(23.07.2024, 19:28)Schwabo Elite schrieb: [ -> ]Ich habe mich beim lesen automatisch gefragt, an was asiatische Seeleute auf Handelsschiffen "schuld" sein sollen, wenn sie durch ein Geschoß der religiösen Eiferer verletzt oder getötet werden.
Die Houthi haben nie zum Ziel gehabt Seeleute zu töten. Das könnten sie ja viel effektiver tun. Auch könnten sie viel mehr Schiffe versenken, statt diese nur zu beschädigen, aber das ist/war gar nicht von Interesse. Der israelische Angriff auf ausschließlich Zivilisten und ausschließlich zivile Strukturen im Jemen unterscheidet sich insofern tatsächlich nicht so sehr in seiner Qualität, schützt diese armen Seeleute jedoch auch nicht. Es bezeugt vielmehr, dass Israel nach exakt diesen ROE ebenso arbeitet. Das ist eine Feststellung. Diese Grenzen/Spielregeln habe ich nicht gemacht. Insofern seid ihr in irgendwelchen Sphären unterwegs, wenn ihr Euch darüber empört, wenn man das herausarbeitet.
Zitat:Die Spritpreise steigen jetzt im Huthi-Gebiet, ohne dass die Mineralölsteuer erhöht wird.
"Houthi" Gebiet - präziser will man es ja irgendwie nicht umreißen, ist auch egal am Ende - betrifft wahrscheinlich 2/3 - 3/4 der jemenitischen Bevölkerung. Dass 5 Öltanks einen massiven Effekt auf die landesweiten Ölpreise haben, denke ich eher nicht. Das läuft dort vorwiegend nach dem Ameisenprinzip ab, nur eben etwas dezentraler. Gegen den Jemen ist seit Jahren eine Seehandelsblockade eingerichtet worden, die von den USA und Saudi Arabien nach ihren Maßgaben durchgesetzt wird, so dass quasi jedenfalls im Effekt gar kein offizieller Seehandel stattfindet, sondern überwiegend Schmuggel.
Lime schrieb:Allerdings kann ich im zweiten Punkt nicht zustimmen. Die Houthis werden (leider) so schnell nicht einknicken, das ist eine klare Fehleinschätzung.
Die Houthi zum "Einknicken" zu bewegen, hat man schon mit wesentlich mehr Aufwand versucht. Das war selbst den Saudis am Ende zu kostspielig. Am Ende dieses Krieges standen die Houthis wesentlich stärker da, als sie zu Beginn waren, wo man ihnen 200.000 Mann und die arabischen Luftwaffen entgegen gestellt hatte.
Im Verlauf wurden verschiedenen OSINT Angaben zufolge mind. 6 F-16, 1 EF-2000, 1 F-15, ein dutzend westliche Kampfhubschrauber, hunderte westliche Panzerfahrzeuge und unzählige Drohnen zerstört. Den Besatzungen hatte man gesagt, dass diese Fahrzeuge sicher wären. Als sich herausstellte, dass das gelogen war, war die Panik noch viel größer. Viele Besatzungen haben kampflos die Fahrzeuge verlassen. Die systematische Zerstörung von bekannten Radar- und fixen SAM Stellungen, wie man das geschult nach dem klassischen Muster abarbeiten würde, hatte keinen wirklichen Effekt auf die Fähigkeit Flugzeuge und Schiffe im "Heckenschützenmodus" zu bekämpfen. Die Seeblockade hatte keinen wirklichen Effekt, um Waffenimporte effektiv zu unterbinden. Die Beschlagnahmungen waren selten mehr als die 5% die aus irgendwelchen Gründen sowieso nie ankommen. Die Bombardements von erfassten Raketenstellungen hatte auch keinen Effekt. Es sind mehr als vorher. Wenige haben dort wirklich aus Überzeugung gegen Houthis gekämpft. Die Sudanischen Söldner hatten irgendwann zunehmend keinen Bock mehr. Saudische Truppen flüchteten sobald Schüsse fielen und die UAE geführten Milizen stellten fest, dass sie andere politische Zukunftspläne bzw. Gebiete im Auge haben als die Saudis. So überwarf man sich.
Es ist einerseits militärischer Inkompetenz ihrer Feinde geschuldet, aber liegt auch daran, dass bestehende technische Vorteile westlicher Waffensysteme auf dem Schlachtfeld von Verbündeten systematisch exploriert und negiert worden sind. Im durchaus religiös motivierten Kampf der Saudis gegen schiitische Milizen, die in den letzten Kriegsmonaten saudisches Grenzgebiet kontrollierten und am Boden mitunter dominierten, ist eigentlich selten etwas "zu teuer". Der Sold in der Saudischen Armee ist ja auch nicht schlecht. Generell ist das Diesseits im Staatsdienst auszuhalten im Saudi Arabischen Staatswesen. Waffenstillstand ist da sicherlich aus Sicht des Königshauses ein noch kostspieligeres Mittel am Ende. Das war dann wohl das besagte "Einknicken". Es kam von den Saudis. Bottom Up quasi.
"Schnell" oder "bald" ist schwierig, wenn man nicht die Mittel dafür hat. Und wenn man nicht das Personal dafür hat, dann hat man auch nicht die Mittel. B-52, F-35, zivile Opfer, Spritpreise im Jemen, hin oder her.