Zitat:Mir ist dies alles schon bekannt, nur bezieht sich deine Schilderung auf die 80er Jahre!!! Das war eine andere Zeit, eine andere Welt, eine andere Situation.
Klar, wir leben immer im Jetzt und davor und danach sind andere Zeiten. Aber das ist es ja gerade was ich kritisiere. Durch diese kurzfristige zweckorientierte Denke ("der Zweck heiligt die Mittel und nach mir die Sintflut") hat man sich die Taliban regelrecht herangezüchtet, oder besser, gemästet.
Zitat:Die Sowjets waren nunmal die Feinde und die Dschihadisten waren nunmal willkommene Helfershelfer gegen den großen Feind, zumal Pakistan immer ein relativ verläßlicher verbündeter der Amerikaner war und es da nunmal immer Beziehungen bestanden, auch nach der stärkeren Islamisierung unter General Huq in den 70er Jahren.
Das war ja anfangs noch ein relativ bunt zusammengewürfelter Haufen. Die radikalen Kräfte, die auch zu Selbstmord bereit waren, hat man dann zusätzlich rangekarrt. Aus Europa, aus Asein, aus Nordafrika, aus den arabischen Staaten, ... was zum Beispiel auch so Länder wie Ägypten in der Zeit enorm entlastet hat.
Dies geschah mit politischer, finanzieller und logistischer Unterstützung der USA (Stinger-Raketen, Sturmgewehr M-16, russische Waffen über den Schwarzmarkt, Finanzmitteln, Informationen und Militärberater) in Zusammenarbeit mit den arabischen Verbündeten aus den VAE, Saudi-Arabien und Pakistan (Koranschulen, Anwerbung von Kämpfern auf der Welt). Nichts geschah dort in der Zeit gegen das Einverständnis und der Unterstützung der Amerikaner und seiner wahabitischen Freunde. Gerade diese Zusammenarbeit machte diese Gruppe so stark. Diese gezielte Ansammlung von radikalen, äusserst gewaltbereiten Wahabiten war also kein Unfall oder ein afghanisches Gesellschaftsphänomen, sondern überwiegend ein Kunstgebilde was sich dann verselbstständigte. Die von den Iranern unterstützen afghanischen Schiiten hatten sich übrigens an dem Kampf gegen die Sowjets
nicht beteiligt! Warum wohl..
Zitat:Ohne jetzt die Amerikaner und Briten zu sehr zu verteidigen: die Welt ist nunmal komplex, zu komplex um jede Nachwirkung einer Handlung mit genauer Sicherheit 15 oder 20 Jahre lang in die Zukunft voraussagen und bestimmen zu können.
Also auf 15-20 Jahre hatten sie durchaus voraus geplant. Nach dem Abzug der Sowjets und dem sich abzeichnenden Ende des kalten Kriegs, verlor der folgende Bürgerkrieg in Afghanistan seine Bedeutung als Kriegsschauplatz der großen Mächte.
Die USA hatten daraufhin aber schon wieder ihr nächstes Eisen im Feuer.
Für sie war es sehr angenehm, wenn die von den Iranern, Indern und Russen unterstützte Nordallianz von den eigenen Verbündeten aus der wahabitischen Fraktion (Taliban, Pakistan, Saudis, VAE) geschlagen würde. Man setze den verhassten iranischen Mullahs neben dem Saddam Regime im Westen nun auch im Osten die Taliban vor die Nase. Was auch auf der iranischen Seite der Grenze mehrere tausend Soldaten das Leben kostete.
Wenn es den eigenen Freunden in der Region noch zusätzlich eine Freude macht UND dazu noch Öl-Deals von Talibanseite in Aussicht gestellt wurden (Verhandlungen zwischen Talibanabgesandten mit UNOCAL und Bridas in Texas), dann war die Sachlage soweit perfekt für die USA.
Auch diese Entwicklung war kein Unfall, kein Zufall. Die Taliban-"Regierung" wurde dann folgerichtig von 3 Staaten offiziell anerkannt: Von Pakistan, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Der einzige "Unfall" der dann folgte war 9/11 und dass sich ein US-feindlicher Herr bin Laden unter den Taliban eingenistet hat. Die Verbrechen der Taliban an Kultur und Menschen hatten bis dato niemanden gestört. Das störte komischerweise erst nach 9/11...seltsam nicht?
Was in New York geschah war eine schlichte Kausalität. So kann man eben nicht jahrzehnte lang austeilen, sondern muss auch mal einstecken. Wenn es durch die eigenen Kreaturen geschieht, umso lehrreicher. Das Leid was man in Afghanistan zu einem großen Teil mit verursacht hat, ist nachwievor ungleich größer.