erreicht werden soll usw. Das führt wieder zu dem Punkt den voyageur angesprochen hat:

Zitat:Die Politik gibt verschiedene Szenarien vor, wo ein militärischer Einsatz notwendig/wünschenswert , sein könnte.

Bereits der Vorgabe solcher Szenarien sollte meiner rein persönlichen Meinung nach das Militär mitreden und mitentscheiden. Ich weiß natürlich, dass dies in Westeuropa TM unmöglich und undenkbar ist, es wäre rein theoretisch / kriegswissenschaftlich von erheblichem Vorteil. Um die Entscheidung mal umzudrehen: das Militär stellt der Politik verschiedene Szenarien vor, in welchen ein militärischer Einsatz möglich wäre und wie man diese jeweiligen Szenarien bearbeiten könnte und die Politik kann dann aus diesen Vorschlägen bei Bedarf aussuchen.

Ottone:

Zitat:Insofern ist es nicht falsch sich darauf - Artillerie und Plattwalzen - einzurichten, auch wenn die Gleichung mit einer starken westlichen Luftwaffe anders aussehen würde.

Ich bin immer noch der Überzeugung, dass die russische Luftraumverteidigung insgesamt für die NATO Luftstreitkräfte ein Problem darstellen könnte, dahin gehend, dass man erst nach einiger Zeit den Luftraum wird frei kämpfen können. Und dieser Zeitverzug könnte entscheidend sein, sind unsere westlichen TM Gesellschaften meiner Ansicht nach nicht mehr in der Lage mit so einem Ausmaß an militärischer Gewalt umzugehen ohne in sich zu kollabieren. Sie sind einfach auf allen Ebenen zu anfällig geworden vom Vorliegen und der Aufrechterhaltung ganz bestimmter Umstände.
Zitat:Bereits der Vorgabe solcher Szenarien sollte meiner rein persönlichen Meinung nach das Militär mitreden und mitentscheiden. Ich weiß natürlich, dass dies in Westeuropa TM unmöglich und undenkbar ist, es wäre rein theoretisch / kriegswissenschaftlich von erheblichem Vorteil. Um die Entscheidung mal umzudrehen: das Militär stellt der Politik verschiedene Szenarien vor, in welchen ein militärischer Einsatz möglich wäre und wie man diese jeweiligen Szenarien bearbeiten könnte und die Politik kann dann aus diesen Vorschlägen bei Bedarf aussuchen.

Mein Beitrag drehte sich eher um um die Vorbereitung der Armeen auf eventuelle Konflikte, und das sind wir gar nicht soweit auseinander. Ich werden eine Beschreibung der französischen Vorgehensweise in einem eigenen Beitrag darstellen.
Das wäre hochinteressant. Meinen Dank dafür im Voraus !

Noch ein Punkt den ich übersehen hatte:

Zitat:Was die HKL angeht, in wieweit hat das funktioniert, weil der Krieg seit Jahren vorbereitet war ?
Und es war am Anfang eine Schlammschlacht .

Natürlich hat der jahrelange systematische Bau von Stellungssystemen durch die Ukrainer viel dazu beigetragen, dass sich Fronten etablieren konnten. Aber diese Stellungssysteme lagen vor allem im Osten im Donbass. Dass die Russen dort so schlecht voran gekommen sind lag also zweifelsohne an diesen "Festungsanlagen" welche ja bereits vor Kriegsbeginn fertiggestellt waren.

Aber auch andernorten, wo solche "Festungsanlagen" fehlten und auch in Gebieten wo der Boden nicht durch Schlamm unbenutzbar wurde etablierten sich Fronten. Und umgekehrt haben sich die ukrainischen Gegenoffensiven in ad hoc hochgezogenen Feldbefestigungen und Stellungssystemen der Russen festgefressen.

Warum dem so ist entschließt sich mir daher nicht gänzlich. Meiner rein persönlichen Meinung nach könnte man mit einem kampfstarken mechanisierten Verband der zum Gefecht der verbundenen Waffen befähigt ist diese Fronten nach Belieben durchstoßen und dann aufrollen oder ins Hinterland fluten.

Eventuell liegt es daran, dass beide Seiten keinen wirklichen Schwerpunkt von ausreichend großen und kampfstarken Verbänden bilden konnten bzw. gebildet haben. Die BTG der Russen sind genau genommen für sich allein oft zu schwach, man müsste da schon eine ganze Brigade aufwärts ansetzen. Natürlich könnte man so einen größeren Verband aus mehreren BTG zusammen stellen, aber das wurde anscheinend nur selten gemacht, und stattdessen wurden die Kräfte getrennt und unabhängig voneinander / nacheinander ins Gefecht geworfen und damit verkleckert. Und den Ukrainern fehlt ganz allgemein die Kraft eine entsprechende Konzentration zu bilden und zum Einsatz zu bringen, zumal dies angesichts der Situation in der Luft und der russichen Artillerieüberlegenheit auch viel zu risikoreich wäre.

Entsprechend haben sich diese Fronten eventuell vor allem auch durch Fehler auf russischer Seite gebildet und dass sie sich immer noch so halten lassen muss auch den speziellen Umständen (Verlusten, Konzeptlosigkeit, falsche operative Zielsetzungen, Inkompetenz usw usf) geschuldet sein.

Was auch immer im speziellen die Gründe sind, ich hatte nicht damit gerechnet dass sich feste Fronten etablieren und halten lassen würden.
Im Berg-Karabach-Konflikt von 2020 haben die armenischen Truppen ebenfalls mit befestigten Stellungen operiert, dies zudem in hügeligem/gebirgigen Gelände. Die aserbaidschanischen Truppen haben diese Stellungen mit präzisen Luftschlägen und wahrscheinlich auch Artillerie geknackt. Da könnte des Rätsels Lösung liegen, wie man einen Stellungskrieg gewinnt. Voraussetzung ist eine funktionierende Zusammenarbeit zwischen Drohnen und Artillerie, was wiederum eine niedergehaltene gegnerische Luftabwehr voraussetzt. Bezogen auf die Ukraine: Da deren mittlere/hohe Luftabwehr inzwischen weitgehend neutralisiert ist, gehe ich davon aus, dass die Russen nicht wirklich vernetzte Luftaufklärung/Artillerie haben. Man muss aber damit rechnen, dass sie im Verlauf des Krieges damit immer besser werden.
Die Russen setzen inzwischen recht viele Drohnen zur Artillerieaufklärung ein. An der bloßen Kombination Drohne - Artillerie liegt es hier also nicht. Das Problem hat nämlich noch eine Komponente, die verwendete Artilleriemunition. Wenn man wie die Russen primär ungelenkte konventionelle Artilleriegranaten mit Aufschlagzünder verwendet, benötigt man immens viel mehr Munition für den gleichen Effekt, selbst wenn man Drohnen zur Korrektur des Feuers einsetzt.

Würden die Russen Streumunition mit Luftzünder und endphasengelenkte Geschosse einsetzen, sähe die Lage ganz anders aus.

Spezielle beim Berg-Karabach-Konflikt waren im weiteren darüber hinaus azerbeidschanische Sondereinheiten außergewöhnlich erfolgreich, und zwar vor allem durch Infiltration. Die tiefe Infiltration feindlichen Gebietes mit echter leichter Infanterie ist einem Westen weitgehend vergessene Kunst, wurde aber von den Azeris ziemlich meisterhaft durchgeführt.
@hunter1
Zitat:Bezogen auf die Ukraine: Da deren mittlere/hohe Luftabwehr inzwischen weitgehend neutralisiert ist [...]
Da bin ich am hadern. Ich bin mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher, inwieweit die ukrainische Abwehr angeschlagen ist oder nicht. In der Anfangsphase des Krieges verhielt sich die russische Luftwaffe recht zurückhaltend und verlor dennoch einiges an Gerät. Mittlerweile fliegen die Russen verstärkt frontnahe Unterstützung (CAS), allerdings gibt es derzeit auch wieder Verluste - die allerdings nicht mehr so publikumswirksam bekannt gegeben werden. Alleine in den letzten drei Wochen ging vermutlich ein halbes Dutzend Su-25 verloren. Was aber wiederum auch bezeichnend ist, denn diese Maschine ist ein Erdkämpfer, er muss also eher dicht ran den Gegner, und da treten auch wiederum logischerweise Verluste auf. Und die meisten Verluste sollen auch MANPADS geschuldet sein, so dass deine These wiederum zutreffen könnte, allerdings reden wir eben nur von einem frontnahen Bereich...

Schneemann
Über die Gestaltung der Landschaft - im vorliegenden Beispiel durch das klassische Öffnen von Dämmen und Überflutungen:

https://mwi.usma.edu/waterworld-how-ukra...save-kyiv/

Schlacht um Kiew Teil 1:

https://mwi.usma.edu/studying-the-battle...iv-part-1/

Orts- und Häuserkampf in der Ukraine:

https://mwi.usma.edu/the-school-of-stree...m-ukraine/
Tschechische Schlußfolgerungen aus dem Ukraine-Krieg:

https://www.czdefence.com/article/why-we...om-ukraine

https://www.czdefence.com/article/tank-l...om-ukraine

Zitat:Conclusion

In conclusion, the fighting in Ukraine, as well as other contemporary military conflicts, has clearly demonstrated that tanks are not a relic of the past and do not belong to the old iron. On the contrary, it has been shown that tanks still have their purpose and are irreplaceable on today's battlefield. Tanks as a type of combat equipment will therefore continue to serve. The various armies will continually modernise their tank units and new tanks will continue to be produced in batches of thousands. The experience from Ukraine clearly shows that tank battles can take place dangerously close to the Czech Republic, and it is therefore necessary to have a ready response to this situation. It is thus a logical step that the tank troops of the Czech Armed Forces are finally being modernised.
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