Forum-Sicherheitspolitik

Normale Version: Bundeswehrreform(en)
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Sorry, das stimmt nicht. Die Standortfrage wurden praktisch noch nie nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten entschieden, sondern immer nach politischen. Wenn man sich die Standortschließungen und die Standortwahlen ansieht, dann wird das offensichtlich.
Es ist nicht umsonst ein "running gag" in der Bundeswehr, dass die Modernisierung der Infrastruktur in einer Kaserne deren baldige Schließung bedeutet.
Touché, da stimme ich zu. Selbst erlebt.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/politik/deutschland/:bundeswehr-parlament-will-soldaten-besser-versorgen/60097916.html">http://www.ftd.de/politik/deutschland/: ... 97916.html</a><!-- m -->
Zitat: 30.08.2011, 20:59
Bundeswehr: Parlament will Soldaten besser versorgen
Exklusiv Hoffnung für verwundete Soldaten: Der Bundestag will ein bereits beschlossenes Gesetz nachbessern. So erhalten im Einsatz Verletzte künftig deutlich mehr Entschädigung. Der Opposition reicht das immer noch nicht.
...
Ein interessanter Artikel zum Thema RadarFüDst am Standort Meßstetten findet sich hier.
http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt...c7570.html

Was der Artikel aber nicht beleuchtet, daß m.W.n. der Katastrophenschutz, der solche Anlagen im Bedarfsfall mitbenutzt, eine Bunkerlösung vorzieht.
Darüber hinaus ist m.W.n. allein die Bunkeranlage in der Zollernalb-Kaserne in der Lage bei einer Zusammenlegung von drei auf zwei EFB den Mehrbedarf an Raum für Personal und Material zu gewährleisten.
Sehr oft wird von vielen, insbesondere von Soldaten der BW vorgetragen, dass an den Mißständen primär die Politik schuld sei. Man wolle ja durchaus, könne, dürfe aber nicht.

Meiner Ansicht nach ist die BW selbst verfault bis ins Mark, und viele der Probleme sind systeminhärent. Weit vor dem dürfen, fehlt es meiner Meinung nach schon erheblich beim Können:

Zitat:http://www.spiegel.de/politik/deutschlan...77,00.html

Weniger einsatzfähig und deutlich teurer als andere europäische Armeen: Dieses Bild der Bundeswehr ergibt sich laut "Wirtschaftswoche" anhand von Daten der Europäischen Verteidigungsagentur. Die Ausgaben pro Soldat im Einsatz betragen demnach das Dreifache des EU-Durchschnitts.

Hinter jedem Bundeswehrsoldaten im Einsatz stünden 35 Soldaten und 15 zivile Mitarbeiter in Deutschland im Grundbetrieb und zur Unterstützung, berichtet die "Wirtschaftswoche" weiter. Bei den Franzosen seien es acht Soldaten und zwei zivile Mitarbeiter, bei den Briten neun und vier, EU-weit 16 und vier. Die Ausgaben pro Soldat im Einsatz lägen bei 5,16 Millionen Euro und damit dreimal so hoch wie im EU-Durchschnitt.

Wann immer ich mit BW Soldaten zu tun hatte, viel mir immer eine immense geistige Steifheit auf, ein völliges Gefangensein im Status Quo und eine unfassbares Beharren auf erstarrten und längst ihres Sinns beraubten Inhalten.
Es fehlt da in sich selbst jeder Wille zur Veränderung und man schiebt dann die böse Politik gerne vor um die eigenen Defizite zu tarnen. Es wäre so viel mehr möglich als das was da ist. Insbesondere im kleinen Rahmen könnte man das Militärische Handwerk sehr befördern, es fehlt lediglich der Wille dies zu tun (da die eigene Karriere und das Offiziers-Studiums Getue, kurzum dieses ganze verfehlte Selbstverständnis dieser Studenten Soldaten dem vor stehen)
Also mit deiner grundsätzlichen Aussage hast du schon recht, dass es nicht (nur) an der Politik liegt.
Aber die Ausführungen dazu sind meiner Meinung nach nicht ganz treffend.

Die Probleme fangen oben an und setzen sich nach unten fort. Allerdings ist mit oben sowohl die militärsche als auch die politische Führung gemeint. Die Probleme die unten auftreten und die du beschreibst haben ihre Ursache auf der politischen und obersten militärischen Führung. Und sie werden über die Personalpolitik nach unten transferiert.

Das Karrieredenken führt dazu, dass bei weitem die meisten unserer höchsten Soldaten Opportunismus die höchste Tugend geworden ist. Man sagt den Politikern nur das, von dem man glaubt, dass sie es hören wollen. Und nachher beschwert man sich darüber, dass die Politik diese Vorgaben macht. Aber wie sollten es die Politiker auch besser wissen, wenn ihnen niemand die Wahrheit sagt, weil man Angst hat, seine Karriere zu gefährden.

Und diese Opportunisten setzen dann in der Personalpolitik ihre eigenen Schützlinge, die in der Regel ihr Ebenbild sind, durch. Dabei werden eher in der Regel als in der Ausnahme auch die eigenen Vorschriften und Gesetze ignoriert, weil man "am Runden Tisch" Soldaten für Positionen durchsetzt, die nach der - maßgeblichen - Papierlage nicht geeignet sind; die aber irgendwer mit viel Lametta da haben will. Die dadurch Geschädigten könnten zwar die Gesetze und Vorschriften theoretisch einklagen. Aber mangeldes Wissen und falsch verstandenen Loyalität - die du im übrigen auch vertrittst Quintus - führen dazu, dass dieses Vetternwirtschaftssystem fröhlich vor sich langhin gedeiht.
Hinzu kommt, dass das Personalwesen an sich ein riesiger aufgeblähter Apparat ist. Und trotz der Verringerung der Truppe in der kommenden Reform sieht es so aus, als ob die Personalführung noch wachsen wird. Die Personalplaner selbst sind durch ihre - selbstgemachten - Vorschriften so gefangen, dass ein sinnvoller Einsatz der personellen Ressoucen nicht möglich ist, da man dadurch halt gegen die Vorschriften verstoßen würde.

Alles wird der Karriereplanung untergeordnet. Offiziere müssen alle 1,5-2 Jahre versetzt werden, um die Voraussetzungen zu erfüllen um rechtzeitig befördert zu werden. In dieser Zeit wird kaum Expertise in Fachfunktionen oder Zusammenhalt mit den Untergebenen in Führungsfunktionen aufgebaut. Zudem geht durch mangeldes Wissensmanagement mit jeder Versetzung Unmengen an Wissen verloren.
Auf Ebenen der Ämter bleiben Projekte der Vorgänger sehr häufig liegen, weil man mit Projekten anderer seine eigene Karriere nicht vorwärts bringen kann.
Und auf Ebene der Truppe werden die Dienststellen oft effektiv von alten Portepisten geführt, die aber Dank der Umstellung der Unteroffizierausbildung, auch immer weniger werden.

Am Studium ist grundsätzlich nichts auszusetzen. Im Gegenteil; es zeigt sich dass studierte Offiziere unabhängig von der Studienrichtung die besseren Führer sind. Das Problem, was du vermutlich meinst ist, dass durch die Möglichkeit zum Studium viele Bewerber angezogen werden, für die das Soldatsein zweitrangig ist. Aber das ist ein Problem, dass wohl eher in der Gesellschaft zu suchen ist, denn in der Bundeswehr.

Ein Problem, dass auch aus der Personalführung und den Attraktivitätssteigerungsmaßnahmen kommt, ist die Dienstgradinflation. Das Problem ist eigentlich auch wieder politisch. Weil man keine Solderhöhungen durchsetzen konnte oder einfach nicht den Arsch in der Hose hatte es zu versuchen, hat man den Umweg über schnellere Beförderung und höhere Dienstposten gewählt. Im Endeffekt kommt es Kostenmäßig auf das Gleiche raus. Nur kommen zusätzlich noch eine Menge negativer Faktoren dazu. Zum Beispiel die oben genannte schnellere Durchschleusung durch die Dienstgrade und die damit verbundenen schnelleren Versetzungen.

Zu den Möglichkeiten auf der unteren Ebene ist zu sagen, dass die Pflichtenhefte so vollgestopft sind, dass die Führer auf den unteren Ebenen kaum Spielraum haben über die Muss -Ausbildung hinaus etwas zu tun. Damit ist es auch kein Wunder warum sich dort im eigentlichen Aufgabengebiet kaum etwas machen lässt.
Hinzu kommt, dass die Ausrüstung fehlt. Die Ausrüstung, die im Einsatz genutzt wird, ist in der Regel im Heimatstandort nicht verfügbar. Dagegen kann auch der beste Kompaniechef nichts machen.

Das ist mal eine Auflistung einiger Probleme, die ich sehe, wen auch lange nicht alle.

Das größte Problem, was du mit der Bundeswehr hast Quintus liegt aber nicht in der Bundeswehr, sondern in der Gesellschaft begründet. Und deswegen kann hier auch keine Bundeswehrreform eine Lösung bringen.
Die Entscheidung hinsichtlich der Grobstruktur ist gefallen. Der aktuelle Sachstand zur Neuausrichtung der Bundeswehr wurde heute auf der Homepage des BMVg veröffentlich. Dazu die PDF-Datei "Informationspaket zum Sachstand ...".
http://www.bmvg.de/portal/a/bmvg/!ut/p/c...XLzv38N0!/
Zitat:Im Zuge der Optimierung des Personalprozesses wird ein Organisationsbereich Personal geschaffen...

...in einem neu einzurichtenden Organisationsbereich...

Auf Basis neu konzipierter Prozesse wurde die Grobstruktur einer neuen Organisation entwickelt, ....

Und wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann gründe ich nen Arbeitskreis ...
Wasserkopf, ick hör dir wachsen.

Samun:

Traurig aber wahr.

Dennoch hege ich den Gedanken, dass wenn die Streitkräfte jetzt durch die Gesellschaft negativ geprägt werden, die Mißstände in unserer Armee also ein Spiegel der Gesellschaft sind, dass dann doch irgendwann die Gesellschaft wieder durch die Streitkräfte geprägt werden könnte, und die Reinheit und die Ideale und Werte des Militärischen an sich von den Streitkräften aus auch unsere Gesellschaft reinigen könnten. Aber dazu wird es zumindest in Deutschland zur höheren Wahrscheinlichkeit nie mehr kommen. Sic transit gloria mundi ....

Zitat:falsch verstandenen Loyalität - die du im übrigen auch vertrittst Quintus - führen dazu, dass dieses Vetternwirtschaftssystem fröhlich vor sich langhin gedeiht

Ja da hast du recht, das ist wohl der tragische Widerspruch den Treue im Militärischen hervor ruft. Ohne wirkliche Treue, wie soll man da Krieg führen ? Zugleich aber deckt diese eben die besagten Mißstände ...Früher dachte ich, blinde ignorante Loyalität meinerseits würde wenigsten mit der Zeit irgendeinen Einfluss auf meine Umgebung nehmen, oder dem höheren Ganzen trotz allem irgendwie nützlich sein....
Eigentlich könnte man resignieren bei den Zuständen. Aber ich weigere mich schon aus Prinzip aufzugeben. :twisted:
ich hätte das Personal bei Marine und Luftwaffe weiter gekürzt... hier lässt sich auch viel durch neue Techniken (Drohnen, Automatisierung) und Reduktion von Einheiten einsparen...

und dafür das Heer mehr gestärkt.

Woran es momentan mangelt sind Infanteristen für Auslandseinsätze. Man sollte schon beim Heer reduzieren, jedoch gleichzeitig eine weitere Infanteriedivision aufzustellen (Fallschirmjäger, Panzergrenadiere, vllt auch schon das Seebatallion (siehe JSS Thread).... ca 7.000-10.000 Mann wären wohl sinnvoll.
ich glaube nicht das drohnen ein stichhaltiges argument sind um im großen stil personal zu sparen (zumindest nicht bei beibehaltung aller fähigkeiten). und noch groß einheiten reduzieren will wohl eh keiner.

ich denke die tsk müssen aus dem vorhandenen einfach das beste machen und sich entsprechend aufstellen.
Naja, man kann durch Drohnen nicht wirklich Personal sparen. Man kann nur die Gefahr für die "Piloten" verringern. Denn effektiv verringert sich die Mannschaft zur Bedienung der Fluggerätes nicht. Sie sitzen halt nur nicht mehr drin. Es gibt nach wie vor für jede Drohne einen Piloten und einen Waffensystemoffizier.
Das Einspaarpotential liegt in den Stäben und den Kommandobehörden. Und davon haben Heer, Marine und Luftwaffe (und San-Dienst und SKB btw.) etwa vergleichbar relativ zur Größe.
Man bedenke an dieser Stelle auch die ganzen zusätzlichen Verbindungstäbe zwischen den Teilstreitkräften, und der Bundeswehr und NATO usw, überall gibt es Wasserköpfe ohne Ende, nur um die ganzen höheren Offiziere darin zu parken und ihnen weitere Nutz- und Sinnlose Karrieren zu ermöglichen.

Dazu die ganzen Geschäftszimmersoldaten, Ordonanzen, Versorgungsregimenter usw wenn ich allein überlege was es bei der Luftwaffe noch Versorgungseinheiten ohne jede Aufgabe gibt dreht sich mir der Magen um
Hier die neueste Streichliste der aktuellen Reform-Reform...

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.n-tv.de/politik/De-Maizi-re-will-grosse-Einschnitte-article4556876.html">http://www.n-tv.de/politik/De-Maizi-re- ... 56876.html</a><!-- m -->

Zitat:Die Streichliste umfasst 20 Hauptwaffensysteme des Heeres, der Luftwaffe und der Marine. Dabei geht es sowohl um eine Reduzierung der Bestände, als auch um Kürzungen bei laufenden oder geplanten Projekten.
...
EADS besonders stark betroffen

Da die Verträge mit der Industrie aber wohl recht wasserdicht sein dürften (das zeigt ja der angesetzte Gesprächstermin - wenn man so aussteigen könnte, würde man anrufen oder einen Brief schreiben und nicht das Gespräch suchen), wird wohl nachverhandelt.

Was ich mir wünschen würde:
Aussteigen bei den Sachen die nicht mehr in die Zeit passen (NH90, Puma und Tiger z.B.) und stattdessen bei EADS (z.B.) etwas sinnvolles anderes beschaffen.

Außerdem: Nur noch zu Festpreisen beschaffen. Argument: Wenn ihr die Verträge zu normalen Konditionen gestaltet und liefern könnt, werden wir auch weiterhin bei euch kaufen.
Bei der derzeit geplanten Verkleinerung der Bundeswehr machen alle genannten Streichungen Sinn und man sollte weiterhin das Projekt A400 generell auf den Prüfstand stellen, da es günstigere Alternativen anderer Hersteller gibt.

Ich frage mich allerdings, ob es sich ein Land wie Deutschland langfristig Leisten kann, in der derzeitigen Lage der Bedrohungen(Stichwort Iran, Stichwort Türkei vs EU, Stichwort Bedrohung durch Terror und Piraterie, Stichwort Auslandseinsätze generell) die Armee derart zu verkleinern.

Eine Größe von 300.000 Mann halte ich da eher für angemessen, aber vor allem eine Professionalisierung der Organisation und Ausrüstung der nun entstehenden reinen Berufsarmee.

Relativ unwichtig in der Sache, aber wichtig für das Selbstbewusstsein der Soldaten in der Gesellschaft wäre auch ein neuer Ausgehanzug. Hier ein interessanter Link dazu:

http://www.rp-online.de/panorama/deutsch...26323.html