26.03.2025, 20:31
Werter Pogu:
Vorab: Finnland verfolgt eine Strategie des totalen Krieges von der ersten Sekunde des Krieges an. Sie nennen es zwar nicht so, sondern totale Verteidigung u.ä. aber schlussendlich ist es totaler Krieg auf dem ihnen möglichen maximalen Niveau. Das hat weitreichende Folgen. Beispielsweise gibt es keine vom Friedensbetrieb abweichenden Führungsstrukturen, sondern alle zivilen Ministerien usw. halten entsprechende Strukturen vor, so dass sich im Kriegsfall rein gar nichts ändert im Vergleich zum Friedensbetrieb. Die exakt gleichen Strukturen sind vollumfänglich kriegsfähig. Das hat den interessanten Nebeneffekt dass es in Finnland beispielsweise keine dezidierten Stellen für den Katastrophenschutz gibt, weil alle normalen zivilen Strukturen dafür gleichermaßen gerüstet sind.
Entsprechend kann eine Finnland eine auf seinen Kriegsraum hochspezialisierte Streitmacht aufstellen, die weit weit über der Größe der Bevölkerung und den eigentlichen Möglichkeiten des Landes steht. Finnland hat eine Armeestruktur für aktuell "nur" 280.000 Mann im Kriegsfall, aber in Wahrheit könnte man dazu noch bis zu 900.000 Mann Reserven aktivieren. Bei einer Bevölkerung von nur 5,58 Millionen Menschen. Das ist extrem. Ebenso extrem ist die Bereitschaft der Bevölkerung zum Krieg. Finnland gehört zu den Ländern mit der höchsten Wehrbereitschaft weltweit, was um so erstaunlicher ist wenn man sich überlegt wie lange Finnland im Frieden lebt und es keinen Krieg gab. Trotzdem ist die finnische Bevölkerung eine der am extremsten zum Krieg bereiten weltweit. Entsprechend wurde die allgemeine Wehrpflicht dort nie aufgegeben und hat Finnland immer noch uneingeschränkt eine Kultur der allgemeinen Wehrpflicht.
Die Finnen versuchen nun in der Erkenntnis, dass sie materiell wie vom Personal her den Russen unterlegen sind jeden nur denkbaren Vorteil zu explorieren und insbesondere versuchen sie das Problem der gegenseitigen Aufhebung zu umgehen. Das heißt sie versuchen immer Systeme, Einrichtungen und Prozesse auszubauen die zum einen ignoriert werden, und die zum anderen keinen wirklichen Gegenpart finden. Das reicht von der Weitverwendung von AP-Minen und Streumunition über die Weiterverwendung von kabelgebundener Kommunikation auch und insbesondere bei Kampftruppen an der Front bis hin zu arkanen Vorteilen wie gigantischen Bunkersystemen und einer schier unfassbaren Zahl an Artillerie und insbesondere Mörsern.
Wer weiß beispielsweise schon, dass es unter Helsinki Bunkeranlagen gibt, in denen man bis zu 900.000 Menschen unterbringen kann, wobei Helsinki selbst gerade mal 657.000 Einwohner hat ?! Das es dort Bunker gibt, in welchen bis zu 6000 Mann untergebracht werden können ?!
In jedem Aspekt versucht die finnische Armee weit über ihrer Größe Kampfkraft herzustellen, auf eine Defensive, den Gegner nicht aktiv offensiv bedrohende Weise, und immer so, dass der Gegner heillos unterschätzt was er hier gegenüber steht, und insbesondere so, dass man die gegenseitige Aufhebung umgeht.
Die finnische strategische Doktrin ist es nun, in bestimmten Gebieten dem Gegner gleich zu Beginn des Kriegs horrende Verluste beizubringen und diese Gebiete unter allen Umständen zu halten (beispielsweise den Raum um Helsinki) während man in anderen Landesteilen die Fläche und die gering besiedelten Areale dazu benutzt, den Gegner in diese hinein zu ziehen, hierbei Territorium gegen Blut zu tauschen und aus dieser Kombination heraus den Gegner in die entsprechenden "leeren" Gebiete hinein zu ziehen, in welchen sie dann untergehen.
Das primäre Ziel dieser Strategie ist zudem vor allem anderen die Abschreckung. Man will als Gegner erscheinen, bei welchem Kosten und Nutzen in keinerlei vertretbaren Verhältnis mehr stehen, und daraus folgend jeden feindlichen Angriff abschrecken. Dazu nutzt man im weiteren jeden nur denkbaren und noch so kleinen Vorteil den man generieren kann, immer im Verbund mit der extremen Landschaft (Sümpfe, Seen usw) und dem extremen Klima. Interessant in diesem Klima ist der Dreiklang von extrem leistungsfähigen Sondereinheiten welche auch hinter feindlichen Linien einfach uneingeschränkt weiter kämpfen, hochmobilen Kampfverbänden welche den Gegner in der Verzögerung hinter sich her ziehen und in Kombination mit dem bis zum äußersten getriebenen Widerstand an bestimmten festen Plätzen diesen in die von den Finnen vorgesehenen Areale lenken (also von den Widerstandsfestungen weg in leeres schwieriges Gelände) und von vielen lokalen milizartigen Verteidigungseinheiten, welche den Gegner in der gesamten Tiefe seines Vordringens in endlose Kleinkämpfe verwickeln.
Darüber hinaus will man aus herausragend gut getarnten Positionen heraus den Gegner mit immenser Feuerkraft der eigenen Artillerie eindecken, so dass dieser bereits in der Auftaktschlacht dadurch nicht mehr einholbare Verluste erleidet. Man hat sich hierbei bewusst für die Artillerie entschieden, da man in der Luft aus finanziellen Gründen keine ausreichende Feuerkraft aufstellen kann. Dem folgend hat Finnland heute praktisch gesehen die stärkste Artillerie in Europa (mindestens 400 Artilleriegeschütze, mindestens 400 schwere Mörser, mehr als 100 Raketenartillerie, mindestens 1200 sonstige Mörser, und dazu mehr als 1100 FlaK !) und die Finnen halten dafür immense Mengen an Munition vor. Bemerkenswert in diesem Kontext ist die Beschaffung von nicht weniger als 64 Kampfflugzeugen des Typs F-35A und die Beschaffung des israelischen Davids Sling Systems und dass man die extreme Anzahl an FlaK aufrecht erhält (was sich insbesondere im Drohnenkrieg extrem auszahlen wird).
Darüber hinaus haben in Finnland andere Organisationen weiterhin Kombattantenstatus, insbesondere der Grenzschutz, welcher im Kriegsfall in die Streitkräfte eingereiht wird und entsprechend ausgebildet und ausgerüstet ist. Passend zu diesem extremen defensiven Konzept hat Finnland keine Panzertruppe. Kampfpanzer sind hier ein Teil der Infanterie und die Bodenstreitkräfte unterteilen sich daher in folgende Truppengattungen: Infanterie, Artillerie, Luftraumverteidigung, Pioniere, Fernmelder und Logistik. Wie man sieht sind die gesamten Streitkräfte sehr spezifisch für die Landesverteidigung aufgestellt worden und explizit darauf spezialisiert worden. Aber nicht nur die Streitkräfte, sondern praktisch alle staatlichen Strukturen.
Zitat:Inwieweit, wodurch und womit kann die finnische Armee eine solche Doktrin in einem militärischen Konflikt tatsächlich ausrollen?
Vorab: Finnland verfolgt eine Strategie des totalen Krieges von der ersten Sekunde des Krieges an. Sie nennen es zwar nicht so, sondern totale Verteidigung u.ä. aber schlussendlich ist es totaler Krieg auf dem ihnen möglichen maximalen Niveau. Das hat weitreichende Folgen. Beispielsweise gibt es keine vom Friedensbetrieb abweichenden Führungsstrukturen, sondern alle zivilen Ministerien usw. halten entsprechende Strukturen vor, so dass sich im Kriegsfall rein gar nichts ändert im Vergleich zum Friedensbetrieb. Die exakt gleichen Strukturen sind vollumfänglich kriegsfähig. Das hat den interessanten Nebeneffekt dass es in Finnland beispielsweise keine dezidierten Stellen für den Katastrophenschutz gibt, weil alle normalen zivilen Strukturen dafür gleichermaßen gerüstet sind.
Entsprechend kann eine Finnland eine auf seinen Kriegsraum hochspezialisierte Streitmacht aufstellen, die weit weit über der Größe der Bevölkerung und den eigentlichen Möglichkeiten des Landes steht. Finnland hat eine Armeestruktur für aktuell "nur" 280.000 Mann im Kriegsfall, aber in Wahrheit könnte man dazu noch bis zu 900.000 Mann Reserven aktivieren. Bei einer Bevölkerung von nur 5,58 Millionen Menschen. Das ist extrem. Ebenso extrem ist die Bereitschaft der Bevölkerung zum Krieg. Finnland gehört zu den Ländern mit der höchsten Wehrbereitschaft weltweit, was um so erstaunlicher ist wenn man sich überlegt wie lange Finnland im Frieden lebt und es keinen Krieg gab. Trotzdem ist die finnische Bevölkerung eine der am extremsten zum Krieg bereiten weltweit. Entsprechend wurde die allgemeine Wehrpflicht dort nie aufgegeben und hat Finnland immer noch uneingeschränkt eine Kultur der allgemeinen Wehrpflicht.
Die Finnen versuchen nun in der Erkenntnis, dass sie materiell wie vom Personal her den Russen unterlegen sind jeden nur denkbaren Vorteil zu explorieren und insbesondere versuchen sie das Problem der gegenseitigen Aufhebung zu umgehen. Das heißt sie versuchen immer Systeme, Einrichtungen und Prozesse auszubauen die zum einen ignoriert werden, und die zum anderen keinen wirklichen Gegenpart finden. Das reicht von der Weitverwendung von AP-Minen und Streumunition über die Weiterverwendung von kabelgebundener Kommunikation auch und insbesondere bei Kampftruppen an der Front bis hin zu arkanen Vorteilen wie gigantischen Bunkersystemen und einer schier unfassbaren Zahl an Artillerie und insbesondere Mörsern.
Wer weiß beispielsweise schon, dass es unter Helsinki Bunkeranlagen gibt, in denen man bis zu 900.000 Menschen unterbringen kann, wobei Helsinki selbst gerade mal 657.000 Einwohner hat ?! Das es dort Bunker gibt, in welchen bis zu 6000 Mann untergebracht werden können ?!
In jedem Aspekt versucht die finnische Armee weit über ihrer Größe Kampfkraft herzustellen, auf eine Defensive, den Gegner nicht aktiv offensiv bedrohende Weise, und immer so, dass der Gegner heillos unterschätzt was er hier gegenüber steht, und insbesondere so, dass man die gegenseitige Aufhebung umgeht.
Die finnische strategische Doktrin ist es nun, in bestimmten Gebieten dem Gegner gleich zu Beginn des Kriegs horrende Verluste beizubringen und diese Gebiete unter allen Umständen zu halten (beispielsweise den Raum um Helsinki) während man in anderen Landesteilen die Fläche und die gering besiedelten Areale dazu benutzt, den Gegner in diese hinein zu ziehen, hierbei Territorium gegen Blut zu tauschen und aus dieser Kombination heraus den Gegner in die entsprechenden "leeren" Gebiete hinein zu ziehen, in welchen sie dann untergehen.
Das primäre Ziel dieser Strategie ist zudem vor allem anderen die Abschreckung. Man will als Gegner erscheinen, bei welchem Kosten und Nutzen in keinerlei vertretbaren Verhältnis mehr stehen, und daraus folgend jeden feindlichen Angriff abschrecken. Dazu nutzt man im weiteren jeden nur denkbaren und noch so kleinen Vorteil den man generieren kann, immer im Verbund mit der extremen Landschaft (Sümpfe, Seen usw) und dem extremen Klima. Interessant in diesem Klima ist der Dreiklang von extrem leistungsfähigen Sondereinheiten welche auch hinter feindlichen Linien einfach uneingeschränkt weiter kämpfen, hochmobilen Kampfverbänden welche den Gegner in der Verzögerung hinter sich her ziehen und in Kombination mit dem bis zum äußersten getriebenen Widerstand an bestimmten festen Plätzen diesen in die von den Finnen vorgesehenen Areale lenken (also von den Widerstandsfestungen weg in leeres schwieriges Gelände) und von vielen lokalen milizartigen Verteidigungseinheiten, welche den Gegner in der gesamten Tiefe seines Vordringens in endlose Kleinkämpfe verwickeln.
Darüber hinaus will man aus herausragend gut getarnten Positionen heraus den Gegner mit immenser Feuerkraft der eigenen Artillerie eindecken, so dass dieser bereits in der Auftaktschlacht dadurch nicht mehr einholbare Verluste erleidet. Man hat sich hierbei bewusst für die Artillerie entschieden, da man in der Luft aus finanziellen Gründen keine ausreichende Feuerkraft aufstellen kann. Dem folgend hat Finnland heute praktisch gesehen die stärkste Artillerie in Europa (mindestens 400 Artilleriegeschütze, mindestens 400 schwere Mörser, mehr als 100 Raketenartillerie, mindestens 1200 sonstige Mörser, und dazu mehr als 1100 FlaK !) und die Finnen halten dafür immense Mengen an Munition vor. Bemerkenswert in diesem Kontext ist die Beschaffung von nicht weniger als 64 Kampfflugzeugen des Typs F-35A und die Beschaffung des israelischen Davids Sling Systems und dass man die extreme Anzahl an FlaK aufrecht erhält (was sich insbesondere im Drohnenkrieg extrem auszahlen wird).
Darüber hinaus haben in Finnland andere Organisationen weiterhin Kombattantenstatus, insbesondere der Grenzschutz, welcher im Kriegsfall in die Streitkräfte eingereiht wird und entsprechend ausgebildet und ausgerüstet ist. Passend zu diesem extremen defensiven Konzept hat Finnland keine Panzertruppe. Kampfpanzer sind hier ein Teil der Infanterie und die Bodenstreitkräfte unterteilen sich daher in folgende Truppengattungen: Infanterie, Artillerie, Luftraumverteidigung, Pioniere, Fernmelder und Logistik. Wie man sieht sind die gesamten Streitkräfte sehr spezifisch für die Landesverteidigung aufgestellt worden und explizit darauf spezialisiert worden. Aber nicht nur die Streitkräfte, sondern praktisch alle staatlichen Strukturen.