Auf gehts...
Zitat:ich kann mir beim allerbesten willen nicht vorstellen, dass es in afghanistan einen stabilen und florierenden staar geben wird. sobald die isaf- und nato-truppen abziehen, werden die jetzt auf niedrigstem niveau dahin köchelnden konflikte wieder offen ausbrechen, genauso wie jetzt auf dem balkan. und in bosnien-herzogwina ist die ausgangssitaution um einiges besser als in afghanistan: es gibt eine funktionierende infrastruktur und verwaltung, die bevölkerung ist bedeutend besser gebildet und die geographische lage ist bedeutend besser. unf trotzdem hat es die westliche staatengemeinschaft nicht geschafft, einen stabilen (demokratischen) staat aufzubauen. sobal die westliche truppen abgezogen sind, genügt ein funke und die gesamte region versinkt wieder im chaos.
Stabil und florierend sind relative Begrife, aber man kann dort durchaus auch ein funktionierendes Gemeinwesen mit Geduld und Aufwand hinzaubern. Dass das alles mit Problemen verbunden ist, würde ich nie bestreiten, nur darfst du das nicht so schwarz-weiß sehen. Die ISAF-Truppen werden noch lange dort bleiben müssen ( gleichsam als fast-permanente internationale Präsenz) um die Ausbildung von Strukturen zu assistieren und ein wenig die Zurückhaltung gewisser Gruppen sicherzustellen. Dass bei morgigem Abzug alles zusammenbricht, das ist klar.
Aber auch beim Thema Balkan möcht ich dir widersprechen und deine Schwarz-weiß-Malerei relativieren:
Mazedonien beispielsweise hält dank europäischer Überwachung (Operationen Artemis und Corcordia) doch ganz gut zusammen. Kroatien hat sich Richtung Europa gedreht und auch Serbien unter Kostunica streckt seine Fühler wieder Richtung Eu aus. Bosnien ist für die Schwere der Lage auch rehct stabil und die Fortschritte ok. Letztlich ist der Einfluß von uns dort aber zukünftig immer gegeben, denn allein die europäische Perspektive ( Europäischer Stabilitätspakt) sichert unseren Einfluß und unsere Einwirkung. Dass aber natürlich nicht immer alles optimal läuft, ist klar.
Zitat:einen langen atem für was? es fehlt eine realistische (!!!) vision für die zukunft aghanistans, auf die dann zügig hingearbeitet werden kann. denn afghanistan ist meines erachtens nach den tod keines einzigen deutschen soldaten wert ...
Genau die kann man nicht haben, wenn man etwas bewirken will. Akademisch gesprochen: Jede Finalitätskonstruktion muss als Entwurf aufgrund der nicht abbildbaren und überkomplexen dynamischen sozialen Realität in diesen fremden Ländern scheitern, da die Interaktion diverser Lebenswelten zum Zwecke der funktionalen Strukturanpassung nicht von vornerein intersubjektiv verläuft und jedes Missverhältnis und Mussverständnis unweigerlich afunktionale, unintendierte und dynamisierende Elemente in die Entwicklung bringt, die jeden Finalitäsentwurf obselt werden lassen.
Auf deutsch: Du kannst mit einer Endvision dort nicht arbeiten, da die Verhältnisse, die Lebenssichten und Einstellungen ganz andere sind. Du kommst mit deinen fertigen Schablonen dort an und willst die Verhältnisse dann entsprechend verändern. Aber da deine Pläne nicht passen zum Land und das Land und die Menschen sich nicht so einfach ändern lassen ( die basieren nur auf unseren Vorstellungen), wirst du scheitern. Das genau ist das Problem der amerik. Vorstellung von State- und Nationbuilding, die Shahab so schrecklich findet. Diese aber sehr inhaltlich schwachen und analytisch oberflächlichen Konzepte kritisiere ich doch auch selbst ( dürfte ja klar sein). Diese Leute hatten wohl sich nie ein Deut um Ethnologie und
Soziologie geschert ( dies als interdisziplinarische Kritik an amerik. Politikwissenscjaftlern

). Aber genau diese Kardinalfehler würde ich nicht machen wollen und dein Kommentar zeigt genau diese Schwäche. Man muss funktionsorientiert, zweckorientiert arbeiten: Also, wie bekomme ich die wirtschaftliche Misere unter den dortigen Verhältnissen hin, wie löse ich das Problem der Frauenmißhandlungen. Probleme musst du dabei als ständig bestehende Sachfargen sehen, die man nicht endgültig lösen kann, sondern die man in zu entwerfenden Strukturen bewältigen können mußt. Und mit der Zeit müssen diese Bewältigungen eben besser werde. Nur da smuss eben flexibel, unter dne dortigen Zuständen passieren. So funktioniert da sganze, nichgt anders...
Zitat:und wir haben kein geld - zumindest nich so viel geld, dass wir es in afghanistan zum fenster rauswerfen könnten. und wir haben vor unserer haustür bedeutend größere probleme, mit denen wir uns befassen sollten. und ob sich afghanistan in 20 jahren sehr verändert haben wird, halte ich doch für sehr, sehr fraglich
Failed States sind aber ein Problem, das man angehen muss. Einfach so sich die ihrem Schicksal überlassen können wir nicht, ansonsten werden die zu Brutstätten von Kriminalität und Terror ( oder werden es noch mehr als schon jetzt) und das tangiert uns in einer interdependenten Welt auch. Irgednwann bekommt man die Rechnung heutzutage schon präsentioert fürs Wegschauen und Ignorieren. Geld ist überdies international vorhanden, man muss es nur mobilisieren.
Dass das alles sehr schwierig ist, würd ich nicht bestreiten wollen. Wenn das alles so einfach wäre, dann hätte man das alles schon geöst. Aber etwas tun muss man trotzdem.
@Shahab
Zitat:Ich kannn diese Begriffe (State- und Nationbuildiung) nicht mehr hören. Wer sich das in den USA ausgedacht hat, hatte ohnehin keine Ahnung wovon er redet. Wahrscheinlich kommt dann wieder das Beispiel BRD. Tja, nur leider war das hierzulande auch vergleichsweise einfach. Eine Nation war seit je her vorhanden.
Woher Deine recht allgemeine Zeitspanne von 10 Jahren herrührt ist mir auch nicht ganz klar. Von 1 Jahr bis niemals lässt sich da wohl jede Theorie für Einzelfälle aufstellen. Für Afghanistan tendiere ich, so leid es mir tut, deutlich zum oberen Ende der Skala.
Mhm, zu der Sache von State und Nationbuilding hab ich oben schon was geschrieben, das wiederhole ich jetzt nicht nochmal.
M. E. sind solche Sachen wie Nation- und Statebuilding emminet wichtig, da es immer mehr failed States und failing states gibt, die die Entwicklungen der interdependenten und sich weiter vernetzenden Welt so nicht mitgehen können aufgrund innerer "Kaputtheit" (schlechte Strukturen, die keine Problem und Konfliktbewältigung sicherstellen...) und den innerem und äußeren Druck nicht verkraften können. Dabei verstärken sich die endogenen und exogenen Effekte noch ( ein Staat kommt in eine verheerende Wirtschaftskrise, da es Neuerungen am Weltmarkt nicht nachvollziehen kann und die eh schon bestehenden inneren Probleme von Clan-Fights werden dadurch verstärkt usw...).
Da muss man eingreifen und schwache Institutionen und Strukturen reparieren. Das verletzt zwar die Souveränitäzt der Staaten, aber in einer globalen Gesellschaftswelt kann man eh drauf pfeifen. Es hat so oder so seine Auswirkungen auf uns.
Also muss man eingreifen, aber natürlich nicht so plump und mit solch dümmlichen Final- und Zielvorstellungen wie die Amerikaner sie haben. Beratung und begleitende Hilfe ist angesagt ( um wie oben ausgeführt) die Problembewältigungsstrukturen innerhalb der Staaten zu stärken.
Sowas ist schwer, sowas dauert und im Falle Afghanistans ist dies sicherlich auch schwer. Aber für meinen Geschmack bist zu ein bißchen zu sehr Traditionsvernarrt.
Aber man kann imme rund überall bei vorsichtigem Vorgehen Strukturen udn Lebenswelten ändern. Auch in Afghanistan. Klar kommt da kein moderner Staat in 10 oder 20 Jahren heraus, aber es geht darum, eine Basis für eigene Entwicklung zu schaffen, für friedliche Konfliktbewältigung etc. Dies ist im falle Afghanistans sehr schwierig und wenn ich ein fertiges Konzept hätte würde ich mein Studium auch mal für ein sagen wir zwei- oder dreijährigen Aufenthalt in Afghanistan unterbrechen. Aber rein von der Theorie kann man so vermittelnd (mediatisierend) in die dortigen lebesnwelten einwirken, dass eben sie nicht mehr wie die Vormenschen sich stets und ständig die Köpfe einschlagen. Es sind immerhin Menschen und ich würde nicht denken, dass sie zu dumm wären oder zu brutal, als dass sie nicht friedlich leben könnten ( oder meinst du sowas??). Die Strukturen sind dort halt sehr problematisch und da was zu machen, darin liegt die MAmmuthafte von intelligentem Statebulding.
Zitat:Sehe ich ganz anders! Gerade in Afghanistan haben wir aus dem historischen Kontext heraus ( vgl. <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.auswaerti">http://www.auswaerti</a><!-- m -->[...];land_id=1 ) die vertrakte Situation, dass es ein Staat ist, bei dem so ziemlich jede Volksgruppe eine Herrschaft über Teile des Landes für sich beanspruchen kann.
Wechselnde Besatzungen und Einfall so ziemlich jeder Macht und Volksgruppe der Region ziehen sich wie ein roter Faden über tausend Jahre durch die Geschichte dieses Landstreifens.
Die Monarchie war nach der Aufgabe des britischen Proetktorats dabei noch die deutlich künstlichste von allen.
Von einem wirklichen afhanischen Nationalbewusstsein kann eher weniger die Rede sein. Viel wichtiger war es seit jeher, ob man Turkmenischer, Paschtunischer, Schitiischer, oder sontwelcher Herkunft war und ist.
Erstens: Ich will denen nicht ihre Identität nehmen. Auch bei uns gibt es Sachsen und Bayern, aber es geht darum, die Konfliktträchtigkeit dieser Identitäten zu reduzieren. Und da ist ein vorhandener nationaler Pretext - wie es ihn nunmal schon gab, egal ob künstlich oder nicht - durchaus positiv.
Und Syrien und Irak gab es nie als Staaten

.
Syrien war eine sehr viel größere Provinz des osmanischen Reiches, die vorher zwischen Seldschuken, diversen arab. Kalifaten und Fürstentümern, den Kreuzfahrer und Ostrom umstritten war bzw. früher noch zwischen Rom und den Parthern usw. . Und der Irak ist ja nunmal ein absolutes Kunstprodukt, der war als Zweistromland dauerhaft zwischen Rom/Ostrom/Arabern/Türken und Persern/Parthern/Persern umstritten. Aber dort haben sich halt Strukturen etabliert.