29.03.2014, 18:55
Shahab3 schrieb:Seitdem ich in diesem Forum lese, wird im Umfeld der Bundeswehr geweint und geheult, dass man nicht die allerbeste aller verfügbaren Waffen bekommen hat, sondern nur die zweitbeste. Dass hier etwas zu teuer war und woanders dafür etwas zu kurz gekommen ist. usw... Das Beschaffungswesen ist schlecht und falsch und die Rüstungskonzerne sind schlecht und falsch und die Waffen sind schlecht und falsch usw...:roll: Hunderte von Seiten mit immer dem gleichen sich wiederholenden sinnfreien Gebrabbel...Ich kann mir ja denken das in gewissen südlichen Ländern da eine etwas andere Mentalität vorherrscht, aber in Deutschen Landen haben viele (die herrschende Klasse allerdings nicht mehr) noch ein gewisses Problem mit Misswirtschaft und Korruption.
Und die Bundeswehr ist diesbezüglich so mit der schlimmste Sumpf den es hierzulande gibt.
Es geht dabei allerdings meisten weniger um die Qualität der gelieferten Rüstungsgüter sondern um den Umstand, das diese viel zu spät, viel zu teuer und in viel zu geringen Mengen kommen. Und vor allem das die Bundeswehr als Musterfall erstarrter Bürokratie nicht mehr ansatzweise in der Lage ist daraus irgendetwas zu machen.
Ich weiß da nicht inwieweit du mit der Realität in der Truppe vertraut bist, aber zumindest ich erschrecke mich immer wieder wie desaströs es überhaupt aussieht wenn Internes angesprochen wird.
Der Blog von Wiegold, Augen Geradeaus, ist da eine sehr schöne Quelle weil das sehr viele Aktive aktiv sind.
Nur als aktuelles Beispiel hinsichtlich der Stationierung von Gepanzerten Verbänden des Heeres in den östlich Natoländern - wir sind effektiv nicht in der Lage auch nur eine Schwere Brigade in den Einsatz zu bringen. Das Material ist nicht mehr vorhanden, die noch existierenden Verbände sind nur anteilig ausgestattet und der Klarstand ist nochmal geringer. Personell siehts noch schlimmer aus. Viele Stellen auch in den Kampftruppen sind erst garnicht besetzt oder das Personal ist aus sonstigen Gründen nicht vorhanden oder nicht verwendbar.
Zudem fehlt es an Versorgung und Logistik. Munition, Ersatzteile, Treibstoff, medizinische Versorgung, personelle Reserven, Luftabwehr, Luftunterstützung etc - alles was man so an Strukturen brauch die es ermöglichen würde Großverbände mit verbundenen Waffen ins Feld zu stellen und dort kriegsfähig zu halten sind effektiv nicht mehr vorhanden. Es mangelt an allen Ecken und Enden, der Ansatz Breite vor Tiefe wirkt sich in allen Waffengattungen verheerend aus.
Die Bundeswehr denkt nicht vom Kampfeinsatz her oder von militärischen Sachzwängen aus sondern ist im wesentlichen in der eigenen Bürokratie erstickt. Es wird schon seit geraumer Zeit nicht mehr davon ausgegangen in wirkliche Kämpfe verwickelt zu werden. Das Gefecht mit Verbundenen Waffen auf Brigadeebene wird quasi nicht trainiert. Es gibt kaum Erfahrungen wir ein Großverband in Zusammenwirkung mit Pionieren, Artillerie, Luftunterstützung usw. im Feld zu führen ist.
Selbst Manöver auf Battalionsebene finden kaum statt weil effektiv das Material fehlt um alle Verbände STANmäßig auszurüsten. Es ist strukturell damit garnicht mehr möglich auch nur die Mehrheit der Kampftruppen ins Feld zu bringen!
Effektiv sieht es wohl heute so aus, dass wenn man abseits von V-Fall artiger Mobilmachung in den Osten verlegen würde alles über einen Panzerbattalion und einen Panzergrenadierbattalion schon zappenduster wäre.
Aktionen in Brigade- oder gar Divisionsstärke? Gefechte hoher Intensität über der Kompanieebene? Vergiss es!
Das ist die Realität und das ist einfach ein Armutszeugnis für das Zweitgrößte Natoland. Effektiv betrachtet ist die Bundeswehr gegenwärtig nicht in der Lage den verfassungsmäßig festgeschriebenen Auftrag Landesverteidigung zu erfüllen. Mittlerweile liegt es an Polen die Oder-Neise-Grenze zu verteidigen!
Insofern, Beschaffung ist ein Problem ja. Und die Ursachen sind im wesentlichen die selben wie für den ganzen Rest auch. Aber das führt nicht zur völligen Kampfunfähigkeit. Die ist längst da.
Und niemanden unserer politischen oder militärischen Führung interessierts. Journalie und Bevölkerung auch nicht.
Was bleibt da noch außer Querulantentum?