Quintus Fabius schrieb:Werter Erich:
Wie stets wenn du Geschichte bemühst vergleichst du Äpfel mit Birnen.
Zitat:Wir unterstützen einen Teil der afghanischen Gesellschaft (noch dazu einen sehr korrupten) gegen einen anderen Teil.
In Afghanistan herrscht schon seit jeher immer nur ein Teil der Gesellschaft. Die Herrschaft nur eines Teils der Gesellschaft ist die natürliche Ordnung in Afghanistan.
Diese Ordnung ergibt sich zwingend aus der sozialkulturellen und ethnischen Spaltung des Landes. ...
@ Quintus:
Du widersprichst mir um mich dann im nächsten Satz zu bestätigen.
Wenn Du schreibst:
"In Afghanistan herrscht schon seit jeher immer nur ein Teil der Gesellschaft. Die Herrschaft nur eines Teils der Gesellschaft ist die natürliche Ordnung in Afghanistan." dann ist das jedenfalls keine Differenz zu meiner Aussage:
"Wir unterstützen einen Teil der afghanischen Gesellschaft .... gegen einen anderen Teil."
Und dass die von uns unterstütze Clique korrupt ist, wirst Du auch nicht bestreiten. Das wäre im Übrigen immer so in Afghanistan.
Unser Problem ist, dass wir Partei ergreifen, für einen Teil der Gesellschaft und gegen einen anderen Teil der Gesellschaft - der dann natürlich auch uns als Gegner sieht.
Quintus Fabius schrieb:Zitat:Die Taliban sind Teil der afghanischen Gesellschaft (was Al-Quaida mit Bin Laden nie war).
Falsch.
Die Taliban sind Teil der Paschtunischen Gesellschaft nicht der Afghanischen Gesellschaft.
.....
Werter Quintus, jetzt wirst Du abstrus. Möchtest Du wirklich behaupten, die Paschtunen seien nicht Teil der afghanischen Gesellschaft?
Oder möchtest Du tatsächlich behaupten, die unterschiedlichsten Gruppierungen, die bei uns in den "Topf Taliban" geworfen werden, seien ausschließlich Paschtunen?
Beides ist Grundfalsch.
1.
Die Paschtunen sind Teil der afghanischen Gesellschaft. Ja, Afghanistan gründet sogar auf dem (1747) vom Ahmed Schah Durrani begründeten paschtunischen Reich, dass allgemein als Vorläufer des heutigen Afghanistans gilt. Der Staatsname "Afghanistan" selbst hat sich dagegen erst 1919 etabliert. *)
Dass 1919 das Siedlungsgebiet der Paschtunen zwischen "Afghanistan" und "Pakistan" geteilt wurde, ändern nichts daran, dass die Paschtunen nach wie vor zu den größten Volksgruppen in Afghanistan gehören - und deshalb sind auch paschtunische Taliban ein Teil der afghanischen Gesellschaft.
Übrigends: Hamid Karzai, der derzeitige Staatspräsident, ist auch Paschtune.
Wir unterstützen also - wenn wir die Situation herunterbrechen wollen - sogar einen Vertreter der Paschtunen gegen andere Paschtunen.
2.
Dass "Taliban" ein Sammelbegriff für die unterschiedlichsten Gruppierungen ist, haben wir
hier schon aufgeführt.
Wiederholungen müssen nicht sein.
Ergänzend kann ich aber auf folgende FAQ in der "ZEIT" hinweisen:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-01/Afghanistan-Pakistan-FAQ">http://www.zeit.de/politik/ausland/2010 ... kistan-FAQ</a><!-- m -->
Zitat:...
Was sind die Taliban?
Die Taliban sind in ihrer Mehrheit ...
(also nicht ausschließlich) Zitat:... Paschtunen. Ihr Herzland ist die Region um Kandahar. Ihr historischer Führer ist Mullah Omar. Die Schura - der oberste Rat der Taliban - sitzt angeblich in der pakistanischen Grenzstadt Quetta. Es gibt afghanische und pakistanische Taliban. Sie verfolgen ähnliche Ziele und unterstützen sich grenzüberschreitend.
Was ist der Unterschied zwischen Taliban und al-Qaida?
Die Taliban sind eine ...
(nicht nur sondern mehrheitlich )Zitat: .... paschtunische,nationale Gruppe.
Sie haben noch nie Anschläge im Westen verübt. Ihr Ziel ist es, Afghanistan von ausländischen Besatzern zu befreien.
Al-Qaida ist eine transnational organisierte und agierende Terrorgruppe. Al-Qaida verübte zahlreiche Anschläge im Westen. Ihr Ziel ist es, das Herrscherhaus in Saudi Arabien zu stürzen, die USA zu besiegen, Israel zu vernichten und ein Kalifat zu errichten.
Ist al-Qaida eine Gefahr für Afghanistan?
Es war eine Gefahr für Afghanistan. Ob es heute noch eine ist, wird man erst nach dem Abzug der westlichen Truppen aus Afghanistan sagen können. Letzte Stellungnahmen der Taliban lassen vermuten, dass sie zu al-Qaida auf Distanz gegangen sind.
Wie viel Rückhalt haben die Taliban unter den Afghanen?
Unter den Paschtunen im Süden und Ostens des Landes viel, im Norden, wo weniger Paschtunen leben, ist der Rückhalt geringer.
Wie viel Rückhalt haben die Taliban in den paschtunischen Stammesgebieten im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet?
Unter den Bedingungen des Krieges haben sie im Grenzgebiet viel Unterstützung erfahren und wo dies nicht geschah, diese mit Terror erzwungen.
...
3.
Und weil damit schon Deine Ausgangsposition grundfalsch ist, kann die Analyse nicht besser werden.
Ich erspar mir daher weitere Ausführungen und poste lieber einen Artikel der FTD:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/politik/international/:afghanistan-vereinte-nationen-verhandeln-mit-taliban/50067366.html">http://www.ftd.de/politik/international ... 67366.html</a><!-- m -->
Zitat:29.01.2010, 13:56
Afghanistan
Vereinte Nationen verhandeln mit Taliban
Ein möglicher Schritt in Richtung Frieden: Vertreter der Uno und einige Taliban-Kommandeure sind offenbar zusammengekommen, um über Friedensverhandlungen zu diskutieren. Westerwelle setzt seine Hoffnung indes auf das Aussteiger-Programm.
...
soll das jetzt die Parteinahme beenden?
Edit - Anmerkung:
Zur engen Beziehung zwischen "Afghanen" und "Paschtunen" vgl. auch <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.scinexx.de/dossier-detail-408-11.html">http://www.scinexx.de/dossier-detail-408-11.html</a><!-- m -->
Zitat:..
Namensgeber: Die Paschtunen
„Die Afghanen“, das ist – rein etymologisch gesehen – das Volk der Paschtunen, die vorwiegend im südlichen und östlichen Teil Afghanistans leben. Denn „Afghane“ heißt auf persisch Paschtune. Als Afghanistan, als „Land der Paschtunen“, wurde das Siedlungsgebiet der Paschtunen erstmals im Jahr 1801 im Anglo-Persischen Friedensvertrag bezeichnet.
Heute gilt Afghanistan als ein Vielvölkerstaat mit, je nach Quelle, 50 bis 200 Ethnien und Minoritäten. Die Mehrheit der etwa 30 Millionen Afghanen bilden heute mit etwa 40 Prozent Bevölkerungsanteil die Namensgeber des Landes, die Paschtunen.
...
Die zweitgrößte ethnische Gruppe in Afghanistan bilden mit etwa 30 Prozent Bevölkerungsanteil die Tadschiken. Sie sind persischer Abstammung und sprechen Dari, die am meisten verbreitete Sprache in Afghanistan. Das Dari entspricht dem Persischen oder Farsi ...
Die Hazara schließlich, ein vermutlich turk-mongolischstämmiges Volk, sind mit etwa 20 Prozent die drittgrößte Bevölkerungsgruppe. Sie sind auch persisch-sprachig, in der Sprache finden sich jedoch viele mongolische und turk-sprachige Wörter. ...
Die Hazara gehören überwiegend dem schiitischen Islam an, ...
Usbeken, Turkmenen, Nuristani, Belutschen, Paschai, Aimaq oder Farsiwan sind weitere ethnische Gruppen, die zusammen etwa zehn Prozent der Bevölkerung ausmachen und vor allem im Norden und Nordosten leben, ...
Wie unscharf die Einteilung zwischen verschiedenen Volksstämmen in Afghanistan jedoch ist, zeigt der Anteil der gesprochenen Sprachen. Während die Paschtunen mit etwa 40 Prozent den größten Teil der Bevölkerung bilden, sprechen nur etwa 35 Prozent der Afghanen Paschtu. Viele Paschtunen, vor allem in Kabul, sprechen ihre Muttersprache nicht, sondern verständigen sich in Dari. Diese Sprache wird von etwa der Hälfte aller Afghanen genutzt, eingeschlossen die Tadschiken und Hazara. Die Turksprachen Usbekisch und Turkmenisch spricht etwa ein Zehntel der Afghanen.
...
Abdur Rahman jedoch begann ... mit einer „Paschtunisierung“, Paschtunen wurden vor allem im Norden angesiedelt, wo bisher vorwiegend andere ethnische Gruppen gelebt hatten. Auch bei der Verteilung von Land wurden die Paschtunen bevorzugt..,
da kann man dann wirklich nicht sagen, die Paschtunen seien nicht Bestandteil der afghanischen Gesellschaft ...