Forum-Sicherheitspolitik

Normale Version: Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg
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Einige Ausführungen zu Erfahrungen wie man die russischen Streitkräfte bekämpfen könnte:

https://www.globsec.org/sites/default/fi...%20web.pdf

Hab es selbst noch nicht studieren können, eine Auswertung erfolgt morgen.
Die Ausführungen insbesondere zu Total Defense und der Logistik sind sehr aufschlussreich (der Teil zu netzwerkzentrierter Kriegführung, Drohnen, Opsec & Propaganda ist recht floskelhaft geraten), allerdings stellt sich mir persönlich die Frage, inwiefern der starke pro-ukrainische Bias der Autoren (der prinzipiell alles andere als verkehrt ist) einer unvoreingenommenen Analyse im Wege steht. Taugen Konzepte, die mitunter aus sehr spezifischen Umständen geboren wurden, als generelles Ideal für NATO-Streitkräfte?

Ein paar Stellen, bei denen ich stutzig geworden bin:
Zitat:This often entails defense operations almost like from military textbooks: The Ukrainian defenders
observe approaching Russian columns very closely, even from great distances, harnessing a variety of effective tools, from satellite images to cell phone videos to drone video feeds. Ukrainian defenders define a precise kill zone and then patiently allow Russian advance forces to pass. They wait with nerves of steel until the main enemy forces arrive in mass in the kill zone and then engage them with precise artillery strikes until annihilation. The Ukrainian artillery then quickly changes positions. The process of mobile defense starts all over again.
Wird dieses Prinzip der mobilen Verteidigung aktuell noch praktiziert? Ich habe den Eindruck, dass solche Taktiken zu Beginn des Krieges zum Einsatz kamen, man mittlerweile allerdings zu einem weitgehend statischen Stellungskrieg übergegangen ist.

Zitat:Against this backdrop, the successes of the Ukrainian mobile defense and shaping operations should be a catalyst for NATO forces to put heightened emphasis on medium and light forces with different equipment and operational principles in addition to heavy forces. These include wheeled tanks, wheeled infantry fighting vehicles, and wheeled artillery with lighter weights, higher speeds, and longer ranges.
Das klingt wie ein Plädoyer für diese seltsamen Mittleren Kräfte. Aber wären solche Einheiten in Osteuropa – gerade was taktische Mobilität betrifft – mechanisierten Kräften auf Kette nicht deutlich unterlegen? Die Autoren verweisen darauf, dass es wenige ausreichend tragfähige Brücken geben wird, aber würde nicht auch ein Boxer mit seinen 38t zahlreiche Brückenpioniere erfordern?

Zitat:Even without armored vehicles and strong mechanized forces, it is possible for small, well-trained, and highly mobile units to achieve critically importantly military results at comparatively low cost. [...] For force structures within NATO, this could mean reintegrating light infantry battalions or companies with capabilities for highly mobile, asymmetric combat into mechanized brigades in the future.
Wäre es nicht sinnvoller, diese ultraleichten Jagdkampf-Einheiten in separaten Brigaden statt innerhalb von Panzerbrigaden vorzuhalten? Sinnvollerweise sollten sie in meinen Augen so unabhängig wie möglich von mechanisierten Kräften kämpfen, die eine deutlich größere Signatur und geringere Querfeldeinbeweglichkeit aufweisen.


Etwas schade ist es, dass die Autoren ausschließlich auf die Landkriegsführung eingehen, dabei sind ja gerade für die NATO auch die Lektionen aus dem Ukrainekrieg für See- und Luftstreitkräfte relevant. Zum Beispiel beschreiben sie mit "Slice and Starve" eine Taktik, für welche die Luftwaffe prädestiniert ist. Letztendlich handelt es sich ja um nichts anderes als Abriegelung aus der Luft/Air Interdiction:

Zitat:Even in attack mode, Ukrainian forces, if feasible, avoid attacking Russian combat forces but constantly engage railroad bridgeheads, ammunition depots, fuel depots, ammunition and fuel transports, intermediate storage facilities, troop shelters, command posts, command, and communications facilities.

Ukraine, consequently, has consistently pursued a “slice and starve” tactic out of the ongoing shaping of the battlefield. This strategy has contributed to Russian combat troops exhausting their fuel and ammunition.

Trotzdem freut es mich, dass es mittlerweile auch aus dem deutschsprachigen Raum ausführliche Papers wie dieses über die militärischen Aspekte gibt.
Das Dokument erwähnt die Luftstreitkräfte als Herzstück unseres Verteidigungsansatzes mit keinem Wort. Ein Kunststück.

Der Krieg wie er in der Ukraine geführt werden muss ähnelt in keiner Weise dem Krieg wie ihn die Nato gegen Russland führen würde. Das Dokument berücksichtigt diesen entscheidenden Faktor nicht im Ansatz und öffnet damit Fehlschlüssen Tür und Tor.
Nightwatch:

Bin exakt der gleichen Ansicht.

Nicht_Peter:

Zitat:Wird dieses Prinzip der mobilen Verteidigung aktuell noch praktiziert? Ich habe den Eindruck, dass solche Taktiken zu Beginn des Krieges zum Einsatz kamen, man mittlerweile allerdings zu einem weitgehend statischen Stellungskrieg übergegangen ist.

Exakt so ist es. Dass ist eben nicht die aktuelle Vorgehensweise, sondern die aus der Not geborene Raumverteidigung der Anfangszeit im Norden (im Osten war auch bei Beginn des Krieges das Kriegsbild ein ganz anderes). Manche hier im Forum bestreiten ja, dass die Ukrainer ein Konzept der Raumverteidigung gehabt hätten, aber unabhängig von der Frage etwaiger Planungen dafür war das Kriegsbild exakt dies. Es ergab sich von selbst aufgrund der Umstände und war schlussendlich erfolgreich.

Was gut an dieser Stelle ist, ist die Betonung der Artillerie. Denn auch in der Anfangsphase des Krieges war die Rolle der ukrainischen Artillerie immens viel größer als dies kommuniziert wurde.

Zitat:Das klingt wie ein Plädoyer für diese seltsamen Mittleren Kräfte. Aber wären solche Einheiten in Osteuropa – gerade was taktische Mobilität betrifft – mechanisierten Kräften auf Kette nicht deutlich unterlegen? Die Autoren verweisen darauf, dass es wenige ausreichend tragfähige Brücken geben wird, aber würde nicht auch ein Boxer mit seinen 38t zahlreiche Brückenpioniere erfordern?

Und tatsächlich würden Mittlere Kräfte in Osteuropa auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen, waren es eben nicht mittlere Einheiten welche den Ukrainern zum Erfolg verholfen haben und ja, die Frage der Flüsse und größeren Bäche mit Böschungen usw wäre eine erhebliche, genau so wie die Straßengebundenheit der schwereren Radpanzer welche die Böden in dieser Gegend sehr oft nicht tragen würden.

Zitat:
Zitat:For force structures within NATO, this could mean reintegrating light infantry battalions or companies with capabilities for highly mobile, asymmetric combat into mechanized brigades in the future.
Wäre es nicht sinnvoller, diese ultraleichten Jagdkampf-Einheiten in separaten Brigaden statt innerhalb von Panzerbrigaden vorzuhalten? Sinnvollerweise sollten sie in meinen Augen so unabhängig wie möglich von mechanisierten Kräften kämpfen, die eine deutlich größere Signatur und geringere Querfeldeinbeweglichkeit aufweisen.

Meiner Meinung nach sollte man beides tun. Man sollte entsprechende leichte Einheiten sowohl innerhalb der mechanisierten Verbände vorhalten, als auch zusätzlich in seperarten Großkampfverbänden, hier würde sich insbesondere eine Regiments-Struktur anbieten. Die Doktrin wäre dann auch jeweils unterschiedlich. Die seperaten Verbände würden weniger den mechanisierten Einheiten zuarbeiten, als vielmehr "ihren" (Regimentssystem) jeweiligen Raum verteidigen, von der Übernahme von Objektschutzaufgaben um damit reguläre Armeeinheiten zu entlasten über den aktiven Kampf (den sie explizit gar nicht gewinnen sollen!) beim Vordringen feindlicher Kräfte bis hin zum Übergang zum Guerillakrieg gegen diese und deren Versorgungslinien / rückwärtigen Dienste und schließlich bis ihn zu bloßen Aufklärungsdiensten hinter feindlichen Linien. Alles im gleichen Raum durch die gleiche Einheit. Demgegenüber hätten die leichten Kräfte in den mechanisierten Großkampfverbänden eine andere Aufgabe. Sie müsste man eher als Sondereinheiten verstehen, und auch entsprechend erweitert befähigen.
Mal ein wenig Material zum Lesen und Hören:

Russlands technologische Antworten auf die Herausforderungen der Kriegsführung im Urbanen Raum:

https://mwi.usma.edu/russias-military-te...n-warfare/

Über den Einsatz von Drohnen in der Ukraine:

https://warontherocks.com/2023/02/winnin...perations/

https://mwi.usma.edu/learning-on-the-fly...inian-war/

Über die Verwaltung des Risikos beim Einsatz von Spezialeinheiten:

https://warontherocks.com/2023/02/managi...perations/

Gerade die Unterschiede zwischen westlichen und ukrainischen Sondereinheiten sollten einem zu denken geben, was die Aufstellung, Zusammensetzung, Ausbildung, Ausrüstung und auch den Einsatz von Sondereinheiten in westlichen TM Streitkräften angeht.
Eine tschechische Perspektive:

Zitat:Lessons learned from the deployment of air defence in Ukraine

One of the main lessons from the Ukrainian battlefield is the need to build effective and layered air defence (AD) against aerial threats such as small drones or stand-off munitions, among others.

Zitat:In the face of continuing waves of missile and stand-off munitions attacks, the ability to provide - produce or otherwise procure - sufficient munitions is a fundamental starting point for the construction of an AD.

Munitionsmangel und die Alternativen:

Zitat:A possible solution to the shortage of munitions and to complement 'conventional' air defence assets could be the introduction of new technologies such as lasers or microwave assets. Such devices are already being tested by our allies and will be experimentally deployed in the near future. Both lasers and microwaves can be a cheap, but at the same time quite effective means against small types of stand-off munitions or commercially available drones used for reconnaissance and combat purposes by both the Ukrainian and Russian militaries. The advantage of both microwave assets and lasers is the fact that they can be relatively easily mounted on both tracked and wheeled chassis, greatly increasing their mobility.

Mobilität:

Zitat:Mobility is another important aspect of short-range air defence development. At present, however, the mobility of Czech air defence forces is severely limited. In Ukraine, it can be seen that the highly mobile tracked barrelled air defence vehicles used against Russian wait-and-see munitions have been a great success in recent months. It is mobile air defence assets (missile, barrel and those equipped with modern technologies) that can in the future provide support and protection to both manoeuvring troops and, for example, artillery behind the front line.

Fliegerfäuste:

Zitat:A major issue, particularly in the early weeks and months of the war in Ukraine, was MANPAD missiles.

Integration von bodengestützter und luftgestützter Luftraumverteidigung in nur einem einzigen gemeinsamen Verband:

Zitat:In terms of the already mentioned interconnection, the question of the use of supersonic machines is then raised........the need for unification so that supersonic aircraft and ground-based air defence assets can communicate seamlessly with each other must be appealed for.

Man steht allein:

Zitat:Unfortunately, we cannot rely on allies in this matter and it is necessary for each state to have its own functional state and military air defence system ready to deploy and protect combatant units.
Stücke zum Anhören:

https://irregularwarfare.org/podcasts/wa...-conflict/

WAR TRANSFORMED: HOW EMERGING TECHNOLOGIES ARE CHANGING HUMAN CONFLICT


https://podcasts.apple.com/us/podcast/sh...0603481022

The Russo-Ukrainian Race For Adaptability Under Fire


Gerade die Anpassungsfähigkeit, und dabei vor allem anderen die Geschwindigkeit in der Anpassung halte ich für eine der wesentlichsten Fähigkeiten moderner Streitkräfte überhaupt. Der moderne Krieg ist ein einziges Rennen hin zur Geschwindigkeit, nirgends aber ist dies meiner Meinung nach wesentlicher als in der Frage der Anpassung. Und genau dies, eine möglichst hohe Anpassungsfähigkeit läuft meiner Ansicht nach der Mehrheit der Charaktere und psychologischen Typen bei einer Friedensarmee wie der Bundeswehr völlig entgegen. Wir sind also schon aus psychologischen Gründen und aus Gründen der inneren Verfasstheit und der "militärischen" Kultur innerhalb der Bundeswehr hier im Nachteil, wir sind weder Anpassungsfähig genug, noch sind wir schnell genug darin uns anzupassen.
Wie will man eine durchhierarchisierte und -bürokratisierte Großinstitution dementsprechend anpassen?

Oder noch ein Denkschritt zurück ... wozu sollte man das überhaupt? Welche Motivation gibt es dazu?

Welche Funktionen hat die Bundeswehr? Arbeitgeber? Karrierevehikel? Verpflichtungserfüllung hinsichtlich Nato/Außenpolitik im Stellen von Kontingenten? Auftragsbeschaffung für die Industrie?

Braucht es für diese Funktionen eine höhere Anpassungsfähigkeit, so dass ein Interesse daran besteht, an der Gegebenheiten etwas zu ändern?

Ich frage das jetzt ernsthaft. Gibt es dort Stellen mit ausreichenden Möglichkeiten etwas zu verändern, die daran ein Interesse hätten?
Meiner rein privaten Ansicht nach nein, weil ich die Generalskaste an sich für das primäre Problem der Bundeswehr halte.
Ein interessanter Aspekt im aktuellen Krieg ist, dass immer mehr und mehr Systeme die eigentlich für den direkten Schuss gedacht sind artilleristisch eingesetzt werden. Das reich von Kampfpanzern (inzwischen dort schon Standard die mehr als Feldartillerie im indirekten Bogenfeuer zu verwenden denn als Kampfpanzer in unserem Sinne) über MG (wie im Ersten Weltkrieg wird dort immer mehr mit MG von Lafette im Bogenfeuer geschossen - und inzwishen auch immer mehr mit Maschinenkanonen:

https://twitter.com/Teoyaomiquu/status/1...4004145152

Maschinenkanonen so zu verwenden ist etwas, was ich ja bekanntermaßen schon seit sehr langer Zeit propagiere, und dass man entsprechend Maschinenkanonen beschaffen sollte, die vom Kaliber her besonders dafür geeignet sind und insbesondere auch Munition die für eine solche artilleristische Wirkung besonders geeignet ist.

Die Munition von MK spezifisch so zu konstruieren, dass sie artilleristisch eine bessere Wirkung zeigt wäre meiner Meinung nach eine höchst einfache, und sehr wirkungsvolle Kampfwertsteigerung.

Möglichst viele Systeme im Steilfeuer einsetzen zu können, was oft bloß eine Frage der Elevation und der Fähigkeiten der Einheiten ist, ermöglicht es, dass andere Einheiten die keine Sichtlinie auf das Kampfgeschehen haben Unterstützungsfeuer leisten.

Nehmen wir beispielsweise mal an, eine Panzerkompanie würde in eine Duell-Situation geraten. Wenn nun weitere Panzerkompanien an anderer Stelle und auch mehrere Kompanien eines Panzergrenadier-Bataillons mit ihren MK im Steilfeuer an diesem Kampf teilnehmen können, steigt auf der Stelle die vor Ort gegen den Feind einsetzbare Feuerkraft immens an, und dass unabhängig von der Frage ob man Artillerie oder LNU (CAS) anfordern kann oder nicht - oder diese zusätzlich zur Wirkung kommen oder nicht.
Noch ein amüsantes Fundstück:

Russen wie Ukrainer versehen ihre Artillerie in Stellungen immer wieder mal mit Anti-Drohnen Netzen gegen feindliche Kamikaze Drohnen. Ein Beispiel:

https://vk.com/milinfolive?w=wall-123538...9_00%2Frev

Dabei werden auch die Ausweichstellungen in welche die Artillerie nach ein paar Schüssen abzieht schon vorher mit solchen Netzen versehen, entsprechend die "Schwingtüren" damit die Haubitze in den Netzkäfig ohne Verzögerung ein- und ausfahren kann.

Das führt mich zu der Frage, ob man nicht Tarnnetze welche zugleich die Thermalsignatur abtarnen so gestalten könnte, dass sie zugleich zur Abwehr von zielsuchender Munition / Kamikaze Drohnen geeignet sind und man die Grundidee, Stellungen bereits im Vorab mit solchen Netzen zu versehen (gleichzeitig gute Täusch-stellungen wenn gerade keine Ari drin steht, mehr Ziele für den Gegner, etc)

Und wie man eine solche Fähigkeit in eine Artillerieeinheit hinein bringt, weil der Aufbau solcher Stellungen für die Artilleristen selbst ja nicht stemmbar ist. Entsprechend könnte eine dezidierte kleine Pioniereinheit in einem Artillerie-Bataillon eingezogen werden - speziell für den Stellungsaufbau und die Abtarnung der Artillerie, um die Artilleristen davon zu entlasten. Diese würde dann auch entsprechend solche Thermaltarnnetze welche einen bedingten Schutz auch gegen Beschuss durch bestimmte Effektoren bieten mitführen und auf- und abbauen.
Über die Zukunft der mechanisierten Kriegsführung:

https://mwi.usma.edu/an-unerring-sense-o...d-warfare/

Spezifisch über den Zusammenhang zwischen Drohnenkriegsführung und zukünftigen Panzerfahrzeugen und den Verbund derselben.

Zitat:Militaries should modernize their R&S and armored formations with antidrone technology. The technology could include systems such as L3Harris’s VAMPIRE (Vehicle Agnostic Modular Palletized ISR Rocket Equipment). VAMPIRE is a rocket launcher designed to locate, track, and destroy armed reconnaissance drones. Its system is small and can fit in the truck bed of a light, wheeled military vehicle, such as a Humvee. Additional tools should include modern light, wheeled vehicles and shoulder-fired systems, such as the M1297 Ground Mobility Vehicle and DroneShield—a shoulder fired antidrone weapon. These systems will help R&S troops remain undetectable while maintaining their proficiency in counterreconnaissance missions.

Zitat:Prudent updates could include installing self-defense equipment, like the Iron Fist Light Active Protection System from General Dynamics and Rafael’s Trophy. Similar to how the C-RAM (counter–rocket, artillery, and mortar) protected US troops during contingencies in Afghanistan and Iraq, these systems provide local counterbattery fire to drone and ATGM attacks and help mitigate blind spot vulnerability.

The war in Ukraine has affirmed the assumption that unsupported armored warfare will struggle in combat due to blind spot vulnerabilities. However, the war also challenges the assumption that simply attaching infantry will solve these issues, as it has done in past conflicts. The proliferation of surveillance and attack drones makes both the tank and infantry vulnerable to aerial attack and ambush. As a result, these formations will need layers of early warning and security to achieve their objectives. Armored warfare at lower echelons will need to rely less on infantry troops and more on R&S forces. R&S troops provide the reconnaissance and counterreconnaissance capabilities necessary to thwart the advantages armed reconnaissance drones offer. By nesting R&S troops within an armored formation’s scheme of maneuver, and updating the technology and weapons used in counterreconnaissance and local defense, tank formations can retain their ability to influence battlefield conditions and remain effective in modern warfare.

Im Prinzip ist das Grundproblem also nichts neues und aus genau dem gleichen Aspekt (Beschränktheit in der Wahrnehmung) hat man ja ursprünglich die Panzergrenadiere eingeführt. Damit diese die Kampfpanzer diesbezüglich unterstützen können um die schwieriger aufzuklärende feindliche Infanterie aufzudecken.

Nun steht man heute vor dem Problem der Drohnen. Zumal diese schon in naher Zukunft in vollautonomen Schwärmen agieren werden - analog zu sich bewegenden "intelligenten" Minenfeldern, also schlussendlich Luftminen sein werden. Gleichzeitig kann man mit den immens gesteigerten Aufklärungsmöglichkeiten feindliche Infanterie immer leichter aufdecken, benötigt aber umgekehrt immer mehr Schutz gegen die feindliche Aufklärung.

Somit wird der Kampf um die Aufklärung der wesentliche Faktor, damit sich ein mechanisierter Verband offensiv durchsetzen kann. Entsprechend benötigt man komplett analog zur Einführung von Panzergrenadieren heute entsprechende Drohnen als Begleiter und andere solche Mittel und Systeme.

Sinnvollerweise legt man diese Drohnen so aus, dass sie zugleich feindliche Drohnen bekämpfen und umgekehrt zugleich Aufklärung betreiben können. Damit werden diese Drohnen entsprechend das Äquivalent früherer Panzergrenadiere, von denen man umgekehrt weniger benötigt, und wo infanteristische Aufgaben erforderlich sind, führt man dann besser Infanterie gesondert zu, während die Panzergrenadiere diese Aufgaben nur so weit wie absolut geringstmöglich notwendig wahrnehmen, um dann so schnell wie möglich wieder mit den Kampfpanzern weiter zu ziehen.

Das führt meiner Meinung nach auch dazu, dass man vermehrt in bestimmten Gelände (Stadt, Urbanes Gelände) mehr auf eine Kombination aus Kampfpanzern und Infanterie (keine Panzergrenadiere!) setzen wird, statt in diesem Gelände Panzergrenadiere die infanteristischen Aufgaben erledigen zu lassen.

Von dieser These ausgehend entsteht meiner Ansicht nach eine natürliche Aufteilung zwischen unterschiedlichen Panzertypen für Gelände wie Großstädte / Stellungssystem und für das "freie" Gelände um solche Räume herum. Entsprechend benötigt man schwere "Durchbruchs"einheiten für die Stadt, welche dort als Unterstützung für die Infanterie agieren und leichte schnelle Einheiten für das Umland, die dort die primären Träger des Kampfes sind. So kommt man wieder zurück zum schweren Panzer und zum leichten Panzer, alles nichts neues, alles Konzepte die auch schon mal da waren.

Aufgrund der immens gestiegenen Kosten für Panzerfahrzeuge stellt sich aber dann die Frage, ob die konventionellen MBT in ihrer bisherigen Auslegung eben noch geeignet sind, um die eine oder die andere, oder ihrem ursprünglichen Konzept folgend beide Aufgaben übernehmen zu können. Natürlich könnte man beispielsweise für schwere "Durchbruchs"einheiten dann als schwere Panzer die heutigen MBT verwenden, diese dann auch noch konsequenter auf diese Rolle hin weiter entwickeln (mehr Panzerung, mehr Schutzsysteme usw), was aber dann die Frage aufwirft, wer die Rolle der leichten Panzer übernehmen soll, da die "MBT" welche hier gerade zur Zeit evolutionär aus dem MBT Konzept von früher entstehen diese Rolle kaum mehr richtig ausfüllen können (zu geringe Zahl, zu hohe Kosten, zu schwere Fahrzeuge, zu großer Regieaufwand usw) Von den real hier und heute verfügbaren Fahrzeugtypen bieten sich dann insbesondere die Schützenpanzer für diese Aufgabe an, was aber dann zu einer Aufteilung führen würde, so dass die Schützenpanzer getrennt von den Kampfpanzern agieren würden, was auch nachteilig ist.

Entsprechend ist es meine These, dass man mit den aktuellen Konzepten von MBT und IFV die Anforderungen an die mechanisierte Kriegsführung der Zukunft nicht erfüllen kann. Und man entsprechend komplett neue Konzepte benötigt.

Will man nun (beispielsweise aus finanziellen Gründen) ein Einheitsfahrzeug, welches beide Aufgaben zugleich erfüllen kann, so kann dieses meiner Meinung nach nur ein Kampfschützenpanzer sein, welcher deutlich mehr auf den Kampf durch das Fahrzeug selbst spezialisiert wird, dafür aber als Transporter für die Panzergrenadiere nicht mehr so gut geeignet ist. Aber - und da schließt sich der Kreis zum Anfang meiner Ausführungen - es ist leicht möglich, dass die Panzergrenadiere eben nicht mehr in dieser Menge benötigt werden, und man an deren Stelle für infanteristische Aufgaben dezidierte Infanterieeinheiten verwendet und die Panzergrenadiere in reduzierter Menge eben nur noch jeweils kurzfristig / vorübergehend da wo es absolut notwendig ist, und nur solange bis sie von anderer Infanterie heraus gelöst werden.

Und: wenn ich statt MBT und IFV nur noch Kampfschützenpanzer verwenden würde, dann habe ich zwar pro Fahrzeug eine geringere Transportkapazität, aber insgesamt gesehen sinkt diese dann gar nicht so ab. Wenn ich mal rein theoretisch ein Panzer-Bataillon und ein Panzergrenadier-Bataillon zusammen einsetze (Klassisch), dann habe ich 88 Fahrzeuge, davon 44 als Transporter mit einer Transport-Kapazität für 264 Panzergrenadiere. Bei Verwendung eines Kampfschützenpanzers mit nur noch 4 Mann Absitzstärke, bei dem dann aber auch die Kampfkraft des Fahrzeuges größer ist als bei einem IFV, komme ich auf eine Absitzstärke von 352 Panzergrenadieren.

Wie man also sieht, würde die Menge der Panzergrenadiere nicht einmal sinken, und bei Ersatz beider Fahrzeugtypen durch ein Einheitsfahrzeug sogar ansteigen. Da ich diese Menge an Panzergrenadieren aber gar nicht benötige, wird damit zusätzlicher geschützter Transportraum frei, den man entweder für Verbrauchsmittel oder den geschützten Transport dieser Mittel nach vorne verwenden könnte, oder man ersetzt hier dann entsprechend einige der Panzer durch spezialisiertere Fahrzeuge - im vorliegenden Fall spezifisch durch Drohnenträger und durch Luftabwehr-Einheiten, wobei beide so ausgelegt sein sollten, dass sie insbesondere auch gegen Bodenziele eingesetzt werden.

Wenn ich (rein theoretisch , Zahl ist einfach frei aus der Luft gegriffen) für einen solchen Verband 264 Panzergrenadiere "benötige", dann reichen dafür bei der Verwendung von Kampfschützenpanzern insgesamt 66 Fahrzeuge. Womit ich 22 Fahrzeuge frei hätte für den Transport von anderen Mitteln, oder entsprechend zusätzliche Fahrzeuge zur Luftraumverteidigung und als Träger von zielsuchender Munition / Drohnen mitführen kann und zusätzlich noch entsprechende Spähpanzer mit entsprechender Sensorik.

Damit hätte ein solcher Verband dann im Vergleich zu den beiden aktuellen MBT / IFV Bataillonen eine eigene organische Luftraumverteidigung welche wesentlich leistungsfähiger wäre, eine eigene organische Aufklärung welche wesentlich leistungsfähiger wäre und er wäre sehr viel besser gegen Drohnen geschützt, könnte viel aktiver die feindliche Aufklärung selbst bekämpfen und wäre sowohl im städtischen Gebiet als auch im Umland besser für den Kampf geeignet (bspw weil beweglicher, weil besser durch die Bewaffnung auf ein solches Gelände hin ausgelegt usw) und dass bei gleicher Absitzstärke zum aktuellen Konzept.

Beschließend ist es also meine Auffassung, dass die bisherige Aufteilung von MBT und IFV durch den Ukrainekrieg belegtermaßen überkommen ist und durch ein neues Fahrzeugkonzept ersetzt werden sollte. Ein mögliches Beispiel für ein solches hoffe ich hiermit halbwegs verständlich dargelegt zu haben.
Über das Ende bisheriger konventioneller Vorstellungen von Führungs-Einheiten und deren Positionen auf dem Schlachtfeld:

https://www.armyupress.army.mil/Journals...and-Posts/

Zitat:Army Techniques Publication 6-0.5, Command Post Organization and Operations, broadly defines a command post as “a unit headquarters where the commander and staff perform their activities” and states that “the commander alone exercises command within a CP [command post] or elsewhere.”16 This statement reinforces the purpose of a command post: to “assist commanders in the exercise of mission command.”17 For those unfamiliar with the term, “mission command” is a philosophical concept in the U.S. Army that represents an approach to command and control that “empowers subordinate decision making and decentralized execution appropriate to the situation.”18 While not every nation or service views command and control the same, most view the purpose of the command post similarly, as a tool for enabling the commander’s process for understanding, visualizing, describing, directing, leading, and assessing operations. Any suitable and acceptable form of command post must achieve these criteria.

At its core, the current command-and-control dilemma reflects an imbalance in the functional requirements for command posts to be both effective and survivable.

To avoid our own Chornobaivka and provide command and control that possesses the characteristics of agility, convergence, endurance, and depth, an effective and survivable command post must exist in a nonphysical construct. We must aggregate and integrate functions, processes, and capabilities but not the people, equipment, and things that have historically been associated with delivering them.

Any casual visitor to the Army’s National Training Center these days, with a watchful eye on the Ukrainian war through their Twitter feed, can attest that U.S. Army command posts are going to struggle in that environment. While the Army may not be able to implement a revolutionary new command post structure optimized for large-scale combat operations overnight, neither is it helpless if faced with the imminent prospect of war, even against a potential adversary as capable as China. Every day, commanders can start preparing for that environment, assessing their command posts from the standpoint of conducting MDO during large-scale combat operations and with a realistic appreciation for the threat. Leaders at division level and above can help by doing more of the heavy lifting of joint integration, targeting, and other enabling processes for those at the tactical edge. At the same time, the Army must stay focused on the future. The technology is either here, or on the near horizon, to make everything discussed in this article possible.
(14.04.2023, 23:09)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Noch ein amüsantes Fundstück:

Russen wie Ukrainer versehen ihre Artillerie in Stellungen immer wieder mal mit Anti-Drohnen Netzen gegen feindliche Kamikaze Drohnen. Ein Beispiel:

https://vk.com/milinfolive?w=wall-123538...9_00%2Frev

Dabei werden auch die Ausweichstellungen in welche die Artillerie nach ein paar Schüssen abzieht schon vorher mit solchen Netzen versehen, entsprechend die "Schwingtüren" damit die Haubitze in den Netzkäfig ohne Verzögerung ein- und ausfahren kann.

Das führt mich zu der Frage, ob man nicht Tarnnetze welche zugleich die Thermalsignatur abtarnen so gestalten könnte, dass sie zugleich zur Abwehr von zielsuchender Munition / Kamikaze Drohnen geeignet sind und man die Grundidee, Stellungen bereits im Vorab mit solchen Netzen zu versehen (gleichzeitig gute Täusch-stellungen wenn gerade keine Ari drin steht, mehr Ziele für den Gegner, etc)

Und wie man eine solche Fähigkeit in eine Artillerieeinheit hinein bringt, weil der Aufbau solcher Stellungen für die Artilleristen selbst ja nicht stemmbar ist. Entsprechend könnte eine dezidierte kleine Pioniereinheit in einem Artillerie-Bataillon eingezogen werden - speziell für den Stellungsaufbau und die Abtarnung der Artillerie, um die Artilleristen davon zu entlasten. Diese würde dann auch entsprechend solche Thermaltarnnetze welche einen bedingten Schutz auch gegen Beschuss durch bestimmte Effektoren bieten mitführen und auf- und abbauen.


Das war, unabhängig von Artillerie, mein erster Gedanke , bei Videos von ukrainischen Drohnen über russischen Gräben. Zickzack zuerst, statt gerade, Schützenlöcher gedeckt gegen Drohnenabwürfe, bzw durch Netze ihrer Splitterwirkung im Schützenloch selbst, Pioniere die dies anlegen, keine 2 Tage "Ausbildungs" Sträflinge oder Drogies von der Straße gepflückt. Gleiches gilt natürlich um so mehr bei Hochwertsystemen wie Artillerie.
Stichwort Graben, Karnickel Draht und Dachlatten reicht schon, muss dann aber auch vorgehalten werden .
Wenn ich mich an den "Reibert" erinnere, schon dort wurde der Bau eines ,selbst Artillerie Volltreffers, sicheren Feldbunkers beschrieben.
Wieder Mal schlicht Ausbildung, Ausbildung, Ausbildung.
Über das Artillerie-Duell in der Ukraine, in welchem die Raketenartillerie (und dies trotz der Reichweitenbegrenzungen für die Raketen) und - für manche vielleicht etwas überraschend vor allem auch die leichte Artillerie am besten abschneidet :

https://www.forbes.com/sites/craighooper...e7e0c26f19

Zitat:To date, Ukraine has received at least 390 pieces of towed artillery and 440 self-propelled guns. NATO’s “big guns” have performed well in Ukrainian hands, but they are suffering heavy losses to Russian action.

Ukraine’s loss rates are brutal. Of the approximately 152 big M777 155mm towed howitzers that “officially” arrived in Ukraine, over a third have already been damaged or destroyed.

Russia is also hitting old-school self-propelled artillery systems—guns that can move about under their own power. Both the AHS Krab, a Polish-designed South Korean and British hybrid gun system, and America’s functional equivalent, the hard-working M-109 mobile howitzer, are getting hit rather hard, with loss rates ranging somewhere between eighteen to twenty-one percent. With over 180 delivered, at least 36 have been damaged or destroyed.

Again, imagery of successful Russian strikes suggests roughly half the destroyed mobile howitzers were caught in static firing points or had set into a pattern, operating from detectable positions.

Smaller, More Mobile Platforms Are Staying Alive:

Thus far, at least 166 105mm towed artillery pieces have arrived in Ukraine. Of the array of British L118/119s, U.S.-built M101s and M119s, along with some OTO Melara Mod 56 105mm howitzers, open-source researchers have only confirmed damage to a single 105mm gun.

This lower loss rate may reflect the smaller platform’s relative mobility as well as their proximity to the front line.

Mit einer Ausnahme:

Zitat:The French-built truck-mounted CAESAR 155mm gun has also done well in Ukraine. About 49 of these fast-moving, mobile guns are in Ukrainian service. And while the howitzers have been intensively used, they seem hard for Russia to catch. Open-source researchers have reported only two hits.

Zitat:Mobility Is Life:

Given Ukraine’s massive losses of heavy towed 155mm guns, future Ukraine aid should focus on ensuring Ukraine retains sufficient mobility assets and enough fresh gun crews to keep their precious 155mm howitzers moving around the battlefield. If open-source data reflects a real trend, understanding the difference in loss-rates between the smaller 105mm gun and the big howitzers is important.

Mobility, of course, isn’t the only answer. Going forward, fancy technology and other efforts to block and jam Russia’s array of reconnaissance attack-drones will be critical. But the basics matter. The pattens seem clear: The more Ukraine’s high-value gear moves—and the more it moves in unpredictable patterns—the harder it is for Russia to hit them.

Auf diversen Telegram Kanälen habe ich zudem immer wieder erstaunt zur Kenntnis nehmen müssen, dass die Verlustraten bei Mörsern ebenfalls vergleichsweise gering sind. Wenn man hierzu noch moderne Mörser mit gezogenen Läufen, moderne reichweitengesteigerte Munition (ACERM et al) und die höhere Mobilität der Mörser mit in die Rechnung aufnimmt, stellt sich mir die Frage, was für Systeme in Zukunft den Gros des indirekten Feuers stellen sollen.
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